Die Hauptstadt der Licchavis, heute Besarh, nördlich von Patna, war der Sitz der Licchavis, einer Anzahl von Fürstenfamilien, die gemeinsam regierten.

Buddhas besuchte die Stadt zum ersten Mal, fünf Jahre nach seiner Erleuchtung und verweilte dort für eine Regenzeit (BuA., p.3). Der Kommentar gibt eine ausführliche Beschreibung über die Umstände von Buddhas Besuch. KhpA.160ff.= SNA.i.278; DhA.iii.436ff.; cp. Mtu.i.253ff

Vesāli war bewohnt von siebentausend und sieben Königen (rājās), jeder von ihnen hatte ein großes Gefolge, viele Paläste und Vergnügungsparks. Es kam einmal, durch eine Dürreperiode, zu einer großen Hungersnot und viele Menschen starben. Der Gestank von verfaulendem Fleisch lockte böse Geister an und viele Einwohner bekamen Darmerkrankungen.

Die Leute beschwerten sich bei dem regierenden Prinzen, und dieser berief eine Vollversammlung ein, wo nach langen Diskussionen entschieden wurde, Buddha einzuladen. Buddha verweilte zu diesem Zeitpunkt im Veluvana bei Rājagaha. Der Licchavi Mahāli, Freund von Bimbisāra und Sohn von dem Kaplan von Vesāli, wurde mit dem Auftrag zu Bimbisāra gesandt, dass dieser Buddha überreden solle, nach Vesāli zu kommen. Bimbisāra aber verwies ihn an Buddha, und dieser, nach dem Hören von Mahāli's Geschichte, war einverstanden zu kommen.

Buddha begab sich auf die Reise zusammen mit fünfhundert Mönchen. Bimbisāra schmückte die ganze Strecken von Rājagaha bis zum Ganges, eine Distanz von fünf Yojana, und kümmerte sich um die Versorgung.. Er begleitete Buddha, und der Ganges war in fünf Tagen erreicht. Boote, prächtig geschmückt, warteten bereits auf Buddha und seine Mönche, und es wird gesagt, Bimbisāra folgte Buddha in den Fluss bis ihm das Wasser bis zum Hals stand.

Buddha wurde an dem anderen Ufer von den Licchavis erwartet, und erwiesen ihm noch größerer Ehre als Bimbisāra. Als Buddha seinen Fuß auf das Gebiet der Vajjier setzte, gab es ein Gewitter und es regnete in Strömen. Die Entfernung vom Ganges nach Vesāli war drei Yojana; als Buddha sich Vesāli näherte, kam Sakka um ihn zu begrüßen, und beim Anblick der Götter flüchteten die bösen Geister in Furcht. Am Abend sprach Buddha die Ratana Sutta, und beauftragte Ananda, die Sutte innerhalb der drei Mauern vorzutragen, dabei mit den Licchavi Prinzen die Stadt zu umrunden. Ananda tat dies während der drei Nachtwachen und die Krankheit der Einwohner verschwand.

Buddha trug die Ratana Sutta der Versammlung vor und vierundachtzigtausend [1] Menschen wurden bekehrt. Nachdem er dies sieben aufeinanderfolgende Tage wiederholte verließ er Vesāli. (Nach dem DhA. verweilte Buddha nur sieben Tage in Vesāli; KhA. sagt zwei Wochen). Die Licchavis begleiteten ihn bis zum Ganges mit noch mehr Verehrung als zuvor, und im Fluss wetteiferten Devas und Nāgas um ihn zu verehren. Am anderen Ufer wartete bereits Bimbisāra auf seine Ankunft und begleitete ihn zurück nach Rājagaha. Bei seiner Ankunft erzählte er das Sankha Jātaka. (2)

Während dieses Besuches in Vesāli ist wahrscheinlich Buddhas Vater Suddhodana verstorben. (Siehe ThigA., p. 141; AA.i.186).

