Von fünffacher Art, ihr Mönche,
Von welch fünffacher Art sind sie?
Wer es aber um der Bedürfnislosigkeit und Genügsamkeit willen tut, um strikter asketischer Lebensführung und der Abgeschiedenheit willen, eben wegen des Wertes einer solchen Lebensweise, der gilt unter jenen fünf Arten von Asketen als der erste, der beste, der hervorragendste, der höchste, der edelste.
Gleichwie nämlich, ihr Mönche, von der Kuh die Milch kommt, von der Milch der Rahm, vom Rahm die Butter, von der Butter das Butteröl, vom Butteröl der Butterölschaum, und der Butterölschaum da als das beste gilt; ebenso auch, ihr Mönche, gilt unter den fünf Arten von Asketen dieser als der erste, der beste, der hervorragendste, der höchste, der edelste.
(*1) Diese fertigen ihre Gewänder aus aufgelesenen Fetzen an und verweigern die Annahme fertiger Gewänder.
(*2) Diese haben das Gelübde abgelegt, nur unter einem Baume zu leben.
(*3) Diese legen sich nicht nieder, sondern ruhen und schlafen nur in sitzender Haltung.
(*4) Diese essen nur einmal des Tages; wenn sie während der Mahlzeit aufstehen und sich wieder zum Essen hinsetzen, haben sie ihr Gelübde gebrochen.
(*5) Wenn sie während der Mahlzeit ein ihnen angebotenes Gericht zurückgewiesen haben, so nehmen sie nichts mehr von ihnen später angebotenen anderen Speisen.
(*6) Diese essen nur aus ihrer Almosenschale und benutzen keine anderen Gefäße usw. - Die hier genannten 10 strikten asketischen Bräuche gehören zu den 13 'Läuterungsübungen' (s. Wtb: dhutanga; ausführl. in VisM, Kap. II). Sie sind für den buddhistischen Mönch nicht verpflichtend und sollen dem oben als fünften Grund angegebenen Zwecke, nämlich der Bedürfnislosigkeit dienen.
(*7) K: Wenn sie sich weder auf die Ausübung verstehen, noch den heilsamen Zweck erkennen, sondern nur aus Dummheit und Torheit, aus irgendeinem unvernünftigen Grunde Waldeinsiedler sind.
(*8) Sie sind Waldeinsiedler, um Ansehen und reiche Gaben zu gewinnen.
(*9) sallekham (zu likh, schaben), die asketische Enthaltsamkeit.
(*10) idam atthitam yeva nissāya, K: Um des dieser trefflichen Lebensweise innewohnenden Sinngehaltes willen; nicht mit dem Beweggrund irgendeines weltlichen Vorteils.
Fünf alte Brahmanensitten, ihr Mönche, werden heutzutage bei den Hunden angetroffen, aber nicht mehr bei den Brahmanen. Welche fünf ?
Ehemals, ihr Mönche, gingen die Brahmanen nur zu einer Brahmanin, nicht zu einer Nichtbrahmanin. Heutzutage aber gehen die Brahmanen ebenso gut zu einer Brahmanin wie zu einer Nichtbrahmanin. Die Hunde aber, ihr Mönche, gehen nur zu einer Hündin, niemals zu einer Nichthündin. Das, ihr Mönche, ist die erste alte Brahmanensitte, die heutzutage bei den Hunden anzutreffen ist, aber nicht mehr bei den Brahmanen.
Ehemals, ihr Mönche, gingen die Brahmanen nur zu einer Brahmanin, die ihre Zeit hatte, niemals zu einer, die nicht ihre Zeit hatte. Heutzutage aber gehen die Brahmanen ebenso gut zu einer Brahmanin, die ihre Zeit hat, wie zu einer, die sie nicht hat. Die Hunde aber, ihr Mönche, gehen nur zu einer Hündin, die ihre Zeit hat, niemals zu einer, die nicht ihre Zeit hat. Das, ihr Mönche, ist die zweite alte Brahmanensitte, die heutzutage bei den Hunden anzutreffen ist, aber nicht mehr bei den Brahmanen.
Ehemals, ihr Mönche, gab es das nicht, dass die Brahmanen ein Brahmanenmädchen kauften oder verkauften, sondern nur aus gegenseitiger Zuneigung und um der ehelichen Verbindung (*1) willen lebten sie zusammen. Heutzutage aber kaufen oder verkaufen die Brahmanen ein Brahmanenmädchen oder auch sie leben aus Zuneigung zusammen oder um der ehelichen Verbindung willen. Die Hunde aber kaufen weder, noch verkaufen sie eine Hündin, sondern nur aus gegenseitiger Zuneigung und um sich zu begatten, leben sie zusammen. Das, ihr Mönche, ist die dritte alte Brahmanensitte, die heutzutage bei den Hunden anzutreffen ist, aber nicht mehr bei den Brahmanen.
Ehemals, ihr Mönche, stapelten die Brahmanen nichts auf an Geld, Getreide, Gold oder Silber. Heutzutage aber stapeln sie Geld auf, Getreide, Gold oder Silber. Die Hunde aber stapeln nichts auf. Das, ihr Mönche, ist die vierte alte Brahmanensitte, die heutzutage bei den Hunden anzutreffen ist, aber nicht mehr bei den Brahmanen.
Ehemals, ihr Mönche, sammelten die Brahmanen des Abends zum Abendessen und des Morgens zum Morgenmahl ihre Almosenspeise ein. Heutzutage aber essen die Brahmanen ganz nach Belieben und füllen ihren Leib; und den Rest nehmen sie mit sich fort. Die Hunde aber suchen sich ihre Brocken am Abend für den Abend, am Morgen für den Morgen. Das, ihr Mönche, ist die fünfte alte Brahmanensitte, die heutzutage bei den Hunden angetroffen wird, aber nicht mehr bei den Brahmanen.
Dies, ihr Mönche, sind die fünf alten Brahmanensichten, die heutzutage bei den Hunden angetroffen werden, aber nicht mehr bei den Brahmanen.
(*1) PTS u. K: samsaggatthāya; ChS: sambandhāya. K: zur Erhaltung der Geschlechterfolge.
