von
Ācariya Dhammapāla
Übersetzt aus dem
Pāli von Bhikkhu Bodhi
Buddhist Publication
Society
The Wheel Publication
No. 409/411 © 1996 Buddhist
Publication Society
NUR ZUR FREIEN VERTEILUNG - NICHT ZUM VERKAUF
Entnommen aus: The Discourse on the All-Embracing Net of
Views:
The Brahmajāla Sutta and Its
Commentaries, copyright ©1978 Bhikkhu Bodhi.
ISBN 955-24-0146-1 © 1996 Buddhist
Publication Society
Buddhist Publication
Society Kandy, Sri Lanka www.bps.lk
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Die nur selten notwendigen Ergänzungen, die dem besseren Verständnis dienen, wurden in eckigen [Klammern] hinzugefügt. Konstruktiver Kritik an dieser Übersetzung wird gern Gehör geliehen.
Die Abhandlung über die Vollkommenheiten
I. Was sind die Vollkommenheiten?
II. In welchem Sinn werden sie Vollkommenh. genannt?
IV. Wie ist deren Reihenfolge?
V. Was sind deren Kennzeichen, Funktionen, Erscheinungsformen und näheren Ursachen?
VII. Was ist deren Verunreinigung (saṅkilesa)?.
VIII. Was ist deren Läuterung (vodāna)?
IX. Was sind deren Gegensätze (paṭipakkha)?
XI. Wie sind sie zu untersuchen (ko vibhāgo)?
XII. Wie sind sie herzustellen (ko saṅgaho)?
XIII. Wodurch sind sie vervollkommnet?
XIV. Wieviel Zeit ist erforderlich?
XV. Welchen Nutzen bringen sie?
So wie es in den vier Hauptsammlungen des Sutta-Piṭaka dargestellt wird, lag das Hauptaugenmerk des Buddhismus in seiner frühesten Phase auf dem Erlangen des Nibbāna durch die Praxis des Edlen Achtfachen Pfades. In jenen Sammlungen lehrte der Buddha seine Grundsätze als einen direkten Weg zur Befreiung, und vielleicht ist kein Merkmal der Darstellung so treffend, wie die Dringlichkeit, mit der er seine Schüler ermahnt, ihre spirituelle Arbeit durch das Erreichen des letztendlichen Zieles zur Vollendung zu bringen. Gerade wie ein Mann entdeckt, dass sein Turban in Flammen steht, und sofort versucht, sie auszulöschen, so sollte der ernsthafte Schüler danach streben, die Flammen des Begehrens auszulöschen, um den Zustand der Sicherheit zu erreichen, den vollkommenen Frieden des Nibbāna.
Die ältesten Suttas erwähnen jedoch bereits drei Arten von Individuen, die den vollkommenen Zustand erlangen: ein sammāsambuddha oder perfekt erleuchteter Buddha, der das Ziel ohne die Hilfe eines Lehrers realisiert und der den Dhamma anderen lehrt, was ein System begründet (sāsana); ein Paccekabuddha oder Einzelerleuchteter, der ungeholfen Realisation erreicht, aber kein System errichtet; und ein Anhänger-Arahat, der das Ziel durch die Belehrung eines höchsten Buddha realisiert und der dann andere entsprechend seiner Neigung und Fähigkeit belehrt. Im Verlauf der Zeit, gut möglich wegen des Niedergangs des Praktizierens und der wachsenden Seltenheit höherer Erreichungen, kamen diese drei Arten dazu, als die drei alternativen Ideale betrachtet zu werden, zu denen ein Schüler in der Hoffnung auf einige zukünftige Erreichungen streben konnte. Alle waren in ihrer Realisation des Nibbāna identisch, aber einzeln betrachtet, standen sie für einen bestimmten Aspekt der erleuchteten Persönlichkeit. Und um ein bestimmtes Yāna vorauszusetzen, ein "Fahrzeug" oder spirituelle Karriere, führte zu seiner Erneuerung. Für den Theravāda, der eher konservativen alten Schule, lag die Betonung immer auf dem Ideal, wie es in den Pāli-Suttas beschrieben ist, der Erlangung von Arahatschaft durch Befolgen der Anweisungen des historischen Buddha; die anderen Ideale blieben im Hintergrund, zwar anerkannt aber nicht besonders beachtet. Andere frühe Schulen, wie die Sarvāstivāda und die Mahāsaṅghika, schenkten jedoch, während sie den Vorrang des Weges eines Schülers und das Arahat-Ideal aufrecht erhielten, auch den anderen Idealen als mögliche Ziele Beachtung, für Individuen, die geneigt waren, sie zu verfolgen. So gelangten sie dazu, die Lehre von den drei Yānas oder Fahrzeugen zur Befreiung anzunehmen, alle gültig, aber drastisch abgestuft in deren Schwierigkeit und Zugänglichkeit.
