Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

Einleitende Erzählung (Nidanakatha) - (Pali)

§E1. (Einleitung zur Einleitenden Erzählung)

§B1. Die ferne Einleitung (Dūre-nidāna)

§B1.1 Die Erzählung von Sumedha (Sumedhakatha)
§B1.2 (Die Erzählung vom Buddha Dīpaṅkara)
§B1.3 (Die Erzählung vom Buddha Kondanna)
§B1.4 (Die Erzählung vom Buddha Mangala)
§B1.5 (Die Erzählung vom Buddha Sumana)
§B1.6 (Die Erzählung vom Buddha Revata)
§B1.7 (Die Erzählung vom Buddha Sobhita)
§B1.8 (Die Erzählung vom Buddha Anomadassi)
§B1.9 (Die Erzählung vom Buddha Paduma)
§B1.10 (Die Erzählung vom Buddha Narada)
§B1.11 (Die Erzählung vom Buddha Padumuttara)
§B1.12 (Die Erzählung vom Buddha Sumedha)
§B1.13 (Die Erzählung vom Buddha Sujata)
§B1.14 (Die Erzählung vom Buddha Piyadassi)
§B1.15 (Die Erzählung vom Buddha Atthadassī)
§B1.16 (Die Erzählung vom Buddha Dhammadassi)
§B1.17 (Die Erzählung vom Buddha Siddhattha)
§B1.18 (Die Erzählung vom Buddha Tissa)
§B1.19 (Die Erzählung vom Buddha Phussa)
§B1.20 (Die Erzählung vom Buddha Vipassi)
§B1.21 (Die Erzählung vom Buddha Sikhi)
§B1.22 (Die Erzählung vom Buddha Vessabhu)
§B1.23 (Die Erzählung vom Buddha Kakusandha)
§B1.24 (Die Erzählung vom Buddha Konagamana)
§B1.25 (Die Erzählung vom Buddha Kassapa)
§B1.26 (Die Aufzählung der 24 Buddha-Vorgänger)
§B1.27 (Die Erfüllung der 10 Vollendungen)
 

§B2. Die nicht ferne Einleitung (Avidūre-nidāna

§B2.1 (Der Abstieg aus dem Tusita-Himmel)
§B2.2 (Die Empfängnis)
§B2.3 (Die Geburt)
§B2.4 (Die Namengebung)
§B2.5 (Das Säe-Fest)
§B2.6 (Die Weltflucht)
§B2.7 (Die Jahre der Askese)
§B2.8 (Der Tag der Erleuchtung)
§B2.9 (Der Angriff des Mara)
§B2.10 (Die Erleuchtung)
 

§B3. Die nahe Einleitung (Santike-nidāna)

§B3.1 (Die erste Woche nach der Erleuchtung)
§B3.2 (Die zweite Woche nach der Erleuchtung)
§B3.3 (Die dritte Woche nach der Erleuchtung)
§B3.4 (Die vierte Woche nach der Erleuchtung)
§B3.5 (Die fünfte Woche nach der Erleuchtung – Die Versuchung durch Maras Töchter)
§B3.6 (Die sechste Woche nach der Erleuchtung – Der Naga-König Mucalinda)
§B3.7 (Die siebte Woche nach der Erleuchtung – Die ersten Laienanhänger)
§B3.8 (Die Verkündung der Lehre)
§B3.9 (Die Gründung des Mönchsordens)
§B3.10 (Die Schenkung des Veluvana)
§B3.11 (Sāriputta und Moggallāna)
§B3.12 (Die Rückkehr nach Kapilavatthu)
§B3.13 (Die Schenkung des Jetavana)

§E1. (Einleitung zur Einleitenden Erzählung)

Verehrung dem Erhabenen, Heiligen, völlig Erleuchteten!

§1. Vom großen Weisen, dem Welterlöser,
der allen Menschen hat gebracht
in unzähligen Existenzen
ganz unermesslich großes Glück,   
 
§2. verehre ich zuerst die Füße,
falte die Hände vor der Lehre
und huldige dann der Gemeinde [drei Kleinodien],
die der Behälter aller Ehrung.
 
§3. Nachdem mit Ehrung ich begonnen
und durch die Macht des guten Werkes,
das auf den drei Kleinodien fußt,
bezwungen alle Hindernisse,
 
§4. will ich die Jātaka-Geschichten,
die mit Bezug auf dies und das
gelehrt der leuchtend große Weise,
die mit Apaṇṇāka [Jātaka 1] beginnen,
 
§5. in denen lange Zeit der Meister,
der nach der Welterlösung strebte,
unendliche Vollkommenheiten
zur Reife bracht', der weise Führer,
 
§6. die alle dann vereinigt wurden
von denen, die die Sammlung machten,
als Jātaka gesungen von den
Zusammenfassern unsrer Lehre —
 
§7. da von dem Thera Atthadassin,
der dieser Buddhatradition
langes Bestehen wünschte, ich
ward angegangen und gebeten,
 
§8. der immer lebte abgeschieden
von Weltlichkeit, gut mit den andern,
und ebenso von Buddhamitta,
der ruhigen Herzens und verständig,
 
§9. aus Mahiṃsāsakas Familie
entsprossen und der Deutung kundig,
und ebenso vom Buddhadeva,
dem Mönche mit der reinen Einsicht —
 
§10. die Sinnerklärung also will ich
des Jātaka-Buchs, das uns klarlegt
die ganz unausdenkbare Macht von
des Großen Mannes Existenzen,
 
§11. gestützt auf die Erklärungsart
der Einwohner des Großen Klosters [Mahavihara] [2a]
vortragen. Mögen meine Worte
gut aufnehmen die gut Gesinnten! —

Weil aber diese Erklärung des Jātaka, wenn sie nach Erläuterung der drei Einleitungen, nämlich

dargelegt wird, von denen, die sie hören, gut verstanden wird, weil sie dieselbe von Anfang an verstehen, darum wollen wir sie erst beginnen, nachdem wir diese drei Einleitungen erläutert haben. Darum muss von Anfang an die Begrenzung dieser Einleitungen festgestellt werden. Von der Zeit an, wo das Große Wesen zu den Füßen des Dīpaṅkara [3] seinen Vorsatz fasste, bis dahin, wo es seine Existenz als Vessantara [Jātaka 547] verließ und im Tusita-Himmel [5] wiedergeboren ward, die soweit gehende Erzählung heißt „die ferne Einleitung“. Von seinem Scheiden aus dem Tusita-Himmel aber bis zur Erreichung der Allwissenheit an dem Platze der Erleuchtung heißt die Erzählung „die nicht ferne Einleitung“. „Die nahe Einleitung“ aber sagt, wie er an den und jenen Orten sich aufhielt, und da und dort Aufnahme fand.

Im Folgenden kommt das Dūrenidāna (die ferne Einleitung).


§B1. Die ferne Einleitung (Dūrenidānakathā)

§B1.1 Die Erzählung von Sumedha (Sumedhakathā)

Vor vier Asaṅkheyyas [6] und hunderttausend Weltaltern von jetzt an war eine Stadt namens Amaravatī. Dort lebte ein Brahmane namens Sumedha, wohlgeboren von beiden Seiten, von mütterlicher wie von väterlicher; von der siebenten Generation her war er rein empfangen, untadelig und unangreifbar in Bezug auf seine Abstammung. Dabei war er schön, sehenswert, lieblich und mit höchster Schönheitsfülle ausgestattet. Ohne ein anderes Geschäft zu betreiben, erlernte er nur das Brahmanenwissen. Als er noch jung war, starben seine Eltern. Da brachte ihm der Minister, der seine Schätze verwaltete [7], eine eherne Tafel herbei, öffnete die mit Gold, Silber, Edelsteinen, Perlen u. dgl. gefüllten Schatzkammern und sagte ihm: „Soviel, Jüngling, ist das Eigentum deiner Mutter, soviel das Eigentum deines Vaters, soviel das deines Großvaters und Urgroßvaters.“ Nachdem er ihm so bis zur siebenten Generation das Vermögen bezeichnet hatte, sprach er: „Bewahre du dies!“ Da dachte der weise Sumedha: „Nachdem sie dieses Geld zusammengetragen hatten, sind der Großvater meines Vaters und die übrigen in die andere Welt gegangen, ohne auch nur ein Kahapana mitzunehmen. Mir aber ziemt es, mit diesen Schätzen mir einen Grund zum Fortgehen zu verschaffen.“ Nachdem er es dem Könige gemeldet, ließ er es in der Stadt durch Trommelschlag bekannt machen und spendete einer großen Volksmenge Almosen. Dann betätigte er die Asketenweltflucht.

Um aber dies zu erklären, ist hier die Erzählung von Sumedha wiederzugeben. Diese ist zwar im Buddhavamsa [8] ununterbrochen dargestellt; weil sie aber dort in gebundener Rede dargestellt ist, ist sie nicht ganz deutlich ausgeführt. Darum wollen wir sie zusammen mit Erklärungen, die von Zeit zu Zeit die gebundene Rede erläutern, hier wiedergeben. —

Vor vier Asaṅkheyyas also und hunderttausend Weltaltern bestand eine von den zehn Arten der Laute erfüllte Stadt, die den Namen Amaravati und Amara erhalten hatte. In Bezug hierauf heißt es im Buddhavamsa [8a]:

§12. „Vor hunderttausend Weltaltern
und dazu vier Asaṅkheyyas
bestand Amara, eine Stadt
gar sehenswert und herzerfreuend.
Sie war erfüllt von den zehn Lauten [9]
und reich versehn mit Speis' und Trank.“

Von diesen Lauten aber sind einige im folgenden zusammengefasst:

§13. „Der Laut von Elefanten, Pferden,
von Trommeln und von Tamburinen;
‘esset und trinket!’, damit wurde
zu Trank und Speise aufgefordert.“

Nachdem so die Strophe im Buddhavamsa gesagt ist, heißt es weiter:

§14. „Die Stadt war voll von allen Gütern,
mit allen Arbeiten versehen,
erfüllt mit sieben Kostbarkeiten,
von Leuten mancher Art belebt,
wie eine ganze Götterstadt
der Aufenthalt von Gutestuern.
 
§15. In der Stadt Amaravati
lebte Sumedha, ein Brahmane,
der viele Millionen hatte,
gar reich an Geld und an Getreide,
 
§16. ein Fleißiger, ein Sprüchekenner,
der die drei Veden ganz beherrschte,
der in Abzeichen und Erklärung
der Wahrheit die Vollendung hatte.“

Als nun eines Tages dieser weise Sumedha auf dem Söller seines Palastes in Einsamkeit war und mit untergeschlagenen Beinen dasaß, da dachte er bei sich: „In einem neuen Dasein, du Weiser, ist das Nehmen der Wiedergeburt doch ein Unglück; wo immer man dann seine Wiedergeburt nimmt, gibt es ein Aufhören des Körpers. Ich aber bin der Geburt unterworfen, dem Altern, der Krankheit und dem Tode. Da ich so beschaffen bin, ziemt es sich für mich, nach dem unsterblichen großen Nirvana zu suchen, das ohne Geburt, ohne Alter, ohne Krankheit, ohne Leid, ohne Freude, das kühl ist. Sicherlich muss es einen Weg geben, der vom Dasein befreit und nach dem Nirvana hinführt.“ Darum heißt es:

§17. „Als ich dasaß in Einsamkeit,
da dacht' ich bei mir folgendes:
‘Ein Unglück ist ein neues Leben,
es bringt Zerstörung nur des Körpers.
 
§18. Da ich jetzt unterworfen bin
Wiedergeburt, Alter und Krankheit,
will ich nach dem Erlöschen suchen,
der Ruhe ohne Tod und Alter.
 
§19. Wie, wenn ich diesen faulen Körper,
der angefüllt mit manchen Lüsten,
aufgeben und weggehen würde
von Lust befreit und ohne Wünsche?
 
§20. Es gibt den Weg, er muss bestehen,
nicht möglich ist 's, dass er nicht ist;
aufsuchen werd' ich diesen Weg
für die Erlösung von dem Dasein.’“

Darauf dachte er noch weiter bei sich: „Wie es nämlich in der Welt ein Glück gibt, das das Gegenteil des Unglücks ist, so muss es, wenn es ein Dasein gibt, auch ein Nichtdasein geben, das davon das Gegenteil ist. Und wie es, da es die Hitze gibt, auch eine diese aufhebende Kühle gibt, so muss auch ein Nirvana (= „Erlöschen“) existieren, das die Lüste u. dgl. aufhebt. Wie es ferner von einer schlechten und niedrigen Sache als Gegenteil das Gute und Tadellose gibt, so muss auch, da es eine so böse Wiedergeburt gibt, ein Nirvana existieren, das, weil es alle Wiedergeburten beseitigt, als Nichtwiedergeburt bezeichnet ist.“ Darum heißt es:

 

§21. „So wie, weil es ein Unglück gibt,
ein Glück auch existieren muss,
so ist, da es ein Dasein gibt,
ein Nichtdasein auch zu erstreben.
 
§22. So wie, weil es die Hitze gibt,
auch etwas Kühles da sein muss,
ist, weil es gibt ein dreifach Feuer [10],
auch das Erlöschen zu erstreben.
 
§23. So wie, weil es das Böse gibt,
das Gute auch vorhanden ist,
ist, weil es gibt Wiedergeburt,
die Nichtgeburt auch zu erstreben.“

Noch anderes dachte er: „So wie es für einen Mann, der in einen Unrathaufen versunken ist, wenn er von ferne einen mit fünffarbigen Lotosblumen bedeckten großen Teich sieht, passend ist, diesen Teich aufzusuchen und zu denken: ‘Auf welchem Wege kann man dorthin gelangen?’, und wie, wenn er ihn nicht aufsucht, dies nicht die Schuld des Teiches ist, so ist, da das unsterbliche große Nirvana als ein Teich vorhanden ist, der die Befleckung der Lüste abwäscht, dessen Nichtaufsuchen nicht die Schuld des unsterblichen großen Nirvana. Und wie bei einem Mann, der von Räubern umringt ist, wenn es einen Weg zum Entkommen gibt und er doch nicht fortläuft, dies nicht die Schuld des Weges, sondern nur die Schuld des Mannes ist, geradeso ist auch bei einem Manne, der von den Lüsten umringt ist, wo es doch einen edlen Weg gibt, der zum Erlöschen führt, das Nichtaufsuchen dieses Weges nicht die Schuld des Weges, sondern nur die Schuld des Mannes. Und wie endlich bei einem Manne, der von Krankheit gequält ist, wenn ein Arzt vorhanden ist, der diese Krankheit heilen kann, und er nicht nach dem Arzte sucht und seine Krankheit nicht heilen lässt, dies nicht die Schuld des Arztes ist, ebenso ist es auch, wenn einer, der durch die Krankheit der Lüste gequält wird, einen vorhandenen Lehrer, der des Weges zur Beruhigung der Lüste kundig ist, nicht aufsucht, nur dessen Schuld, nicht aber die Schuld des Lehrers, der die Lüste zerstören kann.“ Darum heißt es:

§24. „Wie wenn ein Mann in Mist geraten,
wenn er einen vollen Teich er sieht
und doch nicht aufsucht diesen Teich,
dies nicht die Schuld des Teiches ist,
 
§25. so ist, da es Nirvana gibt,
das aller Lüste Flecken wäscht,
wenn man nicht aufsucht diesen Teich,
dies doch nicht des Nirvana Schuld.
 
§26. Wie, wenn ein Mann umringt von Feinden
und dabei gangbar ist ein Weg,
wenn nicht davonläuft dieser Mann,
dies nicht die Schuld des Weges ist,
 
§27. so liegt, wenn ein von Lust Umringter,
wo doch ein edler Weg vorhanden,
nach diesem Weg nicht suchen will,
die Schuld nicht bei dem edlen Weg.
 
§28. Wie, wenn ein Mann, den Krankheit plagt,
wo doch ein Arzt vorhanden ist,
die Krankheit sich nicht heilen lässt,
dies nicht die Schuld des Arztes ist,
 
§29. so liegt, wenn einer ist gedrückt
von der Krankheit der Sinnenlust,
wenn er nicht aufsucht einen Lehrer,
die Schuld bei diesem Lehrer nicht.“

Weiter dachte er: „Wie ein Mann von feiner Herkunft, nachdem er einen an seinem Halse befestigten Leichnam beseitigt hat, fröhlich weitergeht, so muss auch ich diesen faulen Körper von mir werfen und, ohne zurückzuschauen, in die Stadt des Nirvana hineingehen. Und wie Männer und Frauen, nachdem sie an der Unratstätte Kot und Urin von sich gegeben, diesen nicht im Bausche ihres Gewandes mitnehmen oder mit einem Zipfel ihres Kleides umhüllen und so weiter gehen, sondern voll Ekel, ohne zurückzuschauen, es wegwerfen und fortgehen, so muss auch ich, ohne zurückzuschauen, diesen faulen Körper wegwerfen und in die Stadt des Nirvana eingehen. Und wie Schiffer ein unbrauchbar gewordenes Schiff ohne Rücksicht im Stiche lassen und weiter fahren, so werde auch ich diesen aus neun Wundenöffnungen [11] rinnenden Körper aufgeben und, ohne zurückzuschauen, in die Stadt des Nirvana eintreten. Und wie ein Mann, der mancherlei Kostbarkeiten bei sich hat und mit Dieben zusammen einen Weg geht, aus Furcht, die Kostbarkeiten zu verlieren, sie wegwirft und dann sicher diesen Weg geht, so ist auch dieser gebrechliche Körper einem Räuber ähnlich, der Kostbarkeiten raubt; wenn ich danach Lust betätigen werde, so wird das kostbare Tugendkleinod des edlen Weges mir verloren gehen. Darum ziemt es mir, diesen einem Räuber ähnlichen Körper zu verlassen und in die Stadt des Nirvana einzugehen.“ Darum heißt es:

 

§30. „So wie ein Mann sich vor dem Leichnam,
der ihm am Hals befestigt, ekelt,
und wenn er sich von ihm befreit,
glücklich und frei dahingehen kann,
 
§31. so werd' auch ich den faulen Körper,
aus manchen Leichnamen bestehend,
aufgeben und des Weges gehen
ohne Umschau und ohn' Verlangen.
 
§32. Und wie an einer Unratstätte
den Kot die Männer und die Frauen
von sich werfen und weitergehen
ohne Umschau und ohn' Verlangen,
 
§33. so werde ich auch diesen Körper,
mit mancherlei Leichen erfüllt,
aufgeben und des Weges gehen,
als hätte ich Urin gemacht.
 
§34. Und wie ein abgenütztes Schiff,
das leck ist und das Wasser einlässt,
die Herrn aufgeben und fortfahren
ohne Umschau und ohn' Verlangen,
 
§35. so werde ich auch diesen Körper,
aus neun Löchern beständig rinnend,
aufgeben und des Weges gehen,
wie vom zerbrochnen Schiff die Herren.
 
§36. Und wie ein Mann, der Schätze hat,
wenn er mit Räubern gehen muss,
aus Furcht, die Schätze zu verlieren,
sie von sich wirft und weitergeht,
 
§37. gerade so ist dieser Körper
vergleichbar einem großen Räuber;
ich geb ihn auf und werde gehen
aus Furcht, die Tugend zu verlieren.“

Nachdem so der weise Sumedha durch mancherlei Gleichnisse diese mit der Weltflucht zusammenhängende Angelegenheit bedacht hatte, verschenkte er seine unermessliche Schätzemenge auf die oben angegebene Art an Arme, Wanderer u. dgl., spendete so ein großes Almosen, gab die Freude am Besitz und die Freude an den Lüsten auf und verließ die Stadt Amara. Ganz allein machte er sich im Himalaya-Gebirge bei einem Berge namens Dhammaka (= „Wahrheitsberg“) eine Einsiedelei. Er errichtete eine Blätterhütte und einen Wandelgang, der frei war von den fünf hindernden Fehlern. Um sich die für die Erwerbung der übernatürlichen Erkenntnisse notwendige Kraft, die auf den acht in den Worten „Mit so beruhigtem Gemüt“ usw. [12] geschilderten Arten der Tatkraft beruht, zu verschaffen, verzichtete er in dieser Einsiedelei auf seine mit den neun Fehlern versehene Kleidung und zog sich ein mit den zwölf Vorzügen ausgestattetes Bastgewand an: so betätigte er der Weisen Weltflucht. Nachdem er aber diese Weltflucht betätigt, verließ er diese mit den acht Fehlern erfüllte Blätterhütte und begab sich an den mit den zehn Vorzügen ausgestatteten Fuß eines Baumes; er verzichtete auf jede Art von Getreide und nährte sich nur mehr von den von selbst wachsenden Früchten. Indem er beim Sitzen, beim Stehen und beim Umherwandeln ernstes Streben betätigte, wurde er schon innerhalb von sieben Tagen der acht Vollkommenheiten und der fünf Erkenntnisse teilhaftig. So erlangte er die Kraft der übernatürlichen Erkenntnis, wie er sie erstrebt hatte.

§38. „Nachdem ich so bei mir gedacht,
verschenkte ich an Reich und Arm
mein Geld von vielen Millionen
und zog dann zum Himalaya.
 
§39. Unweit von dem Himalaya
ist ein Berg namens Dhammaka;
dort macht' ich eine Einsiedelei
und baute gut die Blätterhütte [13].
 
§40. 'Nen Wandelgang errichtet' ich,
der frei war von den fünf Nachteilen [14],
mit acht Vorteilen [15] ausgestattet;
dort holt' ich der Erkenntnis Kraft.
 
§41. Ich gab dort meine Kleidung auf,
die mit neun Fehlern [16] ausgestattet;
ein Bastgewand zog ich mir an,
das die zwölf Vorzüge [17] besitzt.
 
§42. Dann gab ich auf die Blätterhütte,
die von acht Fehlern [18] ist erfüllt,
und ging zum Fuße eines Baumes,
der mit zehn Vorzügen [19] versehen.
 
§43. Restlos verzichtet' ich auf Korn,
das man gesät hat und gezogen;
die wilden Früchte aß ich nur,
die manche Vorteile besitzen.
 
§44. Dort übte ich ein ernstes Streben
im Liegen, Stehen und im Gehen;
und innerhalb von sieben Tagen
erreicht' ich der Erkenntnis Kraft.“ —

Als so der Asket Sumedha, nachdem er der Erkenntnisse Kraft erlangt, im Glück der Erreichung seines Zieles lebte, erstand in der Welt ein Lehrer mit Namen Dīpaṅkara. Auch bei dessen Empfängnis, Geburt, Erlangung der Erkenntnis, und als er das Rad der Lehre in Bewegung setzte, erzitterten die zehntausend Welten; sie wankten, sie erbebten und ertönten laut. Die zwölf Vorzeichen wurden sichtbar [siehe §92]. Der Asket Sumedha aber, der im Glück der Erreichung seines Zieles lebte, hörte weder diesen Laut noch sah er diese Zeichen. Darum heißt es:

§45. „Als ich erlangt so die Vollendung
und in der Lehre glücklich lebte,
erschien Dīpaṅkara, der Sieger [21],
der Lehrer für die ganze Welt.
 
§46. Als er erschien, als er geboren,
als er erleuchtet ward und lehrte,
sah ich die vier Vorzeichen nicht,
von der Ekstase Lust gefesselt.“

Zu dieser Zeit kam der mit den zehn Kräften ausgestattete [22] Dīpaṅkara, umgeben von vierhunderttausend, die die Lüste aufgegeben hatten, während er der Reihe nach umherwandelte, nach der Stadt Rammaka und weilte dort im großen Kloster Sudassana. Als die Bewohner der Stadt Rammaka hörten: „Dīpaṅkara, der Herrscher der Asketen, hat, nachdem er die höchste vollständige Erleuchtung erlangt und das Rad der herrlichen Lehre in Bewegung gesetzt hat, bei seinem allmählichen Umherwandeln die Stadt Rammaka erreicht und wohnt in dem großen Kloster Sudassana“, ließen sie zerlassene Butter, Butter und andere Heilmittel, sowie Kleider und Decken mitnehmen und begaben sich mit wohlriechenden Substanzen und Kränzen in der Hand dorthin, wo der Buddha, wo die Lehre, wo die Gemeinde war [23], strebend, verlangend und begehrend zu dem Meister. — Nachdem sie ihm gehuldigt und mit wohlriechenden Substanzen u. dgl. ihre Verehrung bezeugt, setzten sie sich ihm zur Seite. Als sie dann seine Unterweisung angehört, luden sie ihn für den morgigen Tag ein; dann erhoben sie sich von ihrem Sitze und gingen wieder fort. Nachdem sie am nächsten Tage ein großes Almosen zurechtgemacht und die Stadt geziert hatten, schmückten sie auch den Weg, den der mit den zehn Kräften Ausgestattete kommen sollte. Auf die vom Wasser zerrissenen Stellen warfen sie Erde, den Boden machten sie eben und bestreuten ihn mit Sand, der die Farbe einer silbernen Schale hatte; geröstete Getreidekörner und Blumen streuten sie aus, sie entfalteten Fahnen und Flaggen aus mannigfach gefärbten Tüchern und stellten Bananen und Reihen von vollen Wassertöpfen auf.

Zu dieser Zeit war der Asket Sumedha von seiner Einsiedelei aufgeflogen [24] und wandelte gerade über diesen Leuten her. Als er die Menschen so hocherfreut sah, dachte er: „Was ist wohl die Ursache davon?“; er stieg aus der Luft herab und fragte zu ihnen hinzutretend die Leute: „Holla, für wen schmückt ihr diesen Weg?“ Darum heißt es:

§47. „Sie luden in dem Grenzbereich
zum Mahle den Vollendeten
und reinigten dann hocherfreut
den Weg, den jener kommen sollte.
 
§48. Ich hatte zu derselben Zeit
meine Einsiedelei verlassen
und, meine Bastgewänder schüttelnd,
wandelt' ich damals durch die Luft.
 
§49. Als ich erregt die Menge sah,
erfreut, entzückt und hochbeglückt,
da stieg herab ich aus der Luft
und fragte dann sogleich die Leute:
 
§50. ‘Erfreut, entzückt und hochbeglückt,
erregt ist diese große Menge;
für wen wird dieser Weg gereinigt,
der Pfad, auf dem man gehen kann?’“

Die Leute erwiderten: „Ehrwürdiger Sumedha, weißt du nicht: Der mit den zehn Kräften ausgestattete Dīpaṅkara ist, nachdem er die völlige Erleuchtung erlangt und das Rad der Lehre in Bewegung gesetzt hat, bei seinem Umherwandeln nach unserer Stadt gelangt und wohnt im großen Kloster Sudassana. Wir luden diesen Erhabenen ein; den Weg, den dieser Buddha, der Erhabene, kommen wird, schmücken wir.“ Da dachte der Asket Sumedha: „Selbst das Wort ‘Buddha’ ist schwer zu erlangen in der Welt; wie viel mehr erst das Auftreten eines Buddha? Auch mir kommt es zu, mit diesen Leuten zusammen den Weg des mit den zehn Kräften Ausgestatteten zu schmücken.“ Und er sprach zu den Leuten: „He, wenn ihr diesen Weg für den Buddha schmückt, so gebt auch mir eine Gelegenheit dazu; auch ich will mit euch zusammen den Weg schmücken.“ Sie gaben ihre Einwilligung. Da sie wussten: „Der Asket Sumedha ist wunderkräftig“, dachten sie an die Stelle, die vom Wasser zerrissen war, und gaben sie ihm mit den Worten: „Besorge du diese Stelle.“ Voll Freude, die den Buddha zum Ausgangspunkt hatte, dachte jetzt Sumedha: „Ich bin im Stande, diese Stelle durch meine Wunderkraft zu schmücken. Wenn sie aber so geschmückt ist, wird sie mich dadurch nicht befriedigen; heute kommt es mir zu, eine knechtische Arbeit zu verrichten.“ Er holte Sand herbei und warf ihn auf diese Stelle.

Als er aber diese Stelle noch nicht instand gesetzt hatte, kam Dīpaṅkara, der mit den zehn Kräften Ausgestattete, umgeben von vierhunderttausend, die die sechs Erkenntnisse besaßen und die Lüste aufgegeben hatten und die große Wunderkraft hatten, während Gottheiten ihm mit göttlichen Kränzen und Wohlgerüchen ihre Verehrung darbrachten und göttliche Lieder erschallten, während ihn auch die Menschen mit menschlichen Wohlgerüchen, Kränzen u. dgl. verehrten, mit unvergleichlicher Buddha-Anmut, einem in der Manosila-Ebene springenden Löwen gleichend, auf den geschmückten und hergerichteten Weg. Der Asket Sumedha öffnete seine Augen und betrachtete die Person des mit den zehn Kräften Ausgestatteten, die mit den zweiunddreißig Abzeichen eines großen Mannes geschmückt, mit den achtzig kleineren Auszeichnungen versehen in Klafter weit von Glanz umgeben war, die gleich mannigfachen Blitzen an der edelsteinfarbigen Fläche des Himmels, die alle außer der gewöhnlichen Zeit erscheinen, paarweise sechsfarbige Buddhastrahlen entsandte und die höchste Schönheit zeigte. Da dachte er: „Heute kommt es mir zu, für den mit den zehn Kräften Ausgestatteten mein Leben zu opfern.“ Weiter bedachte er: „Der Erhabene soll nicht in den Schmutz treten; wie wenn er über eine Edelsteinplatte dahinschreiten würde, soll er mit den vierhunderttausend, die die Lüste aufgegeben haben, dahingehen, indem er auf meinen Rücken tritt. Dies wird mir lange Zeit zu Glück und Heil gereichen.“ Er löste seine Haare, breitete sein Ziegenfell, seine Flechten und sein Bastgewand in dem schwarzfarbigen Schmutze aus und legte sich wie eine Edelsteinplatte auf den Schmutz. Darum heißt es:

§51. „Gefragt antworteten sie mir:
‘Buddha, der Unvergleichliche,
Dīpaṅkara heißt er, der Sieger,
kam in die Welt, um sie zu lehren.
Für diesen wird der Weg gereinigt,
der Pfad, auf dem er gehen soll.’
 
§52. Als ich das Wort ‘Buddha’ vernommen,
ward ich sogleich von Freud' erfüllt;
indem ich: ‘Buddha, Buddha’, sagte,
gab die Befriedigung ich kund.
 
§53. Doch stehend überlegte ich
erfreut und mit erregtem Sinn:
‘Jetzt werde ich den Samen pflanzen;
nicht geh der Augenblick verloren!
 
§54. Wenn ihr ihn für den Buddha reinigt,
so gebet mir auch einen Platz;
auch ich werde den Weg ihm schmücken,
den Pfad, auf dem er gehen soll.’
 
§55. Da gaben sie mir eine Stelle
zu reinigen dort an dem Weg.
Indem ich: ‘Buddha, Buddha’, dachte,
reinigte ich damals den Weg.
 
§56. Als ich mein Werk noch nicht vollendet,
Dīpaṅkara, der große Weise,
mit viermal hunderttausend solchen,
die sechs Erkenntnisse besaßen,
von Lüsten frei und fleckenlos,
gelangte zu dem Weg, der Sieger.
 
§57. Man ging ihm ehrfurchtsvoll entgegen,
der großen Trommeln schlug man viel;
voll Freude waren Menschen, Götter
und stießen Willkommrufe aus.
 
§58. Die Götter sahen da die Menschen,
die Menschen sahen auch die Götter;
die Hände faltend sie begleiten
zusammen den Vollendeten.
 
§59. Göttliche Instrumente ließen
die Götter, menschliche die Menschen
erschallen und begleiteten
zusammen den Vollendeten.
 
§60. Himmlische Blumen, Mandaravas [25],
Lotos und Paricchattakas [26]
streuten sie überall umher,
als aus der Luft die Götter stiegen.
 
§61. Campakas, Salajas, Nipas,
Nagas, Punnagas, Ketakas [27]
warfen sie überall umher,
die Menschen, die auf Erden gingen.
 
§62. Da löst' ich meine Haare auf,
tat ab das Bastgewand, das Fell;
im Schmutze breitet' ich sie aus
und legt' mich mit dem Kopf darauf.
 
§63. ‘Indem der Buddha auf mich tritt,
soll er mit seinen Schülern gehen.
Nicht mög' er treten in den Schmutz;
zum Heile wird mir dies gereichen.’“

Während er so im Schmutze lag, öffnete er abermals die Augen und gewahrte die Buddha-Majestät des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dīpaṅkara. Da dachte er folgendermaßen: „Wenn ich wünschte, nach Tilgung aller Lüste ein neues Mitglied der Mönchsgemeinde zu werden, würde ich in die Stadt Ramma hineingehen. Ich habe aber nicht nötig, in unkenntlich machendem Aussehen die Lüste zu tilgen und zum Nirvana zu gelangen. Wie, wenn ich gleich dem mit den zehn Kräften ausgestatteten Dīpaṅkara, nachdem ich zur höchsten Erleuchtung gelangt, das Wahrheitsschiff bestiege, dadurch viel Volks aus dem Ozean der Existenzen [28] rettete und dann erst zum völligen Nirvana einginge? Dies wäre für mich passend.“ Nachdem er sodann die acht Tugenden [29] vereinigt, fasste er den Entschluss, ein Buddha zu werden, und legte sich so nieder; darum heißt es:

§64. „Als ich so auf der Erde lag,
entstand mir folgender Gedanke:
‘Wenn ich es wünschte, könnt' ich heut'
die Lüste all in mir ertöten.
 
§65. Doch was soll hier ich in Verkleidung
die Wahrheit mir zu eigen machen?
Allwissenheit will ich erlangen,
bei Gott und Menschen [30] Buddha werden.
 
§66. Was soll allein ich überschreiten
das Meer als Mann von großer Stärke?
Allwissenheit will ich erlangen,
die Götter und die Menschen retten.
 
§67. Also entschlossen werde ich
als Mann, der soviel Stärke zeigt,
erlangen die Allwissenheit
und so viele Geschöpfe retten.
 
§68. Den Lebensstrom [31] will ich durchbrechen,
zerstören die drei Existenzen [32];
das Wahrheitsschiff will ich besteigen,
hinüberführen Gott und Menschen.’“

Wodurch er aber nach der Buddhawürde strebte:

§69. „Mensch sein, von männlichem Geschlecht,
Streben und Treffen eines Meisters,
die Weltflucht und die Tugendfülle,
Entschluss und Wohlgefallen dran:
dieser acht Tugenden Verbindung
zustande bringt des Wunschs Erfüllung [33].

Als aber Dīpaṅkara, der Erhabene, herbeikam und auf das Haupt des Asketen Sumedha trat, da schlug er, als öffnete er ein Edelsteinfenster, seine mit den fünf Arten der Anmut ausgestatteten Augen auf und sah den Asketen Sumedha auf dem Schmutze liegen. Da dachte er: „Dieser Asket hat sich niedergelegt mit dem Entschlusse, ein Buddha zu werden; wird nun sein Wunsch in Erfüllung gehen oder nicht?“ Indem er seine Gedanken nach der Zukunft richtete und überlegte, erkannte er: „Von jetzt an nach Ablauf von vier Asaṅkheyyas und dazu hunderttausend Weltaltern wird er ein Buddha mit Namen Gotama werden.“ Und während er noch so dastand, sprach er inmitten der Versammlung: „Seht ihr diesen Asketen voll hohen Bußeifers auf dem Schmutze liegen?“ „Ja, ehrwürdiger Herr“, antworteten sie. Darauf fuhr jener fort: „Dieser hat sich niedergelegt, weil er den Entschluss zur Buddhawürde gefasst hat. Von jetzt an nach vier Asaṅkheyyas und hunderttausend Weltaltern wird er ein Buddha mit Namen Gotama werden. In dieser Existenz wird die Stadt Kapilavatthu sein Aufenthalt sein, die Fürstin Maya seine Mutter, der König Suddhodana sein Vater, sein erster Schüler wird der Thera Upatissa [34] sein, sein zweiter Schüler Kolita, der Diener des Buddha Ānanda, seine erste Schülerin die ehrwürdige Khema, seine zweite Schülerin die ehrwürdige Uppalavanna. Wenn er zur Erkenntnisreife gekommen ist, wird er die große Weltentsagung betätigen und ernstes Streben üben. Nachdem er dann Reisbrei entgegengenommen und am Ufer der Neranjara verzehrt hat, wird er in den Erleuchtungskreis [35] hinaufsteigen und am Fuße eines Assattha-Baumes die völlige Erleuchtung erhalten.“ Darum heißt es:

§70. „Dīpaṅkara der Weltenkenner,
der Opfergaben nahm entgegen,
als er mein Haupt zum Schemel hatte,
er sagte von mir dieses Wort:
 
§71. ‘Betrachtet diesen Büßer hier,
den Flechtenträger, streng in Buße;
in unermesslich viel Weltaltern
wird in der Welt er Buddha werden.
 
§72. Das reizende Kapilavhaya [36]
wird der Vollendete verlassen;
das ernste Streben wird er üben
und schwere Taten auf sich nehmen.
 
§73. Am Fuß des Ajapala-Baumes [37]
wird sitzen der Vollendete;
dort wird er Reisbrei dann erhalten
und hingehen zur Neranjara.
 
§74. Am Ufer der Neranjara
wird mit dem Reisbrei dieser Sieger
auf dem schön hergericht'ten Wege
zum Fuß des Bodhi-Baumes gehen.
 
§75. Dort wird den Bodhi-Kreis umwandeln
von rechts der Unvergleichliche;
am Fuße des Assattha-Baumes
wird der Ruhmreiche dann erleuchtet.
 
§76. Die Mutter, die zur Welt ihn bringt,
sie wird den Namen Maya haben;
der Vater heißt Suddhodana,
er selbst wird sein ein Gotama [38].
 
§77. Von Banden frei und ohne Lüste,
mit stillem Herzen, wohl gefestigt
Kolita und Upatissa
werden die ersten Schüler sein.
 
§78. Ein Diener namens Ānanda
wird treu aufwarten diesem Sieger;
Khema und Uppalavanna
werden die ersten Schülerinnen,
 
§79. von Banden frei und ohne Lüste,
mit stillem Herzen, wohl gefestigt.
Assattha wird der Bodhi-Baum
dieses Erhabenen genannt.“

Der Asket Sumedha dachte: „Mein Wunsch wird also in Erfüllung gehen“, und war voll Freude. Als aber die Volksmenge das Wort des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dīpaṅkara vernahm, dachte sie voll Entzücken: „Der Asket Sumedha ist also ein Buddhakeim, ein Buddhasame.“ Folgendes war ihr Gedanke: „Wie ein Mann, der einen Fluss überschreitet, wenn er an der gegenüber liegenden Uferstelle nicht herauskommen kann, an einer weiter unterhalb gelegenen Landestelle heraussteigt, ebenso wollen wir, wenn wir in der Lehre des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dīpaṅkara die Frucht der Wege nicht erreichen können, in der Zukunft, wenn du der Buddha bist, dann vor deinem Angesicht die Frucht des Weges zu betätigen im Stande sein.“ Diesen Wunsch setzten sie fest. Nachdem aber der mit den zehn Kräften ausgestattete Dīpaṅkara den Bodhisattva gepriesen hatte, brachte er ihm mit acht Handvoll Blumen seine Verehrung dar, umwandelte ihn von rechts und ging fort. Auch die vierhunderttausend zählenden Männer, die die Lüste aufgegeben hatten, verehrten den Bodhisattva mit wohlriechenden Substanzen und Kränzen, umwandelten ihn von rechts und gingen dann fort. Nachdem aber die Götter und die Menschen ihm gehuldigt und ihre Verehrung bezeugt hatten, entfernten sie sich.

Als alle fortgegangen waren, erhob sich der Bodhisattva aus seiner liegenden Stellung; indem er dachte: „Ich will über die Vollkommenheiten nachdenken“, setzte er sich auf einen Blumenhaufen mit verschränkten Beinen nieder. Als so der Bodhisattva dasaß, versammelten sich die Gottheiten aller zehntausend Weltsysteme, bewillkommneten ihn und sagten: „Edler Büßer Sumedha, die Vorzeichen, welche bei den früheren Bodhisattvas sichtbar wurden, wenn sie sich mit untergeschlagenen Beinen niedersetzten, um über die Vollkommenheiten nachzudenken, diese sind alle auch heute offenbar geworden. Unzweifelhaft wirst du ein Buddha werden. Wir wissen dies: ‘Wem diese Vorzeichen erscheinen, der wird gewisslich ein Buddha.’ Mache deine Bemühung fest und beobachte sie!“ So priesen sie den Bodhisattva mit mancherlei Lobsprüchen. Darum heißt es:

§80. „Als diese Worte sie vernommen
des großen Weisen unvergleichlich,
da sagten froh Götter und Menschen:
‘Ein Buddhasamenspross ist dieser.’
 
§81. Sie ließen Beifallsrufe hören,
mit Fingern klappten sie und lachten;
die Hände faltend ihn verehrten
zehntausend Welten mit den Göttern.
 