Der Brahmane Dona sprach, zum Erhabenen:
»Gehört habe ich, Herr Gotama, dass der Asket Gotama alten, ergrauten, angesehenen, hochbejahrten, im Alter gereiften Brahmanen nicht seinen Gruß entbietet, noch sich vor ihnen erhebt, noch ihnen einen Sitz anbietet. Und dies, Herr Gotama, verhält sich tatsächlich so; denn nicht entbietet ja der Herr Gotama den alten, ergrauten, angesehenen, hochbejahrten, im Alter gereiften Brahmanen seinen Gruß, noch erhebt er sich vor ihnen, noch bietet er ihnen einen Sitz an. Das aber, Herr Gotama, ist nicht recht.« - (So auch in A.II.39 und A.IV.22)
»Bekennst du dich wohl, Dona, als einen Brahmanen?« -
»Wenn man, Herr Gotama, von einem mit Recht behaupten kann, dass er beiderseits von reiner Abstammung ist, vom Vater wie von der Mutter her, rein empfangen bis zum siebenten Ahnengeschechte hinauf, einwandfrei und makellos nach dem Kastengesetze; wenn man von ihm sagen kann, dass er gelehrt ist, ein Kenner der Sprüche (manta Skr: mantra, die vedischen Hymnen), ein Meister der drei Veden samt Wortschatz und Metrik, Lautkunde und Wortzerlegung und der Vorzeit Geschichte als fünftem (K zu D. 3: "den Atharva Veda als vierten zählend"); ein Textkenner und Grammatiker, auch nicht unerfahren in der Naturkunde und den Merkmalen eines Großen Mannes - wenn man solches von einem behaupten kann, Herr Gotama, so kann man es von mir mit Recht behaupten.« -
(Die Wiedergabe der vorstehenden Ausdrücke folgte der Erklärung im K und Subk zu D. 3.)
»Diejenigen, o Dona, die unter den ehemaligen Brahmanen als die Seher gelten, als die Urheber der [vedischen] Sprüche, die Künder der [vedischen] Sprüche; denen noch heutzutage die Brahmanen die alten Spruchtexte, die Hymnen, Überlieferungen (*1) und Textsammlungen nachsingen, nachreden, das Gesprochene nachsprechen, das Rezitierte nachrezitieren, das Gelernte weiterlehren, als da sind Atthaka, Vāmaka, Vāmadeva, Vessāmitta, Yamataggi, Angīrasa, Bhāradvāja, Vāsettha, Kassapa und Bhagu - diese eben künden fünf Arten von Brahmanen: den Brahmagleichen, den Göttergleichen, den Sittenfesten (*2), den Sittenbrecher (*3) und als fünften den verächtlichen Brahmanen (*4). Welcher von diesen fünf bist du wohl, Dona?« -
»Nicht kennen wir, Herr Gotama, diese fünf Arten von Brahmanen. Wohl aber wissen wir, dass wir Brahmanen sind. Gut wäre es, wenn mir der Herr Gotama diese Sache darlegen möchte, damit ich die fünf Arten von Brahmanen kennen lerne.« -
»So höre denn, Dona, und achte wohl auf meine Worte.« - »Gewiss, o Herr«, antwortete Dona, der Brahmane. Und der Erhabene sprach:
»Inwiefern nun, Dona, ist man ein brahmagleicher Brahmane? Da ist der Brahmane beiderseits von reiner Abstammung . . . Achtundvierzig Jahre lang führt er den jugendlich-keuschen Wandel und lernt die vedischen Sprüche. Darauf sammelt er für seinen Lehrer das Lehrgeld, und zwar auf vorschriftgetreue, nicht auf vorschriftswidrige Weise. Und was gilt da, Dona, als die Vorschrift? Dass er dies nicht etwa zu erreichen sucht durch Ackerbau, Handel oder Viehzucht oder als Bogenschütze, königlicher Beamter oder durch irgendein Handwerk, sondern lediglich durch den Almosengang, indem er dabei die Almosenschale nicht verachtet. Sobald er aber seinem Lehrer das Lehrgeld eingehändigt hat, schert er sich, Haar und Bart, legt die fahlen Gewänder an und zieht von Hause in die Hauslosigkeit. Nachdem er solcherart der Welt entsagt hat, durchstrahlt er mit einem von Güte - Mitleid - Mitfreude - Gleichmut erfüllten Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, die dritte und vierte; ebenso nach, oben, unten, quer inmitten durchstrahlt er allerwärts, sich in allem wiedererkennend, die ganze Welt mit einem von Güte - Mitleid - Mitfreude - Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermesslichen, von Hass und Übelwollen befreiten. Indem er aber diese vier brahmagleichen Zustände (*5) entfaltet, gelangt er beim Zerfall des Körpers nach dem Tode auf glückliche Fährte, zur Brahmawelt. Insofern, Dona, ist man ein brahmagleicher Brahmane.
Inwiefern nun, Dona, ist man ein göttergleicher Brahmane? Da ist der Brahmane beiderseits von reiner Abstammung . . . Achtundvierzig Jahre lang führt er den jugendlich-keuschen Wandel und lernt die vedischen Sprüche. Darauf sammelt er für seinen Lehrer das Lehrgeld, und zwar auf vorschriftgetreue, nicht auf vorschriftswidrige Weise . . . Sobald er aber seinem Lehrer das Lehrgeld eingehändigt hat, sucht er sich: ein Weib, und zwar auf vorschriftgetreue Weise, nicht auf vorschriftswidrige. Und was gilt da, Dona, als die Vorschrift? Dass es weder durch Kauf noch Verkauf geschieht und dass er nur eine solche Brahmanin nimmt, bei der der Akt der Wasserbesprengung (*6) vollzogen wurde. Und nur zu einer Brahmanin geht er, zu keiner Adligen, Bürgerin oder Dienerin, zu keiner aus der Candāla-, Jäger-, Korbmacher-, Wagner- oder Fegerkaste, zu keiner Schwangeren, keiner Säugenden, zu keiner, die nicht ihre Zeit hatte. Warum aber geht der Brahmane nicht zu einer Schwangeren? Weil dann der Knabe oder das Mädchen als eine Erzdreckgeburt bezeichnet werden muß. Und warum geht er nicht zu einer Säugenden? Weil dann der Knabe oder das Mädchen als Verschlinger von Unreinem bezeichnet werden muß. Nicht der Sinnenlust wegen hat er sein Weib, noch des Vergnügens oder des Geschlechtsgenusses wegen, sondern eben nur um der Fortpflanzung willen. Nachdem er aber den Zeugungsakt ausgeübt (*7) hat, schert er sich Haar und Bart, legt die fahlen Gewänder an und zieht von Hause in die Hauslosigkeit. Nachdem er aber solcherart der Welt entsagt hat, gewinnt er, abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung. Hat er aber die vier Vertiefungen entfaltet, so gelangt er beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode auf glückliche Fährte, in himmlische Welt. Insofern, Dona, ist man ein göttergleicher Brahmane.
