DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos.
Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Erlauchter!" antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam.
Der Erhabene sprach also:
Wer da von euch, ihr Mönche, die fünf Gemütsverhärtungen nicht verloren und die fünf Bindungen des Gemütes nicht durchschnitten hat, kann freilich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung nicht gelangen. Welche fünf Gemütsverhärtungen sind das, die ein solcher nicht verloren hat?
Da schwankt und zweifelt, ihr Mönche, ein Mönch am Meister, hegt Mißtrauen und Mißgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der am Meister schwankt und zweifelt, Mißtrauen und Mißgunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese erste Gemütsverhärtung nicht verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Lehre, hegt Mißtrauen und Mißgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Lehre schwankt und zweifelt, Mißtrauen und Mißgunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese zweite Gemütsverhärtung nicht verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Jüngerschaft, hegt Mißtrauen und Mißgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Jüngerschaft schwankt und zweifelt, Mißtrauen und Mißgunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese dritte Gemütsverhärtung nicht verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Ordensregel, hegt Mißtrauen und Mißgunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Ordensregel schwankt und zweifelt, Mißtrauen und Mißgunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese vierte Gemütsverhärtung nicht verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch ärgert und kränkt sich über seine Ordensbrüder, ist niedergeschlagen und beklommen.
Ein Mönch, ihr Mönche, der sich über seine Ordensbrüder ärgert und kränkt, niedergeschlagen und beklommen ist, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese fünfte Gemütsverhärtung nicht verloren. Das sind die fünf Gemütsverhärtungen, die ein solcher nicht verloren hat.
"Welche fünf Bindungen (cetaso-vini-bandhā) des Gemütes sind das, die ein solcher nicht durchschnitten hat?
- Da hat sich, ihr Mönche, ein Mönch bei den Sinnendingen (Sinnlichkeit: kama)
- nicht der Begierde (avita-rago = nicht dem Reiz entgegen gestellt) entäußert,
- nicht des Verlangens (chando = Willens) entäußert,
- nicht der Sehnsucht (pemo = des Liebhabens) entäußert,
- nicht des Gelüstens (pipaso = dürstens) entäußert,
- nicht des Fieberns (parilāho) entäußert, - nicht des Dürstens (thanha) entäußert.
Ein Mönch, ihr Mönche, der sich bei den Sinnendingen nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese erste Bindung des Gemütes nicht durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich beim Körper (kaye) nicht der Begierde entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert, nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des Dürstens entäußert.
Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Körper nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese zweite Bindung des Gemütes nicht durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich bei den Formen (rupe) nicht der Begierde entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert, nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des Dürstens entäußert.
Ein Mönch, ihr Mönche, der sich bei den Formen nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt.
Wessen, Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese dritte Bindung des Gemütes nicht durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat zur Mahlzeit so viel gegessen, als seinem Magen wohlbekommt, und gefällt sich in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern. Ein Mönch, ihr Mönche, der zur Mahlzeit so viel gegessen hat, als seinem Magen wohlbekommt, und sich in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern gefällt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese vierte Bindung des Gemütes nicht durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch führt in der Absicht eine göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben:
'Durch diese Übungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!' Ein Mönch, ihr Mönche, der in der Absicht eine göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben führt: 'Durch diese Übungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!', dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der hat also diese fünfte Bindung des Gemütes nicht durchschnitten.
Das sind die fünf Bindungen des Gemütes, die ein solcher nicht durchschnitten hat. Wer da von euch, ihr Mönche, diese fünf Gemütsverhärtungen nicht verloren und diese fünf Bindung des Gemütes nicht durchschnitten hat, kann freilich in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung nicht gelangen.
Wer da von euch, ihr Mönche, die fünf Gemütsverhärtungen verloren und die fünf Bindungen des Gemütes glatt durchschnitten hat, kann wohl in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen. Welche fünf Gemütsverhärtungen sind das, die ein solcher verloren hat?
Da schwankt nicht und zweifelt nicht, ihr Mönche, ein Mönch am Meister, hegt Vertrauen und Gunst.