§82. ‘Wenn wir von jenem Welterlöser
der Unterweisung gehn verlustig,
in dem zukünft'gen Zeitenraume
werden wir diesen vor uns haben.
 
§83. Wie Menschen beim Flussübergang,
welche den rechten Ort verfehlen,
die untere Landestell' aufsuchen
und so den großen Strom durchqueren,
 
§84. gerad so ist es mit uns allen;
wenn diesen Sieger wir verlieren,
in dem zukünft'gen Zeitenraume
werden wir jenen vor uns haben.’
 
§85. Dīpaṅkara, der Weltenkenner,
der Opfergaben nahm entgegen,
nachdem er meine Tat gepriesen,
umwandelte er mich von rechts.
 
§86. Die dort des Siegers Söhne waren,
die alle auch mich rechts umgingen;
die Menschen, Nagas und Gandharvas [39]
begrüßten mich und gingen dann.
 
§87. Als aus den Augen mir gekommen
mit seiner Schar der Weltbelehrer,
erfreut mit fröhlichem Gemüte
erhob ich mich von meiner Lage.
 
§88. Von Glücksgefühl war ich beglückt
und vor Entzücken ganz beseligt;
von Freude überwältigt setzt' ich
mich mit gekreuzten Beinen hin.
 
§89. Dasitzend mit gekreuzten Beinen
ich dachte folgendes bei mir:
‘Teilhaftig bin ich der Ekstase,
in den Erkenntnissen vollendet.
 
§90. In tausend Welten gibt es auch
nicht solche Weisen, die mir gleichen;
an Wunderkräften unvergleichlich
erhielt ich ein derart'ges Glück.’
 
§91. Als ich dasaß, gekreuzt die Beine,
die Götter der zehntausend Welten
ließen den lauten Ruf erschallen:
‘Bestimmt wirst du ein Buddha werden.
 
§92. Die Vorzeichen, welche vor Zeiten
den Bodhisattvas sind erschienen,
als sie die Beine kreuzend saßen,
diese erscheinen heut' auch dir.
 
§93. Die Kälte gänzlich ist verschwunden,
die Hitze auch hat sich gelegt.
Dies kann man heut' beobachten;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§94. Dann die zehntausend Weltsysteme
sind ohne Laut, frei von Geräusch.
Dies kann man heut' beobachten;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§95. Die großen Winde wehen nicht,
es fließen die Gewässer nicht.
Dies kann man heut' beobachten;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§96. Des Landes und des Wassers Blumen
die blühen all' zu gleicher Zeit.
Sie stehen alle heut' in Blüte;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§97. Die Schlingpflanzen sowie die Bäume,
sie tragen Frucht zu gleicher Zeit.
Sie tragen alle heut' auch Früchte;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§98. Die in der Luft und die auf Erden,
gleichzeitig leuchten die Juwelen.
Auch heute leuchten die Juwelen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§99. Von Menschen wie von Göttern auch
gleichzeitig tönen Instrumente.
Die beiden heute auch erschallen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§100. Buntfarb'ge Blumen von dem Himmel
regnen herab zu gleicher Zeit.
Auch heute kann man sie erkennen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§101. Der große Ozean sich erhebt,
es zittern die zehntausend Welten.
Die beiden tönen heut' zusammen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§102. Auch in der Höll' zu gleicher Zeit
erlöschen die zehntausend Feuer.
Heut' sind erloschen diese Feuer;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§103. Ganz fleckenlos die Sonne ist
und sichtbar werden alle Sterne.
Auch heute sind sie alle sichtbar;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§104. Obwohl kein Wasser fällt herab,
sprießt es auf einmal aus der Erde.
Auch heut' es aus der Erde sprießt;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§105. Am Himmelskreis die Stern' erglänzen
und bilden Konstellationen.
Visakha [40] ist dem Mond verbunden;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§106. Die Höhlen- und Klüftebewohner
sie gehn heraus aus ihrer Wohnung.
Auch heut' verlassen sie ihr Lager;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§107. Nicht unbefriedigt sind die Wesen,
erfreut sind all zu gleicher Zeit.
Auch heut' sind alle hochbefriedigt;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§108. Zur Ruhe die Krankheiten kommen,
der bittre Hunger auch hört auf.
Auch heute kann man dieses sehen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§109. Die Lust ist dann nur unbedeutend,
Hass und Verblendung auch vergeht.
Auch heut' ist alles dies verschwunden;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§110. Die Furcht besteht alsdann nicht mehr;
auch heute kann man dieses sehen.
An diesem Zeichen wir erkennen:
Gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§111. Der Staub fliegt nicht mehr in die Höhe,
auch heute kann man dieses sehen.
An diesem Zeichen wir erkennen:
Gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§112. Fort ist widerlicher Geruch
und himmlische Gerüche wehen.
Auch heute weht ein solcher Duft;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§113. Alle Gottheiten sind zu sehen,
die körperlosen [41] ausgenommen.
Auch heut' kann man sie alle sehen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§114. So viele Höllen es auch gibt,
die sieht man alle auf einmal:
Auch heut' kann man sie alle sehen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§115. Mauern und Tore und die Felsen
sind dann nicht mehr ein Hindernis.
Zu Luft geworden sind sie heute;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§116. Absterben und Geborenwerden
gibt 's nicht in diesem Augenblick.
Auch heute kann man dieses sehen;
gewiss wirst du ein Buddha werden.
 
§117. Standhaft betätige die Kraft;
kehre nicht um, gib es nicht auf.
Auch wir erkennen dieses wohl;
gewiss wirst du ein Buddha werden.’“

Als der Bodhisattva das Wort des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dīpaṅkara und das der Gottheiten aus den zehntausend Weltsystemen vernommen hatte, da befestigte er noch mehr seinen Entschluss und er dachte: „Die Buddhas reden doch nichts Unwahres; es gibt keine Änderung in der Rede der Buddhas. So fest und bestimmt wie ein in die Luft geworfener Erdklumpen herab fällt, wie ein Geborenes stirbt, wie nach dem Erscheinen der Morgenröte die Sonne aufgeht, wie ein seine Höhle verlassender Löwe seinen Löwenschrei ausstößt, wie eine hochschwangere Frau von ihrer Bürde befreit wird, ebenso gewiss und unfehlbar ist das Wort der Buddhas. Gewiss werde ich ein Buddha werden.“ Darum heißt es:

§118. „Als er des Buddha Wort vernommen,
dazu das der zehntausend Götter,
erfreut, befriedigt und entzückt
dacht' er da folgendes bei sich:
 
§119. ‘Unstreitig ist das Wort der Buddhas,
unfehlbar ist das Wort der Sieger;
nicht gibt 's Unwahrheit bei den Buddhas.
Gewiss werd' ich ein Buddha werden.
 
§120. So wie ein in die Luft geworfner
Erdklumpen fällt bestimmt zur Erde,
so ist der höchsten Buddhas Wort
auch ganz gewiss und ganz bestimmt.
 
§121. Ebenso wie für alle Wesen
der Tod ist sicher und bestimmt,
so ist der höchsten Buddhas Wort
auch ganz gewiss und ganz bestimmt.
 
§122. Wie, wenn die Nacht vergangen ist,
der Sonne Aufgang ist bestimmt,
so ist der höchsten Buddhas Wort
auch ganz gewiss und ganz bestimmt.
 
§123. Wie bei dem Löwen, der sein Lager
verließ, bestimmt ist, dass er schreit,
so ist der höchsten Buddhas Wort
auch ganz gewiss und ganz bestimmt.
 
§124. Wie, wenn die Wesen sind empfangen,
der Last Wegnahme ist bestimmt,
so ist der höchsten Buddhas Wort
auch ganz gewiss und ganz bestimmt.’“

Nachdem er so den Entschluss gefasst: „Gewiss werde ich ein Buddha werden“, wollte er über die Tugenden, die einen Buddha bewirken, nachdenken und überlegte daher: „Wo sind jetzt die Tugenden, die einen Buddha bewirken? Sind sie oben oder unten, in den Haupthimmelsgegenden oder in den Nebenhimmelsgegenden?“ Während er so der Reihe nach den ganzen Umfang der Tugenden durchdachte, merkte er, dass die früheren Buddhas als erstes die Vollendung im Spenden mit Eifer betrieben hätten, und er ermahnte sich selbst folgendermaßen: „Du weiser Sumedha, von jetzt an erfülle als erstes die Vollkommenheit im Spenden! Denn wie ein umgedrehter Wassertopf restlos sein Wasser ausschüttet und es nicht wieder aufnimmt, ebenso musst du, ohne auf Geld oder Ruhm oder Weib und Kinder oder große und kleine Vorzüge zu achten, den Bittenden, die dir in den Weg kommen, alles, um was sie nur bitten, restlos schenken. Dann setze dich an den Fuß des Bodhi-Baumes und du wirst ein Buddha werden.“ So entschloss er sich zuerst fest zu der Vollendung im Spenden. Darum heißt es:

§125. „‘Wohlan, die Dinge will ich prüfen,
die einen Buddha machen können,
in zehn Richtungen, oben, unten,
soweit der Tugenden Bereich.’
 
§126. Als ich so prüfte, da erkannt' ich
zuerst im Spenden die Vollendung,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§127. ‘Zu dieser Tugend als der ersten
du mache fest deinen Entschluss!
Geh zur Vollendung in dem Spenden,
wenn du zur Bodhi [42] kommen willst.
 
§128. Wie, wenn ein ganz gefüllter Topf
von irgendwem wird umgekehrt,
er restlos von sich gibt sein Wasser
und es nicht mehr in sich behält,
 
§129. so auch, wenn du die Bettler siehst,
die niedrig, hoch und mittelmäßig,
so spende restlos deine Gaben
gleich einem umgekehrten Topf!’“

Doch er dachte: „Dies können allein noch nicht die Buddhatugenden sein.“ Während er weiter überlegte, erkannte er als zweites die Vollendung in der Tugend und es kam ihm folgender Gedanke: „Du weiser Sumedha, erfülle von jetzt an die Vollendung in der Tugend. Wie nämlich ein Yak-Ochse, ohne an sein Leben zu denken, nur seinen Schweif behütet, so behüte du von jetzt an, ohne dein Leben zu berücksichtigen, nur die Tugend und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den zweiten festen Entschluss zur Vollendung in der Tugend. Darum heißt es:

§130. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§131. Bei meinem Suchen fand als zweites
ich die Vollendung in der Tugend,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§132. ‘Zu dieser als der zweiten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben.
Geh zur Vollendung in der Tugend,
wenn du zur Bodhi kommen willst.
 
§133. Wie ein Yak-Weibchen seinen Schwanz,
wenn irgendwo er sich verfängt,
durchaus beschädigen nicht will
und lieber noch den Tod erleidet [43],
 
§134. gerade so erfülle du
die Tugenden in den vier Stufen;
bewahre sie in allen Fällen
wie das Yak-Weibchen seinen Schwanz.’“

Während er aber dann noch weiter überlegte: „So wenige können nicht die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als drittes die Vollendung in der Entsagung und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle du von jetzt ab die Vollendung in der Entsagung! Denn wie ein Mann, der lange im Gefängnis weilt, nicht dazu Liebe betätigt, sondern damit unzufrieden ist und nur wünscht, nicht dort zu bleiben, ebenso richte du, indem du alle Existenzen Gefängnissen für gleich erachtest, indem du unzufrieden bist mit jeder Existenz und dich davon befreien willst, deinen Blick nur auf die Entsagung; so wirst du ein Buddha werden.“ So fasste er den dritten festen Entschluss zur Vollendung in der Entsagung. Darum heißt es:

§135. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§136. Bei meinem Suchen fand als drittes
ich die Vollendung in Entsagung,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§137. ‘Zu dieser als der dritten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben.
Geh zur Vollendung in Entsagung,
wenn du zur Bodhi kommen willst.
 
§138. So wie ein Mann, der im Gefängnis
hat lang geweilt von Leid bedrückt,
nicht danach Lust in sich erzeugt,
sondern nur nach Befreiung sucht,
 
§139. so sieh auch alle Existenzen
du als Gefängnisse nur an.
Sei der Entsagung zugewendet
für die Erlösung von dem Dasein.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als viertes die Vollendung in der Weisheit und er dachte: „Weiser Sumedha, von jetzt ab erfülle die Vollendung in der Weisheit! Gehe zu niedrigen, zu mittleren, zu hohen Leuten, ohne jemand auszuschließen, zu allen Weisen hin und richte Fragen an sie. Denn wie ein Almosen erbettelnder Mönch zu niedrigen und hohen Familien, ohne jemand auszunehmen, der Reihe nach hingeht und so rasch seine Nahrung erhält, ebenso gehe du zu allen Weisen hin, richte Fragen an sie und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den vierten festen Entschluss zur Vollendung in der Weisheit. Darum heißt es:

§140. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§141. Bei meinem Suchen fand als viertes
ich die Vollendung in der Weisheit,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§142. ‘Zu dieser als der vierten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben.
Geh zur Vollendung in der Weisheit,
wenn du zur Bodhi kommen willst.
 
§143. So wie ein Mönch, der Speise bettelt,
von niedern, hohen, mittleren
Familien keine ausnimmt und
so seine Nahrung rasch erhält,
 
§144. so wirst auch du, wenn du allzeit
die Leute ausforschst, die erleuchtet,
zu der Weisheitsvollendung kommen
und zur Erleuchtung so gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als fünftes die Vollendung im kraftvollen Streben und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle von jetzt ab die Vollendung im kraftvollen Streben! Ebenso wie der Löwe, der König der Tiere, in allen seinen Handlungen [44] stark an Kraft ist, so sei auch du in allen Existenzen, in allen Handlungen stark an Kraft, nicht nachlassend in Kraft, und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den fünften Entschluss zur Vollendung im kraftvollen Streben. Darum heißt es:

§145. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§146. Bei meinem Suchen fand als fünftes
ich die Vollendung in dem Streben,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§147. ‘Zu dieser als der fünften fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben.
Geh zur Vollendung in dem Streben,
wenn du zur Bodhi kommen willst.
 
§148. So wie der Tiere Fürst, der Löwe,
beim Sitzen, Stehen und beim Gehen
niemals nachlässt in seiner Kraft
und immer festen Mut besitzt,
 
§149. so zeige du auch starke Kraft
in allen deinen Existenzen;
zur Kraftvollendung musst du kommen,
willst zur Erleuchtung du gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als sechstes die Vollendung in der Geduld und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle von jetzt ab die Vollendung in der Geduld. Sei geduldig bei Ehrung und bei Missachtung! Gleichwie man auf die Erde etwas Reines oder auch etwas Unreines wirft und die Erde dabei weder Liebe noch Widerwillen verspürt, sondern es erträgt und aushält, ebenso sei .auch du geduldig bei Ehrung und bei Missachtung, und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den sechsten Entschluss zur Vollendung in der Geduld. Darum heißt es:

§150. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§151. Bei meinem Suchen fand als sechstes
ich die Vollendung in Geduld,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§152. ‘Zu dieser als der sechsten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben!
Wenn darauf du den Sinn fest richtest,
wirst zur Erleuchtung du gelangen.
 
§153. Gerad so wie die Erde alles,
das Reine wie das Unreine,
erträgt, ohn' es zurückzuweisen,
nicht Abneigung noch Liebe zeigt,
 
§154. so sei auch du in allen Dingen
bei Ehr' wie Missachtung geduldig;
geh zur Vollendung in Geduld,
willst zur Erleuchtung du gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als siebentes die Vollendung in der Wahrheit und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle von jetzt ab auch die Vollendung in der Wahrheit! Auch wenn ein Blitz auf dein Haupt fällt, so sprich doch nicht um des Geldes u. dgl. willen, aus Bevorzugung oder dgl. ein unwahres Wort. Denn wie der Morgenstern in allen Jahreszeiten nicht seine Bahn verlässt und nicht auf einer andern Bahn läuft, sondern immer nur der eigenen Bahn folgt, ebenso verlasse auch du die Wahrheit nicht und sage keine Lüge; dann wirst du ein Buddha werden.“ So fasste er den siebenten festen Entschluss zur Vollendung in der Wahrheit. Darum heißt es:

§155. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§156. Bei meinem Suchen fand als siebtes
ich die Vollendung in der Wahrheit,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§157. ‘Zu dieser als der siebten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben!
Wenn du dort fest bist in den Worten,
wirst zur Erleuchtung du gelangen.
 
§158. Gerad so wie der Morgenstern,
der an dem Himmel sich bewegt,
zur Zeit, im Jahreszeitenlaufe
nie sich entfernt von seiner Bahn,
 
§159. so geh auch du in den Wahrheiten
niemals von deinem Wege ab.
Geh zur Vollendung in der Wahrheit,
willst zur Erleuchtung du gelangen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als achtes die Vollendung in der Festigkeit und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle von jetzt an auch die Vollendung in der Festigkeit. Wozu du dich entschlossen hast, bei diesem Entschlüsse beharre unerschütterlich! Wie nämlich ein Berg, auch wenn ihn in allen Himmelsrichtungen der Wind trifft, nicht zittert und nicht wankt, sondern an seinem Platze stehen bleibt, so beharre auch du unerschütterlich bei deinem Entschlüsse und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den achten festen Entschluss zur Vollendung in der Festigkeit. Darum heißt es:

§160. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich suchen,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§161. Bei meinem Suchen fand als achtes
ich dann die Festigkeitsvollendung,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§162. ‘Zu dieser als der achten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben!
Wenn du bleibst unerschütterlich,
wirst zur Erleuchtung du gelangen.
 
§163. Gerad so wie ein Felsenberg
steht unerschütterlich und fest,
erzittert nicht bei vielen Winden
und bleibt an seiner Stelle stehen,
 
§164. so sei auch du in dem Entschlusse
für immer unerschütterlich!
Geh zu der Festigkeitsvollendung,
so wirst du zur Erleuchtung kommen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als neuntes die Vollendung in der Liebe und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle von jetzt ab auch die Vollendung in der Liebe! Zeige bei günstig Gesinnten und ungünstig Gesinnten immer dasselbe Gefühl. Gleichwie das Wasser für schlechte Leute wie für gute seine Kühle in ganz gleicher Weise spendet, ebenso sei auch du zu allen Wesen in Liebe einer Gesinnung und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den neunten festen Entschluss zur Vollendung in der Liebe. Darum heißt es:

§165. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich streben,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§166. Bei meinem Suchen fand als neuntes
ich die Vollendung in der Liebe,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§167. ‘Zu dieser als der neunten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben!
Sei unvergleichlich in der Liebe,
willst zur Erleuchtung du gelangen.
 
§168. Gerade so wie auch das Wasser
bei guten und bei bösen Leuten
in gleicher Weise Kühlung spendet
und mit sich nimmt Schmutz und Befleckung,
 
§169. so auch bei Lieben und Unlieben
betät'ge gleichmäßig die Liebe.
Geh zur Vollendung in der Liebe,
so wirst du zur Erleuchtung kommen.’“

Während er aber weiter überlegte: „Nicht so wenige nur können die Tugenden sein, die einen Buddha bewirken“, erkannte er als zehntes die Vollendung im Gleichmut und er dachte: „Weiser Sumedha, erfülle von jetzt an auch die Vollendung in dem Gleichmut! Sei im Glücke und auch im Unglück gleichmütig! Denn wie die Erde, wenn etwas Reines oder auch Unreines auf sie geworfen wird, gleichmütig bleibt, so sei auch du in Glück und Unglück gleichmütig und du wirst ein Buddha werden.“ So fasste er den zehnten festen Entschluss zur Vollendung im Gleichmut. Darum heißt es:

§170. „‘Nicht werden diese ganz allein
die Buddhatugenden nur sein;
nach andern Dingen will ich streben,
durch welche die Erleuchtung reift.’
 
§171. Bei meinem Suchen fand als zehntes
ich die Vollkommenheit im Gleichmut,
die von den frühren großen Weisen
betrieben ward und stets geübt.
 
§172. ‘Zu dieser als der zehnten fasse
fest den Entschluss, sie auszuüben.
Wenn du gleichmütig bist und fest,
wirst zur Erleuchtung du gelangen.
 
§173. Gerade so wie auch die Erde
Reines und Unreines, das auf sie
gelegt wird, beides gleich erträgt
vom Zorne frei wie auch von Liebe,
 
§174. so sei auch du in Glück und Unglück
ganz gleichmütig zu jeder Zeit.
Geh zur Vollkommenheit im Gleichmut,
so wirst du zur Erleuchtung kommen.’“

Darauf dachte er: „In dieser Welt sind die Tugenden, die einen Buddha bewirken, die von den Bodhisattvas erfüllt werden müssen und durch welche die Erleuchtung zur Reife kommt, nur so viele. Außer den zehn Vollendungen gibt es keine anderen. Auch diese zehn Vollendungen gibt es oben im Himmel nicht, unten auf der Erde im Osten und in den anderen Himmelsgegenden gibt es sie auch nicht; nur im Innern meines Herzens aber sind sie fest begründet.“ Als er so merkte, dass sie im Innern seines Herzens fest begründet seien, fasste er zu ihnen allen den festen Entschluss, sie zu betätigen, und ergriff sie immer wieder; vorwärts und rückwärts ergriff er sie. Er fasste sie am Ende und gelangte so an den Anfang; am Anfang fasste er sie und stellte sie so an das Ende [45]. In der Mitte fasste er sie und beendigte sie nach beiden Seiten; auf beiden Seiten fasste er sie und beendigte sie in der Mitte. „Das Aufgeben der Glieder, darin bestehen die Vollendungen: das Aufgeben äußeren Besitzes, darin bestehen die kleineren Vollendungen; das Aufgeben des Lebens, darin bestehen die höchsten Vollendungen“; „zehn Vollendungen gibt es, zehn Nebenvollendungen, zehn höchste Vollendungen“, so dachte er und ergriff sie, als wolle er doppeltes Öl zusammengießen, als wolle er den großen Meru-Berg zu seinem Butterstößel machen und damit den großen Ozean des Weltsystems umrühren. Während er aber die zehn Vollendungen immer wieder erfasste, erzitterte in Folge seines Tugendglanzes diese vier Nahutas [46] und hunderttausend Yojanas dicke große Erde gleich einem Rohrbündel, auf das ein Elefant getreten, oder gleich einer in Bewegung gesetzten Zuckermühle unter lautem Geräusch; sie wankte und erbebte; wie das Rad eines Töpfers oder wie das Rad einer Ölmühle drehte sie sich um. Darum heißt es:

§175. „‘So viel sind in der Welt die Dinge,
die die Erkenntnis reifen lassen,
drüber hinaus gibt es sonst nichts.
Begründe dich in ihnen fest!’
 
§176. Als diese Dinge er erfasste
nach ihrer Art, nach Kern und Wesen,
durch seinen Tugendglanz begannen
zehntausend Erden zu erzittern.
 
§177. Die Erde zitterte und stöhnte
wie die bewegte Zuckermühle;
wie bei der Ölmühle das Rad,
also erzitterte die Erde.“

Als aber die große Erde erzitterte, vermochten die Bewohner der Stadt Ramma nicht mehr, stehen zu bleiben, sondern sie fielen wie hohe Sala-Bäume, die von dem Weltzerstörungswind getroffen wurden, alle ohnmächtig nieder. Die Töpfergefäße von den Schüsseln angefangen drehten sich um, stießen aneinander und wurden zu Staub zermalmt. Da ging die Volksmenge furchterfüllt zu dem Meister [Buddha Dīpaṅkara] hin und sprach: „Wie, Erhabener, ist diese Drehung von Nagas verursacht oder ist es eine Umdrehung von irgendeinem der Geister, Dämonen oder der Gottheiten? Wir wissen dies nämlich nicht; dazu ist auch diese ganze Volksmenge bedrängt. Wird dies für diese Welt ein Übel sein oder ein Gut? Erzählt uns dies!“ Als der Meister ihre Worte hörte, antwortete er: „Ihr fürchtet euch nicht und bekümmert euch nicht! Von da aus entsteht für euch keine Gefahr. Dieser weise Sumedha, zu dem ich sagte: ‘In Zukunft wirst du ein Buddha namens Gotama sein’, dieser erfasst die Vollendungen. Da er die Vollendungen erfasst und bewegt, erzittert und erdröhnt durch seinen Tugendglanz das ganze System der zehntausend Welten mit einem Schlage.“ Darum heißt es:

 

§178. „So groß auch die Versammlung war,
die den Buddha begleitete,
die lagen alle zitternd da
in Ohnmacht auf dem Erdboden.
 
§179. Von Schüsseln viele tausende
und viele hundert Wasserkrüge
zerbrachen da und splitterten,
weil aneinander sie gestoßen.
 
§180. Ganz aufgeregt, furchtsam, voll Angst,
verwirrt und mit bedrücktem Sinn
vereinigten sich viele Leute
und gingen zu Dīpaṅkara.
 
§181. ‘Was wird da für die Welt entstehen,
was Gutes oder auch was Böses?
Die ganze Welt ist schwer bedrückt:
erlöse sie, Einsichtiger!’
 
§182. Diese besänftigte sogleich
Dīpaṅkara, der große Mönch:
‘Seid voll Vertrauen, ohne Furcht
bei dieser Erderschütterung!
 
§183. Zu dem ich heute hab gesagt:
‘Ein Buddha wird er in der Welt’,
dieser erfasst die Tugend heut,
die alte, die die Sieger übten.
 
§184. Weil er die Tugend jetzt erfasst,
die Buddhastaffel ohne Rest,
darum erzittert diese Erde
zehntausendfach mit ihren Göttern.’“

Als die Volksmenge diese Worte des Vollendeten vernommen, war sie hocherfreut. Mit Kränzen, wohlriechenden Substanzen und Salben verließ sie die Stadt Ramma und ging zu dem Bodhisattva hin. Diesen verehrte sie mit den Kränzen usw., begrüßte ihn ehrfurchtsvoll, umwandelte ihn von rechts und kehrte dann wieder in die Stadt Ramma zurück. Nachdem aber der Bodhisattva die zehn Vollendungen erfasst und seinen Entschluss dazu festgesetzt hatte, erhob er sich von seinem Sitze, den er eingenommen hatte. Darum heißt es:

§185. „Als sie des Buddha Wort gehört,
beruhigt' sich sogleich ihr Sinn;
sie alle kamen zu mir hin
und huldigten mir abermals.
 
§186. Entschlossen zu der Buddhatugend
befestigte ich den Entschluss,
verehrte dann Dīpaṅkara
und stand von meinem Sitze auf.“

Während aber der Bodhisattva sich von seinem Sitze erhob, verehrten ihn vereint die Götter von allen zehntausend Weltsystemen mit göttlichen Kränzen und Wohlgerüchen und sagten zu ihm: „Edler Büßer Sumedha, du hast heute zu den Füßen des mit den zehn Kräften ausgestatteten Dīpaṅkara einen großen Wunsch ausgesprochen; dieser soll dir ununterbrochen in Erfüllung gehen. Habe keine Furcht oder Bestürzung; deinen Körper soll auch keine noch so geringe Krankheit befallen. Nachdem du rasch die Vollendungen erfüllt hast, erlange die völlige Erleuchtung! Gleichwie die blütentragenden und die fruchttragenden Bäume zur rechten Zeit blühen und Früchte bringen, ebenso erreiche auch du, ohne die Zeit zu überschreiten, rasch die höchste Erleuchtung!“ Solche und ähnliche feierliche Lobsprüche äußerten sie; nachdem sie aber diese geäußert hatten, gingen sie wieder ein jeder an seinen Götterort. — Als der Bodhisattva so von den Gottheiten gepriesen war, dachte er: „Ich werde die Vollendungen erfüllen und dadurch am Ende von vier Asaṅkheyyas und hunderttausend Weltaltern der Buddha werden.“ Nachdem er so seinen Entschluss fest beschlossen hatte, stieg er in die Luft empor und begab sich in den Himalaya. Darum heißt es:

§187. „Mit himmlischen und ird'schen Blumen
bestreuten beide mich, die Götter
und Menschen, als ich mich erhob
von meinem Sitze, mit den Blumen.
 
§188. Mein Heil auch mir verkündigten
beides die Götter und die Menschen:
‘Den großen Wunsch, den du geäußert,
sollst du erhalten wie gewünscht.
 
§189. Fern bleiben alle Unglücksfälle,
zugrunde gehe jede Krankheit,
kein Hindernis soll dir entstehen,
komm rasch zur obersten Erleuchtung.
 
§190. Gleichwie, wenn dazu Zeit gekommen,
die Blumenbäume stehn in Blüte,
gerade so, du großer Held,
erblüh in der Buddha-Erkenntnis.
 
§191. Wie alle, die erleuchtet wurden,
die zehn Vollendungen erfüllten,
gerade so, du großer Held,
die zehn Vollendungen erfülle!
 
§192. Wie alle, die erleuchtet wurden,
im Bodhi-Kreis [48] erleuchtet wurden,
so werd' auch du, du großer Held,
erleuchtet an der Sieger-Bodhi [49].
 
§193. Wie alle, die erleuchtet wurden,
das Rad der Lehre angetrieben,
so setz auch du, du großer Held,
das Rad der Lehre in Bewegung.
 
§194. Gleichwie zur Vollmondszeit der Mond
vollständig klar und rein erglänzt,
so du auch mit gefülltem Geiste
erglänz in den zehntausend Welten.
 
§195. Wie aus des Rāhu Mund befreit
die Sonn' im Glanze gar sehr strahlt,
so strahle du in Herrlichkeit,
nachdem die Welt du hast befreit.
 
§196. Wie alle Flüsse, die es gibt,
zum großen Ozeane gehen,
so sollen hingehen zu dir
die Welten alle mit den Göttern.’
 
§197. Gepriesen und gelobt von ihnen
entschloss ich mich zu den zehn Dingen;
erfüllend diese Tugenden
ging wieder ich zur Wildnis hin.“
Ende der Erzählung von Sumedha

§B1.2 (Die Erzählung vom Buddha Dīpaṅkara) 

Nachdem aber die Bewohner der Stadt Ramma in ihre Stadt zurückgekehrt waren, spendeten sie der Mönchsgemeinde mit ihrem Haupte, dem Buddha, ein großes Almosen. Der Meister verkündigte ihnen die Lehre, befestigte eine große Menge in den drei Zuflüchten u. ä. und verließ dann wieder die Stadt Ramma. Solange er noch weiter am Leben blieb, betätigte er die Buddhapflichten und gelangte dann allmählich zu dem alle Lebensbedingungen restlos aufhebenden Nirvana. — Was da zu sagen ist, ist alles nach der Art, wie im Buddhavamsa ausgeführt, zu erfahren. Dort heißt es nämlich:

§198. „Nachdem sie dort bewirtet hatten
mit seiner Schar den Welterlöser,
suchten sie ihre Zuflucht bei
Dīpaṅkara, dem großen Meister.
 
§199. Bei dieser Zufluchtnahme ließ
eintreten der Vollendete
da manchen in die fünf Gebote,
in die zehnfache Tugend andre [50].
 
§200. Das Mönchtum manchem er gewährte,
auch manchem die vier höchsten Früchte [51];
das Unvergleichliche auch gab er
manchem, die Unterscheidungen [52].
 
§201. Die höchsten acht Erreichungen [53]
gab manchem da der beste Mann
und manchen führt' er ein in die
drei Wissen [54], sechs Erkenntnisse [55].
 
§202. In dieser Reihenfolg' ermahnte
die Volksmenge der große Mönch
und so war mit Ausführlichkeit
des Welterlösers Unterweisung.
 
§203. Mit großen Kiefern, mit Stierschultern,
der Mann, Dīpaṅkara genannt,
hinüberführte viele Leute
und machte sie vom Elend frei.
 
§204. Wenn er sah zu Belehrende
auf hunderttausend Yojanas,
ging hin in einem Augenblick
der große Mönch und lehrte sie.
 
§205. Bei seiner ersten Unterweisung
belehrt der Buddha hundert Kotis [ein Koti sind zehn Millionen];
bei seiner zweiten Unterweisung
belehrt' der Retter hunderttausend.
 
§206. Damals, als in der Götter Reiche
der Buddha seine Lehr' verkündet',
war diese dritte Unterweisung
bestimmt für neunzigtausend Kotis.
 
§207. Es waren drei Zusammenkünfte
bei dem Meister Dīpaṅkara:
aus tausendmal tausend Millionen
bestand die erste Versammlung.
 
§208. Als dann auf des Nārada-Spitze
in Einsamkeit der Sieger war,
kamen zusammen hundert Kotis
von Leuten frei und ohne Makel.
 
§209. Als auf dem Berg Sudassana
dann Wohnung nahm der große Held,
mit neunmal hundert Millionen
umgab sich da der große Mönch.
 
§210. Ich aber war zu dieser Zeit
ein Jatila hoch von Askese,
der in den Lüften wandeln konnte,
fest in den fünf Erkenntnissen [57].
 
§211. Von zehn- und zwanzigtausenden
wurde die Wahrheit da erfasst;
von ein und zweien die Erfassung
war zu berechnen unermesslich.
 
§212. Weit ausgedehnt, für viele Leute,
mächtig und blühend damals war
die wohl geklärte Unterweisung
von dem erhabnen Dīpaṅkara.
 
§213. Vierhunderttausend Wunderkräft'ge,
der sechs Erkenntnisse teilhaftig,
umgaben allenthalben da
Dīpaṅkara, den Weltenkund'gen.
 
§214. Die, welche zu derselben Zeit
die Menschenexistenz verließen
und hatten nicht ihr Ziel erreicht,
waren wie tadelnswerte Schüler.
 
§215. Des Buddha Wort, das schön zur Blüte
gebracht von solchen Heiligen,
die frei von Lust und ohne Makel,
glänzte bei Göttern und bei Menschen.
 
§216. Die Stadt hieß da Rammavati,
Sumedha hieß der Edle da;
Sumedhaa [57a], so hieß auch die Mutter
von dem Meister Dīpaṅkara.
 
§217. Sumangala und Tissa auch
waren da seine ersten [58] Schüler,
Sagata hieß der treue Diener
von dem Meister Dīpaṅkara.
 
§218. Nanda und dazu Sunanda
waren die ersten Schülerinnen;
dieses Erhabnen Bodhi-Baum
hatte den Namen Pipphali [der heilige Feigenbaum, Ficus religiosa].
 
§219. An Höhe achtzig Ellen groß
Dīpaṅkara, der große Mönch,
erglänzte wie ein Lampenbaum
und wie ein Sala-Baum in Blüte.
 
§220. Und volle hunderttausend Jahre
verlebte dieser große Weise;
und während des so langen Lebens
errettete er viele Leute.
 
§221. Nachdem die Lehre er beleuchtet
und viele Leute auch errettet,
erglänzend wie im Feuerhaufe
kam zum Nirvana er mit den Schülern.
 
§222. Doch dessen Macht und dessen Ruhm,
zu seinen Füßen die Kleinodien
der Macht sind alle jetzt verschwunden;
ist alles Lebende nicht eitel?“

§B1.3 (Die Erzählung vom Buddha Kondanna)

§223. „Dann nach Dīpaṅkara erschien
ein Leiter namens Kondanna,
unendlich glänzend, hochberühmt,
unmessbar, schwer zu übertreffen.“

In der Zeit nach dem erhabenen Dīpaṅkara aber erschien nach Ablauf eines Asaṅkheyya ein Meister namens Kondanna. Auch dieser hatte drei Versammlungen von Schülern; bei der ersten Versammlung waren hunderttausend Kotis [ein Koti sind zehn Millionen], bei der zweiten tausend Kotis, bei der dritten neunzig Kotis.

Damals war der Bodhisattva ein Weltherrscher namens Vijitavi; er spendete der hunderttausend Kotis zählenden Mönchsgemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hatte, ein großes Almosen. Der Meister gab dem Bodhisattva den Bescheid: „Du wirst ein Buddha werden“, und unterwies ihn in der Wahrheit. Als dieser die Wahrheitsunterweisung des Meisters vernommen, legte er seine Herrschaft nieder und betätigte die Weltflucht. Er erlernte die drei Pitakas [61], erreichte die acht Vollendungen und die fünf Erkenntnisse und wurde, unablässig in Ekstase versunken, in der Brahma-Welt wiedergeboren.

Die Stadt des Buddha Kondanna aber hieß Rammavati, der Fürst Sunanda war sein Vater, die Fürstin Sujātā seine Mutter, Bhaddā und Subhaddā waren seine ersten Schüler, Anuruddha hieß sein Aufwärter, Tissā und Upatissā waren seine ersten Schülerinnen, ein Salakalyani-Baum war sein Bodhi-Baum, achtundachtzig Ellen hoch war sein Körper, hunderttausend Jahre waren das Maß seines Lebens.


§B1.4 (Die Erzählung vom Buddha Mangala)

Nach dieser Zeit nach Ablauf eines Asaṅkheyya erstanden in einem Weltalter vier Buddhas: Mangala, Sumana, Revata und Sobhita. Der erhabene Mangala hatte drei Versammlungen von Schülern: bei der ersten von diesen Versammlungen waren hunderttausend Kotis Mönche, bei der zweiten tausend Kotis, bei der dritten neunzig Kotis. Sein Stiefbruder aber, der Prinz Ānanda, ging mit einer neunzig Kotis zählenden Versammlung fort, um bei dem Meister die Wahrheit zu hören. Der Meister verkündete ihm der Reihe nach die Lehre; er aber erlangte mit seinem Gefolge die Heiligkeit nebst der Kenntnis der Unterscheidungen. Als der Meister den früheren Wandel dieser Söhne aus edler Familie betrachtete und bemerkte, dass ihnen eine durch Wunderkraft hergestellte Almosenschale und Gewandung eine Hilfe seien, streckte er die rechte Hand aus sprach: „Geht, ihr Mönche!“ In demselben Augenblick trugen sie alle die durch Wunderkraft hergestellte Almosenschale und Gewandung und waren voll edlen Anstandes wie Theras von sechzig Jahren; sie bezeigten dem Meister ihre Verehrung und stellten sich um ihn. Dies war die dritte Versammlung seiner Schüler. —

Während aber bei den übrigen Buddhas der Glanz ihres Körpers überall achtzig Ellen misst, war es bei diesem nicht so; der Körperglanz von diesem Erhabenen durchdrang beständig die zehntausend Welten. Die Bäume, die Erde, die Berge, das Meer u. dgl. waren ganz und gar mit Einschluss der Kochtöpfe usw. wie mit einer goldenen Schale bedeckt. Das Maß seines Alters aber waren neunzigtausend Jahre. So lange Zeit konnten Mond, Sonne und die anderen Gestirne durch ihren eigenen Glanz nicht leuchten; ein Unterschied von Nacht und Tag wurde nicht bemerkt. Bei Tage wandelten alle Wesen in dem Lichte des Buddha wie in dem Sonnenlichte; am Abend merkte die Welt nur am Aufblühen der Lotosblumen und am Morgen nur an dem Geschrei der Vögel usw. den Unterschied von Nacht und Tag. —

„Warum aber haben die anderen Buddhas diese Macht nicht?“, könnte man fragen. Diese fehlt ihnen nicht; wenn sie danach begehrten, könnten auch sie die zehntausend Welten und noch mehr als dies mit ihrem Glanz durchdringen. Bei dem erhabenen Mangala aber durchdrang infolge eines früheren Wunsches, wie bei den anderen ein Klafter weit der Glanz seines Körpers beständig die ganzen zehntausend Welten. Als dieser nämlich noch als Bodhisattva wandelte, wohnte er, während er eine dem Vessantara [Jātaka 547] ähnliche Existenz durchlebte, mit Weib und Kind auf einem dem Vamka-Berge ähnlichen Berg. Als nun ein Dämon namens Kharadathika von dem Wunsche des großen Mannes, Almosen zu spenden, hörte, ging er wie ein Brahmane aussehend zu dem großen Wesen hin und bat ihn um seine zwei Kinder. Das große Wesen antwortete: „Ich schenke dem Brahmanen die beiden Kinder“, und gab ihm erfreut und entzückt die beiden Kinder, wobei er die vom Wasser begrenzte Erde zum Erzittern brachte. Der Dämon stellte sich am Ende des Wandelganges neben die Lehnbank und fraß vor den Augen des großen Wesens die Kinder auf wie ein Bündel Wurzeln. Als das große Wesen den Dämon betrachtete und sah, wie sein Mund, als er ihn kaum geöffnet hatte, einen Blutstrom wie Feuerflammen von sich gab, stieg doch in ihm nicht so viel wie eine Haaresspitze Kummer auf; sondern er bedachte: „Gut gespendet fürwahr ist die Gabe“, und dabei erwuchs in ihm große Freude und Befriedigung. Er sprach folgenden Wunsch aus: „Durch die Frucht dieses Almosens sollen in Zukunft auf diese Weise Strahlen hervorkommen.“ Infolge dieses Wunsches kamen aus dem Körper von ihm, als er Buddha geworden war, Strahlen hervor und durchdrangen einen solchen Raum. —

Noch ein anderes gutes Werk hatte er in einer früheren Existenz geübt. Zur Zeit nämlich, da er Bodhisattva war, sah er den Reliquienschrein eines Buddha und dachte: „Es kommt mir zu, für diesen Buddha mein Leben zu opfern“; er umkleidete seinen ganzen Körper derart, wie man einen Lampenstab umkleidet, füllte eine mit Edelsteinknöpfen besetzte Goldschale, die hunderttausend wert war, mit zerlassener Butter, entzündete in ihr tausend Dochte und nahm sie auf sein Haupt, so dass sie seinen ganzen Körper entzündete. So verbrachte er die ganze Nacht, indem er dabei den Reliquienschrein von rechts umwandelte. Während er sich aber so bis Sonnenaufgang anstrengte, erfasste die Hitze nicht einmal die Spitze seines Haares; es war, als sei er in das Innere einer Lotospflanze hineingegangen. Die Tugend nämlich beschützt den, der sie bewahrt; darum sprach der Erhabene:

§224. „Tugend fürwahr beschützt den Tugendhaften,
die wohlgeübte Tugend bringt das Glück.
Dies ist der Nutzen wohlgeübter Tugend:
Nicht kommt ins Elend, wer in Tugend lebt [63].

