Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

ERSTES HALBHUNDERT (Mūlapaṇṇāsam)

Dritter Teil (Vaggo Tatiyo) - Buch der Gleichnisse (opamadhammavaggo)

29. (III,9) Mahāsāropama Sutta (Das Gleichnis vom Kernholz I)

 

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rājagaham, am Geierkulm, im Gebirge, kurz nach dem Devadatto sich losgesagt hatte. Dort nun wandte sich der Erhabene, in Beziehung auf Devadatto, an die Mönche:

 

            "Da ist, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Ster­ben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden ver­sunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Lei­dens­fülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt ent­sagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn, und er wird voller Willensregun­gen. Durch diese Erlangung von Al­mosen, Ehre und Ruhm wird er hoch­fahrend, verachtet die anderen: 'Ich bin be­liebt und berühmt, diese anderen Mönche aber sind unbekannt, unbedeu­tend.' Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er berauscht, wird nachlässig, wird leicht sinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kern­holz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines gro­ßen, ker­nig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinauf­ kletterte, über die Rinde hinaufkletterte, über das Geäst hinaufkletterte,einen Blätter­zweig abschnitte, mitnähme und in dem Gedanken 'Das ist Kernholz' fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: 'Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kern­holz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, über die Rinde hinaufgeklettert, über das Geäst hinaufgeklettert, hat einen Blät­ter­zweig abgeschnitten, mitgenom­men und ist in der Meinung, dies wäre Kern­holz, fortgegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht ent­sprechen':

 

            "Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht be­wogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Ver­zweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn, und er wird voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er hochfahrend, verachtet die anderen: 'Ich bin beliebt und berühmt, diese anderen Mönche aber sind un­be­kannt, unbedeutend.' Durch diese Er­langung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er berauscht, wird nachlässig, wird leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der das Laubgezweig des Asketentums an sich genommen hat und sich damit begnügt.

 

            "Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweif­lung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlan­gung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, ver­achtet nicht die anderen. Durch diese Erlan­gung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nach­lässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut und voller Willensregungen. Diese Ordens­tugen­den machen ihn hochfahrend, lassen ihn die anderen verachten: 'Ich bin tüch­tig, bin rechtschaffen, diese anderen Mönche aber sind untüchtig, sind Sün­der.' Diese Ordenstugenden berauschen ihn, machen ihn nachlässig, leicht­sinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, über die Rinde hinaufkletterte, einen Ast abschnitte, mitnähme und in dem Ge­danken 'Das ist Kernholz' fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beob­achtet: 'Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kern­holz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Bau­mes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, über die Rinde hinaufgeklettert, hat einen Ast ab­geschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortge­gangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen':

 

            "Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht bewo­gen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Ge­burt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Ver­zweif­lung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen !' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Al­mosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willens­re­gun­gen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hoch­fahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leicht­sinnig, und der ernsten Sinnes Strebende er­kämpft sich die Ordens­tugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er er­freut und voller Willens­regungen. Diese Ordenstugenden machen ihn hoch­fahrend, lassen ihn die anderen verachten: 'Ich bin tüchtig, bin rechtschaffen, diese anderen Mönche aber sind untüchtig, sind Sünder.' Diese Ordens­tugenden berauschen ihn, machen ihn nach­lässig, leicht­sinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der das Geäst des As­ketentums an sich genommen hat und sich damit begnügt.

 

            "Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweif­lung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlan­gung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, ver­achtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen, Diese Or­denstugenden machen ihn nicht hochfah­rend, lassen ihn die anderen nicht ver­achten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nach­läs­sig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung, Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut und voller Willens­regungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn hochfahrend, läßt ihn die anderen verachten: 'Ich bin vertieft, geeinten Gemütes, diese anderen Mönche aber sind nicht vertieft, sind zerfahrenen Ge­mütes.' Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn, macht ihn nach­lässig, leichtsinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, über das Grünholz hinaufkletterte, Rinde wegschnitte, mitnähme und in dem Gedanken 'Das ist Kernholz' fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: 'Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kern­holz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, über das Grünholz hinaufgeklettert, hat Rinde weggeschnitten, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fortgegangen; was aber aus deren Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen':

 

            "Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht be­wogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Ver­zweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willens­re­gungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hoch­fahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leicht­sinnig, und der ernsten Sinnes Strebende er­kämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordens­tugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leicht­sinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbst­vertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut und vol­ler Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn hochfah­rend, läßt ihn die anderen verachten: 'Ich bin vertieft, geeinten Gemütes, jene anderen Mönche aber sind nicht vertieft, sind zerfahrenen Ge­mütes.' Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leicht­sinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der die Rinde des Asketentums an sich genommen hat und sich damit begnügt.

