Anotatta
Einer der sieben großen Seen von Himavā.
Die anderen waren: Kannamunda, Rathakāra, Chaddanta, Kunāla, Mandākinī, Sīhappapāta.
Er war umgeben von fünf Berggipfeln: Sudassanakūta, Citrakūta, Kālakūta, Gandhamādana, Kelāsa.
Sudassanakūta hat eine Form wie ein konkav geformter Krähenschnabel und überschattet den ganzen See, aber auch die anderen Gipfel werfen Schatten. Der See ist 150 Meilen lang, 50 Meilen weit und 50 Meilen tief. Der Regen der auf die Berggipfel fiel, und all die Flüsse die daraus entstanden, flossen in den See. Das Licht der Sonne und des Mondes fallen niemals direkt auf das Wasser, nur die Reflektionen. Das bedeutete das Wasser ist immer kühl, davon auch der Name.
Es gibt viele Badeplätze rund um den See, frei von Fischen und Schildkröten mit kristallklarem Wasser, wo Buddhas, Pacceka Buddhas und Heilige badeten, und wohin auch Himmelswesen und Geister kamen um sich zu vergnügen.
Vier Kanäle in vier Richtungen öffnen sich rund um den See : Sīhamukha, Hatthimukha, Assamukha, Usabhamukha.
Es wimmelt von Löwen an den Ufern des Sīhamukha; Elefanten, Pferde und Rinder entsprechend an den anderen.
Von den Kanälen fließt das Wasser in vier Flüsse; der ostwärts gerichtete Fluss umringt den See drei mal, bewässert die nicht-menschlichen Regionen von Himavā und fließt dann in den Ozean. Die Flüsse die nach Norden und Westen fließen passieren Gebiete die von Nicht-Menschen bewohnt sind und münden dann ins Meer.
Der südwärts gerichtete Fluss, so wie der ostwärts gerichtete, fließt dreimal um den See, dann für sechzig Meilen gerade nach Süden über einen felsigen Kanal um in einen Abgrund zu stürzen, dabei eine Kaskade bildend von sechs Meilen Breite. Das Wasser stürzt sechzig Meilen tief auf einen Felsen mit Namen Tiyaggala, wo durch die Kraft des Aufpralls ein fünfzig Meilen tiefer See, der Tiyaggalapokkharani, entstand. Aus diesem See läuft das Wasser durch eine sechzig Meilen lange felsige Spalte, dann im Untergrund für sechzig Meilen zu einem versteckten Berg Vijjha, wo sich der Strom in fünf Richtungen, wie die der Finger einer Hand aufteilt.
Der Teil dieses Flusses der den See Anotatta umringt wird Āvattagangā genannt; der sechzig Meilen Strom durch den felsigen Kanal heißt Kanhagangā; der sechzig Meilen hohe Wasserfall heißt Ākāsagangā; der sechzig Meilen Strom der aus dem Tiyaggala-pokkharanī durch die felsige Schlucht fließt, wird Bahalagangā genannt und der unterirdische Fluss heißt Ummaggagangā.
Die fünf Ströme, die aus dem versteckten Berg Vijjha heraus fließen, sind Gangā, Yamunā, Aciravatī, Sarabhū und Mahī (SnA.ii.407; 437-9; MA.ii.585f.; AA.ii.759-60).
Ein Wind, genannt Siñcanakavāta (sprühender Wind) bringt Wasser vom Anotatta See und besprüht damit die Gandhamādana Berge (SnA.i.66). Dieser See ist einer der letzten der am Ende dieser Weltperiode austrocknet (A.VII.62).
Mit dem Wasser des Sees gebadet zu werden bedeutete eine besondere Reinigung. So kam es auch, dass Buddha's Mutter am Tag ihrer Empfängnis träumte, zum See gebracht und dort gebadet zu haben. Das wurde gedeutet, dass sie einen besonderen Sohn gebären würde. (MA.ii.918, Jat.Einleitung).
