Die Satullapakāyikā devatāyo, die in den ersten vier Suttas sowie in Sutta 36 und 38 unseres nach ihnen benannten Abschnittes auftreten, sind eine Gruppe übermenschlicher Wesen, deren Geschichte im Komm. I. 67.3ff. erzählt wird. Vgl. dazu auch Mrs. Rhys Davids, Kindred Sayings I. 25 N.2.
Eine Anzahl von Kaufleuten fuhr über das Meer. Ein Sturm kam, und ihr Schiff begann zu sinken. Die Leute auf dem Schiff brachen in lautes Jammern aus, und jeder rief seinen Schutzgeist um Hilfe an. Nur ein Mann blieb gelassen. Und saß ruhig da mit untergeschlagenen Beinen, wie ein Yogin. Von seinen Gefährten befragt, teilte er ihnen mit, daß er vor seiner Abreise der Gemeinde des Buddha Wohltaten erwiesen und bei ihr seine Zuflucht gefunden habe und darum frei sei von aller Furcht. Auf ihre Bitte, sie an diesem Segen teilnehmen zu lassen, schied er die Gefährten in sieben Gruppen zu je hundert und lehrte sie der Reihe nach die fünf Moralvorschriften (pañca sīlāni) des Buddha, die sie sich zu Herzen nehmen und als sichere Zuflucht betrachten sollten. Das Schiff sank indessen immer tiefer und tiefer. Alle fanden ihren Tod und wurden im Tāvatimsa-Himmel wiedergeboren, wo herrliche Paläste (vimānāni) ihnen als Wohnung dienten. Nun finden sie sich beim Meister ein, ihm ihre Huldigung darzubringen.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der Satullapa [68] angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
4. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Mit den Guten soll man zusammen sein,
mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, wird Weisheit gewonnen,
nicht sonst woher."
5. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Mit den Guten soll man zusammen sein,
mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt,
leidet man mitten im Kummer keinen Kummer." [70]
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Mit den Guten soll man zusammen sein,
mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Haben sie der Guten gute Lehre erkannt,
so gehen die Wesen zu glücklicher Existenz."
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
9. Darauf nun sprach eine andere Devatā zu dem Erhabenen also: "Wer, Erhabener, hat nun da gut gesprochen?" - "Alle nach einander [73] haben gut gesprochen; höret nun auch mich:
[68] Wortbedeutung: "die hundert Ausrufer", anscheinend mit Beziehung auf die oben erzählte Legende.
[69] Die sämtlichen Strophen kehren unten in S.2.21 2 wieder. Die erste sich wiederholende Verszeile findet sich auch im Jātaka Nr. 190 (= II. 112.24).
[70] Als Beispiel nennt der Komm. I. 68.2 v.u. die in den Legendensammlungen mehrfach (z.B. Jāt. IV. 148 ff., Dhammapada-Komm. I. 349 ff., II. 7ff., 14ff. usw.) erwähnte Mallikā, und den Sāmanera Samkicca, der, von 500 Räubern umgeben, den Mut nicht verlor, sondern durch seine Seelenruhe und Gelassenheit die Räuber für die buddhistische Lehre gewann. S. Dhp.-Komm. II. 240ff.
[71] Hier erzählt der Komm. I. 69.2ff. die Legende von dem Sāmanera Adhimutta, einem Schüler des Samkicca. Auch hier sind es Räuber, die von dem jungen Novizen bekehrt werden. Hohes Ansehen gewinnt dieser bei seinen Verwandten, weil er sie durch seine Wahrhaftigkeit von dem Tod durch die Hand der Räuber errettet. Vgl. Theragāthā 705-725.
[72] Wtl. "bestehen die Wesen dauernd" (sātatam). Der Komm. I. 71.4 erklärt sātatam durch satatam sukham vā ciram sukham vā.
[73] P. pariyāyena. Anders Mrs. Rhys Davids. Sie übersetzt: as to the matter, ye have all spoken well.