Innerhalb all der frühen Schulen versuchten Denker und Poeten gleichermaßen die Hintergrundgeschichte der drei erleuchteten Personen zu füllen, sie stellten Geschichten ihrer vergangenen Leben zusammen, in denen jene die Grundlagen für ihre zukünftigen Erreichungen legten. Da es jedoch die Figur des Buddha als Gründer der Befreiungslehre war, dem größte Ehrfurcht und Verehrung zusteht, begann allmählich eine Literatur zu entstehen, die die Evolution eines Bodhisattva[1] oder "werdenden Buddha" auf dem beschwerlichen Weg seiner Entwicklung schilderte. Auf diese Weise bekam die Figur des Bodhisattva, dem Anwärter auf Buddhaschaft, einen wachsenden herausragenden Platz im allgemeinen buddhistischen religiösen Leben zu beanspruchen. Der Gipfel dieser Neuerungen war ungefähr im 1. Jh. v.u.Z. die Erscheinung des Mahāyāna, das selbst-entworfene "Große Fahrzeug", das behauptete, dass von den drei Fahrzeugen zur Erleuchtung, das Bodhisattva-Fahrzeug das allein ultimative sei, die anderen zwei nur Hilfsmittel sind, die der Buddha erdacht hat, um seine weniger fähigen Schüler zur vollen Buddhaschaft zu leiten, was sie für das einzig gültige spirituelle Ideal hielten.
Durch seine konservative Neigung und relativen Isolierung von den anderen Schulen schaffte es der Theravāda, den metamorphoseartigen Veränderungen zu widerstehen, die woanders in der buddhistischen Welt aufkamen, er bewahrte die Lehren, wie sie auf den frühen Konzilen zusammengestellt waren, ohne grundlegende Änderungen von deren lehrgemäßen Rahmenwerk. Nichtsdestoweniger, ab einer Zeit, die sogar dem Aufkommen des Mahāyāna vorausging, begann auch in dieser Schule die Figur des Bodhisattva in beides vorzustoßen, in seine Literatur und spirituelle Atmosphäre. Zwei Elemente der frühen Lehre scheinen die Saat für diese Entwicklung gefördert zu haben. Eines war der Fakt, dass der Buddha das Wort "bodhisattva" benutzt hatte, um auf sich in der Zeitspanne zu verweisen, die seiner Erleuchtung vorausging, und drängte den Geltungsbereich bis zu seiner Existenz im Tusita-Himmel vor seinem letzten Abstieg auf die Erde zurück. Das zweite war die Wahrnehmung der Vielfältigkeit der Buddhas, die den kommenden Sakya Gotama nicht als einzigartige Figur in der kosmischen Genealogie zeigten, sondern nur als den letzten einer Serie von Buddhas, als einen von denen, die Erleuchtung erlangten, der ein System gründete und eine Vielzahl von Wesen von den Banden des Leidens im Saṃsāra befreite. Der Dīgha Nikāya erwähnt namentlich die sechs letzten Vorgänger des Buddha Gotama (D.ii,2), und sagt ebenso die Herabkunft von Metteyya voraus, dem Buddha der Zukunft, der die Lampe des wahren Dhamma wieder entzünden will, nachdem sie in den vor uns liegenden dunklen Zeitaltern verloschen ist (D.iii,76).
Diese zwei vereinten Merkmale implizierten die Existenz von "keimenden Buddhas" oder Bodhisattvas, die sich abmühen, sich selbst durch zahllose Leben vervollkommnen, um die Vollendung der höchsten Erleuchtung zu erreichen. Die Proben und Triumphe des Wesens, das unser jetziger Buddha wurde, wurden in den Jātaka-Erzählungen aufgezeichnet, und beziehen sich auf das Verhalten des Bodhisattva in dessen vorherigen Geburten. Gerade wann und wie der Bodhisattva auf diesen Weg gelangte, wird im Buddhavaṃsa erzählt, einer späten Hinzufügung zum Sutta-Piṭaka, [und zwar] in einer Geschichte, die das Paradigma für alle nachfolgenden Entwicklungen des Bodhisattva-Ideals wurde. Entsprechend dieser Geschichte, machte unser Bodhisattva vor unzähligen Äonen, in weit entfernter Vergangenheit, (als der Asket Sumedha) eine Bestimmung (abhinīhāra) zu Füßen des Buddha Dīpaṅkara, dem vierundzwanzigsten Buddha der Vorzeit, in der er das Recht aufgab, ins Nibbāna einzutreten, und eröffnete jenem dementsprechend, dass er in der Zukunft ein Buddha werden und für die Menge der Gottheiten und Menschen Rettung fördern möchte. Dann erhielt er eine Voraussage vom Buddha, die seinen zukünftigen Erfolg bestätigte, ging fort in die Einsamkeit und überdachte die Eigenschaften, die zu vervollkommnen sind, um dieses Ziel zu erfüllen. Diese, die zehn Pāramīs, wurden die Standard-Bestandteile der Praxis eines Bodhisattva, die "Erfordernisse der Erleuchtung" (bodhisambhāra) in unserer hiesigen Abhandlung.