Durch die Frucht dieser Tat durchdrang der Körperglanz dieses Erhabenen beständig die zehntausend Welten. —

Damals war unser Bodhisattva ein Brahmane namens Suruci. Dieser ging zu dem Meister hin, um ihn einzuladen. Als er seine Predigt angehört, sagte er: „Morgen, Herr, nehmt mein Almosen in Empfang!“ Der Meister entgegnete: „Brahmane, wie viel Mönche verlangst du?“ Jener versetzte: „Herr, wie viel sind die Mönche, die Euch umgeben?“ Damals war dies die erste Versammlung des Meisters; darum antwortete er: „Hunderttausend Kotis.“ Darauf erwiderte Suruci: „Herr, nehmt mit all diesen Mönchen in meinem Hause das Almosen an!“ Der Meister gewährte dies. Nachdem ihn der Brahmane für morgen eingeladen, dachte er, während er nach Hause ging, bei sich folgendes: „Ich kann sehr wohl so vielen Mönchen Reisschleim, Brei, Kleider u. dgl. geben; wie wird aber ein Ort zustande kommen, wo sie sitzen können?“ Dieser sein Gedanke machte den mit gelben Tüchern bedeckten Sitz des Götterfürsten heiß, der vierundachtzigtausend Yojanas von ihm entfernt war. Als nun Sakka mit seinem göttlichen Auge schaute, wer ihn wohl von dieser Stelle vertreiben wolle [64], sah er den großen Mann und dachte: „Der Brahmane Suruci hat die Mönchsgemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, eingeladen und sinnt nach über die Möglichkeit, sie zu setzen. Mir ziemt es, auch dorthin zu gehen und einen Teil dieses guten Werkes zu gewinnen.“

Er gab sich das Aussehen eines Zimmermannes und wurde mit Axt und Beil in der Hand vor dem großen Wesen sichtbar; dieses fragte er: „Gibt es etwas für Lohn zu tun?“ Als ihn der große Mann sah, sagte er: „Welche Arbeit willst du verrichten?“ Der Gott antwortete: „Es gibt ja keine Kunst, die ich nicht verstehe; wer sich ein Haus oder einen Pavillon machen lässt, dem verstehe ich es zu machen.“ „Danach habe ich gerade Bedarf.“ „Wie, Edler?“ „Für morgen sind von mir hunderttausend Kotis Mönche eingeladen; kannst du für diese eine Sitzgelegenheit machen?“ „Ich würde es machen, wenn Ihr mir Lohn dafür geben könnt.“ „Ich werde es können, Lieber.“ „Gut, ich werde es machen“, versetzte der Gott und schaute sich nach einem Platze um. Ein zwölf oder dreizehn Yojanas großer Platz war ganz eben wie ein Ekstasekreis. Da dachte jener: „An einem so großen Platze soll sich ein aus den sieben Arten der Kostbarkeiten bestehender Pavillon erheben“, und blickte hin; sogleich öffnete sich die Erde und es erstand ein Pavillon. An dessen goldenen Säulen waren silberne Knäufe, an den silbernen Säulen waren goldene Knäufe, an den Edelsteinsäulen waren Korallenknäufe, an den Korallensäulen waren Edelsteinknäufe, an den aus den sieben Arten der Kostbarkeiten gemachten Säulen waren auch Knäufe aus den sieben Arten der Kostbarkeiten. Darauf dachte er: „Im Innern des Pavillons soll ein Glöckchennetz herabhängen“, und schaute hin. Sobald er hinschaute, hing auch schon das Netz herab, von dem, wenn es von sanftem Winde bewegt wurde, ein süßer Klang ausging wie von fünffachen Instrumenten. Es war, als erschöllen himmlische Harmonien. Dann dachte Sakka weiter: „Im Innern sollen Girlanden von wohlriechenden Stoffen und Girlanden von Kränzen herabhängen“; da hingen die Girlanden herunter. Er dachte: „Für die hunderttausend Kotis zählenden Mönche sollen Sitze und Stützen die Erde durchbrechen und sich erheben“; sogleich erhoben sie sich. „In jeder Ecke sollen Wassergefäße hervorkommen“; da kamen die Wassergefäße hervor.

Nachdem er dies Ganze erschaffen hatte, ging er zu dem Brahmanen hin und sagte zu ihm: „Gehe, Brahmane, betrachte deinen Pavillon und gib mir meinen Lohn!“ Der große Mann ging hin und betrachtete den Pavillon; während er aber den Pavillon betrachtete, wurde sein ganzer Körper ununterbrochen mit fünffacher Freude durchdrungen. Während er nun den Pavillon betrachtete, dachte er: „Dieser Pavillon ist nicht von einem menschlichen Wesen gemacht. Infolge meines Wunsches und meiner Tugend wurde sicherlich Sakkas Palast heiß; darauf wird der Götterkönig Sakka diesen Pavillon angefertigt haben. Es ist aber für mich nicht geziemend, in einem solchen Pavillon nur einen einzigen Tag Almosen zu spenden; sieben Tage lang will ich spenden.“ —

Eine äußere Gabe aber, wie groß sie auch sei, kann den Bodhisattvas keine Befriedigung gewähren; sondern wenn sie ihr geschmücktes Haupt abschlagen oder ihre gesalbten Augen herausreißen oder ihr Herzfleisch heraus graben und herschenken, dann gibt es für die Bodhisattvas eine Befriedigung wegen ihrer Aufopferung. Auch für unsern Bodhisattva konnte, als er im Sivi-Jātaka [Jātaka 499] täglich fünf Scheffel Kahapanas herschenkte und an den vier Toren und in der Mitte der Stadt seine Almosen spendete, diese Gabe ihm nicht die Befriedigung der Aufopferung verschaffen. Als aber der Götterkönig Sakka im Aussehen eines Brahmanen zu ihm kam und ihn um seine Augen bat, da riss er sie sich aus und schenkte sie her und daraus erstand ihm Heiterkeit; um kein Haar breit war sein Herz dadurch anders gesinnt. So besteht im Almosen Spenden für die Bodhisattvas keine Ersättigung. —

Darum dachte der große Mann: „Es ziemt sich für mich, sieben Tage lang den hunderttausend Kotis zählenden Mönchen Almosen zu spenden“; er ließ sie in diesem Pavillon sich niedersetzen und spendete ihnen sieben Tage lang das sogenannte Kuhtrank-Almosen [66]. Menschen allein aber waren nicht im Stande, sie zu bedienen, sondern Götter kamen auch dazu und bedienten jene. Es konnte aber selbst der zwölf oder dreizehn Yojanas messende Platz die Mönche nicht fassen; die Mönche aber setzten sich doch infolge ihrer Wunderkraft nieder. Am letzten Tage ließ er für alle Mönche die Almosenschalen waschen und sie zu Heilzwecken mit zerlassener Butter, frischer Butter, Honig, Zucker u. dgl. anfüllen; diese gab er ihnen zugleich mit den drei Gewändern [67]. Die von einem Mönche oder einem Novizen der Mönchsgemeinde erhaltenen Gewänder und Kleider waren hunderttausend wert. Als der Meister seine Danksagung machte, überlegte er: „Dieser Mann hat eine solche Gabe gespendet; was wird er wohl werden?“ Da merkte er: „In Zukunft, am Ende von zwei Asaṅkheyyas und hunderttausend Weltaltern wird er ein Buddha namens Gotama werden“, und sprach zu dem großen Manne: „Du wirst nach Ablauf von so viel Zeit ein Buddha namens Gotama werden.“ Als der große Mann diesen Bescheid vernommen, dachte er: „Ich werde also ein Buddha werden! Was brauche ich das Leben im Hause? Ich werde die Weltflucht betätigen.“ Er gab eine solche Glücksfülle wie einen Speichelklumpen auf und betätigte bei dem Meister die Weltflucht. Nachdem er aber die Welt verlassen, erlernte er das Buddhawort, erlangte die Erkenntnisse und die Vollendungen und wurde am Ende seines Lebens in der Brahma-Welt wiedergeboren. —

Die Stadt des Buddha Mangala aber hieß Uttara; auch sein Vater hieß der Fürst Uttara, seine Mutter hieß die Fürstin Uttarā, Sudeva und Dhammasena waren seine beiden ersten Schüler, Pālita war sein Aufwärter, Sivalī und Asokā waren seine ersten Schülerinnen, ein Naga-Baum [der Eisenholzbaum, Mesua roxburghii] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundachtzig Ellen hoch. Als er nach einem Leben von neunzigtausend Jahren zum völligen Nirvana einging, wurden auf einen Schlag alle zehntausend Weltsysteme finster; in allen Weltsystemen entstand bei den Menschen großes Weinen und Klagen.

§225. „Nach des Kondanna Tode kam
ein Führer namens Mangala,
der in der Welt vertrieb das Dunkel
und der erhob der Wahrheit Fackel.“ —

§B1.5 (Die Erzählung vom Buddha Sumana)

Nachdem so der Erhabene unter Verfinsterung der zehntausend Welten zum völligen Nirvana eingegangen war, erstand ein Meister namens Sumana. Auch dieser hatte drei Versammlungen von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren hunderttausend Kotis Mönche, bei der zweiten auf dem Kancana-Berge waren es neunzigmal hunderttausend Kotis, bei der dritten achtzigmal hunderttausend Kotis.

Damals war das große Wesen ein Naga-König namens Atula, von großer Wunderkraft und Macht. Als dieser hörte: „Ein Buddha ist erstanden“, verließ er, von der Schar seiner Verwandten umgeben; sein Naga-Reich und bereitete diesem von hunderttausend Kotis umgebenen Erhabenen mit himmlischen Instrumenten Ehrung. Nachdem er ein großes Almosen gespendet und jedem ein Gewänderpaar geschenkt hatte, befestigte er sich in den Zufluchten [69]. Auch ihm erwiderte der Meister: „In der Zukunft wirst du ein Buddha werden.“

Von diesem Erhabenen hieß die Stadt Khema, der König Sudatta war sein Vater, Sirimā hieß seine Mutter, Sarana und Bhavitatta waren seine ersten Schüler, Udana hieß sein Aufwärter, Sonā und Upasonā waren seine ersten Schülerinnen, ein Naga-Baum war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war neunzig Ellen hoch, neunzigtausend Jahre dauerte sein Leben.

§226. „Nach Mangalas Zeit aber kam
ein Führer namens Sumana,
in allem Guten unvergleichlich,
von allen Lebenden der höchste.“ —

§B1.6 (Die Erzählung vom Buddha Revata)

Nach dessen Zeit entstand ein Meister namens Revata. Auch dieser hatte drei Versammlungen: bei der ersten Versammlung konnte man die Leute nicht zählen, bei der zweiten waren es hunderttausend Kotis Mönche, ebenso viele bei der dritten.

Damals war der Bodhisattva ein Brahmane namens Atideva. Als er die Predigt des Meisters vernommen und sich in den Zuflüchten befestigt hatte, legte er die gefalteten Hände auf sein Haupt, pries die Lustentsagung dieses Meisters und verehrte ihn durch Schenkung eines Obergewandes. Auch dieser antwortete ihm: „Du wirst ein Buddha werden.“

Von diesem Erhabenen aber hieß die Stadt Sudhannavati, sein Vater war der Fürst Vipula, seine Mutter hieß Vipulā, Varuna und Brahmadeva waren seine ersten Schüler, Sambhava hieß sein Aufwärter, Bhaddā und Subhaddā waren seine ersten Schülerinnen, ein Naga-Baum war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtzig Ellen hoch, sein Alter war sechzigtausend Jahre.

§227. „Nach Sumanas Zeit aber kam
ein Führer namens Revata,
unübertrefflich, unvergleichlich,
der unschätzbare höchste Sieger.“ —

§B1.7 (Die Erzählung vom Buddha Sobhita)

Nach dessen Zeit erstand ein Meister namens Sobhita. Auch dieser hatte drei Versammlungen von Schülern: bei der ersten Versammlung waren tausend Millionen Mönche, bei der zweiten neunhundert Millionen, bei der dritten achthundert Millionen.

Damals war der Bodhisattva ein Brahmane namens Ajita. Als er des Meisters Predigt vernommen und sich in den Zuflüchten befestigt hatte, gab er der Mönchsgemeinde, die den Buddha zum Haupte hatte, ein großes Almosen. Auch dieser antwortete ihm: „Du wirst ein Buddha werden.“

Von diesem Erhabenen aber hieß die Stadt Sudhamma, sein Vater war der König Sudhamma, auch seine Mutter hieß Sudhammā, Asama und Sunetta waren seine ersten Schüler, Anoma hieß sein Aufwärter, Nakulā und Sujatā waren seine ersten Schülerinnen, ein Naga-Baum war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundfünfzig Ellen hoch, neunzigtausend Jahre das Maß seines Alters.

§228. „Nach Revatas Zeit aber kam
ein Führer namens Sobhita,
mit ruhigem Herzen, fest begründet,
unüberwindlich, unvergleichlich.“ —

§B1.8 (Die Erzählung vom Buddha Anomadassi)

Nach dessen Zeit wurden nach Ablauf eines Asaṅkheyya in einem Weltalter drei Buddhas wiedergeboren: Anomadassi, Paduma und Narada. Der Buddha Anomadassi hatte drei Versammlungen von Schülern: bei der ersten waren achthunderttausend Mönche, bei der zweiten siebenhunderttausend, bei der dritten sechshunderttausend.

Damals war der Bodhisattva ein Dämonen-Heerführer von großer Wunderkraft und Macht, der Anführer vieler hunderttausend Kotis von Dämonen. Als dieser hörte: „Ein Buddha ist gekommen“, kam er herbei und spendete der Gemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, ein großes Almosen. Auch ihm antwortete der Meister: „Du wirst ein Buddha werden.“

Die Stadt des Buddha Anomadassi aber hieß Candavati, der König Yasava war sein Vater, Yasodharā hieß seine Mutter, Nisabha und Anoma waren seine ersten Schüler, Varuna hieß sein Aufwärter, Sundarī und Sumanā waren seine ersten Schülerinnen, ein Ajjuna-Baum [der Baum Terminalia arjuna] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundfünfzig Ellen hoch, hunderttausend Jahre betrug sein Alter.

§229. „Nach Sobhita kam als Sambuddha [71]
und als der höchste von den Menschen
Anomadassi, hochberühmt,
voll Glanz und schwer zu übertreffen.“ —

§B1.9 (Die Erzählung vom Buddha Paduma)

Nach dessen Zeit kam ein Meister namens Paduma. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren es hunderttausend Kotis von Mönchen, bei der zweiten dreihunderttausend, bei der dritten waren es in einem dorflosen Walde von Mönchen, die in einem großen Gehölz wohnten, zweihunderttausend.

Während damals der Vollendete in diesem Walde wohnte, war der Bodhisattva ein Löwe. Als er dort den Meister in höchster Ekstase versunken sah, bezeigte er ihm mit gläubigem Herzen seine Verehrung und umwandelte ihn von rechts. Von Freude und Entzücken erfüllt stieß er dreimal den Löwenruf aus; sieben Tage lang gab er die auf dem Buddha beruhende Freude nicht auf. Im Glücke dieser Freude ging er nicht fort, um sich Nahrung zu suchen, sondern indem er sein Leben zum Opfer brachte, blieb er dort stehen und diente ihm. Als der Meister nach sieben Tagen sich aus der Ekstase erhob und den Löwen erblickte, dachte er: „Sein Herz wird auch an der Mönchsgemeinde Gefallen finden, er wird auch der Mönchsgemeinde seine Verehrung bezeigen.“ Und er dachte: „Die Mönchsgemeinde soll kommen!“

Sogleich kamen die Mönche; der Löwe befriedigte sein Herz auch an der Mönchsgemeinde. Als der Meister dessen Gesinnung erkannte, gab er ihm den Bescheid: „In Zukunft wird er ein Buddha werden.“

Die Stadt des Buddha Paduma aber hieß Campaka, der König Paduma war sein Vater, seine Mutter hieß Asamā, Sala und Upasala waren seine ersten Diener, Varuna hieß sein Aufwärter, Ramā und Uparamā waren seine ersten Dienerinnen, ein Sona-Baum [Sona ist wohl dasselbe wie Sonaka (skr. sonaka), der Baum Calosanthes indica] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundfünfzig Ellen hoch, sein Alter betrug hunderttausend Jahre.

§230. „Doch nach Anomadassi kam
als Sambuddha, der Menschen Höchster,
ein Mann mit Namen Paduma,
unübertrefflich, unvergleichlich.“ —

§B1.10 (Die Erzählung vom Buddha Nārada)

Nach dessen Zeit kam der Meister Nārada. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern; bei der ersten Zusammenkunft waren hunderttausend Kotis von Mönchen, bei der zweiten neun Millionen Kotis, bei der dritten acht Millionen Kotis.

Damals hatte der Bodhisattva der Weisen Weltflucht betätigt und war der fünf Erkenntnisse und der acht Vollendungen teilhaftig geworden. Der Gemeinde, die den Buddha zum Haupte hatte, spendete er ein großes Almosen und brachte mit rotem Sandelpulver seine Verehrung dar. Auch jener antwortete ihm: „In Zukunft wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Dhannavati, der Fürst Sumedha war sein Vater, Anomā hieß seine Mutter, Bhaddasāla und Jitamitta waren seine ersten Schüler, Vasettha hieß sein Aufwärter, Uttarā und Phaggunī waren seine ersten Schülerinnen, ein großer Sona-Baum war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundachtzig Ellen hoch, sein Alter betrug neunzigtausend Jahre.

 

„231. „Nach Paduma kam als Sambuddha
und als der höchste von den Menschen
ein Mann mit Namen Nārada,
unübertrefflich, unvergleichlich.“ —

§B1.11 (Die Erzählung vom Buddha Padumuttara)

Nach der Zeit des Buddha Nārada, von jetzt an vor hunderttausend Weltaltern, erschien in einem Weltalter nur ein einziger Buddha mit Namen Padumuttara. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten waren hunderttausend Kotis Mönche, bei der zweiten auf dem Berge Vebhara neunzigtausend Kotis, bei der dritten achtzigtausend Kotis.

Damals war der Bodhisattva ein Maharatthiya [73] namens Jatila und spendete der Gemeinde, die den Buddha zum Haupte hatte, ein Gewand als Geschenk. Auch jener antwortete ihm: „In Zukunft wirst du ein Buddha werden.“

Zur Zeit des Buddha Padumuttara aber gab es Irrlehrer; alle Götter und Menschen jedoch nahmen nur ihre Zuflucht zu dem Buddha. Dessen Stadt hieß Hamsavati, sein Vater war der Fürst Ānanda, seine Mutter hieß Sujātā, Devala und Sujata waren seine ersten Schüler, Sumana hieß sein Aufwärter, Amitā und Asamā waren seine ersten Schülerinnen, ein Sala-Baum [der Baum Shorea robusta] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundachtzig Ellen hoch, der Glanz seines Körpers umfasste nach allen Seiten zwölf Yojanas, sein Alter betrug hunderttausend Jahre.

§232. „Nach Nārada kam als Sambuddha
und als der höchste von den Menschen
der Sieger Padumuttara,
nicht zu erschüttern, meervergleichbar.“ —

§B1.12 (Die Erzählung vom Buddha Sumedha)

Nach dessen Zeit wurden nach Ablauf von dreißigtausend Weltaltern in einem Weltalter zwei Buddhas wiedergeboren, Sumedha und Sujata. Auch Sumedha hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft in der Stadt Sudassana waren tausend Millionen, die die Lüste abgelegt hatten, bei der zweiten neunhundert Millionen, bei der dritten achthundert Millionen.

Damals war der Bodhisattva ein junger Brahmane namens Uttara. Dieser gab das Geld, das er aufgehoben hatte, achthundert Millionen aus und spendete damit der Gemeinde, die den Buddha zum Haupte hatte, ein großes Almosen. Nachdem er die Predigt angehört und sich in den Zuflüchten befestigt hatte, ging er fort und betätigte die Weltflucht. Auch jener antwortete ihm: „In Zukunft wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt des Buddha Sumedha hieß Sudassana, der König Sudatta war sein Vater, auch seine Mutter hieß Sudattā, Sarana und Sabbakama waren seine ersten Schüler, Sagara hieß sein Aufwärter, Ramā und Suramā waren seine ersten Schülerinnen, ein großer Nipa-Baum [der Baum Nauclea cadamb] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundachtzig Ellen hoch, sein Alter betrug neunzigtausend Jahre.

 

§233. „Nach Padumuttara erschien
ein Lehrer namens Sumedha,
schwer zu erreichen, von hohem Glanz,
von aller Welt der höchste Weise.“ —

§B1.13 (Die Erzählung vom Buddha Sujata)

Nach dessen Zeit erschien ein Meister namens Sujata. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren sechzigtausend Mönche, bei der zweiten fünfzigtausend, bei der dritten vierzigtausend.

Damals war der Bodhisattva ein weltbeherrschender König. Als er hörte, ein Buddha sei erstanden, suchte er ihn auf, hörte seine Predigt an und schenkte der Gemeinde mit dem Buddha, ihrem Haupte, neben den sieben Arten der Kostbarkeiten die Herrschaft über die vier Erdteile; darauf betätigte er bei dem Meister die Weltflucht. Alle Bewohner des Landes ergriffen die Gelegenheit, dass der Buddha in ihr Land gekommen war; sie besorgten die Arbeiten für die Einsiedelei und spendeten der Gemeinde mit dem Buddha, ihrem Haupte, beständig große Almosen. Auch ihm gab der Meister diese Auskunft [nämlich, dass er ein Buddha werden würde].

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Sumangala, der König Uggata war sein Vater, Pabhavatī hieß seine Mutter, Sudassana und Deva waren seine ersten Schüler, Narada hieß sein Aufwärter, Nagā und Nagasamalā waren seine ersten Schülerinnen, ein großer Bambusbaum war sein Erkenntnisbaum. Dieser hatte nur kleine Löcher und einen festen Stamm; mit seinen oberen großen Zweigen erglänzte er wie ein Bündel Pfauenfedern. Der Körper dieses Erhabenen war fünfzig Ellen hoch, sein Alter betrug neunzigtausend Jahre.

 

§234. „In diesem selben Mandakalpa [77]
erstand Sujata jetzt als Führer;
mit Löwenkiefern, Stieresschultern,
unmessbar, schwer auch zu erreichen.“ —

§B1.14 (Die Erzählung vom Buddha Piyadassī)

Nach dessen Zeit, vor achtzehnhundert Weltaltern von jetzt aus [78] wurden in einem Weltalter drei Buddhas wiedergeboren, Piyadassī [der das Liebe Zeigende], Atthadassī [der den Nutzen Zeigende] und Dhammadassi [der die Wahrheit Zeigende]. Auch Piyadassī hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten waren hunderttausend Kotis Mönche, bei der zweiten neunzig Kotis, bei der dritten achtzig Kotis.

Damals war der Bodhisattva ein junger Brahmane, der die Vollendung in den drei Veden erreicht hatte. Als er die Predigt des Meisters angehört, ließ er unter Aufwendung von hunderttausend Kotis Gold eine Einsiedelei für die Mönchsgemeinde herstellen und befestigte sich in den Zuflüchten und in den Geboten. Ihm gab der Meister den Bescheid: „Nach Ablauf von achtzehnhundert Weltaltern wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Anoma, sein Vater war der König Sudinna, seine Mutter hieß Candā, Palitīā und Sabbadassī waren seine ersten Schüler, Sobhita hieß sein Aufwärter, Sujātā und Dhammadinnā waren seine ersten Schülerinnen, ein Piyangu-Baum [die Pflanze Panicum italicum] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtzig Ellen hoch, sein Alter betrug neunzigtausend Jahre.

§235. „Nach des Sujāta Zeit erschien
der hochberühmte Piyadassī
als selbstständiger [81] Weltenmeister,
schwer zu erreichen, unvergleichlich.“ —

§B1.15 (Die Erzählung vom Buddha Atthadassī)

Nach dessen Zeit erschien ein Meister namens Atthadassī. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten waren achtundneunzigmal hunderttausend Mönche, bei der zweiten achtundachtzigmal hunderttausend, ebenso viele bei der dritten.

Damals war der Bodhisattva ein Asket von großer Wunderkraft namens Susīma; dieser brachte aus der Götterwelt einen Sonnenschirm aus Mandarava-Blumen [die Blume Erythrina fulgens] herbei und verehrte damit den Meister. Auch dieser gab ihm diesen Bescheid.

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Sobhita, der König Sāgara war sein Vater, Sudassanā hieß seine Mutter, Santa und Upasanta waren seine ersten Schüler, Abhaya hieß sein Aufwärter, Dhammā und Sudhammā waren seine ersten Schülerinnen, ein Campaka-Baum [der Baum Michelia champaca] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtzig Ellen hoch, der Glanz seines Körpers war beständig nach allen Seiten hin auf die Entfernung eines Yojana verbreitet, sein Alter betrug hunderttausend Jahre.

§236. „In diesem selben kurzen Zeitraum
erschien Atthadassī, der Beste;
das große Dunkel er vertrieb,
er kam zur äußersten Erleuchtung.“ —

§B1.16 (Die Erzählung vom Buddha Dhammadassī)

Nach dessen Zeit trat ein Meister namens Dhammadassī auf. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten waren es tausend Millionen Mönche, bei der zweiten siebenhundert Millionen, bei der dritten achthundert Millionen.

Damals war der Bodhisattva der Götterkönig Sakka und brachte jenem mit göttlichen wohlriechenden Blumen und mit göttlichen Instrumenten seine Verehrung dar. Auch dieser gab ihm diesen Bescheid.

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Sarana; sein Vater war der König Sarana, seine Mutter hieß Sunandā, Paduma und Phussadeva waren seine ersten Schüler, Sunetta hieß sein Aufwärter, Khemā und Sabbanāmā waren seine ersten Schülerinnen, ein roter Kuravaka-Baum war sein Erkenntnisbaum; man nennt ihn auch Bimbijala [der Baum Momordica monadelpha]. Sein Körper war achtzig Ellen hoch, sein Alter betrug hunderttausend Jahre.

§237. „In diesem selben kurzen Zeitraum
kam der ruhmreiche Dhammadassī;
das tiefe Dunkel er vertrieb,
hell glänzt' bei Göttern er und Menschen.“ —

§B1.17 (Die Erzählung vom Buddha Siddhattha)

Nach dessen Zeit, vor vierundneunzig Weltaltern von jetzt aus erschien in einem Weltalter ein einziger Buddha namens Siddhattha [der Vorname Buddhas in seinem weltlichen Leben]. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren es hunderttausend Kotis von Mönchen, bei der zweiten neunzig Kotis, bei der dritten achtzig Kotis.

Damals war der Bodhisattva ein Asket von hohem Glanze mit Namen Mangala, der mit der Kraft der Erkenntnis ausgestattet war. Er brachte eine große Jambu-Frucht herbei [Jambu ist der Rosenapfelbaum, Eugenia jambu] und schenkte sie dem Vollendeten. Nachdem der Meister diese Frucht verzehrt hatte, antwortete er dem Bodhisattva: „Nach Ablauf von vierundneunzig Weltaltern wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Vebhara, sein Vater war der König Jayasena, seine Mutter hieß Suphassā, Sambala und Sumitta waren seine ersten Schüler, Revata hieß sein Aufwärter, Sīvalī und Surāmā waren seine ersten Schülerinnen, ein Kanikara-Baum [der Baum Pterospermum acerifolium] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war sechzig Ellen hoch, hunderttausend Jahre betrug sein Alter.

§238. „Doch nach des Dhammadassī Zeit
erschien als Führer Siddhattha;
das ganze Dunkel er vertrieb
der aufgehenden Sonne gleich.“ —

§B1.18 (Die Erzählung vom Buddha Tissa)

Nach dessen Zeit, vor zweiundneunzig Weltaltern von jetzt an, wurden in einem Weltalter zwei Buddhas wiedergeboren, Tissa und Phussa. Der Buddha Tissa hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren es hundert Kotis Mönche, bei der zweiten neunzig Kotis, bei der dritten achtzig Kotis.

Damals war der Bodhisattva ein sehr reicher, hochberühmter Edler namens Sujata; dieser betätigte der Weisen Weltflucht und gelangte zu großer Wunderkraft. Als er hörte, ein Buddha sei erschienen, nahm er eine Mandarava-Lotosblume und Paricchattaka-Blumen [der Korallenbaum, Erythmia indica] und brachte damit dem inmitten der vierfachen Versammlung [Mönchen, Nonnen, Laienbrüdern und Laienschwestern] gehenden Vollendeten seine Verehrung dar; in der Luft machte er ein Blumendach. Auch ihm antwortete der Meister: „Im zweiundneunzigsten Weltalter von jetzt an wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Khema, sein Vater war der Fürst Janasandha, seine Mutter hieß Padumā, Brahmadeva und Udaya waren seine ersten Schüler, ein Asana-Baum [der Baum Terminalia atata tomentosa] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war sechzig Ellen hoch, sein Alter betrug hunderttausend Jahre.

§239. „Nach des Siddhattha Zeit erschien
Tissa als bester Weltenführer,
unerreichbar, ohne Nebenbuhler,
unendlich gut, unmessbar ruhmvoll.“ —

§B1.19 (Die Erzählung vom Buddha Phussa)

Nach dessen Zeit erschien ein Meister namens Phussa. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren sechs Millionen Mönche, bei der zweiten fünf Millionen, bei der dritten drei Millionen zweihunderttausend.

Damals war der Bodhisattva ein Fürst namens Vijitāvī; dieser ließ sein großes Reich im Stich und betätigte bei dem Meister die Weltflucht. Nachdem er die drei Pitakas erlernt hatte, predigte er einer großen Volksmenge die Lehre und erreichte die Vollendung in der Tugend. Auch dieser Buddha gab ihm dieselbe Antwort.

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Kasi, der König Jayasena war sein Vater, Sirimā hieß seine Mutter, Surakkhita und Dhammasena waren seine ersten Schüler, Sabhiya hieß sein Aufwärter, Cālā und Upacālā waren seine ersten Schülerinnen, ein Amalaka-Baum [eine Myrobolanen-Art, Phyllanthus emblica] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war achtundfünfzig Ellen hoch, sein Alter betrug neunzigtausend Jahre.

§240. „In diesem selben kleinen Zeitraum
erschien als allerhöchster Lehrer
ganz unvergleichlich, nicht erreichbar
Phussa, der beste Weltenführer.“ —

§B1.20 (Die Erzählung vom Buddha Vipassī)

Nach dessen Zeit, im einundneunzigsten Weltalter von jetzt an, erschien ein Buddha namens Vipassī. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern; bei der ersten Zusammenkunft waren sechs Millionen achthunderttausend Mönche, bei der zweiten einhunderttausend, bei der dritten achtzigtausend.

Damals war der Bodhisattva ein Naga-König namens Atula, groß von Wunderkraft und Macht; dieser schenkte dem Erhabenen einen aus Gold gemachten Sessel, welcher mit den sieben Arten der Kostbarkeiten verziert war. Auch dieser gab ihm den Bescheid: „Im einundneunzigsten Weltalter von jetzt an wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Bandhumati, der König Bandhumā war sein Vater, Bandhumatī hieß seine Mutter, Khanda und Tissa waren seine ersten Schüler, Asoka hieß sein Aufwärter, Candā und Candamittā waren seine ersten Schülerinnen, ein Patali-Baum [der Trompetenbaum, Bignonia suaveodens] war sein Erkenntnisbaum , sein Körper war achtzig Ellen hoch, der Glanz von seinem Körper durchdrang beständig sieben Yojanas, sein Alter betrug achtzigtausend Jahre.

§241. „Nach Phussa als der Sambuddha,
als höchster unter allen Menschen
ein Mann mit Namen Vipassī
kam auf die Welt, der Einsichtsvolle.“ —

§B1.21 (Die Erzählung vom Buddha Sikhī)

Nach dessen Zeit, im einunddreißigsten Weltalter von jetzt aus, waren zwei Buddhas, Sikhī und Vessabhū. Auch Sikhī hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren hunderttausend Mönche, bei der zweiten achtzigtausend, bei der dritten siebzigtausend.

Damals war der Bodhisattva ein König namens Arindama. Er spendete der Gemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hatte, ein großes Almosen samt Gewändern; auch schenkte er einen mit den sieben Arten der Kostbarkeiten geschmückten kostbaren Elefanten und gab dazu eine Menge Zaumzeug nach dem Maße des Elefanten. Auch dieser gab ihm den Bescheid: „Von jetzt an in einunddreißig Weltaltern wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen aber hieß Arunavati, der Fürst Aruna war sein Vater, Pabhāvatī hieß seine Mutter, Abhibhū und Sambhava waren seine ersten Schüler, Khemaṅkara war sein Aufwärter, Makhilā und Padumā waren seine ersten Schülerinnen, ein Pundarika-Baum [der weiße Lotos] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war siebenunddreißig Ellen hoch, der Glanz seines Körpers durchdrang beständig drei Yojanas, sein Alter betrug siebenunddreißigtausend Jahre.

§242. „Nach Vipassī kam als Sambuddha,
als höchster unter allen Menschen,
der Sieger Sikhi zubenannt,
ganz unvergleichlich, unerreichbar.“ —

§B1.22 (Die Erzählung vom Buddha Vessabhū)

In der Zeit nach diesem kam ein Meister namens Vessabhū. Auch dieser hatte drei Zusammenkünfte von Schülern: bei der ersten Zusammenkunft waren achthunderttausend Mönche, bei der zweiten siebenhunderttausend, bei der dritten sechshunderttausend.

Damals war der Bodhisattva ein König namens Sudassana. Er spendete der Gemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hatte, ein großes Almosen samt Gewändern; dann betätigte er bei ihm die Weltflucht. Er war ausgestattet mit der Tugend guten Wandels und hatte oft seine Freude an der Betrachtung über das Buddhakleinod. Auch zu ihm sprach der Erhabene: „Im einunddreißigsten Weltalter von jetzt an wirst du ein Buddha werden.“

Die Stadt dieses Erhabenen aber hieß Anopama, sein Vater war der König Suppatīta, Yasavatī hieß seine Mutter, Sona und Uttara waren seine ersten Schüler, Upasanta hieß sein Aufwärter, Dāmā und Samālā waren seine ersten Schülerinnen, ein Sala-Baum war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war sechzig Ellen hoch, sechzigtausend Jahre betrug sein Alter.

§243. „In diesem selben kleinen Zeitraum
erschien als Sieger in der Welt
ein Mann mit Namen Vessabhu
ganz unvergleichlich, unerreichbar.“ —

§B1.23 (Die Erzählung vom Buddha Kakusandha)

Nach dessen Zeit aber wurden in diesem unserem Weltalter vier Buddhas wiedergeboren: Kakusandha, Koṇāgamana, Kassapa und unser Erhabener. Der Buddha Kakusandha hielt eine Zusammenkunft seiner Schüler: dort waren vierzigtausend Mönche.

Damals war der Bodhisattva ein König namens Khema. Er spendete der Gemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hatte, ein großes Almosen samt Almosenschalen und Gewändern und schenkte ihnen auch Salben und Heilmittel; nachdem er dann die Predigt des Meisters angehört, betätigte er bei ihm die Weltflucht. Auch dieser Meister gab ihm diesen Bescheid.

Die Stadt des Buddha Kakusandha aber hieß Khema, der Brahmane Aggidatta war sein Vater, die Brahmanin Visākhā war seine Mutter, Vidhura und Sañjīva waren seine ersten Schüler, Buddhija hieß sein Aufwärter, Sāmā und Campakā waren seine ersten Dienerinnen, ein großer Sirisa-Baum [Acacia sirisa] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war vierzig Ellen hoch, vierzigtausend Jahre betrug sein Alter.

§244. „Nach Vessabhu kam als Sambuddha
und als der höchste von den Menschen
ein Mann mit Namen Kakusandha,
unmessbar und schwer zu erreichen.“ —

§B1.24 (Die Erzählung vom Buddha Koṇāgamana)

Nach dieser Zeit trat ein Meister namens Koṇāgamana auf. Auch dieser hatte nur eine Zusammenkunft seiner Schüler: dort waren dreißigtausend Mönche.

Damals war der Bodhisattva ein König namens Pabbata; umgeben von der Schar seiner Minister ging er zu dem Meister hin, und nachdem er die Predigt angehört, lud er die Mönchsgemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, ein. Er spendete ein großes Almosen; auch schenkte er feine Gewänder, ein Kleid aus Seide gewebt und eine Decke aus feinster Baumwolle sowie ein goldenes Tuch. Sodann betätigte er bei dem Meister die Weltflucht. Auch dieser gab ihm diesen Bescheid.

Die Stadt dieses Erhabenen hieß Sobhavatī, sein Vater war der Brahmane Yaññadatta, die Brahmanin Uttarā war seine Mutter, Bhiyyosa und Uttara waren seine ersten Schüler, Sotthija war sein Aufwärter, Samuddā und Uttarā waren seine ersten Schülerinnen, ein Udumbara-Baum [Ficus glomerata] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war zwanzig Ellen hoch, dreißigtausend Jahre betrug sein Alter.

§245. „Nach Kakusandha als Sambuddha,
als höchster von den Menschen kam
der Sieger Koṇāgamana,
das Haupt der Welt, der Männer bester.“ —

§B1.25 (Die Erzählung vom Buddha Kassapa)

Nach dieser Zeit erstand in der Welt ein Meister namens Kassapa. Auch dieser hielt nur eine Zusammenkunft seiner Schüler: dort waren zwanzigtausend Mönche.

Damals war der Bodhisattva ein junger Brahmane namens Jotipāla, der zur Vollendung in den drei Veden vorgedrungen war. Auf Erden und im Himmel war er bekannt und er war der Freund des Töpfers Ghatikara. Er suchte mit diesem den Meister auf und betätigte, nachdem er dessen Predigt gehört, bei ihm die Weltflucht. Mit angestrengter Kraft erlernte er die drei Pitakas und erleuchtete die Buddhadisziplin durch seine Vollendung in den großen und kleinen Pflichten. Auch dieser Meister gab ihm diesen Bescheid.

Die Geburtsstadt dieses Erhabenen war Benares, der Brahmane Brahmadatta war sein Vater, die Brahmahin Dhanavatī war seine Mutter, Tissa und Bharadvaja waren seine ersten Schüler, Sabbamitta hieß sein Aufwärter, Anujā und Uruvejā waren seine ersten Schülerinnen, ein Nigrodha-Baum [Bananenbaum, Ficus indica] war sein Erkenntnisbaum, sein Körper war zwanzig Ellen hoch, sein Alter betrug zwanzigtausend Jahre.

§246. „Nach Konagamana erschien
als Sambuddha, der Menschen höchster,
ein Sieger namens Kassapa,
der Wahrheitskönig, Lichtverbreiter.“ —

§B1.26 (Die Aufzählung der 24 Buddha-Vorgänger)

In dem Weltalter aber, in welchem der mit den zehn Kräften ausgestattete Dīpaṅkara auftrat, gab es noch drei andere Buddhas. Von diesen erhielt der Bodhisattva keinen Bescheid; darum sind sie hier nicht erwähnt. In dem Kommentar aber ist, um von diesem Weltalter an alle Buddhas anzuführen, folgendes gesagt

 

§247. „Tanhamkara, Medhamkara
und darauf Saranamkara,
der Sambuddha Dīpaṅkara
und Kondanna, der Menschen höchster,
 
§248. Mangala dann und Sumana,
Revata, Sobhita, der Weise,
Anomadassi, Paduma,
Narada, Padumuttara,
 
§249. Sumedha und Sajata auch,
der hochberühmte Piyadassi,
Atthadassi, Dhammadassi,
Siddhattha dann, der Weltenführer,
 
§250. Tissa und Phussa, der Sambuddha,
Vipassi, Sikhi, Vessabhu,
Kakusandha, Konagamana,
dazu der Führer Kassapa:
 
§251. Dies waren die Erleuchteten,
von Lüsten frei und voller Ruhe;
so wie die Sonne wurden sie,
das große Dunkel sie vertrieben.
Wie Feuerhaufen strahlend gingen
sie zum Nirvana mit den Schülern.“ —

Dann kam unser Bodhisattva, nachdem er bei den vierundzwanzig Buddhas, die mit Dīpaṅkara beginnen, seinen Entschluss gefasst hatte, während vier Asaṅkheyyas und hunderttausend Weltaltern. In der Zeit nach dem Buddha Kassapa aber gab es außer diesem Sambuddha keinen anderen Buddha. So hatte bei den mit Dīpaṅkara beginnenden vierundzwanzig Buddhas der Bodhisattva diesen Bescheid erhalten.