Die sämtlichen Verse unseres Sutta finden sich auch im Bilārikosiya-Jātaka (Nr. 450; vgl. Mrs. Rhys Davids Kindred Sayings, S. 28, N.1). Das Jātaka handelt von einem Geizhals, dessen Ahnen wegen ihrer großen Freigebigkeit in der Götterwelt wiedergeboren worden, der aber die Überlieferungen seines Hauses schnöde preisgegeben hat. Die Götter steigen, ihn zu bekehren, vom Himmel herab. Sie nehmen die Gestalt von Brahmanen an, und, indem sie der Reihe nach die Strophen in 3 bis 9 rezitieren, betteln sie bei dem Geizhals um Almosen. Sie erhalten aber nur schlechte Speise (gonabhatta "Viehfutter"!). Erst wie die Brahmanen sich stellen, als seien sie an dem Essen gestorben, wird der Geizhals durch die Furcht vor den Folgen des Brahmanenmordes in höchste Angst versetzt. Die Götter nehmen wieder ihre himmlische Gestalt an, verwarnen den Verzweifelten und nehmen ihn, da er seine Fehler einsieht und sich zu bessern verspricht, wieder in Gnaden an. - Wir haben hier ein Beispiel, wie altüberlieferter Stoff im Kanon ganz verschiedenartig verwertet wird.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
4. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
5. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
7. Darauf nun sprach eine andere Devatā zu dem Erhabenen also: "Wer, Erhabener, hat nun da gut gesprochen?" - "Alle nach einander haben gut gesprochen; höret nun auch mich:
8. Darauf nun redete eine andere Devatā den Erhabenen mit der Strophe an:
9. Darauf nun redete der Erhabene die Devatā an mit der Strophe:
[74] Ich glaube, daß deyyam als Obj. zu vijānatā und als Subj. zu hoti gehört. Unser Vers findet sich außer im folgenden Sutta auch Jāt. IV. 64.
[75] Die beiden letzten Verse kehren unten in S.1.43 2 und S.2.23 1,2 wieder.
[76] Unter den Toten sind nach dem Komm. I. 72.2 die Geizigen verstanden,
weil diese über ihre Habe ebenso wenig verfügen, wie Tote dies nicht zu tun
imstande sind.
Die beiden letzten Verszeilen auch im folgenden Sutta.
[77] Die beiden Strophen kommen, worauf Mrs. Rhys Davids (Kindred Sayings, S. 28, N.1) hinweist, im Jātaka 180 (= II. 86.1 der Jāt.-Ausg.) vor.
[79] Es ist samuñchakam zu lesen. Gemeint ist nach dem Komm. das Auflesen von dem, was auf der Dreschtenne liegen geblieben.
1. Ort der Begebenheit: Im Parke von Sāvatthī.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
4. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben.
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben.
Die einen spenden von kleinem Besitz,
von reichlichem wollen andere nichts geben:
Gabe, aus kleinem Besitz gespendet, wird tausend gleich geschätzt."
5. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben;
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht,) ist gut das Geben.
Geben und Kämpfen [80] heißt es, ist gleich:
Obgleich es wenige sind, siegen sie über viele.
Wenn man gläubig auch nur wenig gibt,
Wird man dadurch schon glücklich in der anderen Welt."
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben;
Und gerade bei kleinem Besitz ist
gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht), ist gut das Geben,
Und auch
Geben aus rechtlich erworbenem Besitz ist gut.
Welcher Mann aus rechtlich erworbenem Besitz eine Gabe gibt,
Von
dem, was durch Tatkraft und Energie gewonnen wurde [81]
Der kommt hinweg
über die Vetaranī [82] des (Totengottes) Yama
Und geht in himmlische Stätten ein beim Tode." [83]
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben,
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht,) ist gut das Geben,
Und auch Geben aus rechtlich erworbenem Besitz ist gut,
Und auch Geben mit Auswahl [84] ist gut.
Geben mit Auswahl ist empfohlen von dem Führer auf dem Heilspfad:
[85]
Was denen, die der Spende würdig, in dieser Lebewelt
Gegeben ward, das trägt reiche Frucht,
Wie Samenkörner, gesät in gutes Feld."
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben,
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut
das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht), ist gut das Geben,
Und auch
Geben aus rechtlich erworbenem Besitz ist gut,
Und auch Geben mit Auswahl ist gut,
Und gut ist auch,
Selbstbeherrschung gegenüber den Lebewesen. [86]
Wer da wandelt, ohne
lebende Wesen zu verletzen,
Und nichts Böses tut, um des Tadels der
anderen willen:
Den Ängstlichen preist man da, nicht den Kecken;
Denn, aus Angst
(vor der Sünde) tun die Frommen nichts Böses."
9. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen also: "Wer, Erhabener, hat nun da gut gesprochen? "Alle nach einander haben gut gesprochen; höret nun auch mich:
Das Geben im Glauben [87] ist ja vielfach gepriesen,
Aber besser als eine Gabe ist ein Wort der Wahrheit: [88]
Früher schon und noch viel früher sind die Guten,
die Erkenntnis besaßen, zum Nirwana gelangt.
