- 1.21. Satti - Von einem Spieß
- 1.22. Phusati - Es trifft
- 1.23. Jatā - Knoten
- 1.24. Manonivārana - Zurückhaltung des Geistes
- 1.25. Arahanta - Der Vollendete
- 1.26. Pajjota - Die Leuchte
- 1.27. Sara - Die Fluten
- 1.28. Mahaddhana - Der Reiche
- 1.29. Catucakka - Vierräderig
- 1.30. Enijangha - Antilopenschenkelig
- 1. Sāvatthī Ort der Begebenheit [49]
- Zur Seite stehend sprach dann die Devatā in Gegenwart des Erhabenen die folgende Strophe:
- "Wie von einem Spieß gestreift, brennenden Hauptes gleichsam
Soll besonnen der Bhikkhu, um die Begier nach sinnlicher Lust aufzugeben,
von der Welt sich abkehren."2. (Der Erhabene:)
- "Wie von einem Spieß gestreift, brennenden Hauptes gleichsam
Soll besonnen der Bhikkhu, um die irrige Anschauung vom Körper
als etwas Seiendem aufzugeben, von der Welt sich abkehren." [50]
[49] P. Sāvatthī nidānam. Der ganze einführende Satz gilt auch für
die folgenden Suttas.
[50] Die Verse finden sich auch, mit einer Variante im zweiten,
Theragāthā 39 und 40, wo
sie den Theras Tissa und Vaddhamāna zugeschrieben werden, sowie
Therag. 1162-3 unter
Versen des Moggallāna. Vgl. auch unten 2. 16.
1. (Die Devatā:)
"Wer's nicht tut, den trifft es nicht; [51] wer's tut, den trifft es:
Darum trifft es den, der's tut,
der übel handelt an dem, der nicht übel gehandelt hat."
2. (Der Erhabene:)
"Wer übel handelt an einem, der nicht übel gehandelt hat,
An einem reinen, fehllosen Manne,
Auf diesen Toren fällt das Böse zurück.
Wie feiner Staub, gegen den Wind gestreut." [52]
[51] Wtl.: "den nicht berührenden berührt es nicht" (nāphusantam phusati) Das Vb. phus ist in doppelter Bedeutung verwendet.
Der Sinn ist: wer eine (böse) Tat unternimmt, den treffen die Folgen. Der
Komm. I. 60.8 ergänzt zu aphusantam das Obj. kammam, zu na
phusati das Subj. vipāko.
[52] Der zweite Vers findet sich auch
Dhammapada 125 und
Suttanipāta 662, sowie unten 7.4.
1. (Die Devatā:)
"Mit Knoten innen und mit Knoten außen,
mit Knoten verknotet [53] sind die Geschöpfe.
Das frage ich dich, Gotama: wer wird den Knoten entknoten?"2. (Der Erhabene:)
"Der Mann, der in der sittlichen Zucht fest steht, der weise,
der Denken und Erkenntnis schult,
Der eifrige, tüchtige Bhikkhu, der wird den Knoten entknoten.
Bei denen Begierde und Haß und Nichtwissen verschwinden,
Die Vollendeten, bei denen die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
durch sie ist der Knoten entknotet.
Wo Name und Form (nāma rūpa) restlos aufgehoben wird
Und inneres Widerstreben und Formvorstellung,
da wird der Knoten zerschnitten." [54]
[53] Unter "Knoten" (p. jatā) sind die Verstrickungen in die
weltlichen Dinge gemeint. Der "Durst", d.i. die Begierde, die uns immer wieder
darauf hinführt, heißt daher Dhammapada
180 jālinī tanhā "der verstrickende Durst".
[54] Die Verse unseres Sutta kehren unten 7.6 in
anderem Zusammenhang wieder. Vergleiche auch
Visudhi Magga.
1. (Die Devatā:)
"Von wo immer man den Geist zurückhält, von da trifft einen kein Leid:
Von allem also soll man den Geist zurückhalten,
dann wird man von allem Leid erlöst."