§B1.27 (Die Erfüllung der 10 Vollendungen)

Wie er aber

§251.1. „Menschsein und männliches Geschlecht,
Ursache, Anschauen des Meisters,
Weltflucht, Vollendung in der Tugend,
fester Entschluss und Wohlgefallen:
aus dieser acht Vereinigung
kommt der Entschluss zur Buddhawürde“,

diese acht Bedingungen verbunden hatte, strengte er sich bei dem zu den Füßen des Dīpaṅkara gefassten Entschluss an:

§251.2 „Wohlan, die einen Buddha bewirkenden Tugenden
will ich nach allen Seiten hin untersuchen [96a].
„Beim Untersuchen fand als Erstes
ich die Vollendung dort im Spenden [96b]“.

Nachdem er die mit der Vollendung im Spenden beginnenden Tugenden, die einen Buddha bewirken, eingesehen hatte, kam er in ihrer Erfüllung bis zu seiner Existenz als Vessantara [97]; und während er dorthin gelangte, pries er die Vorteile der Bodhisattvas, die ihren festen Entschluss gefasst haben:

§252. „Mit allen Kennzeichen versehen
die Männer, standhaft in Erleuchtung,
auf ihrer weiten Wanderung
in hundert Kotis Weltaltern
 
§253. gelangen sie doch nie zur Hölle,
auch nicht in die Weltzwischenräume [98];
unendlich gierig, durstig, hungrig,
Kalakanjakas [99] sie nicht werden;
sie werden keine kleinen Tiere,
auch wenn sie an den Strafort [100] kommen.
 
§254. Sind unter Menschen sie entsprossen,
so werden sie nicht blind geboren;
es gibt keine Schwerhörigkeit,
auch taubstumm werden dann sie nicht.
 
§255. Als Weib werden sie nicht geboren,
nicht zweigeschlechtig, nicht verschnitten
werden die Männer, die bestimmt
zur völligen Erleuchtung sind.
 
§256. Von fortlaufenden Sünden frei
sie leben allenthalben rein;
der Unzucht sind sie nicht ergeben,
weil sie verstehn der Taten Wirkung.
 
§257. Auch wenn sie in den Himmeln wohnen,
zum Unbewusstsein [101] sie nicht kommen,
denn unter rein lebenden Göttern
gibt es kein weiteres Verdienst.
 
§258. Stark im Verzicht die weisen Männer,
gelöst in den verschiednen Leben [102],
so wandeln sie der Welt zum Heile
alle Vollendungen erfüllend.“

Nachdem er dieser Vorteile teilhaftig geworden war, gelangte er dorthin. Während er aber die Vollendungen erfüllte in der Zeit, da er

gab es kein Maß seiner Existenzen, in denen er die Vollendungen erfüllte. Besonders aber im Jātaka von dem weisen Hasen, wo es heißt [104]:

§259. „Als ich ihn sah zum Betteln kommen,
verzichtet' ich aufs eigne Ich.
Im Spenden ist mir niemand gleich;
dies die Vollendung mein im Spenden“,

während er so die Selbstaufopferung betätigte, wurde aus seiner Vollendung im Spenden die höchste Vollendung (dānapāramitā).

Dann zur Zeit, da er der Schlangenkönig Silava (= „der Tugendhafte“) war, der Schlangenkönig Campeyya, der Schlangenkönig Bhuridatta, der Elefantenkönig Chaddanta, der Sohn des Königs Jayaddisa, Prinz Alinasattu [105], gab es kein Maß seiner Existenzen, in denen er die Vollendung in der Tugend erfüllte. Besonders aber im Samkhapala-Jātaka [Jātaka 524], wo es heißt:

 

§260. „Durchbohren sie mich auch mit Pfählen,
zerstoßen sie mich auch mit Spießen,
doch zürn ich nicht den Bhoja-Söhnen;
dies ist meine Tugendvollendung“,

während er so die Selbstaufopferung betätigte, wurde seine Vollendung in der Tugend zur höchsten Vollendung (sīlapāramitā). —

Dann zur Zeit, da er der Prinz Somanassa war, der Prinz Hatthipala, der Weise Ayoghara [Jātaka 505, 509, 510] usw., gab es kein Maß seiner Existenzen, in denen er ein großes Reich aufgab und dadurch die Vollendung in der Selbstverleugnung erfüllte. Besonders aber im Culasutasoma-Jātaka [Jātaka 525], wo es heißt:

§260. „Das große Reich, das ich besaß,
warf weg ich wie 'nen Speichelklumpen,
nicht hing ich beim Aufgeben dran;
dies meine Aufopfervollendung“,

während er so im Freisein von Anhänglichkeit seine Herrschaft aufgab und fortzog, wurde seine Vollendung in der Selbstverleugnung zur höchsten Vollendung (nekkhammapāramitā). —

 

Dann zur Zeit, da er


* Mahagovinda-Jātaka existiert nicht, Jātaka 70, Jātaka 169, Jātaka 528 (Mahabodhi-Jātaka), Jātaka 546.


war usw., gab es kein Maß seiner Existenzen, in denen er die Vollendung in der Weisheit erfüllte. Besonders aber im Sattubhatta-Jātaka [Jātaka 402, gewöhnlich Sattubhasta-Jātaka genannt], da er der weise Senaka war, wo es heißt:

§261. „Da ich mit Weisheit überlegte,
errettete ich den Brahmanen.
In Weisheit ist mir keiner gleich;
dies ist meine Weisheitsvollendung“,

während er da nachwies, dass eine Schlange sich in dem Ranzen befand, wurde seine Vollendung in der Weisheit zur höchsten Vollendung (paññāpāramitā). —

Dann gibt es auch kein Maß seiner Existenzen, in denen er die Vollendung im kraftvollen Streben betätigte. Besonders aber im Mahajanaka-Jātaka [Jātaka 539], wo es heißt:

§262. „Kein Ufer sehend in Meeres Mitten,
dabei getötet alle Menschen,
und doch ward da mein Herz nicht anders;
dies die Vollendung mein im Streben“,

während er so das große Meer überschritt, wurde seine Vollendung im Streben zur höchsten Vollendung (vīriyapāramitā). —

Im Khantivadi-Jātaka [Jātaka 313], wo es heißt:
 
§263. „Da er, als sei ich unempfindlich,
mit einem scharfen Beil mich hieb,
zürnte ich nicht dem Kasi-König;
dies die Vollendung in Geduld“,

während er so, als sei er im Zustand der Unempfindlichkeit, großen Schmerz erduldete, wurde seine Vollendung in Geduld zur höchsten Vollendung (khantipāramitā).

Im Mahasutasoma-Jātaka [Jātaka 537], wo es heißt:

§264. „Indem ich hielt der Wahrheit Wort
und opferte mein eignes Leben,
befreit' ich hunderteinen Fürsten;
dies die Vollendung in der Wahrheit“,

während er so unter Aufopferung seines Lebens an der Wahrheit festhielt, wurde seine Vollendung in der Wahrheit zur höchsten Vollendung (saccapāramitā). —

Im Mugapakkha-Jātaka [Jātaka 538], wo es heißt:

§265. „Nicht sind verhasst mir meine Eltern,
nicht ist verhasst mir großer Ruhm;
doch lieb ist mir Allwissenheit,
darum beschloss ich mein Gelübde“,

während er so selbst unter Aufopferung seines Lebens sein Gelübde betätigte, wurde seine Vollendung in der Betätigung des Entschlusses zur höchsten Vollendung (adhiṭṭhānapāramitā). —

Im Ekaraja-Jātaka [Jātaka 303], wo es heißt:

§266. „Niemand vermag, mich zu erschrecken,
vor niemand fürchte ich mich auch;
und durch der Liebe Kraft gestärkt
erfreu ich immer mich an Reinheit“,

während er so, ohne auf sein Leben zu achten, der Liebe zustrebte, wurde seine Vollendung in der Liebe zur höchsten Vollendung (mettāpāramitā). —

Im Lomahamsa-Jātaka, [116] wo es heißt:

§267. „Am Leichenfeld mach ich mein Lager,
Totengebein leg ich mir unter;
da kamen Dorfkinder herbei
und machten Fratzen zu mir hin“,

während ihm so die Dorfknaben mit Anspeien u. dgl. wie auch mit Herbeibringen von Kränzen und wohlriechenden Substanzen Freud und Leid bereiteten und er trotzdem den Gleichmut nicht verlor, wurde seine Vollendung im Gleichmut zur höchsten Vollendung (upekkhāpāramitā).

Dies ist die kurze Zusammenfassung; ausführlich aber ist es aus dem Cariyapitaka zu entnehmen. Nachdem er so die Vollendungen erfüllt hatte, heißt es, als er in der Existenz als Vessantara lebte,

 

§268. „Die Erde, die doch unempfindlich
und die nicht kennet Freud' und Leid,
vor meiner Spenden Kraft auch sie
erzitterte zu sieben Malen.“

Nachdem er so gewaltige gute Werke ausgeübt hatte, die die große Erde zum Erzittern brachten, starb er dort am Ende seines Lebens und wurde in der Tusita-Götterwelt [117] wiedergeboren. So ist dieser ganze Teil von seiner Lage zu den Füßen des Dīpaṅkara, bis er in der Tusita-Welt wiedergeboren wurde, als die entfernte Einleitung (Durenidanam) zu bezeichnen.


§B2. Die nicht ferne Einleitung (Avidūre-nidāna-kathā)

§B2.1 (Der Abstieg aus dem Tusita-Himmel)

Während aber der Bodhisattva noch im Tusita-Himmel weilte, entstand die Buddha-Verkündigung. In der Welt nämlich gibt es drei Verkündigungen:

„Von jetzt nach Ablauf von hunderttausend Jahren wird ein neues Weltalter entstehen“, wenn dies die Lokabyuha [Weltheere] genannten Götter der sinnlichen Götterwelten [119] hören, da wandeln sie, die Haare aufgelöst und verwirrt, mit tränenüberströmtem Antlitz, die Tränen mit den Händen abtrocknend, in rote Gewänder gekleidet und ganz hässliche Kleider tragend, im Bereiche der Menschen und verkünden ihnen folgendes: „Ihr Ehrwürdigen, von jetzt nach hunderttausend Jahren wird ein neues Weltalter beginnen. Diese Welt wird zugrunde gehen; auch das große Meer wird austrocknen. Diese große Erde und der Sineru-Berg, der König der Berge, werden verbrennen und vergehen. Bis zur Brahma-Welt wird die Welt untergehen. Betätigt, ihr Ehrwürdigen, die Liebe, betätigt Mitleid, Milde, Gleichmut, ihr Ehrwürdigen. Dienet eurer Mutter, dienet eurem Vater; ehret in der Familie die Ältesten!“ Dies ist die Weltalter-Verkündigung. —

Wenn aber die die Welt behütenden Gottheiten hören: „Von jetzt nach tausend Jahren wird ein allwissender Buddha in der Welt erstehen“, so wandern sie umher und rufen aus: „Ihr Ehrwürdigen, von jetzt nach Ablauf von tausend Jahren wird ein Buddha in die Welt kommen.“ Dies ist die Buddha-Verkündigung. —

Wenn aber die Gottheiten [120] hören: „Nach hundert Jahren wird ein weltbeherrschender König auftreten“, so wandern sie umher und rufen aus: „Ihr Ehrwürdigen, von jetzt nach Ablauf von hundert Jahren wird ein weltbeherrschender König in die Welt kommen.“ Dies ist die Weltherrscher-Verkündigung. Dies sind die drei großen Verkündigungen.

Wenn sie von diesen den Laut der Buddha-Verkündigung hören, versammeln sich die Gottheiten aller zehntausend Weltsysteme zusammen; und wenn sie dann erkannt haben: „Das Wesen so und so wird der Buddha werden“, so gehen sie zu ihm hin und bitten ihn darum; sie bitten ihn aber, wenn die Vorzeichen eingetroffen sind. Damals aber versammelten sich alle Gottheiten von jedem Weltsystem zusammen mit den vier Großkönigen, mit Sakka, Suyāma, Santusita, Paranimmitavasavatti und dem großen Brahma [121] in einem Weltsystem, gingen im Tusita-Himmel zu dem Bodhisattva hin und baten ihn folgendermaßen: „Ehrwürdiger, als Ihr die zehn Vollendungen erfülltet, da erfülltet Ihr sie nicht, weil Ihr nach der Macht des Gottes Sakka oder nach der Macht des Mara, des Brahma oder eines Weltherrschers begehrtet; sondern weil Ihr zur Rettung der Welt nach der Allwissenheit verlangtet, darum erfülltet Ihr sie. Jetzt ist es Zeit für Euch, Ehrwürdiger, zum Buddhawerden; die Gelegenheit, Ehrwürdiger, Buddha zu werden, ist da.“ Das große Wesen gab darauf den Gottheiten seine Einwilligung noch nicht, sondern es betätigte zur Unterscheidung von Zeit, Erdteil, Land, Familie, Mutter und deren Lebenszeit den fünffachen großen Blick —

Da betrachtete es zunächst die Zeit: „Ist es wohl die richtige Zeit oder ist es nicht die richtige Zeit?“ Eine Zeit nämlich, in der das Alter höher als hunderttausend Jahre steigt, ist keine günstige Zeit; warum? Dann sind den Wesen Geburt, Alter und Tod nicht bekannt und es gibt deshalb nicht die mit drei Abzeichen gezierte Wahrheitsverkündigung der Buddhas. Wenn diese von der Unbeständigkeit der Dinge, von dem Leiden reden und davon, dass die Dinge nicht das Selbst sind, so denken jene: „Was reden diese da?“, und halten es nicht für hörenswert und für glaubwürdig. Darum findet dies kein klares Verständnis; weil dies fehlt, führt die Lehre nicht zum Heile. Darum ist dies eine ungünstige Zeit. Eine Zeit aber, in der das Leben weniger als hundert Jahre beträgt, ist auch keine günstige Zeit; warum? Dann sind die Wesen versessen auf die sinnlichen Lüste. Eine Ermahnung aber, die den auf die Lüste Versessenen gegeben wird, haftet nicht an ihrem Orte, sondern sie vergeht rasch wie der Strich eines Holzes im Wasser. Darum ist auch dies eine ungünstige Zeit. Die Zeit, in der das Leben von hunderttausend Jahren abwärts bis zu mehr als hundert Jahren dauert, ist eine richtige Zeit. Damals nun war die Lebensdauer hundert Jahre; darum merkte das große Wesen, die Zeit sei passend zur Wiedergeburt. —

Dann dachte es über den Erdteil nach und betrachtete die vier Erdteile mit ihrer Umgebung; da merkte es: „In den drei anderen Erdteilen werden Buddhas nicht wiedergeboren, nur auf dem Jambu-Erdteil werden sie wiedergeboren“, und sah den Erdteil ein.

Dann dachte es: „Der Jambu-Erdteil ist groß; er umfasst zehntausend Yojanas. In welchem Lande werden die Buddhas wiedergeboren?“ Während es so über die Gegend nachdachte, sah es das Mittelland. Das Mittelland nämlich ist die im Vinaya [122] folgendermaßen bezeichnete Gegend:

Als es dann die Familie betrachtete, dachte es: „Die Buddhas nehmen ihre Wiedergeburt nicht in der Vessa-Kaste oder in der Sudda-Kaste; entweder in der überall verehrten Kriegerkaste oder in der Brahmanenkaste werden sie wiedergeboren. Jetzt ist die Kriegerkaste in der Welt geehrt; dort werde ich meine Wiedergeburt nehmen. Der König Suddhodana wird mein Vater sein.“ So sah es seine Familie. —

Während es dann nach seiner Mutter ausschaute, dachte es: „Die Mutter eines Buddha ist nicht gierig und nicht auf Branntwein versessen, sondern während hunderttausend Weltaltern hat sie die Vollendungen erfüllt. Von ihrer Geburt an hat sie unverbrüchlich die fünf Gebote gehalten. Von dieser Art ist diese Fürstin Mahamaya; diese wird meine Mutter werden. Wie lange dauert aber noch ihr Leben?“ Da sah es, dass es noch zehn Monate und dazu sieben Tage betragen werde.

Nachdem es diese fünffache große Betrachtung angestellt, sagte es: „Zeit ist es für mich, ihr Ehrwürdigen, Buddha zu werden“, und gab ihnen so zu ihrem großen Gefallen seine Zustimmung. Dann entließ es die Gottheiten mit den Worten: „Gehet ihr!“ und ging umgeben von den Tusita-Gottheiten im Tusita-Himmel in den Nandana-Park. Alle Götterwelten nämlich haben einen Nandana- (= „Freuden-“) Park. Dort sagten ihm die Gottheiten: „Wenn du von hier geschieden bist, gehe zum Heile!“, und erinnerten es beständig an das Karma, das es sich durch seine guten Werke erworben. Während es sich dort von den es an sein Glück erinnernden Gottheiten umgeben aufhielt, starb es und nahm im Schoße der Fürstin Mahāmāyā seine Wiedergeburt. Um dies zu offenbaren, sei folgendes der Reihe nach erzählt:


§B2.2 (Die Empfängnis)

In der Stadt Kapilavatthu war das Asalhi-Nakkhatta [123] verkündet worden.. Viel Volk beging festlich die Konstellation. Die große Königin Maya nahm vom siebenten Tage vor dem Vollmond an dem Feste teil, das prächtig mit Kränzen und wohlriechenden Substanzen gefeiert wurde; dabei enthielt sie sich aber der geistigen Getränke. Am siebenten Tage stand sie in der Frühe auf, badete sich in wohlriechendem Wasser und gab dann ein großes Almosen von vierhunderttausend Goldstücken. Dann, mit allem Schmuck geziert, nahm sie ein treffliches Mahl ein, fasste den Entschluss, die acht Gebote [124] zu betätigen, und begab sich hierauf in ihr prächtig geschmücktes Schlafgemach, wo sie sich auf ihr fürstliches Lager legte und einschlief.

Da hatte sie folgenden Traum: Die vier Großkönige hoben sie samt ihrem Bett auf und brachten sie nach dem Himalaya; dort setzten sie sie in der Manosila-Ebene, die sich sechzig Yojanas weit ausdehnt, unter einem sieben Yojanas messenden großen Sala-Baum nieder und traten dann zur Seite. Darauf kamen ihre Gattinnen und brachten Maya nach dem Anotatta-See; hier badeten sie sie, um sie von der menschlichen Unreinheit zu befreien, bekleideten sie mit einem himmlischen Gewande, besprengten sie mit wohlriechenden Substanzen und überstreuten sie mit himmlischen Blumen. Nicht weit von dort ist der Silberberg, dessen Spitze ein goldenes Haus ist; da machten sie ein nach Osten gerichtetes Lager zurecht und legten Maya darauf nieder.

Hierauf stieg der Bodhisattva, der als ein herrlicher weißer Elefant auf dem nahegelegenen Goldberge sich aufgehalten hatte, von da herab, stieg den Silberberg hinan — er kam dabei von Norden her —, fasste mit seinem Rüssel, der die Farbe eines silbernen Bandes hatte, eine weiße Lotosblume und stieß ein lautes Gebrüll aus. Sodann trat er in das goldene Haus ein, umschritt dreimal von rechts das Lager seiner Mutter, berührte ihre rechte Seite und ging so gleichsam in ihren Leib ein. So nahm er am letzten Tage des Asalha-Nakkhatta seine Wiedergeburt.

Als am nächsten Morgen die Fürstin erwacht war, erzählte sie dem Könige ihren Traum. Der König ließ vierundsechzig ausgezeichnete Brahmanen rufen und für sie auf der Erde mit grünem Laub und allerlei Blumen herrlich geschmückte, kostbare Sitze herrichten. Als die Brahmanen sich hier niedergelassen hatten, ließ er goldene und silberne Schüsseln mit Reisbrei, der mit Butter, Honig und Zucker bereitet war, anfüllen, diese wieder mit goldenen und silbernen Gefäßen zudecken und gab sie ihnen; auch mit neuen Gewändern, roten Kühen und anderen Geschenken aller Art erfreute er sie. Als so alle ihre Wünsche erfüllt waren, erzählte er den Traum und fragte: „Was wird geschehen?“ Die Brahmanen erwiderten: „Sei unbesorgt, o Großkönig! Im Schoße deiner Gattin befindet sich eine Leibesfrucht, und zwar eine männliche Frucht, keine weibliche. Einen Sohn wirst du erhalten. Wenn dieser das häusliche Leben wählen wird, wird er ein König werden, ein Weltherrscher; wenn er aber das Haus verlassen und die Weltflucht betätigen wird, wird er ein Buddha werden, der in der Welt alles Dunkel vertreibt.“

In dem Augenblick, da der Bodhisattva im Schoße seiner Mutter seine Wiedergeburt nahm, da wankten, erzitterten und erbebten wie mit einem Schlage alle zehntausend Welten. Es zeigten sich die zweiunddreißig Vorzeichen:

(1.) In den zehntausend Welten entstand eine unermessliche Helle;
(2.) die Blinden, die diesen Glanz zu schauen verlangten, erhielten ihre Augen wieder;
(3.) die Tauben hörten,
(4.) die Stummen redeten,
(5.) die Buckeligen wurden gerade,
(6.) die Lahmen konnten wieder gehen;
(7.) alle, die in Banden waren, wurden von Ketten, Banden u. dgl. befreit.
(8.) In allen Höllen erlosch das Feuer,
(9.) bei den Petas hörte Hunger und Durst auf,
(10.) die Tiere verloren ihre Furcht,
(11.) bei allen Wesen verschwand die Krankheit,
(12.) alle Wesen redeten lieb,
(13.) mit lieblichem Laute wieherten die Pferde, brüllten die Elefanten;
(14.) alle Instrumente ertönten, wiewohl nicht berührt, von selbst,
(15.) Armbänder und andere Schmucksachen an den Körpern der Menschen klingelten.
(16.) Alle Himmelsgegenden wurden heiter,
(17.) ein den Geschöpfen wohltuender milder, kühler Wind wehte,
(18.) eine Wolke ließ Regen herabströmen, obwohl es nicht Regenzeit war;
(19.) auch aus der Erde sprang Wasser hervor und floss dahin.
(20.) Die Vögel hörten auf, in der Luft zu fliegen,
(21.) die Flüsse hemmten ihren Lauf,
(22.) in dem großen Weltmeer war süßes Wasser,
(23.) überall war seine Oberfläche mit fünffarbigen Lotosblumen bedeckt.
(24.) Alle Land- und Wasserblumen blühten;
(25.) an den Stämmen der Bäume blühten Stammlotosblumen,
(26.) an den Ästen Astlotosblumen,
(27.) an den Zweigen Zweiglotosblumen.
(28.) Aus dem Boden kamen Stocklotosblumen hervor, die die Felsen durchbrachen, je sieben übereinander;
(29.) vom Himmel hingen Schlinglotosblumen herab,
(30.) überall regnete es Blumen.
(31.) Im Äther ertönten himmlische Instrumente;
(32.) das ganze System der zehntausend Welten drehte sich und war zusammengedrückt wie ein Ball ausgestreuter Blumen, wie ein Bündel zusammengebundener Kränze; es war wie ein mit Kränzen geschmückter Sitz, wie aus einem einzigen Kranz bestehend, wie ein Yak-Wedel funkelnd, mit dem Wohlgeruch von Blumen und Weihrauch besprengt voll höchster Herrlichkeit.

Als so der Bodhisattva seine Wiedergeburt genommen hatte, von der Empfängnis an übernahmen vier Göttersöhne mit Schwertern in den Händen die Wacht, um den Bodhisattva und seine Mutter vor Unfällen zu bewahren. Die Mutter des Bodhisattva bekam kein Gelüste nach Männern; sie war hochgeachtet, geehrt und glücklich, ihr Körper war nicht matt; sie sah den in ihrem Leibe befindlichen Bodhisattva, wie man in einem durchsichtigen Edelstein einen eingeschlossenen hellgelben Faden sieht. Und weil der von einem künftigen Buddha bewohnte Leib einem Reliquienschreine gleich nicht mehr von einem anderen bewohnt oder genossen werden darf, so starb die Mutter des Bodhisattva, als ihr Sohn sieben Tage alt war, und ging in den Tusita-Himmel ein. Und während andere Frauen entweder schon vor oder erst nach zehn Monaten im Sitzen oder Liegen gebären, war dies bei der Mutter des Bodhisattva nicht so; sondern nachdem sie ihr Kind zehn Monate lang im Mutterleibe getragen hatte, gebar sie es stehend. Dies ist ein Vorzug der Mutter eines Bodhisattva.


§B2.3 (Die Geburt)

Als nun die große Königin Maya den Bodhisattva, wie Sesamöl in einem Gefäß, zehn Monate in ihrem Schoße getragen hatte und zur Entbindung reif war, bekam sie Lust, sich nach dem Hause ihrer Verwandten zu begeben, und sie sprach zum König Suddhodana: „Fürst, ich wünsche, mich nach der meiner Familie gehörigen Stadt Devadaha zu begeben.“ Der König gab mit dem Worte: „Gut“, seine Zustimmung; er ließ die Straße von Kapilavatthu nach der Stadt Devadaha ebnen und mit Bananenzweigen, gefüllten Wassertöpfen, mit Fahnen, Flaggen u. dgl. verzieren. Dann ließ er die Fürstin auf einer goldenen Sänfte sich niederlassen, diese von tausend Dienern aufheben und ließ sie so mit großem Gefolge fortziehen.

Nun befindet sich zwischen den beiden Städten, den Bewohnern beider Städte gehörend, ein herrlicher Sala-Wald, der Lumbini-Wald [Lumbinivana] genannt. Zu dieser Zeit war von den Wurzeln bis zu den Enden der Zweige alles wie zu einer einzigen Frucht entwickelt; zwischen den Zweigen und den Blumen weilten Schwärme fünffarbiger Bienen und allerlei Arten von Vögeln, die mit süßer Stimme zwitscherten. Der ganze Lumbini-Wald glich einem Götterparke und war wie eine schön ausgestattete Trinkhalle eines mächtigen Königs.

Als nun die Fürstin diesen Sala-Wald sah, bekam sie Lust, sich darin zu ergehen. Die Diener hoben die Königin auf und betraten den Sala-Wald. Hier ging sie an den Fuß eines herrlichen Sala-Baumes und wollte einen Sala-Zweig erfassen. Der Sala-Zweig bog sich herab wie die Spitze eines dampfdurchnässten Rohres und kam ihrer Hand nahe. Sie streckte die Hand aus und erfasste den Zweig. Und nun begannen die Wehen. Die Menge brachte ein Zelt um sie an und zog sich dann zurück. Und während sie so den Sala-Zweig haltend dastand, gebar sie ihr Kind.

In diesem Augenblick kamen vier Erzengel reinen Herzens mit einem goldenen Netz und fingen den Bodhisattva mit dem goldenen Netze auf; dann stellten sie ihn vor seine Mutter und sprachen: „Sei gesegnet, Königin; ein hochmächtiger Sohn ist dir geboren.“ Während aber andere Wesen, wenn sie aus dem Mutterleibe hervorgehen, mit widerlicher Unreinheit behaftet aus dem Mutterleibe hervorgehen, war dies nicht so bei dem Bodhisattva. Dieser ging, wie ein Prediger vom Lehrstuhl oder wie ein Mann von der Leiter herabsteigt, aus dem Mutterleibe hervor, indem er beide Hände und Füße ausstreckte und dastand, ohne infolge seines Aufenthaltes im Mutterleibe durch eine Unreinheit befleckt zu sein, rein und weiß und strahlend wie ein auf ein Gewand von feiner Baumwolle gelegter Edelstein. Hierauf kamen, um den Bodhisattva und seine Mutter zu ehren, zwei Wolkengüsse herab und erfrischten seinen und seiner Mutter Körper.

Nun nahmen ihn aus der Hand der Erzengel, die ihn mit dem goldenen Netze aufgefangen und hingestellt hatten, vier Großkönige in Empfang und legten ihn auf eine kostbare, auserwählte, angenehm zu berührende Decke aus Fellen; aus ihrer Hand nahmen ihn dann die Menschen und legten ihn auf eine Rolle von feinem Tuch. Von der Hand der Menschen machte er sich los, stellte sich auf die Erde und schaute nach Osten. Viele tausend Welten waren ihm wie ein einziger Raum. Da verehrten ihn die Götter und die Menschen mit wohlriechenden Substanzen, Kränzen u. dgl. und sprachen: „Du großer Held, hier ist keiner, der dir gleich ist; wo sollte ein Höherer sein?“

So schaute er nach den vier Haupthimmelsrichtungen, nach den vier Nebenhimmelsrichtungen, nach unten und nach oben; und nachdem er die zehn Himmelsrichtungen betrachtet und keinen seinesgleichen gefunden hatte, sagte er: „Dies ist Norden“, und machte sieben große Schritte, während ihm von dem großen Brahma der Sonnenschirm, von Suyāma [der oberste Gott des Yama-Himmels] der Yak-Wedel getragen wurde und die anderen Götter die übrigen königlichen Auszeichnungen und Abzeichen in den Händen hielten. Beim siebenten Schritte stand er still, rief mit seiner Heldenstimme: „Ich bin der Erste der Welt“, und ließ so den Löwenruf erschallen. —

Der Bodhisattva nämlich ließ in drei Existenzen, während er den Mutterleib verließ, sogleich seine Stimme erschallen: in der Existenz als Mahosadha [Jātaka 546], in der Existenz als Vessantara [Jātaka 547] und in dieser Existenz.

Während er nämlich in seiner Existenz als Mahosadha aus dem Leibe seiner Mutter hervorging, kam der Götterkönig Sakka herbei, legte ihm ein kostbares Sandelpulver in die Hand und ging wieder. Er kam also hervor, indem er dies in der Faust hielt. Seine Mutter aber fragte ihn: „Mein Sohn, womit bist du gekommen?“ „Mit einem Heilmittel, Mutter“, antwortete er. Weil er also mit einem Heilmittel in der Hand gekommen war, darum gab man ihm den Namen „der Knabe Osadha“ (= „Heilmittel“) [Osadhadaraka]. Dies Heilmittel nahm man und legte es in eine Schüssel. Für alle, die kamen, die Blinden und die Tauben u. dgl. war dies ein Heilmittel zum Aufhören jeder Krankheit. Weil sich daher das Wort verbreitete: „Groß ist dieses Heilmittel, groß ist dieses Heilmittel“, entstand sein Name „Mahosadha“ (= „das große Heilmittel“).—

Als er aber in seiner Existenz als Vessantara aus dem Leibe seiner Mutter hervorging, streckte er seine rechte Hand aus und kam so hervor, indem er sagte: „Mutter, gibt es etwas im Hause? Ich möchte ein Almosen spenden.“ Seine Mutter aber antwortete: „In einer vermögenden Familie bist du geboren, mein Sohn“, legte seine Hand auf ihre Handfläche und ließ ihm eine Börse mit tausend Geldstücken hineinlegen. —

In dieser Existenz aber stieß er diesen Löwenruf aus. So ließ der Bodhisattva in drei Existenzen, sobald er aus dem Schoße seiner Mutter hervorging, seine Stimme erschallen. Und ebenso wie im Augenblick seiner Empfängnis so wurden auch im Augenblick seiner Geburt die zweiunddreißig Vorzeichen sichtbar.

In derselben Zeit aber, in welcher unser Bodhisattva im Lumbini-Walde geboren wurde, in derselben entstanden auch die Fürstin, die Mutter Rāhulas, der Minister Channa, der Minister Kaludayi, der Rossefürst Kanthaka, der große Bodhi-Baum und die vier Schatzbehälter; von diesen war der eine ein Gavuta [128] groß, einer ein halbes Yojana, einer drei Gavutas und einer ein Yojana groß. Diese sieben heißen „die zusammen Geborenen“ [129].

Die Bewohner beider Städte nahmen den Bodhisattva und begaben sich mit ihm nach der Stadt Kapilavatthu.

An demselben Tage hörten die Götterscharen im Himmel der dreiunddreißig Götter: „In der Stadt Kapilavatthu ist dem Großkönig Suddhodana ein Sohn geboren. Dieser Prinz wird sich auf die Erleuchtungsfläche setzen und ein Buddha werden.“ Hocherfreut warfen sie ihre Gewänder in die Luft und trieben noch anderen Scherz.

Zu dieser Zeit hatte ein zur Familie des Großkönigs Suddhodana gehöriger Asket namens Kāḷadevala, der die acht Erreichungen [130] besaß, nach dem Mahle sich, um sich dort bei Tage aufzuhalten, nach dem Himmel der Dreiunddreißig begeben. Während er dort während des Tages saß, sah er die Gottheiten und fragte sie: „Warum seid ihr so frohen Sinnes? Erzählt auch mir den Grund davon!“ Die Gottheiten antworteten: „Ehrwürdiger, wir hörten: ‘Dem König Suddhodana ist ein Sohn geboren; dieser wird sich auf die Erleuchtungsfläche setzen, Buddha werden und das Rad der Lehre in Bewegung setzen. Dessen unendliche Buddha-Anmut werden wir sehen und seine Lehre hören dürfen.’ Aus diesem Grunde sind wir fröhlich.“

Als der Asket ihr Wort vernommen, stieg er rasch aus der Götterwelt herab, ging in den Königspalast hinein und sagte, als er auf einem hergerichteten Sitze Platz genommen hatte: „Ein Sohn, o Großkönig, ist dir ja geboren; ich will ihn sehen.“ Der König ließ den prächtig geschmückten Knaben holen und brachte ihn herbei, um ihn dem Asketen seine Verehrung bezeigen zu lassen. Da drehten sich die Füße des Bodhisattva um und traten auf die Flechten [Abzeichen der vorbuddhistischen Asketen] des Asketen. Es verdient nämlich kein anderer, dass ihm durch den Bodhisattva in dieser Existenz Verehrung bezeigt wird; wenn die Leute, weil sie es nicht verstanden, das Haupt des Bodhisattva an die Füße des Asketen gebracht hätten, wäre dessen Kopf in sieben Teile zersprungen. Der Asket aber dachte: „Es geziemt mir nicht, mich selbst zugrunde zu richten“; er erhob sich von seinem Sitze und faltete die Hände nach dem Bodhisattva hin. Als der König dies Wunder sah, bezeigte er seinem eigenen Sohne Verehrung.

Der Asket erinnerte sich an achtzig Weltalter, in der Vergangenheit vierzig und in der Zukunft vierzig. Als er nun bei dem Bodhisattva das Zutreffen der Kennzeichen bemerkte, überlegte er: „Wird er wohl ein Buddha werden oder nicht?“ Während er dies erwog, erkannte er: „Unzweifelhaft wird er ein Buddha werden“, und lächelte, indem er dachte: „Dies ist ein Wundermann.“ Dann überlegte er weiter: „Werde ich ihn, wenn er ein Buddha geworden ist, sehen können?“ Da erkannte er: „Dies werde ich nicht können. Da ich inzwischen sterbe, werde ich nicht fähig sein, auch von hundert oder tausend Buddhas belehrt zu werden, sondern ich werde in der unkörperlichen Welt [132] wiedergeboren werden.“ Weil er aber dachte: „Einen solchen Wundermann werde ich, wenn er ein Buddha geworden, nicht sehen können; dies wird ein großer Verlust für mich sein“, begann er zu weinen. Als die Leute dies sahen, fragten sie: „Wie, unser Edler hat soeben gelacht und dann hat er zu weinen begonnen; wie, Herr, wird unserem Fürstensohne irgendein Hindernis zustoßen?“ „Für ihn gibt es kein Hindernis; unzweifelhaft wird er ein Buddha werden“, antwortete er. Sie fragten weiter: „Warum weint Ihr dann?“ Er erwiderte: „Einen solchen Mann werde ich, wenn er Buddha geworden ist, nicht sehen dürfen; dies wird für mich wahrhaftig ein großer Schaden sein. Weil ich mich darüber bedaure, weine ich.“

Darauf überlegte er weiter: „Wird denn wohl unter meinen Verwandten irgendeiner diesen, wenn er Buddha geworden, sehen dürfen oder wird er es nicht dürfen?“ Da sah er seinen Neffen, den Knaben Nalaka. Er ging in das Haus seiner Schwester und fragte sie: „Wo ist dein Sohn Nalaka?“ „Im Hause, Edler“, antwortete sie. „So rufe ihn her“, sprach er weiter. Als dieser zu ihm hergekommen war, sagte er zu ihm: „Mein Sohn, in der Familie des Großkönigs Suddhodana ist ein Sohn geboren, ein Buddhasame; dieser wird nach Ablauf von fünfunddreißig Jahren der Buddha werden. Du wirst ihn sehen dürfen; darum betätige heute noch die Weltflucht!“ Der Knabe, der in einer achthundertsiebzig Millionen Geld besitzenden Familie geboren war, dachte: „Mein Mutterbruder wird mich nicht grundlos fortschicken.“ Er ließ sich sogleich aus einem Laden gelbe Gewänder und eine irdene Almosenschale bringen, ließ sich Haare und Bart abschneiden und zog die gelben Gewänder an. Dann sprach er: „Wer auf der Welt der höchste Mann, um dessentwillen ist meine Weltflucht“, faltete nach dem Bodhisattva hin seine Hände und verehrte ihn mit den fünf Berührungsstellen; hierauf legte er seine Almosenschale in einen Beutel, ließ diesen oben von seiner Schulter herabhängen und zog in den Himalaya, wo er die Asketentugend betätigte. Als der Vollendete die höchste Erkenntnis erlangt hatte, suchte Nalaka ihn auf und ließ sich von ihm das Nalaka-Lehrstück erzählen [Sutta-Nipata III.11]. Dann kehrte er in den Himalaya zurück und erlangte die Heiligkeit. Nachdem er einen erhabenen Wandel geführt und noch sieben Monate lang weiter gelebt hatte, ging er, während er neben einem Goldberg stand, in das vollständige Nirvana ein, das keine Bedingungen des Seins mehr übrig lässt. —


§B2.4 (Die Namengebung)

Dem Bodhisattva aber badete man am fünften Tage sein Haupt und in der Absicht, einen Namen für ihn zu wählen, besprengte man den Königspalast mit vier Arten von Wohlgerüchen, man streute fünffach Laja-Blumen [Blumen des Baumes Dalbergia arborea] aus und ließ festen Reisbrei kochen. Hundertacht Brahmanen, die der drei Veden kundig waren, lud man zum Mahle ein, ließ sie im Königspalaste sich niederlassen und setzte ihnen ein gutes Mahl vor. Nachdem ihnen große Ehrung erwiesen war, fragte man sie: „Was wird wohl geschehen?“, und ließ sie die Kennzeichen beobachten. Von diesen

§270. Rama, Dhaja, Lakkhana, ferner Manti,
Kondanna auch, Bhoja, Suyāma, Sudatta,
diese acht Brahmanen waren es damals;
sie sagten den Spruch, mächtig der sechs Sinne [135].

Diese acht Brahmanen waren die Zeichendeuter. Am Tage der Empfängnis des Bodhisattva war von denselben auch der Traum gedeutet worden. Von diesen hoben sieben Leute zwei Finger auf und gaben in doppeltem Sinne Bescheid: „Wer mit diesen Abzeichen versehen ist, wird, wenn er das häusliche Leben betreibt, ein weltbeherrschender König; wenn er aber die Weltflucht ausübt, wird er ein Buddha.“ Und sie verkündeten die ganze Ruhmesfülle eines weltbeherrschenden Königs.

Der allerjüngste von ihnen aber, ein junger Brahmane, nach seiner Familie Kondanna genannt [136], dachte, als er die Vollendung der Vorzeichen bei dem Bodhisattva sah: „Für diesen ist kein Grund, dass er in der Mitte des Hauses bleibt; sicherlich wird er ein Buddha werden, der alles Dunkel vertreibt.“ Darum hob er nur einen Finger in die Höhe und gab nur einen einseitigen Bescheid. Dieser nämlich hatte einen festen Entschluss gefasst und war ein Wesen in seiner letzten Existenz; an Weisheit übertraf er die sieben anderen, und da er dachte: „Für einen, der mit solchen Vorzeichen ausgestattet ist, ist keine Stätte in Hauses Mitte; unzweifelhaft wird er ein Buddha werden“, sah er nur eine einzige Bestimmung. Darum hob er nur einen Finger auf und gab so Bescheid.