[80] Die Strophe 5 von hier ab findet sich auch im Ādittajātaka Nr. 424 (= III. 472 der Ausg.). Ebenso die folgenden Strophen außer der sich wiederholenden Einleitung.
[81] P. utthānaviriyādhigatassa, Komm. I, 75.15: utthānena ca viriyena ca adhigatassa.
[82] Vetaranī (= skr. vaitarani) ist der N. des Höllenflusses.
[83] P. macco = skr. martyah. Oder sollte es ein alter Loc. von maccu sein = skr. mrtyau, wie ādo = skr. ādau zu ādi?
[84] P. viceyyadānam; Komm. I. 75.18 = vicinitvā dinnadānam.
[85] P. sugatappasatiham, Komm. I. 76.3 = sugatena vannitam. Über sugatas. Bd. 2 ,S. 100, N.1. Die Strophe findet sich auch in der Dhammapadatthakathā (zu Dhp. 181.) = III. 221 und (zu Dhp. 356ff.) = IV- 81 der Ausgabe von Norman.
[86] Nach dem Komm. geht hier die Devatā über das "Geben" (dānam) hinaus und preist das "sittliche Wohlverhalten" (sīla), im besonderen das Gebot, kein Lebewesen zu verletzen, die ahimsā.
[87] P. saddhā (= -ddhāya) hi dānam mit Bezug auf Z.3 in V.5,6,7,8.
[88] P. dhammapadam. Daß dies "Wort der Wahrheit", nicht "Weg d. W." usw. bedeutet, geht aus dem Dhammapada v.44f., 102 selber und aus andern Stellen unzweifelhaft hervor. Auch hier ist es so zu fassen, obwohl es der Komm. I. 76.11 durch nibbāna erklärt. Der Gedanke ist dieser: Besser noch als materielle Gabe ist Belehrung im dhamma; denn sie führt zur Erkenntnis und diese zum Nirvana. Nicht umsonst steht sapaññā an bedeutungsvoller Stelle am Vers-Schluß.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der
Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen
Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich
dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie
zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Nicht sind die sinnlichen Genüsse bei den Menschen ständig,
Hier (in dieser Welt) gibt es Dinge, die man genießt, [89] an die gebunden,
Durch die gelähmt der Mensch zur Nimmerwiederkehr [90]
Nicht gelangen kann [91] aus dem Bereich des Todes."
4. "Aus der Begierde stammt das Übel, aus der Begierde stammt das Leid;
Aus der Beseitigung der Begierde folgt Beseitigung des Übels,
aus
der Beseitigung des Übels Beseitigung des Leidens."
5. "Nicht die mannigfachen sinnlichen Genüsse, die es gibt in der Welt,
Das Wollen und Begehren (vielmehr) des Menschen ist die Sinnenlust.
Es bleiben bestehen die mannigfachen Genüsse in der Welt,
Aber hier (in sich selber) beseitigen die Weisen die Begierde." [92]
6. "Den Zorn soll man aufgeben, den Wahn fahren lassen,
Über alle Fesseln soll man hinweg kommen:
Den, der nicht haftet an Name und Form,
Der nichts besitzt, verfolgen die Leiden nicht." [93]
7. "Er hat (alle) Benennung aufgegeben, ist in keine Behausung
eingekehrt;
Er hat den Durst abgeschnitten nach Name und Form:
Ihn, der die
Fesseln durchschnitten,
der frei ist von Leid und hoffendem Erwarten,
Haben suchend nicht
gefunden
Götter und Menschen, hier und im Jenseits,
In den Himmeln und an
allen Stätten." [94]
8. "Wenn sie keinen also Erlösten erblickten
- spricht der ehrwürdige
Mogharāja -
Götter und Menschen, hier und im Jenseits,
Der Menschen.
trefflichsten, der den Menschen Segen erwirkt:
Sind dann die zu preisen, die ihn verehren?"
9."Zu preisen sind auch sie, o Bhikkhu,
- Mogharāja, spricht der
Erhabene -
Die ihn verehren, den also Erlösten;
Da sie die Wahrheit erkannt und
den Zweifel aufgegeben haben,
Werden auch sie über die Fesseln hinweg kommen, o Bhikkhu." [95]
[89] P. kamanīyāni. Nach dem Komm. I. 76.11 sind das die begehrten Objekte unserer Sinne: Form, Ton, Geruch, Geschmack, Gefühl und die dhammā.
