Der Sangha, der Orden der Mönche und Nonnen, dient der Erhaltung und Weiterführung der Lehre des Buddha; der Ausübung der Lehre haben die Angehörigen des Sangha ihr Leben gewidmet. Daher rät der Buddha zur Reflektion über den Sangha und seiner positiven Eigenschaften, als Unterstützung bei der Entfaltung eines gesunden Geistes. Wir können diese Betrachtung mit den Versen einer Bhikkhuni namens Rohini beginnen.
Ihr Vater hatte sie befragt, aus welchem Grund sie denke, Einsiedler und Mönche seien erhabene Wesen. Er behauptete, Asketen seien nur faul, und viele Menschen tun es heutzutage vielleicht ebenso - besonders Vertreter der strengen westlichen "Arbeitsmoral"; sie seien Parasiten, die nichts Lohnendes tun und von der Arbeit anderer leben. Rohini antwortete, sie sei überzeugt vom Wert geistiger Läuterungsarbeit und lebte völlig abgeschieden. So gelang es ihr, auch das Vertrauen ihres Vaters zu gewinnen, so dass er seine Zuflucht zum Buddha, zum Dhamma und zum Sangha nahm. Ihre Verse erleuchten uns möglicherweise ebenso:
Der buddhistische Text bezieht sich auf zwei Arten des Sangha, den Ariya Sangha und den Bhikkhu Sangha. In den einleitenden Zellen beschreibt Rohini die Ariyas, die Edlen und dann diejenigen, die danach streben so zu werden. Die ersten drei Stufen der Ariyas können Laienanhänger oder Mönche und Nonnen sein. Aufgrund äußerster Reinheit können die vollkommen erleuchteten Nonnen nur im Orden leben. Diese Arahats haben ihren Geist von jeder Art von Gier, Haß und Unwissen, den drei Wurzeln alles Üblen befreit. Die anderen drei Arten Arahats streben danach, von allem frei zu werden, was von diesen Übeln noch in ihrem Geist vorzufinden ist. Alle 4 Arten der Aryias haben, graduell unterschiedlich, das Ende des Leidens erkannt. Durch diese Erfahrung des Nibbāna unterscheiden sie sich als "Edle" vom "Weltling".
In der nächsten Zeile spricht Rohini speziell über das Benehmen der Mönche und Nonnen. Sie wandern auf ihren Almosengängen in den Straßen umher und haben ihre Augen nur ein paar Schritte voraus gerichtet. "Sie sehen sich nicht um" da sie sich nicht im geringsten für das, was um sie herum geschieht interessieren. Sie besitzen kein Geld und begnügen sich mit dem Nötigsten - was immer die Laienanhänger ihnen geben. Schüler des Dhamma, die nicht im Kloster leben, täten gut daran, wie die Mönche, die eigentliche Reizlosigkeit des Daseins zu erwägen. Ein guter Mönch läßt seinen Blick nicht schweifen, vor allem nicht auf seinem Almosengang, denn auf seinem allmorgendlichen Weg ins Dorf trifft ihn eine Fülle von Sinneseindrücken, die ihn ablenken, wenn er seine Sinne nicht zügelt und Achtsamkeit übt. Ein guter Bhikkhu geht schweigsam von Tür zu Tür, bis genug Essen in seiner Schale ist, ohne daß er Begehren in seinem Geist aufkommen ließe. Solch ein Mönch interessiert sich nicht für die Einzelheiten des Lebens derer, die um ihn herum sind. Er hat beständig das wahre Wesen aller Dinge im Sinn nämlich ihre Vergänglichkeit, ihre Unmöglichkeit beständiges Glück zu geben und deren Wesenslosigkeit. Als Meditations-Schüler müssen auch wir uns, wie diese Bhikkhus darin üben, inmitten des Tumults und der Ablenkungen des Lebens gelassen und unberührt zu bleiben, indem wir uns daran erinnern, daß keines dieser Dinge es wert ist, daß man ihm nachläuft.