Aber dennoch wurde die Existenz einer Bodhisattva-Laufbahn in der Weise durch den Theravāda, als deren vorherrschende Meinung anerkannt und unter den Größen dieser Schule vertreten, dass dieser Weg nur für sehr seltene und außergewöhnliche Individuen reserviert ist. Jedoch wurde in den ältesten authentischen Berichten der Lehren des Buddha nicht empfohlen, wie jene, die gelobt haben, dem Buddha zu folgen anzuweisen sind, den Instruktionen zu folgen, die in jenen Dokumenten enthalten sind und zu helfen, das Nibbāna durch die Praxis des Edlen Achtfachen Pfades zu erreichen. Auf diese Weise wurde die Masse der Literatur in den Pāli-Schulen der Erklärung von Details jenes Pfades und seiner lehrgemäßen Auswirkungen gewidmet, während die Ausübung der Pāramīs nur in breiten und allgemeinen Begriffen behandelt wurde.
Als jedoch die Zeit verging, muss das Bodhisattva-Ideal, vielleicht teilweise durch den Einfluss des Mahāyāna, dazu gekommen sein, eine wachsende Anziehungskraft für den Geist der buddhistischen Allgemeinheit zu erlangen und es entstand spürbarer Bedarf nach einem Werk, das auf praktische Weise die Faktoren und Phasen des Pāramī-Pfades erklärt, ohne sich von der etablierten lehrgemäßen Position des Theravāda abzusondern. Es wimmelt in den Mahāyāna-Schulen an Werken, die die Bodhisattva-Laufbahn auslegen, da das deren Hauptanliegen ist, aber an einem vergleichbaren Werk mangelt es in Theravāda-Kreisen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, stellte vermutlich Ācariya Dhammapāla seine "Abhandlung der Pāramīs" zusammen, die an wenigstens zwei Stellen der erklärenden Pāli-Literatur zu finden ist, in einer kompletten Version im Cariyāpiṭaka Aṭṭhakathā, und in einer gekürzten Version im Ṭīkā oder Subkommentar zum Brahmajāla Sutta.
Das Werk leitet sich selber ein als eine Abhandlung, zusammengestellt "für Gefolgsleute, die den Lehrreden folgen, die eifrig in der Praxis des Fahrzeuges der großen Erleuchtung engagiert sind, entsprechend ihrer Geschicklichkeit beim Ansammeln der Erfordernisse der Erleuchtung". Nachfolger der Suttas (suttantikas) sind dazu bestimmt, vermutlich weil die, die danach streben, dem Bodhisattva-Weg zu folgen, nach verschiedenen Suttas gezielt zu arbeiten haben, um die für ihr Ziel angemessene Praxis zu beschließen, wie es der Text selber in Ausfüllung seines Materiales schildert. Die Erwähnung des "Fahrzeuges zur großen Erleuchtung" (mahābodhiyāna) bezeigt nicht das historische Mahāyāna, sondern zeigt eher die Großartigkeit der Bodhisattva-Laufbahn aufgrund der Erhabenheit seines Zieles und seiner Fähigkeit, für eine große Anzahl Wesen die Befreiung zu fördern.
Die "Erfordernisse der Erleuchtung" sind die Pāramīs selber, die Hauptsache in dieser Abhandlung. Das Wort pāramī ist von parama, "höchst" abgeleitet, und unterstellt so die herausragenden Qualitäten, die durch einen Bodhisattva auf dem langen Weg seiner spirituellen Entwicklung erfüllt werden müssen. Aber das verwandte pāramitā, das Wort, das in den Mahāyāna-Texten bevorzugt und auch von Pāli-Schriftstellern gebraucht wird, wird manchmal erklärt als pāram+ita, "zum Jenseitigen gegangen", dadurch die transzendentale Richtung dieser Eigenschaften zeigend. Die Liste der Pāramīs in der Pāli-Tradition ist etwas anders als die der eher bekannten Liste, die in Sanskrit-Werken gegeben wird, die vermutlich dem Mahāyāna vorhergehen und ein fertiges Set von Kategorien für deren Gebrauch zur Verfügung stellen. Unser Autor zeigt in Abschnitt XII, dass die zwei Listen in Beziehung gesetzt werden können, und die Übereinstimmung einer Anzahl Punkte zu einem zentralen Kern wurde bereits gebildet, bevor die zwei Traditionen ihre getrennten Wege gingen. Die sechs Pāramīs der Sanskrit-Überlieferung sind: Geben, Tugend, Geduld, Tatkraft, Meditation und Weisheit. Spätere Mahāyāna-Texte fügten vier weitere hinzu: Entschlossenheit, geschickte Mittel, Macht und Erkenntnis, um mit einer eins-zu-eins Basis der Liste der Vollkommenheiten den Aussagen der zehn Stufen des Aufsteigens eines Bodhisattvas zur Buddhaschaft zu entsprechen. Die Pāli-Werke, einschließlich derer, die vor dem Aufkommen des Mahāyāna zusammengestellt wurden, geben eine abweichende, dennoch teilweise überlappende Liste der zehn: Geben, Tugend, Zurückgezogenheit, Weisheit, Tatkraft, Geduld, Wahrhaftigkeit, Entschlossenheit, liebende Güte und Gleichmut. Anders als das Mahāyāna, entwickelten die Theravādin niemals eine Theorie von Stufen, das jedoch mag indirekt mit dem Einteilen der Pāramīs in drei Stufen verbunden sein: als grundlegend, fortgeschritten und letztendlich (Abschnitt XI).