[90] P. apunāgamanam. Es ist das ein Name für das Nirvana.
[91] Mit dem Komm. (Col. Ausg. 45.22) ist wohl anāgantā zu lesen; die Siames. Ausg. (I. 76.2 v.u.) hat allerdings anāgantvā mit der Textausgabe des S.
[92] Mrs. Rhys Davids (Kindred Sayings S. 32, N.3) macht darauf aufmerksam, daß diese Strophe auch im Aṅguttara (III. 411) vorkommt als ein Ausspruch des Buddha. Der Sinn ist der: Nicht an den sinnlichen Objekten ist es gelegen, sondern daran, daß wir durch unser Begehren zu ihnen in Beziehung treten. Dieses Begehren auszutilgen ist also die Aufgabe des Weisen.
[93] Die Strophe ist = Dhammapada 221 und wird unten im 36. Sutta wiederholt. Über die "Fesseln" s. Bd.2, S. 246, über "Name und Form" (nāma-rūpa) ebda.,S.2.
[94] S. oben 1.20-22. Wie die Strophen in 3 bis 7 sich verteilen, ist nicht gesagt. Vermutlich werden sie von verschiedenen Devatās gesprochen.
[95] Die beiden Strophen 8 und 9 sehen wie ein späterer Zusatz aus. Der Thera Mogharāja kommt im Suttanipāta (v. 1116 ff.) vor, wo ihm Fragen in den Mund gelegt werden, die der Buddha beantwortet. Die Strophe Sn.1119 ist im Khathāvatthu I, S. 64 angeführt. Es werden dem Mogharāja ferner die Theragāthā 207-208 zugeschrieben.
Der Kommentar (I. 78.11) gibt an, daß die ujjhānasaññikā devatā nicht etwa eine besondere Klasse göttlicher Wesen in einem besonderen Himmel seien. Es würden darunter Devatās verstanden, die unwillig waren (ujjhāyanti) über den Widerspruch, den sie heraus zu finden glaubten zwischen den strengen Anforderungen, die der Buddha an seine Anhänger und Schüler stellt, und dem Leben, das er selber führt. Sie kommen zum Buddha, ihm Vorhalt zu machen, werden aber von Ihm belehrt, daß der Erlöste von allen weltlichen Dingen unberührt bleibt. - Das Wort ujjhānsaññin "reizbar, heftig" begegnet uns mehrfach in der Pāli-Literatur (vgl. das Wtb. von Rhys Davids und Stede), ebenso (Dhammapadatthakathā III. 376.13) das davon abgeleitete Abstraktum ujjhānasaññitā.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich zahlreiche Ujjhānasaññika-Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben hatten, blieben sie in der Luft schweben.
3. In der Luft schwebend sprach dann eine Devatä zu dem Erhabenen die folgende
Strophe:
"Wer von sich anders spricht, während er doch anders ist,
Wie durch die Täuschung [96] eines Gauners
hat der durch Diebstahl (sich verschafft), was er genießt.
Was man tut, soll man reden, und was man nicht tut, soll man nicht reden,
Den, der spricht, ohne daß er (danach) tut, erkennen die Weisen wohl."
4. (Der Erhabene:)
"Nicht durch Reden nur oder durch bloßes Hören
Ist es möglich, dem Wege zu folgen, der da der sichere ist,
Durch den die Weisen, die Versenkung üben,
erlöst werden von Mara's Banden.
Nicht handeln [97] die Weisen, kennend den Wechsel der weltlichen Dinge,
Die Weisen, die durch Erkenntnis erlöst sind,
haben überwunden das Hangen an der Welt."
5. Da ließen sich die Devatās auf die Erde herab, warfen sich mit der
Stirne zu Füßen des Erhabenen nieder und sprachen zu dem Erhabenen also: "Eine
Verfehlung, Herr, hat uns übermannt wie Toren, wie Verblendete, wie Böse, da
wir glaubten, an den Erhabenen herantreten zu müssen.
[98] Möge der erhabene
Herr dies unser Bekenntnis der Verfehlung als einer Verfehlung entgegennehmen,
damit wir fürderhin davor uns hüten." [99]
6. Da lächelte der Erhabene. Da nun wurden die Devatās noch mehr unwillig
und erhoben sich in die Luft.
7. Eine Devatā sprach zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Wer von solchen, die eine Verfehlung eingestehen,
(das Bekenntnis) nicht entgegen nimmt,
Hat Zorn im Herzen, ist auf Haß erpicht, der gürtet sich
[100] in
Feindseligkeit."