Es war während dieses Besuchs von Buddha in Kapilavatthu (tadā) wo Mahā Pajāpatī Gotamī das erste Mal um die Erlaubnis bat, in den Orden eintreten zu dürfen, was von Buddha abgelehnt wurde (AA.i.186).

Einer Überlieferung entsprechend, reiste Buddha durch die Luft um seinen sterbenden Vater zu besuchen und um ihn zu belehren und ihm somit ermöglichte vor seinem Tod die Heiligkeit zu erreichen. Es ist nicht mehr festzustellen, wie oft Buddha Vesāli besuchte, aber aus den Schriften ist zu entnehmen, dass es mehrere gewesen sein müssen, denn in Vesāli sind einige Vinaya Regeln entstanden. Siehe, z.B., Vin.i.238, 287f; ii.118, 119 27.

Ein Besuch scheint etwas länger gewesen zu sein, denn Buddha wies die Mönche an, keine Almosen von dem Licchavier Vaddha anzunehmen. Für andere Vinaya Regeln, in Vesāli eingeführt , siehe auch Vin.ii.159f.; iii. und iv. passim.

Es geschah während eines Besuches in Vesāli, Buddha von Kapilavatthu kommend, dass Mahā Pajāpatī Gotamī, die Buddha mit fünf hundert Sakyier Frauen gefolgt war, mit der Intervention von Ananda, die Erlaubnis erhielt, dass Frauen, unter bestimmten Bedingungen in den Orden eintreten dürfen. CV.10

Die Pali-Schriften (z.B. D.16.4.3) beschreiben ausführlich Buddhas letzten Besuch in Vesāli, auf seinem Weg nach Kusinārā. An seinem letzten Tag seines Besuches, nach seinem Mahl, ging er mit Ananda zum Cāpāla Schrein und, im Verlaufe der Konversation, sprach er zu Ananda über die Schönheiten von Vesāli: über die Schreine Udena, Gotamaka, Sattambaka, Bahuputta, Sārandada. Cf. Mtu.i.300, wo auch ein Kapinayha-Schrein erwähnt wird. All dies waren einmal Verehrungsstätten von verschiedenen lokalen Gottheiten, aber nach dem Besuch von Buddha in Vesāli, wurden sie alle zu buddhistischen Verehrungsstätten oder Klöstern verwandelt. Andere Klöster in oder um Vesāli werden erwähnt, z.B. Pātikārāma, Vālikārāma.

Bei seinen Besuchen in Vesāli verweilte Buddha meistens in Kūtāgārasālā, und manchmal scheint er sich auch bei den anderen Schreinen aufgehalten zu haben (Siehe D.16). Bei seinem letzten Besuch am Cāpāla Schrein, entschied er in drei Monaten zu sterben, er informierte zuerst Māra und später Ananda von seiner Entscheidung. Am Tag darauf brach er auf nach Bhandagāma, noch einen letzten Blick auf die Stadt Vesāli werfend, "seinen ganzen Körper umdrehend, wie ein Elefant" (nāgāpalokitam apaloketvā) (D.16.4).

Die letzte Regenzeit, die obenstehendem voranging, verbrachte Buddha in Beluvagāma, eine Vorort.
von Vesāli, während die Mönche in und um Vesāli verweilten. An dem Tag, bevor die Regenzeit begann, wurde Buddha mit seinen Mönche von Ambapāli zu einer Mahlzeit eingeladen, an dessen Ende spendete sie den Ambapālivana an den Orden (D.16.2; aber siehe Dial.ii.102, n.1).

Vesāli war eine Hochburg der Niganther, und es wird gesagt, dass der Asket Mahāvīra zwölf seiner zweiundvierzig Regenzeiten in Vesāli verbrachte (Jacobi: Jaina Sutras (S.B.E.) Kalpa Sūtra, sect. 122); Vesāli war auch die Residenz von Kandaramasuka und Pātikaputta.

