1. Edition: Printed at Mahaadthai Press Department of Corrections. Published by Mr. Narong Yoothongkam 1971
Die drei Stufen des Dhamma:
- Die Stufe der Theorie (pariyati-dhamma)
- Die Stufe der Übung (patipati-dhamma)
- Die Stufe der Erkenntnis (pativedha-dhamma)
Sie müssen eine von der anderen abhängen, erst dann können sie den Buddhismus auch in weiterer Zukunft entwickeln.
"Die Stufe der Theorie" lehrt die Abhandlung, die Grundregeln und die zergliederte Erscheinung welche die Übung herbeiführt.
"Die Stufe der Übung" ist entsprechendes Üben zu dem Wissen welches gelernt wurde um die Wahrheit zu beweisen und um den vollen Genuß zu erreichen, den Frieden des Geistes.
"Die Stufe der Erkenntnis" ist die edle Wahrheit vom Leiden, die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens, die edle Wahrheit von der Beendigung des Leidens, und die edle Wahrheit vom Weg, der zur Beendigung des Leidens führt welches der Lohn der Übung ist. Das ist der Grundsatz im Buddhismus.
"Die Stufe der Theorie" ist eine ganze Kokosnuss.
"Die Stufe der Übung" ist eine ausbrechende Kokospalme durch die Kokosnussschale.
"Die Stufe der Erkenntnis" ist eine ausbrechende Kokospalme die den ganzen Behälter verzehrt.
Alle Anhänger sollen drei Stufen des Dhamma in den Gruppen der Existenz pflegen, dann werden sie Frieden und Glückseligkeit haben, im gegenwärtigen als auch im zukünftigen Leben.
Mögen sie alle die Glückseligkeit des Nibbāna erlangen.
Die Bezeichnung "Weg" hat zwei Bedeutungen. Einer ist "pakati maggo" oder gewöhnlicher Weg, d.h. Land- und Wasserwege für Menschen und Tiere. Der andere ist "patipada maggo" der Weg des guten oder schlechten Tuns. Diesen gibt es nur für Menschen und bezieht sich auf Taten, Worte und Gedanken.
Patipāda maggo hat fünf Richtungen:
Der Weg zu den vier Abgründen (apāya bhūmi) durch Verletzung der zehn Sittenregeln (sīla oder sikkhāpada) durch Gier (lobha), Haß (dosa) und Unwissen (moha).
Der Weg zur Menschenwelt (manussa bhūmi) durch Menschlichkeit, d.h. durch Einhaltung der fünf sīla oder den zehn Sittenregeln.
Der Weg zu den sechs der Sinnensphäre angehörenden (kāmāvacara) Himmeln durch die acht Arten karmisch heilsamen Bewußtseins (maha kusala citta). Daraus entwickeln sich Freigebigkeit, Anhören von Predigten und Bau von Kapellen, Tempeln, kirchlichen Schulen, Krankenhäusern und gewöhnlichen Schulen. Ferner durch die Entfaltung von Schamgefühl und Gewissensschau.
Der Weg zu den zwanzig Stätten Brahmas (brāhma loka) durch die Übung der Geistesruhe (samatha bhāvanā) mit Hilfe der Meditation auf eine der vierzig Begriffe (panātti) als Objekt der Wahrnehmung (ārammana). Das sind die zehn kasina, zehn asubha, zehn anussati, vier brāma vihara, ein āhārepatikula-sānna ein catudhātu vavatthāna und vier arūpa-kammatthāna.
Der Weg zum Nibbāna durch Entwicklung der Erkenntnis (vipassanā bhāvanā) in dem die höchste Wirklichkeit, die geistigen (nāma) und körperlichen (rūpa) Zustände zum Objekt der Wahrnehmung genommen werden.
Von den fünf Richtungen ist der zuletzt betrachtete der Weg zum Frieden. Er ist auch als "ekāyana magga" wegen folgender Eigenschaften bekannt:
Es ist ein einziger Weg und teilt sich niemals in zwei.
Es ist der Weg für einen Einzelnen, der die Gesellschaft hinter sich läßt und sich auf einen abgelegenen Ort zurückzieht, um für sich allein zu üben.
Es ist ein Weg des Erhabenen allein, d.h. Buddhas selbst, weil er den Weg durch alleinige Anstrengung entdeckt hat.
Es ist der einzige Weg, weil er nur im Buddhismus und nicht in anderen Religionen gefunden wird.
Es ist ein Weg, der nur zu einem einzigen Ziel, Nibbāna, führt. Es wird in den Pāli-Schriften so herausgestellt:
"Bhikkhus! Diese Vier Grundlagen der Achtsamkeit (satipatthāna) genügen, wenn sie voll geübt werden, zur Abwendung, zum Freisein von Lust, zur vollkommenen Befreiung, zu vollkommenem Wohl, zu vollkommener Weisheit, zur Erleuchtung, zum Nibbāna."
"Bhikkhus! Wie der Ganges nach Osten fließt, nach Osten strömt, nach Osten geneigt ist, so nähert sich ein Bhikkhu Nibbāna, der die Vier Grundlagen der Achtsamkeit übt."
Wo und wodurch entstehen und vergehen in der Gegenwart die fünf Gruppen des Anhaftens (khāndha), die zu Materie und Geist (rūpa dhamma und nāma dhamma) zusammengefasst werden können?
Sie entstehen an den sechs inneren Sinnenbasen (āyatana), nämlich an den Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Denken und an den sechs äußeren Sinnenbasen: Formen, Tönen, Gerüchen, Geschmacksarten, Berührungen und Wahrnehmungen. Wenn das Auge eine Form sieht, das Ohr einen Ton hört, die Nase einen Geruch riecht, die Zunge einen Saft schmeckt, der Körper mit etwas Kaltem, Heißem, Weichen oder Hartem in Berührung kommt und der Geist an eine Vorstellung denkt. Sie hören auf, wenn sie entstanden sind, werden geboren und vergehen unaufhörlich.
Sie entstehen an den inneren und äußeren Sinnenbasen. Wenn das Auge eine Form sieht, das Ohr einen Ton hört, die Nase einen Geruch riecht, die Zunge einen Saft schmeckt, der Körper mit etwas Kaltem, Heißem, Weichen oder Hartem in Berührung kommt und der Geist an eine Vorstellung denkt. Z.B. wenn das Auge eine Form sieht, ist Zufriedenheit daran Gier, (lobha) und Unzufriedenheit daran Hass (dosa). Mangel an Achtsamkeit im Erkennen der Wirklichkeit bei der Form ist Unwissenheit. Das gleiche trifft zu, wenn die Ohren einen Ton hören, usw.
Nein, er kann nicht davor sicher sein, da es nicht die geringste Garantie gibt.
Um vor den Abgründen vollkommen sicher zu sein, muß der Weg des Nibbāna gegangen werden.