Ein Mönch, ihr Mönche, der am Meister nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese erste Gemütsverhärtung verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt nicht und zweifelt nicht an der Lehre, hegt Vertrauen und Gunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Lehre nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt.
Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese zweite Gemütsverhärtung verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt nicht und zweifelt nicht an der Jüngerschaft, hegt Vertrauen und Gunst. Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Jüngerschaft nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese dritte Gemütsverhärtung verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch schwankt nicht und zweifelt nicht an der Ordensregel, hegt Vertrauen und Gunst, Ein Mönch, ihr Mönche, der an der Ordensregel nicht schwankt und nicht zweifelt, Vertrauen und Gunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese vierte Gemütsverhärtung verloren.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch ärgert sich nicht, kränkt sich nicht über seine Ordensbrüder, ist nicht niedergeschlagen, nicht beklommen. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich über seine Ordensbrüder nicht ärgert und kränkt, nicht niedergeschlagen und beklommen ist, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese fünfte Gemütsverhärtung verloren. Das sind die fünf Gemütsverhärtungen, die ein solcher verloren hat.
Welche fünf Bindungen des Gemütes sind das, die ein solcher glatt durchschnitten hat? Da hat sich, ihr Mönche, ein Mönch bei den Sinnendingen der Begierde entäußert, des Verlangens entäußert, der Sehnsucht entäußert, des Gelüstens entäußert, des Fieberns entäußert, des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Wünschen der Begierde, des Verlangens, der Sehnsucht, des Gelüstens, des Fieberns, des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. essen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese erste Bindung des Gemütes glatt durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich beim Körper der Begierde entäußert, des Verlangens entäußert, der Sehnsucht entäußert, des Gelüstens entäußert, des Fieberns entäußert, des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich beim Körper der Begierde, des Verlangens, der Sehnsucht, des Gelüstens, des Fieberns, des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese zweite Bindung des Gemütes glatt durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat sich bei den Formen der Begierde entäußert, des Verlangens entäußert, der Sehnsucht entäußert, des Gelüstens entäußert, des Fieberns entäußert, des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Mönche, der sich bei den Formen der Begierde, des Verlangens, der Sehnsucht, des Gelüstens, des Fieberns, des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt, Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese dritte Bindung des Gemütes glatt durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch hat zur Mahlzeit nicht so viel gegessen, als seinem Magen wohlbekommt, gefällt sich nicht in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern. Ein Mönch, ihr Mönche, der zur Mahlzeit nicht so viel gegessen hat, als seinem Magen wohlbekommt, sich nicht in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern gefällt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese vierte Bindung des Gemütes glatt durchschnitten.
Weiter sodann, ihr Mönche: ein Mönch führt nicht in der Absicht eine göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben: 'Durch diese Übungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!' Ein Mönch, ihr Mönche, der nicht in der Absicht eine göttliche Verkörperung zu erlangen ein heiliges Leben führt: 'Durch diese Übungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!', dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer geneigt ist, der hat also diese fünfte Bindung des Gemütes glatt durchschnitten.
Das sind die fünf Bindungen des Gemütes, die ein solcher glatt durchschnitten hat. Wer da von euch, ihr Mönche, diese fünf Gemütsverhärtungen verloren und diese fünf Bindungen des Gemütes glatt durchschnitten hat, kann wohl in diesem Orden der Wahrheit zum Gedeihen, zur Reife und Entfaltung gelangen.
Gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Willens erworbene Machtgebiet, gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung der Kraft erworbene Machtgebiet, gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Geistes erworbene Machtgebiet, gewinnt das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Prüfens erworbene Machtgebiet,
Heldenmut aber zum fünften. Und dieser also fünfzehnfach heldenmütig gewordene Mönch, ihr Mönche, ist fähig zur Durchbrechung, fähig zur Erwachung, fähig die unvergleichliche Sicherheit zu finden. Gleichwie etwa, Mönche, wenn eine Henne ihre Eier, acht oder zehn oder zwölf Stück, wohl bebrütet, gänzlich ausgebrütet, völlig gar gebrütet hat: wie sollte da nicht jener Henne der Wunsch kommen:
'Ach möchten doch meine Küchlein mit den Krallen oder dem Schnabel die Schale aufhacken, möchten sie doch heil durchbrechen!', und jene Küchlein sind fähig geworden mit den Krallen oder dem Schnabel die Schale aufzuhacken und heil durchzubrechen: ebenso nun auch, ihr Mönche, ist ein also fünfzehnfach heldenmütig gewordener Mönch fähig zur Durchbrechung, fähig zur Erwachung, fähig die unvergleichliche Sicherheit zu finden."
"Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.
In M 16 übersetzt K.E. Neumann hier nicht "Bindungen des Gemütes", sondern
"Fesseln des Herzens".
Auch die anderen Übersetzer weichen von der
Pali-Bedeutung der Rede ab. Unter den "Fesseln" oder "Verstrickungen"
(samyojana) des Herzens (citta) werden in allen Reden des Buddha stets die
gesamten dem Menschen innewohnenden unbewußten Triebe, Tendenzen,
Neigungen verstanden, die der Erwachte u.a. in "Gier und Haß (raga, dosa)
zusammenfaßt, die das gesamte Tun und Lassen der Wesen in der Welt veranlassen
und auch ihr Lebensgefühl bestimmen.
Von diesen Trieben, Verstrickungen
des Herzens Kann der Erwachte nie sagen, daß derjenige, der sie ganz
abgeschnitten habe, dann erst zum heißen Kampf geneigt sei, zum Sichanjochen, zu
Ausdauer und Anstrengung, denn wer die Verstrickungen des Herzens ganz
abgetan hat, der braucht nach allen Aussagen des Erwachten nicht mehr zu
kämpfen. Der ist ein Erlöster und steht völlig reinen d.h. nicht haftenden
Herzens da.
Hier geht es aber nicht um das Herz (citta) und seine
Verstrickungen (samyojana), sondern um das Gemüt (ceto) und seine Bindungen
(bandhana).
Diese Bindungen des Gemütes an bestimmte Dinge sind es,
die, wie sich zeigen wird, vollständig abgeschnitten sein müssen, damit der
Mönch überhaupt Wille und Ausdauer zu dem Kampf aufbringen kann, der bis zur
vollständigen Befreiung des Herzens (citta) von allen Verstrickungen
(samyojana) erforderlich ist.
Hier ist Neumann von seiner eigenen Übersetzung wichtiger Pali-begriffe so
weit abgewichen wie sonst nie. In Pali werden die drei ersten "Bindungen des
Gemütes" als die an kama, kaya und an rupa bezeichnet, was Neumann sonst immer
richtiger übersetzt mit "Begehren", "Körper" und "Form", während er in
M116 übersetzt:
kama mit Wollen statt "Sinnensucht"; kaya mit Fühlen
statt "Körper"; rupa mit Sehen statt "Form".
Darin ist ihm kein späterer
Übersetzer gefolgt. Hier empfiehlt sich, daß sich der Leser einen entsprechenden
Hinweis in den Büchern von Neumann notiert. Auch bei Palikanon.com ist dieser
Fehler nicht korrigiert.
Die hier besprochenen "Bindungen des Gemütes"
(cetaso vinibandha) sind etwas anderes als die Gemütsverhärtungen
(cetokhila).Die Gemütsverhärtung weist auf eine dem Gemüt selber innewohnende
'krankhafte' Beschaffenheit, eben Härte, Verkrustung hin, aber die
"Bindung des Gemütes" bedeutet, daß das Gemüt, gleichviel ob es verhärtet ist
oder nicht, sich an etwas anderes - hier: die Sinnengenüsse" angebunden hat.
Das zeigt sich immer darin, daß man, wenn man an dieses andere
denkt, sogleich eine freudige Zuwendung empfindet (das ist die Stimme des
Gemütes); wenn man aber aus irgendwelchen Gründen auf das Betreffende verzichten
muß, man im Gemüt eine innere Leere, einen Mangel empfindet und darum
Betrübnis oder Ärger.