"Gäbe es keine Verfehlung und wäre hier kein Abirren (vom rechten Weg),
Und würden alle Feindseligkeiten beigelegt,
wie könnte man da ein Guter sein?" [101]
"Bei wem kommen nicht Verfehlungen vor? bei wem gibt es kein Abirren?
Wer verfiel nicht in Betörung? Wer ist weise und immer besonnen?"
[102]
8. (Der Erhabene:)
"Bei dem Tathāgata, dem Buddha, der aller Wesen sich erbarmt,
Kommen keine Verfehlungen vor, gibt es kein Abirren;
Er verfällt nicht in Betörung, er ist weise und immer besonnen.
Wer von solchen, die eine Verfehlung eingestehen,
(das Bekenntnis) nicht entgegennimmt,
Hat Zorn im Herzen, ist auf Haß erpicht:
die Feindseligkeit, in die er sich gürtet,
An der habe ich keine Freude.
Ich nehme das Bekenntnis eurer Verfehlung an."
[96] Ich lese nikaccā (= nikatyā Jāt. II. 183.9) kitavasseva (= -ssa iva).
[97] P. pakubbanti. Ohne Objekt bedeutet pa-kar "Sich auf ein Tun einlassen" und dadurch das Kamma (die samkhārā) mehren. Vgl. na yīdha pakubbamāno, Suttanipāta v. 790.
[98] Es ist mit dem Komm. (Col.-Ausg. 47.17) āsādetabbam zu lesen. Die Siam. Ausg. I. 80.3 liest apasādetabbam. Danach wäre "tadeln zu müssen" zu übersetzen. Das ist an sich sehr gut. Vgl. Samy. 14. 11. 10-11 (= II. 219.13,14). Aber gerade die Erklärungen, die der Komm. zu dem Begriff gibt, sprechen dafür, daß Buddhaghosa eher āsādetabbam als apasādetabbam vor sich hatte.
[99] Die übliche Form, in der Bhikkhus vor dem Buddha das Bekenntnis eines Fehltritts abzulegen pflegen. Vgl. Samy. 12.70.58, 16.6.11 (Bd. 2, S. 177 und 256 meiner Übersetzung).
[100] Es ist doch wohl patimuñcati (nicht -muccati) zu lesen. Das wird vom Umbinden eines Kollers usw. gebraucht.
[101] Ich vermag die beiden letzten Zeilen nur in dem Sinne zu verstehen, daß das Gute nur im Gegensatz zum Bösen zur Geltung kommt. Es ist natürlich zu beachten, daß sie den "reizbaren Devatās", nicht einem streng gläubigen Buddhajünger in den Mund gelegt werden. Der Text der Stelle steht übrigens nicht ganz sicher.
[102] Nach der Verteilung des iti scheinen die Strophen von drei verschiedenen Devatās gesprochen zu werden.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich zahlreiche der Gruppe der Satullapa angehörige
Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend,
dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den
Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Der Glaube ist des Menschen (bester) Genosse.
Wenn kein Unglaube mehr zurückbleibt,
So erwächst ihm daraus Ehre und Ruhm,
Und er geht zum Himmel, wenn er den Körper verläßt."
[103]
"Den Zorn soll man aufgeben, den Wahn fahren lassen,
Über alle Fesseln soll man hinweg kommen:
Den, der nicht haftet an Name und Form,
Der nichts besitzt, verfolgen die Leiden nicht."
4. (Der Erhabene:)
"Der Lässigkeit geben sich hin die törichten, unverständigen Leute;
Die Unermüdlichkeit wahrt der Verständige als seinen besten Reichtum.
Gebt also nicht der Lässigkeit euch hin,
der Neigung zu sinnlicher Lust und zu Genuß:
Der Unermüdliche, der geistige Versenkung übt,
erlangt das höchste Glück."
Die beiden Strophen von 4 sind = Dhammapada 26f. Ich nehme daher an, daß sie hier dem Buddha in den Mund gelegt sind. Sie finden sich freilich auch in den Theragāthās 883f. unter den Versen des Angulimāla.
[103] Hier hat der Text ein iti. Es schließt damit also wohl das Wort der ersten Devatā.