In Zeiten wo es keinen Buddha auf dieser Welt gibt, kommen die Pacceka Buddhas, die in Gandhamādana verweilen und waschen ihr Gesicht im See bevor sie ihre Reise nach Isipatana beginnen, um sich unter die Menschen zu begeben (MA.i.386, Jat.40, Jat.408, Jat.495). Buddha ging auch zum Anotatta um sich zu waschen, von dort ging er nach Uttarakuru auf seine Almosenrunde, kehrte zurück um seine Mahlzeit einzunehmen und den Nachmittag am Ufer zu verbringen, z.B. vor seinem Besuch bei Uruvelakassapa (Mv.i.19); und auch während der drei Monate die er im Tāvatimsa verbrachte (DhA.iii.222); siehe auch Jat.40. Andere Heilige taten es auch, z.B. Mātangapandita, Jat.479; siehe auch DhA.ii.211.
Es gibt viele Badeplätze an dem See; für Buddhas, Pacceka Buddhas, Mönche, Asketen, die vier großen Götter Könige und andere Götter aus der Götterwelt und für Göttinnen, sie waren alle von einander getrennt. Am Badeplatz der Göttinnen kam es einmal zu einem Streit zwischen Kālakannī und Sirī wer zuerst baden darf (Jat.382).An anderer Stelle gehen die Göttinnen am See baden und ruhen sich in Manosilātala aus (z.B. Jat.535).
Fähig zu sein, Wasser vom Anotatta zu bringen, wurde als eine der größten magischen Kräfte (iddhi) betrachtet. Als Buddha die magische Kraft von Sumana-Sāmanera bekannt machen wollte, äußerte er den Wunsch, sich die Füße mit dem Wasser vom Anotatta waschen zu wollen; niemand war dazu in der Lage außer dem Novizen Sumana (DhA.iv.134ff). Und Sona, um seine magische Kraft den 101 Königen zu zeigen, die sein Bruder Nanda zu seiner Einsiedelei brachte, holte ihm und seinem Gefolge Wasser vom Anotatta (Jat.532). Wasser aus dem See für den persönlichen Gebrauch zu liefern, wird als höchste Wertschätzung für die betreffende Person betrachtet. Als es zu einer Freundschaft zwischen dem König der Schwäne, Javahamsa und dem König von Benares kam, brachte Javahamsa dem König Wasser zum Waschen vom Anotatta. (Jat.476). Pannaka, der Nāga König von Anotatta, versprach Sumana-Sāmanera Wasser vom Anotatta zu bringen, als Entschuldigung für seine frühere Unhöflichkeit. (DhA.iv.134, auch ThagA.457 wo die Geschichte detailliert wiedergegeben ist). Nanda, als er seinen Bruder für seine Ungehorsamkeit um Verzeihung bitten wollte, dachte daran, ihm Wasser vom Anotatta zu bringen um seine Reue zu zeigen (Jat.532). Das Wasser hatte heilende Wirkung; Anuruddha's Unterleibsbeschwerden wurden dadurch geheilt. (DhA.iv.129). Wasser vom Anotatta See für den täglichen Gebrauch nutzen zu können, galt als großer Luxus und war ein Zeichen für großen Reichtum. Götter brachten Asoka acht Pingo-Ladungen Wasser, in sechzehn Töpfen für seinen Gebrauch vom See (Sp.i.42; Mhv.v.24; 84; xi.30). Vessavana beauftragte Yakkhinis um das Wasser laufend zu bringen, einmal hin und zurück dauerte vier bis fünf Monate. Diese Arbeit war so erschöpfend, dass einige Yakkhinis starben, bevor ihr Auftrag zu Ende war (DhA.i.40).
Regelmäßige Zusammenkünfte von Göttern (deva) und Geistern (yakkha) wurden am See abgehalten, bei denen Wettkämpfe stattfanden (z.B. zwischen den Töchtern von Vessavana, wer besser tanzen konnte VvA.131-2). Manchmal ging Buddha an den See mit einer Gruppe von Mönchen um zu predigen oder einen Erlass herausgeben (z.B. Ap.i.299). Mönche verweilten häufig am See um zu meditieren und kamen wenn man sie rief (Dvy.399).
Ein Mahā-kappa wird verglichen mit der Zeitspanne die notwendig ist um den Anotatta See mit einem Blatt Kusa Gras leer zu machen indem alle hundert Jahre ein Tropfen heraus geschöpft wird. (PvA.254).
Im Divyavadana ist eine Gruppe von Götterwesen erwähnt die sich am Anotatta See aufhalten, genannt Anavatapta-kāyikādevatā (p.153).