Die Abhandlung verweist auf verschiedene Quellen für ihr Material, beides, Theravāda und Mahāyāna, und repräsentiert so vielleicht eine einzigartige Instanz eines Theravāda-Werkes in klassischem Stil, bewusst vom nördlichen Cousin entlehnt; in Dingen der philosophischen Lehre weicht das Werk jedoch nie von der Theravāda-Sichtweise ab. Die Abfolge der zehn Pāramīs selber kommt aus dem Buddhavaṃsa, wie es auch die Diskussion der großen Bestimmung (abhinīhāra) mit ihren acht Eigenschaften tut. All das wurde Teil der standardisierten Theravāda-Tradition zu der Zeit, als dieses Werk verfasst und was leicht absorbiert wurde. Andere Pāli-Quellen – die Suttas, Jātakas, spätere kanonische Werke, der Visuddhimagga usw. – haben alle insgesamt zur Zusammenstellung dieser Abhandlung beigetragen. Die grundlegende Methodik der Kommentare ist in der Art der Ausführung der zehn Pāramīs wegen der Art der vierfachen Einteilung in Eigenschaft, Funktion, Manifestation und unmittelbarer Ursache offensichtlich (Abschnitt V). Das Erbe der mündlichen Überlieferungen der verschiedenen Lehrer im späteren Pāli-Gelehrtentum ist in den verschiedenen Ansichten erkennbar, wie sie bei den drei Stufen der Praxis jedes einzelnen Pāramī ausgedrückt werden (Abschnitt XI), bei der Wechselbeziehung der vier Grundlagen mit den verschiedenen Stufen der Bodhisattva-Laufbahn (Abschnitt XII), und bei der Einteilung der für die Vollendung der Pāramīs erforderlichen Zeit (Abschnitt XIV). Vielleicht steckt der Einfluss einer anderen frühen Schule, die Sarvāstivāda, hinter der paarweisen Behandlung der sechs Pāramītas (Abschnitt XII).
Das hauptsächlichste Mahāyāna-Werk, das der Autor benutzt hat, ist das Bodhisattvabhūmi, das fünfzehnte Kapitel des Yogācārabhūmi, ein voluminöser Text der Yogācāra-Schule, das dem Maitreyanātha zugeschrieben wird, dem Lehrer von Asaṅga. Das Bodhisattvabhūmi hat zu den Abschnitten über die Praxis der Pāramīs beigetragen, teilweise beim ersten, bei den vier Beschränkungen des Gebens und bei den besonderen Befähigungen, die aus den Pāramīs resultieren. Die Originale jedoch sind alle ihrer spezifischen Mahāyāna-Merkmale beraubt worden, um sie völlig mit der Theravāda-Sichtweise vergleichbar zu machen. Mahāyāna-Einfluss mag des Weiteren in der Betonung des Mitgefühls und der geschickten Mittel erkennbar sein, in den Gelübden, allen Wesen zu nutzen, in der Aussage, dass die Bodhisattva Wesen dazu bringen, "in die drei Fahrzeuge einzutreten und darin Reife zu erlangen" usw.
Bei Punkten der Lehre bleibt das Werk sehr wohl in den Grenzen der Theravāda-Orthodoxie, wie wir erwähnt hatten. Sein Abschnitt über die Vollkommenheit der Weisheit hat nicht mehr gemeinsam mit der Prajñāpāramitā-Literatur, als den Kern der buddhistischen Lehre, den alle Schulen teilen. Da ist nichts über die Einheit von Nibbāna und Saṃsāra, dem dreifachen Körper des Buddha, die Soheit und Gleichheit aller Dhammas, Nur-Geist, die vorläufige Natur eines Schülers und Paccekabuddha-Fahrzeuge, oder irgendwelche anderen Ideen, die unverwechselbar für das Mahāyāna sind. Sogar die Erwähnung der Leerheit (suññatā) ist beschränkt auf die Abwesenheit eines Selbst oder Ego-Entität und wird nicht zur radikalen Ontologie der Mahāyāna-Sūtras weiterentwickelt. Die Diskussion der Weisheit verweist gänzlich auf die Pāli-Suttas und den Visuddhimagga, nur mit der Auflage, dass der Bodhisattva Weisheit mit Mitgefühl und geschickten Mitteln ausbalancieren muss, und dass er sein Betreten des überweltlichen Pfades verschieben muss, bis seine Erfordernisse der Erleuchtung völlig reif sind.