Es ist die Übung der Vier Grundlagen der Achtsamkeit: (satipatthāna) durch Entwicklung der Erkenntnis (vipassanā-bhavanā):
Als der Vollendete in Kammasadamma, einer Ortschaft der Kurus, weilte, regte ihn das Volk zu einer Lehrrede an und er hielt daraufhin die Lehrrede über die Vier Grundlagen der Achtsamkeit. Das Volk der Kurus war fähig, tiefgründige Lehrreden aufzunehmen, weil das Klima und die Ernährung gut waren und sie alle, ob Bhikkhus, Bhikkhunis, männliche oder weibliche Anhänger einen gesunden Körper und einen zu tiefer Betrachtung fähigen Geist besaßen. Buddha erkannte dies und gab ihnen die Unterweisung in den Grundlagen der Achtsamkeit gleich einem Manne, der einen goldenen Behälter mit acht Arten Edelsteinen füllt. Deshalb gab Buddha vor der Versammlung der Kuruner die tiefgründige Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit.
Die buddhistischen Anhänger in Kuru übten die Grundlagen der Achtsamkeit regelmäßig. Selbst die Sklavenarbeiter sprachen über die Grundlagen der Achtsamkeit. Ob am Flussufer, in den Arbeitsräumen oder an den Webstühlen, überall wurde von den Grundlagen der Achtsamkeit gesprochen. Wenn eine Frau gefragt wurde, welche Achtsamkeitsübung sie pflege und sie antwortete, daß sie keine übe, tadelten die Leute sie - sie würde sich wie eine Tote betragen obwohl sie lebe, ermahnten sie nicht weiter leichtsinnig zu sein und unterrichteten sie in einer der Grundlagen der Achtsamkeit, z.B. der Betrachtung des Körpers. Hätte die Frau geantwortet, daß sie eine der Grundlagen der Achtsamkeit übe, hätten die Leute sie dreimal beglückwünscht mit den Worten: "Gut ist das!" und hätten sie gelobt, daß sie ein gutes Leben führe, wahres Menschentum erreicht hätte und Buddha auch zu ihrem Wohl in der Welt erschienen ist. Da wir dem Buddhismus begegnet sind, ist es wirklich angemessen, dass wir alle Dhamma üben sollten, um uns von den vielerlei Übeln zu befreien, anstatt die Zeit nutzlos verstreichen zu lassen. Ob wir in der Vergangenheit große Verdienste erworben haben oder nicht, wir sind fähig, den Weg und die Frucht zu erlangen, wenn wir unsere Neigung darauf richten. Dies wird z.B. durch folgenden Lehrspruch erhärtet:
"Mögen alle Arten der Wesen, von den Keimzellen (kalala) angefangen, alle lebenden Tiere, alle Daseinsformen, alle Menschen mit all ihren besonderen Eigenschaften, männliche, weibliche, Edle, Unedle, Götter, Menschen und Nichtmenschen frei von Feindschaft, Sorgen, Schwierigkeiten, Gefahren und sicher und gesund sein!"
Unser Leben sollte man so betrachten, daß es nur aus guten Taten hervorgegangen ist und eine große Seltenheit ist. Es gibt vier große Seltenheiten:
Das Entstehen eines Buddha ist eine große Seltenheit.
Als Mensch geboren worden zu sein, voll entwickelt zu sein und nicht blöd, taub, wahnsinnig oder unmenschlich zu sein, ist die zweite Seltenheit. Das ist die Folge rechten Verhaltens im vorhergehenden Leben.
Als buddhistischer Mönch oder Novize geweiht worden zu sein oder sich entschieden zu haben, die Vipassanā-Übung zu beginnen, wird als sehr große Seltenheit betrachtet.
Die vierte Seltenheit ist, Vertrauen zur Weisheit und Erleuchtung Buddhas zu haben und seiner Übung mit Zufriedenheit zu folgen, Gaben zu spenden, die Regeln zu halten, Predigten zu hören und Meditation zu üben. Das heißt, recht zu denken und Rechte Anschauung zu haben (sammāditthi).
Vipassanā zu üben bedeutet, diese Seltenheiten zur Vollkommenheit zu entwickeln und Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit mehr und mehr zu immer höheren Ebenen zu entfalten.
Jeder von uns übt Vipassanā um das heilige Leben unter den drei Disziplinen (tisikkhā) bis zur Vollendung zu führen. Deshalb ist es ein großer Vorteil und ein großes Glück, wenn wir Vipassanā bei dieser besonderen Gelegenheit üben können. Wer diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen läßt, wird später bedauern, vergeblich geboren worden zu sein und Buddhismus nur dem Wortlaut nach verstanden, aber Dhamma verfehlt zu haben. Während dessen haben andere Vipassanā geübt und das Auge der Weisheit (dhammacakkhu) erworben, sich dadurch einen unermesslichen Vorteil verschafft und Buddha die größte Verehrung erwiesen.
Darüber hinaus haben Leute, die Vipassanā geübt haben, damit den Buddhismus gefördert und zu seiner weiteren Ausdehnung beigetragen:
Fasse den bestimmten Entschluss, sich nicht entmutigen zu lassen und nicht aufzugeben, ehe man nicht das erhabene Dhamma durch große Anstrengung Geschicklichkeit und Fleiß; erreicht hat, selbst wenn das Blut eintrocknen würde und nur Haut, Sehnen und Knochen übrig bleiben würden. Selbst dann noch würde man alle Kräfte zur Erreichung des Weges (magga), des Wohls (phala) und Nibbāna einsetzen.
Iss weniger, schlafe weniger und sprich weniger.
Verrichte alle Bewegungen unter gleichzeitiger Betrachtung dreier heilsamer Dinge:
- Anstrengung (ātāpī),
- Achtsamkeit (satimā)
- Aufmerksamkeit (sampajanna)
Wenn sich der Übende entschließt, achtsam zu gehen, die Wahrnehmungen unermüdlich erkennt und nicht nach einer Rast verlangt, wird das Anstrengung genannt.
Jedes Weitergehen wird vorher überlegt - das wird Achtsamkeit genannt.
Wenn er auch nur ein Stückchen sich weiterbewegt, ist er sich der Bewegungen zur gleichen Zeit bewußt - das wird Aufmerksamkeit genannt.
Tätigkeiten die der Übende meiden muß:
Sich mit verschiedenen Tätigkeiten beschäftigen. Z.B. den Raum reinigen, schreiben, in Büchern nachschlagen und Bücher lesen.
Sich widerstandslos dem Schlaf hinzugeben. Der Übende sollte täglich höchstens vier Stunden schlafen.
Sich Gesprächen hingeben und nach Freunden suchen, um mit ihnen zu plaudern. Dabei geht die Absicht unter, Bewegungen und geistige Vorgänge zu erkennen.
Zufriedenheit in Gesellschaft anderer, nicht in der Einsamkeit.
Die sechs Sinnentore nicht gut bewachen.
Kein Maßhalten beim Essen - zuviel essen. Es ist eine gute Übung, mit dem Essen fünf Bissen vor dem Sattsein aufzuhören.
Nicht Gewahr werden der Vorgänge im Geiste, wenn der Geist einer Vorstellung folgt. Oder eine Vorstellung verlieren, ohne diese Erscheinung zu erkennen.