Darauf gingen diese Brahmanen in ihre Häuser und sprachen zu ihren Söhnen: „Ihr Lieben, wir sind alt. Mögen wir erleben, dass der Sohn des Großkönigs Suddhodana zur Allwissenheit gelangt, oder auch nicht, betätigt ihr, wenn dieser Prinz zur Allwissenheit gelangt ist, in dessen Lehre die Weltflucht!“ Nachdem aber diese sieben Leute gelebt hatten, solange es ihnen bestimmt war, kamen sie an den Ort ihrer Verdienste. —

Der junge Brahmane Kondanna aber blieb ganz frei von Krankheit. Wegen der Erkenntnis des großen Wesens betätigte er die große Weltentsagung. Als er allmählich nach Uruvela kam, dachte er voll Befriedigung: „Lieblich fürwahr ist dieser Fleck Erde; passend ist dies für das Streben eines Sohnes aus edler Familie, der das Streben sich vorgenommen hat“; und er nahm dort seinen Aufenthalt. Als er hörte: „Der große Mann hat die Weltflucht betätigt“, ging er zu den Söhnen dieser Brahmanen hin und sprach so zu ihnen: „Der Prinz Siddhattha [Siddhatthakumara] hat ja die Weltflucht betätigt; er wird unzweifelhaft ein Buddha werden. Wenn eure Väter noch gesund wären, würden sie heute noch die Welt verlassen und Mönche werden. Wenn auch ihr dies wünscht, so geht; ich werde bei diesem Manne die Weltflucht betätigen.“ Sie aber konnten nicht alle eines Sinnes werden. Drei Leute betätigten die Weltflucht nicht. Die andern vier übten die Weltflucht aus, indem sie den Brahmanen Kondanna zu ihrem Haupte machten. Diese fünf Leute wurden die so genannten Pancavaggiya-Theras. —

Damals aber fragte der König: „Was wird mein Sohn sehen, dass er dann die Welt verlassen wird?“ „Vier Vorzeichen.“ „Welche im einzelnen?“ „Einen vom Alter Bedrückten, einen Kranken, einen Toten und einen Mönch.“ Darauf erwiderte der König: „Von jetzt an lasst solche Leute nicht in die Nähe meines Sohnes kommen! Mein Sohn braucht kein Buddha zu werden. Ich möchte meinen Sohn sehen, wie er über die von zweitausend Inseln umgebenen vier Erdteile die Herrschaft, die Gewalt, die Regierung ausübt und wie er von einem sechsunddreißig Yojanas im Umkreis bedeckenden Gefolge umgeben unter der Fläche des Himmels wandelt.“ Nachdem er dies gesagt, stellte er, um zu verhindern, dass diese vier Arten von Männern in das Gesichtsbereich des Prinzen kämen, in den vier Himmelsgegenden immer ein Gavuta entfernt eine Wache auf. An demselben Tage aber versprach von den achtzigtausend Verwandten der Familie, die an dem Orte des Festes versammelt waren, jeder je einen Sohn mit den Worten: „Mag dieser ein Buddha werden oder ein König, wir werden ihm jeder einen Sohn geben. Wenn er ein Buddha wird, so wird er umherwandeln, geehrt und umgeben von Asketen aus der Kriegerkaste; wenn er aber ein König wird, wird er umherwandeln, geehrt und umgeben von Jünglingen aus der Kriegerkaste.“ Der König stellte für den Bodhisattva Ammen von höchster Schönheit auf, die frei von allen Fehlern waren [138]. So wuchs der Bodhisattva mit unendlicher Ehrung und mit großer Glanzesfülle heran. —


§B2.5 (Das Säe-Fest)

Eines Tages aber war das Säe-Fest des Königs. Diesen Tag schmückte man die ganze Stadt wie einen Götterpalast. Alle Sklaven, Diener u. dgl. versammelten sich im Königspalaste mit neuen Gewändern bekleidet und mit duftenden Kränzen u. ä. geziert. Für die Arbeit des Königs werden tausend Pflüge bespannt. An diesem Tage aber waren hundertacht weniger einem zugleich mit den Zügeln und Jochknoten der Ochsen mit Silber verziert. An dem Pfluge aber, auf den sich der König stützte, war die Verzierung aus rotem Golde; auch die Hörner, Zügel und Stachelstöcke der Ochsen waren mit Gold verziert.

Als nun der König mit großem Gefolge hinauszog, nahm er auch seinen Sohn mit. An dem Orte seiner Tätigkeit war ein Rosenapfelbaum mit vielen Blättern und dichtem Schatten. Unter diesem bereitete man für den Prinzen das Lager; darüber befestigte man einen Baldachin, der mit goldenen Sternen verziert war, umgab ihn mit einer Zeltwand und stellte eine Wache dabei auf. Dann ging der König mit allem Schmuck geziert und umgeben von seinen Ministern nach dem Orte, wo gepflügt werden sollte. Dort ergriff den König den goldnen Pflug, die Minister, die hundertacht weniger einen silbernen Pflüge, die Ackersleute nahmen die übrigen Pflüge. Mit diesen pflügten sie allenthalben. Der König ging von der einen Seite nach der anderen und kam dann von der anderen Seite nach der ersten wieder zurück; an diesem Orte genoss er großes Glück.

Die Ammen, die um den Bodhisattva herumsaßen, dachten: „Wir wollen das Glück des Königs sehen“, und gingen vom Innern des Zeltes hinaus. Der Bodhisattva blickte nach allen Seiten umher; als er niemand sah, stand er rasch auf, setzte sich mit gekreuzten Beinen nieder, beobachtete das Ein- und Ausatmen und erreichte so den ersten Grad der Ekstase. Die Ammen, die mit Essen und Trinken beschäftigt waren, verspäteten sich etwas. Da verging der Schatten der übrigen Bäume; der von jenem Baume aber wurde kreisrund und blieb. Die Ammen dachten jetzt: „Der Königssohn ist allein“, hoben rasch das Zelt in die Höhe und gingen hinein; da sahen sie den Bodhisattva auf seinem Lager mit gekreuzten Beinen sitzen. Als sie dies Wunder gewahrten, gingen sie zum Könige hin und meldeten ihm folgendes: „O Fürst, der Prinz sitzt so da; während der Schatten der anderen Bäume vergangen ist, ist der Schatten des Rosenapfelbaumes kreisrund geworden und geblieben.“ Der König kam rasch herbei und sah das Wunder; mit den Worten: „Dies ist die zweite Verehrung für dich, mein Sohn“, bezeigte er seinem Sohn seine Verehrung. —


§B2.6 (Die Weltflucht)

Allmählich gelangte der Bodhisatta in das Alter von sechzehn Jahren. Der König ließ für den Bodhisattva für die drei Jahreszeiten [139] passend drei Paläste erbauen, einen mit neun Stockwerken, einen mit sieben Stockwerken und einen mit fünf Stockwerken. Auch stellte er vierzigtausend Tänzerinnen für ihn auf. So war der Bodhisattva, wie ein Gott von der Schar der Göttermädchen umgeben ist, von reich geschmückten Tänzerinnen umgeben; indem er mit übermenschlicher Musik geehrt wurde, genoss er großes Glück und verweilte je nach der Jahreszeit in dem oder dem Palaste. Die Mutter Rāhulas [140] [Rāhulamata] aber, die Fürstin, war seine erste Gemahlin.

Während er so großes Glück genoss, entstand im Kreise seiner Verwandten eines Tages folgende Rede: „Siddhattha ist beständig nur dem Spiel ergeben; er erlernt keine Kunst. Wenn ein Kampf entsteht, was wird er da tun?“ Der König ließ den Bodhisattva zu sich rufen und sprach zu ihm: „Mein Sohn, deine Verwandten sagen: ‘Siddhattha hat keine Kunst gelernt, sondern er ist nur dem Spiel ergeben.’ Was meinst du nun zur gegebenen Zeit?“ Der Bodhisattva antwortete: „O Fürst, ich brauche keine Kunst zu erlernen. Lasst in der Stadt durch Trommelschlag verkünden, dass man meine Kunst ansehen soll. Am siebenten Tage von heute an werde ich meinen Verwandten meine Kunst zeigen.“ Der König tat so. Darauf ließ der Bodhisattva Bogenschützen versammeln, die wie der Blitz trafen und die ein Haar trafen, und zeigte nun inmitten einer großen Volksmenge seinen Verwandten seine zwölffache Kunst, die für andere Bogenschützen unerreichbar war. Dies ist in der Art, wie im Sarabhaṅga-Jātaka [Jātaka 522, am Anfang] angegeben, zu verstehen. Jetzt war die Schar seiner Verwandten vom Zweifel befreit. —

Eines Tages aber bekam der Bodhisattva Lust, in seinen Park zu fahren, und er sagte zu seinem Wagenlenker: „Spanne den Wagen an!“ Dieser erwiderte: „Gut.“ Er zierte einen sehr wertvollen, ausgezeichneten Wagen mit allem Schmuck, spannte vier königliche Sindhu-Rosse, die die Farbe des Blattes der weißen Wasserlilie hatten, daran und teilte dies dem Bodhisattva mit. Dieser bestieg den einem Göttersitze gleichenden Wagen und fuhr fort in der Richtung nach dem Parke.

Da dachten die Gottheiten: „Die Zeit ist gekommen, dass der Prinz Siddhattha zur Erleuchtung gelangen soll; wir wollen ihm ein Vorzeichen vor Augen stellen.“ Und sie machten einen Göttersohn zu einem hinfälligen Greis mit schadhaften Zähnen und grauem Haar, krumm, in gebeugter Haltung, mit einem Stabe in der Hand, zitternd, und zeigten ihm diesen. Nur der Bodhisattva und sein Wagenlenker bemerkten ihn. Da fragte der Bodhisattva den Wagenlenker: „Lieber, was ist das für ein Mensch? Seine Haare sind nicht wie die anderer Leute“, usw., wie es im Mahapadana [142] geschildert ist. Als er dessen Antwort vernommen hatte, rief er aus: „O pfui über die Geburt, da sich ja bei dem Geborenen das Alter zeigen wird!“ Erschüttert im Herzen kehrte er um und stieg in seinen Palast hinauf. Der König fragte: „Warum kommt mein Sohn so rasch zurück?“ Man erwiderte ihm: „Er hat einen alten Mann gesehen, o Fürst; weil er den alten Mann gesehen hat, wird er die Welt verlassen.“ Da versetzte der König: „Warum [143] wollt ihr mich zugrunde richten? Holt rasch Tänzerinnen für meinen Sohn; wenn er sein Glück genießt, wird er nicht an die Weltflucht denken.“ Und er verstärkte die Wachen und stellte sie nach allen Richtungen ein halbes Yojana [144] weit auf.

Als ein andermal der Bodhisattva wieder nach dem Parke fuhr, gewahrte er einen von den Göttern geschaffenen kranken Menschen; er fragte wieder wie vorher erwähnt und kehrte wieder beunruhigten Herzens in seinen Palast zurück. Der König fragte auch wieder wie oben erwähnt, traf abermals seine Anordnungen, verstärkte die Wachen und stellte sie auf allen Seiten drei Gavutas weit aus.

Als wieder einmal der Bodhisattva nach dem Parke fuhr, bemerkte er einen Toten, der von den Gottheiten gebildet war; er fragte abermals wie oben erwähnt und kehrte wieder mit beunruhigtem Herzen in seinen Palast zurück. Abermals fragte der König wie oben ausgeführt, gab seine Befehle, verstärkte nochmals die Wachen und stellte sie nach jeder Richtung ein Yojana weit auf.

Als nun der Bodhisattva an einem anderen Tage nach dem Parke fuhr, sah er einen von den Gottheiten geschaffenen Mönch, der in richtiger Weise oben und unten bekleidet war, und er fragte den Wagenlenker: „Wer ist das, Lieber?“ Nun kannte der Wagenlenker, weil es ja noch keinen Buddha gab, einen Mönch und die Vorzüge des Mönchtums allerdings nicht; aber auf Eingebung der Götter sagte er: „Es ist ein Mönch, o Fürst“, und pries die Vorzüge des Mönchtums. Der Bodhisattva fand Gefallen an der Weltflucht und fuhr an diesem Tage nach dem Parke. — Die Erklärer des Digha-Nikaya [145] aber sagten: „Nachdem er die vier Vorzeichen an einem einzigen Tage gesehen hatte, zog er fort.“—

Nachdem er dort einen Teil des Tages sich ergangen hatte, badete er in dem königlichen Lotosteiche; als dann die Sonne untergegangen war, setzte er sich auf den königlichen Steinsitz und wollte sich schmücken lassen. Da nahmen seine Diener verschiedenfarbige Gewänder, allerlei Arten von Schmucksachen, Kränze, wohlriechende Substanzen und Salben und stellten sich um ihn herum.

In diesem Augenblick wurde der Sitz heiß, auf dem Sakka saß. Dieser dachte nach: „Wer will mich von dieser Stelle vertreiben [146]?“ Da sah er, dass es Zeit war zur Schmückung des Bodhisattva, und er sprach zu Vissakamma: „Lieber Vissakamma, der Prinz Siddhattha wird heute um Mitternacht die große Weltentsagung betätigen; dies ist seine letzte Schmückung. Gehe in den Park und ziere den Helden mit himmlischem Schmuck!“ Jener erwiderte: „Gut“, und begab sich durch göttliche Macht in diesem einen Augenblick dorthin. Hier nahm er die Gestalt eines Barbiers an, nahm aus der Hand eines anderen Barbiers den Turban und bekleidete damit das Haupt des Bodhisattva. Der Bodhisattva aber erkannte, als jener ihn mit der Hand berührte: „Dies ist kein Mensch, sondern ein Göttersohn.“ Sobald er aber den Turban herumlegte, stiegen an seiner Frisur in der Form eines Edelsteinkleinods tausend Stofffalten empor; während er ihn nochmals herumlegte, wieder tausend: kurz, während er den Turban zehnmal herumlegte, stiegen zehntausend Falten empor. Wie aber auf den kleinen Kopf zehntausend Stofffalten hinaufgingen, darüber braucht man nicht nachzudenken; die allergrößte von ihnen war so groß wie eine Priyangu-Strauch-Blume, die übrigen waren so groß wie Kutumbaka-Blumen [147]. Das Haupt des Bodhisattva glich einer mit Staubfäden voll aufgeblühten Kuyyaka-Blume [148].

Während aber ihn, als er mit allem Schmuck geziert war, alle Arten der Instrumente jedes seinen Ton hören ließen, während ihm die Brahmanen mit „Siege“, „Freude“ und ähnlichen Worten, die Dichter, Musiker und Andhakas [149] u.dgl. mit mannigfachen festlichen Worten und Lobrufen begegneten, bestieg er seinen mit allem Schmuck gezierten herrlichen Wagen.

Zu dieser Zeit hatte der große König Suddhodana gehört: „Rāhulas Mutter hat einen Sohn geboren“; und er sandte Botschaft: „Teilt meinem Sohne meine Freude mit!“ Als der Bodhisattva dies vernahm, sagte er: „Rāhula ist geboren, eine Fessel ist geboren.“ Der König fragte: „Was hat mein Sohn gesagt?“; und als er dessen Äußerung erfuhr, versetzte er: „Von nun an soll mein Enkel „Prinz Rāhula“ [Rāhulakumara] heißen.“

Der Bodhisattva aber bestieg seinen Wagen und fuhr unter großer Ehrung mit übergroßer fürstlicher Herrlichkeit in die Stadt. Zu dieser Zeit sah die Tochter eines Edlen, Kisāgotamī mit Namen, die auf den Söller ihres Palastes gestiegen war, die königliche Schönheit des Bodhisattva, wie er die Stadt von rechts umfuhr; sie ward mit Freude und Entzücken erfüllt und rief aus:

§271.
„Gesegnet wohl die Mutter ist,
gesegnet wohl der Vater ist,
gesegnet wohl die Gattin ist,
der dieser Gatte eigen ist.“

Als dies der Bodhisattva hörte, überlegte er: „So hat sie gesagt. Da sie eine so gestaltete Person gesehen, wird von ihr das Herz der Mutter gepriesen, das Herz des Vaters wird gepriesen, das Herz der Gattin wird gepriesen. Was muss aber ausgelöscht [150] sein, damit das Herz Frieden findet?“ Da nun sein Sinn frei war von Leidenschaften, kam ihm folgender Gedanke: „Wenn das Feuer der Lust erloschen ist, ist Friede; wenn das Feuer der Sünde und des Irrtums erloschen ist, ist Friede; wenn Stolz, falscher Glaube u. dgl., wenn alle Leidenschaften und Sünden erloschen sind, ist Friede. Ein gutes Wort hat diese zu mir gesagt, denn ich bin ja im Suchen nach dem Frieden begriffen. Heute ist die Zeit für mich gekommen, die Heimat zu verlassen, fortzugehen, die Weltflucht zu betätigen und so das Nirvana zu suchen. Dies aber soll der Lehrerlohn für sie sein.“ So denkend löste er von seinem Halse eine Perlenkette, die hunderttausend Geldstücke wert war, und ließ sie Kisagotami überbringen. Diese dachte: „Der Prinz Siddhattha hat an mir Gefallen gefunden und schickt mir deshalb dies Geschenk“, und sie wurde voller Freude.

Der Bodhisattva aber stieg mit großer fürstlicher Pracht zu seinem Palaste hinauf und legte sich auf sein Lager nieder. Währenddessen ergriffen seine mit allem Schmuck gezierten Frauen, die in Tanz, Gesang u. dgl. wohl ausgebildet waren und Göttermädchen an Schönheit glichen, ihre verschiedenen Instrumente, stellten sich um ihn herum und führten, um ihn zu erfreuen, ihre Tänze, Gesänge und Musikvorträge auf. Da aber das Herz des Bodhisattva von Leidenschaften befreit war, fand er an den Tänzen u. dgl. kein Gefallen und schlief für einen Augenblick ein. Nun dachten die Frauen: „Der, für welchen wir unsere Tänze aufführen, ist eingeschlafen; warum sollen wir hier weiter spielen?“ Und sie taten ihre Instrumente, die sie ergriffen hatten, wieder weg und legten sich nieder. Die mit duftendem Öle gefüllten Lampen brannten.

Da erwachte der Bodhisattva; er setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf sein Lager und sah nun, wie die Frauen ihre Instrumente weggelegt hatten und schliefen. Einigen lief der Speichel aus dem Munde und besudelte ihren Leib, andere knirschten mit den Zähnen, einige lallten und redeten verwirrtes Zeug im Schlaf, andere hatten den Mund weit offen und bei manchen hatten sich die Kleider verschoben; so erschienen sie Ekel und Widerwillen erregend. Als er diese Veränderung an den Frauen wahrnahm, wurde er noch mehr frei von Begierden. Das reich geschmückte Gemach, das Sakkas Palaste glich, kam ihm vor wie ein wüstes Leichenfeld voll von mannigfach durchbohrten Leichen; die drei Existenzen [151] erschienen ihm wie brennende Gebäude. Da brach er in den begeisterten Ausruf aus: „Ach, wie bedrückt, ach, wie verderbt!“, und sein Herz wandte sich heftig der Weltflucht zu.

Mit den Worten: „Heute noch kommt es mir zu, die große Weltentsagung auszuführen“, stand er auf, ging zur Tür hin und sagte: „Wer ist hier?“ Channa, der mit dem Haupte auf der Schwelle lag, erwiderte: „Ich bin es, Channa, o Prinz.“ Darauf sprach der Bodhisattva: „Ich will heute die große Weltflucht ausführen; zäume mir ein Ross!“ Jener versetzte: „Es ist gut, Herr“, nahm das Zaumzeug und ging nach dem Pferdestall. Hier sah er beim Scheine der mit duftendem Öle gefüllten Lampen unter einem mit Jasminblättern gezierten Baldachin den auf einem hübschen Platze stehenden Kanthaka, den König der Rosse, und er zäumte ihn auf, indem er dachte: „Heute ziemt es mir, diesen aufzuzäumen.“ Das Ross erkannte, als es aufgezäumt wurde: „Diese Aufzäumung ist sehr fest; sie ist nicht wie an anderen Tagen, wenn es sich darum handelt, in den Park zu gehen und sich dort zu erlustigen. Mein Prinz wird heute Lust bekommen haben, die große Weltentsagung auszuführen“, und es wieherte laut fröhlichen Sinnes. Dieser Ton hätte sich in der ganzen Stadt verbreitet; die Götter aber unterdrückten ihn und ließen ihn niemand hören.

Als nun der Bodhisattva den Channa weggeschickt hatte, dachte er: „Ich will noch meinen Sohn sehen“; er erhob sich aus der Stellung mit untergeschlagenen Beinen, ging zu der Wohnung von Rāhulas Mutter hin und öffnete die Tür des Gemaches. In diesem Augenblick brannte im Gemache eine mit duftendem Öl gefüllte Lampe. Die Mutter Rāhulas schlief auf ihrem mit einem Scheffel großblumiger und arabischer Jasminblüten überstreuten Lager und hielt dabei das Köpfchen ihres Sohnes in der Hand. Der Bodhisattva blieb auf der Schwelle stehen und sah hin; da dachte er: „Wenn ich die Hand der Fürstin entferne, um meinen Sohn zu nehmen, so wird die Fürstin erwachen und es würde mir dadurch ein Hindernis für meinen Weggang entstehen. Wenn ich Buddha geworden bin, werde ich wiederkommen und ihn sehen.“ Und er stieg von seinem Palaste hinab. —

Was aber im Jātaka-Kommentar [152] steht: „Damals war der Prinz Rāhula sieben Tage alt“, das steht in den übrigen Kommentaren nicht. Darum ist nur dies anzunehmen. —

Nachdem der Bodhisattva so von seinem Palaste hinabgestiegen war, ging er zu seinem Rosse hin und sagte: „Lieber Kanthaka, trage du mich heute die eine Nacht; wenn ich mit deiner Unterstützung Buddha geworden bin, werde ich die Welt der Götter und Menschen erlösen.“ Darauf schwang er sich auf Kanthakas Rücken. Kanthaka war vom Nacken an achtzehn Ellen lang und besaß die entsprechende Höhe; er war mit Schnelligkeit und Kraft begabt und war ganz weiß wie eine reine Muschel. Wenn dieser nun gewiehert oder mit seinem Hufschlag Lärm gemacht hätte, so wäre der Schall durch die ganze Stadt gedrungen. Deshalb unterdrückten die Götter mit ihrer Macht den Laut seines Wieherns, damit es niemand hörte, und legten ihre Hände unter seine Hufe, wo er jedes Mal hintrat.

Nachdem so der Bodhisattva sein herrliches Ross bestiegen und Channa dessen Schweif hatte ergreifen lassen, kam er um Mitternacht zum großen Stadttor. Nun hatte aber der König gedacht: „So wird der Bodhisattva auf keine Art das Stadttor öffnen und entweichen können“, und hatte es so eingerichtet, dass jeder der beiden Torflügel nur von tausend Mann zu öffnen war. Der Bodhisattva aber, mit Stärke und Kraft ausgestattet, besaß, nach Elefanten gerechnet, die Kraft von zehntausend Millionen Elefanten, nach Menschen gerechnet, die Kraft von hunderttausend Millionen Menschen. Da dachte er: „Wenn das Tor heute nicht aufgeht, werde ich, während ich auf Kanthakas Rücken sitze, vereint mit Channa, der des Rosses Schweif hält, mit den Schenkeln das Ross zusammenpressen und im Sprung über die achtzehn Ellen hohe Mauer hinüberkommen.“ Channa wiederum dachte: „Wenn das Tor nicht offen ist, werde ich den Prinzen auf meine Schultern sich setzen lassen; ich selbst werde Kanthaka mit der rechten Hand um den Bauch nehmen, den Sattelgurt fassen und im Sprunge über die Mauer hinüberkommen.“ Kanthaka aber dachte: „Wenn das Tor nicht offen ist, werde ich meinen Herrn, der auf meinem Rücken sitzt, zugleich mit Channa, der meinen Schweif gefasst hält, emporheben und im Sprunge über die Mauer hinüberkommen.“ Wenn nun das Tor nicht offen gewesen wäre, hätte der eine oder der andere von den dreien es so gemacht, wie er es sich ausgedacht hatte. Aber eine an dem Tore wohnende Gottheit öffnete das Tor. —

In diesem Augenblicke dachte Mara [153]: „Ich will den Bodhisattva zur Umkehr bewegen“, und in der Luft stehend rief er: „Ehrwürdiger, gehe nicht fort! Nach sieben Tagen wird sich dir das Rad der Weltherrschaft [154] zeigen; du wirst die Herrschaft über die von zweitausend Inseln umgebenen vier Erdteile erlangen. Kehre um, Ehrwürdiger!“ Jener sagte: „Wer bist du?“ „Ich bin Vasavatti“, antwortete Mara. Da sprach der Bodhisattva: „Mara, ich erkenne wohl, dass sich mir das Rad der Weltherrschaft zeigen würde; aber ich brauche keine Herrschaft. Ich werde das System der zehntausend Welten aufjauchzen lassen und ein Buddha werden.“ Darauf erwiderte Mara: „Von nun an werde ich in dir jeden Gedanken der Lust oder des Übelwollens oder der Verletzung erkennen, sobald er erdacht ist“; und um einen Fehler an ihm zu entdecken, heftete er sich ohne wegzugehen an ihn wie ein Schatten. Der Bodhisattva aber wies frei von Lust die ihm in Aussicht gestellte Herrschaft über die Welt wie einen Speichelklumpen zurück und verließ unter großer Ehrung die Stadt am Asalhi-Vollmondstage, am letzten Tage der Asalha-Konstellation. —

Da bekam er Lust, die Stadt nochmals anzuschauen. Als aber sein Geist daran dachte, da barst die große Erde, als wolle sie sagen: „O Held, es passt nicht für dich, Halt zu machen und zurückzuschauen“, und drehte sich um wie das Rad eines Töpfers. Der Bodhisattva, der mit dem Antlitz nach der Stadt gewendet dastand und die Stadt anschaute, bezeichnete hierauf an dieser Stelle den Platz für ein Denkmal des Haltmachens von Kanthaka; dann wandte er sein Ross nach dem Weg, der einzuschlagen war, und ritt fort unter großer Ehrung und mit außerordentlicher Herrlichkeit. Damals nämlich trugen Gottheiten vor ihm sechzigtausend Fackeln, hinter ihm sechzigtausend, auf der rechten Seite sechzigtausend und auf der linken Seite sechzigtausend. Andere Gottheiten trugen am Rande des Horizontes [wörtlich: "am Rande des Weltsystems"] unzählige Fackeln; andere Gottheiten, sowie Nagas, Supannas und andere Wesen gingen einher und verehrten ihn mit himmlischen Wohlgerüchen, Kränzen, duftenden Körnern und Weihrauch. Auch mit Paricchattaka-Blumen [156] war die ganze Luft erfüllt, wie zur Zeit des starken Regens mit Wasserströmen. Himmlische Gesänge erschallten; auf allen Seiten ertönten immer acht Instrumente und sechzig Instrumente, im ganzen achtundsechzigmal hunderttausend Instrumente; es ertönte ein Schall wie im Innern des Meeres, wenn eine Wolke Donner herab sendet, oder wie im Innern der Yugandhara-Berge [157], wenn der Ozean daran brüllt.

Indem nun der Bodhisattva in solcher Herrlichkeit vorwärts ritt, durchzog er in einer Nacht drei Königreiche und gelangte, nachdem er dreißig Yojanas zurückgelegt hatte, an das Ufer eines Flusses, der den Namen Anoma hatte. — Warum konnte aber das Ross nicht weitergehen? Freilich konnte es dies, denn es war im Stande, über die ganze Welt hin wie einer, der das Ende des Radkranzes eines auf seiner Nabe stehenden Rades streift, ununterbrochen zu laufen und vor dem Frühmahl wieder zurückzukommen und das für es bereitete Mahl zu verzehren. Damals aber, wo Götter, Nagas, Supannas und andere Wesen in der Luft stehend seinen mit den von ihnen herab geworfenen duftenden Kränzen u. dgl. bis zur Hälfte bedeckten Körper an sich zogen und wo es die aus duftenden Kränzen bestehende Flechte zerreißen musste, entstand für das Ross eine zu große Verzögerung; darum legte es nur dreißig Yojanas zurück.

Als so der Bodhisattva am Ufer dieses Flusses stand, fragte er Channa: „Wie heißt dieser Fluss?“ Channa erwiderte: „Er heißt Anoma (= „der Erhabene“), o Herr.“ Darauf versetzte der Bodhisattva; „Auch unsere Weltflucht wird wahrlich eine erhabene werden“, und er gab dem Rosse ein Zeichen, indem er es mit der Ferse berührte. Das Ross machte einen Sprung und stand am anderen Ufer des Flusses, der acht Usabhas [ungefähr vierzig Ellen] breit war. Nun stieg der Bodhisattva vom Rücken des Pferdes herab, stellte sich auf eine Sandbank, die einer silbernen Platte glich, und sprach zu Channa: „Lieber Channa, nimm meine Schmucksachen und Kanthaka mit und gehe; ich werde die Weltflucht betätigen.“ Channa erwiderte: „Auch ich, Herr, möchte die Welt verlassen.“ Doch der Bodhisattva entgegnete: „Es ist dir nicht erlaubt, die Weltflucht zu betätigen; gehe!“ So wies er ihn dreimal zurück und übergab ihm sodann seine Schmucksachen und Kanthaka.

Jetzt dachte er: „Diese meine Haare passen nicht für einen Bettelmönch; ein anderer aber ist dazu nicht passend, dem Bodhisattva die Haare abzuschneiden. Deshalb werde ich sie mir selbst mit meinem Schwerte abschneiden.“ So sprechend fasste er mit seiner Rechten das Schwert, mit der Linken seine Locken samt dem Haarknoten und schnitt sie ab. Die Haare legten sich in einer Länge von zwei Zoll [158a] von rechts her an seinen Kopf und blieben daran haften; und solange er lebte, blieben sie so lang und ebenso auch sein Bart. Später war es nicht mehr notwendig für ihn, Haare und Bart zu schneiden.

Als nun der Bodhisattva seinen Haarschopf samt dem Knoten gefasst hatte, dachte er: „Wenn ich ein Buddha werde, sollen sie in der Luft bleiben; wenn nicht, so sollen sie zur Erde fallen“, und er warf sie in die Luft empor. Der Edelsteinturban mit dem Haarschopf flog ein Yojana weit empor und blieb in der Luft. Sakka, der König der Götter, schaute mit seinem göttlichen Auge und fing es mit einem ein Yojana messenden Edelsteinkasten auf; diesen stellte er im Himmel der Dreiunddreißig auf mit dem Namen Haaredelsteinschrein.

§272. „Nachdem er abgeschnitten den köstlich duftenden Knoten,
warf er ihn in die Luft, der erste unter den Männern;
in goldnem Kasten nahm ihn auf geneigten Hauptes
Gott Vasava, der tausendäugige.“

Darauf dachte der Bodhisattva: „Diese meine Gewänder aus feiner Baumwolle passen nicht für einen Bettelmönch.“ Da merkte der Erzengel Ghatīkāra [159], der zur Zeit, da Kassapa der Buddha war, des Bodhisattva Freund gewesen war und dessen Freundschaft in der ganzen Zeit bis zum Auftreten des nächsten Buddha nicht abgenommen hatte, folgendes: „Heute vollbringt mein Freund die große Weltentsagung; ich will die Ausrüstung eines Bettelmönchs nehmen und damit zu ihm hingehen.“

§273. „Die drei Gewänder und die Schale,
das Schermesser, Nadel und Gürtel,
dazu der Seiher: diese acht
braucht ein der Andacht ergebner Mönch.“

Diese acht Ausrüstungsgegenstände eines Bettelmönchs nahm er also und gab sie ihm. Der Bodhisattva legte die Abzeichen der Heiligen an und nahm die erhabene Kleidung des Mönchsstandes in Empfang. Dann sprach er: „Channa, teile in meinem Namen meinen Eltern mit, dass ich mich wohl befinde“, und schickte ihn fort. Channa bezeigte dem Bodhisattva seine Verehrung, umwandelte ihn von rechts und ging weg. Kanthaka aber stand da und hörte die Stimme des Bodhisattva, wie er mit Channa redete; und er dachte: „Ich werde jetzt meinen Herrn nicht mehr sehen.“ Er ging außer Sehweite, und da er seinen Kummer nicht zu ertragen vermochte, brach ihm das Herz und er starb. Im Himmel der dreiunddreißig Götter wurde er als ein Göttersohn mit Namen Kanthaka wiedergeboren. — Nun hatte Channa zuerst einen Schmerz; durch Kanthakas Tod aber wurde er von einem zweiten Schmerze niedergedrückt. Weinend und trauernd kehrte er zur Stadt zurück.


§B2.7 (Die Jahre der Askese)

Nachdem so der Bodhisattva die Weltflucht betätigt hatte, — in dieser Gegend ist ein Mangowald namens Anupiya, — verweilte er dort sieben Tage, des Glücks der Weltflucht sich erfreuend; dann legte er an einem Tage dreißig Yojanas zu Fuße zurück und gelangte nach Rājagaha. Er betrat die Stadt und machte dort der Reihe nach seinen Almosengang. Die ganze Stadt kam beim Anschauen der Schönheit des Bodhisattva in eine Erregung, als wenn Dhanapalaka [160] nach Rājagaha oder als wenn der Fürst der Asuras [161] in die Götterstadt hineingekommen wäre. Die Leute des Königs gingen zu diesem hin und meldeten ihm: „O Fürst, ein so beschaffenes Wesen macht in der Stadt seinen Almosengang; ob es ein Gott oder ein Mensch oder ein Naga oder ein Supanna ist, wissen wir nicht.“ Als der König auf seinem Söller stehend den großen Mann sah, wurde er erstaunt über dies Wunder und er befahl seinen Leuten: „Gehet, sag ich, und untersucht es! Wenn es ein Dämon ist, so wird er, sobald er die Stadt verlassen, verschwinden; wenn es ein Gott ist, wird er in die Luft emporsteigen; wenn es ein Naga ist, wird er in der Erde verschwinden; wenn es aber ein Mensch ist, so wird er die Speise verzehren, wie er sie erhalten hat.“

Der große Mann aber hatte, als er sein Speisengemisch zusammengebracht, gemerkt: „Genug ist soviel für mich zur Nahrung“; er verließ die Stadt durch dasselbe Tor, durch das er sie betreten, setzte sich in den Schatten des Berges Pandava nach Osten gewendet und begann, die Speise zu verzehren. Da drehten sich ihm die Eingeweide um und es sah aus, als sollten sie ihm zum Munde herauskommen. Weil er in dieser Existenz ein solches Essen auch mit den Augen noch nicht gesehen hatte, wurde er durch das ekelhafte Mahl bedrückt; aber er gab sich selbst folgende Ermahnung von sich aus: „Siddhattha, obwohl du in einer Familie, wo du Speise und Trank leicht erhieltest, und an einem Orte geboren warst, wo du Speise aus dreijährigem duftendem Reis mit höchstem Wohlgeschmack verzehrtest, dachtest du doch, als du einen in gesammelte Lumpen gekleideten Mann sahest: ‘Wann werde wohl ich ein solcher werden und mir Almosen sammeln und sie verzehren? Wird für mich wohl diese Zeit kommen?’, und du zogest fort. Jetzt aber, was tust du da?“ Als er sich so selbst zuredete, verlor er den Ekel und verzehrte das Mahl.

Als die Leute des Königs diese Begebenheit bemerkten, gingen sie hin und meldeten es dem Könige. Da der König das Wort der Boten hörte, verließ er rasch die Stadt und ging zu dem Bodhisattva hin; befriedigt über dessen würdiges Auftreten übertrug er dem Bodhisattva seine ganze Macht. Der Bodhisattva aber sagte zu ihm: „O Großkönig, mich verlangt nicht nach der Lust zum Besitz oder nach der Lust zu Vergnügungen; weil ich nach der höchsten völligen Erleuchtung strebe, bin ich fortgezogen.“ Obwohl ihn der König auf mancherlei Art bat, erhielt er doch nicht seine Zustimmung. Darauf sprach er: „Sicherlich wirst du ein Buddha werden; wenn du aber Buddha geworden, so musst du zuerst in mein Reich kommen.“

Dies ist der kurze Bericht; ausführlich aber kann man dies kennen lernen, wenn man jenes Lehrstück von der Weltentsagung „die Weltentsagung will ich preisen, wie sie ausführt' der Einsichtsvolle“, [Gemeint ist das Pabbajja-Sutta des Sutta-Nipata III.1] mit seinem Kommentar zusammen betrachtet.

Nachdem der Bodhisattva dem Könige seine Zustimmung gegeben, kam er, während er der Reihe nach seinen Almosengang machte, zu Alara Kalama und zu Uddaka, dem Sohne des Rama, und erlangte bei diesen die Vollkommenheiten [163]. Da er aber merkte: „Dies ist nicht der Weg zur Erleuchtung“, betrieb er nicht weiter die Betätigung dieser Vollkommenheiten, sondern um der Welt der Götter und Menschen seine Kraft und seinen Entschluss zu zeigen, wollte er ein großes Streben betätigen. Er ging nach Uruvela, und weil er dachte: „Lieblich fürwahr ist dieses Fleckchen Erde“, nahm er dort seinen Aufenthalt und betätigte hier sein ernstes Ringen. —

Die fünf Bettelmönche aber, die Kondanna zu ihrem Haupte hatten und die in Dörfern, Flecken und Königsstädten ihre Almosen sammelten, trafen dort den Bodhisattva. Während dieser nun sechs Jahre lang das ernste Streben betätigte, dachten diese Mönche immer: „Jetzt wird er ein Buddha werden, jetzt wird er ein Buddha werden“; und indem sie ihm durch Reinigen seiner Zelle und ähnliche große und kleine Dienste aufwarteten, blieben sie bei ihm.

Der Bodhisattva aber dachte: „Ich will die vollkommene Ausübung schwerer Werke betätigen“, und ernährte sich von einem einzigen Sesamkorn, Reiskorn u. dgl. Er enthielt sich auch ganz der Nahrung und wies die Götter zurück, die ihm durch die Poren der Haut Labung zuführen wollten. Da wurde infolge dieser Nahrungsenthaltung sein Leib äußerst mager; sein goldfarbener Körper wurde schwärzlich und die zweiunddreißig Zeichen eines großen Mannes wurden verhüllt.

Einmal versenkte er sich in atemlose Ekstase; da wurde er von großen Schmerzen heimgesucht und sank ohnmächtig am Ende seines Wandelganges nieder. Da sagten einige Gottheiten: „Gestorben ist der Asket Gotama“; andere sagten: „Dies ist nur ein Zustand der Heiligen.“ Darauf gingen diejenigen, die gedacht hatten: „Er ist gestorben“, hin und meldeten dem Großkönige Suddhodana: „Euer Sohn ist gestorben.“ Der König fragte: „Ist mein Sohn gestorben, nachdem er Buddha geworden oder nachdem er es noch nicht geworden?“ Sie antworteten: „Er war nicht im Stande, Buddha zu werden; er fiel an der Stelle, wo er sein Ringen betätigte, nieder und starb.“ Als dies der König hörte, wies er sie zurück mit den Worten: „Ich glaube es nicht; es ist nicht möglich, dass mein Sohn vor Erlangung der Erleuchtung stirbt.“ „Warum aber glaubte dies der König nicht?“ könnte man fragen. Weil er die Wunder gesehen hatte an dem Tage, da der Asket Kāḷadevala veranlasst wurde, ihm seine Verehrung zu bezeigen, und am Fuße des Rosenapfelbaumes. — Als der Bodhisattva das Bewusstsein wieder erlangt hatte und aufgestanden war, kamen die Gottheiten wieder und meldeten dem Könige: „Dein Sohn ist gesund, o Großkönig.“ Der König erwiderte: „Ich weiß, dass mein Sohn nicht gestorben ist.“

Während aber das große Wesen sechs Jahre lang die harten Werke ausführte, war diese Zeit so, wie wenn man in die Luft Knoten machen würde [164]. Da dachte es: „Dies Ausführen schwerer Werke ist nicht der Weg zur Erleuchtung“; und um gehörige Nahrung zu sich zu nehmen, machte es in Dörfern und Flecken einen Almosengang und nahm Speise zu sich. Da wurden die zweiunddreißig Abzeichen eines großen Mannes an ihm wieder sichtbar und sein Körper wurde goldfarbig. Die Fünfzahl-Mönche aber dachten: „Während dieser sechs Jahre lang Askese übte, hat er die Allwissenheit nicht erlangen können; wie wird er es jetzt können, wo er in Dörfern u. dgl. nach Almosen umherwandelt und reichliche Speise zu sich nimmt? Er ist ein Vielesser, er ist abgekommen von seinem Streben. Wie wenn einer sein Haupt waschen möchte und nach einem Tautropfen sucht, so ist es, wenn wir bei ihm nach der Erkenntnis suchen. Was sollen wir mit ihm?“ Und sie verließen den großen Mann, nahmen jeder seine Almosenschale und sein Obergewand, legten einen Weg von achtzehn Yojanas zurück und gelangten nach Isipatana.


