[Laut K hatte der Brahmane Māgandiya dem ihm unbekannten Buddha, den er im Walde getroffen hatte, seine Tochter zur Ehe angeboten. Der Buddha antwortet darauf mit diesem Vers.]
835 (DER ERHABENE)
836 (MAGANDIYA)
Die Angabe der Unterredner findet sich erst vom folgenden Verse 837 an, mit dem die Behandlung des eigentlichen Themas der Sutte beginnt.
837 DER ERHABENE
838 MAGANDIYA
Der Sinn von Māgandiyas Frage dürfte sein: "Du lehnst die Aussagen und Werturteile der verschiedenen 'Ansichten' oder Philosophien ab. Ist aber nicht auch der 'Innere Friede', von dem du sprichst, an Werturteile der Erkenntnis und der Lebensführung gebunden oder wie sonst willst du ihn erklären?" Der Buddha antwortet dann mit dem scheinbaren Paradox des Verses 839
839 DER ERHABENE
840 MAGANDIYA
841 DER ERHABENE
842
843
845
846
[1] Zeile a. - Dies sind die drei Töchter Māras (,Begierde', 'Unbefriedigung' und 'Verlangen'), die sich dem Buddha in der Nacht der Erleuchtung genähert hatten, um ihn zu versuchen.
[2]Zeile a. - dhammesu niccheyya samuggahītam; siehe 785 Anm.
[3] - na ditthiyā na sutiyā na ñānena; MNidd bezieht dies auf die 'Reinigung durch Gesehenes und Gehörtes' (dittha suta-suddhi), von der die Sutte 'Rein' (s. bes. v. 789) handelt. Die Erklärung des MNidd zum zweiten Versteil (s. folg. Anm.) entspricht jedoch der hier gewählten Übersetzung. Dieser scheinbare Widerspruch soll vielleicht darauf hindeuten, daß hier an beide Bedeutungen der betreffenden Begriffe zu denken ist.
[4] Zeile c/d. - MNidd: "Auch Ansicht (ditthi) ist wünschenswert, nämlich die Rechte Ansicht (sammā-ditthi) in der folgenden zehnfachen Weise: 'Es gibt Gabe, Opfer und Spende, es gibt eine Frucht und Folge guter und schlechter Taten; es gibt diese Welt und jene Welt und Vater und Mutter; es gibt geistentstandene Wesen; es gibt in der Welt in Vollkommenheit wandelnde, in Vollkommenheit lebende Asketen, die diese und jene Welt verkünden, nachdem Sie sie selber verstanden und erfahren haben.'
Auch Wissen (savana, zur Erklärung von suti, 'Gelehrsamkeit') ist wünschenswert: das (belehrende) Wort eines anderen; die Lehrreden, gemischte Vers- und Prosa-Texte usw. (d.h. die traditionellen neun Teile des kanonischen Buddha-Wortes).
Auch Erkenntnis (ñāna) ist wünschenswert: die Erkenntnis von der Eignerschaft am Wirken; die mir den 'Wahrheiten' übereinstimmende Erkenntnis, die mit den Höheren Geistesfähigkeiten und den meditativen Erreichungszuständen verbundene Erkenntnis.
Auch Regeln (sīla) sind wünschenswert: die Zügelung in den Ordensregeln.
Auch Gelübde (vata) sind wünschenswert: die acht Läuterungsregeln (dhutanga), nämlich die des Waldasketen, des Almosengängers, des Fetzenkleid-Trägers, des Drei-Gewand-Trägers, des Von-Haus-zu-Haus-Gängers, des Die-Spätere-Speise-Verweigernden, des Stetig-Sitzers, des Mit-jedem-Lager-Zufriedenen. (In der späteren Literatur werden dreizehn Läuterungs-Übungen genannt; siehe Visuddhi-Magga, 2. Teil.)
Der Innere Friede wird nicht erreicht durch Rechte Ansicht allein, durch Wissen allein usw., doch auch nicht ohne diese Dinge erlangt man ihn. Diese Dinge sind vielmehr Hilfsmittel, um den Inneren Frieden zu erreichen, zu erfahren, zu verwirklichen."
[5] Zeile e. - Die Hinzufügung in Klammern folgte dem K, wo unter 'jene' die falschen Ansichten, das falsche Wissen usw., verstanden werden, während das folgende sich auf die rechten Ansichten, das rechte Wissen usw. bezieht, an die man sich gleichfalls nicht klammern soll.