Versuche, den Grad von Zuversicht und Wissen und den Grad von Tatkraft und Konzentration anzugleichen, um Ausgleich und Ausgewogenheit zwischen ihnen zu schaffen.
Wenn die aufgebrachte Tatkraft groß ist, während die Konzentration unzureichend ist, wird Zerstreutheit (uddhacca) eintreten. Z.B. wenn jemand erkennt "heben, senken, sitzen, berühren" und er kann die Wahrnehmung der Berührung nicht rechtzeitig erkennen, versucht es aber trotzdem, dann ist, die überschießende Tatkraft groß und Zerstreuung ist die Folge.
Wenn die Konzentration zu stark ist, während die Tatkraft unzureichend ist, ist Trägheit und Schlaffheit (thina-middha) die Folge.
Wenn die Zuversicht (saddhā) zu groß ist, während das Wissen (paññā) unzureichend ist, wird Begehren (lobha) den Geist ergreifen.
Wenn Wissen überwiegt und Zuversicht unzureichend ist, wird Verwirrung entstehen.
Deshalb passe die Achtsamkeit an eine mittlere Geisteshaltung an, beseitige den Überschuss und ergänze den Mangel. Gleiche diese Fähigkeiten aus, wie ein Wagenlenker ein Pferdepaar im Gleichlauf laufen läßt.
Beim achtsamen Gehen (cankama) geht man langsam und erkennt die einzelnen Bewegungen jeden Moment, indem man sich ständig an die Gegenwart hält. Dabei sind die Augen auf die Zehenspitzen gerichtet und werden nicht losgelassen. Hält man den Kopf aber so nach unten geneigt, entstehen Schmerzen im Rücken und Hals. Deshalb wird der Blick auf einen Punkt zwei Meter vor den Füßen gerichtet. Tut man dies, wird man nicht die Kontrolle über den Geist verlieren und auch gute Konzentration beim Sitzen erreichen. Wahrheit wird entdeckt werden, wenn der Geist in tiefer Konzentration gewesen ist.
Nach dem achtsamen Gehen beginne in sitzender Stellung das Heben und Senken des Bauches zu erkennen. Dabei zwinge Geist und Körper nicht zu sehr und mache keine zu große Anstrengung. Z.B., wenn man sich müde fühlt und versucht wach zu bleiben. Oder wenn man nicht erkennen kann, was in Geist und Körper vor sich geht, sich aber trotzdem heftig darum bemüht. Das ist Übertreibung (attakilamathānuyoga). Man soll aber auch nicht zu schlaff in der Übung sein; z.B. den Geist unter dem Einfluss der Trübungen des Geistes lassen, wenn er dahin neigt. Diese Trägheit in der Übung (kāmasukhallikānuyoga) ist zu meiden. Man soll seinen Fähigkeiten gemäß üben, ohne Nachlässigkeit oder Übertreibung und ohne der Macht der Trübungen des Geistes anheim zu fallen. Das ist der mittlere Pfad (majjhimāpatipadā).
Halte die Achtsamkeit ungebrochen wie ein Band.
Erkenne z.B. nach dem achtsamen Gehen in sitzender Stellung jede Tätigkeit, ohne die Verbundene Folge der Momente zu unterbrechen. Mache es langsam und ohne Eile. Verlängere die Zeit des Sitzens von dreißig Minuten auf eine Stunde oder sogar mehrere Stunden, je nach Fähigkeit.
"Bhikkhus! Wer Zuneigung zu mir hat, sei wie Tissa. Wenn mir auch Leute Blumen, Weihrauch, Kerzen und alle Arten Wohlgerüche spenden, haben sie mir doch nicht wirklich Achtung erwiesen. Aber Leute, die Dhamma geübt haben, würdig des Dhamma, die haben mir wirklich Achtung erwiesen."
Achte beim Sitzen auf den Bauch, der sich beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt. Erkenne das Heben und Senken im Geiste "heben, senken" entsprechend dem Heben und Senken. Beim Liegen mache es genau so und erkenne in gleicher Weise. Erkenne beim Stehen die Stellung "stehen, stehen".
Erkenne beim Üben des achtsamen Gehens in folgenden Abschnitten: Wenn sich der rechte Fuß vorwärts bewegt, erkenne die Bewegung "rechts geht so". Richte den Blick auf die Spitze des rechten Fußes. Wenn sich der linke Fuß vorwärts bewegt, erkenne die Bewegung "links geht so". Richte den Blick auf die Spitze des linken Fußes. Wiederhole das Gleiche noch einmal. Beim Erreichen des Endes der Gehstrecke und beim Wunsch umzukehren bleibe zuerst stehen. Dann erkenne die Stellung "stehen, stehen". Dann drehe dich langsam und gelassen und erkenne die Bewegung beim Drehen "drehen, drehen". Nach der Drehung stehe zunächst still und erkenne es "stehen stehen". Dann setze das achtsame Gehen fort und erkenne die Bewegungen wie zuvor.
Jede Übung muß so lange wiederholt werden bis man darin gut erfahren ist und darin gute Konzentration erreicht hat. Dann kann man zur nächsten übergehen.
Erkenne beim Sitzen in drei Abschnitten "heben, senken, sitzen". (Das letzte ist eine Abkürzung von "so sitze ich").
Erkenne beim Liegen in drei Abschnitten "heben, senken, liegen". (Das letzte ist eine Abkürzung von "so liege ich").
Erkenne beim Stehen die Stellung "stehen, stehen" bis zum Weitergehen oder Niedersetzen. Übe dreißig Minuten achtsames Gehen wie in Übung 1. Dann gehe zu folgendem Erkennen der Bewegung über: Unterteile die Bewegung des rechten oder linken Fußes in zwei Abschnitte "heben, treten" usw. Übe das weitere dreißig Minuten. Also 30 Minuten Erkennen der Bewegungen "rechts geht so, links geht so" und 30 Minuten Erkennen der Bewegungen "heben, treten".
Meditiere über die Stellung "sitzen" bzw., "liegen", bis die Vorstellung des Sitzens oder Liegens deutlich im Geist erscheint, als ob sie von einem Spiegel zurückgeworfen wird.
Erkenne beim Sitzen in vier Abschnitten "heben, senken, sitzen, berühren". Meditiere auf den Berührungspunkt von der Größe eines Markstückes. Hefte den Geist beim Erkennen auf diesen Punkt.
Erkenne beim Liegen in vier Abschnitten "heben, senken, liegen, berühren".
Erkenne beim Stehen die Stellung "stehen, stehen".
Übe beim Achtsamen Gehen zunächst gemäß Übung 1 und 2 je 20 Minuten lang. Dann gehe zu folgendem Erkennen über: Erkenne beim Bewegen des rechten oder linken Fußes in drei Abschnitten "heben, gehen, treten". Also:
- 20 Minuten Erkennen der Bewegungen "rechts geht so, links geht so".
- 20 Minuten Erkennen der Bewegungen "heben, treten".
- 20 Minuten Erkennen der Bewegungen "heben, gehen, treten". In der dritten Phase macht man kurze, deutliche Bewegungen.