Inwiefern nun, Dona, ist man ein sittenfester Brahmane? Da ist der Brahmane beiderseits von reiner Abstammung . . . Achtundvierzig Jahre lang führt er den jugendlich-keuschen Wandel und lernt die vedischen Sprüche. Darauf sammelt er für seinen Lehrer das Lehrgeld, und zwar auf vorschriftgetreue Weise, nicht auf vorschriftswidrige . . . Sobald er aber seinem Lehrer das Lehrgeld eingehändigt hat, sucht er sich ein Weib, und zwar auf vorschriftgetreue Weise, nicht auf vorschriftswidrige . . . . Nachdem er aber den Zeugungsakt ausgeübt hat, verlangt es ihn nach der Freude an seinen Kindern, und er bleibt in seinem Haushalte wohnen; nicht zieht er aus dem Hause in die Hauslosigkeit. An den alten Brahmanensitten (brāhmanānam mariyādā) aber hält er fest und überschreitet sie nicht. Da er aber an den alten Brahmanensitten festhält und sie nicht überschreitet, heißt man ihn einen sittenfesten Brahmanen. Insofern, Dona, ist man ein sittenfester Brahmane.
Inwiefern aber, Dona, ist man ein die Sitten brechender Brahmane? Da ist der Brahmane beiderseits von reiner Abstammung . . . Achtundvierzig Jahre lang führt er den jugendlich-keuschen Wandel und lernt die vedischen Sprüche. Darauf sammelt er für seinen Lehrer das Lehrgeld, und zwar auf vorschriftgetreue Weise, nicht auf vorschriftswidrige . . . Sobald er aber seinem Lehrer das Lehrgeld eingehändigt hat, sucht er sich ein Weib, sei es auf vorschriftgetreue, sei es auf vorschriftswidrige Weise, sei es durch Kauf oder Verkauf, oder sei es eine Brahmanin, bei der der Akt der Wasserbesprengung vollzogen wurde. Und er geht ebenso gut zu einer Brahmanin wie zu einer Adligen, Bürgerin oder Dienerin, oder auch zu einer aus der Candāla-, Jäger-, Korbmacher- Wagner- oder Fegerkaste, geht zu einer Schwangeren oder Säugenden, zu einer, die ihre Zeit hat, oder zu einer außer ihrer Zeit. Auch hat er sein Weib teils der Sinnenlust wegen, teils des Vergnügens wegen, teils des Geschlechtsgenusses wegen, teils der Fortpflanzung wegen. An den alten Brahmanensitten hält er nicht fest, er überschreitet sie. Da er aber an den alten Brahmanensitten nicht festhält, sie überschreitet, deshalb heißt man ihn einen die Sitten brechenden Brahmanen. Insofern, Dona, ist man ein sittenbrechender Brahmane.
Inwiefern aber, Dona, ist man ein verächtlicher Brahmane? Da ist der Brahmane beiderseits von reiner Abstammung . . . Achtundvierzig Jahre lang führt er den jugendlich-keuschen Wandel und lernt die vedischen Sprüche. Darauf sammelt er für seinen Lehrer das Lehrgeld, und zwar auf vorschriftgetreue Weise, nicht auf vorschriftswidrige . . . Sobald er aber seinem Lehrer das Lehrgeld eingehändigt hat, sucht er sich ein Weib, sei es auf vorschriftgetreue, sei es auf vorschriftswidrige Weise, sei es durch Kauf oder Verkauf, oder sei es eine Brahmanin, bei der der Akt der Wasserbesprengung vollzogen wurde. Und er geht ebenso gut zu einer Brahmanin wie zu einer Adligen, Bürgerin oder Dienerin, oder auch zu einer aus der Candāla-, Jäger-, Korbmacher-, Wagner- oder Fegerkaste, geht zu einer Schwangeren oder Säugenden, zu einer, die ihre Zeit hat oder zu einer außer ihrer Zeit. Auch hat er sein Weib teils der Sinnenlust wegen, teils des Vergnügens wegen, teils des Geschlechtsgenusses wegen, teils der Fortpflanzung wegen. Durch irgendeine beliebige Arbeit verdient er sich seinen Lebensunterhalt. Zu einem solchen sprechen die Brahmanen: 'Was gibst du dich denn für einen Brahmanen aus, wenn du dir doch durch irgendeine beliebige Arbeit deinen Lebensunterhalt verdienst?' Er aber entgegnet: 'Wie da, Verehrte, das Feuer Reines und Unreines verbrennt, aber das Feuer nicht dadurch befleckt wird, ebenso auch, Verehrte, wird der Brahmane nicht dadurch befleckt, auch wenn er sich durch irgendeine beliebige Arbeit seinen Lebensunterhalt verdient.' Insofern nun aber ein Brahmane sich durch irgendeine beliebige Arbeit seinen Lebensunterhalt verdient, heißt man ihn einen verächtlichen Brahmanen. So, Dona, ist man ein verächtlicher Brahmane.