Von den fünfhundert Bhikkhus, die das Gefolge des Buddha bildeten, gibt Buddhaghosa (Samy. Komm. I. 82.13) an, daß sie an eben dem Tage, an dem das Sutta gepredigt wurde, die Würde von Arahants erreicht hätten, und erzählt im Anschluß daran, (S. 82-89) eine Legende. Die Bewohner von Koliya und von Kapilavatthu seien einmal in Streit geraten wegen des zwischen den beiden Ortschaften fließenden Flüßchens Rohinī, dessen Wasser beide Parteien ausschließlich für die Irrigation ihrer Felder verwerten wollten. Schon stehen sie sich zum Kampfe gegenüber. Da erscheint zwischen den Parteien der Buddha in der Luft schwebend und bewirkt dadurch und durch den Vortrag von Jātakas, daß sie ihren Hader aufgeben und sich versöhnen. Zum Danke dafür, daß er sie von ihrem verhängnisvollen Hasse abgebracht, stellen sie ihm je zweihundertundfünfzig junge Leute als Schüler und Begleiter zur Verfügung. Der Buddha führt sie durch die Luft nach dem Kunāla-See im Himalaya, und hier erlangen sie sämtlich die Arahantschaft.
Die Legende wird auch im Jātaka 536 erzählt; ihr erster Teil ferner in der Dhammapadatthakathā (DhCo. III. 254ff.).
Unser ganzes Sutta deckt sich wörtlich mit den ersten drei Paragraphen des Mahāsamayasutta im Dīgha Nikaya.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene im Gebiet der Sakkas, in
Kapilavatthu, in dem großen Walde
[105] zusammen mit einer großen Bhikkhugemeinde, mit fünfhundert Bhikkhus,
lauter Arahants. Und aus den zehn Weltbereichen [106] kamen zumeist die Devatās zusammen, den Erhabenen und die Buddhagemeinde zu besuchen.
2. Da nun kam vier Devatās von der Gruppe der Suddhāvāsas
[107] der
Gedanke: "Dieser Erhabene weilt ja jetzt im Gebiet der Sakkas, in
Kapilavatthu, in dem großen Walde zusammen mit einer großen Bhikkhugemeinde,
mit fünfhundert Bhikkhus, lauter Arahants. Und aus den zehn Weltbereichen sind
zumeist die Devatās zusammen gekommen, den Erhabenen und die Buddhagemeinde zu
besuchen. Wie wäre es, wenn auch wir uns dorthin, wo sich der Erhabene
befindet, begäben, und nachdem wir uns dorthin begeben, vor dem Erhabenen
jeder eine Strophe vortrügen?"
3. Da nun verschwanden diese Devatās geradeso (schnell) wie wenn ein
starker Mann den eingebogenen Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm
einbiegt, unter den Suddhāvāsa Devas und erschienen vor dem Erhabenen.
4. Nachdem sodann die Devatās den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten,
traten sie zur Seite.
5. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Eine große Versammlung, Scharen von Devas
sind im Walde zusammen gekommen.
Wir sind gekommen zu dieser heiligen Versammlung,
Zu besuchen die Gemeinde der Unbesiegten"
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Dort haben die Bhikkhus geistige Sammlung gepflegt,
Richtig haben sie ihr Denken gestaltet.
Wie Wagenlenker, die die Zügel erfaßt haben,
Wahren ihre Sinne die Weisen."
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Zerbrechend den Bolzen, zerbrechend den Riegel
[108],
Ausgrabend den Pfosten, frei von Gelüsten
Wandern sie geläutert, fleckenlos,
Junge Elefanten, von dem Allschauenden [109] gebändigt."
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Sie alle, die bei dem Buddha ihre Zuflucht genommen,
Nicht werden die auf die Stufe niedriger Daseinsform
[110] kommen.
Haben sie aufgegeben, ihre menschliche Gestalt,
Werden sie einen himmlischen Körper annehmen."
[111]
[105] Der "große Wald" ist nach dem Komm. (I. 82.12) der an den Himalaya
grenzende Urwald, das sogen. Tarai.
[106] P. dasa lokadhātuyo. In der Regel werden deren zehntausend
unterschieden. Lokadhātu ist synonym zu cakkavāla "Weltsystem".
[107] Nach dem Komm. I. 91.2 ist suddhāvāsā d.i. "die Wohnstätten der Geläuterten" eine Bezeichnung der fünf Brahmawelten.
[108] P. chetvā khilam chetvā paligham. In dieser Verbindung, neben paligha, muß khila eine konkrete Bedeutung haben. Sollte es für khīla stehen? In übertragenem Sinne bedeuten die Wörter nach dem Komm. I. 93.13 rāgadosamoha "Begierde, Haß, Betörung". Der Gedanke ist der, daß die Bhikkhus alle Hemmnisse auf dem Weg der Erlösung beseitigt haben.
