1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Uruvela, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuße des Feigenbaumes des Ziegenhirten (Ajapāla-Nigrodha), eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt. [1].
2. Da nun entstand dem Erhabenen, der ganz in der Stille einsamer Meditation sich hingab, der folgende erwägende Gedanke:
3. "Eingedrungen bin ich in diese Wahrheit [2], die tief ist, schwer zu schauen, schwer auszudenken, friedlich, erhaben [3], durch Grübelei nicht zu erfassen, fein, nur von Weisen zu begreifen. Aber dieses Volk verharrt bei seinen Neigungen, ergötzt sich an seinen Neigungen, findet seine Freude in seinen Neigungen. Für ein Volk aber, das bei seinen Neigungen beharrt, an seinen Neigungen sich ergötzt, in seinen Neigungen seine Freude findet, ist dieser Gegenstand schwer zu schauen, nämlich diese ursächliche Aufeinanderfolge, das Gesetz der Ursächlichen Entstehung [4].
Es ist ja auch dieser Gegenstand schwer zu schauen:
Und wenn ich selbst die Wahrheit predigte und die anderen verstünden mich nicht, so wäre mir das eine Pein, wäre das für mich verletzend [6].
4. Und da leuchteten auch dem Erhabenen die folgenden wunderbaren, früher nicht vernommenen Strophen auf:
- "Mit Mühe bin ich eingedrungen. Genug! nun (mag ich's) nicht verkünden.
- Von solchen, die umstrickt sind, von Begierde und Sünde,
- wird diese Wahrheit nicht richtig verstanden.
- Sie, die gegen den Strom geht, die tief, schwer zu schauen, fein ist,
- Sehen solche nicht, die von den Begierden umstrickt sind
- und verhüllt in der Masse der Finsternis."
5. Während der Erhabene also erwog, neigte sein Geist zur Zurückhaltung, nicht zur Predigt der wahren Lehre.
6. Da nun kam dem Brahman Sahampati, der in seinem Herzen die Herzensbedenken des Erhabenen erkannte, dieser Gedanke: "Unter geht fürwahr die Welt, zugrunde geht fürwahr die Welt, wenn da der Geist des Tathagata [7], des Vollendeten, des Vollkommen Erleuchteten zur Zurückhaltung neigte, nicht zur Predigt der wahren Lehre [8]."
7. Da verschwand der Brahman Sahampati, so schnell wie ein starker Mann den eingebogenen Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm einbiegt, in der Brahmawelt und erschien vor dem Erhabenen.
8. Da nun schlug der Brahman Sahampati seinen Mantel über die eine Schulter, ließ sich mit dem rechten Knie auf den Boden nieder, und indem er in der Richtung, wo der Erhabene war, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es möge der Erhabene die wahre Lehre predigen; es möge der Pfadführer die wahre Lehre predigen! Es gibt Wesen, die von Natur nur wenig von Verunreinigung befleckt sind [9]. Sie werden weniger, wenn sie die wahre Lehre nicht hören. Es wird aber solche geben, die die wahre Lehre verstehen."
9. Also sprach der Brahman Sahampati, und nachdem er das gesprochen, sprach er noch weiter das folgende:
10. Da nun erkannte der Erhabene die Aufforderung des Brahman und in seiner Barmherzigkeit gegenüber den Wesen überschaute er die Welt.
11. Und es sah der Erhabene, mit seinem Buddha-Auge die Welt überschauend, Wesen, die wenig von Verunreinigung befleckt waren und die viel von Verunreinigung befleckt waren, solche mit scharfen Sinnen und solche mit stumpfen Sinnen, solche von guter Art und solche von übler Art, leicht zu belehrende und schwer zu belehrende, und solche, die da lebten, die Furcht vor der Sünde und vor der jenseitigen Welt vor Augen.