Es sollte angemerkt werden, dass in der etablierten Theravāda-Tradition die Pāramīs nicht als eine Disziplin betrachtet werden, die allein für Anwärter der Buddhaschaft eigentümlich sind, sondern als Praktiken, die von allen Anwärtern auf Erleuchtung und Befreiung erfüllt werden müssen, entweder als Buddhas, Paccekabuddhas oder Schüler. Was den erhabenen Bodhisattva von den Anwärtern in den anderen zwei Fahrzeugen unterscheidet, ist der Grad, zu dem die Pāramīs kultiviert sein müssen und die Länge der Zeit, die sie befolgt müssen. Aber die Eigenschaften selber sind universale Erfordernisse für die Befreiung, die alle vollendet werden müssen, mindestens bis zu einem minimalen Grad, um die Früchte des befreienden Pfades zu verdienen.
Die hier vorliegende Übersetzung basierte auf der Version im Cariyāpiṭaka Aṭṭhakathā in burmesischer Schrift der Ausgabe des Sechsten Konzils. Sie musste stellenweise aus Rücksicht auf die begrenzte Größe eines "Wheel"-Heftes abgekürzt werden. Für eine Übersetzung des kompletten Textes, sei der Leser auf meine Übersetzung des Brahmajāla-Sutta und seiner Kommentare verwiesen, "The Discourse on the All-Embracing Net of Views" (BPS 1978, 1992), Teil IV.
BHIKKHU BODHI
Für die Übersetzung ins Deutsche
wurde "PONS-Wörterbuch" (© Paragon) verwendet.
Alle diesbezüglichen
Unzulänglichkeiten bittet der Autor gütigst nachzusehen.
Wir unternehmen jetzt eine detaillierte Erläuterung der Vollkommenheiten (pāramī) für diejenigen, die den Lehrreden folgen, die eifrig bemüht sind in den Übungen des Fahrzeuges des Großen Erwachens (mahābodhiyāna), um ihre Geschicklichkeit beim Ansammeln der Erfordernisse für das Erwachen zu verbessern.
Das ist die Liste der Fragen:
(I.) Was sind die Vollkommenheiten?
(II.) In welchem Sinn werden sie Vollkommenheiten genannt?
(III.) Wieviele gibt es?
(IV.) Wie ist deren Reihenfolge?
(V.) Was sind deren Kennzeichen, Funktionen, Erscheinungsformen und
näheren Ursachen?
(VI.) Was ist deren Bedingung?
(VII.) Was ist deren Verunreinigung?
(VIII.) Was ist deren Läuterung?
(IX.) Was sind deren Gegensätze?
(X.) Wie sind sie auszuüben?
(XI.) Wie sind sie zu analysieren?
(XII.) Wie sind sie herzustellen?
(XIII.) Wodurch sind sie vervollkommnet?
(XIV.) Wieviel Zeit ist erforderlich, um sie zu vervollkommnen?
(XV.) Welchen Nutzen bringen sie?
(XVI.) Was ist deren Ergebnis?
Die Antworten folgen.
Die Pāramīs sind die edlen Qualitäten, wie das Geben usw., begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln, sowie unbefleckt sein von Begehren, Einbildung und Ansichten.[2]
Die Bodhisattvas, die großen Wesen, sind übergeordnet (parama), denn sie sind die Höchsten der Wesen, aufgrund deren hervorragenden Qualitäten, wie das Geben, Tugend usw. Die Pāramīs – die Aktivitäten des Gebens usw. – sind deren Charakter oder deren Verhalten. Oder anders: er übertrifft, daher ist er übergeordnet (paratī ti paramo). Der Bodhisattva ist der Vollender und der Beschützer der edlen Qualitäten, wie das Geben usw.; dem, was zum Höchsten gehört – der Charakter oder das Verhalten von jemandem, der übergeordnet ist (d.h. von einem Bodhisattva) – ist ein Pāramī, d.h. die Aktivitäten des Gebens usw.
In Kürze sind es zehn. Sie sind in den Texten mit ihren besonderen Eigenschaften überliefert. Wie gesagt wurde:
"Wieviele Eigenschaften gibt es, o Herr, die die Buddhaschaft ausmachen?" – "Da sind, Sāriputta, zehn Eigenschaften, die die Buddhaschaft ausmachen. Welche zehn? Geben, Sāriputta, ist eine Eigenschaft, die die Buddhaschaft ausmacht. Tugend, Zurückgezogenheit, Weisheit, Tatkraft, Geduld, Wahrhaftigkeit, Entschlossenheit, liebende Güte und Gleichmut sind Eigenschaften, die die Buddhaschaft ausmachen."[3]
Aber manche sagen, es wären sechs. Das wurde aufgrund ihrer Synthese gesagt, die wir im Weiteren erklären (Abschnitt XII).