Erkenne beim Sitzen in vier Abschnitten "heben, senken, sitzen, berühren" wie in Übung 3, erkenne aber "berühren" mehrere Male bis zum Ende der Atempause, so: "heben, senken, sitzen, berühren, berühren, berühren, berühren, usw."
Erkenne beim Liegen in vier Abschnitten "heben, senken, liegen, berühren, berühren, berühren, usw."
Erkenne beim Stehen die Stellung "stehen, stehen".
Übe beim achtsamen Gehen zunächst gemäß Übung 1, 2 und 3 je 20 Minuten lang. Dann gehe zu folgendem Erkennen über: Erkenne beim Bewegen des rechten oder linken Fußes in vier Abschnitten "anheben, abheben, gehen, treten". Übe das weitere 20 Minuten lang, also:
- 20 Minuten "rechts geht so, links geht so".
- 20 Minuten "heben, treten".
- 20 Minuten "heben, gehen, treten".
- 20 Minuten "anheben, abheben, gehen, treten".
1. Erkenne beim Sitzen in vier Abschnitten "heben, senken, sitzen, berühren". Wo auch immer ein Berührungspunkt ist, meditiere darüber und erkenne entsprechend. Z.B.:
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit der linken Gesäßhälfte.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit der rechten Gesäßhälfte.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem rechten Knie.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem linken Knie.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem rechten Knöchel.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem linken Knöchel.
2. Erkenne beim Liegen in vier Abschnitten "heben, senken, liegen, berühren."
3. Erkenne beim Stehen die Stellung "stehen, stehen".
20 Minuten "rechts geht so, links geht so".
20 Minuten "heben, treten".
20 Minuten "heben, gehen, treten".
20 Minuten "anheben, abheben, bewegen, treten".
20 Minuten "anheben, abheben, bewegen, senken, treten".
1. Erkenne beim Sitzen so:
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit der rechten Gesäßhälfte.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit der linken Gesäßhälfte.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem rechten Knie.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem linken Knie.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem rechten Knöchel.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren mit dem linken Knöchel.
"Heben, senken, sitzen, berühren", berühren des Bodens mit verschiedenen Punkten des Körpers.
2. Erkenne beim Liegen "heben, senken, liegen, berühren".
3. Erkenne beim Stehen die Stellung "stehen, stehen".
4. Erkenne beim achtsamen Gehen die Bewegungen:
5 Minuten "rechts geht so, links geht so".
5 Minuten "heben, treten".
10 Minuten "heben, gehen, treten".
10 Minuten "anheben, abheben, bewegen, aufsetzen".
10 Minuten "anheben, abheben, bewegen, absenken, aufsetzen".
20 Minuten "anheben, abheben, bewegen, absenken, aufsetzen, absetzen" als weitere Unterteilung der Bewegung.
Nach achtsamem Gehen bis zum Ende der Strecke halte um zu drehen. Vor dem Halten erkenne das Wollen "will halten, will halten". Erkenne nach dem Halten die Handlung "anhalten, anhalten". Erkenne vor dem Drehen das Wollen "will drehen, will drehen". Erkenne beim Drehen das Handeln in Abschnitten "drehen, drehen". Dann stehe still und erkenne die Haltung "stehen, stehen". Dann setze das achtsame Gehen fort und erkenne wie zuvor. Wenn Wollen aufsteigt, nach rechts oder nach links zu sehen, erkenne es "will wegsehen, will wegsehen". Erkenne die Bewegung beim Wegsehen "wegsehen, wegsehen".
Erkenne das Wollen vor dem Beugen oder Strecken "will beugen," oder "will strecken". Erkenne die Bewegung beim Beugen oder Strecken "beugen" oder "strecken".
Erkenne das Wollen vor dem Ergreifen von Gegenständen, wie z.B. Tücher, Decken, Töpfen, Bechern oder Tellern "sehen, will ergreifen". Erkenne die Handlung beim Bewegen der Hand "nähern, nähern". Erkenne die Handlung beim Berühren mit der Hand "berühren". Erkenne die Handlung beim Ergreifen "ergreifen". Nachdem man etwas ergriffen hat und die Hand heranzieht, erkenne die Handlung "heranbringen, heranbringen" usw.
Erkenne die Handlung in gleicher Weise beim Essen, Trinken, Kauen, Schmecken oder Lecken. Z.B.:
- Erkenne beim Sehen die Wahrnehmung "sehen, sehen".
- Erkenne beim Hören die Wahrnehmung "hören, hören".
- Erkenne beim Riechen die Wahrnehmung "riechen, riechen".
- Erkenne beim Schmecken die Wahrnehmung "schmecken, schmecken".
- Erkenne beim Berühren die Wahrnehmung "berühren, berühren".
- Erkenne beim Denken die Wahrnehmung "denken, denken".
Wenn beim Erkennen im Sitzen "heben, senken, usw." irgend ein Schmerz auftritt, unterbreche die laufende Übung eine Zeitlang und erkenne solange den Schmerz, die Ermüdung oder die Verkrampfung "Schmerz", "Müdigkeit" oder "Krampf". Wenn der Schmerz aufgehört hat, kehre zum Erkennen des Hebens und Senkens des Bauches zurück. Besteht der Schmerz dann immer noch, gehe darüber hinweg oder ändere die Haltung.
Erkenne es, wenn Wohlbehagen entsteht "angenehm, angenehm".
Erkenne es, wenn beim Liegen oder Stehen Wohlbehagen, Unbehagen oder gleichgültige Gefühle entstehen "angenehm", oder "unangenehm" oder "gleichgültiges Gefühl".
Wenn beim achtsamen Gehen irgendwelche Schmerzen auftreten, halte zuerst an und erkenne den Schmerz wie beschrieben. Beachte: Wenn irgend ein geistiges Bild (nimitta) entsteht, z.B. Licht oder ein Berg, erkenne es "sehen, sehen", bis es verschwindet.
Wenn beim Sitzen der Wunsch nach irgend etwas entsteht, erkenne es "benötigen" oder "wünschen".
Wenn man nicht weiter sitzen oder liegen möchte und lieber aufstehen möchte oder, wenn man etwas sieht oder an etwas denkt was man nicht mag, erkenne die Gedanken "unzufrieden" oder "abgeneigt" oder "ungeduldig".
Erkenne die Gefühle, wenn man sich schläfrig fühlt "schläfrig".
Erkenne die Gefühle, wenn der Geist zerstreut ist "zerstreut".
Erkenne die Gedanken, wenn irgendwelche Zweifel bestehen "zweifeln".
Wenn geistige Zustände wie Gier, Ärger, Zerstreutheit und Zweifel sich gelegt haben, erkenne es auch.
Wenn der Geist beim achtsamen Gehen zerstreut ist, halte an und erkenne die Gedanken "zerstreut". Setze das achtsame Gehen erst fort, wenn sich die Zerstreuung gelegt hat.