Um nun besser zu verstehen, wie man die Gemütsbindungen an die Sinnenwelt
abschneidet, betrachten wir zuerst, wie solche Bindungen entstehen, wie sie
angeknüpft werden: Der neugeborene Säugling hat in diesem Leben außerhalb des
Mutterleibes noch keine Sinneserlebnisse erfahren und darum auch noch keine
solche in seinen Geist, sein Bewußtsein eingesammelt, ja, er hat noch gar kein
"Bewußtsein" im Sinne eines Wissens um "Ich" in der "Welt", ist insofern
im Geiste noch leer. Darum kann es auch sein Gemüt noch an nichts gebunden
haben.
Aber in der Lehre wird beschrieben, wie der Mensch zunächst sein
Gemüt an die verschiedenen Dinge der Sinnenwelt anbindet. So heißt es in M 138 -
und dabei können wir an den noch unerfahrenen Säugling denken:
"Wenn
mittels des Augwillen Formen gesehen, mittels des Ohrwillen Töne gehört wurden
...mittels des Geisteswillen Dinge' erfaßt werden, dann geht das Bewußtsein
(vinnana) auf diese Formen und Töne ... Dinge zu, "knüpft bei den wohltuenden
Formen, Tönen, Düften, Geschmäcken, dem Tastbaren und den Dingen an"„ das
heißt, es merkt sich jetzt die als angenehm erfahrenen Erscheinungen, (verbindet
sich (vinibandha) mit ihnen.)
Hier findet das 'Anbinden des Gemütes' an
die Sinnendinge statt. Nun sind die von den Sinnesdrängen begehrten oder
verabscheuten Erscheinungen in den Geist eingeschrieben. Von nun an denkt der
Geist an eine wohltuend und angenehm empfundene Sinneserscheinung auch in
deren Abwesenheit: sie "fällt ihm " ein-', und die Tatsache, daß er mit Freude
oder Sehnsucht oder mit Haß oder Trauer, Schrecken oder Angst an sie denkt, das
ist bereits die Bindung des Gemüts.
Wir sehen, daß der Mensch zuerst den
Erscheinungen unmittelbar körperlich mit den Sinnesorganen begegnen und sie
dadurch wahrnehmen mußte. Und wenn durch diese Begegnung mit den körperlichen
fünf Sinnen ein Wohlgefühl ausgelöst wurde, dann wurde sich der Geist
dessen bewußt und wurde sich zugleich der Erscheinungen, mit deren Wahrnehmung
das Wohlgefühl aufkam, bewußt.
Von nun an weiß der Geist auch ohne
direkte sinnliche Wahrnehmung, weiß aus "Erinnerung", daß es in der Welt solche
und solche wohltuenden Formen, Töne, Düfte, Geschmäcke und Tastbares gibt. Sie
werden ihm 'objektiv'.
Dem Wohlgefühl entsprechend ist nun auch die
Stärke der Freude und der Sehnsucht, die im Gemüt empfunden wird, wenn er an
diese Dinge denkt. Auf diese Weise wird also das Gemüt eines jeden normalen
Menschen und Tieres schon im Laufe der ersten Lebenszeit an die
vielfältigsten sinnlich wahrnehmbaren Dinge "angebunden".
Die Bindung
des Gemütes an irgendwelche sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen kommt also
vorwiegend darum zustande, weil aus der körperlichen Begegnung und sinnlichen
Wahrnehmung dieser Erscheinungen immer wieder Wohlgefühle hervorgehen.
Durch diese Erfahrungen verspricht sich der Geist, daß man bei der nächsten
Begegnung mit diesen Erscheinungen wieder Wohl genießen kann. Diese freudige
Zuwendung des Gemütes zu den erinnerten wohltuenden Erlebnissen: das ist ein
Zeichen für die Bindung des Gemütes.
Die hier besprochenen
"Bindungen des Gemütes" (cetaso vinibandha) sind etwas anderes als die
Gemütsverhärtungen (cetokhila).Die Gemütsverhärtung weist auf eine dem Gemüt
selber innewohnende 'krankhafte' Beschaffenheit, eben Härte, Verkrustung hin,
aber die "Bindung des Gemütes" bedeutet, daß das Gemüt, gleichviel ob es
verhärtet ist oder nicht, sich an etwas anderes - hier: die Sinnengenüsse"
angebunden hat.