Unter den herausragenden Anhängern von Buddha, die aus Vesāli kamen, werden aufgezählt, Ugga (4) (der Spender von Angenehmem), Pingiyāni, Kāranapāli, Sīha, Vāsettha (A.i.24), und verschiedene andere Licchavier.

Buddhas Anwesenheit in Vesāli war eine Quelle von Unannehmlichkeiten für die Niganther, und sie versuchten auf verschiedene Art und Weise (siehe, z.B., Sīha) ihre Anhänger davon abzubringen, unter den Einfluss von Buddha zu kommen.

Zu Buddhas Zeit war Vesāli eine sehr große Stadt, reich und florierend, überbevölkert mit Menschen und mit Überfluss an Lebensmitteln. Es gab siebentausend und siebenhundertsieben Parks und eine gleiche Zahl von Lotus Teichen. Ihre Kurtisane, Ambapālī, war berühmt für ihre Schönheit, und trug zu einem großen Teil zu dem Reichtum der Stadt bei (Mv.vi.30).

Die Stadt hatte drei Mauern, jede ein gāvuta entfernt von der anderen, und an drei Stellen der Mauern befanden sich Tore mit Wachtürmen (Jat.149). Vielleicht trennten diese drei Wälle die drei Bezirke, von Vesālī, erwähnt in dem Tibetischen Dulva (Rockhill, p.62). Hoernle (Uvāsagadasāo Translation ii., p.4, n.8) identifiziert diese drei Bezirke mit den Städten, Kundapura und Vāniyagāma, wie erwähnt in den Jaina Schriften.

Buddhaghosa sagt (z.B., Sp.ii.393), dass Vesāli so genannt wurde, weil es so ausgedehnt war (visālībhūtatā Vesāli ti uccati); cf. UdA.184 (tikkhattum visālabhūtattā); und MA.i.259.

Außerhalb der Stadt begann der Grosse Wald, Mahāvana, ein großer natürlicher Wald, der bis zum Himālaya reichte (DA.i.309). In der Nähe befanden sich andere Wälder, wie Gosingalasāla. (A.x.72)

Hier ein paar der vielen wichtigen Sutten, die in Vesāli entstanden sind: Mahāli, Mahāsīhanāda, Cūla Saccaka, Mahā Saccaka, Tevijja, Vacchagotta, Sunakkhatta und Ratana.

Siehe auch A.i.220, 276; ii.190, 200; iii.38, 49ff., 75, 142, 167, 236, 239; iv. 16, 79, 100, 179, 208, 274ff., 279ff., 308ff.; v. 86, 133, 342; S.i.29, 112, 230; ii.267, 280; iii.68, 116; iv. 109, 210ff., 380; v. 141f, 152f, 258, 301, 320, 389, 453; D.ii.94ff.; siehe auch DhA.i.263; iii.267, 279, 460, 480.

Das Telovāda Jātaka (Nr. 246) und das Sigāla Jātaka (Nr. 152) entstanden in Vesāli. Nach Buddhas Tod, wurde ein Teil seiner Reliquien in der Stadt aufbewahrt. (D.16.6; Bu.xxviii.2)

Hundert Jahre später war Vesāli wiederum ein wichtiger Ort für den Buddhismus, es fand die Versammlung der "Zehn Punkte" statt, die von den Vajjiputtakās erhoben worden waren, und das zweite Konzil in Verbindung mit diesem Dispute im Vālikārāma.

Die Stadt wurde auch Visālā genannt. (Z.B., AA.i.47; Cv.xcix.98). Es lebten Nāgas in Vesāli; diese wurden Vesālā genannt (D.ii.258).

Vesāli wird identifiziert mit dem heutigen Dorf Basrah in dem Muzafferpur Bezirk in Tirhut. Siehe Vincent Smith, J.R.A.S. 1907, p. 267f., und Marshall, Arch. Survey of India, 1903 4, p. 74.


[1] die Zahl 84 000 kommt in den Schriften häufig vor und ist eine Redewendung für eine große Anzahl.


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