 

            "Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweif­lung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlan­gung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, ver­achtet nicht die anderen. Durch diese Erlan­gung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nach­lässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Or­dens­tugenden machen ihn nicht hoch­fahrend, lassen ihn die anderen nicht ver­achten. Diese Ordenstugenden be­rauschen ihn nicht, machen ihn nicht nach­läs­sig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hoch­fahrend, läßt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wis­sens­klarheit. Diese Wissensklarheit erfreut ihn, und er wird voller Willens­regungen. Diese Wissensklarheit macht ihn hochfahrend, läßt ihn die anderen verachten: 'Ich bin klarwissend, diese anderen Mönche aber sind un­wissend, unklar.' Diese Wissensklarheit berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leicht­sinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz eines großen, kernig dastehenden Baumes hinaufkletterte, Grünholz absägte, mitnähme und in dem Ge­danken 'Das ist Kernholz' fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beob­ach­tet: 'Dieser liebe Mann kennt wahrlich weder das Kernholz, noch das Grünholz, weder die Rinde, noch das Geäst, noch das Laubgezweig; daher ist nun dieser liebe Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade über das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes hinaufgeklettert, hat Grünholz abgesägt, mitgenommen und ist in der Meinung, dies wäre Kernholz, fort­gegangen; was aber aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke nicht entsprechen':

 

            "Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht be­wogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Ge­burt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweif­lung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almo­sen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Or­denstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht ver­achten. Diese Ordens­tugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nach­läs­sig, nicht leicht­sinnig und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich daß Glück der Selbst­vertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hochfahrend, läßt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leicht­sinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wis­sensklarheit. Diese Wissensklarheit erfreut ihn, und er wird voller Willens­regungen. Diese Wissensklarheit macht ihn hochfahrend, läßt ihn die anderen verachten: 'Ich bin klarwissend, diese anderen Mönche aber sind unwissend, unklar.' Diese Wissensklarheit berauscht ihn, macht ihn nachlässig, leicht­sinnig, und den Leichtsinnigen trifft Leiden.

 

            "Ein solcher, ihr Mönche, wird ein Mönch genannt, der das Grünholz des Asketentums an sich genommen hat und sich damit begnügt.

 

            "Da ist ferner, ihr Mönche, ein edler Sohn von Zuversicht bewogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlan­gung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willensregungen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht hochfahrend, verach­tet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht berauscht, wird nicht nachläs­sig, wird nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordens­tugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Ordens­tugen­den machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstvertiefung macht ihn nicht hoch­fahrend, läßt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbst­vertie­fung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leicht­sinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wis­sens­klar­heit. Durch diese Wissensklarheit wird er erfreut, aber nicht voller Willens­regungen. Diese Wissensklarheit macht ihn nicht hochfahrend, läßt ihn die anderen nicht ver­achten. Diese Wissensklarheit berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nach­lässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende er­kämpft sich eine zeitliche Erlösung. Aber es ist möglich, ihr Mönche, daß dieser Mönch der zeitlichen Erlösung verlustig gehe.

 

            "Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade das Kernholz eines großen, kernig da­stehenden Baumes heraussägte, mitnähme und in der Erkenntnis 'Das ist Kern­holz' fortginge; den habe ein scharfsehender Mann beobachtet: 'Dieser liebe Mann kennt wahrlich das Kernholz, kennt das Grünholz, kennt die Rinde, kennt das Geäst, kennt das Laubgezweig; daher hat nun dieser liebe Mann, der Kern­holz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, gerade das Kernholz des großen, kernig dastehenden Baumes herausgesägt, mitge­nommen und ist in der Erkenntnis, daß dies Kernholz sei, fortgegangen; und was aus dessen Kerne als Kern gewinnbar ist, das wird seinem Zwecke ent­sprechen':

 

            "Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist da ein edler Sohn von Zuversicht be­wogen aus dem Hause in die Hauslosigkeit gewandert: 'Versunken bin ich in Geburt, in Altern und Sterben, in Wehe, Jammer und Leiden, in Gram und Ver­zweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren! O daß es doch etwa möglich wäre dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!' Mit solcher Gesinnung hat er der Welt entsagt und erlangt Almosen, Ehre und Ruhm. Diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm erfreut ihn nicht, macht ihn nicht voller Willens­regun­gen. Durch diese Erlangung von Almo­sen, Ehre und Ruhm wird er nicht hoch­fahrend, verachtet nicht die anderen. Durch diese Erlangung von Almosen, Ehre und Ruhm wird er nicht be­rauscht, wird nicht nachlässig, wird nicht leicht­sinnig, und der ernsten Sin­nes Strebende erkämpft sich die Ordenstugenden. Durch diese Ordenstugenden wird er erfreut, aber nicht voller Willens­regungen. Diese Ordenstugenden machen ihn nicht hochfahrend, lassen ihn die anderen nicht verachten. Diese Ordenstugenden berauschen ihn nicht, machen ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich das Glück der Selbstvertiefung. Durch dieses Glück der Selbstvertiefung wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Dieses Glück der Selbstver­tiefung macht ihn nicht hochfahrend, läßt ihn die anderen nicht verachten. Dieses Glück der Selbstvertiefung berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nach­lässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Strebende erkämpft sich die Wis­sensklarheit. Durch diese Wissensklarheit wird er erfreut, aber nicht voller Willensregungen. Diese Wissensklarheit macht ihn nicht hochfahrend, läßt ihn die anderen nicht verachten. Diese Wissensklarheit berauscht ihn nicht, macht ihn nicht nachlässig, nicht leichtsinnig, und der ernsten Sinnes Stre­bende erkämpft sich die ewige Erlösung. Und es ist unmöglich, ihr Mönche, es kann nicht sein, daß dieser Mönch der ewigen Erlösung verlustig gehe.

 

            "Und so ist der Gewinn des Asketentums, ihr Mönche, nicht Almosen, Ehre und Ruhm, nicht Ordenstugend, nicht Glück der Selbstvertiefung, nicht Wissens­klarheit. Jene unerschütterliche Gemüterlösung aber, ihr Mön­che, das ist der Zweck, dies, ihr Mönche, ist das Asketentum, das ist der Kern, das ist das Ziel."

 

            Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.


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