Diejenigen, o Dona, die unter den ehemaligen Brahmanen als die Seher gelten, als die Urheber der vedischen Sprüche, die Künder der vedischen Sprüche; denen noch heutzutage die Brahmanen die alten Spruchtexte, die Hymnen, Überlieferungen und Textsammlungen nachsingen, nachreden, das Gesprochene nachsprechen, das Rezitierte nachrezitieren, das Gelernte weiterlehren, als da sind Atthaka, Vāmaka, Vāmadeva, Vessāmitta, Yamataggi, Angīrasa, Bhāradvaja, Vāsettha, Kassapa und Bhagu - diese eben künden diese fünf Arten von Brahmanen den Brahmagleichen, den Göttergleichen, den Sittenfesten, den Sittenbrecher, und als den fünften den verächtlichen Brahmanen. Welcher von diesen fünf bist du wohl, Dona?«
»Wenn dem so ist, Herr Gotama, so entspreche ich noch nicht einmal dem verächtlichen Brahmanen! Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama! Gleichwie man, Herr Gotama, das Umgestürzte wieder aufrichtet oder das Verborgene enthüllt oder den Verirrten den Weg weist oder in die Finsternis ein Licht bringt, damit, wer Augen hat, die Gegenstände sehen kann, ebenso hat der Herr Gotama auf mancherlei Weise die Lehre aufgezeigt. So nehme ich denn meine Zuflucht zum Herrn Gotama, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde. Als Anhänger möge mich der Herr Gotama betrachten, als einen, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.«
(*1) pavuttam; K: »von anderen gesprochen oder rezitiert«. Vielleicht sinngleich mit Skr. pravacana, das die heiligen Schriften und besonders die des Brahmanismus bezeichnet.
(*2) Der hier gebrauchte Ausdruck mariyāda bedeutet wtl. 'die Grenze' und bezeichnet offenbar einen, der sich an die durch das Sittengesetz gezogenen Grenzen hält.
(*3) sambhinna-mariyāda, d.i. einer, der die Grenzen des Sittengesetzes durchbricht.
(*4) brāhmana-candāla. Die Candālas gehören zu den verachteten Kastenlosen.
(*5) brahma-vihāra; sonst hier als die 'Erhabenen Weilungen' wiedergegeben.
(*6) Nämlich durch den Vater. Dies ist eine der Formen der Eheschließung.
(*7) K: und ihm ein Sohn oder eine Tochter geboren wurde.
Sangārava, der Brahmane, sprach zum Erhabenen also:
»Was ist wohl, Herr Gotama, der Grund, was ist die Ursache, dass einem das eine Mal die Sprüche, die man lange Zeit memoriert hat, nicht einfallen, ganz zu schweigen von denen, die man nicht memoriert hat? Und was, Herr Gotama, ist der Grund, was ist die Ursache, dass einem das andere Mal selbst die Sprüche einfallen, die man lange Zeit nicht memoriert hat, ganz zu schweigen von denen, die man memoriert hat?« -
»Zu einer Zeit, Brahmane, wenn man begierdegefesselten, begierdegequälten Geistes weilt und der aufgestiegenen Sinnenlust (*1) Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten. Es ist, Brahmane, wie wenn sich da in einem Topfe Wasser befindet, versetzt mit roter, gelber, blauer oder brauner Farbe. Wenn nun ein Mann mit gesunden Augen darin sein eigenes Spiegelbild zu sehen wünscht, so könnte er es nicht der Wirklichkeit entsprechend erkennen und wahrnehmen. Ebenso auch ist es, Brahmane, wenn man begierdegefesselten, begierdegequälten Geistes verweilt; zu solcher Zeit erkennt man dann wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten.
Zu einer Zeit, Brahmane, wenn man Hassgefesselten, Hassgequälten Geistes weilt und des aufgestiegenen Hasses Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten. Es ist, Brahmane, wie wenn in einem über dem Feuer erhitzten Topfe das Wasser aufkocht und siedet. Wenn nun ein Mann mit gesunden Augen darin sein eigenes Spiegelbild zu sehen wünscht, so könnte er es nicht der Wirklichkeit entsprechend erkennen und wahrnehmen. Ebenso auch ist es, Brahmane, wenn man mit einem Hassgefesselten, Hassgequälten Geiste verweilt . . .
Zu einer Zeit, Brahmane, wenn man mit einem von Starrheit und Mattigkeit gefesselten und gequälten Geiste verweilt und der aufgestiegenen Starrheit und Mattigkeit Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten. Es ist, Brahmane, wie wenn da in einem Topfe befindliches Wasser mit Moos und Wasserpflanzen völlig bedeckt ist. Wenn nun ein Mann mit gesunden Augen darin sein Spiegelbild zu sehen wünscht, so könnte er es nicht der Wirklichkeit entsprechend erkennen und wahrnehmen. Ebenso auch ist es, Brahmane, wenn man mit einem von Starrheit und Mattigkeit gefesselten und gequälten Geiste verweilt . . .
Zu einer Zeit, Brahmane, wenn man mit einem von Aufgeregtheit und Gewissens-Unruhe gefesselten und gequälten Geiste verweilt und der aufgestiegenen Aufgeregtheit und Gewissens-Unruhe Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten. Es ist, Brahmane, wie wenn sich in einem Topfe vom Winde bewegtes, unstetes, unruhiges aufwellendes Wasser befindet. Wenn nun ein Mann mit gesunden Augen darin sein eigenes Spiegelbild zu sehen wünscht, so könnte er es nicht der Wirklichkeit entsprechend erkennen und wahrnehmen. Ebenso auch ist es, Brahmane, wenn man mit einem von Aufgeregtheit und Gewissens-Unruhe gefesselten und gequälten Geiste verweilt . . .
Zu einer Zeit, Brahmane, wenn man mit einem von Zweifelsucht gefesselten und gequälten Geiste verweilt und der aufgestiegenen Zweifelsucht Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten. Es ist, Brahmane, wie wenn man einen Topf mit trübem, aufgestörtem, schlammigem Wasser ins Dunkle stellt. Wenn nun ein Mann mit gesunden Augen darin sein eigenes Spiegelbild zu sehen wünscht, so könnte er es nicht der Wirklichkeit entsprechend erkennen und wahrnehmen. Ebenso auch ist es, Brahmane, wenn man mit einem von Zweifelsucht gefesselten und gequälten Geiste verweilt und der aufgestiegenen Zweifelsucht Aufhebung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt; zu einer solchen Zeit erkennt man dann wirklichkeitsgemäß weder sein eigenes Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit memorierten Sprüche fallen einem nicht ein, geschweige denn die nicht memorierten.