[6] - Davon, nämlich vom Inneren Frieden. - Vgl. vv. 762c/d, 763.
[7] - Künftiges nicht ersehnend (apurekkharāno); wtl.: nicht vorwegnehmend, antizipierend, - nämlich Zukunftswünsche: "So möge mein Körper, mein Gefühl usw. sein!" Vgl. die Erläuterung in der vorgenannten Lehrrede aus dem Samyutta-Nik.
[8] Dieser Vers wird von Mahā-Kaccana im Samyutta-Nikāya (22, 3) erläutert. Eine vollständige Übersetzung dieses Textes findet sich im Anhang B. 1. MNidd bringt diese Sutte vollständig statt eigener Erläuterungen.
[9] - Zusatz in Klammern lt. MNidd.
[10] - Künder inneren Friedens (santivado); vgl. v. 838c: ajjhattasanti.
[11] - na ditthiyā na mutiyā. Für ditthiyā gibt MNidd nur die eine Erklärung: "durch die 62 falschen Ansichten" für mutiyā jedoch zwei verschiedene:
K gibt nur die erste Erklärung.
[12]- Wissen (sutena) wurde hier übersetzt wie sutiyā in v. 839a, abweichend von den folgenden kommentariellen Erklärungen. MNidd:
K gibt auch hier nur die erste Erklärung.
[13] - Von Gewöhnungen (nivesanesu); wohl auch hier wieder auf die 'gewohnte Ansicht' zu beziehen.
[14] - Wer üblen Denkens sich entledigt (saññāvirattassa). Gefolgt wurde der kommentariellen Erklärung, die offenbar saññā wieder als das dreifache üble Denken auffaßt, wie in v. 535. MNidd: "Wer unter Vorangang der Übung in Geistesruhe (samathapubbangama) den Hohen Pfad entfaltet, dessen 'Fesseln' sind zu Beginn zurückgedrängt (vikkbambhita- s. v. 54 Anm.); bei Erreichung der Heiligkeit aber sind für den Heiligen die Fesseln, das Wähnen, die Hemmungen, die Gedanken (saññā) der Sinnlichkeit des Hasses, der Schädigung sowie die falschen Ansichten aufgegeben, mit der Wurzel ausgerodet . . ." - K: "Wer durch eine mit dem Gedanken der Entsagung usw. beginnende (nekkhammādisaññā-pubbangama) Geistes-Entfaltung den Sinnlichkeits-Gedanken aufgegeben hat, der gilt als 'des üblen Denkens entledigt' (saññā-viratto) und zwar ist er ein 'Beiderseits-erlöster Geistesruhe Übender' (ubhatobhāga-vimutto samatha-yāniko)."
Man möchte geneigt sein, saññā-viratto besser als Gegensatz zu saññā-satto (Wahrnehmungs-befangen) (v. 792) aufzufassen und zu übersetzen: Zeile a: "Wer bei der Wahrnehmung entsüchtet . . .", Zeile c: "Die aber sich an Wahrnehmung und Ansicht halten . . .". Doch der Sinn-Zusammenhang in Zeile c/d macht hier die kommentarielle Erklärung wahrscheinlicher. Die tatsächlich beabsichtigte Bedeutung des Wortes saññā wird freilich an manchen Stellen des Sutta-Nipāta ungewiß bleiben müssen.
[15] - Befreit in Weisheit (paññā-vimuttassa). MNidd: "Wer unter Vorangang der Klarblicks-Übung (vipassanā-pubbangama) den Edlen Pfad entfaltet, dessen Wähnen ist zu Beginn 'zurückgedrängt'; bei Erreichung der Heiligkeit aber sind für den Heiligen das Wähnen, die Fesseln, die Hemmungen . . . aufgegeben, mit der Wurzel ausgerodet . . ." - K: "Es handelt sich hier um einen den 'bloßen Klarblick Übenden' (sukkha-vipassako)." Vgl. v. 725 m. Anm.
[16] - Lt. MNidd kommt es durch das dreifache üble Denken zum kriegerischen Zusammenstoß zwischen den Völkern, zum Streit innerhalb der Kasten, Familien usw.; durch Ansichten kommt es zum Streit zwischen den verschiedenen religiösen und philosophischen Richtungen.