So habe ich es gehört:
Als der Erhabene einst in Anāthapindikas Bhikkhuheim im Jetahain bei Sāvatthi weilte, sprach er zu den Bhikkhus:
«Ein Tor hat drei Merkmale: er denkt schlecht, er redet schlecht, er handelt schlecht. Woran sollte sonst ein Verständiger einen schlechten Menschen erkennen? Schon in diesem Leben erleidet ein Tor dreifach Schmerz und Kummer. Sitzt er im Gasthaus oder an der Straße oder auf dem Markt, so reden die Leute über ihn, und wenn er getötet, gestohlen, ausschweifend gelebt, gelogen oder sich betrunken hat, dann denkt er: Das, wovon die Leute reden, trifft auf mich zu, mich erkennt man daran. Das ist der erste Schmerz und Kummer, den der Tor schon in diesem Leben erleidet. Dann sieht der Tor, wie Könige einen Verbrecher ergreifen lassen und mit verschiedenen Strafen, wie Peitschen hieben, Leibesverstümmelung oder qualvoller Hinrichtung[1] bestrafen und er denkt: <Auch ich habe Übeltaten begangen, für die man so bestraft wird, solches hat man auch bei mir gesehen. Wenn die Könige das wüßten, würden sie mich auch so bestrafen., Das ist der zweite Schmerz und Kummer, den der Tor schon in diesem Leben erleidet. Wenn der Tor auf einem Stuhl sitzt oder im Bett oder auf der Erde liegt, kommen seine Übeltaten, die er in Werken, Worten und Gedanken begangen hat, über ihn und decken ihn zu, wie die Schatten hoher Berge am Abend über die Täler kommen und sie zudecken. Dann denkt er: <Nichts Gutes, nichts Heilsames habe ich getan, nichts, was mich schützen könnte; Böses, Grausames, Unrechtes habe ich getan. Nach dem Tode werde ich dafür büßen müssen.> Das bekümmert ihn, er jammert, schlägt sich an die Brust und verzweifelt. Das ist der dritte Schmerz und Kummer, den der Tor schon in diesem Leben erleidet. Nach dem Tode gerät der Tor auf den üblen Weg hinab in die Hölle, und in der Hölle ist es höchst unerfreulich, höchst unangenehm, wie man es nicht einmal durch ein Gleichnis beschreiben kann.»[2]
[Darauf fragte ein Bhikkhu, ob man nicht doch ein Gleichnis geben könne, und der Erhabene erwiderte, man könne es, und fuhr fort: «Wenn ein Verbrecher verurteilt wird, am Morgen, am Mittag und am Abend je hundertmal mit einem Schwert geschlagen zu werden, und er das überlebt, würde ihm das nicht sehr schmerzhaft sein?» – «Schon ein Schlag wäre sehr schmerzhaft, wieviel mehr dreihundert!» – Darauf nahm der Erhabene einen kleinen, handgroßen Stein und sagte: «Welcher ist größer, dieser Stein oder der Himalaya, der König der Berge?» – «Der Himalaya ist unvergleichlich viel größer.» – «Um ebenso viel schlimmer sind die Qualen der Hölle als dreihundert Schwerthiebe.»
(Es folgt eine ausführliche Beschreibung der Höllenqualen; dann sagte Buddha:) «Noch auf mancherlei Weise könnte ich über die Hölle reden und doch nicht mit Worten ausdrücken, wie schrecklich die Qualen dort sind.
Im Tierreich gibt es Pflanzenfresser, wie zum Beispiel Pferde, Rinder, Esel, Ziegen und Rehe. War der Übeltäter hier ein Feinschmecker, dann wird er in der Gemeinschaft solcher Pflanzenfresser wiedergeboren. Im Tierreich gibt es auch Kotfresser, die von weither herbeieilen, wenn sie Kotgestank riechen, begierig den Kot zu genießen, wie Brahmanen herbeieilen, wenn sie Opferduft riechen. Solche Tiere sind zum Beispiel Hühner, Hunde, Schweine und Schakale. Auch in ihrer Gemeinschaft wird ein Übeltäter wiedergeboren, der hier ein Feinschmecker war, oder er wird wiedergeboren unter Tieren, die im Dunkeln geboren werden, leben und sterben, wie Käfer, Motten und Asseln, oder unter Tieren, die im Wasser leben und sterben, wie Fische, Schildkröten und Krokodile, oder unter Tieren, die im Schmutz leben und sterben, in faulendem Fisch, in faulendem Fleisch oder in Pfützen und Tümpeln. Noch auf mancherlei Weise könnte ich über das Tierreich reden und doch nicht mit Worten ausdrücken, wie schrecklich die Leiden dort sind.]
Wenn jemand eine Reuse mit einer einzigen Öffnung ins Meer wirft und diese vom Winde bald nach Westen, bald nach Osten, bald nach Süden, bald nach Norden gedreht wird, und wenn eine einäugige Schildkröte alle hundert Jahre einmal auftaucht, – würde da wohl die einäugige Schildkröte mit ihrem Halse in die einzige Öffnung der Reuse geraten?» – «Kaum, Herr, oder höchstens nur irgendwann einmal in langer Zeit.» – «Eher aber würde eine ein einäugige Schildkröte in die einzige Öffnung der Reuse geraten, als ein Tor, der in die Tiefe hinabgesunken ist, sein Menschentum wiedererlangen kann, und zwar deshalb, weil es dort nicht möglich ist, gerecht, ehrlich, heilsam und verdienstvoll zu wirken; dort frißt einer den andern auf und mordet den Schwächeren. Wenn aber ein Tor doch einmal in langer Zeit wieder Mensch wird, dann wird er in niedriger Kaste wiedergeboren, als Unberührbarer, als Paria oder als Jäger, wo er Not leidet; er wird häßlich, gebrechlich, einäugig, hinkend, gelähmt, es fehlt ihm an Nahrung, Kleidung, Wagen, Schmuck, Wohnung und Beleuchtung, und er führt einen schlechten Lebenswandel in Werken, Worten und Gedanken und sinkt infolgedessen wieder hinab in die Hölle.