Zu einer Zeit aber, Brahmane, wenn man im Geiste nicht gefesselt und gequält wird von Sinnenlust, von Hass, von Starrheit und Mattigkeit, von Aufgeregtheit und Gewissens-Unruhe, und von Zweifelsucht, zu einer solchen Zeit sieht und erkennt man der Wirklichkeit gemäß sowohl sein eigenes Heil, als auch das Heil anderer und das gemeinsame Heil; und selbst die lange Zeit nicht memorierten Sprüche fallen einem ein, geschweige denn die memorierten (*2).
Das, Brahmane, ist der Grund, das ist die Ursache, dass einem das eine Mal die Sprüche, die man lange Zeit memoriert hat, nicht einfallen, ganz zu schweigen von denen, die man nicht memoriert hat. Und das ist der Grund, das ist die Ursache, dass einem das andere Mal selbst die Sprüche einfallen, die man lange Zeit nicht memoriert, ganz zu schweigen von denen, die man memoriert hat.« -
»Vortrefflich, Herr Gotama! . . . Als Anhänger möge mich der Herr Gotama betrachten, als einen, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.«
(*1) kāma-raga. Diese erste der hier behandelten fünf Hemmungen (nīvarana) wird sonst gewöhnlich kāma-cchanda genannt.
(*2) Die im Original enthaltene ausführliche Wiedergabe des positiven Teiles entspricht genau der Vorhergehenden und wurde hier gekürzt. Auch die Gleichnisse werden im Original wiederholt, und zwar mit dem verneinenden Partikel versehen, z.B.: »ein Wassertopf nicht mit Farbe versetzt«. Lediglich beim letzten Gleichnis heißt es: »Wie wenn da ein Wassertopf wäre, mit klarem, hellem, ungetrübtem Wasser, im Tageslichte aufgestellt ...«
Einst weilte der Erhabene im Großen Walde bei Vesālī, in der Halle des Giebelhauses. Damals nun war der Brahmane Karanapāli mit einer Arbeit für die Licchavier beschäftigt. Und der Brahmane Karanapāli sah von ferne den Brahmanen Pingiyāni kommen, und ihn sehend sprach er:
»Ei, Herr Pingiyāni, wo kommt ihr her zur Mittagsstunde?« -
»Ich komme vom Asketen Gotama.« -
»Was hält wohl der Herr Pingiyāni von der Wissensgröße des Asketen Gotama? Hält er ihn wohl für einen Weisen?« -
»Wer bin denn ich, Verehrter, dass ich die Wissensgröße des Asketen Gotama ermessen könnte? Wahrlich, man müsste ihm gleich sein, um seine Wissensgröße zu ermessen.« -
»Wahrlich, mit hohem Lobe rühmt der Herr Pingiyāni den Asketen Gotama.«-
»Wer bin denn ich, Verehrter, dass ich den Asketen Gotama preisen sollte? Über und über wird ja jener Herr Gotama gepriesen, der beste unter Göttern und Menschen!« -
»Und aus welchem Grunde aber ist der Herr Pingiyāni so sehr von dem Asketen Gotama entzückt?« -
»Gleichwie etwa, Verehrter, ein Mann, der sich an den wohlschmeckendsten Speisen satt gegessen hat, nicht mehr nach anderem, weniger Schmackhaftem verlangt, ebenso auch kann es einen nicht mehr verlangen nach den Lehren jener zahlreichen anderen Asketen und Priester, nachdem man einmal jenes Herrn Gotama Lehre vernommen hat, sei es aus den Lehrreden, der mit Versen vermischten Prosa, den Erklärungen oder den Lehren von den wundersamen Dingen. (Siehe navanga-buddha-sāsana 8)
Oder wie wenn da ein Mann, der von Hunger und Schwäche überwältigt ist, ein Stück Honiggebäck erhält, so empfindet er, so oft er davon kostet, eben stets einen süßen, lieblichen Geschmack; ebenso auch empfindet, wer jenes Herrn Gotama Lehre vernommen hat, Befriedigung und freudige Zuversicht im Herzen.
Oder wie wenn da ein Mann ein Stück gelbes oder rotes Sandelholz findet, so wird er, wenn immer er daran riecht - sei es oben, unten oder in der Mitte - , einen lieblichen, angenehmen Duft wahrnehmen; ebenso auch empfindet, wer jenes Herrn Gotama Lehre vernommen hat, Befriedigung und freudige Zuversicht im Herzen.
Oder wie wenn da ein Mann siech, leidend, schwer erkrankt ist, und ein geschickter Arzt bringt seiner Krankheit sofortige Heilung; ebenso auch kommen, sobald man jenes Herrn Gotama Lehre vernommen hat, Sorge, Klage, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung zum Schwinden.