2. (Der Erhabene:)
"Nicht von allem soll man den Geist zurückhalten,
wenn der Geist gezügelt ist. [55]
Von wo aber Böses herkommt, von da soll man den Geist zurückhalten."
[55] An Stelle von na mano sayatattam āgatam der Feer'schen Ausgabe ist mit dem Komm. (I. 63.8-9) mano yatattam āgatam "den zu Zügelung gelangten Geist" zu lesen. Vgl. auch Mrs. Rhys Davids, zu der Stelle.
Nach dem Komm. I. 63.15ff. ist der Gedanke in den Versen der folgende: Die
Devatā hört von den Bhikkhus, die im Walde leben, wie sie die Ausdrücke "ich"
"mein" "mir" usw. gebrauchen. Sie fragt an, ob dies angängig sei, da es nach
buddhistischer Lehre kein Selbst, kein Ich gibt. Der Buddha erwidert, daß es
sich da nur um konventionelle Ausdrucksweise handle. Das Wort "Ich" wird
gebraucht statt der Wesensbestandteile, der
khandhā, die das ausmachen, was wir unser Sein nennen (Vgl. hier über
Bd. II, S.5, N.3). Die Devatā fragt nun weiter, ob die Bhikkhus, wenn sie dieser
Ausdrucksweise sich bedienen, in einem Wahn, einer Einbildung (māna)
befangen seien, wird aber vom Buddha belehrt, daß der Erlöste frei sei von allem
Wahne.
1. (Die Devatā:)
"Der Bhikkhu, der ein Vollendeter ist, der sein Werk getan hat, [56]
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
der die letzte Leiblichkeit trägt,
Darf er sagen: 'ich' sage?
Darf der sagen: 'mir' sagt man?"
2. (Der Erhabene:)
"Der Bhikkhu, der ein Vollendeter ist, der sein Werk getan hat,
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
der die letzte Leiblichkeit trägt,
Der darf wohl sagen: 'ich' sage,
Der darf wohl sagen: 'mir' sagt man.
Die Sprechweise in der Welt kennend, der kundige,
Redet er so nur im Gespräch."
3. (Die Devatā:)
"Der Bhikkhu, der ein Vollendeter ist, der sein Werk getan hat,
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
der die letzte Leiblichkeit trägt,
Darf dieser Bhikkhu, in Wahn befangen,
Wohl sagen: 'ich' sage?
Darf er wohl sagen: 'mir' sagt man?"
4. (Der Erhabene:)
"Für den, der den Wahn aufgegeben, gibt es keine Bande,
Beseitigt sind für ihn alle Bande des Wahnes, [57]
Hinter sich gelassen hat er, der Einsichtsvolle, die Sterblichkeit: [58]
Der darf wohl sagen: 'ich' sage,
Der darf wohl sagen: 'mir' sagt man.
Die Sprechweise in der Welt kennend, der kundige,
Redet er so nur im Gespräch."
[56] P. araham katāvī. Über den
Arahant, der auf der obersten Stufe des zur Erlösung führenden Pfades (magga)
angelangt ist, s. die Vorbemerkungen zu 12. 31
(in Bd. II.S. 68).
[57] P. mānaganthassa ist in mānaganthā assa zu zerlegen.
[58] P. yamatam, wtl. den Zustand des Yama, den Zustand, wo man dem Y.,
dem Todesgott, verfallen ist.
1. (Die Devatā:)
"Wie viele Leuchten gibt es in der Welt, durch die die Welt hell wird?
Wir sind gekommen dich zu fragen: wie können wir das erfahren?"
2. (Der Erhabene:)
"Vier Leuchten gibt es auf der Welt, eine fünfte findet sich hier nicht:
Am Tage strahlt die Sonne, zur Nachtzeit scheint der Mond,
Und das Feuer glänzt hier und dort bei Tag und Nacht;
Der Allbuddha ist der beste unter den Strahlenden,
er ist der unvergleichliche Glanz."
Die beiden Strophen kehren unten in S.2.4 wieder. Die Verszeile "am Tage strahlt usw." findet sich auch Dhammapada 387.