Rohini sagte auch, daß die edlen Mönche nicht auf Geld oder andere Besitztümer aus sind. Sie speichern nichts auf (Lebensmittel etc.). Stattdessen vertrauen sie auf ihr gutes vergangenes Wirken. Obwohl wir als Laien für unseren Lebensunterhalt arbeiten müssen, sollten wir dieses Verhaften beachten und uns eine ähnlich gelassene Einstellung gegenüber unserem Vermögen aneignen. Wir arbeiten für die Erhaltung unseres Lebens und des Lebens derer, die von uns abhängig sind. Wenn es uns aber gelingt zu lernen, die Gier nach der scheinbaren "Sicherheit" des Geldes zu verringern, werden wir erkennen, wie das Gesetz von Saat und Ernte funktioniert.
Der letzte Abschnitt im Vers sagt aus, daß das freundliche Miteinander innerhalb des Sangha durch Herkunft, Klasse oder Nation nicht beeinträchtigt wird. Dieser gute Wille ist sicher auch für uns Laien nützlich, wenn wir ihn im täglichen Leben praktizieren. Durch Eintritt in den Orden kann man sich völlig der Lehre widmen; die Mönche und Nonnen geben so uns Laien viele Beispiele, wie wir versuchen können die Lehre innerhalb der Grenzen unseres "Lebens im Hause" anzuwenden. Rohini's Gedicht hat uns einige solche Beispiele gezeigt.
Eine Vielzahl von Nonnengedichten betonen die Gefahr weltlichen Verlangens. Die Bhikkhuni namens Sumedhā schor sich den Kopf kahl, um ihre Eltern zu zwingen, die geplante Hochzeit zu annullieren und ihr den Eintritt in den Sangha zu erlauben. Doch bevor sie von zu Hause fortging, überzeugte Sumedhā ihre ganze Familie und Dienerschaft von der Gültigkeit der Botschaft des Buddha. Ihrem Verlobten, König Anikaratta, erklärte sie die Nutzlosigkeit sinnlichen Verlangens und die Unersättlichkeit der Sinne:
Gleichgültig wieviel irdische Güter wir auch besitzen mögen, wenn der Geist keine Weisheit gewonnen hat, wird das Begehren wiederkehren. Wenn die Unwissenheit nicht beseitigt wurde, wird das Verlangen nach mehr und anderen Objekten suchen, in der Hoffnung dauerhafte Befriedigung zu finden. Dauerhaftes Glück im weltlichen Bereich ist unmöglich, denn alle Sinnesobjekte ändern sich und verfallen jeden Moment, so wie es auch der Geist selbst tut. Der fortwährende Zustand tiefer Unzufriedenheit - Begierde nach Genuß - ist eine der vielen Formen gegenwärtigen Leidens. Außerdem erzeugt Verlangen selbst die karmische Energie, die das Leben zu den Wiedergeburten treibt, in fortgesetztem Bemühen nach Erfüllung. Wenn im Todesmoment der Geist noch voll Verlangen ist, folgt Wiedergeburt.
Nachdem sie diese Verse gesprochen hatte, hielt Sumedhā vor der ganzen königlichen Gesellschaft ihres Palastes einen Vortrag über den hohen Wert menschlicher Geburt in der Unendlichkeit des samsara. Das Leben in dieser Welt ist so wertvoll, denn es bietet uns die äußerst seltene Gelegenheit zu lernen, Wiedergeburt und Leiden zu beenden und Buddha's Lehren in die Praxis umzusetzen. Sumedhā sprach auch über die Gefahren der sinnlichen Freude und sinnlichen Verlangens und über den Edlen Achtfachen Pfad. Eindringlich ermahnte sie ihre Zuhörer:
Die Befriedigung, die das brennende Verlangen uns gewährt, wenn das Verlangen sein Ziel für einen Moment erreicht hat, ist nur kurz. Sumedhā drängt ihre Familie, hinter solch verwirrende und unheilsame Bindungen schaffende Vergnügen zu blicken und die Worte des Erwachten zu beachten, die den Weg zu völligem Frieden, jenseits allen Begehrens zeigen. Sie ermahnt sie, auf einen längerfristigen Nutzen zu achten und sich nicht von den flüchtigen Momenten eines Glückes einfangen zu lassen, das durch die momentane Befriedigung des sinnlichen Verlangens entsteht. Sie erinnert sie mit Worten, die auch wir uns ins Gedächtnis rufen sollten: "Das Sinnesverlangen verdirbt jene, die nicht lassen können". Sich an Vergnügen zu klammern bringt immer Schmerz. Diese Gefühle sind allzu vergänglich, auch wenn sie uns momentan vielleicht sehr angenehm erscheinen. Sie werden durch Bedingungen beeinflußt, die wir nicht völlig kontrollieren können. Wir wünschen uns immer, daß das angenehme bleibt, trotz der Tatsache, daß es sich stets wandelt und vergeht, und wir wehren uns vor dem Unangenehmen, dem doch so oft Unvermeidlichen, anstatt es gelassen anzunehmen. Sumedhās Gedicht erklärt diese Weisheit; es ist das letzte im Originaltext des Therigatha und bietet eine Zusammenfassung der Lehren Buddhas über die Gefahr der Begierde.