Oder es befände sich da ein Teich mit klarem, erfrischendem, kühlem, silberhellem Wasser, schön gelegen und entzückend. Und ein Mann, glühend vor Hitze, von der Hitze überwältigt, ermattet, durstig, von Durst gequält, käme des Weges daher. Und er stiege in jenen Teich und badete sich darin. Darauf labte er sich an dem Wasser und stillte so alle Qual, Erschöpfung und Glut. Ebenso auch wird, wenn man jenes Herrn Gotama Lehre vernommen hat, alle Qual, Erschöpfung und Glut gestillt.«
Auf diese Worte erhob sich der Brahmane Karanapāli von seinem Sitze, warf das Obergewand über eine Schulter; und, indem er sein rechtes Knie zur Erde beugte und die gefalteten Hände nach der Richtung emporhob, wo der Erhabene weilte, ließ er den freudigen Ausruf erschallen:
Vortrefflich, Herr Pirigiyani. Vortrefflich, Herr Pingiyāni! Gleichwie man, Herr Pingiyāni, das Umgestürzte wieder aufrichtet oder das Verborgene enthüllt oder den Verirrten den Weg weist oder in die Finsternis ein Licht bringt, damit, wer Augen hat, die Dinge sehen kann, ebenso hat der Herr Pingiyāni auf mancherlei Weise die Lehre aufgezeigt. So nehme ich, Herr Pingiyāni, Zuflucht zu jenem erhabenen Herrn Gotama, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde. Als Anhänger möge mich der Herr Pingiyāni betrachten, als einen, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.«
Einst weilte der Erhabene im Großen Walde bei Vesali, in der Halle des Giebelhauses. Damals aber waren gerade fünfhundert Licchavier um den Erhabenen versammelt. Einige der Licchavier erstrahlten in Blau, in blauer Farbe, blauer Tracht, blauem Schmucke, einige in Gelb, einige in Rot, einige in Weiß. Doch der Erhabene über strahlte sie alle an Schönheit und Würde. Da erhob sich der Brahmane Pingiyāni von seinem Sitze, warf das Obergewand über eine Schulter; und, indem er seine gefalteten Hände zum Erhabenen emporhob, sprach er:
»Es steigt mir ein Gedanke auf, Erhabener! Es steigt mir eine Gedanke auf, Gesegneter!« -
»Mögest du ihn aussprechen, Pingiyāni!« erwiderte der Erhabene. Und der Brahmane Pingiyāni pries den Erhabenen in folgenden treffenden Versen:
- »Dem roten Lotus gleich, dem düfteschwangeren,
- aus dem am frühen Tag der Blüten Duft entströmt,
- sieh' leuchten hier Angīrasa (*1), den hohen Seher,
- der Sonne gleich am Himmelszelt erstrahlend!«
Und jene Licchavier beschenkten den Brahmanen Pingiyāni mit fünfhundert Obergewändern. Der Brahmane Pingiyāni aber beschenkte mit diesen fünfhundert Obergewändern den Erhabenen. Und der Erhabene sprach zu jenen Licchaviern:
»Fünf Ideale, ihr Licchavier, finden sich selten in der Welt. Welche fünf?
Diese fünf Ideale, ihr Licchavier, finden sich selten in der Welt.« (Wie in A.V.143)
(*1) Angīrasa: ein Seher (Rishi) der Vorzeit; später auch allgemein eine Bezeichnung für Weise von überragender geistiger Größe.
Dem Vollendeten, ihr Mönche, dem Heiligen, vollkommen Erleuchteten zeigten sich kurz vor seiner vollkommenen Erleuchtung, als er noch ein Unerleuchteter, ein 'Anwärter auf Erleuchtung' (bodhisatto) war, fünf erhabene Traumbilder. Welche fünf?
Diese gewaltige Erde bildete sein großes Bett; den Himālaya, den König der Berge, hatte er zum Kissen; auf dem östlichen Meere ruhte seine linke Hand, auf dem westlichen seine rechte Hand und auf dem südlichen ruhten seine Füße. Dies, ihr Mönche, ist das erste erhabene Traumbild, das sich ihm zeigte.
Und fernerhin, ihr Mönche: eine Grasart, namens Tiriya, wuchs aus seinem Nabel empor und reichte hinauf bis zum Himmelsgewölbe. Dies, ihr Mönche, ist das zweite erhabene Traumbild, das sich ihm zeigte.
Und fernerhin, ihr Mönche: weiße Würmer mit schwarzen Köpfen krochen an seinen Beinen hinauf und bedeckten dieselben bis zu den Kniescheiben. Dies, ihr Mönche, ist das dritte erhabene Traumbild, das sich ihm zeigte.
Und fernerhin, ihr Mönche: vier Vögel von verschiedener Farbe kamen aus den vier Himmelsrichtungen herangeflogen, ließen sich zu seinen Füßen nieder und wurden dann vollkommen weiß. Dies, ihr Mönche, ist das vierte erhabene Traumbild, das sich ihm zeigte.
Und fernerhin, ihr Mönche: er stieg einen hohen Kotberg immer höher hinauf, ohne aber selber vom Kote befleckt zu werden. Dies, ihr Mönche, ist das fünfte erhabene Traumbild, das sich ihm zeigte.
Dass der Vollendete, der Heilige, vollkommen Erleuchtete die unvergleichliche, höchste Erleuchtung erringen wird: um ihn das erkennen zu lassen, zeigte sich ihm das erste erhabene Traumbild.
Dass der Vollendete, der Heilige, vollkommen Erleuchtete den edlen achtfachen Pfad erkennen und ihn, soweit es Himmelswesen und Menschen (*1) gibt, trefflich darlegen wird: um ihn das erkennen zu lassen, zeigte sich ihm das zweite erhabene Traumbild.
Dass zahlreiche weißgekleidete Hausleute beim Vollendeten zeitlebens ihre Zuflucht nehmen werden: um ihn das erkennen zu lassen, zeigte sich ihm das dritte erhabene Traumbild.
Vier Kasten (*2) gibt es: Adelige, Brahmanen, Bürger und Diener. Dass aber beim Vernehmen der vom Vollendeten verkündeten Lehre und Zucht diese vom Hause in die Hauslosigkeit ziehen und die unvergleichliche Befreiung verwirklichen werden: um ihn das erkennen zu lassen, zeigte sich ihm das vierte erhabene Traumbild.
Dass der Vollendete, der Heilige, vollkommen Erleuchtete reichlich beschenkt wird mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien und dass er sich derselben bedient, ohne daran zu hängen, unbetört und unverstrickt: um ihn das erkennen zu lassen, zeigte sich ihm das fünfte erhabene Traumbild.
Dem Vollendeten, ihr Mönche, dem Heiligen, vollkommen Erleuchteten zeigten sich kurz vor seiner vollkommenen Erleuchtung, als er noch ein Unerleuchteter, ein 'Anwärter auf die Erleuchtung' war, diese fünf erhabenen Traumbilder (*3).