12. Denn wie in einem Teich mit blauen, roten und weißen Lotosblumen etliche blaue, rote und weiße Lotosblumen, die im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen sind, über das Wasser nicht herausgekommen sind, sondern unter die Wasseroberfläche gesunken fortwachsen; etliche rote, blaue und weiße Lotosblumen aber, die im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen sind, auf gleicher Höhe mit dem Wasser stehen; etliche rote, blaue und weiße Lotosblumen endlich, die im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen sind, über das Wasser herausragend dastehen, unbenetzt vom Wasser: ganz ebenso sah der Erhabene, mit seinem Buddha-Auge die Welt überschauend, Wesen, die wenig von Verunreinigung befleckt waren und die viel von Verunreinigung befleckt waren, solche mit scharfen Sinnen und solche mit stumpfen Sinnen, solche von guter Art und solche von übler Art, leicht zu belehrende und schwer zu belehrende, und solche die da lebten, die Furcht vor der Sünde und vor der jenseitigen Welt vor Augen.
13. Wie er das gesehen, erwiderte er dem Brahman Sahampati mit der Strophe:
14. Da nun dachte der Brahman Sahampati: es ist durch mich die Möglichkeit geschaffen für die Predigt der wahren Lehre des Erhabenen, und nachdem er den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt und unter Zukehrung der rechten Seite umwandelt hatte, verschwand er auf der Stelle.
[1] Der Inhalt des Sutta ist aus Vinaya I.4 ff. entnommen. Im Wortlaut stimmt dazu Majjhima I.167 ff. und Dīgha II.36ff. (hier von Buddha Vipassin).
[2] dhamma. Das Wort ist schwer zu übersetzen, namentlich nicht mit einem Ausdruck, der an allen Stellen paßt. Ich gebe es wieder durch "Gesetz", durch "Wahrheit", durch "wahre, rechte Lehre", muß aber zugestehen, daß die zweite Übersetzung das Bedenken hat, daß auch sacca "Wahrheit" heißt. Dazu kommen dann noch die besonderen Bedeutungen "Eigenschaft" und "Ding". Sylvain Levi schlägt die Übersetzung "ideal" vor; Mrs. Rhys Davids "norm".
[3] santo panīto. Der Komm. sagt, daß durch diese beiden Beiwörter auf den überweltlichen (lokuttara) Charakter des Dhamma hingewiesen wird.
[4] paticcasamuppāda. Vgl. Bd. 2, S. 1 ff.
[5] Die Klimax schildert die allmähliche Loslösung von den weltlichen Dingen:
[6] Komm. I. 228.11 kāyakilamattho c'eva kāyavihesā ca "körperliche Erschlaffung und körperliche Verletzung". Wir möchten doch eher an seelische Pein denken.
[7] Was das Wort tathāgata bedeutet, ist schwer zu sagen. Ausführlich hat darüber R. O. Franke in seiner Übersetzung des Dīghanikāya gehandelt. Buddhaghosa in der Sumangalavilāsinī (ed. Rhys Davids und Carpenter I. 59ff.) gibt nicht weniger als acht Deutungen. Ich halte die Erklärung "der zur Wahrheit gelangt ist" (tatha + āgata) immer noch für die wahrscheinlichste. Anders Mrs. Rhys Davids in Gotama the Man, S. 44 f.
[8] Nach dem Komm. I. 230.17 war Brahman Sahampati zur Zeit des Buddha Kassapa ein Thera namens Sahaka. Er ging aus der ersten meditativen Versenkung in das Nirvana ein und wurde als kappāyukabrahmā, als ein Brahman dessen Lebenszeit über ein Weltalter sich erstreckt wiedergeboren.
[9] apparajakkhajātikā. Auch im Skr. erscheint rajas "Staub Verunreinigung" am Ende eines Kompos. in der Form rajaska.
[10] Komm. I. 231.13 = nibbānassa dvārabhūtam ariyamaggam "den edlen Pfad der das Tor des Nirvana ist".
[11] Nämlich ihren bisherigen Glauben, damit sie fähig sind, die neue Lehre aufzunehmen.
[12] Der Komm. I. 236.4 erklärt den Sinn der beiden letzten Verszeilen so: "Ich habe den von mir selber in Bewegung gebrachten erhabenen Dhamma nicht ausgesprochen, da ich Ermüdung des Körpers und der Stimme vermutete. Jetzt aber soll die gesamte Menschheit das Gefäß des Glaubens bringen, ich werde ihr Verlangen erfüllen."