§B2.8 (Der Tag der Erleuchtung)

Zu dieser Zeit aber lebte zu Uruvela eine Frau namens Sujātā, die im Flecken Senani im Hause des Gutsbesitzers Senani geboren war. Als sie als Mädchen herangewachsen war, machte sie an einem Nigrodha-Baum folgendes Gelübde: „Wenn ich in eine Familie von gleichem Rang komme und bei der ersten Entbindung einen Sohn bekomme, werde ich alljährlich für dich hunderttausend Geldstücke für eine Opfergabe ausgeben.“ Dies ihr Gelübde ging in Erfüllung. Als nun, während das große Wesen seine Askese ausübte, das sechste Jahr vollendet war, wollte sie im Monat Visakha [ungefähr dem Mai entsprechend] zur Vollmondszeit ihr Opfer darbringen. Sie ließ zuerst tausend Kühe in einem Honigsprossenwalde weiden, gab dann deren Milch fünfhundert Kühen zu trinken, deren Milch wieder zweieinhalbhundert Kühen und so fort, bis von sechzehn Kühen die Milch acht Kühe tranken. Da sie nach Dicke, Süße und Stärke der Milch verlangte, bewirkte sie diese so genannte Umdrehung der Milch. —

Am Vollmondstage des Visakha-Monates dachte sie schon früh: „Ich will das Opfer vollbringen“; sie stand noch in der Nacht zur Zeit der Morgendämmerung auf und ließ diese acht Kühe melken. Die Kälber kamen nicht zu den Eutern der Kühe. Sobald aber an die Euter neue Gefäße gebracht waren, brachen durch ihre eigene Kraft Milchströme hervor. Als Sujātā dies Wunder bemerkte, nahm sie mit eigner Hand die Milch, schüttete sie in ein neues Gefäß, machte mit eigener Hand Feuer und begann zu kochen. Während dieser Reisbrei gekocht wurde, erhoben sich lauter große Blasen und liefen nach rechts gewendet umher. Kein einziges Tröpflein lief heraus; auch vom Herde stieg nicht der geringste Rauch auf. Zu dieser Zeit kamen die vier Welthüter und übernahmen die Wache an dem Herde. Der große Brahma trug den weißen Sonnenschirm; Sakka setzte Feuerbrände zusammen und zündete Feuer an. Die Gottheiten sammelten göttliche Würze, die in den vier Erdteilen und den sie umgebenden zweitausend Inseln für Götter und Menschen ausreichte, sowie man eine an einem Stock befestigte Honigmenge zusammendrückt und wegnimmt, und warfen sie da hinein. Zu anderen Zeiten nämlich flößten ihm die Gottheiten immer eine Handvoll göttliche Würze ein; am Tage der völligen Erleuchtung aber und am Tage, da er zum völligen Nirvana einging, warfen sie dieselbe schon in den Kochtopf selbst.

Als nun Sujātā an dem einen Tage die ihr dort kund gewordenen mancherlei Wunder bemerkte, sprach sie zu ihrer Sklavin Punna (puṇṇā): „Liebe Punna, heute ist unsere Gottheit überaus befriedigt. Ich habe noch nie während so langer Zeit ein solches Wunder gesehen. Gehe schnell hin und ehre den Platz der Gottheit.“ Jene nahm mit den Worten: „Es ist gut, Edle“, deren Auftrag entgegen und ging ganz rasch zum Fuße des Baumes. —

Der Bodhisattva aber hatte in dieser Nacht fünf große Traumgesichte gehabt; als er darüber nachdachte, zog er den Schluss: „Unzweifelhaft werde ich heute Buddha werden.“ Nach Ablauf dieser Nacht besorgte er seine Körperpflege, und indem er die Zeit des Almosenganges erwartete, kam er in der Frühe herbei und setzte sich an dem Fuße jenes Baumes nieder, mit seinem Glanze den ganzen Baum beleuchtend.

Da kam diese Punna herbei und sah den Bodhisattva am Fuße des Baumes sitzen, wie er die östliche Weltgegend betrachtete. Und als sie bemerkte, wie von den von seinem Körper ausgehenden Strahlen der ganze Baum goldfarbig geworden war, kam ihr folgender Gedanke: „Heute ist unsere Gottheit vom Baume herabgestiegen und hat sich niedergesetzt, um eigenhändig das Opfer entgegenzunehmen, glaub ich.“ Ganz aufgeregt ging sie schnell hin und meldete Sujātā diese Begebenheit. Als Sujātā ihr Wort vernahm, wurde sie voll Freude und mit den Worten: „Von heute an sollst du den Platz meiner ältesten Tochter einnehmen“, gab sie ihr den ganzen einer Tochter zukommenden Schmuck. Weil aber an dem Tage, an dem einer zum Buddhatum gelangt, es sich für ihn ziemt, eine goldene Schüssel zu erhalten, die hunderttausend Geldstücke wert ist, darum kam ihr der Gedanke: „Ich will den Reisbrei in eine goldene Schüssel hineintun“; sie ließ eine goldene Schüssel holen, die hunderttausend Geldstücke wert war. Indem sie nun den Reisbrei da hineintun wollte, drehte sie den Kochtopf um. Da drehte sich der ganze Reisbrei, wie an Lotosblättern das Wasser, um und stand in der Schüssel; es war gerade soviel, dass die eine Schüssel damit angefüllt war. Darum bedeckte sie diese Schüssel mit einer anderen goldenen Schüssel und verhüllte diese mit einem Gewande; sie selbst zierte ihre Person mit allem Schmuck, setzte dann die Schüssel auf ihr Haupt und ging mit großer Macht nach dem Fuße des Nigrodha-Baumes.

Als sie den Bodhisattva erblickte, meinte sie voll großer Freude, er sei die Baumgottheit; von der Stelle aus, wo sie ihn gesehen, ging sie immer sich verneigend, nahm von ihrem Haupte das Gefäß herab, öffnete es, nahm mit einem goldenen Gefäße Wasser, das mit duftenden Blumen wohlriechend gemacht war, ging damit zu dem Bodhisattva hin und blieb dort stehen. In diesem Augenblicke verschwand die von dem Erzengel Ghatīkāra geschenkte irdene Almosenschale, die so lange Zeit den Bodhisattva nicht verlassen hatte. Als der Bodhisattva seine Almosenschale nicht mehr sah, streckte er seine rechte Hand aus und nahm das Wasser in Empfang. Sujātā aber legte den Reisbrei zugleich mit der Schüssel in die Hand des großen Wesens. Der große Mann sah Sujātā an. Diese bemerkte seinen Blick und bezeigte ihm ihre Verehrung, indem sie sagte: „Edler, nehmt das von mir Euch Gespendete an und geht dann nach Wunsch!“ Sie fügte hinzu: „Wie mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist, so soll auch der Eure erfüllt werden.“ Nach diesen Worten ging sie fort, ohne nach der hunderttausend Geldstücke werten Goldschüssel sich umzusehen, als sei es ein verdorrtes Blatt.

Der Bodhisattva aber erhob sich von dem Orte, wo er saß, umwandelte den Baum von rechts und begab sich mit der Schüssel nach dem Ufer des Neranjara-Flusses. An demselben Tage, an dem so viele Tausend Bodhisattvas zur völligen Erleuchtung kamen, stieg er in das Wasser hinab — dort ist eine Badestelle, die Suppatitthita-Furt [die gut Zugängliche] mit Namen; nachdem er an deren Ufer die Schüssel hingestellt, stieg er hinab — badete dort und zog sich die Flagge der Heiligen an, die Bekleidung für viele hunderttausend Buddhas. Nach Osten gewendet setzte er sich nieder, machte neunundvierzig Klumpen von der Größe einer Frucht der einkernigen Fächerpalme und verzehrte den ganzen Honig-Reisbrei mit wenig Flüssigkeit. Dies war nämlich für ihn, während er nach Erlangung der Buddhawürde siebenmal sieben Tage in der Erleuchtungsfläche verweilte, für neunundvierzig Tage seine Nahrung; so lange Zeit hindurch gab es für ihn keine andere Speise noch ein Bad noch Abwaschen des Gesichts noch eine Pflege des Körpers, sondern im Glück der Ekstase, im Glück des Weges und im Glück der Frucht [167] lebte er nur.

Nachdem er aber diesen Reisbrei verzehrt, nahm er die goldene Schüssel, und indem er sagte: „Wenn ich heute Buddha zu werden im Stande bin, soll diese Schüssel gegen den Strom schwimmen; wenn ich nicht dazu im Stande bin, soll sie mit dem Strome schwimmen“, warf er sie weg. Sie durchbrach die Strömung und kam in die Mitte des Flusses; und nachdem sie gleich einem mit Schnelligkeit begabten Rosse eine Strecke von achtzig Ellen gegen den Strom zurückgelegt hatte, tauchte sie in einer Höhlung unter und gelangte in die Behausung des Naga-Königs Kala. Hier stieß sie, indem sie „kili, kili“ machte, an die Speiseschüsseln von drei Buddhas und blieb als allerunterste von ihnen stehen. Als der Naga-König Kala diesen Laut hörte, dachte er: „Gestern ist ein Buddha erstanden, heute ist wieder einer erstanden“, und er blieb stehen, indem er ihn mit vielen hundert Versen pries. — Für ihn aber, als er von der großen Erde die Luft auf eine Entfernung von einem Yojana und drei Gavutas erfüllend hinaufstieg, war heute oder gestern gleich. —

Nachdem nun der Bodhisattva am Flussufer in einem schön blühenden Sala-Walde den Tag verbracht hatte, ging er gegen Abend zur Zeit, da die Blumen sich von ihrem Stängel lösen, auf einem von den Gottheiten geschmückten, acht Usabhas breiten Wege, wie ein Löwe aufspringend, nach dem Bodhi-Baume hin. Die Nagas, die Dämonen und die Supannas bezeigten ihm mit himmlischen Wohlgerüchen, Blumen u. dgl. ihre Verehrung, göttliche Lieder ertönten; das ganze System der zehntausend Welten war ein Wohlgeruch, eine Girlande, eine Bewillkommnung.

Zu dieser Zeit kam ein Grasholer namens Sotthiya mit Gras ihm entgegen; er erkannte an ihm den Anschein eines großen Mannes und schenkte ihm acht Handvoll Gras. Der Bodhisattva nahm das Gras, stieg damit in den Erleuchtungskreis hinauf und stellte sich auf die Südseite nach Norden hin gewendet. In diesem Augenblick senkte sich die südliche Weltgegend nach unten und war, als sei sie bis in die Avici-Hölle gesunken; die nördliche Weltgegend sprang in die Höhe und war, als sei sie bis in den obersten Himmel hinaufgestiegen. Da dachte der Bodhisattva: „Dies wird nicht die Stelle sein, wo man die völlige Erleuchtung erlangt, glaub ich.“

Er umwandelte sie von rechts, ging nach der Westseite und stellte sich dorthin nach Osten gewendet. Da senkte sich die westliche Weltgegend nach unten und es war, als sei sie bis in die Avici-Hölle versunken; die östliche Weltgegend aber sprang in die Höhe und es war, als sei sie bis in den höchsten Himmel erhoben. Denn immer an dem Orte, wo er stand, beugte sich die große Erde ganz hinab wie ein großes Wagenrad, das auf seiner Nabe liegt, wenn der Rand des Radkranzes zu Boden getreten ist. Der Bodhisattva dachte: „Auch dies wird nicht der Ort sein, wo man die völlige Erleuchtung erlangt, glaub ich“.

Er umwandelte sie von rechts, ging nach der Nordseite und stellte sich hin, nach Süden gewendet. Da senkte sich die nördliche Weltgegend hinunter und es war, als sei sie bis zur Avici-Hölle gelangt; die südliche Weltgegend aber sprang in die Höhe und es war, als sei sie bis in den höchsten Himmel hinaufgekommen. Der Bodhisattva dachte: „Auch dies wird nicht der Ort sein, wo man zur völligen Erleuchtung gelangt, glaub ich“.

Er umwandelte die Stelle von rechts, ging nach der Ostseite hin und stellte sich dort auf, nach Westen gewendet. Auf der Ostseite aber ist der Ort für den Sitz aller Buddhas; diese zitterte nicht und wankte nicht. Da merkte das große Wesen: „Dies ist der von allen Buddhas nicht verlassene, nicht wankende Ort; dies ist der Ort, wo man den Käfig der Lüste zerstört.“ Es nahm die Gräser an der Spitze und streute sie aus. Sogleich entstand ein Polstersitz von sechzehn Ellen. Die Gräser legten sich aber in solcher Ordnung hin, wie sie auch ein sehr geschickter Maler oder Tonbildner nicht hätte aufzeichnen können. Darauf ließ der Bodhisattva den Stamm des Bodhi-Baumes in seinem Rücken und fasste, nach Osten hin gewendet, folgenden festen Entschluss: „Gern sollen meine Haut, meine Muskeln und meine Knochen austrocknen, dazu soll in meinem Körper das Fleisch und das Blut vertrocknen; ich werde aber diesen Sitz nicht aufgeben, ohne die völlige Erleuchtung erreicht zu haben.“ So nahm er die Stellung mit gekreuzten Beinen ein, die unbesiegliche, selbst durch das Zusammentreffen von hundert Donnerkeilen unzerstörbare, und setzte sich nieder. —


§B2.9 (Der Angriff des Mara)

Zu dieser Zeit dachte der Göttersohn Mara: „Der Prinz Siddhattha will meiner Gewalt entkommen; ich werde ihn nicht entkommen lassen.“ Er ging zu Maras Heer hin, verkündete ihm dies, und nachdem er den Streitruf Maras hatte erheben lassen, ging er mit Maras Heer fort. Dies Heer des Mara erstreckte sich vor Mara zwölf Meilen [Yojana] weit nach rechts und links auch zwölf Meilen, hinten aber stand es bis zum Ende der Welt; nach oben war es neun Meilen hoch. Wenn es schrie, so ließ sich der Laut dieses Schreies von tausend Meilen her so deutlich hören wie der Laut des Berstens der Erde. Darauf bestieg der Göttersohn Mara seinen Elefanten namens Girimekhala, der anderthalbhundert Meilen groß war, machte sich tausend Arme und ergriff mannigfache Waffen. Auch von dem übrigen Gefolge des Mara ergriffen nicht zwei Leute die gleiche Waffe, sondern mit mannigfaltigem Aussehen und mannigfaltigem Antlitz kamen sie herbei, das große Wesen überdeckend. Aus den zehntausend Weltsystemen aber standen die Gottheiten da und sagten Lobsprüche auf das große Wesen. Der Götterkönig Sakka stand da und blies die Muscheltrompete Vijayuttara. Diese Muscheltrompete nämlich war zweitausend Ellen groß; wenn man sie einmal hatte Wind fassen lassen, so konnte sie beim Blasen vier Monate lang Ton geben und wurde dann erst wieder tonlos.

Der Naga-König Mahākāla stand dabei, indem er mit viel hundert Versen den Ruhm von jenem verkündete. Der große Brahma stand dabei und hielt den weißen Sonnenschirm. Sobald aber das Heer Maras nach dem Erleuchtungskreise kam, vermochte kein einziger davon, stehen zu bleiben, sondern auf der Stelle, sobald sie ihn erblickten, liefen sie davon. Da tauchte der Naga-König Kala in die Erde unter, begab sich in seinen fünfhundert Meilen großen Manjerika-Palast und legte sich nieder, indem er mit beiden Händen sein Antlitz bedeckte. Sakka nahm seine Muscheltrompete auf den Rücken und stellte sich an den Rand der Welt. Der große Brahma stellte den weißen Sonnenschirm an das Ende der Welt und kehrte in die Brahma-Welt zurück. Keine einzige Gottheit vermochte dort zu bleiben. Das große Wesen blieb allein zurück.

Da sprach Mara zu seinem Gefolge: „Ihr Lieben, es gibt keinen andren Mann, der Siddhattha, dem Sohne des Suddhodana, gleicht. Wir werden nicht vor seinem Angesicht den Kampf unternehmen können, aber von hinten werden wir ihn unternehmen.“ Der große Mann aber sah nach drei Seiten und merkte, dass sie infolge des Weglaufens aller Gottheiten leer waren. Abermals aber sah er, wie von der Nordseite her Maras Heer heranstürmte, und er dachte: „Diese so vielen Leute machen um meinetwillen allein diese große Bemühung und Anstrengung. An diesem Orte sind nicht meine Eltern oder ein Bruder oder irgendein anderer Verwandter von mir. Diese zehn Vollendungen aber gleichen einem Gefolge, das ich lange erhalten habe. Darum will ich die Vollendungen zu meinem Schilde machen und mit dem Schwerte der Vollendungen sie treffen; so ziemt es mir, dies Heer zu vernichten.“ Und er setzte sich nieder, indem er über die zehn Vollendungen nachdachte.

Darauf dachte der Göttersohn Mara: „So werde ich Siddhattha zur Flucht veranlassen“, und ließ einen Wirbelwind sich erheben. In demselben Augenblick erhoben sich die den Osten und die andern Weltgegenden durchbrechenden Winde; aber obwohl sie im Stande waren, Bergspitzen von der Größe einer halben Meile oder von zwei Meilen oder drei Meilen zu zerschmettern, die Sträucher und Bäume des Waldes u. dgl. zu entwurzeln und überall die Dörfer und Flecken in Staub zu verwandeln, erreichten sie infolge der Tugendstärke des Helden mit geschwächter Kraft den Bodhisattva und konnten nicht einmal den Zipfel seines Gewandes bewegen. —

Darauf dachte Mara: „Mit Wasser will ich ihn überschütten und ihn so töten“, und er ließ einen großen Regen entstehen. Durch dessen Macht erhoben sich Regenwolken, die übereinander hundert Hüllen oder tausend Hüllen u. dgl. durchbrechen konnten, und gossen ihren Regen aus. Durch die Gewalt der Regenströme wurde die Erde durchlöchert; über den Bäumen des Waldes kam die große Flut daher, doch konnte sie am Gewande des großen Wesens nicht so viel, wie ein Tautropfen groß ist, benetzen. —

Darauf erregte er einen Steinregen. Ganz große Bergspitzen kamen rauchend und sprühend durch die Luft herbei; als sie aber zu dem Bodhisattva gelangten, wurden sie zu einem Ballen himmlischer Kränze. —

Darauf erregte er einen Regen von durchbohrenden Waffen. Einschneidige und zweischneidige Schwerter, Speere, Bogen u. dgl. kamen rauchend und sprühend durch die Luft daher; als sie aber den Bodhisattva erreichten, waren sie göttliche Blumen. —

Darauf erregte er einen Regen glühender Kohlen. Rot wie Kimsuka-Blumen [Blüte des Baumes Butea frondosa] kamen die glühenden Kohlen durch die Luft daher; zu den Füßen des Bodhisattva aber zerstreuten sie sich, zu göttlichen Blumen geworden. —

Darauf erregte er einen glühenden Aschenregen. Die glühende, wie Feuer aussehende Asche kam durch die Luft daher; zu den Füßen des Bodhisattva aber fiel sie als Sandelpulver nieder. —

Darauf erregte er einen Sandregen. Die ganz feinen Staubwolken kamen rauchend und sprühend durch die Luft herbei; zu den Füßen des Bodhisattva aber fielen sie als göttliche Blumen nieder. —

Darauf erregte er einen Schmutzregen. Der Schmutz kam rauchend und sprühend durch die Luft; zu den Füßen des Bodhisattva aber fiel er als himmlische Salbe nieder. —

Dann dachte er: „Damit will ich Siddhattha erschrecken und ihn zur Flucht veranlassen“, und er erregte eine Finsternis. Sie wurde zu einer vierfachen großen Dunkelheit; als sie aber an den Bodhisattva herankam, verschwand die Finsternis, als wäre sie von den Strahlen der Sonne getroffen.

Als so Mara mit diesen neun Überschüttungen, dem Wind, Regen, Steinregen, Waffenregen, Kohlenregen, Aschenregen, Sandregen, Schmutzregen und der Finsternis, den Bodhisattva nicht zur Flucht veranlassen konnte, rief er: „Warum, sag ich, bleibt ihr stehen? Fasst diesen Prinzen, schlagt ihn und treibt ihn in die Flucht!“ Nachdem er dies seinem Gefolge befohlen, kam er selbst auf der Schulter seines Elefanten Girimekhala sitzend mit seiner Radwaffe [169] auf den Bodhisattva zu und sprach: „Siddhattha, stehet von diesem Sitze auf! Er gehört nicht Euch, mir kommt er zu.“ Als das große Wesen dessen Worte hörte, antwortete es: „Mara, du hast nicht die zehn Vollendungen erfüllt, weder die Nebenvollendungen noch die äußersten Vollendungen. Du hast auch nicht die fünf Aufopferungen geübt; du hast nicht den Wandel zur Erkenntnis, nicht den Wandel zum Heile der Welt und nicht den Wandel zur Erleuchtung betätigt. Dieser Sitz kommt nicht dir zu; mir allein kommt er zu.“

Da konnte der zornige Mara die Gewalt seines Zornes nicht ertragen, sondern er schleuderte auf den Helden seine Radwaffe; diese aber blieb über ihm, da er über die zehn Vollendungen nachdachte, als ein Kranzbaldachin stehen. Dieses mit Rasiermessern besetzte Rad schnitt sonst, wenn es von ihm im Zorne geschleudert wurde, Säulen aus einem einzigen festen Stein bestehend wie Bambussprossen durch. Als es jetzt aber über ihm als Kranzbaldachin stehen blieb, dachte das übrige Gefolge Maras: „Jetzt wird er von seinem Sitze aufstehen und entfliehen“, und sie schleuderten lauter große Felsspitzen nach ihm; diese aber wurden, während der Held über die zehn Vollendungen nachdachte, zu einem Kränzehaufen und fielen so zu Boden. Die am Rande der Welt stehenden Gottheiten streckten den Hals aus, hoben den Kopf empor und blickten hin, indem sie dachten: „Verloren fürwahr, ach, ist des Prinzen Siddhattha zur höchsten Schönheit gelangte Person; was wird er wohl tun?“

Nachdem darauf der Held gesagt hatte: „Der Sitz, den die Bodhisattvas, welche die Vollendungen erfüllt haben, am Tage ihrer völligen Erleuchtung erhalten, gehört mir“, sprach er zu dem dastehenden Mara: „Mara, wer ist der Zeuge für dich, dass du Almosen gespendet hast?“ Mara erwiderte: „Diese alle sind meine Zeugen“, und streckte nach Maras Heere die Hand aus. In diesem Augenblicke verbreitete sich der Ruf: „Ich bin der Zeuge, ich bin der Zeuge“, und es war ein Getöse, als wollte die Erde bersten. Darauf fragte Mara den Helden: „Siddhattha, wer ist aber Zeuge für dich, dass du Almosen gespendet?“ Der Held erwiderte: „Du hast dafür, dass du Almosen gespendet, mit Vernunft begabte Zeugen; ich aber habe ja an diesem Orte keinen mit Vernunft begabten Zeugen. Doch abgesehen davon, dass ich in meinen übrigen Existenzen Almosen gespendet habe, — als ich mich aber in meiner Existenz als Vessantara befand, dass ich da ein siebenhundertfaches großes Almosen spendete [Jātaka 547 Str.62], dafür ist diese feste, große Erde, wenn sie auch vernunftlos ist, die Zeugin!“ Und indem er aus dem Innern seines Gewandes die rechte Hand herauszog, sprach er: „Dass ich, als ich in der Existenz als König Vessantara lebte, ein siebenhundertfaches großes Almosen spendete, bist du dafür Zeugin oder bist du nicht Zeugin?“, und er streckte die Hand nach der großen Erde aus. Da rief die große Erde: „Ich war damals die Zeugin dafür“, als wolle sie mit hundert Rufen und tausend Rufen und hunderttausend Rufen das Heer Maras überschütten. Während darauf der Held mit den Worten: „Gegeben hast du, Siddhattha, eine große Gabe, die höchste Gabe“, immer wieder die Spende des Vessantara berührte [171], fiel der anderthalbhundert Yojana große Elefant Girimekhala auf die Knie. Da entfloh Maras Heer nach allen Richtungen; es gab keine zwei, die auf demselben Wege gegangen wären. Sie ließen ihren Kopfschmuck, ihre Gewänder und Kleider im Stich und flohen nach allen Richtungen immer geradeaus davon.

Als da die Götterversammlung Maras Heer entfliehen sah, da rief sie: „Mara hat eine Niederlage erlitten, dem Prinzen Siddhattha gehört der Sieg! Wir wollen die Siegverehrung ausführen.“ Die Nagas schickten zu den Nagas, die Supannas zu den Supannas, die Gottheiten zu den Gottheiten, die Brahma-Götter zu den Brahma-Göttern; mit duftenden Kränzen u. dgl. in der Hand gingen sie zu dem Helden hin nach dem Erleuchtungssitze. Als sie aber dorthin gegangen waren,

§274. „Sieg dies bedeutet für den Buddha ruhmerfüllt,
doch für den bösen Mara ist es Niederlage“,
so riefen am Erleuchtungskreise hocherfreut
den Sieg des großen Weisen da die Naga-Scharen.
 
§275. „Sieg dies bedeutet für den Buddha ruhmerfüllt,
doch für den bösen Mara ist es Niederlage“,
so riefen am Erleuchtungskreise hocherfreut
den Sieg des großen Weisen die Supanna-Scharen.
 
§276. „Sieg dies bedeutet für den Buddha ruhmerfüllt,
doch für den bösen Mara ist es Niederlage“,
so riefen am Erleuchtungskreise hocherfreut
den Sieg des großen Weisen da die Götterscharen.
 
§277. „Sieg dies bedeutet für den Buddha ruhmerfüllt,
doch für den bösen Mara ist es Niederlage“,
so riefen am Erleuchtungskreise hocherfreut
den Sieg des großen Weisen da die Brahma-Götter.
 

Die übrigen Gottheiten aus den zehntausend Weltsystemen traten auch hinzu, indem sie mit Kränzen, wohlriechenden Substanzen und Salben ihre Verehrung bezeigten und Loblieder sprachen.


§B2.10 (Die Erleuchtung)

Nachdem so, während die Sonne noch am Himmel stand, der Held Maras Heer gebändigt hatte und von den auf sein Gewand herabfallenden Bodhi-Baum-Sprossen wie mit roten Korallenblättern geehrt wurde, erlangte er in der ersten Nachtwache klar die Erkenntnis seiner früheren Existenzen, in der mittleren Nachtwache das göttliche Auge [172] und in der dritten Nachtwache erreichte er die Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Ursache und Wirkung.

Während er aber den aus zwölf Teilen [173] bestehenden Zusammenhang der Ursachen des Daseins in seinem ganzen Umfang von vorn und von hinten immer wieder erfasste, erzitterte zwölfmal das System der zehntausend Welten bis zum Wasser hin. Als jedoch der Held das System der zehntausend Welten zum Ertönen gebracht und zur Zeit der Morgendämmerung die Erkenntnis der Allwissenheit erfasst hatte, da war das ganze System der zehntausend Welten herrlich geschmückt. Von den am Ostrande der Welt ausgespannten Fahnen und Flaggen trafen die Strahlen den Westrand der Welt; ebenso trafen die Strahlen der Fahnen, die am Westrande der Welt ausgespannt waren, den Ostrand der Welt; die von den am Nordrand der Welt ausgespannten trafen den Südrand der Welt, die von den am Südrand der Welt ausgespannten Fahnen trafen den Nordrand der Welt. Die Strahlen aber von den auf der Erdoberfläche ausgespannten Fahnen und Flaggen trafen die Brahma-Welt und blieben dort; die von den auf der Brahma-Welt befestigten blieben auf der Erdoberfläche haften. In dem ganzen System der zehntausend Welten bekamen die Blütenbäume Blumen, die Fruchtbäume trugen Lasten von Fruchtbündeln. An den Stämmen wuchsen Stammlotosblumen, an den Zweigen Zweiglotosblumen, an den Schlingpflanzen Schlinglotosblumen, in der Luft herabhängende Lotosblumen; die Steinflächen durchbrechend kamen, je sieben übereinander, Stocklotosblumen hervor. Das System der zehntausend Welten drehte sich um und glich einem Ball ausgestreuter Kränze oder einem Bündel schön zusammengebundener Blumen [174]. Im Innern des Weltsystems waren die achttausend Yojanas umfassenden Lokantarika-Höllen [175], obwohl sie zuvor auch von dem Glanze von sieben Sonnen nicht erhellt worden waren, ganz mit Glanz erfüllt; der vierundachtzigtausend Yojanas tiefe große Ozean hatte süßes Wasser, die Flüsse flossen nicht weiter, die Blindgeborenen sahen die Körper, die von Geburt Tauben hörten den Schall, die von Geburt lahmen Krüppel gingen zu Fuß, die Ketten und Bande u. dgl. zerbrachen und fielen ab [176].

Nachdem er so mit unermesslicher Herrlichkeit geehrt war und die mannigfachen Wunderarten sich gezeigt hatten, stieß er, als er die Erkenntnis der Allwissenheit erlangt hatte, folgenden von allen Buddhas nicht unterlassenen begeisterten Ausruf aus:

§278. „Gar vielfache Wiedergeburt
durchwandert' ich und nichts fand ich
beim Suchen nach dem Hauserbauer [178];
elend ist Immer-wieder-Leben.
 
§279. Jetzt seh ich dich, du Hauserbauer,
nicht wieder wirst du bau'n das Haus!
All deine Rippen sind gebrochen,
das Hauses Giebel ist zerstört.
Zum Aufhören mein Sinn sich wandte,
der Lust Zerstörung er erreichte.“
                     Dhp 153-154
 

So ist dieser ganze Teil von dem Tusita-Himmel an bis zu dieser Erlangung der Allwissenheit in dem Erleuchtungskreise als „die nicht ferne Einleitung“ zu bezeichnen.


§B3. Die nahe Einleitung (Santike-nidāna-kathā) [179]

Die nahe Einleitung behandelt aber folgendes: „Der Erhabene verweilte zu Savatthi im Jetavana, dem Kloster des Anāthapindika; er verweilte zu Vesali im Mahavana in der Pagodenhalle“, und weiter: „Während er an den und den Orten verweilte, wurde er an dem und dem Orte aufgenommen.“ Obwohl dies aber so gesagt wird, ist doch auch dies von Anfang an mitzuteilen. —

§B3.1 (Die erste Woche nach der Erleuchtung)

Als der Erhabene seinen begeisterten Ausruf ausgestoßen hatte und so dasaß, kam ihm folgender Gedanke: „Ich wanderte vier Asaṅkheyyas und dazu hunderttausend Weltalter lang um dieses Sitzes willen umher. So lange Zeit hindurch habe ich um dieses Sitzes willen mir das reich geschmückte Haupt vom Halse geschlagen und hergeschenkt, meine schöngeschwärzten Augen und mein Herzfleisch habe ich herausgenommen und hergeschenkt; Söhne wie den Prinzen Jali, Töchter wie die Prinzessin Kanhajina, Gattinnen gleich Maddidevi habe ich anderen zu Sklaven gegeben [erzählt im Vessantara-Jātaka 547, wo der Held selbst seine treue Gattin Gott Sakka schenken will]. Dieser mein Sitz ist der Siegersitz, der beste Sitz. Während ich hier sitze, habe ich meine Vorsätze erfüllt; ich werde noch nicht sogleich von hier aufstehen.“

Indem er so manche hunderttausend Kotis von Vollkommenheiten [181] erreichte, blieb er sieben Tage lang hier sitzen. In Bezug darauf heißt es: „Darauf blieb der Erhabene sieben Tage lang in derselben Stellung (nämlich mit untergeschlagenen Beinen) sitzen, des Glückes der Befreiung sich erfreuend [hier zitierte Stelle ist der Anfang des Mahavagga].“

Da stieg in einigen Gottheiten das Bedenken auf: „Auch heute noch gibt es für Siddhattha Pflichten, die er zu erfüllen hat; denn er gibt nicht das Verweilen bei diesem Sitze auf.“ Der Meister erkannte diesen Gedanken der Gottheiten; um ihre Bedenken zu beruhigen, stieg er in die Luft empor und zeigte ein Doppelwunder. — Denn das Wunder, das er in dem großen Erleuchtungskreise ausübte, und das Wunder, das er bei der Zusammenkunft mit seinen Verwandten tat [182a], sowie das Wunder, das er bei der Zusammenkunft mit dem Sohne des Patika [Patikaputta] ausübte [183], ist ganz dem Doppelwunder gleich, das er am Fuße des Gandamba-Baumes tat [184]. —


§B3.2 (Die zweite Woche nach der Erleuchtung)

Nachdem der Meister mit diesem Wunder das Bedenken der Gottheiten beruhigt hatte, trat er ein wenig auf die Nordostseite, und indem er dachte: „Auf diesem Sitze fürwahr habe ich die Erkenntnis der Allwissenheit erlangt“, betrachtete er seinen Sitz, den Ort, wo er die Frucht der während vier Asaṅkheyyas und hunderttausend Weltaltern betätigten Vollendungen erreicht hatte, mit nicht blinzelnden Augen und brachte so sieben Tage zu. Dieser Ort wurde zum Animisa-Reliquienschrein (= „Nichtblinzel-Reliquienschrein“) [D. h. später wurde zum Andenken ein Reliquiengebäude darüber errichtet].


§B3.3 (Die dritte Woche nach der Erleuchtung)

Darauf machte er zwischen dem Sitze und dem Orte, wo er stand, einen Wandelgang, und indem er in dem von Osten nach Westen sich erstreckenden Edelsteinwandelgang umherwandelte, vollbrachte er sieben Tage. Dieser Ort wurde zu dem Edelsteinwandelgang-Reliquienschrein.


§B3.4 (Die vierte Woche nach der Erleuchtung)

In der vierten Woche aber erschufen die Gottheiten auf der Nordwestseite des Bodhi-Baumes ein Edelsteinhaus (Ratanaghara). Dort setzte er sich mit gekreuzten Beinen nieder, und indem er dort im Einzelnen den Abhidhamma-Pitaka [186], der zum Nirvana führt und von allem die Gründe enthält, überdachte, verbrachte er wieder sieben Tage. —

Die Abhidhammikas [187] aber sagen: das Edelsteinhaus ist ein aus Edelsteinen gemachtes Haus, oder auch der Ort, wo die sieben Teile des Buches erfasst wurden, heißt Edelsteinhaus [188]; weil aber hier die beiden Erklärungen verbunden sind, darum ist dies beides anzuführen. —


§B3.5 (Die fünfte Woche nach der Erleuchtung – Die Versuchung durch Maras Töchter)

Nachdem er so in der Nähe des Bodhi-Baumes vier Wochen verbracht hatte, begab er sich in der fünften Woche nach dem Ajapala-Feigenbaum. Während er hier die Lehre [189] überdachte, saß er auch dort, des Glückes der Loslösung sich erfreuend. —

Zu dieser Zeit dachte sich der Göttersohn Mara: „Obwohl ich ihn so lange Zeit verfolgte und nach einem Fehltritt von ihm ausschaute, sah ich kein Straucheln an ihm; jetzt ist er aus meiner Gewalt herausgekommen.“ Voll Betrübnis setzte er sich an die Heerstraße, und indem er über sechzehn Dinge nachdachte, schrieb er auf den Boden sechzehn Sprüche:

(1.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung im Almosen Spenden; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als ersten Spruch. Dann

(2.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung in der Tugend; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als zweiten Spruch.
(3.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung in der Entsagung; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als dritten Spruch.
(4.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung in der Weisheit; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als vierten Spruch.
(5.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung im Streben; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als fünften Spruch.
(6.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung in der Geduld; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als sechsten Spruch.
(7.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung in der Wahrheit; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als siebten Spruch.
(8.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung im Entschluss; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als achten Spruch.
(9.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung in der Liebe; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als neunten Spruch.
(10.) „Ich erfüllte nicht wie dieser die Vollendung im Gleichmut [190]; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als zehnten Spruch.
(11.) „Ich habe nicht wie dieser die zehn Vollendungen erfüllt, die Grundlagen für die Erreichung der unvergleichlichen, die Sinne übersteigenden Erkenntnis; darum bin ich ihm nicht gleich geworden“; dies schrieb er als elften Spruch. Dann schrieb er:
(12.) „Ich habe nicht wie dieser die zehn Vollendungen erfüllt, die Grundlagen für die Erreichung der unvergleichlichen Erkenntnis der Gedanken und Wünsche; darum bin ich ihm nicht gleich geworden.“ Dies schrieb er als zwölften Spruch.
(13.) „Ich habe nicht wie dieser die zehn Vollendungen erfüllt, die Grundlagen für die Erreichung der Erkenntnis der großen Mitleidsbetätigung; darum bin ich ihm nicht gleich geworden.“ Dies schrieb er als dreizehnten Spruch.
(14.) „Ich habe nicht wie dieser die zehn Vollendungen erfüllt, die Grundlagen für die Erreichung der Erkenntnis eines Doppelwunders; darum bin ich ihm nicht gleich geworden.“ Dies schrieb er als vierzehnten Spruch.
(15.) „Ich habe nicht wie dieser die zehn Vollendungen erfüllt, die Grundlagen für die Erreichung der Erkenntnis der Beseitigung von Hindernissen; darum bin ich ihm nicht gleich geworden.“ Dies schrieb er als fünfzehnten Spruch.
(16.) „Ich habe nicht wie dieser die zehn Vollendungen erfüllt, die Grundlagen für die Erreichung der Erkenntnis der Allwissenheit; darum bin ich ihm nicht gleich geworden.“ Dies schrieb er als sechzehnten Spruch.

So saß er da, indem er über diese Dinge auf die Heerstraße seine Sprüche schrieb.

Zu dieser Zeit dachten Tanha, Arati und Raga, die Töchter Maras [191]: „Man sieht unseren Vater nicht; wo ist er wohl jetzt?“ Als sie nach ihm ausschauten, sahen sie, wie er voll Kummer die Erde beschrieb. Da gingen sie zu ihrem Vater hin und fragten ihn: „Warum bist du, Vater, unglücklich und betrübt?“ Er antwortete: „Ihr Lieben, dieser große Asket ist aus meiner Gewalt herausgekommen. Obwohl ich ihn so lange beobachtete, konnte ich keinen Fehler an ihm entdecken; darum bin ich unglücklich und traurig.“ Die Töchter erwiderten: „Wenn es sich so verhält, so seid unbekümmert; wir werden ihn in unsere Gewalt bringen und mit ihm zurückkehren.“ Er versetzte: „Meine Töchter, dieser kann von niemand in seine Gewalt gebracht werden; auf unerschütterlichem Glauben ruht dieser Mann.“ Doch seine Töchter entgegneten: „Vater, wir sind doch Weiber! Jetzt werden wir ihn mit den Schlingen der Begierde fesseln und herbeibringen; seid unbekümmert!“

Sie gingen zu dem Erhabenen hin und sprachen: „Deine Füße, o Asket, wollen wir verehren.“ Der Erhabene aber beachtete weder ihre Worte noch öffnete er die Augen, um sie anzuschauen, sondern infolge der unübertrefflichen Zerstörung der Lebensbedingungen [192] von Lust befreit blieb er sitzen, indem er das Glück der Loslösung genoss. Abermals dachten die Töchter Maras: „Unregelmäßig sind die Wünsche der Männer: einige empfinden Liebe zu jungen Mädchen, einige zu Frauen in der ersten Jugend, andere zu denen, die in mittlerem Alter stehen, wieder andere zu solchen, die in höherem Alter stehen. Wie wäre es, wenn wir ihn in verschiedenen Gestalten verführten?“ Darum erschuf sich eine jede mit dem Aussehen von jungen Mädchen usw. hundert Gestalten und wurden zu Mädchen, zu Frauen, die noch nicht geboren hatten, zu Frauen, die einmal geboren hatten, zu solchen, die zweimal geboren hatten, zu Frauen mittleren Alters und zu Frauen höheren Alters. So gingen sie sechsmal [in den sechs eben erwähnten Gestalten] zu dem Erhabenen hin und sprachen: „Deine Füße, o Asket, wollen wir verehren.“ Aber auch dies beachtete der Erhabene nicht, weil er infolge der unübertrefflichen Zerstörung der Lebensbedingungen befreit war. — Einige Lehrer aber sagen: „Als der Erhabene diejenigen sah, die in Gestalt von alten Frauen gekommen waren, fasste er den Entschluss: Ebenso sollen auch diese ihre zerbrochenen Zähne und grauen Haare behalten.“ Dies ist nicht anzunehmen; denn der Meister fasst nicht einen solchen Entschluss. —

Der Erhabene aber sagte: „Geht fort! Wen sehet ihr, dass ihr euch so anstrengt? Solches ziemt sich vor Leuten zu tun, von denen die Lüste u. dgl. noch nicht fern sind. Der Vollendete aber hat die Lust aufgegeben, er hat den Hass aufgegeben, er hat die Verblendung aufgegeben.“ Mit Beziehung auf seine Aufgabe der Befleckung sprach er folgende zwei Strophen aus dem Buddhavagga des Dhammapadam:

§280. „Ihn, dessen Sieg nicht wird besiegt,
an dessen Sieg kommt niemand in der Welt,
den Buddha, weilend im Unendlichen,
zu welcher Spur führt ihr den Spurlosen [195]?
 