(*1) Die Pāli-Worte des Originals können in zweifacher Weise gelesen werden: 1. yāva deva-manussehi, 'soweit es Götter und Menschen gibt'; 2. yāvad eva manussehi, 'soweit es eben Menschen gibt'. ChS trennt die Worte wie unter No. 1; die Kommentare sagen nichts hierzu. - Diese Redewendung, die sich auch in A.VIII.70 und D.16 findet, wird diskutiert in Dialogues of the Buddha. Trsl. by Prof. Rhys Davids. Vol. II, p. 236; PTS Dict., s. v. yāva.
(*2) Beim Eintritt in den buddhistischen Mönchsorden fällt jeder Kastenunterschied fort. Vgl. in A.VIII.19 die vierte Ähnlichkeit des Weltmeeres mit der Buddha-Lehre.
(*3) Nach dem Kommentar gibt es vier Arten von Träumen.
Die beiden ersten Arten von Träumen, sagt der K., sind unwahre Träume; die dritte Art ist bisweilen wahr, bisweilen unwahr; die vierte Art aber ist stets wahr. - Vgl. Die Fragen des Milindo. 4.8.7.
Fünf Hindernisse des Regens gibt es, ihr Mönche, welche die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt. Welche fünf?
Wenn, ihr Mönche, hoch oben in den Lüften das Hitze-Element in Unruhe gerät, so werden dadurch die aufgestiegenen Wolken verscheucht. Das, ihr Mönche, ist das erste Hindernis des Regens, welches die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt.
Ferner, ihr Mönche: wenn hoch oben in den Lüften das Wind-Element in Unruhe gerät, so werden dadurch die aufgestiegenen Wolken verscheucht. Das, ihr Mönche, ist das zweite Hindernis des Regens, welches die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt.
Ferner, ihr Mönche: wenn Rāhu, der Dämonenfürst (*1), mit seiner Hand Wasser schöpft und in das Meer gießt, so ist das das dritte Hindernis des Regens, welches die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt.
Ferner, ihr Mönche: wenn die Götter der Regenwolken nachlässig sind, so ist das das vierte Hindernis des Regens, welches die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt.
Ferner, ihr Mönche: wenn die Menschen tugendlos sind, so ist das das fünfte Hindernis des Regens, welches die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt.
Dies, ihr Mönche, sind die fünf Hindernisse des Regens, welche die Sterndeuter nicht kennen und wobei der Sterndeuter Auge versagt.
(*1) Diesem wird nach altindischen Mythus die Verursachung der Sonnen- und Mondfinsternisse zugeschrieben.
Ein Wort, ihr Mönche, das fünf Eigenschaften besitzt, ist wohlgesprochen, nicht schlecht gesprochen, untadelig, kann von Verständigen nicht getadelt werden. Welches sind diese fünf Eigenschaften?
Wenn ein Wort zur rechten Zeit gesprochen wird, wenn es wahr, höflich, zweckmäßig ist und aus liebevoller Gesinnung kommt.
Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn sittenreine Mönche (pabbajitā, wtl.: (aus dem Hausleben) Hinausgezogene) sich zu einem Hause hinbegeben, da erwerben sich die Menschen aus fünf Gründen großes Verdienst. Welches sind diese fünf Gründe?
Wenn, ihr Mönche, beim Anblick eines zu ihrem Hause kommenden sittenreinen Mönches der Menschen Gedanken sich erheitern, zu einer solchen Zeit hat jene Familie den Pfad zum Himmel beschritten.
Wenn die Menschen einem zu ihrem Hause kommenden sittenreinen Mönche aufwarten, ihn ehrfurchtsvoll begrüßen und ihm einen Sitz anbieten, zu einer solchen Zeit hat jene Familie den zur Wiedergeburt in einer hochgestellten Familie führenden Pfad beschritten.
Wenn die Menschen beim Herankommen eines sittenreinen Mönches zu ihrem Hause dem Makel des Geizes entsagen, zu einer solchen Zeit hat eine solche Familie den zu großer Macht führenden Pfad beschritten.
Wenn die Menschen einem zu ihrem Hause kommenden sittenreinen Mönche nach besten Kräften Gaben austeilen, zu einer solchen Zeit hat jene Familie den zu großem Vermögen führenden Pfad beschritten.
Wenn die Menschen einen zu ihrem Hause kommenden sittenreinen Mönch befragen, ihn um Aufklärung bitten und sich die Lehre anhören, zu einer solchen Zeit hat jene Familie den Pfad zu hoher Weisheit beschritten.
Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn sittenreine Mönche sich zu einem Hause hinbegeben, da erwerben sich die Menschen aus diesen fünf Gründen großes Verdienst.
Fünf Elemente des Entrinnens (*1) gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?
Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch ein Sinnenobjekt (*2) erwägt, so fühlt sein Geist keinen Drang zu den Sinnenobjekten, hat kein Gefallen an ihnen, verharrt nicht bei ihnen, neigt sich ihnen nicht zu. Doch wenn er die Entsagung (*3) erwägt, so fühlt sein Geist einen Drang zur Entsagung, findet Gefallen an ihr, verharrt bei ihr, neigt sich ihr zu. Gut gerichtet ist dann sein Geist, gut entfaltet, gut [der Sinnlichkeit] enthoben, gut [von ihr] befreit, gut losgelöst von den Sinnendingen. Befreit ist er von jenen bedrückenden, quälenden Trieben, die durch die Sinnendinge bedingt zum Entstehen kommen; und jene Empfindungen (*4) kommen ihn nicht mehr an. Das aber nennt man das Entrinnen von den Sinnenlüsten (*5).
Wenn ferner, ihr Mönche, ein Mönch den Hass erwägt, so fühlt sein Geist keinen Drang zum Hassen, findet keinen Gefallen daran, verharrt nicht dabei, neigt sich ihm nicht zu. Doch wenn er die Hauslosigkeit (*6) erwägt, so fühlt sein Geist einen Drang zur Hauslosigkeit, findet Gefallen an ihr, verharrt dabei, neigt sich dem zu. Gut gerichtet ist dann sein Geist, gut entfaltet, gut [des Hassens] enthoben, gut davon befreit, gut losgelöst vom Hasse. Befreit ist er von jenen bedrückenden, quälenden Trieben, die durch den Hass bedingt zum Entstehen kommen; und jene Empfindungen kommen ihn nicht mehr an. Das aber nennt man das Entrinnen vom Hassen.