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Uruvela, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuße des Feigenbaumes des Ziegenhirten, eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt [13].
2. Da nun entstand dem Erhabenen, der ganz in der Stille einsamer Meditation sich hingab, der folgende erwägende Gedanke: "Übel ist es niemand zu haben, den man verehrt und hoch hält [14]. An welchen Samana oder Brāhmana könnte ich mich nun anschließen [15], ihm dienend und ihn verehrend?
3. Da nun kam dem Erhabenen dieser Gedanke: "Zur Erfüllung dessen, was noch nicht erfüllt ist von dem, was zum Begriff der sittlichen Zucht gehört, möchte ich an einen Samana oder Brāhmana mich anschließen. Aber ich sehe in der Welt mit ihren Göttern, mit ihren Māras und mit ihren Brahmans, im Volke mit seinen Samanas und Brāhmanas, mit seinen Göttern und Menschen keinen Samana oder Brāhmana, der mehr als ich selber mit sittlicher Zucht ausgestattet wäre, daß ich an ihn mich anschließen könnte, ihm dienend und ihn verehrend.
4-7. Zur Erfüllung dessen, was noch nicht erfüllt ist von dem, was zum Begriff der geistigen Sammlung gehört - zur Erfüllung dessen, was noch nicht erfüllt ist von dem, was zum Begriff der Erkenntnis gehört, - zur Erfüllung dessen, was noch nicht erfüllt ist von dem, was zum Begriff der Erlösung gehört - zur Erfüllung dessen, was noch nicht erfüllt ist von dem, was zum Begriff des wissenden Schauens der Erlösung gehört, möchte ich an einen Samana oder Brāhmana mich anschließen, ihm dienend und ihn verehrend. Aber ich sehe in der Welt mit ihren Göttern, mit ihren Māras und mit ihren Brahmans, im Volke mit seinen Samanas und Brāhmanas, mit seinen Göttern und Menschen keinen Samana oder Brāhmana, der mehr als ich selber mit wissendem Schauen der Erlösung ausgestattet wäre, daß ich an ihn mich anschließen könnte, ihm dienend und ihn verehrend [16].
8. Wie wäre es, wenn ich jetzt an die Wahrheit, die von mir durch Erleuchtung erkannt worden ist, mich anschlösse, ihr dienend und sie verehrend [17]?"
9. Da nun verschwand der Brahman Sahampati, der in seinem Herzen die Herzensbedenken des Erhabenen erkannte, so schnell, wie ein starker Mann den eingebogenen Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm einbiegt, in der Brahmawelt und erschien vor dem Erhabenen.
10. Da nun schlug der Brahman Sahampati seinen Mantel über die eine Schulter, ließ sich mit dem rechten Knie auf den Boden nieder, und indem er in der Richtung, wo der Erhabene war, die zusammengelegten Hände ausstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also:
11. "So ist das, o Erhabener! So ist das, o Pfadführer! Die Vollendeten, Vollkommen Erleuchteten, Herr, die es in der vergangenen Zeit gegeben hat, auch diese Erhabenen haben an die Wahrheit sich angeschlossen, ihr dienend und sie verehrend. Und auch die Vollendeten, Vollkommen Erleuchteten, Herr, die es in Zukunft geben wird, auch diese Erhabenen werden an die Wahrheit sich anschließen, ihr dienend und sie verehrend. Und auch jetzt möge der Erhabene, Herr, der Vollendete, Vollkommen Erleuchtete an die Wahrheit sich anschließen, ihr dienend, sie verehrend."
12. Also sprach der Brahman Sahampati, und nachdem er so gesprochen, sprach er weiter noch folgendes:
[13] Nach dem Komm. I. 236.13 spielt die Begebenheit in der fünften Woche nach der Sambodhi.
[14] Wtl. "Übel ja lebt man ohne Verehrung, ohne Autorität (agāravo, appatisso).
[15] upanissāya viharati, (periphrastische Bildung) wird vom Verhältnis einer Person zu einer Autorität, z. B. des Schülers zum Lehrer, gebraucht.