Hier meint "Reihenfolge" die Abfolge der Belehrung. Diese Reihenfolge wurzelt in der Anordnung, in der die Pāramīs anfänglich unternommen wurden, was wiederum in der Anordnung wurzelt, in der sie untersucht werden.[4] Die Eigenschaft, welche untersucht wird und dann anfänglich unternommen wird, die wird zuerst gelehrt. Deshalb wird das Geben zuerst erwähnt, dem Geben steht (die Entwicklung der) Tugend bei und ist einfach zu praktizieren. Das Geben in Begleitung von Tugend ist reichlich fruchtbringend und verdienstlich, deshalb wird die Tugend unmittelbar nach dem Geben erwähnt. Die Tugend begleitet von Zurückgezogenheit ... die Zurückgezogenheit begleitet von Weisheit ... die Weisheit begleitet von Tatkraft ... die Tatkraft begleitet von Geduld ... die Geduld begleitet von Wahrhaftigkeit ... die Wahrhaftigkeit begleitet von Entschlossenheit ... die Entschlossenheit begleitet von liebender Güte ... und die liebende Güte begleitet von Gleichmut ist reichlich fruchtbringend und verdienstlich; deshalb wird Gleichmut unmittelbar nach liebender Güte erwähnt. Gleichmut wird begleitet von Mitgefühl und Mitgefühl von Gleichmut. (Manche mögen fragen:) "Wie können die Bodhisattvas, die großen Mitfühlenden, auf die lebenden Wesen mit Gleichmut herabschauen?" Manche Lehrer sagen: "Mitunter zeigen sie Gleichmut gegenüber den lebenden Wesen, wenn es nötig ist, es zu tun." Aber andere sagen: "Sie zeigen keinen Gleichmut zu den lebenden Wesen (als solche), aber zu den offensiven Handlungen, die die Wesen ausführen."
Eine andere Methode (des Erklärens der Reihenfolge) mag so gegeben werden:
1. Geben wird am Anfang erwähnt: (a) weil das unter allen Wesen üblich ist, sogar die einfachen Leute praktizieren das Geben; (b) weil es das am meisten Fruchtbringende ist; und (c) weil es am einfachsten zu praktizieren ist.
2. Tugend wird unmittelbar nach dem Geben erwähnt: (a) weil die Tugend beide läutert, den Geber und den Empfangenden; (b) um das zu zeigen, während das Geben anderen nützt, verhindert die Tugend die Kümmernisse der anderen; (c) um auf diese Weise einen Faktor des Enthaltens zu nennen, der unmittelbar nach einem Faktor von positivem Handeln folgt; und (d) um auf diese Weise die Ursache für das Erreichen eines günstigen Zustandes in einer zukünftigen Existenz zu zeigen, gleich nach der Ursache für das Erlangen von Reichtum.[5]
3. Zurückgezogenheit wird unmittelbar nach der Tugend erwähnt: (a) weil die Zurückgezogenheit die Erreichung der Tugend vervollkommnet; (b) um auf diese Weise gutes geistiges Verhalten unmittelbar nach gutem körperlichen und sprachlichem Verhalten aufzulisten; (c) weil Meditation (jhāna) für einen, der seine Tugend geläutert hat, einfach zu erreichen ist; (d) um auf diese Weise aufzuzeigen, dass die Läuterung von jemandes Ende (āsaya) durch das Aufgeben der offensiven geistigen Befleckungen der Läuterung von jemandes Absichten (payoga) durch das Aufgeben der offensiven Handlungen folgt; und (e) um das Aufgeben der geistigen Besessenheiten unmittelbar nach dem Aufgeben von körperlichen und sprachlichen Übertretungen zu nennen.[6]
4. Weisheit wird unmittelbar nach der Zurückgezogenheit erwähnt: (a) weil die Zurückgezogenheit vervollkommnet und durch Weisheit geläutert ist; (b) um zu zeigen, dass es keine Weisheit in Abwesenheit von Meditation (jhāna) gibt, weil Konzentration die naheliegende Ursache von Weisheit ist und Weisheit die Manifestation von Konzentration; (c) um auf diese Weise die ursächliche Basis für den Gleichmut unmittelbar nach der ursächlichen Basis für Gelassenheit aufzulisten; und (d) um zu zeigen, dass geschickte Mittel beim Arbeiten für das Wohlergehen der anderen aus der Meditation entspringen, die auf deren Wohlergehen ausgerichtet ist.
5. Tatkraft wird unmittelbar nach der Weisheit erwähnt: (a) weil die Funktion der Weisheit durch das Aufkommen der Tatkraft vervollkommnet ist; (b) um die wunderbare Arbeit zu zeigen, die der Bodhisattva für das Wohlergehen der Wesen unternimmt, nachdem er die reflektive Einwilligung in deren Leerheit erreicht hat; (c) um die ursächliche Basis für Anstrengung gleich nach der Basis für den Gleichmut zu nennen; und (d) um das Aufkommen von Tatkraft gleich nach der Aktivität des umsichtigen Überlegens zu nennen, entsprechend der Aussage: "Die Handlungen derer, die umsichtig überlegten, bringen hervorragende Resultate."