Wenn der Geist im Gesehenen, in Tönen, Geruch, Geschmack und Berührung zufrieden ist, wisse, daß es Zufriedenheit in den fünf Ufern der Sinneslust (kāma-gunā) ist. Erkenne das Gefühl "zufrieden" usw.
Wenn Übelwollen (vyāpāda) entsteht, wisse, daß es Haß oder Rachsucht ist. Erkenne es "hassend" oder "rachsüchtig" usw.
Wenn der Geist Träge und schlaff ist, wisse, daß es Trägheit und Schlaffheit (thīna-middha) ist. Erkenne es "träge" usw.
Wenn der Geist zerstreut, verärgert oder traurig ist, wisse, daß Zerstreuung und Ärger (uddhacca-kukkucca) entstanden sind. Erkenne es "zerstreut" usw.
Wenn Zweifel über geistige und körperliche Zustände (nāma-rūpa), über die höchste Realität oder über Begriffe (pannatti) entstehen, wisse, dass es Verwirrung (vicikicchā) ist. Erkenne es "zweifeln" usw.
Erkenne die Gedanken vor dem Niedersetzen "will sitzen" usw. Dann läßt man sich stufenweise nach und nach nieder und erkennt die Handlung "niedersetzen" usw. bis der Boden berührt wird. Erkenne in 8, 9, oder 10 Abschnitten.
Wird beim Erkennen "heben, senken, sitzen, berühren" usw. ein Juckreiz verspürt, erkenne "es juckt" usw. Bleibt der Juckreiz nach dem Erkennen und man will die Stelle kratzen, erkenne die Absicht "möchte kratzen" usw. Erkenne die Handlung, wenn die Hand die Stelle berührt "berühren" usw. erkenne die Handlung beim Kratzen "kratzen, kratzen". Erkenne es, wenn der Juckreiz verschwindet "verschwinden, verschwinden". Erkenne die Handlung, wenn die Hand von der Stelle zurück gezogen wird "zurückziehen, zurückziehen" bis sie wieder an der gewohnten Stelle ist. Dann achte wieder auf das Heben und Senken des Bauches und erkenne "heben, senken, sitzen, berühren".
Übe zuerst achtsames Gehen eine Stunde lang. Wünsche dann, daß die höchste Frucht des Dhamma, die noch nicht entstanden ist, innerhalb von 24 Stunden entsteht. Dann erkenne im Sitzen das Heben und Senken des Bauches "heben, senken" mit höchster Achtsamkeit. Mache diese beiden Übungen im Wechsel bis zu 24 Stunden.
Übe zunächst achtsames Gehen und setze dann wie folgt fort:
Wünsche, daß jedes Mal innerhalb einer Stunde Übung das Phänomen des Entstehens und Vergehens des Geistes mehrfach, mindestens fünfmal in der Stunde erscheint.
Wenn das Phänomen des Entstehens und Vergehens deutlich und häufig erscheint, mindestens fünfmal - höchstens 65 mal in der Stunde, dann kürze die Zeit für die Wunsch-Übung auf dreißig Minuten, d.h. wünsche, daß in den dreißig Minuten das Phänomen des Entstehens und Vergehens des Geistes mehrfach erscheint.
Wünsche gleichermaßen und verkürze die Übungszeit auf 20, 15, 10 und 5 Minuten. Innerhalb von 5 Minuten soll das Phänomen bis zu 6 mal, mindestens aber zweimal erscheinen.
Übe zunächst achtsames Gehen. Dann wünsche im Sitzen, daß der Geist für fünf Minuten vergeht. Dann erkenne "heben, senken". Die Bedingung ist erfüllt, wenn der Geist 5 Minuten lang vergeht und unbewußt wird. Prüfe die Zeit mit der Uhr wenn fünf Minuten nicht erreicht werden, übe hart, um es zu schaffen. Je länger die Zeit der Unbewußtheit dauert, desto besser.
Wünsche tiefe Konzentration in Unbewußtheit für zehn Minuten zu erreichen. Wenn es nicht erreicht wird, übe hart bis es erlangt ist und beherrscht wird. Dann übe schrittweise weiter, 15, 20, 30 Minuten bis zu einer Stunde. Dann eineinhalb Stunden, 2, 3, 4, 5, 7, 8 Stunden bis zu vierundzwanzig Stunden.
Die Zahl der Minuten und Stunden gilt nur für die Zeit tiefer unbewußter Konzentration. In solchem Zustand erfahren wir überhaupt kein Gefühl, ähnlich wie im Schlaf, aber es ist kein Schlaf. Wenn die gewünschte Zeit abgelaufen ist, kehrt das Bewußtsein von selbst zurück, ähnlich wie beim Aufwachen, aber es ist kein Aufwachen.
Vielfacher Segen folgt aus der Übung der Vipassanā-Meditation.
- Sie verlieren die fünf Hemmungen (nīvarana).
- Sie verlieren die fünf Ufer der Sinneslust (kāmagunā).
- Sie verlieren das fünffache Anhängen am Dasein (upādānakhandha).
- Sie verlieren die fünf niederen Fesseln:
- Glaube an Persönlichkeit (sakayaditthi)
- Zweifelsucht (vicikicchā)
- Anhänglichkeit an Regeln und Riten (silabbata parāmāso)
- Verlangen nach Sinneslust (kāmacchanda)
- Übelwollen (byāpāda)
12. Sie verlieren die fünf höheren Fesseln:
13. Sie verlieren die cetokhila, d.h. die fünf Nägel, die den Geist festhalten:
Ferner haben Meditierende, die Vipassanā-Meditation geübt und die Erkenntnis des Entstehens und Vergehens von nāma und rūpa erlangt haben, ein gesegnetes Leben geführt. "Wer das Entstehen und Vergehen von nāma und rūpa erkennt - selbst wenn er nur einen Tag lebte - ist weit besser als einer, der nie das Entstehen und Vergehen von nāma und rūpa sah und hundert Jahre alt wird."
Wie lange dauert es, bis man in der Vipassanā-Meditation Erfolg hat?
Wenn die Übung fortgesetzt einen Tag, 15 Tage, einen Monat, 2, 3, 4, 5, 6 oder 7 Monate, 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder 7 Jahre durchgeführt wird, hat man Erfolg. Je nachdem, ob die früheren, Verdienste groß oder klein waren. Wer große Verdienste hat, kann, wenn er morgens übt, abends Erfolg haben.
Das Wissen vom Unterschied zwischen nāma und rūpa.
Das Wissen von Ursache und Wirkung: Beziehungen zwischen nāma und rūpa.
Das Wissen, das nāma und rūpa als anicca, dukkha und anatta einsieht.
Das Wissen vom Entstehen und Vergehen des nāma-rūpa der Wirklichkeit gemäß.
Das Wissen vom Vergehen von nāma-rūpa.
Das Wissen von der gefährlichen Natur von nāma und rūpa.
Das Wissen, daß nāma und rūpa dukkha ist.
Das Wissen von Abneigung und Ekel von nāma-rūpa.
Das Wissen vom Verlangen nach Ablösung von nāma-rūpa.