[16] Die fünf Gruppen oder Bereiche (khandhā) religiöser Übungen zum Fortschritt in der Erkenntnis sind im Pali 1) sīla, 2) samādhi, 3) paññā, 4) vimutti, 5) vimuttiññānadassana. S. oben 3. 24.15. Soweit diese Übungen noch nicht zur Vollendung gelangt sind, bedarf der Übende autoritativer Anleitung. Der Buddha kommt aber zu der Erkenntnis, daß er in allen diesen Punkten schon weiter fortgeschritten ist als die übrigen Samanas und Brāhmanas, daß er also keines Lehrers bedarf. Vgl. Majjhima I. 171.
[17] Mrs. Rhys Davids bemerkt in einer Fußnote, daß der Dhamma oder die Norm zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Schule des Buddhismus zum Gott geworden sei, und spricht die Vermutung aus, es möge gerade unsere Stelle zur Sanktionierung dieser Idee gedient haben. Auch in der Sanskritliteratur (Epos, Purānas) erscheine Dhamma als göttliches Wesen sehr häufig. Die Hypostasierung des Begriffes geht bis in die Brāhmanaperiode zurück. Im Satapatha-Br. wird Dharma (s. Böhtlingk-Roth u. d. W., Nr. 9) mit Indra identifiziert.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.
2. Zu jener Zeit aber war der Sohn einer Brahmanin, mit Namen Brahmadeva aus dem häuslichen in das hauslose Leben übergetreten.
3. Da nun war der ehrwürdige Brahmadeva, der allein und einsam, unermüdlich, eifervoll, mit gesammelter Seele lebte, binnen kurzem schon an das höchste Ziel heiligen Wandels, um dessen willen Söhne aus gutem Hause völlig aus dem häuslichen in das hauslose Leben übertreten, noch bei Lebzeiten durch eigenes Begreifen und Verwirklichen gelangt. Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein. Es war aber der ehrwürdige Brahmadeva einer von den Vollendeten geworden.
4. Da nun kleidete sich der ehrwürdige Brahmadeva zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand, und ging, Almosen zu sammeln, nach Sāvatthī. Wie er in Sāvatthī auf seinem Almosengang von Haus zu Haus [18] sich befand, begab er sich dorthin, wo sich die Wohnung seiner Mutter befand.
5. Zu jener Zeit aber pflegte die Mutter des ehrwürdigen Brahmadeva, die Brahmanin, dem Brahman regelmäßig [19] Spende darzubringen.
6. Da nun kam dem Brahman Sahampati der folgende Gedanke: "Die Mutter hier des ehrwürdigen Brahmadeva, die Brahmanin, pflegt dem Brahman regelmäßig Spende darzubringen. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt zu ihr begäbe und sie anregte?"
7. Da nun verschwand der Brahman Sahampati so schnell, wie ein starker Mann den eingebogenen Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm einbiegt, in der Brahmawelt und erschien in der Wohnung der Mutter des ehrwürdigen Brahmadeva.
8. Da nun redete der Brahman Sahampati, in der Luft schwebend, die Mutter des ehrwürdigen Brahmadeva, die Brahmanin, mit den Strophen an:
9.
[18] sapadānam. Das Wort ist noch nicht befriedigend erklärt. Der Komm. I. 239.11 umschreibt es hier mit sapadānacāram sapattagharam anokkamma patipātiyā caranto.
[19] niccam "ständig". Der Komm. beschreibt ausführlich, wie das Haus der Brahmanin für das Opferfest geschmückt war.
[20] Der Komm. I. 241.1 sagt: die Bewohner der Brahmawelt leben vom sappītikajjhāna, von der mit Wonne verbundenen Versenkung, aber sie genießen nicht solche gekochte Milchsuppe, in die man allerlei Kräuter hinein geworfen hat.
[21] jappasi. Das V. japp (skr. jalp) wird besonders vom Murmeln der Mantras, der Zaubersprüche, gebraucht. Vgl. Jāt. III. 236.5, V. 158.19.
[22] anaññaposiya. Komm. I. 241.7 er heißt so, weil er, außer seiner eigenen Person, keine andere Person, weder Weib noch Kind zu ernähren hat.