Das zeigt sich immer darin, daß man, wenn man an dieses
andere denkt, sogleich eine freudige Zuwendung empfindet (das ist die Stimme des
Gemütes); wenn man aber aus irgendwelchen Gründen auf das Betreffende verzichten
muß, man im Gemüt eine innere Leere, einen Mangel empfindet und darum
Betrübnis oder Ärger.
Um nun besser zu verstehen, wie man die
Gemütsbindungen an die Sinnenwelt abschneidet, betrachten wir zuerst, wie solche
Bindungen entstehen, wie sie angeknüpft werden: Der neugeborene Säugling hat in
diesem Leben außerhalb des Mutterleibes noch keine Sinneserlebnisse erfahren und
darum auch noch keine solche in seinen Geist, sein Bewußtsein eingesammelt, ja,
er hat noch gar kein "Bewußtsein" im Sinne eines Wissens um "Ich" in der
"Welt", ist insofern im Geiste noch leer. Darum kann es auch sein Gemüt noch an
nichts gebunden haben.
Aber in der Lehre wird beschrieben, wie der
Mensch zunächst sein Gemüt an die verschiedenen Dinge der Sinnenwelt anbindet.
So heißt es in M 138 - und dabei können wir an den noch unerfahrenen Säugling
denken:
"Wenn mittels des Augwillen Formen gesehen, mittels des
Ohrwillen Töne gehört wurden ...mittels des Geisteswillen Dinge' erfaßt werden,
dann geht das Bewußtsein (vinnana) auf diese Formen und Töne ... Dinge zu,
"knüpft bei den wohltuenden Formen, Tönen, Düften, Geschmäcken, dem
Tastbaren und den Dingen an"„ das heißt, es merkt sich jetzt die als angenehm
erfahrenen Erscheinungen, (verbindet sich (vinibandha) mit ihnen.)
Hier
findet das 'Anbinden des Gemütes' an die Sinnendinge statt. Nun sind die von den
Sinnesdrängen begehrten oder verabscheuten Erscheinungen in den Geist
eingeschrieben. Von nun an denkt der Geist an eine wohltuend und angenehm
empfundene Sinneserscheinung auch in deren Abwesenheit: sie "fällt ihm "
ein-', und die Tatsache, daß er mit Freude oder Sehnsucht oder mit Haß oder
Trauer, Schrecken oder Angst an sie denkt, das ist bereits die Bindung des
Gemüts.
Wir sehen, daß der Mensch zuerst den Erscheinungen unmittelbar
körperlich mit den Sinnesorganen begegnen und sie dadurch wahrnehmen mußte. Und
wenn durch diese Begegnung mit den körperlichen fünf Sinnen ein Wohlgefühl
ausgelöst wurde, dann wurde sich der Geist dessen bewußt und wurde sich
zugleich der Erscheinungen, mit deren Wahrnehmung das Wohlgefühl aufkam, bewußt.
Von nun an weiß der Geist auch ohne direkte sinnliche Wahrnehmung, weiß aus
"Erinnerung", daß es in der Welt solche und solche wohltuenden Formen, Töne,
Düfte, Geschmäcke und Tastbares gibt. Sie werden ihm 'objektiv'.
Dem
Wohlgefühl entsprechend ist nun auch die Stärke der Freude und der Sehnsucht,
die im Gemüt empfunden wird, wenn er an diese Dinge denkt. Auf diese Weise wird
also das Gemüt eines jeden normalen Menschen und Tieres schon im Laufe der
ersten Lebenszeit an die vielfältigsten sinnlich wahrnehmbaren Dinge
"angebunden".
Die Bindung des Gemütes an irgendwelche sinnlich
wahrnehmbaren Erscheinungen kommt also vorwiegend darum zustande, weil aus der
körperlichen Begegnung und sinnlichen Wahrnehmung dieser Erscheinungen immer
wieder Wohlgefühle hervorgehen.
Durch diese Erfahrungen verspricht sich
der Geist, daß man bei der nächsten Begegnung mit diesen Erscheinungen wieder
Wohl genießen kann. Diese freudige Zuwendung des Gemütes zu den erinnerten
wohltuenden Erlebnissen: das ist ein Zeichen für die Bindung des Gemütes.