Das Wissen von der Erforschung des Weges zur Befreiung von nāma-rūpa, das den Entschluß hervorruft, weiter zu üben.
Wissen, das nāma und rūpa mit Gleichmut betrachtet.
Das Wissen, das mit den Vier Edlen Wahrheiten übereinstimmt. Es bereitet uns vor, den Weg zu betreten, die Frucht des Pfades zu erlangen und Nibbāna auf dem Wege über anicca, dukkha oder anatta zu erreichen.
Das Wissen, das uns von unserem früheren weltlichen Zustand abschneidet. Nibbāna wird zum Objekt.
Das Wissen, das die Trübungen Geistes (kilesa) durch den Pfad abschneidet. Überwindung durch Zerstörung. Der Meditierende wird zum Ariya.
Das Wissen, das die Frucht des Pfades verwirklicht und Nibbāna zum Gegenstand hat.
Das Wissen, das die noch übrig bleibenden kilesa mustert.
Die für jeden buddhistischen Anhänger bindenden 5 Sittenregeln, auch 5 sīla genannt, sind:
Die für alle Novizen und Mönche bindenden 10 Sittenregeln (sikkhāpada oder sīla) sind:
- Abstehen vom Töten (pānātipātā veramanī)
- vom Stehlen (adinnadana veramanī)
- von jederart Geschlechtsverkehr (abrahmā charīya)
- von Lüge (musāvada veramanī)
- vom Genusse berauschender Getränke (surā-meraya-majja...)
- vom Essen nach 12 Uhr (vikalā bhojana)
- Sichfernhalten von Tanz, Gesang, Musik und Schaustellungen
- Vermeidung von Blumenschmuck, Wohlgerüchen, Schminke, Schmuck, Zierrat
- Vermeidung von hohen, üppigen Betten (uccāsayanā mahāsayanā)
- Abstehen vom Annehmen von Gold und Silber
Bei den 8 Sittenregeln, die an Vollmonds- und Neumondstagen, sowie beim ersten und letzten Mondviertel von vielen Laienanhängern befolgt werden, bilden die 7. und 8. der obigen 10 Regeln, zusammengefasst, die 7. Sittenregel; und dort die 9. bildet hier die achte.
Khandha, ‘Gruppen’ oder ‘Daseinsgruppen’, nennt man die 5 Gruppen, in die der Buddha die dem oberflächlichen Beobachter eine Persönlichkeit vortäuschenden gesamten körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen eingeordnet hat, nämlich
»Was immer es gibt an körperlichen Dingen, ob eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Körperlichkeitsgruppe. Was immer es gibt an Gefühl . . . an Wahrnehmung . . . an Geistesformationen . . . an Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Bewußtseinsgruppe.« (Samy.22.48).
Für alle Wesen, mit Ausnahme des Heiligen (arahat), sind diese fünf Gruppen »Gruppen des Anhaftens« (upādāna-kkhandha), und zwar in dem Sinne, daß sie Objekte des Anhaftens bilden.
Sehr häufig ist die Einteilung aller Daseinserscheinungen in 2 Gruppen: Körperlichkeit und Geistigkeit (nāma-rūpa). Eine im Abhidhamma sehr beliebte Einteilung ist die in drei Gruppen: Bewußtsein (citta), Geistesfaktoren (Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen) (cetasika) und Körperlichkeit (rūpa).
Unser so genanntes individuelles Dasein ist in Wirklichkeit nichts weiter als ein bloßer Prozeß dieser körperlichen und geistigen Phänomene, ein Prozeß, der seit undenkbaren Zeiten schon vor unserer Geburt im Gange war und der auch nach dem Tode sich noch für undenkbar lange Zeitperioden fortsetzen wird. Diese 5 Daseinsgruppen aber bilden, weder einzeln noch zusammengenommen, irgend eine in sich abgeschlossene wirkliche Ich-Einheit oder Persönlichkeit, und auch außerhalb derselben existiert nichts, was man als eine für sich unabhängig bestehende Ichheit bezeichnen könnte, sodaß eben der Glaube an eine im höchsten Sinne wirkliche Ichheit, Persönlichkeit usw. eine bloße Illusion ist.
- »Gleichwie bei Anhäufung der Teile
- Man da von einem Wagen spricht,
- Braucht man, sobald die Gruppen da sind,
- Den populären Namen ‘Mensch’.« (Samy.V.10).
Hier sei besonders betont, daß auch die sog. 5 Daseinsgruppen als solche, genau genommen, lediglich eine abstrakte Klassifikation darstellen und daß, von der vierten Gruppe der Geistesformationen abgesehen, die Gruppen als solche überhaupt keine Wirklichkeit haben und jedes Mal nur einzelne Repräsentanten dieser Gruppen mit ein- und demselben Bewußtseinszustande verbunden vorkommen können. Z.B. kann mit ein- und demselben Bewußtseinszustande jedes Mal nur eine einzige Art von Gefühl, etwa Freude- oder Trauergefühl verbunden sein, niemals aber zwei oder gar eine Gruppe von Gefühlen. Ebenso können von den Wahrnehmungen nicht mehr als eine einzelne in ein- und demselben Bewußtseinsmomente auftreten. Auch von den vielen Arten des Bewußtseins (siehe Tabelle I) kann jedes Mal bloß eine einzelne Art in ein- und demselben Momente aufsteigen, niemals aber mehrere Bewußtseinsklassen. Bloß von den 50 Geistesformationen tritt stets eine größere oder kleinere Gruppe auf.
Verkehrt ist es auch, daß man die Gruppen im Allgemeinen als zu kompakt, ja oft geradezu als mehr oder weniger dauernde Entitäten auffasst, wohingegen sie doch als Gruppen überhaupt keine Wirklichkeit besitzen und auch selbst ihre Repräsentanten nur ein momentanes, schnell dahinschwindendes Dasein haben. Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen nämlich bilden genau genommen bloß verschiedene Aspekte oder Gesichtspunkte jener unaufhörlich aufeinander folgenden einzelnen Bewußtseinsmomente, die mit ungeheurer, unmessbarer Geschwindigkeit alle Augenblicke aufblitzen und dann unmittelbar darauf für immer verschwinden. Sie sind für das Bewußtsein genau das, was Gestalt, Röte, Weichheit und Süßigkeit für den Apfel sind, und besitzen durchaus nicht mehr Wirklichkeit als diese Dinge.
Auch aus diesem Grund sind alle derartigen Ausdrücke von westlichen Autoren, wie ‘das Zusammenballen der 5 Khandhas bei der Geburt’ u. dgl. - als ob diese bereits vorher existiert hätten - äußerst irreführend und ein für alle Male zu verwerfen.
»Was aber, ihr Mönche, ist die Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha)? Die 4 Grundstoffe (mahā bhūta = Elemente oder dhātu) und die von diesen 4 Grundstoffen abhängige Körperlichkeit: das nennt man die Körperlichkeitsgruppe . . .
»Was aber, ihr Mönche, ist die Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha)? Sechs Arten von Gefühlen gibt es: durch Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper- und Geist-Eindruck bedingtes Gefühl . . .