1. (Die Devatā:)
"Von wo kehren die Fluten [60] um? Wo kreist der Kreislauf nicht mehr? [61]
Wo wird Name und Form (nāma rūpa) [62] restlos aufgehoben?"
2. (Der Erhabene:)
"Wo Wasser und Erde, Feuer und Luft [63] keinen Halt haben,
von da kehren die Fluten um, da kreist der Kreislauf nicht mehr,
Da wird Name und Form (nāma rūpa) restlos aufgehoben." [64]
[60] Gemeint sind die Fluten der endlosen Wiedergeburten, des samsāra.
Übersetzt ist das Sutta von Seidenstücker, Palī-Buddhismus, S. 130.
[61] Oder mit Mrs. Rhys Davids "wirbelt der Wirbel".
[62] P. nāmam ca rūpam ca, die aus Materiellem und Geistigem bestehende
Individualität. S. Bd. II. S.2.
[63] Nach buddhistischer Auffassung bilden die vier Elemente die
Grundbestandteile unserer Leiblichkeit. S. Bd. II, S. 225, N.1
[64] Die Verse finden sich, um vier Zeilen erweitert, im Dīgha-Nikāya am Ende
des Kevaddha-Sutta.
1. (Die Devatā:)
"Die Reichen, die Begüterten, die Fürsten auch, die ein Reich besitzen,
Beneiden einer den andern, unersättlich in ihren Gelüsten.
Unter (allen) diesen Begehrlichen, die vom Strom des Werdens
sich treiben lassen,
Welche haben da Gier und Durst aufgegeben,
in der Welt frei von Begehrlichkeit?!"
2. (Der Erhabene:)
"Die da ihre Häuslichkeit aufgegeben und sich abgekehrt haben von der Welt,
die ihre lieben Kinder und ihr Vieh aufgegeben haben,
Die Begierde und Haß aufgegeben und vom Nichtwissen sich losgelöst haben,
Die Vollendeten, bei denen die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
die sind in der Welt frei von Begehrlichkeit."
1. (Die Devatā:)
Vierräderig, mit neun Pforten, voll, mit Begierde beladen,
Aus Schlamm geboren, du großer Held,
wie kann es da ein Entkommen geben?" [65]
2. (Der Erhabene:)
"Hat man Seil und Riemen abgeschnitten, Wunsch und Begierde, die bösen,
Hat man den Durst mit der Wurzel ausgemerzt:
so wird es ein Entkommen geben." [66]
[65] Die Rätselfrage schildert den menschlichen Körper, wobei das Bild
eines Wagens herein spielt. Für "Entkommen" steht im P. yātrā, das der
Komm. I. 65.17 durch niggamanam und mutti "Entkommen" und
"Erlösung" erklärt. Die "vier Räder" sollen die vier iriyāpathā
"Körperhaltungen" (Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen) bedeuten, die "neun Pforten"
sind die Öffnungen des menschlichen Körpers (Mund, Nasenlöcher usw.).
[66] Die Strophen kehren unten S.2.28
wieder. Der Pāda chetvā nandhim varattam ca (Str. 2a) findet sich auch
Dhammapada 398.
1. (Die Devatā):
"Zu dem antilopenschenkeligen [67] mageren Helden,
dem wenig genießenden, begierdelosen,
Der allein wandelt wie ein Löwe oder ein Elefant,
gleichgültig gegen die sinnlichen Genüsse,
Kommen wir und fragen ihn, wie man erlöst wird vom Leiden."
2. (Der Erhabene:)
"Fünf Arten sinnlicher Lust mit dem Geist als sechster gibt es,
so wird gelehrt, in der Welt:
Wenn man da das Begehren schwinden läßt, so wird man erlöst vom Leiden."
[67] P. enijangham. Es ist das eines der körperlichen Merkmale eines mahāvīra, der entweder ein Weltbeherrscher oder ein Buddha wird. Vgl. Dīgha 14.1. 32 (= II. 17.25), Majjhima 91 (= II.136.14).