[109] P. cakkhumatā. Gemeint ist damit der Buddha, der auch der pañcacakkhu "mit den fünf Augen, d.h. den fünf Arten natürlichen und geistigen Schauens ausgestattet heißt.
[110] P. apāyaohūmim. Vgl. Samy. 12. 41. 3 (meine Übers. II. 98, N.2).
[111] Die Strophe wird auch anderwärts zitiert, z.B. Jātaka I. 97.
Die schwierige Stelle in 11 findet sich auch im Aṅguttara III.102). Danach und nach dem Komm. läßt sich auch die Lesung des Textes feststellen, der in der Samy.-Ausg. nicht richtig wiedergegeben ist. Es ist zu lesen: samādhim ca subhāvitam, cittam ca suvimuttam, na cābhinatam na cāpanatam na sasamkhāra-niggayha-vārita-vatam.
Aus der Parallelstelle des Aṅguttara ergibt sich, daß cittam ca suvimutam eine Parenthese oder Glosse ist, und die folgenden Akkusative zu samādhim gehören. Ein samādhi, der noch sasamkhāra-niggayha-vārita-vata ist, ist unvollkommen; vollkommen wird er erst, wenn das negiert, beseitigt ist.
Der Ang. Komm. (II. 301.7 = 437.17 der Colombo-Ausg.) gibt nun die Erklärung sasamkhārena, sappayogena, kilese nigganhitvā vāretvā, vārito, na kilesānam chinnante uppanno, kilese pana vāretva uppanno. Es handelt sich also um eine geistige Konzentration, bei der noch Hemmungen durch die kilesā, die weltlichen Beeinflussungen, vorhanden sind.
Meine Auffassung unterscheidet sich von der des Komm. dadurch, daß ich in sasamkhāra das unmittelbare Objekt zu niggayha sehe.
1. Also habe ich vernommen
Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha in dem Antilopenhain Maddakucchi.
2. Zu jener Zeit aber war der Fuß des Erhabenen von einem Splitter
verletzt. Heftig waren die körperlichen Schmerzen des Erhabenen, übel,
peinigend, schlimm, qualvoll, unlieb, unangenehm. Der Erhabene aber ertrug sie
besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.
[112]
3. Da nun breitete der Erhabene seinen Mantel vierfach zusammengefaltet aus
und nahm, auf der rechten Seite ruhend, die Löwenlage ein, Fuß auf Fuß legend,
besonnen und vollbewußt.
4. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht siebenhundert der Gruppe
der Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen
Maddakucchihain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie
sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten
sie zur Seite.
5. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Elefant wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Elefant
[113]
erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden,
schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Löwe wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Löwe erträgt er
die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen,
qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt,
ohne den Mut zu verlieren."
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch "Ein edles Roß wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein edles Roß
erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden,
schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und
vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Stier wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Stier erträgt
er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen,
qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt,
ohne den Mut zu verlieren."
9. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch "Ein Lastochse wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Lastochse erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
10. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Gebändigter wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein
Gebändigter erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen,
peinigenden, schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie)
besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
11. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Siehe die wohl geübte geistige Versenkung und das wohl erlöste
Denken, (die Versenkung) die nicht abweicht nach vorwärts, nicht abweicht nach
rückwärts, deren Übung nicht mehr gehemmt ist durch die Unterdrückung der
eigenen Gestaltungen. [114] Wer da glaubt, daß solch ein Mann, der wie ein
Elefant [115] ist, wie ein Löwe, wie ein edles Roß, wie ein Stier, wie ein
Lastochse, wie ein Gebändigter, mißachtet werden darf, könnte der das glauben,
es sei denn, aus Blindheit?
Hunderte von Kennern der fünf Veden, [116]
Büßer und Brahmanen, haben ein asketisches Leben geführt.
[117]
Aber ihr Denken wurde nicht völlig losgelöst;
Da sie von niedriger Art waren, gelangten sie nicht ans rettende Ufer.
Von Durst beherrscht, an (äußeren) Übungen und (äußerer) Zucht haftend
Haben sie hundert Jahre lang schmutzige Askese geübt.
Aber ihr Denken wurde nicht völlig losgelöst;
Da sie von niedriger Art waren, gelangten sie nicht ans rettende Ufer.
Nicht gibt es Zügelung bei dem, der liebt den Wahn;
Nicht gibt es Weisheit bei dem, der sich nicht geistig gesammelt.