»Was aber, ihr Mönche, ist die Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhanda)? Sechs Arten von Wahrnehmungen gibt es: Formwahrnehmung, Tonwahrnehmung, Geruchswahrnehmung, Geschmackswahrnehmung, Wahrnehmung von körperlichem Eindruck, Wahrnehmung von Geistobjekten . . .
»Was aber, ihr Mönche, ist die Gruppe der Geistesformationen (sankhāra-kkhandha)? Die 6 Arten von Willensäußerungen (cetanā), nämlich: der auf Form, Ton, Duft, Geschmack, Körpereindruck und ein geistiges Objekt gerichtete Wille . . .
»Was aber, ihr Mönche, ist die Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha)? Sechs Arten von Bewußtsein gibt es: Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper-, und Geist-Bewußtsein . . .« (Samy.22.56).
»Was da, o Bruder, an Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein besteht, diese Dinge sind verbunden, nicht unverbunden, und nicht kann man diese Dinge einzeln voneinander trennen und ihre Verschiedenheit zeigen. Denn was man, o Bruder, fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, dessen ist man sich bewußt.« (Majjhima 43).
»Unmöglich ist es, Abscheiden, Insdaseintreten, Wachstum und Entwicklung des Bewußtseins anzugeben, unabhängig von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen« (Samy.12.53).
Über die Unpersönlichkeit und Leerheit dieses dem unwissenden Weltling ein Ich vortäuschenden rastlos vorwärtsströmenden Fünf-khandha-Prozesses heißt es:
»Was immer es an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, da sollte man der Wirklichkeit gemäß in rechter Einsicht also erkennen: ‘Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst’ « (Samy.21.5).
Ferner:
»Angenommen ein Mann, der Augen hat, betrachte sich die vielen Wasserblasen auf dem Ganges, und er beobachte und untersuche sie gründlich; nachdem er dies getan habe, erschienen ihm diese leer, unwirklich und ohne Kern. In derselben Weise betrachtet der Mönch alles Körperliche, alle Gefühle, Wahrnehmungen, Geistesformationen und alles Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, gemein oder edel, fern oder nahe, und er erkennt sie als leer, nichtig und wesenlos.« (Samy.22.95).
Nachstehend folgt nun eine auf Vis. XIV beruhende zusammengefasste Übersicht über die 5 Daseinsgruppen. Dem, der sich der Mühe unterziehen will, sich in diese sehr interessante aber äußerst verwickelte Abhandlung im Visuddhi-Magga über diesen Gegenstand zu vertiefen, wird sich besonders die Tabelle über Bewußtsein und Geistesformationen als ein unschätzbarer Führer erweisen und gleichzeitig dazu beitragen, jene gewissermaßen angeborene und hartnäckige Wahnidee von einer besonderen Persönlichkeit in oder neben diesen vorübereilenden körperlichen und geistigen Phänomenen zu erschüttern.
I. Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha)
(a) 4 Elemente (dhātu, d.i. Nicht-abhängige Körperlichkeit: no upādā-rūpa)
- Erdelement (Festes) (pathavī-dhātu)
- Hitzeelement (āpo-dhātu)
- Wasserelement (Flüssiges, Bindendes) (tejo-dhātu)
- Windelement (Bewegung) (vāyo-dhātu)
(b) Abhängige Körperlichkeit - ist 24fach (upādā-rūpa)
Körperliche Sinnesorgane: (āyatana)
- 1. Sehorgan (cakkhu)
- 2. Hörorgan (sota)
- 3. Riechorgan (ghāna)
- 4. Schmeckorgan (jihvā)
- 5. Körperorgan (kāya)
Körperliche Sinnes Objekte: (āyatana)
- 6. Sehobjekt (rūpa)
- 7. Hörobjekt (sadda)
- 8. Riechobjekt (gandha)
- 9. Schmeckobjek (rasa)
- 10. Weiblichkeit (itthindriya)
- 11. Männlichkeit (purisindriya)
- 12. Lebensfähigkeit (rūpa-jīvita)
- 13. Herz, als körperl. Denkgrundlage (hadaya-vatthu)
- 14. Körp. Äußerung (kāya-viññatti)
- 15. Sprachl. Äußerung (vacī-viññatti)
- 16. Raumelement (ākāsa-dhatū)
- 17. Körp. Beweglichkeit (rūpassa lahutā)
- 18. Körp. Geschmeidigkeit (rūpassa mudutā)
- 19. Körp. Gefügigkeit (rūpassa kammaññatā)
- 20. Körp. Wachsen (rūpassa upacaya)
- 21. Körp. Kontinuität (rūpassa santati)
- 22. Körp. Verfall (jarā)
- 23. Körp. Vergänglichkeit (aniccatā)
- 24. Stoffliche Nahrung (āhāra)
II. Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha)
Alle Gefühle werden mit Hinsicht auf ihre Natur fünffach unterteilt:
- 1. Körperliches Wohlgefühl (sukha = kāyikā sukhā vedanā)
- 2. Körperliches Schmerzgefühl (dukkha = kāyikā dukkhā vedanā)
- 3. Geistiges Wohlgefühl (somanassa = cetasikā sukhā vedanā)
- 4. Geistiges Schmerzgefühl (domanassa = cetasikā dukkhā vedanā)
- 5. Indifferentes Gefühl (upekkhā = adhukkha-m-asukhā vedanā).
Die karmische Qualität des Gefühls, genau wie die der Wahrnehmung und Geistesformationen richtet sich jedes Mal nach derjenigen des damit verbundenen Bewußtseins.
III. Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha)
Alle Wahrnehmungen werden in den Sutten den 6 Sinnenklassen entsprechend in Form, Ton-, Geruchs-, Geschmacks-, Tastwahrnehmung und geistige Wahrnehmung, eingeteilt.
IV. Formationen (sankhāra-kkhandha)
In dieser Gruppe gibt es 50 Geistesformationen, unterteilt in 11 Allgemeine, 25 Edle und 14 karmisch Unheilsame. Siehe Tabelle II.
V. Bewußtseins-Gruppe (viññāna-kkhandha)
Wie bei der Wahrnehmungsgruppe wird in den Sutten das Bewußtsein, entsprechend den Sinnen in 6 Gruppen unterteilt: Seh-, Hör-, Riech-, Körper-, Schmeck-, und Geist-Bewußtsein.
Im Abhidhamma und den Kommentaren dagegen werden 89 Bewußtseins-Klassen unterschieden. Hierüber siehe Tabelle I und Tabelle II.
Karma, Pāli: kamma, wörtl. ‘Wirken, Tat’, bezeichnet, genau genommen, den die Wiedergeburt erzeugenden oder Charakter und Geschick der Wesen beeinflussenden heilsamen oder unheilsamen Willen (kusala- oder akusala-cetanā) sowie die damit verbundenen Geistesfaktoren. Dieser karmische Wille (kamma-cetanā) äußert sich in körperlichen Taten (kāya-kamma), in Worten (vacī-kamma) oder bloß in Gedanken (mano-kamma). Karma bedeutet also keineswegs das Ergebnis des Wirkens, oder gar das Schicksal von Menschen oder ganzen Völkern, wie unter dem Einflusse der Theosophie die beinahe allgemeine Auffassung im Westen ist.