6. Geduld wird unmittelbar nach der Tatkraft erwähnt: (a) weil die Geduld durch Tatkraft vervollkommnet ist, wie gesagt wird: "Der energetische Mann überwindet das durch Wesen und Umstände auferlegte Leiden durch das Hervorbringen seiner Tatkraft"; (b) weil Geduld eine Verschönerung der Tatkraft ist, wie gesagt wird: "Die Geduld eines energetischen Mannes strahlt mit Pracht"; (c) um auf diese Weise die ursächliche Basis für Gelassenheit unmittelbar nach der Basis für Anstrengung zu nennen, und dass Rastlosigkeit wegen exzessiver Aktivitäten durch reflektives Einlassen in den Dhamma[7] überwunden wird; (d) um auf diese Weise die Ausdauer eines Mannes mit Tatkraft zu zeigen, da jemand, der geduldig und frei von Rastlosigkeit ist, in seiner Arbeit nicht aufgibt; (e) um auf diese Weise die Abwesenheit des Begehrens nach Anerkennung eines Bodhisattvas zu zeigen, der eifrig in Aktivitäten für das Wohlergehen der anderen bemüht ist, für solch einen gibt es kein Begehren, wenn er in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit den Dhamma überdenkt; und (f) um zu zeigen, dass der Bodhisattva das Leiden geduldig ertragen muss, dass durch andere bewirkt wird, sogar wenn er bis zum Äußersten für deren Wohlergehen arbeitet.
7. Wahrhaftigkeit wird unmittelbar nach der Geduld erwähnt: (a) weil der Entschluss Geduld zu üben durch Wahrhaftigkeit lange anhält; (b) zuerst wurde das geduldige Ertragen des Üblen erwähnt, das andere zufügten, um als Nächstes die Treue zu den eigenen Worten zu erwähnen, um ihm zu helfen; (c) um auf diese Weise zu zeigen, dass ein Bodhisattva, der durch Geduld im Angesicht von Beschimpfung nicht schwankt, durch wahrheitsgemäßes Sprechen (seinen Widersacher) nicht aufgibt; und (d) um die Wahrhaftigkeit der Erkenntnis zu zeigen, die durch reflektives Einlassen auf die Leerheit der Wesen entwickelt wurde.
8. Entschlossenheit wird unmittelbar nach der Wahrhaftigkeit erwähnt; (a) weil die Wahrhaftigkeit durch Entschlossenheit vervollkommnet wird, da das Enthalten (von Falschheit) in jemandem vollkommen wird, dessen Entschlossenheit unerschütterlich ist; (b) zuerst wurde das Nichtbetrügen beim Sprechen gezeigt, als Nächstes wurde die unerschütterliche Verpflichtung zum eigenen Wort für einen Bodhisattva gezeigt, der der Wahrheit ergeben ist, der fortfährt, seine Gelübde des Gebens usw. ohne zu wanken zu erfüllen; und (c) um gleich nach der Glaubwürdigkeit der Erkenntnis, die vollständige Ansammlung der Faktoren der Erleuchtung (bodhisambhāra) zu zeigen; für einen, der die Dinge kennt, wie sie wirklich sind, der entschließt sich wegen der Faktoren der Erleuchtung und bringt diese zur Vollständigkeit durch Abweisen des Schwankens im Angesicht der Gegner.[8]
9. Liebende Güte wird unmittelbar nach der Entschlossenheit erwähnt: (a) weil die liebende Güte den Entschluss vervollkommnet, Aktionen zum Wohlergehen der anderen zu unternehmen; (b) um auf diese Weise die Arbeit des sofortigen Zurverfügungstehens für das Wohlergehen der anderen gleich nach dem Nennen des Entschlusses, es zu tun, aufzulisten, für "jemanden, der wegen der Faktoren der Erleuchtung entschlossen ist, der verweilt in liebender Güte"; und (c) weil das Unternehmen (von Aktivitäten für das Wohlergehen der anderen) nur zu Gelassenheit führt, wenn der Entschluss unerschütterlich ist.
10. Gleichmut wird unmittelbar nach der liebenden Güte erwähnt: (a) weil der Gleichmut die liebende Güte vervollkommnet; (b) um auf diese Weise die Gleichmütigkeit zu zeigen, die man gegenüber dem Üblen beibehalten muss, das durch andere zugefügt wurde, wenn man für deren Wohlergehen sorgen will; (c) die Entwicklung der liebenden Güte wurde erwähnt, um als Nächstes die Entwicklung der Qualität zu nennen, die sich dabei herausbildet; und (d) um die wunderbare Tugend des Bodhisattva zu zeigen, sogar denen gegenüber unparteilich zu verweilen, die ihm Gutes wünschen.