Wer, allein in der Wildnis hausend, lässig ist,
Nicht wird der über des Todes Bereich
hinweg ans rettende Ufer gelangen. [118]
Wer, den Wahn meidend, geistig stets gesammelt ist,
Guten Herzens, durchaus losgelöst,
Allein in der Wildnis lebend, unermüdlich:
Der wird wohl über des Todes Bereich hinweg ans rettende Ufer gelangen."
[112] Nach dem Komm. I. 94.17 handelt es sich hier um das im Vinaya II. 193 erzählte Attentat des Devadatta. Dieser ließ vom Gijjhakūta-Berge einen Felsblock herabrollen, der den Buddha erschlagen sollte. Durch ein Wunder aber wurde der Fels aufgehalten, nur ein abspringender Splitter verletzte den Buddha. S. Mrs. Rhys Davids, I. 38, n.1.
[113] P. nāgavatā. Es wird hier (und ebenso im folgenden) der Instrumental des Adj. nāgavant adverbiell im Sinne eines Vergleiches gebraucht, wie im Skr. sonst nur das Neutr. nāgavat. Whitney, Ind. Gramm.§ 1107 und 1223 d. - Die edlen Tiere, mit denen der Buddha verglichen wird, sind der Reihe nach P. nāga, simha, ājānīya, nisabha, dhorayha.
[114] Der samkhārā, d.h. des Tuns, das unser Kamma bildet. S. m. Übers. II.7, Note 4.
[115] P. purisanāgo, purisasīho usw. Über diese im klassischen Skr. häufigen Komposita s. Wackernagel, Altind. Gramm. II.1, S. 252.
[116] P. pañcavedasatam. Der fünfte Veda soll nach dem Komm. I. 98.9 itihāsa, d.h. die erzählende Literatur, das Epos sein.
[117] 'Der Komm. a.a.O. verbindet satam samam "hundert Jahre" (von samā). Das ist gewiß unrichtig. Samam gehört als Obj. zu (a)caram (3. Pl.Aor.); die Phrase samam car in der Bed. "der Askese sich hingeben" findet sich auch Dhammapada 142.
[118] Die beiden letzten Strophen s. oben S.1.9.2.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Vesālī,
in dem Großen Walde, in der Kūtāgārasālā.
2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht Kokanadā, die Tochter des Pajjunna, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Großen Wald erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann die Devatā Kokanadā, die Tochter des Pajjunna, zu dem Erhabenen die folgenden Strophen:
"Den im Walde zu Vesālī weilenden
Allbuddha, den höchsten in der Wesenswelt
Verehre ich - Kokanadā bin ich,
Kokanadā, des Pajjunna Tochter.
Schon früher habe ich es gehört: die Wahrheitslehre
ist erkannt von dem Allschauenden;
Nun aber lerne ich sie unmittelbar kennen,
Wie der Weise, der Führer auf dem Heilspfad sie lehrt.
Alle die Einfältigen, die da immer
Die edle Wahrheitslehre tadeln,
Sie geraten in die schreckliche Roruva-Hölle;
Lange Zeit erdulden sie Leiden.
Die aber mit Lust zur edlen Wahrheitslehre
Und mit Seelenfrieden ausgestattet sind,
Haben sie aufgegeben ihre menschliche Gestalt,
Werden sie einen himmlischen Körper annehmen."
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Vesālī, in dem Großen Walde, in der
Kūtāgārasālā.
2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht Cūlakokanadā
[121], die
Tochter des Pajjunna, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Großen Wald
erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin
begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann die Devatā Culakokanadā, die Tochter des Pajjunna, zu dem Erhabenen die folgenden Strophen:
"Hierher gekommen ist in Blitzglanzschönheit
Kokanadā, des Pajjunna Tochter,
Den Buddha und seine Lehre verehrend,
Und hat die folgenden inhaltsreichen Strophen gesprochen:
Mit langer Darlegung könnte ich es
Zergliedern: so ist die wahre Lehre;
In Kürze aber will ich ihren Inhalt aussprechen,
Wie mein Geist ihn erfaßt hat:
Man soll kein Böses tun mit Worten oder Gedanken
Oder körperlich in der ganzen Welt;
Die sinnlichen Genüsse aufgebend, besonnen, voll bewußt
Soll man dem Leiden nicht nachgehen,
das mit Unsegen verknüpft ist." [122]
[121] D.h. "die kleine Kokanadā", anscheinend eine jüngere Schwester der im vorigen Sutta genannten Devatā.