»Den Willen (cetanā), ihr Mönche, bezeichne ich als die Tat (cetanāham bhikkhave kammam vadāmi), denn mit dem Willen wirkt man die Tat in Werken, Worten und Gedanken . . . Es gibt Taten, ihr Mönche, die in der Hölle reifen . . . im Tierschoße reifen . . . im Gespensterreiche reifen . . . in der Menschenwelt reifen . . . in der Himmelswelt reifen . . . Dreierlei aber ist das Ergebnis der Taten: entweder bei Lebzeiten reifend oder in der nächsten Geburt, oder bei einer späteren Gelegenheit . . .« (A.VI.63).
Die 3 Anlässe oder Wurzeln des heilsamen Wirkens sind: Gierlosigkeit, Haßlosigkeit (Güte), Unverblendung (Einsicht); die des unheilsamen Wirkens aber Gier (lobha), Haß (dosa), Verblendung (moha).
»Gier, ihr Mönche, ist ein Entstehungsgrund der Taten, Haß ist ein Entstehungsgrund der Taten, Verblendung ist ein Entstehungsgrund der Taten . . .« (A.III.109).
»Die unheilsamen Taten sind von dreierlei Art bedingt durch Gier, durch Haß oder durch Verblendung . . .«
»Töten . . . Stehlen . . . Geschlechtsvergehen . . . Lüge . . . Zwischenträgerei . . . rohe Rede . . . törichtes Plappern, ausgeübt, gepflegt und häufig betrieben, führt zur Hölle, zum Tierschoße, oder zum Gespensterreiche« (A.III.40).
»Wer tötet und grausam ist, gelangt entweder zur Hölle oder wird, wenn als Mensch wiedergeboren, kurzlebig sein; wer quält, wird mit Krankheit behaftet sein, der Zornige wird häßlich, sein, der Neidische ohne Einfluß, der Geizige arm, der Störrige von niedriger Abstammung, der Nachlässige ohne Einsicht. Im umgekehrten Falle wird man im Himmel wiedergeboren; oder als Mensch wiedergeboren wird man langlebig sein, mit Gesundheit, Anmut, Einfluß, Reichtum, vornehmer Abstammung und Einsicht ausgestattet« (vgl. M.135).
- Über die 10fache heilsame und unheilsame Wirkensfährte (kammapatha) und über die 5 höllischen ‘Taten mit unmittelbarem Ausgang’ (ānantarika-kamma) siehe Buddhistisches Wörterbuch.
»Eigner der Taten sind die Wesen, Erben der Taten, die Taten sind der Schoß, der sie gebiert, sind ihre Freunde, ihre Zuflucht. Was immer für Taten sie tun, gute oder böse, deren Erben werden sie sein. (M.135).
Mit Hinsicht auf die Zeit des Eintritts der Wirkung (vipāka) unterscheidet man, wie oben bereits angedeutet, dreierlei Karma:
bei Lebzeiten reifendes Karma (ditthadhamma-vedanīya-kamma)
im nächsten Leben reifendes Karma (upapajja-vedanīya-kamma)
in späteren Leben reifendes Karma (aparāpariya-vedanīya-kamma)
Die ersten zwei Taten mögen ohne Karmawirkung bleiben, falls die zum Eintritt der Wirkung erforderlichen Umstände fehlen, oder falls sie infolge zu geringer Intensität durch das Übergewicht von entgegenwirkenden Tendenzen keine Wirkung zu erzeugen imstande sind; in diesem Falle nennt man sie ahosi-kamma, wörtl. ‘gewesenes Karma’, d.i. wirkungsloses Karma. Die dritte Art aber erzeugt bei gebotener Gelegenheit stets eine Wirkung; und solange der Daseinskreislauf dauert, wird diese Art des Kamma nicht zu einer wirkungslosen.
Nach den Kommentaren, z.B. Visuddhi XIX, gilt der erste karmische Impulsivmoment (kamma-javana) als das bei Lebzeiten reifende Karma, der 7. Impulsivmoment als das im nächsten Leben reifende Karma; die übrigen 5 Impulsivmomente aber gelten als das bei späterer Gelegenheit reifende Karma.
Mit Hinsicht auf die Funktionen des Karma unterscheidet man:
- 1. Wiedergeburterzeugendes Karma (janaka-kamma)
- 2. unterstützendes Karma (upatthambhaka)
- 3. unterdrückendes Karma (upapīlaka)
- 4. zerstörendes Karma (upaghātaka oder upacchedaka)
Mit Hinsicht auf die Reihenfolge der Wirkung unterscheidet der VisM.:
- 1. gewichtiges Karma (garuka)
- 2. häufig geübtes Karma (ācinna u. bahula)
- 3. sterbensnahes Karma (maranāsanna)
- 4. aufgespeichertes Karma (katattā)
Das gewichtige und das häufig geübte (heilsame und unheilsame) Karma reift früher als das nichtgewichtige und das selten geübte. Das sterbensnahe, d.i. zur Sterbestunde in Gedächtnis tretende gute oder böse Karma, erzeugt die Wiedergeburt. In Ermangelung dieser drei erzeugt das aufgespeicherte Karma die Wiedergeburt.
Ein wahres Verständnis der buddhistischen Karmalehre ist nur dem möglich, der einen tiefen Einblick in die Unpersönlichkeit (anattā), u. Bedingtheit (paccaya, paticcasamuppāda) aller Daseinsphänomene getan hat.
»Überall in allen den Daseinsformen zeigt sich einem solchen bloß das durch Verknüpfung von Ursachen und Wirkungen im Gange befindliche Geistige und Körperliche. Keinen Täter sieht er außerhalb der Taten, keinen die Karmawirkung Erfahrenden außerhalb der Karmawirkung. Daß aber die Weisen sich nur einer bloßen konventionellen Bezeichnung bedienen, wenn sie mit Hinsicht auf das Stattfinden einer Tat von einem ‘Täter’ und beim Eintritt ihrer Wirkung von einem die karmische Wirkung ‘Erfahrenden’ sprechen: das hat er in rechter Einsicht klar erkannt. Darum sagen eben die alten Meister:
- »Nicht findet man der Taten ‘Täter’,
- Kein ‘Wesen’, das die Wirkung trifft
- Nur leere Dinge zieh’n vorüber:
- Wer so erkennt, hat rechten Blick.
- »Und während so die Tat und Wirkung
- Im Gange sind, wurzelbedingt,
- Kann, wie beim Samen und beim Baume,
- Man keinen Anfang je erspäh’n.« (Vis. XIX).-
Karma ist eine der 24 Abhängigkeitsbedingungen (paccaya).
Karmaformationen, sankhāra, als zweites Glied der Bedingten Entstehung (paticcasamuppāda), sind in Werken, Worten und Gedanken auftretende heilsame und unheilsame Willensäußerungen (cetanā).
(M131)