Majjhima Nikāya, Mittlere Sammlung

Erstes Halbhundert - Mūlapannāsam

I. BUCH: Wurzeldarlegungen - Mūlapariyāyavaggo

3. Erben im Dhamma - Dhammadāyada Sutta

 

So habe ich es gehört: 

Als der Erhabene einst in Anāthapindikas Bhikkhuheim im Jetahain bei Sāvatthi weilte, sprach er zu den Bhikkhus:

Bhikkhus, seid meine Erben im Dhamma, in der wahren Lehre, nicht Erben in der Versorgung! Ich habe Erbarmen mit euch: Möchten doch die Jünger meine Erben im Dhamma sein, nicht Erben in der Versorgung! Wollt ihr meine Erben in der Versorgung sein, nicht Erben im Dhamma? Soll man von euch und von mir sagen: Die Jünger des Meisters bleiben bei ihm wegen der Versorgung, nicht wegen der Lehre? Oder wollt ihr meine Erben im Dhamma sein, nicht Erben in der Versorgung? Wird man dann nicht von euch und von mir sagen: Die Jünger des Meisters bleiben bei ihm wegen der Lehre, nicht wegen der Versorgung? Seid also meine Erben im Dhamma, nicht Erben in der Versorgung!

Wenn ich zum Beispiel gespeist habe und gesättigt bin und noch etwas von der Speise übriggeblieben ist, das man wegwerfen kann, und wenn dann zwei Bhikkhus kommen, die ganz ausgehungert sind, dann würde ich sagen: Ich habe gespeist und bin satt und es ist noch etwas Speise übrig. Wenn ihr wollt, eßt! Wenn ihr nicht essen wollt, werfe ich den Rest auf grasfreien Boden oder in unbelebtes Wasser. Dann könnte der eine Bhikkhu denken: Der Erhabene ist satt, es ist noch etwas übrig; wenn ich es nicht esse, wird es weggeworfen. Der Erhabene hat aber gesagt: Seid meine Erben im Dhamma, nicht Erben in der Versorgung. Zur Versorgung gehört auch diese Speise. Soll ich da nicht lieber auf die Speise verzichten und trotz meines Hungers noch bis morgen warten? Und er verzichtet. Der andere aber könnte denken: Wenn ich den Rest nicht esse, wird er weggeworfen; soll ich ihn nicht lieber essen und meinen Hunger stillen? Und er ißt. Mag er essen! Den ersteren Bhikkhu aber würde ich höher schätzen und preisen und zwar deshalb, weil es diesem Bhikkhu für lange Zeit zur Bescheidenheit, zur Zufriedenheit, zur Selbstbeherrschung, zur Anspruchslosigkeit und zur Willensstärkung verhilft. Darum, Bhikkhus, seid meine Erben im Dhamma, nicht Erben in der Versorgung.

So sprach der Erhabene, dann stand er auf und begab sich in das Gemeindehaus. Bald darauf sprach der ehrwürdige Sāriputta zu den Bhikkhus:

«Liebe Brüder, wie ist es, wenn sich der Meister zurückgezogen hat und die Jünger seinem Beispiel nicht folgen? Und wie ist es, wenn sie seinem Beispiel folgen?» - «Lieber Bruder, wir würden von weit her kommen, um eine Darlegung des ehrwürdigen Sāriputta zu hören. Bitte, erkläre uns den Sinn dieses Satzes! Die Bhikkhus werden deine Erklärung im Gedächtnis behalten.» So hört und denkt darüber nach!

Wenn sich der Meister zurückgezogen hat und die Jünger seinem Beispiel nicht folgen; wenn sie jene Eigenschaften, deren Ablegung der Meister gelehrt hat, nicht ablegen; wenn sie üppig und lässig leben, geselliges Beisammensein bevorzugen und Zurückgezogenheit vernachlässigen, dann sind sie zu tadeln, gleichviel ob sie ältere, mittlere oder jüngere Bhikkhus sind. So ist es, wenn sich der Meister zurückgezogen hat und die Jünger seinem Beispiel nicht folgen.

Wenn die Jünger aber dem Beispiel des Meisters folgen; wenn sie jene Eigenschaften, deren Ablegung der Meister gelehrt hat, ablegen; wenn sie nicht üppig und lässig leben, geselliges Beisammensein vernachlässigen und Zurückgezogenheit bevorzugen, dann sind sie zu loben, gleichviel ob sie ältere oder mittlere oder jüngere Bhikkhus sind. So ist es, wenn sich der Meister zurückgezogen hat und die Jünger seinem Beispiel folgen.

Begierde und Haß sind etwas Böses; zur Überwindung von Begierde und Haß dient der mittlere Pfad, der Einsicht und Weisheit verleiht und zur Beruhigung, zu hohem Wissen, zum Erwachen, zum Nirwana führt. Es ist der edle achtfache Weg, nämlich rechte Einsicht, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Tun, rechte Lebensweise, rechtes Bemühen, rechte Andacht und rechte Geistessammlung. Zorn und Groll, Heuchelei und Bosheit, Neid und Eifersucht, Täuschung und Betrug, Starrsinn und Unverträglichkeit, Hochmut und Anmaßung, Trägheit und Stumpfheit sind etwas Böses. Zur Überwindung aller dieser Regungen und Eigenschaften dient der mittlere Pfad, der edle achtfache Weg.»

So sprach Sāriputta. Die Bhikkhus nahmen seine Darlegung mit Freude und Dank an.


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