Wenn ferner ein Mönch die Feindseligkeit (*7) erwägt, so fühlt sein Geist keinen Drang zur Feindseligkeit, findet keinen Gefallen daran, verharrt nicht [bei solchem Gedanken], neigt sich ihm nicht zu. Doch wenn er die Friedfertigkeit (*8) erwägt, so fühlt sein Geist einen Drang zur Friedfertigkeit, findet Gefallen daran, verharrt dabei, neigt sich dem zu. Gut gerichtet ist dann sein Geist, gut entfaltet, gut [der Feindseligkeit] enthoben, gut davon befreit, gut losgelöst von der Feindseligkeit. Befreit ist er von jenen bedrückenden, quälenden Trieben, die durch die Feindseligkeit bedingt zum Entstehen kommen; und jene Empfindungen kommen ihn nicht mehr an. Das aber nennt man das Entrinnen von der Feindseligkeit.
Wenn ferner ein Mönch das Körperliche erwägt, so fühlt sein Geist keinen Drang zum Körperlichen, findet kein Gefallen daran, verharrt nicht dabei, neigt sich ihm nicht zu. Doch wenn er das Unkörperliche (*9) erwägt, so fühlt sein Geist einen Drang zum Unkörperlichen, findet Gefallen daran, verharrt dabei, neigt sich ihm zu. Gut gerichtet ist dann sein Geist, gut entfaltet, gut [dem Körperlichen] enthoben, gut davon befreit, gut losgelöst vom Körperlichen. Befreit ist er von jenen bedrückenden, quälenden Trieben, die durch das Körperliche bedingt zum Entstehen kommen; und jene Empfindungen kommen ihn nicht mehr an. Das aber nennt man das Entrinnen vom Körperlichen.
Wenn ferner ein Mönch die Persönlichkeit (*10) erwägt, so fühlt sein Geist keinen Drang zur Persönlichkeit, findet keinen Gefallen an ihr, verharrt nicht dabei, neigt sich dem nicht zu. Doch wenn er die Aufhebung (*11) der Persönlichkeit erwägt, so fühlt sein Geist einen Drang zur Aufhebung der Persönlichkeit, findet Gefallen daran, verharrt dabei, neigt sich dem zu. Gut gerichtet ist dann sein Geist, gut entfaltet, gut [der Persönlichkeit] enthoben, gut von ihr befreit, gut losgelöst von der Persönlichkeit. Befreit ist er von jenen bedrückenden, quälenden Trieben, die durch die Persönlichkeit bedingt zum Entstehen kommen; und jene Empfindungen kommen ihn nicht mehr an. Das aber nennt man das Entrinnen von der Persönlichkeit.
Einem solchen haftet (*12) keine Sinnenlust mehr an, keine Lust am Hassen, keine Lust an der Feindseligkeit, keine Lust am Körperlichen, keine Lust an der Persönlichkeit. Und weil ihm daran keine Lust mehr anhaftet, darum nennt man einen solchen Mönch frei vom Anhaften (nir-anusayo). Abgeschnitten hat er das Begehren, abgestreift die Fessel, und durch des Dünkels völlige Durchschauung hat er ein Ende gemacht dem Leiden.
Das, ihr Mönche, sind die fünf Elemente der Entrinnung.
(*1) ChS u. K: nissāranīyā dhātuyo; sechs sind aufgezählt in A.VI.13; beide Gruppen, die fünf und die sechs, auch in D. 33 u. D.34.
(*2) K: »Nachdem er sich aus der durch die Betrachtung der Unreinheit (des Körpers: asubha) erzeugten (ersten) Vertiefung erhoben hat, richtet er zum Zwecke des Prüfens seinen Geist auf ein Sinnenobjekt, so wie einer, der ein Gegengift eingenommen hat, dann das ursprüngliche Gift prüft.«
(*3) K: 'Entsagung' (nekkhamma) bezeichnet hier die durch die Betrachtung der Unreinheit erzeugte 1. Vertiefung.
(*4) Nämlich die Empfindungen der Sinnlichkeit und der dadurch hervorgerufenen Bedrückung und Qual.
(*5) K: »Wenn aber einer jene Vertiefung als Grundlage (für den Hellblick: vipassanā) nimmt und die Daseinsgebilde (auf ihre wahre Natur hin) untersucht, darauf den dritten der Hohen Pfade (die Nichtwiederkehr zur Sinnenwelt) erreicht und im Frucht-Erreichungszustand der Nichtwiederkehr Nibbāna schaut, dann weiß er, dass es für ihn nie mehr Sinnendinge geben wird. Sein Geist hat dann die endgültige Entrinnung (accanta-nissarana) von der Sinnlichkeit erreicht.«
(*6) abyāpāda. K: die durch die Meditation der Güte (metta) erzeugten Vertiefungen.
(*7) vihesā, Schädigung, Grausamkeit, Gewalttätigkeit.
(*8) avihesā. Gewaltlosigkeit. K: Die durch die Meditation des Mitleids (karunā) erzeugten Vertiefungen.
(*9) arūpa. K: die unkörperlichen Vertiefungen (arūpa-jjhana).
(*10) sakkāya; d.i. die Daseins(sat)-Gruppen (kāya), welche die sogen. Persönlichkeit in ihrem ganzen körperlichen und geistigen Bestand ausmachen. Siehe Wtb: khandha.
(*11) sakkāya-nirodha. K: Dies bezieht sich auf einen 'den bloßen Hellblick Übenden' (sukkha-vipassaka), der die Daseinsgebilde erfasst, die Heiligkeit erreicht hat und, sich aus dem Frucht-Erreichungszustand (der Heiligkeit) erhebend, nun zum Zwecke der Prüfung seinen Geist auf die fünf Gruppen des Anhaftens (upādāna-kkhandha) richtet.
(*12) kāma-nandī pi nānuseti; zu anuseti vgl. anusaya, d.i. die tief verwurzelte Neigung, der starke Hang. Es ist psychologisch bemerkenswert, dass hier auch von der Lust (oder Freude) am Hass und der Gewalttätigkeit gesprochen wird.