[23] vedagū "der Veden kundig". Der Komm. scheint es auf die Kenntnis des magga, des Pfades, zu beziehen.
[24] dakkhineyya. Bei den Brahmanen ist die dakkhinā (skr. daksinā) Entgelt für das vollzogene Opfer, beim Bhikkhu die Almosengabe.
[25] D. h. er ist sich immer gleich.
[26] vidhūma "ohne Rauch". Komm.: weil der Rauch des Zorns ihn verlassen hat. Die Zeile steht Suttanipāta 1048.
[27] nikkhtttadando tasathāvaresu. Komm. I. 241.17: "Wenn er auch mit einem Wandelstock umhergeht, heißt er doch ein nikkh-, weil er nicht daran denkt, jemand zu schlagen. Die Verbindung tasathāvarā findet sich häufig zur Bezeichnung aller Leute. Nach dem Komm. an unserer Stelle wären mit den tasā die puthujjanā, mit den thāvarā die khīnāsavā gemeint.
[28] visenibhūso "frei von der senā", womit nach dem Komm. das (feindliche) Heer der kilesā gemeint wäre. Vgl. Suttanipāta 793, 914: sabbadhammesu visenibhūto.
[29] Nämlich die Flut des samsāra, des Kreislaufs der Wiedergeburten. Er ist an das rettende Ufer (pāra) gelangt.
Auch im Majjhima 49 ist der Brahman Baka Vertreter der Sassatalehre, d. h. der Lehre, daß der Brahman, Seele und Welt, ewig sei, gegenüber dem Buddha. Ferner kehrt die Geschichte unseres Sutta mit den dazu gehörigen Versen im Bakabrahma-Jātaka wieder.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.
2. Zu jener Zeit aber war Baka, dem Brahman, solche üble Anschauung entstanden: Dies [30] ist ständig, dies ist dauernd, dies ist ewig, dies ist absolut; dies ist nicht dem Gesetz des Schwindens unterworfen. Denn dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder. Und ein anderes Entkommen [31] als dieses gibt es nicht.
3. Da nun verschwand der Erhabene, der in seinem Herzen die Herzensgedanken Baka, des Brahman, erkannte, so schnell wie ein starker Mann den eingebogenen Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm einbiegt, im Jetahaine und erschien in der Brahmawelt.
4. Es sah nun Baka, der Brahman, den Erhabenen von frene herankommen. Wie er ihn sah, sprach er zu dem Erhabenen also: "Komme nur, Verehrter! Sei willkommen, Verehrter! Lange ist es her, Verehrter, daß du die Gelegenheit wahrnahmst hierher zu kommen. Dies ist ja ständig, dies ist dauernd, dies ist ewig, dies ist absolut, dies ist nicht dem Gesetz des Schwindens unterworfen. Denn dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder. Und ein anderes Entkommen als dieses gibt es nicht."
5. Auf dieses Wort hin sprach der Erhabene zu Baka, dem Brahman, also: "In Nichtwissen wahrlich bist du, Baka Brahman, geraten; in Nichtwissen, wahrlich bist du, Baka Brahman, geraten, wenn du [32] das, was gerade nicht ständig ist, ständig nennst - das, was gerade nicht dauernd ist, dauernd nennst - das, was gerade nicht ewig ist, ewig nennst - das was gerade nicht absolut ist, absolut nennst - das, was gerade dem Gesetz des Schwindens unterworfen ist, etwas was dem Gesetz des Schwindens nicht unterworfen ist, nennst, - und wenn du, was geboren wird und vergeht und stirbt und hinschwindet und wieder entsteht, so nennst: dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder - und wenn du, wiewohl es doch ein anderes Entkommen gibt, sagst: ein anderes Entkommen als dieses gibt es nicht".
6. (Baka, der Brahman:)
7. (Der Erhabene:)
8. (Baka, der Brahman:)
9. (Der Erhabene [39])
10. (Baka, der Brahman:)
[30] Die Sassata-Lehre wird hier im gleichen Wortlaut formuliert, wie Majjhima 49. Zu idam ist wohl von dem Standpunkte des Brahmangottes aus brahma zu ergänzen: "dieser unser Bereich". Dhammasanganī 1315 wird die Lehre so gefaßt: sassato attā ca loko ca.