Wenn ein Würfelspieler mit dem ersten unglücklichen Wurf seinen Sohn, sein Weib und seine ganze Habe verliert und sogar selbst in Knechtschaft gerät, so hat solcher unglückliche Wurf verhältnismäßig wenig zu bedeuten; viel schlimmer ist der unglückliche Wurf, wenn ein Tor durch schlechten Lebenswandel in Werken, Worten und Gedanken nach dem Tode niedersinkt und in der Hölle wiedererscheint. Das ist das vollständige Los eines Toren.
[Ein Weiser hat drei Merkmale: er denkt gut, er redet gut, er handelt gut. Woran sollte sonst ein Verständiger ihn als guten Menschen erkennen? Schon in diesem Leben genießt ein Weiser dreifach Freude und Befriedigung. Sitzt er im Gasthaus oder an der Straße oder auf dem Markt, so reden die Leute über ihn, und wenn er dem Töten, dem Stehlen, der Ausschweifung, der Lüge und dem Trunk widerstrebt, dann denkt er: Das, wovon die Leute reden, trifft auf mich zu, mich erkennt man daran. Das ist die erste Freude und Befriedigung, die ein Weiser schon in diesem Leben genießt. Dann sieht er, wie Könige einen Verbrecher bestrafen[3], und er denkt: Ich habe keine Übeltat begangen, für die man so bestraft wird, bei mir hat man solches nicht gesehen. Das ist die zweite Freude und Befriedigung, die ein Weiser schon in diesem Leben genießt. Wenn der Weise auf einem Stuhl sitzt oder im Bett oder auf der Erde liegt, kommen seine guten Taten, die er in Werken, Worten und Gedanken vollbracht hat, über ihn und decken ihn zu, wie die Schatten der Berge am Abend über die Täler kommen und sie zudecken. Dann denkt er: Ich habe nichts Böses getan, nur Gutes, Heilsames habe ich getan, nur das, was mich beschützen kann. Nach dem Tode werde ich den Weg der Guten gehen. Er hat keinen Kummer, jammert nicht, schlägt sich nicht an die Brust und verzweifelt nicht. Das ist die dritte Freude, die ein Weiser schon in diesem Leben genießt. Nach dem Tode geht ein Weiser den guten Weg und erscheint wieder in himmlischer Welt, und im Himmel ist es höchst erfreulich, höchst angenehm, wie man es nicht einmal durch ein Gleichnis beschreiben kann.»
Wieder fragte ein Bhikkhu, ob man nicht doch ein Gleichnis geben könne, und der Erhabene gab ein Gleichnis für das Glück in himmlischer Welt: Ein weltbeherrschender König hat sieben Kostbarkeiten und vier Vorzüge und empfindet darüber Freude und Befriedigung. Die sieben Kostbarkeiten sind: das himmlische Rad, der Elefant, das Roß, der Edelstein, die Frau, der Verwalter, der Feldherr; die vier Vorzüge sind: Schönheit, langes Leben, Gesundheit, Beliebtheit bei Brahmanen und Bürgern. Unvergleichlich viel größer als die Freude und Befriedigung eines weltbeherrschenden Königs über die sieben Kostbarkeiten und die vier Vorzüge – der Erhabene hob wieder einen Stein und verglich ihn mit dem Himalaya – ist die himmlische Freude, die ein Weiser nach dem Tode genießt.]
Wenn ein Weiser nach langer Zeit wieder Mensch wird, so wird er in hoher Kaste wiedergeboren, als reicher Adliger, als reicher Brahmane oder als reicher Bürger, hat viel Vermögen, Gold und Silber und Hausrat, ist schön und liebenswürdig, hat reichlich Nahrung, Kleidung, Wagen, Schmuck, Wohnung und Beleuchtung. Dann führt er einen guten Lebenswandel in Werken, Worten und Gedanken und kommt nach dem Tode wieder in den Himmel.
Wenn ein Würfelspieler mit dem ersten glücklichen Wurf großes Vermögen gewinnt, so hat solcher Wurf verhältnismäßig wenig zu bedeuten; viel besser aber ist der glückliche Wurf, wenn ein Weiser durch guten Lebenswandel in Werken, Worten und Gedanken nach dem Tode den guten Weg in himmlische Welt geht. Das ist das vollständige Los eines Weisen.
So sprach der Erhabene. Mit Freude und Dank nahmen die Bhikkhus seine Worte an.
[1] Im Text werden die einzelnen Strafarten aufgezählt.
[2] Die Höllenbeschreibung finden sich mit den gleichen Worten an mehreren Stellen des Kanons, z.B. im 130. Sutta und Anguttara Nikāya III, 35.
[3] Im Text ausführlich wie vorher.