Auch die Bhikkhuni Subhā geht näher auf die Gefahr der weltlichen Wünsche ein; sie benutzt dabei einige eindrucksvolle Vergleiche, um die gewaltige Gefahr zu zeigen, die dem Hang zur Welt innewohnt. Irrt folgenden Vers aus dem Samyutta Nikaya kann ein Meditierer viel entdecken, indem er über Subhā's eindringliche Bilder nachsinnt:
Diese Zeilen zeigen uns die Gefahr und das Leid, dem wir begegnen, wenn wir uns in unserem Tun allzu sehr von weltlichem Verlangen leiten lassen.
Nur das eigene Erkennen dieser Gefahren motiviert einen Meditierenden, vollkommen achtsam zu werden, sich den Folgen seiner inneren und äußeren Handlungen gewahr zu werden und stets nach Loslösung zu streben. Wenn wir das Leid studieren, müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir unsere Wünsche beherrschen oder unsere Wünsche uns. Gemeinsam mit Subhā können wir erkennen, daß weltliche Gelüste Gefahren sind, und daß sie die ganze Qual der nachfolgenden Geburten verursachen. Eine unserer Aufgaben bei der Suche nach Befreiung ist die, unseren Geist darin zu Oben, das Verlangen zu erkennen, wenn es an den Sinnespforten entsteht. Ebenso sollten wir beobachten, wie es andauert und wie es wieder vergeht. Haben wir das wieder und wieder getan, werden wir verstehen, daß jedes Begehren oder jede Neigung dazu bestimmt ist unglücklich, da vergänglich, zu enden.
Der Versuch diese Achtsamkeit ohne spezielles Training zu üben, wird wahrscheinlich scheitern, denn der Weltling, der Durchschnittsmensch, nimmt im Verlangen kein Leiden wahr.
Ihn beschäftigt nur das zu erwartende Glück der Befriedigung. Er denkt stets, "Wenn es nur endlich geschieht, ist alles gut." Aber in dem Maße, in dem wir unser Tun und Reden durch sittliche Gesinnung erhellen, unsere Sinne durch Meditation beruhigen, und unter der Leitung eines guten Lehrers die Praxis der Vipassana-Medhation lernen, werden wir immer klarer erkennen, daß alles Verlangen Leid bedeutet und in Zukunft noch mehr Leiden verursacht. Auch werden wir dann merken, wie oft sich das Erreichen eines begehrten Objekts als Enttäuschung erweist, ' und - nicht das erhoffte Glück - sondern nur Leere zurückläßt. Das Ergebnis einer solchen Meditation ist ein friedvoller Geist und der erlaubt uns klare Wahrnehmung der Dinge so wie sie wirklich sind, unvermischt mit Vorurteilen, Halbwissen und Emotionen. So entsteht erstmals eine klar gesichtete, wohl geprüfte und gesicherte Erkenntnis auf deren Grundlage der Einzelne es leicht vermag, die seinem Wohl förderlichen Dinge zu betreiben und die nicht förderlichen Dinge zu unterlassen.
In der Vipassanā Meditation wird der Geist geschult, die vergängliche Beschaffenheit von Körper und Geist selbst sowie von äußerlichen Sinnesobjekten unmittelbar zu erfahren. Mit diesem direkten Wissen bzw. der so erfahrenen Einsicht, wird das vom Weltling so leidenschaftlich begehrte "Glück" wirklichkeitsgemäß nur als eine andere, feinere Leidensform betrachtet, und die ständige durch Unwissen sowie Begehren verursachte Spannung, die sich in jedem unbefreiten Geist findet, wird offensichtlich. Dann löst sich der Geist von allem Weltlichen und weiß unverbrüchlich: dem Verlangen folgt untrennbar das Leid.