§281. Ihn, den verstrickende Begierde
und Lust kann nirgendwohin führen,
den Buddha, weilend im Unendlichen,
zu welcher Spur führt ihr den Spurlosen?“
[Dhp 179-180]

So verkündete er ihnen die Wahrheit. Da versetzten sie: „Die Wahrheit sprach fürwahr unser Vater, als er sagte: ‘Der Heilige, der recht Wandelnde in der Welt ist durch Lust nicht leicht zu verführen.’“ Nach diesen und ähnlichen Worten kehrten sie zu ihrem Vater zurück.


§B3.6 (Die sechste Woche nach der Erleuchtung – Der Naga-König Mucalinda)

Nachdem auch dort der Erhabene sieben Tage lang verweilt hatte, ging er zu dem Mucalinda hin [ein Baum; sonst oft als See erwähnt]. Als er dort sieben Tage verweilt hatte und Regenwetter eingetreten war, wurde er, um die Kälte von ihm abzuwehren; von dem Naga-König Mucalinda mit seinen Ringen umschlungen. Indem er hier ungestört wie in einem duftenden Gemache verweilte und des Glückes der Loslösung sich erfreute, verbrachte er dort sieben Tage


§B3.7 (Die siebte Woche nach der Erleuchtung – Die ersten Laienanhänger)

und begab sich dann nach dem Rajayatana-Baume. Auch dort saß er, nur der Wonne der Loslösung sich erfreuend. Solcherart wurden die sieben Wochen voll. In der Zwischenzeit reinigte er nicht sein Antlitz noch entleerte er seinen Körper noch verzehrte er etwas, sondern er lebte nur im Glücke des Ekstase, im Glücke des Weges und im Glücke der Frucht.

Als er aber dort am Ende dieser sieben Wochen, am neunundvierzigsten Tage so dasaß, stieg in ihm der Gedanke auf: „Ich will mein Gesicht reinigen.“ Da brachte Sakka, der Herr der Götter, ihm heilsame gelbe Myrobolanen und gab sie ihm. Der Meister genoss sie; damit entleerte er seinen Körper. Darauf gab ihm Sakka Betelholz zum Zahnstocher und Wasser zum Reinigen des Gesichtes. Der Meister kaute das Zahnholz, reinigte sich im Anotatta-Teiche mit Wasser das Antlitz und setzte sich dann wieder an den Fuß des Rajayatana-Baumes.

Zu dieser Zeit reisten zwei Kaufleute namens Tapassu und Bhalluka mit fünfhundert Wagen aus dem Lande Ukkala nach dem Mittellande [Zentralindien]. Durch eine ihnen nahe verwandte Gottheit veranlasst ließen sie die Wagen halten und entschlossen sich, dem Meister Speise zu verschaffen. Mit Reiskuchen und Honigklumpen gingen sie zum Meister hin und traten vor ihn hin mit den Worten: „Entgegennehmen möge von uns, Herr, der Erhabene diese Speise aus Mitleid [198].“ Weil aber die Almosenschale des Erhabenen an demselben Tage, da er den Reisbrei erhielt, verschwunden war, dachte er bei sich: „Die Vollendeten nehmen nicht mit den Händen entgegen; womit könnte ich es entgegennehmen?“

Da boten ihm an den vier Himmelsgegenden die vier Großkönige [199], die seinen Gedanken erkannt hatten, Almosenschalen an, die aus Saphiren gemacht waren. Der Erhabene wies sie zurück. Abermals boten sie ihm vier Almosenschalen an, die aus bohnenfarbenem Stein gefertigt waren. Da nahm der Erhabene aus Mitleid mit den vier Göttersöhnen die vier Almosenschalen entgegen, stellte sie übereinander und sprach den Wunsch aus: „Es soll nur eine einzige sein.“ Da zeigten die vier nur noch am Rande ihre Abzeichen und kamen in der Mitte zu einer Einheit zusammen. In dieser neuen steinernen Almosenschale nahm der Erhabene die Speisen entgegen und verzehrte sie; hierauf verrichtete er seine Danksagung. Die zwei Brüder, die Kaufleute, nahmen ihre Zuflucht zum Buddha und zur Lehre und wurden so Laienbrüder unter Anrufung der Zweiheit [200]. Als sie dann sagten: „Herr, gebt uns einen Gegenstand, den wir verehren können“, berührte er mit der rechten Hand sein Haupt und gab ihnen die Haarwurzeln [201]. Jene legten in ihrer Stadt die Haarwurzeln nieder und errichteten einen Reliquienschrein darüber.


§B3.8 (Die Verkündung der Lehre)

Der völlig Erleuchtete aber erhob sich von dort und kehrte wieder zu dem Ajapala-Feigenbaum zurück, wo er sich an dem Fuße des Feigenbaumes niedersetzte. Sobald er sich aber hier niedergelassen hatte, kam ihm, als er die Tiefe der von ihm erreichten Wahrheit betrachtete, ein auch von den übrigen Buddhas gefühlter Zweifel, ob er die von ihm selbst erreichte Wahrheit auch andere zu lehren im Stande sei. Da dachte Brahma Sahampati [202]: „Verloren fürwahr ist, ach, die Welt; zugrunde geht fürwahr, ach, die Welt.“ Mit den Sakkas, Suyāmas, Santusitas, Sunimmitas, Vasavattis und den Brahma-Engeln [203] aus den zehntausend Weltsystemen ging er zu dem Meister hin und bat ihn mit den Worten: „Lehren möge, Herr, der Erhabene die Wahrheit; verkündigen möge der Erhabene, Herr, die Wahrheit“, und auf ähnliche Weise um die Verkündigung der Lehre.

Nachdem ihm der Meister seine Zustimmung gegeben, dachte er bei sich: „Wem könnte ich nun zuerst die Lehre verkündigen?“ Da kam ihm der Gedanke: „Alara ist weise; dieser wird diese Lehre rasch verstehen.“ Als er jedoch abermals nachdachte, erkannte er, dass dieser vor sieben Tagen gestorben sei, und erwog nun den Uddaka. Als er erkannte, dass auch dieser am Abend zuvor gestorben sei, richtete er seinen Sinn auf die Fünfzahl-Mönche, indem er dachte: „Viel halfen mir die Fünfzahl-Mönche.“ Er überlegte: „Wo halten sie sich wohl jetzt auf?“, und erkannte: „Zu Benares im Wildpark.“ Darauf fasste er den Entschluss: „Dorthin will ich gehen und das Rad der Lehre in Bewegung setzen.“ Nachdem er einige Tage in der Nähe des Erleuchtungskreises mit Almosen Sammeln zugebracht, dachte er: „Am Vollmondstage des Asalhi-Monats werde ich nach Benares gehen.“ Am vierzehnten dieses Monats zur Zeit der Morgendämmerung, als die Nacht sich zu erhellen begann, machte er sich bei Zeit mit Almosenschale und Obergewand auf den achtzehn Yojanas betragenden Weg. Unterwegs sah er einen nackten Asketen namens Upaka; diesem verkündete er, dass er Buddha geworden sei. An demselben Tage noch gelangte er zur Abendzeit nach Isipatana [eine Einsiedelei in dem Wildpark bei Benares].

Als die Fünfzahl-Theras den Vollendeten schon von weitem kommen sahen, machten sie folgende Verabredung: „Freunde, dieser Asket Gotama hat sich zum Überfluss an Hilfsmitteln hingewendet; mit vollem Körper, blühendem Aussehen, goldfarbig kommt er daher. Ihm werden wir keine Begrüßung zuteil werden lassen; weil er aber aus einer hohen Familie stammt, verdient er die Ehrung durch Anbieten eines Sitzes. Darum wollen wir für ihn nur einen Sitz herrichten.“ Der Erhabene überlegte mit seiner Einsicht, die von der Welt der Götter und Menschen Gedanken und Wandel zu erkennen im Stande ist: „Was bedachten jetzt wohl diese?“, und erkannte ihren Gedanken. Da ließ er seine Liebesgesinnung ausströmen, die im Stande ist, sich unter allen Göttern und Menschen im Allgemeinen zu verbreiten, und durchdrang sie im Besonderen mit Liebesgesinnung. Von Liebesgesinnung durch den Erhabenen durchdrungen vermochten sie, als der Vollendete immer näher kam, nicht bei ihrer eigenen Verabredung zu beharren, sondern sie erwiesen ihm alle Dienste wie Begrüßung, Aufstehen u. dgl. Weil sie aber nicht wussten, dass er der völlig Erleuchtete war, redeten sie ihn nur mit dem Namen und mit dem Worte „Freund“ an. Da sprach zu ihnen der Erhabene: „Ihr Mönche, redet den Vollendeten nicht an mit dem Namen und mit dem Worte ‘Freund’! Ich, ihr Mönche, bin der Vollendete, der völlig Erleuchtete.“

Nachdem er sie so sein Buddhatum hatte erkennen lassen, wendete er sich, auf dem hergerichteten Buddhasitze sitzend, als gerade die letzte Verbindung der Asalhi-Konstellation stattfand, umgeben von achtzehn Kotis von Brahma-Engeln, an die Fünfzahl-Theras und trug ihnen das Lehrstück von der Umdrehung des Rades der Lehre vor. Von ihnen gelangte der Thera Annakondanna [der Erkenntnis-Kondanna], da er in der Erinnerung an die Unterweisung seine Einsicht betätigte, am Ende des Lehrstücks zusammen mit den achtzehn Kotis Brahma-Engeln zur Frucht der Bekehrung.

Der Meister, der dortselbst die Regenzeit verbrachte, blieb am nächsten Tage in dem Kloster sitzen, indem er den Thera Vappa ermahnte; die übrigen vier sammelten Almosen. Noch am Vormittage gelangte der Thera Vappa zur Frucht der Bekehrung. Auf eben dieselbe Weise befestigte er am folgenden Tage den Thera Bhaddiya, am folgenden Tage den Thera Mahanama und am nächsten Tage den Thera Assaji, sie alle in der Frucht der Bekehrung. Am fünften Tage dieser Monatshälfte versammelte er alle fünf Leute und erklärte ihnen das Ananta-Lakkhana-Lehrstück [Anatta- nicht Ananta!]; am Ende der Unterweisung gelangten alle fünf Theras zur Frucht der Heiligkeit.


§B3.9 (Die Gründung des Mönchsordens)

Als darauf der Meister die Bereitschaft des Yasa, eines Sohnes aus edler Familie, erkannte, sprach er zu ihm, als er voll Ekel sein Haus verließ und fortzog: „Komm, Yasa“, und befestigte ihn noch in derselben Nacht in der Frucht der Bekehrung und am nächsten Tage schon in der Frucht der Heiligkeit. Auch dessen übrige Gefährten, vierundfünfzig Leute, nahm er durch die „Komm, Mönch“-Formel als Mönche auf und ließ sie zur Heiligkeit gelangen. [Die Formel lautet vollständig: „Komm, Mönch, gut erklärt ist die Lehre. Wandle in Reinheit, um das Leiden völlig zu Ende zu bringen.“]

Nachdem es so in der Welt zu einundsechzig Heiligen gekommen war, hielt der Meister die Pavarana und entließ dann die sechzig Mönche mit den Worten: „Wandelt, ihr Mönche, im Lande umher!“ nach den verschiedenen Richtungen.

Er selbst ging nach Uruvela und bekehrte unterwegs in dem Kappasiya-Gehölz [das Baumwollstrauch-Gehölz] dreißig Leute, die Bhaddavaggiya-Jünglinge. Von diesen wurde der allerletzte ein Bekehrter und der alleroberste ein Nichtzurückkehrender [anāgāmī]. Nachdem er auch diese alle mit dem Worte: „Komm, o Mönch“, zu Mönchen gemacht hatte, schickte er sie nach verschiedenen Richtungen aus und ging selbst nach Uruvela.

Hier zeigte er die vierthalbtausend Wunder [214], bezwang dadurch die drei Jatila-Brüder [215], den Uruvela-Kassapa und die andern, die von tausend Jatilas umgeben waren; durch das Wort: „Komm, Mönch“, nahm er sie in seinen Orden auf, ließ sie sich auf dem Geierskopf niedersetzen und befestigte sie durch seine Feuerpredigt [Adittaparyaya-Sutte] in der Heiligkeit.


§B3.10 (Die Schenkung des Veluvana)

Von diesen tausend Heiligen umgeben dachte er: „Ich will das dem Könige Bimbisara gegebene Versprechen einlösen [siehe oben Kap.2.7]“, und begab sich in den Latthivana-Park, der in der Nähe der Stadt Rājagaha liegt. Als der König von dem Parkwächter hörte, der Meister sei gekommen, suchte er, von zwölf Nahutas [218] Brahmanen und Hausvätern umgeben, den Meister auf und beugte sein Haupt zu dessen Füßen, die auf ihren Sohlen mit dem Rade verziert waren [219] und ein Meer von Glanz verbreiteten gleich einem Baldachin aus goldenen Stoffen. Hierauf setzte er sich mit seinem Gefolge ihm zur Seite.

Da kam den Brahmanen und Hausvätern folgender Gedanke: „Wie, betätigt der große Asket bei Uruvela-Kassapa den heiligen Wandel oder Uruvela-Kassapa bei dem großen Asketen?“ Der Erhabene, welcher den Gedanken erkannte, der in ihrem Herzen aufgestiegen war, redete darauf den Thera mit folgender Strophe an [220]:

§282. „Was sahest du, Bewohner Uruvelas,
dass du das Feuer aufgabst, der du Büßer
genannt wirst? Kassapa, ich frage dich:
Warum verließest du das Feueropfer?“

Auch der Thera erkannte die Absicht des Erhabenen und erwiderte:

§283. „Die Körper, Töne, wohlschmeckende Dinge,
Lüste und Weiber preisen die Opfersprüche.
Da ich dies als Befleckung am Leben [221] erkannte,
drum freut' ich mich nicht mehr an Opfer und Feuer.“

Nachdem er diese Strophe gesprochen, legte er, um zu zeigen, dass er selbst der Schüler sei, sein Haupt auf die Füße des Vollendeten und sagte: „Mein Meister ist, Herr, der Erhabene; der Schüler bin ich.“ Darauf sprang er eine Palme hoch, zwei Palmen hoch, drei Palmen hoch bis zur Höhe von sieben Palmen siebenmal in die Luft empor; als er wieder herabgekommen war, bezeigte er dem Vollendeten seine Verehrung und setzte sich ihm zur Seite. Als die Menge dies Wunder sah, sagte sie: „Ach, von großer Macht sind die Buddhas! Obwohl Uruvela-Kassapa zu solchem Vertrauen auf seine Stärke gelangt war und sich selbst für heilig hielt, hat er jetzt das Netz seines Irrglaubens zerrissen und ist von dem Vollendeten gebändigt worden.“ So redete sie nur von dem Vorzuge des Meisters. Der Meister aber versetzte: „Nicht nur jetzt bändigte ich den Uruvela-Kassapa, sondern auch schon ehedem wurde er von mir gebändigt.“ Hierauf erzählte er zur Erreichung dieses Zweckes das große Jātaka von Nārada und Kassapa [Jātaka 544] und verkündete dann die vier Wahrheiten [sacca]. Der König von Magadha gelangte dadurch mit elf Nahutas Bewohnern zur Frucht der Bekehrung; ein Nahuta nahm die Laienbruderschaft an [223]. Der König äußerte, während er noch neben dem Meister saß, fünf Wünsche, nahm zu ihm seine Zuflucht und lud ihn für den morgigen Tag ein; dann erhob er sich von seinem Sitze, umwandelte den Erhabenen von rechts und entfernte sich.

Am nächsten Tage bekamen alle Bewohner von Rājagaha, die, welche den Erhabenen schon gesehen und die ihn noch nicht gesehen hatten, achtzehn Kotis an Zahl [180 Millionen], Lust, den Vollendeten zu sehen, und gingen daher schon am Morgen von Rājagaha nach Latthivana. Der drei Gavutas lange Weg reichte nicht aus; der ganze Latthivana-Wald war vollständig voll wie ein Gefäß. Als die Menge die zu höchster Schönheit gelangte Persönlichkeit des mit den zehn Kräften Ausgestatteten sah, konnte sie sich nicht daran ersättigen. — „Vannabhu“ [225] heißt dies; denn an solchen Orten sind alle Hauptkennzeichen und Nebenkennzeichen des Vollendeten und auch die Herrlichkeit seines Körpers zu preisen. — Da aber so von der den herrlichen Körper des mit den zehn Kräften Ausgestatteten anschauenden Menge der Park sowohl wie die Straße vollständig angefüllt waren, hatte auch kein einziger Mönch die Möglichkeit hinauszukommen.

An diesem Tage nun kam der Gedanke: „Der Erhabene könnte ohne Speise bleiben; das soll nicht sein“, und der Sitz, auf dem Gott Sakka saß, wurde heiß. Als der Gott darüber nachdachte, erkannte er die Ursache. Er nahm die Gestalt eines Brahmanenjünglings an, und indem er Loblieder sang, die mit Buddha, der Lehre und der Gemeinde zusammenhingen, stieg er vor dem mit den zehn Kräften Ausgestatteten herab und machte durch seine göttliche Macht Platz.

§284. „Mit den Gezähmten der Gezähmte [226],
mit den erlösten früheren Asketen
zieht einem Goldschmuck gleichend ein
in Rājagaha der Erhabene.
 
§285. Mit den Befreiten der Befreite,
mit den erlösten früheren Asketen
zieht einem Goldschmuck gleichend ein
in Rājagaha der Erhabene.
 
§286. Mit den Geretteten gerettet [227],
mit den erlösten früheren Asketen
zieht einem Goldschmuck gleichend ein
in Rājagaha der Erhabene.
 
§287. Der Zehnzuständige, Zehnkräftige,
mit zehn Tugenden und mit zehn Dingen [228],
von zehnmal hundert zieht umgeben
nach Rājagaha der Erhabene.“

Indem er mit diesen Strophen den Ruhm des Meisters verkündete, ging er vor ihm her. Als die Menge den Schönheitsglanz des Brahmanenjünglings sah, dachte sie: „Überaus schön ist dieser Jüngling; wir haben ihn aber noch nicht vorher gesehen.“ Und sie fragte: „Woher ist dieser Brahmanenjüngling? Oder wem gehört dieser?“ Als dies der Jüngling hörte, sprach er folgende Strophe:

 

§288. „Der weise ist und ganz bezähmt,
der Buddha ohne Nebenbuhler,
der Heilige, Fromme in der Welt, —
von diesem bin der Diener ich [229].“

Der Meister benützte den Weg, den Gott Sakka frei gemacht hatte, und zog von tausend Mönchen umgeben in Rājagaha ein. Der König gab der Mönchsgemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hatte, ein großes Almosen und sprach dann: „Ich, o Herr, werde nicht mehr ohne die drei Edelsteine [der Buddha, die Lehre, die Gemeinde] leben können. Zur Zeit oder auch zur Unzeit werde ich zu dem Erhabenen kommen. Der Latthivana-Park aber ist allzu weit; dieser unser Veluvana-Park jedoch ist nicht sehr weit. Diesen möge als die eines Buddha würdige Wohnung mit der Möglichkeit des Gehens und Kommens ausgestattet der Erhabene von mir entgegennehmen.“ Indem er mit einem goldenen Kruge edelsteinfarbiges Wasser nahm, das mit Blumenduft parfümiert war, ließ er, um den Veluvana-Park herzuschenken, das Wasser auf die Hand des mit den zehn Kräften Ausgestatteten fallen [231].

Bei dieser Entgegennahme des Parkes erzitterte die große Erde, um anzudeuten: „Hier sind die Wurzeln des Buddha-Ordens eingesenkt.“ — Außer dem Veluvana gibt es in Indien keine andere in Besitz genommene Wohnstätte, welche die Erde erzittern machte. Auch auf der Insel Ceylon gibt es außer dem Mahavihara keine andere in Besitz genommene Wohnstätte, welche die Erde erzittern machte. — Als aber der Meister den Veluvana-Park entgegengenommen hatte, verrichtete er dem König seine Danksagung; dann erhob er sich von seinem Sitze und ging von der Möncheschar umgeben nach dem Veluvana.


§B3.11 (Sāriputta und Moggallāna)

Zu dieser Zeit aber wohnten in der Nähe von Rājagaha Sāriputta und Moggallāna, zwei Bettelmönche, die nach der Unsterblichkeit suchten. Als nun von ihnen Sāriputta den Thera Assaji auf seinem Almosengang hereinkommen sah, bezeigte er ihm befriedigten Sinnes seine Verehrung und hörte von ihm die Strophe:

§288.1. „Was immer eine Ursach' hat [232] [,
davon den Ursprung und das Ende
hat der Vollendete gelehrt;
so hat gesagt der große Weise].“

Dadurch gelangte er zur Frucht der Bekehrung und teilte auch seinem Freunde, dem Bettelmönch Moggallāna, dieselbe Strophe mit. Auch dieser gelangte dadurch zur Frucht der Bekehrung. Die beiden verabschiedeten sich von Sanjaya [233]; dann betätigten sie mit ihrer Umgebung bei dem Meister die Weltflucht. Von ihnen gelangte der große Moggallāna nach einer Woche zur Heiligkeit, der Thera Sāriputta nach einem halben Monat. Den beiden gab der Meister den Rang der ersten Schüler. An demselben Tage aber, da der Thera Sāriputta zur Heiligkeit gelangte, hielt er eine Versammlung seiner Schüler. —


§B3.12 (Die Rückkehr nach Kapilavatthu)

Während nun der Vollendete immer noch in diesem Veluvana-Parke verweilte, hörte der Großkönig Suddhodana: „Nachdem mein Sohn sechs Jahre lang schwere Askese getrieben, hat er die höchste völlige Erleuchtung erlangt; er hat das herrliche Rad der Lehre in Bewegung gesetzt und weilt bei Rājagaha im Veluvana-Parke.“ Deshalb wandte er sich an einen Minister mit folgenden Worten: „Gehe, sag ich, umgeben von tausend Mann nach Rājagaha, sage dort in meinem Namen: ‘Euer Vater, der Großkönig Suddhodana, wünscht, Euch zu sehen’, und bringe mir meinen Sohn hierher.“ Jener nahm den Befehl des Königs mit den Worten: „So sei es, Fürst“, geneigten Hauptes entgegen. Schnell legte er mit einem Gefolge von tausend Mann den sechzig Yojanas betragenden Weg zurück und kam in das Kloster zur Zeit, da der mit den zehn Kräften Ausgestattete inmitten der vierfachen Versammlung [234] saß und die Lehre erklärte. Da dachte er: „Es unterbleibe zunächst die vom Könige geschickte Botschaft“, und hörte unter seinem Gefolge stehend die Predigt des Meisters an. Wie er so dastand, gelangte er zugleich mit seinen tausend Mann zur Heiligkeit und bat um Aufnahme in den Orden. Der Erhabene streckte die Hand aus mit den Worten: „Kommt, ihr Mönche!“ In diesem Augenblick bekamen sie alle durch ein Wunder Almosenschale und Obergewand und glichen Theras von hundert Jahren. Sobald aber die Edlen die Heiligkeit erlangt haben, sind sie gleichmütig; darum richtete jener den erhaltenen Auftrag des Königs dem mit den zehn Kräften Ausgestatteten nicht aus.

Da dachte der König: „Es kommt weder der Bote zurück, noch hört man eine Botschaft“; und indem er sagte: „Komm, sag ich, und gehe du!“, schickte er auf dieselbe Art einen anderen Minister fort. Auch dieser gelangte, nachdem er fortgegangen war, auf die angegebene Art mit seinem Gefolge zur Heiligkeit und blieb still. Auf diese Weise schichte der König neun Minister fort, von tausend Männern umgeben. Sie alle waren still, ohne ihr Geschäft erledigt zu haben, und blieben dort.

Als der König niemand fand, der ihm auch nur eine Botschaft überbracht und gemeldet hätte, dachte er: „So viele Leute brachten aus Liebe zu mir nicht einmal die Botschaft zurück; wer wird wohl meinen Befehl ausführen?“ Als er daraufhin das ganze königliche Heer betrachtete, sah er den Kaludayi. Dieser nämlich war ein Helfer des Königs in allem; er stand ihm sehr nahe und war ihm sehr vertraut. Mit dem Bodhisattva war er an demselben Tage geboren und war sein Freund, der mit ihm im Sande gespielt hatte. Zu diesem sprach nun der König: „Freund Kaludayi, weil ich meinen Sohn sehen wollte, schickte ich neuntausend Mann ab; kein einziger ist aber da, der zurückkam und mir nur die Botschaft bestellt hätte. Schwer zu erkennen ist aber das Ende des Lebens. Ich möchte, solange ich noch lebe, meinen Sohn sehen. Wirst du im Stande sein, mir meinen Sohn zu zeigen?“ Jener antwortete: „Ich werde dazu im Stande sein, Fürst, wenn ich die Weltflucht betätigen darf.“ Der König antwortete: „Lieber, ob du die Weltflucht betätigst oder nicht, zeige mir nur meinen Sohn.“

Jener erwiderte: „Gut, o Fürst“, und begab sich mit dem Auftrag des Königs nach Rājagaha. Zur Zeit, da der Meister die Lehre verkündigte, hörte er am Ende der Versammlung stehend zu, gelangte mit seinem Gefolge zur Frucht der Heiligkeit und erhielt auch die Ansprache: „Komm, Mönch!“ — Nachdem der Meister Buddha geworden, hatte er die erste Regenzeit im Isipatana verbracht, nach Ablauf der Regenzeit die Pavarana gehalten und war dann nach Uruvela gegangen. Während er sich hier drei Monate lang aufhielt, bezwang er die drei Asketenbrüder, ging dann umgeben von tausend Mönchen am Vollmondstage des Phussa-Monats nach Rājagaha und blieb dort zwei Monate. Auf diese Weise waren es fünf Monate geworden, seitdem er aus Benares fortgezogen war; der ganze Winter war vergangen. —

Seit dem Tage aber, da der Thera Udayi gekommen war, waren wieder sieben oder acht Tage vergangen. Da dachte dieser am Vollmondstage des Monates Phagguni: „Der Winter ist vergangen, die Frühlingszeit ist gekommen. Die Leute haben ihr Getreide u. dgl. herausgeholt, und wo man hinschaut, sind Wege gemacht. Mit grünem Gras ist die Erde bedeckt, in Blüten stehen die Wälder; die Wege sind jetzt geeignet, um darauf zu gehen. Es ist Zeit, dass der mit den zehn Kräften Ausgestattete mit der Schar seiner Verwandten zusammenkommt [235].“ Er ging zu dem Erhabenen hin und sprach:

 

§289. „Wie glühende Kohlen sind die Bäume, Herr;
nach Früchten strebend lassen sie das Dach
und hell erstrahlend glänzen sie weithin.
Die Zeit, du Held, ist voll von Lieblichkeit.
 
§290. Nicht allzu kühl, nicht allzu heiß,
nicht allzu schwer, Nahrung zu finden;
mit grünem Gras bedeckt der Boden:
Jetzt ist es Zeit, großer Asket!“

So pries er mit Strophen, sechzig an Zahl, die Schönheit des Wanderns, damit der mit den zehn Kräften Ausgestattete in die Stadt seiner Familie ginge. Darauf fragte ihn der Meister: „Warum, Udayi, preisest du mit süßer Stimme die Schönheit des Wanderns?“ Dieser antwortete: „Herr, Euer Vater, der König Suddhodana, möchte Euch sehen; tut Euren Verwandten diese Gunst an!“ „Geh, Udayi“, versetzte der Meister, „ich werde meinen Verwandten diesen Gefallen tun. Melde es der Mönchsgemeinde; sie werden die Pflicht des Wanderns erfüllen.“ „Gut, Herr“, erwiderte der Thera und meldete es den anderen.

So zog der Erhabene, umgeben von zehntausend Söhnen edler Familien aus den Reichen Anga und Magadha und von zehntausend Bewohnern von Kapilavatthu, von denen alle zwanzigtausend Mönche die Lust ertötet hatten, aus Rājagaha fort und legte Tag für Tag ein Yojana zurück. Weil er dachte: „Von Rājagaha will ich nach dem sechzig Yojanas entfernten Kapilavatthu in zwei Monaten gelangen“, wanderte er ohne Eile. Der Thera aber dachte: „Ich will dem Könige melden, dass sein Sohn fortgezogen ist“; er stieg in die Luft empor und erschien im Palaste des Königs. Als der König den Thera sah, ließ er ihn erfreuten Herzens auf einem großen Polster Platz nehmen, füllte seine Almosenschale mit der für ihn selbst bereiteten Speise von verschiedenartigem höchstem Wohlgeschmack und gab sie ihm. Darauf erhob sich der Thera und gab sich den Anschein, als wolle er gehen. „Setzt Euch nieder und esset“, versetzte der König. Der Thera antwortete: „Wenn ich zum Meister gekommen bin, werde ich essen, o Großkönig.“ „Wo ist aber der Meister?“ „Von zwanzigtausend Mönchen umgeben hat er sich auf den Weg gemacht, um Euch zu besuchen, o Großkönig“, erwiderte jener. Da sprach der König erfreuten Sinnes: „Verzehret Ihr dies, und bis mein Sohn nach dieser Stadt kommt, holt Euch von hier Eure Almosenspeise!“ Der Thera gab seine Zustimmung. Nachdem so der König den Thera bewirtet, rieb er die Almosenschale mit duftendem Sandelpulver trocken, füllte sie mit der besten Speise und gab sie dem Thera in die Hand mit den Worten: „Gebt sie dem Vollendeten!“ Der Thera warf vor aller Augen die Almosenschale in die Luft und stieg selbst in die Luft empor; die Almosenspeise überbrachte er so und gab sie dem Meister in die Hand. Der Meister verzehrte sie. Auf diese Weise brachte sie der Thera Tag für Tag. Der Meister aber verzehrte unterwegs nur die Almosenspeise des Königs. Wenn der Thera sein Mahl beendigt hatte, sagte er Tag für Tag: „Heute ist der Erhabene so weit gekommen, heute so weit“; und durch die mit den Vorzügen des Buddha zusammenhängende Rede machte er, dass auch ohne den Anblick des Meisters die ganze Königsfamilie vom Glauben an den Meister erfüllt wurde. Darum stellte ihn auch der Meister allen voran, indem er sagte: „Das ist, ihr Mönche, das Höchste von allen Mönchen, die als meine Schüler ihre Familie zum Glauben brachten, wie es Kaludayi tat.“

Als nun der Erhabene gekommen war, dachten die Sakiyas [236]: „Wir wollen unsern ältesten [237] Verwandten sehen“; sie versammelten sich und suchten nach einem Aufenthaltsort für den Erhabenen. Da merkten sie: „Der Nigrodha-Park des Sakka ist lieblich.“ Sie besorgten dort jede Art der Pflege und zogen ihm mit wohlriechenden Substanzen, Blumen u. dgl. in der Hand entgegen. Zuerst sandten sie die ganz jungen Knaben und Mädchen der Stadtbewohner mit allem Schmuck geziert zu ihm hin, dann die königlichen Prinzen und Prinzessinnen. Unmittelbar nach diesen brachten sie selbst mit wohlriechenden Blumen, duftendem Sandelpulver u. dgl. dem Meister ihre Verehrung dar und begaben sich mit dem Erhabenen nach dem Nigrodha-Parke. Dort ließ sich der Erhabene umgeben von den zwanzigtausend Mönchen, die die Lüste ertötet hatten, auf dem hergerichteten Buddhasitze nieder.

Die Sakiyas aber waren im Stolz auf ihre Abstammung hochmütig; sie dachten: „Der Prinz Siddhattha ist jünger als wir; er ist unser jüngerer Bruder, Neffe, Sohn, Enkel.“ Darum sagten sie zu den ganz jungen Prinzen: „Bezeiget ihr ihm Verehrung; wir werden uns hinter euch niedersetzen.“ Als sie so dasaßen, ohne ihm ihre Verehrung bezeigt zu haben, beobachtete der Erhabene ihre Absicht und dachte dabei: „Meine Verwandten bezeigen mir nicht ihre Verehrung; wohlan, jetzt werde ich sie dazu bringen, dass sie mich verehren.“

Er erzeugte in sich die auf der übernatürlichen Erkenntnis fußende Fähigkeit zur Ekstase, erhob sich, stieg in die Luft empor und wirkte so, indem er gewissermaßen über ihre Häupter den Staub von seinen Füßen herabstreute, ein Wunder, das dem Doppelwunder am Fuße des Knotenmangobaumes ähnlich war [siehe Vorgeschichte Jātaka 483]. Als der König dies Wunder sah, sagte er: „Herr, als Ihr am Tage Eurer Geburt herbei getragen wurdet zur Verehrung des Kāḷadevala und als ich da sah, wie Ihr die Füße umdrehtet und auf dem Haupte des Brahmanen standet, da brachte ich Euch meine Verehrung dar. Dies war meine erste Verehrung [siehe oben Kap.2.3]. Als Ihr dann am Tage des Pflugfestes im Schatten des Mangobaumes auf dem fürstlichen Lager saßet und ich sah, wie für Euch der Schatten des Mangobaumes sich nicht drehte, da verehrte ich Eure Füße. Dies war meine zweite Verehrung [siehe oben Kap.2.5]. Jetzt aber, wo ich ein noch nie gesehenes Wunder erblicke, verehre ich auch Eure Füße; dies ist meine dritte Verehrung.“ Als aber vom König seine Verehrung bezeigt wurde, war kein einziger Sakiya im Stande, stehen zu bleiben und nicht auch seine Verehrung zu bezeigen; sie brachten ihm alle ihre Verehrung dar. Nachdem so der Erhabene seine Verwandten veranlasst hatte, ihn zu verehren, stieg er aus der Luft herunter und ließ sich auf dem hergerichteten Sitze nieder. Als aber der Erhabene so dasaß, war die Versammlung seiner Verwandten zum Höhepunkt gelangt; sie alle setzten sich einträchtigen Sinnes nieder. Da zog eine große Wolke herauf und ließ einen Regenschauer herabströmen. Kupferfarbig floss das Wasser herunter mit lautem Geräusch. Wer nass werden wollte, der wurde nass; wer aber nicht nass werden wollte, auf dessen Körper fiel kein einziger Tropfen. Als sie dies sahen, wurden sie alle erstaunt über das noch nie gesehene Wunder und sie begannen folgendes Gespräch: „Ach dies Wunder, ach dies noch nie Dagewesene!“ Als dies der Meister hörte, sprach er: „Nicht nur jetzt ging bei der Versammlung meiner Verwandten ein solcher Regenschauer nieder, sondern auch früher schon regnete es einmal so.“ Und er erzählte ihnen zu diesem Zwecke das Vessantara-Jātaka [Jātaka 547]. Als sie seine Predigt angehört hatten, erhoben sich alle, bezeigten ihre Verehrung und gingen fort; kein einziger König oder Minister aber ging fort, indem er sagte: „Nehmt morgen von uns das Mahl an!“

Am nächsten Tage ging der Meister umgeben von den zwanzigtausend Mönchen nach Kapilavatthu hinein, um Almosen zu sammeln. Niemand aber ging zu ihm hin, um ihn einzuladen, oder nahm ihm seine Almosenschale ab. Da überlegte der Erhabene, während er auf der Torschwelle stand: „Wie machten die früheren Buddhas in der Stadt ihrer Verwandten ihren Almosengang? Gingen sie außer der Reihe zu den Häusern der Herrschenden hin oder wandelten sie der Reihe nach bei den Häusern umher?“ Da erkannte er, dass kein einziger Buddha außer der Reihe umhergewandelt sei, und er dachte: „Auch ich muss jetzt diese Tradition, diesen Brauch annehmen. In Zukunft werden auch meine Schüler von mir lernen und so ihre Almosensammelpflicht erfüllen.“ Und von dem Hause an, das ganz am Ende erbaut war, machte er der Reihe nach seinen Almosengang.

„Der edle Prinz Siddhattha wandelt umher und sammelt Almosen“, auf diese Kunde hin öffnete die Volksmenge in den Häusern mit zwei Stockwerken und drei Stockwerken die Fenster und war ganz beschäftigt mit Schauen. Auch die Fürstin, die Mutter Rāhulas, dachte: „Der Fürstensohn, der früher in dieser selben Stadt mit großer königlicher Pracht in goldenen Sänften u. dgl. umherwandelte, geht jetzt herum, Haare und Bart geschoren, in gelbe Gewänder gekleidet, eine Schale in der Hand. Ist er so schön?“ Sie öffnete das Fenster und blickte hin; da sah sie, wie er mit dem Scheine seines Körpers, der in mannigfachen Strahlen erglänzte, die Straßen der Stadt erleuchtete und wie er in seiner unvergleichlichen Buddhamajestät erstrahlte, die ein Klafter weit ringsum einen Lichtkreis verbreitete, und mit den achtzig kleinen Abzeichen ausgestattet und mit den zwölf Kennzeichen eines Helden ausgeschmückt war, und sie sprach:

§291. „Glänzend und dunkel, zart gelockt das Haar,
der Sonne gleich ist fleckenlos die Stirn,
entsprechend vorspringend und zart die Nase;
ein Netz von Strahlen breitet aus der Löwenmann.“

Nachdem sie ihn mit den so beginnenden acht Strophen des Löwenmannes gepriesen, meldete sie dem Könige: „Euer Sohn sammelt Almosen.“ Erregten Herzens fasste er mit der Hand sein Gewand zusammen und eilte ganz schnell hinaus. Rasch ging er hin, trat vor den Erhabenen und sprach: „Warum bringt Ihr uns in Schande, Edler? Warum geht Ihr nach Almosen umher? Warum denkt Ihr Euch: ‘Für so viele Mönche kann ich keine Speise bekommen?’“ Jener erwiderte: „Dies ist so unsere Gewohnheit, o Großkönig.“ Der König fuhr fort: „Herr, ist nicht unsere Abstammung von dem König Mahasammata [241]? Da gibt es doch keinen einzigen Edlen, der Almosen sammelt!“ Der Meister antwortete: „Diese Königsabstammung, o Großkönig, ist nur für dich; für uns aber gilt die Buddha-Abstammung von Dīpaṅkara, Kondanna usw. bis zu Kassapa. Diese und andere Buddhas, viele tausend an Zahl, sammelten Almosen und haben sich nur durch Almosen Sammeln den Lebensunterhalt erworben.“ Und während er noch auf der Straße stand, sprach er folgende Strophe:

 

§292. „Erhebe dich, ermatte nicht;
den heil'gen Tugendwandel führe!
Wer heilig wandelt, lebt im Glück
in dieser und der andern Welt.“   [Dhp 168]

Am Ende der Strophe gelangte der König zur Bekehrung.

§293. „Den heil'gen Tugendwandel führe,
nicht sollst du bösen Wandel führen!
Wer heilig wandelt, lebt im Glück
in dieser und der andern Welt.“   [Dhp 169]

Als der König diese Strophe vernommen, gelangte er zur Frucht der einmaligen Rückkehr. Nachdem er dann das Dhammapala-Jātaka [Jātaka 447] angehört, gelangte er zur Frucht der Nichtrückkehr. Zur Zeit seines Todes aber, als er gerade unter dem weißen Sonnenschirme auf seinem fürstlichen Bette lag, erlangte er die Heiligkeit. Im Walde zu wohnen und ernstes Ringen zu betätigen, brauchte dazu der König nicht.

