So habe ich es gehört:
Als der Erhabene einst bei dem Städtchen Haliddavāsana im Lande Kóliya weilte, kamen zu ihm Punna aus Kóliya, ein Rindlicher, der nach Rinderart lebte, und der nackte Seniya, ein Hündlicher, der wie ein Hund lebte. Beide begrüßten ihn, Punna setzte sich zu ihm, während Seniya sich wie ein Hund zusammenrollte und niederließ. Punna fragte den Erhabenen: «Dieser nackte Hündliche Seniya übt schwere Askese, er ißt, was man auf die Erde geworfen hat, er lebt schon lange ganz wie ein Hund; welches Schicksal steht ihm nach dem Tode bevor?» -«Punna», erwiderte der Erhabene, «laß das dahingestellt sein! Frage mich nicht!» Punna aber bat noch zweimal, ihm die Frage zu beantworten, und nun sprach der Erhabene:
«Da du darauf bestehst, will ich es dir sagen: Wenn jemand beständig wie ein Hund lebt, Hundesitten annimmt, wie ein Hund denkt und sich wie ein Hund benimmt, so wird er nach dem Tode als Hund wiedererscheinen. Wenn er glaubt, daß er durch hündliches Leben ein Gott werde, so ist er im Irrtum. Wegen dieses Irrtums stehen ihm nur zwei Wege offen: der eine führt zur Hölle, der andere ins Tierreich. Wenn ihm das hündliche Leben gelingt, wird er ein Hund werden, wenn es ihm nicht gelingt, kommt er in die Hölle.»
Nach diesen Worten weinte Seniya bitterlich. Da sagte der Erhabene zu Punna: «Es war nicht recht von dir, Punna, ich hatte dich doch gebeten, mich nicht danach zu fragen.» Seniya aber sagte: «Nicht deswegen weine ich, weil der Erhabene das gesagt hat, sondern weil ich so lange schon wie ein Hund lebe. Nun sagt mir bitte, Herr, welches Schicksal dem Rindlichen Punna nach dem Tode bevorsteht.» - «Seniya», erwiderte der Erhabene, «laß das dahingestellt sein! Frage mich nicht!» Seniya aber bat noch zweimal, ihm die Frage zu beantworten, und nun sprach der Erhabene:
«Da du darauf bestehst, will ich es dir sagen: Wenn jemand beständig wie ein Rind lebt, Rindersitten annimmt, wie ein Rind denkt und sich wie ein Rind benimmt, so wird er nach dem Tode als Rind wiedererscheinen. Wenn er glaubt, daß er durch ein Leben wie ein Rind ein Gott werde, so ist er im Irrtum. Wegen dieses Irrtums stehen ihm nur zwei Wege offen: der eine führt in die Hölle, der andere ins Tierreich. Wenn ihm das Rinderleben gelingt, wird er ein Rind werden, wenn es ihm nicht gelingt, kommt er in die Hölle.»
Nach diesen Worten weinte Punna bitterlich. Da sagte der Erhabene zu Seniya: «Es war nicht recht von dir, Seniya, ich hatte dich doch gebeten, mich nicht zu fragen.» Punna aber sagte: «Nicht deswegen weine ich, weil der Erhabene das gesagt hat, sondern weil ich so lange schon wie ein Rind lebe. Ich glaube, der Erhabene kann uns die Wahrheit so erklären, daß ich das Rinderleben und Seniya das Hundeleben aufgeben.»
Der Erhabene erwiderte: «So höret zu und denkt darüber nach! Vier Arten von Taten gibt es, die ich genau kenne: schwarze Tat, die schwarze Folgen hat; weiße Tat, die weiße Folgen hat; schwarzweiße Tat, die schwarzweiße Folgen hat; weder schwarze noch weiße Tat, die weder schwarze noch weiße Folgen hat.
Schwarz ist eine Tat, die man mit böser Absicht tut, sei es in Werken, in Worten oder in Gedanken. Wer mit böser Absicht wirkt, redet oder denkt, der kommt in eine böse Welt. Dort treffen ihn böse Berührungen. Aus bösen Berührungen erwachsen ihm böse, ausschließlich schmerzhafte Gefühle, wie den höllischen Wesen. So richtet sich die Wiedergeburt nach dem, was geschehen ist; wie einer handelt, so ist seine Wiedergeburt und dementsprechend sind die Berührungen, die ihn treffen. Darum sage ich, daß die Wesen die Erben ihrer Taten sind.
Weiß ist eine Tat, die man mit guter Absicht tut, sei es in Werken, in Worten oder in Gedanken. Wer mit guter Absicht wirkt, redet oder denkt, der kommt in eine gute Welt. Dort treffen ihn gute Berührungen Aus guten Berührungen erwachsen ihm gute, ausschließlich beglückende Gefühle, wie den leuchtenden Göttern.
Schwarzweiß ist eine Tat, die man teils mit böser, teils mit guter Absicht tut, sei es in Werken, in Worten oder in Gedanken. Wer mit teils böser, teils guter Absicht wirkt, redet oder denkt, der kommt in eine teils böse, teils gute Welt. Dort treffen ihn teils böse, teils gute Berührungen. Aus solchen Berührungen erwachsen ihm teils böse, teils gute, aus Glück und Leid gemischte Gefühle, wie den Menschen, einigen Göttern und einigen verworfenen Wesen. So richtet sich die Wiedergeburt nach dem, was geschehen ist; wie einer handelt, so ist seine Wiedergeburt und dementsprechend sind die Berührungen, die ihn treffen. Darum sage ich, daß die Wesen die Erben ihrer Taten sind.
Weder schwarz noch weiß noch schwarzweiß ist eine Tat, die zur Aufhebung der Tatwirkungen führt, wobei man im Geist die schwarzen, die weißen und die schwarzweißen Taten mit ihren Folgen überwunden hat. - Das sind die vier Arten von Taten, die ich genau kenne.»
Darauf erklärte Punna, er nehme seine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zur Bhikkhugemeinde und wolle sein Leben lang Laienanhänger des Erhabenen sein. Seniya nahm auch seine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zur Bhikkhugemeinde und bat außerdem um Aufnahme in den Orden. Der Erhabene erwiderte: «Anhänger anderer Schulen, die in den Orden aufgenommen zu werden wünschen, haben eine Probe von vier Monaten zu bestehen; danach entscheiden die Bhikkhus über die Aufnahme. Ich kenne aber Ausnahmen je nach dem Charakter.» Darauf sagte Seniya, er wolle sich einer Probe von vier Jahren unterziehen. Nun erhielt Seniya in Gegenwart des Erhabenen die erste und die zweite Weihe, und bald erreichte er, nachdem er sich zurückgezogen und fleißig geübt hatte, schon in diesem Leben das höchste Ziel, das Nirwana; er erkannte, daß sich (für ihn) der Lauf der Wiedergeburten erschöpft hat, daß das Ziel des Reinheitswandels erreicht und getan worden ist, was zu tun war, und daß er mit dieser Welt nichts mehr zu schaffen hat. So ist auch Seniya ein Heiliger geworden.