[31] uttarim-nissaranam gehört, wie ich glaube, eng zusammen und drückt das Darüber-hinweg- und Herauskommen (aus dem Samsāra) aus. Der Sinn ist: es gibt außer unserer Lehre (ito) keine Erlösungslehre.
[32] Komm. I. 24.13: yatra hi nāmāti, yo nāma.
[33] puññakammā "deren Kamma ein verdienstliches ist". S. Bd. 2, S. 49. mit N. 1.
[34] vasavattino eine bestimmte Gruppe von Brahmangöttern zu denen Baka gehört. Auf ihre Zahl bezieht sich die Zahl 72 (Komm. I. 2431) in Zeile 1.
[35] vedagū; Komm. I. 244.2: sie heißt so weil wir mittels der Vedas hingelangt sind.
[36] abhijappanti. Nach dem Komm, weil sie selbst eine solche Existenz anstreben.
[37] Eine der phantastisch hohen Ziffern, die der Inder so liebt. Nach der Abhidhānapadīpikā ist ein nirabbuda die 9. Potenz von 10 Millionen. Kirfel, Kosmographie der Inder S. 336. Nach dem Komm. I. 244.1 wäre mit der Zahl der Rest (avasittham) der Zeit gemeint, die Baka noch als Brahman durchleben darf.
[38] Baka hat sich selbst für ewig gehalten. Er ist erschüttert, wie er aus dem Mund des Erhabenen hört daß seine Lebensdauer nicht ewig, sondern zeitlich beschränkt sei. Zugleich erkennt er daraus daß der Erhabene allwissend ist. Er will nun von ihm erfahren welchen Verdiensten (vata und sīla) er seine Brahmaexistenz verdankt. - Statt ācikkham etam lese ich ācikkha metam (= me etam).
[39] Im Komm. (I. 244.11ff.) und im Jātakabuch 405) werden die Legenden erzählt die den folgenden Strophen zugrunde liegen: 1) Baka war dereinst ein Büßer namens Kesava gewesen und lebte in einem Walde. Eine Karawane die sich im Walde verirrt hatte war dem Verdursten nahe. Vermöge der durch die Kraft seiner Buße erworbenen Wunderkraft zauberte er einen Fluß herbei und errettete so die Karawane vom Tode. - 2) Ein anderes Mal weilte der Büßer am Enī Flusse unweit eines Dorfes. Räuber aus dem Gebirge überfielen das Dorf und schleppten alle seine Bewohner samt ihren Habseligkeiten als Beute fort. Der Büßer empfand Mitleid mit den jammernden Menschen und Tieren. Er schuf ein Heer das mit dem Fürsten an der Spitze unter Trommelschall heranrückte. Die Räuber ergriffen die Flucht unter Zurücklassung ihrer Beute. Der Büßer aber führte die befreiten Leute samt ihrer Habe in ihr Dorf zurück. - 3) Ein drittes Mal begab es sich daß eine fröhliche Gesellschaft auf einem Schiff die Gangā hinab fuhr. Ein Nāga ein Schlangendämon geriet in Wut weil die Leute Speiseüberreste in den Fluß warfen. Er tauchte aus dem Wasser auf und wollte die Leute verschlingen. Aber der Büßer der die Angstrufe der Bedrohten hörte verwandelte sich in einen Garuda, einen Greif - die Greife sind Todfeinde der Nāgas - und verscheuchte den Schlangendämon. - Der Buddha selber war zu jener Zeit ein Schüler des Büßers Kesava mit Namen Kappa.
[40] suttappabuddho d. h. zum Buddha geworden (sutta = skr. supta Wz. svap).
[41] manussakamyā. Komm. I. 247.3 = manussakāmatāya "in seinem Wunsch Menschen zu vernichten".
[42] baddhacaro, das Jāt. III. 362.18 durch antevāsiko erklärt wird.
[43] Man hat natürlich mit den Kommentaren vatinam als ein Wort zu lesen; skr. vratin "der ein Gelübde abgelegt hat."