Nachdem er aber die Frucht der Bekehrung sich zu eigen gemacht hatte, nahm er dem Erhabenen die Almosenschale ab, ließ den Erhabenen mit seinem Gefolge in den großen Palast hinaufsteigen und bewirtete sie mit vorzüglicher fester und flüssiger Speise. Am Ende des Mahles kam der ganze Harem herbei und bezeigte dem Erhabenen seine Verehrung mit Ausnahme der Mutter Rāhulas [245]. Obwohl diese aber mit den Worten: „Gehe, bezeige dem Fürstensohne deine Verehrung!“ von ihrer Umgebung angesprochen wurde, antwortete sie: „Wenn ich einen Vorzug besitze, so wird der Fürstensohn selbst zu mir kommen; erst wenn er gekommen ist, werde ich ihm meine Verehrung bezeigen.“ Und sie ging nicht hin. Der Erhabene ließ den König seine Almosenschale nehmen, ging mit den beiden ersten Schülern in das fürstliche Gemach der Königstochter und sagte: „Wenn die Königstochter nach ihrem Wunsch ihre Verehrung bezeigt, darf man ihr nichts sagen.“ Dann ließ er sich auf einem hergerichteten Sitze nieder. Sie kam schnell herbei, fasste ihn an den Knöcheln, drehte ihr Haupt auf seinen Füßen umher und bezeigte ihm so nach Wunsch Verehrung. Darauf erzählte der König von der Liebe und Verehrung der Königstochter gegen den Erhabenen und von ihren vielen anderen Vorzügen: „Herr, als meine Tochter hörte, Ihr trüget gelbe Gewänder, von da an kleidete sie sich selbst in gelbe Gewänder. Als sie hörte, Ihr genösset nur ein einziges Mahl, nahm auch sie nur ein einziges Mahl zu sich. Als sie erfuhr, dass Ihr ein großes Lager verschmäht, legte sie sich immer auf ein Matratzenlager. Als sie hörte, dass Ihr an Kränzen, Wohlgerüchen u. dgl. den Gefallen verloren hättet, verlor auch sie den Gefallen an Kränzen und wohlriechenden Substanzen. Als ihre Verwandten die Botschaft schickten: ‘Wir wollen sie pflegen [246]’, da schaute sie keinen einzigen ihrer Verwandten auch nur an. So tugendreich ist, du Erhabener, meine Tochter.“ Der Meister antwortete: „Kein Wunder ist es, o Großkönig, dass jetzt die von dir behütete Königstochter bei reifer Einsicht sich selbst behüten kann; früher hat sie, als sie unbehütet am Fuße der Berge weilte, bei noch nicht gereifter Einsicht sich schon selbst behütet.“ Und er erzählte das Candakinnara-Jātaka [Jātaka 485]. Darauf erhob er sich von seinem Sitze und ging fort.

Als am zweiten Tage die Festlichkeiten der Weihe, der Einführung in das Haus und der Verheiratung des Königssohnes Nanda begangen wurden, ging er in dessen Haus, ließ den Prinzen seine Almosenschale nehmen und sagte ihm einen Segenswunsch, indem er ihn dadurch zur Weltflucht zu veranlassen suchte; dann erhob er sich wieder von seinem Sitze und entfernte sich. Als Janapadakalyani [248] den Prinzen fortgehen sah, sagte sie: „Willst du rasch wiederkommen, Fürstensohn?“, streckte den Hals aus und schaute ihn an. Weil er sich aber nicht getraute, zum Erhabenen zu sagen: „Nehmet die Schale“, ging er mit nach dem Kloster. Ihn nahm gegen seinen Wunsch der Erhabene in den Orden auf. So nahm der Erhabene am dritten Tage, nachdem er nach Kapilapura gekommen, Nanda als Mönch auf.

Am siebenten Tage schmückte Rāhulas Mutter ihren Sohn und schickte ihn zu dem Erhabenen mit folgendem Auftrag: „Sieh, mein Sohn, diesen von zwanzigtausend Asketen umgebenen goldfarbigen Asketen, der Brahma an Aussehen gleicht. Dies ist dein Vater. Er hatte große Schätze; seitdem er aber fortgezogen ist, sehen wir sie nicht mehr. Gehe hin und bitte ihn um dein Erbe mit folgenden Worten: „Ich, Vater, bin ein Prinz. Wenn ich die Weihe erlangt habe, werde ich weltbeherrschender König werden. Ich brauche Geld; gib mir Geld! Der Sohn ist doch der Herr über das, was seinem Vater gehört.“ Der Prinz ging zu dem Erhabenen hin; er gewann Liebe zu seinem Vater und sagte voll Freude: „Glücklich, o Asket, ist dein Schatten.“ Indem er noch viel anderes sagte, was ihm entsprach, blieb er bei ihm stehen. Nachdem der Erhabene sein Mahl beendet, verrichtete er seine Danksagung, erhob sich von seinem Sitze und entfernte sich. Der Knabe aber folgte dem Erhabenen, indem er sagte: „Gib mir mein Erbteil, o Asket, gib mir mein Erbteil, o Asket!“ Der Erhabene veranlasste den Knaben nicht zur Umkehr. Auch die Begleitung, die mit dem Erhabenen ging, konnte ihn nicht zur Umkehr bringen. So ging er mit dem Erhabenen in den Park. Da dachte der Erhabene: „Das Geld, das er als Eigentum seines Vaters wünscht, bringt Wiedergeburt mit sich und verursacht Qual. Wohlan, ich will ihm den im Erleuchtungskreis erhaltenen siebenfachen edlen Schatz geben; ich will ihn zum Herren des höchsten Erbteils der Welt machen!“ Und er sprach zu dem ehrwürdigen Sāriputta: „So nimm also du, Sāriputta, den Prinzen Rāhula, in den Orden auf!“

Als aber der Prinz in den Orden aufgenommen war, befiel den König unermesslicher Schmerz. Da er diesen nicht zu stillen vermochte, teilte er es dem Erhabenen mit und äußerte dabei folgenden Wunsch: „Gut wäre es. Herr, wenn die Edlen einen Sohn nicht ohne Erlaubnis seiner Eltern in den Orden aufnehmen würden.“ Der Erhabene gewährte ihm diesen Wunsch.

Am nächsten Tage sagte ihm im königlichen Palaste, als er nach dem Frühmahle neben ihm saß, der König: „Herr, zur Zeit, da Ihr die schwere Askese triebet, kam eine Gottheit zu mir und sagte mir: ‘Dein Sohn ist gestorben’; ich aber glaubte ihr nicht, sondern ich wies sie zurück mit den Worten: ‘Mein Sohn stirbt nicht, bevor er die Erleuchtung erlangt.’“ Darauf sprach der Meister: „Warum solltet Ihr es jetzt glauben, die Ihr früher, sogar als man Euch meine Gebeine zeigte und sagte: ‘Dein Sohn ist gestorben’, dies nicht glaubtet?“ Zu diesem Zweck erzählte er ihm das Maha-Dhammapala-Jātaka. Am Ende der Erzählung gelangte der König zur Frucht der Nichtrückkehr.

Nachdem so der Erhabene seinen Vater in den drei Früchten [250] befestigt hatte, zog er umgeben von der Schar der Mönche wieder nach Rājagaha und wohnte dort im Sita-Walde. —


§B3.13 (Die Schenkung des Jetavana)

Zu dieser Zeit kam der Hausbesitzer Anāthapindika mit Waren auf fünfhundert Wagen nach Rājagaha in das Haus des Großkaufmanns, seines lieben Freundes. Als er dort hörte, dass der Buddha, der Erhabene erschienen sei, suchte er noch tief in der Dämmerung durch das von göttlicher Macht geöffnete Stadttor den Meister auf und hörte seine Lehrunterweisung an, wodurch er zur Frucht der Bekehrung gelangte. Nachdem er am nächsten Tage der Mönchsgemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, ein großes Almosen gespendet, erhielt er von dem Meister das Versprechen, nach Savatthi zu kommen. Hierauf ließ er unterwegs auf der fünfundvierzig Yojanas langen Strecke unter Aufwendung von je hunderttausend Goldstücken an jedem Yojana ein Kloster erbauen.

Das Jetavana [251] kaufte er um hundertachtzig Millionen Goldstücke, indem er die Fläche mit den auf die Spitze gestellten Goldstücken bedeckte, und errichtete dort ein neues Gebäude; in der Mitte erbaute er das duftende Gemach für den mit den zehn Kräften Ausgestatteten. Um dieses herum ließ er besondere Wohnungen für die achtzig großen Theras und die übrigen Häuser mit einer Mauer und mit zwei Mauern, mit Gänsen und Wachteln [252], mit langen Hallen und mit Pavillons u. dgl. ausgestattet, sowie Lotosteiche, Wandelgänge, Aufenthaltsorte für die Nacht und für den Tag herrichten. So erbaute er mit Aufwendung von hundertachtzig Millionen an einem reizenden Platze ein liebliches Kloster.

Darauf schickte er zu dem mit den zehn Kräften Ausgestatteten einen Boten, er solle kommen. Als der Meister die Nachricht des Boten vernommen, verließ er, umgeben von der großen Mönchsgemeinde, Rājagaha und gelangte allmählich nach der Stadt Savatthi. Der große Großkaufmann bereitete ein Klosterfest vor und schickte an dem Tage, da der Vollendete in das Jetavana einziehen sollte, seinen Sohn mit allem Schmuck geziert zusammen mit fünfhundert Jünglingen, die auch schön geschmückt waren, fort. Dieser nahm mit seinem Gefolge fünfhundert Fahnen, die von verschiedenfarbigen Stoffen glänzten, und erschien vor dem mit den zehn Kräften Ausgestatteten. Hinter ihnen drein zogen die beiden Töchter des Großkaufmanns, Mahāsubhaddā und Cūlasubhaddā, mit fünfhundert Mädchen mit vollen Töpfen in der Hand. Hinter ihnen kam die Gattin des Großkaufmanns, mit allem Schmuck geziert, mit fünfhundert Frauen, die alle volle Schüsseln trugen. Zuallerletzt ging der große Großkaufmann selbst, mit neuen Gewändern bekleidet, zusammen mit fünfhundert anderen Großkaufleuten, die auch mit neuen Gewändern bekleidet waren, dem Erhabenen entgegen. Der Erhabene ließ diese Versammlung von Laienbrüdern vor sich hergehen und zog, umgeben von der großen Mönchsgemeinde, indem er durch den Glanz seines Körpers das Innere des Waldes wie mit Goldstrahlen gesprenkelt machte, mit unendlicher Buddha-Anmut und unvergleichlicher Buddhaherrlichkeit in das Jetavana ein. Da fragte ihn Anāthapindika: „Wie soll ich mit diesem Kloster verfahren?“ Der Meister antwortete: „Schenke darum, o Hausvater, dieses Kloster der Mönchsgemeinde für die Gegenwart und für die Zukunft!“ „Gut, Herr“, versetzte jener. Aus einer goldenen Kanne ließ er auf die Hand des mit den zehn Kräften Ausgestatteten Wasser fallen und schenkte es ihm mit den Worten: „Dieses Kloster Jetavana schenke ich der Mönchsgemeinde, die den Buddha zu ihrem Haupte hat, aus den vier Himmelsgegenden, für die Gegenwart und die Zukunft.“ Der Meister nahm das Kloster an und sprach, um seinen Dank abzustatten [253]:

§294. „Kälte und Hitze hält es ab
und ebenso die wilden Tiere,
die Schlangen und die Stechfliegen,
die Fröste und die Regengüsse.
 
§295. Wenn des Glutwindes Hitze dort
entsteht, wird sie zurückgehalten.
Bezweckend Einsamkeit und Glück,
zu Nachdenken und Einsicht passend,
des Klosters Schenkung an die Gemeinde
als höchste Gabe preist der Buddha.
 
§296. Darum möge der weise Mann,
der seinen Vorteil hat im Auge,
liebliche Klöster bauen lassen
und dort ansiedeln Hochgelehrte.
 
§297. Und ihnen soll er Trank und Speise,
Gewänder auch und Wohnungen
hingeben, wenn sie rechtlich sind,
mit seinem Sinn voll Fröhlichkeit.
 
§298. Diese verkünd'gen ihm die Lehre,
die alle Leiden von ihm nimmt;
wenn diese Lehre er erkannt,
geht rein er zum Nirvana ein.“

So schilderte er den Nutzen des Klosters.

Vom nächsten Tage an begann Anāthapindika das Klosterfest. Das Palastfest der Visakha [254] war in vier Monaten beendet; das Klosterfest des Anāthapindika aber war erst nach neun Monaten beendet. Bei dem Klosterfeste gingen auch hundertachtzig Millionen drauf; so opferte er nur bei diesem Kloster Geld in der Höhe von fünfhundertvierzig Millionen [255].

In der Vorzeit aber zur Zeit, da Vipassi der Erhabene war, kaufte ein Großkaufmann namens Punabbasumitta durch Bedeckung mit goldenen Ziegeln [256] den Platz und erbaute auf diesem Platze ein Gemeindekloster, das ein Yojana maß.

Zur Zeit unseres Erhabenen kaufte der Großkaufmann Anāthapindika den Platz durch Bedeckung mit auf die Spitze gestellten Goldstücken und erbaute an demselben Orte ein Kloster für die Mönchsgemeinde, das acht Karisas maß. Dieser Platz nämlich ist ein von allen Buddhas nicht aufgegebener Platz. —

 

So ist die Beschreibung, an welchem Orte der Erhabene von der Erlangung der Erleuchtung im Umkreis des großen Bodhi-Baumes bis zu seinem Lager, auf dem er in das völlige Nirvana einging, sich aufhielt [258], die „nahe Einleitung“ (Santikenidana); und daraufhin wollen wir nun alle Jātakas erzählen.

Ende der Nidanakatha


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[2a] Auf Pali: „Mahavihara“. Das im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründete Hauptkloster auf Sri Lanka.

[3] Der erste mit Namen genannte Buddha (erst der späteren Tradition angehörend).

[5] Einer der Götterhimmel, im Range über dem Himmel der dreiunddreißig Götter stehend.

[6] Wörtlich: „das Unberechenbare“, ein Ausdruck für eine außerordentlich lange Zeit.

[7] Wörtlich: „der den Haufen vergrößerte“.

[8] Ein Buch des Palikanon, das eine Aufzählung der Vorgänger Buddhas enthält. Vgl. „Leben des Buddha“. S. XX.

[8a] Die folgenden Strophen sind Aussagen des Buddha Sakyamuni.

[9] Der Kommentator führt diese folgendermaßen genauer aus: Nämlich vom Laut der Elefanten, der Pferde, der Wagen, des Gong, der Tamburine, der Laute, des Gesanges, der Muscheltrompete, der Zimbel und dem zehnten Laut: „Setzt euch, trinket, esset!“ Das vor „samkhasaddena“ stehende „sammasaddena“ ist nur Verschreibung; damit würde sonst die Zahl 11 herauskommen.

[10] Das Feuer der Lust, des Hasses und des Irrtums („rago, doso, moho“).

[11] (2) Augen, (2) Ohren, (2) Nase(nlöcher), Mund, After und Harnröhre.

[12] Eine Stelle aus dem Samannaphala-Sutta des Digha-Nikaya 2; vgl. Jātaka 150 Anm. 11.

[13] Der spätere Kommentator sagt zu dieser Stelle: „Mit dieser Zeile ist gewissermaßen gesagt, der weise Sumedha habe die Einsiedelei, die Blätterhütte und den Wandelgang mit eigener Hand erbaut. Folgendes aber ist der Sinn: Als Sakka sah, wie das große Wesen den Himalaya erreicht hatte und noch heute zum Berge Dhammaka kommen würde, sagte er zu Vissakamma: „Lieber, dieser weise Sumedha ist fortgezogen, um die Weltflucht zu betätigen; erbaue für ihn eine Wohnung.“ Dieser nahm seine Worte an und erbaute eine entzückende Einsiedelei, eine schöne Blätterhütte und einen reizenden Wandelgang. Weil aber diese Einsiedelei durch die Kraft seiner guten Werke vollendet wurde; sagte mit Bezug darauf der Erhabene: „Sāriputta, an diesem Berge Dhammaka erbaute ich“ usw.

[14] Der Kommentator erklärt dies folgendermaßen: „Diese fünf sind die Fehler bei einem Wandelgang:

(1.) Härte und Unebenheit,
(2.) das darin Vorhandensein von Bäumen,
(3.) das Verstecktsein im Dickicht,
(4.) die zu große Enge und
(5.) die zu große Weite“,

und erläutert dies noch eingehend.

[15] Der Kommentator bezieht dies auf die acht Vorteile des Asketenlebens und bestimmt diese folgendermaßen: Das Nichtaufspeichern von Geld und Korn, das untadelige Suchen nach Almosen, das beständige Verzehren von Almosen usw.

[16] z. B. die Abhängigkeit von anderen, die rasche Abnutzung, die schwierige Erneuerung usw. Vollständig sind diese späten Glossen übersetzt bei Warren, Buddhism in translations, S. 9-11.

[17] z. B. dass man es selbst leicht fertigen kann, dass es sehr leicht ist usw.

[18] z. B. dass man mit großer Mühe das Material herbeischaffen muss, dass man dabei das Gefühl des Eigentums hat, usw.

[19] z. B. dass der Körper nicht eingeengt ist, dass man nicht das Gefühl des Eigentums hat, dass man keine Anhänglichkeit dazu besitzt, usw.

[21] Ein Beiname des Buddha, „der Sieger“.

[22] Dieser Ausdruck (pali „dasabala“) ist auch nur eine Bezeichnung für den Buddha. Hier wie im folgenden sind die Verhältnisse der Zeit Buddhas auf diese graue Vorzeit übertragen.

[23] Auch die buddhistische Dreiheit ist auf die Zeit des ersten Buddha übertragen.

[24] Wer der übernatürlichen Erkenntnisse teilhaftig ist, hat die Fähigkeit, durch die Luft zu wandeln.

[25] Mandarava ist die Blume Erythrina indica.

[26] Paricchattaka ist der Korallenbaum, von dem ein besonders schönes Exemplar in Sakkas Garten wuchs.

[27] Diese öfters vorkommenden Blumen sind: Bignonia suaveolens (Trompetenblume), Michelia champaca, Naudea cadamba, Rottleria tinctoria, Pandanus odoratissimus.

[28] Wörtlich: „Ozean der Samsaras“, d.h. der Wiedergeburten.

[29] Nämlich diejenigen, welche für einen Buddha notwendig sind; vgl. unten S. 31.

[30] Bei „sadevake“ ist wohl „loke“ zu ergänzen; also wörtlich: „in der Welt der Götter und Menschen“.

[31] Wörtlich: „den Strom der Existenzen“.

[32] Das Leben als Tier, als Mensch, als Gott.

[33] Der Kommentator gibt zu dieser Strophe eine ziemlich überflüssige Erläuterung; doch gehört die Strophe selbst wohl zum eigentlichen Text, nicht zum Kommentar, wie Rhys Davids in der Anmerkung zu dieser Stelle (Buddhist birth stories, Band I, S. 12) meint.

[34] Upatissa ist der eigentliche Name des Sāriputta, Kolita des Mogallāna.

[35] d. h. der Fleck Erde, auf dem er der Erleuchtung teilhaftig wird.

[36] Dasselbe wie Kapilavastu. Das Wort bedeutet „Kapila genannt“.

[37] Ein wilder Feigenbaum, im Gegensatz zu dem Bodhi-Baum, dem Assattha-Baum (Ficus indica), wo er die Erleuchtung empfing. Vgl. „Leben des Buddha“, S. 59 ff.

[38] Gotama ist der Geschlechtsname des Buddha, Siddhattha sein eigentlicher Name.

[39] Diese beiden Klassen göttlicher Wesen sind hier als Vertreter der niederen Gottheiten genannt im Gegensatz zu den nachher vorkommenden höheren Göttern.

[40] Ein bestimmtes Sternbild. Warren (Buddhism in translations S. 20) erklärt es als die Waage.

[41] Die Bewohner der höheren, körperlosen Himmel („arupaloka“) im Gegensatz zu den niederen Götterhimmeln, den Freudenhimmeln („kamaloka“).

[42] Hier in dem Sinn von „Erleuchtung“ gebraucht, nicht wie es vorher umschrieben war, „Baum der Erkenntnis“.

[43] Ein auch sonst im Indischen vorkommender Vergleich. Aus dem schönen Schweif des Yak (Bos grunniens) wird der Wedel gemacht, eines der Attribute der Königswürde. Fausböll verweist auf eine Parallele in der Naturgeschichte des Aelian (XVI, 11).

[44] Wörtlich: „in allen seinen Haltungen“, nämlich im Stehen, Sitzen, Liegen, Gehen.

[45] Alles nur Ausdrücke für das völlige Erfassen des Gegenstandes, wie wir auch sagen „etwas von vorwärts und rückwärts lernen“.

[46] Eine sehr große Zahl; 10.000.000 hoch 4 (= 10 hoch 28).

[48] D. h. an dem heiligen Platz, der für sie zur Erlangung der Sambodhi bestimmt war.

[49] Bodhi ist hier wieder in dem Doppelsinn „Erleuchtung“ und „Baum der Erleuchtung“ gebraucht.

[50] Die fünf Gebote sind auch für alle Laien bindend, die zehn nur für die Mönche; vgl. Jātaka 1 Anm. 13.

[51] Die Frucht der Bekehrung, der einmaligen Rückkehr, der Nichtrückkehr und der Heiligkeit.

[52] Im Fall „patisambhida“, ein verschiedenartig aufgefasstes Wort.

[53] Nämlich die Erreichung der verschiedenen Grade der Ekstase.

[54] Das Wissen von der Unbeständigkeit, dem Leiden und davon, dass der Körper nicht das Ich ist.

[55] Die sechs Erkenntnisse oder die übernatürlichen Fähigkeiten sind:

(1.) Die Macht, Wunder zu wirken,
(2.) das göttliche Gehör,
(3.) die Kenntnis der Gedanken anderer,
(4.) die Erinnerung an frühere Existenzen,
(5.) das göttliche Auge,
(6.) die Erkenntnis dessen, was die Sünde zerstört.

[57] Die fünf ersten der oben angeführten sechs Erkenntnisse.

[57a] „Sumedha“ ist hier in der weiblichen Form mit langem „a“ am Ende.

[58] Nicht von der Zeit, sondern vom Range. Bei jedem der Buddhas sind diese sowie die ersten Schülerinnen angeführt; ferner noch der dem treuen Ānanda entsprechende bedienende Mönch.

[61] Die Sammlung der kanonischen Bücher des südlichen Buddhismus, vgl. „Leben des Buddha“, S. XI ff. Die Identifizierung geht so weit, dass sogar diese Bücher in die Zeit der Vorgänger Buddhas übertragen werden.

[63] Diese Strophe findet sich auch im Jātaka 447 Strophe 10 und Jātaka 510 Strophe 23, sowie im Dhammapadam-Kommentar p. 126 und in den Theragatha 303.

[64] Der Sitz des Gottes Sakka wird heiß, wenn jemand auf Erden in größter Not ist und seiner Hilfe bedarf, oder wenn jemand ein so hervorragendes gutes Werk tut, dass er dadurch nach seinem Tode an die Stelle von Sakka tritt.

[66] Der Kommentator erklärt dies so: Ganz große Töpfe füllt man mit Milch, stellt sie auf den Ofen, wirft dann in die fest gekochte Milch wenige Reiskörner und mischt die Speise mit Honig, Zuckerkörnern, zerlassener Butter u. dgl.

[67] Die drei Gewänder des buddhistischen Mönches sind das Untergewand, das Obergewand und ein Gewand auf der rechten Schulter (bei früheren Asketen ein Ziegenfell).

[69] D. h. er wurde Laienbruder, indem er seine Zuflucht nahm zu dem Buddha, zur Lehre und zur Gemeinde.

[71] Beiname für den Buddha, „der ganz Erleuchtete“.

[73] Nach der heutigen Form ein Mahratte.

[77] Wörtlich: „das kleine Weltalter“; d. h. wohl „in diesem kurzen Zeitraum“.

[78] Rhys Davids übersetzt a. a. O. S. 44 unrichtig „when eighteen hundert world-cycles had elapsed“; aus demselben Absatz weiter unten geht der Sinn des Ausdrucks klar hervor.

[81] Ein Beiname des Buddha, „der nicht mehr von anderen Lebensbedingungen Abhängige“.

[96a] Dies sind die beiden ersten Zeilen der Strophe 125. Dutoit hat dies wohl nicht bemerkt und die Stelle hier etwas anders formuliert.

[96b] Vgl. die ersten beiden Zeilen der Strophe 126.

[97] Die letzte irdische Existenz des Buddha vor seiner letzten Geburt als Gotama; vgl. Jātaka 547.

[98] Diese sind mit verschiedenen Höllen ausgefüllt.

[99] Diese wie die im vorigen Vers erwähnten sind Unterabteilungen der Petas, skr. preta, der büßenden Geister.

[100] Die vier Straforte sind:

(1.) die Existenz als Höllenwesen,
(2.) als Peta,
(3.) als Dämon und
(4.) als Tier.

[101] D. h. zu einer der höheren Welten, die über den sinnlichen Götterwelten („kamaloka“) stehen, den sog. „arupaloka“; vgl. „Leben des Buddha“, Anm. 140. Die höchste von ihnen heißt „Aufhören des sich bewusst Seins und des sich nicht bewusst Seins“ („nevasannanasannayatanam“).

[102] D. h. in allen ihren Existenzen sind sie frei von der Lust zum Leben.

[104] Jātaka 316. Die Strophe steht, wie auch die folgenden, nicht in dem betr. Jātaka, sondern es sind Zitate aus dem Cariya-Pitaka (vgl. „Leben des Buddha“, S. XX).

[105] Jātaka 72, 506, 543, 514, 513 (Jayaddisa-Jātaka).

[116] Jātaka 94; das hier Geschilderte steht aber nicht in diesem Jātaka, sondern in dem Lomahamsa-Sutta des Majjhima-Nikaya 12 das auch Mahāsīhanāda Sutta heißt, übersetzt in „Leben des Buddha“, S. 48.

[117] Eine der sechs niederen Götterwelten, in denen man noch der Sinnenlust huldigen kann.

[119] Die sechs niederen Götterwelten, zu denen der Himmel der Dreiunddreißig Götter und der Tusita-Himmel gehören; Gegensatz: die körperlosen Götterwelten.

[120] Gemeint sind die auf der Erde in Bäumen u. dgl. wohnenden niederen Gottheiten, während die vorgenannten Welthüter („lokapala“) und die Götter der Götterwelten die höheren Götter darstellen.

[121] Dies sind die Beherrscher der niederen Götterhimmel, wobei der Nimmanarati-Himmel fehlt, und des Brahma-Himmels, der die körperlichen und die unkörperlichen Brahma-Welten umfasst.

[122] Im Mahavagga-Buch V, 13, 12. Rhys David rechnet diese Erklärung zum Kommentar und übersetzt sie nur auszugsweise in der Anmerkung.

[123] Die Konstellation der Sonne am längsten Tag; Asalha ist ein Monat von Mitte Juni bis Juli.

[124] Nämlich außer den fünf gewöhnlichen noch drei andere, die sonst nur für die Mönche und Nonnen galten: nicht nach Mittag zu essen, keine Vergnügungen mitzumachen, keine wohlriechenden Stoffe und Schmuck zu tragen.

[128] Der vierte Teil eines Yojana, etwa so viel wie eine englische Meile oder auch etwas mehr als 5 km.

[129] Rhys Davids (a. a. O. S. 68, Anm.) bemängelt, wie andere schon vor ihm, dass nur sechs (die vier Schatzbehälter als eines gerechnet) zusammen entstanden, und schlägt vor, Ānanda, den treuen Diener Buddhas, noch einzureihen. Aber die Sache ist sehr einfach, wenn wir den Bodhisattva selbst als ersten der sieben zählen (so auch Seidenstücker, südbuddhistische Studien I, 30).

[130] Diese beziehen sich auf die verschiedenen Stufen der Ekstase.

[132] Die unkörperlichen Welten sind die höchsten der Brahma-Welten; vgl. oben Anm. 101.

[135] D. h. die die sechs Sinne in ihrer Gewalt haben. Der sechste Sinn ist das Denken.

[136] Kondanna ist also kein Personenname, sondern ein Familienname wie Gotama usw.

[138] Nämlich von den im Jātaka 538 aufgeführten Fehlern der Ammen.

[139] Winter, Sommer und Regenzeit. Es gibt auch sechs Jahreszeiten zu je zwei Monaten.

[140] So heißt Buddhas Gemahlin gewöhnlich im Jātaka-Buche; andere Texte legen ihr den Namen Yasodhara oder Bimbādevi bei.

[142] Das Mahapadana-Sutta ist das vierzehnte Sutta des Digha-Nikaya; doch bezieht sich hier die Schilderung auf Vipassi, einen Vorgänger Buddhas. (Vgl. oben Kapitel 1.20 mit Strophe 241.)

[143] Nach der Lesart einer Handschrift „kasma“ statt des überlieferten „tasma“.

[144] Ein Gavuta ist der vierte Teil eines Yojana (vgl. oben Anm. 128); der König verdoppelte also die Ausdehnung der Wachen.

[145] Es sind wohl die Verfasser des Kommentars zum Digha-Nikaya (vgl. oben die Anm. 142) gemeint, nicht, wie Rhys Davids a. a. O. S. 78 meint, diejenigen, die speziell den Digha-Nikaya vortrugen, zumal dort nichts davon steht.

[146] Wenn jemand ein besonders gutes Werk tut, verdient er sich selbst die Würde des Gottes Sakka.

[147] Die Priyangu-Pflanze ist Panicum indicum; Kutumbaka ist nicht näher zu bestimmen.

[148] Vielleicht gleichbedeutend mit „kuraka“ = Boswellia thurifera.

[149] Eine niedrig stehende Mischklasse; eigentlich „die Bewohner des Landes Andhra“, bekannt als Musiker.

[150] Es liegt ein Wortspiel vor, das im Deutschen nicht nachgeahmt werden kann, „nibbuto“, womit „nibbanam“, skr. „nirvana“, das Erlöschen, zusammenhängt, heißt sowohl „ausgelöscht“ als auch „gesegnet“.

[151] Die sinnliche, die körperliche und die unkörperliche Existenz im Gegensatz zum Nirvana.

[152] Rhys Davids (a. a. O. S. 84) weist darauf hin, dass hiermit wohl der alte Kommentar gemeint ist, der in Alt-Singalesich (Elu) verfasst war und von dem unser Jātaka-Kommentar eine Umarbeitung ist.

[153] Der Todesgott, bei den Buddhisten das personifizierte Prinzip der Weltlichkeit. Ein Beiname von ihm ist Vasavatti.

[154] Ein magisches Rad, das einem Weltherrscher auf seinem Triumphzug vorausläuft.

[156] Der Korallenbaum, Erythmia indica; der schönste wuchs in Indras Garten.

[157] Einer der Bergkreise, die um den Meru-(Sineru-)Berg gelagert sind.

[158a] Ein Angula (hier als Zoll übersetzt) ist ein Fingerbreit, ein Dvangula sind zwei Fingerbreit.

[159] Ein Mahabrahma, ein Bewohner des Brahma-Himmels.

[160] Der Leibelefant des Königs von Rājagaha, dessen Wildheit die Bewohner fürchteten. Er sollte später Devadatta zur Tötung Buddhas dienen.

[161] Die Asuras, Dämonen, liegen im Kampfe mit den Göttern und wollen die Götterstadt stürmen; vgl. Jātaka 31.

[163] Nämlich die Fähigkeit, sich in die verschiedenen Stufen der Ekstase zu versenken. Dies bewirkt eine Wiedergeburt in einem der Brahma-Himmel.

[164] D. h. ebenso nutzlos war sie verstrichen. Rhys Davids (a. a. O. S. 91) übersetzt merkwürdigerweise: „The Great Beings' six years' penance became noised abroad, as when the sound of a great bell is heard in the sky.“ Das Wort „ganthi“ (skr. „granthi“) kann ja auch „Glocke“ heißen; aber „ganthikarana“ kann nie „das Anhören einer Glocke“ bedeuten.

[167] Nämlich im Glück, den rechten Weg gefunden zu haben, und die Frucht, den Erfolg dieses Weges zu genießen.

[169] Ein großes, mit scharfen Messern besetztes Rad, das er auf seinen Gegner zu schleudern pflegte.

[171] Das Wort „sammasati“ hat dieselbe übertragene Bedeutung wie berühren = auf etwas zurückkommen. Rhys Davids bezieht das Wort auf den Elefanten, was aber nach der Konstruktion unmöglich ist.

[172] D. h. die Erkenntnis, wie die Wesen entstehen und wohin sie kommen; vgl. „Leben des Buddha“, S. 62 ff., wo die betreffende Stelle aus dem Majjhima-Nikaya übersetzt ist.

[173] Das Nichtwissen, die Samkharas (Existenz), Bewusstsein, Name und Körper, die sechs Sinnesorgane, die sinnliche Wahrnehmung, das Gefühl, die Lust, die Anhänglichkeit an das Dasein, die Existenz, die Geburt, als Zwölftes Alter, Tod, Kummer usw. Vgl „Leben des Buddha“, S. 66.

[174] Vgl. die ähnliche Stelle bei der Geburt des Bodhisattva; Kapitel 2.2.

[175] Auf Deutsch: „Weltzwischenraums-Höllen“. Die Höllen sind gedacht in den mit ewigem Dunkel erfüllten Zwischenräumen zwischen den einzelnen Welten.

[176] Diese Zeichen sind ein Teil der 32 Vorzeichen bei der Geburt eines Buddha; oben Kapitel 2.2.

[178] D. h. nach der Ursache, aus der immer aufs neue das Leben, die Wiedergeburt entsteht.

[179] Rhys Davids übersetzt auch hier „nidanam“ mit „epoch“. Die ganze Nidanakatha ist aber als Einleitung zum Jātaka-Buch gedacht, insofern als hier die Ereignisse erzählt werden, die der späteren Lehrtätigkeit Buddhas, in die die Erzählung der Jātakas fällt, vorausgehen. Darauf bezieht sich auch der bei Rhys Davids fehlende folgende erste Absatz.

[181] Hier wohl nur als die verschiedenen Stufen der Ekstase gedacht.

[182a] Siehe unten Kapitel 3.12 und Anm. 238.

[183] Nicht leicht zu identifizieren. Das Vorhergehende ist erzählt in der Vorgeschichte zu Jātaka 547.

[184] Vorgeschichte zum Jātaka 483. Dort ist wirklich ein Doppelwunder erzählt, während hier das Wunder wohl nur in seiner Bedeutung als Doppelwunder gekennzeichnet wird, etwa weil er auch wunderbarerweise die Gedanken der Gottheiten erkannte. Auch das in der Vorerzählung zu Jātaka 547 erwähnte Wunder ist eigentlich nur ein einfaches, kein Doppelwunder.

[186] Der dritte, mehr metaphysische Teil des südbuddhistischen Kanon; vgl. „Leben des Buddha“, S. XXI.

[187] D. h. diejenigen Mönche, welche vor allem den Abhidhamma-Pitaka studierten. Vgl. oben Anm. 145.

[188] Der Abidhamma besteht aus sieben Schriften, die hier mit den sieben Arten der Kleinodien verglichen sind.

[189] Das Wort „dhamma“ ist wohl hier als Dhamma-Pitaka aufzufassen, der zweite Teil des Tipitaka (= Sutta-Pitaka).

[190] Die 10 Tugenden, die oben in den Strophen 125 - 175 näher ausgeführt sind.

[191] Die Namen bedeuten: „Durst“, „Unzufriedenheit“, „Verlangen“. Vgl. zum Folgenden die Schilderung im Samyutta-Nikaya (Mara-Samyutta III, 5), übersetzt in „Leben des Buddha“, S. 55 ff.

[192] Darunter sind verstanden: die Khandhas (Gestalt, Empfindung usw.), die Lust, die Befleckung und das Karma.

[195] Das Wortspiel, „padena apadam“ ist schwer nachzuahmen, „apado“, der Spurlose, bedeutet einen, der befreit ist von den Bedingungen zur Wiedergeburt.

[198] Nämlich mit uns, damit wir eine Gelegenheit zu einem guten Werke erhalten.

[199] Die so genannten Welthüter, die je eine der vier Weltgegenden regieren. Sie heißen: Dhatarattha (Norden), Virulhaka (Süden), Virupakkha (Westen), Vessavana (Osten).

[200] Die späteren Laienbrüder riefen die buddhistische Dreiheit an, nämlich außer den zwei genannten noch die Gemeinde.

[201] Die Haare selbst hatte er sich ja bei seiner Weltentsagung abgeschnitten.

[202] Ein oft vorkommender Beiname Brahmas, der wahrscheinlich bedeutet „Herr der Wesen“.

[203] Gemeint sind die Regenten der verschiedenen Freudenhimmel: Sakka ist der Fürst des Himmels der dreiunddreißig Götter (Tāvatimsa-Himmel).

[214] besser: „die Wunder der Dreieinhalbtausend“, da er mit diesen Wundern die 3.500 Anhänger der genannten Asketen bekehrte.

[215] Jatilas sind nackte Asketen, die starke Abtötung übten und das Feuer anbeteten.

[218] Ein Nahuta ist eine sehr große Zahl, 10.000.000 hoch 4 [= 10 hoch 28].

[219] Das Rad auf der Fußsohle ist das wichtigste äußere Abzeichen eines Buddha.

[220] Die beiden Strophen und die ganze folgende Stelle finden sich auch in der Vorgeschichte zu Jātaka 544.

[221] Wörtlich: „An den Daseinskeimen“ („upadhi“).

[223] D. h. sie verpflichteten sich zu den fünf Geboten und nahmen ihre Zuflucht zum Buddha, zur Lehre und zur Gemeinde.

[224] Also 180 Millionen!

[225] Auf Deutsch: „Ort des Preises“. [besser: „Ort der Preisung“.]

[226] Die nächsten vier Strophen finden sich auch im Mahavagga I, 22, übersetzt in „Leben des Buddha“, S. 127.

[227] Wörtlich: „der (die Fluten des Leidens) überschritten Habende mit denen, die sie auch überschritten haben“.

[228] Die zehn Zustände sind:

1. Das Freisein von den fünf schlechten Eigenschaften,
2. der Besitz der sechs guten Eigenschaften,
3. die Behütung in dem Einen,
4. die Beobachtung der vier notwendigen Dinge,
5. die Verwerfung der falschen Wahrheiten,
6. das Suchen nach dem Rechten,
7. das Beseeltsein von reinen Absichten,
8. die vollkommene Ruhe,
9. die Freiheit des Herzens,
10. die Freiheit des Denkens. —

Die zehn Tugenden sind: die vier Wege, die Früchte dieser vier Wege, das Nirvana und die heiligen Schriften.

Die zehn Dinge sind: der achtgliedrige Pfad (rechter Glaube, rechter Entschluss, rechte Rede, rechter Wandel, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Denken, rechte Versenkung), sowie die vollständige Erkenntnis und die vollständige Erlösung.

 

[229] Auch diese Strophe findet sich mit den vorangehenden Zeilen (fast wörtlich) a. a. O.

[231] Die oft vorkommende Zeremonie des Schenkungswassers.

[232] Die Fortsetzung dieses berühmten Verses (Mahavagga I. 23; „Leben des Buddha“, S. 133) lautet:

„davon den Ursprung und das Ende
hat der Vollendete gelehrt;
so hat gesagt der große Weise.“

[233] Wie im Mahavagga a. a. O. genauer erzählt ist, war Sanjaya ein Freund der beiden, der sich aber weigerte, sich Buddha anzuschließen.

[234] Bestehend aus Mönchen, Nonnen, Laienbrüdern und Laienschwestern. Die Gründung des Nonnenordens erfolgte allerdings erst später („Leben des Buddha“, S. 149 ff.).

[235] Es kann auch heißen: dass er ihnen eine Gunst erweist.

[236] Buddhas Verwandte, die Angehörigen der Königsfamilie zu Kapilavatthu. Die folgende Erzählung findet sich fast wörtlich in der Vorgeschichte zum Jātaka 547.

[237] Wie so oft nur vom Range gebraucht.

[241] Mahasammata, „der Hochgeehrte“, soll der erste König gewesen sein.

[245] Buddhas frühere Frau, die Schwiegertochter des Suddhodana; im Folgenden wiederholt als dessen Tochter bezeichnet.

[246] Ihre Verwandten wollen sie, weil sie ihr Gatte verlassen, wieder heimholen und einem anderen vermählen.

[248] Auf Deutsch: „die Schöne vom Lande“; die junge Frau des Prinzen Nanda.

[250] Die vierte Frucht, die der Heiligkeit, fehlt ihm noch.

[251] Der Park des Prinzen Jeta zu Savatthi; der Kauf ist näher erzählt in „Leben des Buddha“, S. 146 ff.

[252] Es ist wohl zu ergänzen „verziert“.

[253] Die folgenden Strophen stehen auch in der in „Leben des Buddha“ a. a. O. übersetzten Stelle des Cullavagga VI, 9.

[254] Eine reiche Wohltäterin der Buddhagemeinde; vgl. „Leben des Buddha“, S. 157 ff.

[255] 180 Millionen kostete der Platz, 180 Millionen der Klosterbau, 180 Millionen das Fest.

[256] Es ist gedacht, dass er den Platz auf dieselbe Art kaufte, wie Anāthapindika, der den Boden mit Goldstücken belegte.

[257] Ein Karisa ist der 32. Teil eines Gavuta, also etwa 100 m, da ein Gavuta etwa gleich zwei englischen Meilen und ein Yojana etwa gleich acht englischen Meilen ist.

[258] D. h. in diesem letzten Teile der Nidanakatha sind alle (wichtigeren) Orte, an denen Buddha sich aufzuhalten und seine Jātakas zu erzählen pflegte, angeführt und in ihrer Entstehung erklärt, besonders das Veluvana und das Jetavana; daran soll sich jetzt die Erzählung der Jātakas selbst anschließen.


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