Auf diese Weise sollte die Abfolge der Pāramīs als erklärt verstanden werden.
Erstens, alle Pāramīs haben ausnahmslos als ihre Eigenschaft die Bevorteilung der anderen; als ihre Funktion die Darstellung des Helfens der anderen oder nicht unentschlossen sein; als ihre Manifestation den Wunsch nach Wohlergehen der anderen oder die Buddhaschaft; und als ihre unmittelbare Ursache, großes Mitgefühl oder Mitgefühl und geschickte Mittel.
Einzeln genommen ist die Vollkommenheit des Gebens der Wille, sich selbst und seine Habseligkeiten aufzugeben, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln. Die Vollkommenheit der Tugend ist gutes Benehmen in Körper und Sprache, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln; das bedeutet, es ist das Enthalten von dem, was nicht getan werden sollte, der Wille das zu tun, was getan werden sollte usw. Die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit ist der Akt des Bewusstseins, welches das Zurückziehen von den Sinnesfreuden und dem Dasein hervorruft, dem die Wahrnehmung ihres innewohnenden Nichtzufriedenstellens vorausgeht und das von Mitgefühl und geschickten Mitteln begleitet wird. Die Vollkommenheit der Weisheit ist das Verstehen der allgemeinen und besonderen Eigenschaften der Dhammas, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln. Die Vollkommenheit der Tatkraft ist körperliche und geistige Arbeit für das Wohlergehen anderer, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln. Die Vollkommenheit der Geduld ist das Aushalten von Verletzungen, die von Wesen oder Formationen hervorgerufen wurden, oder der Akt des Bewusstseins, der in einer solchen Weise aufsteigt, durch Nicht-Abneigung vorbeherrscht und begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln. Die Vollkommenheit der Wahrhaftigkeit ist Nicht-Täuschung in Rede, aufgeteilt in ein Abstehen, einem Willen usw., begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln. Die Vollkommenheit der Entschlossenheit ist der unerschütterliche Entschluss, (Handlungen für das Wohl anderer) zu unternehmen, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln; oder es ist der Akt des Bewusstseins, der solch einer Weise aufsteigt. Die Vollkommenheit der liebenden Güte ist der Wunsch, das Wohlergehen und Glück der Welt zu fördern, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln; in Kennzeichnung ist es Milde. Die Vollkommenheit des Gleichmutes ist die Einstellung der Unparteilichkeit zu erwünschten und unerwünschten Wesen als auch Formationen, Anziehung und Abstoßung zerstreuend, begleitet von Mitgefühl und geschickten Mitteln.
(Auf der Grundlage dieser Definitionen, der Charakteristika usw., kann das genannt werden:)
1. Geben hat die Eigenschaft des Aufgebens; seine Funktion ist, die Gier nach Dingen zu vertreiben, die weggegeben werden können; seine Manifestation ist das Nicht-Anhaften, oder die Erreichung von Wachstum und ein günstiger Zustand des Daseins; ein Objekt das aufgegeben werden kann, ist dessen unmittelbare Ursache.
2. Tugend hat die Eigenschaft des Ordnens (sīlana); Koordi-nieren (samādhāna) und Errichten (patiṭṭhāna) werden ebenfalls als deren Eigenschaften erwähnt. Ihre Funktion ist es, moralische Verderbtheit zu zerstreuen, oder ihre Funktion ist tadelloses Verhalten; ihre Manifestation ist moralische Reinheit; Scham und moralische Furcht sind ihre unmittelbare Ursache.
3. Zurückgezogenheit hat die Eigenschaft des Abwendens von Sinnesfreuden und dem Dasein; ihre Funktion ist es, deren Nichtzufriedenstellen zu bestätigen; ihre Manifestation ist der Rückzug von jenem; ein Sinn von spiritueller Dringlichkeit (saṃvega) ist ihre unmittelbare Ursache.
4. Weisheit hat die Eigenschaft des Durchdringens der realen genauen Natur (der Erscheinungen) oder die Eigenschaft des sicheren Durchdringens, wie das Durchschlagen eines Pfeiles, der von einem geschickten Bogenschützen abgeschossen wurde; ihre Funktion ist es, wie eine Lampe das objektive Sichtfeld zu erhellen; ihre Manifestation ist das Nicht-Verwirrtsein, wie ein Führer in einem Wald; Konzentration, oder die Vier (Edlen) Wahrheiten sind ihre unmittelbare Ursache.
5. Tatkraft hat die Eigenschaft des Strebens; ihre Funktion ist es, zu stärken; ihre Manifestation ist Unermüdlichkeit; eine Gelegenheit für das Aufkommen von Tatkraft oder ein Sinn von spiritueller Dringlichkeit ist ihre unmittelbare Ursache.
6. Geduld hat die Eigenschaft der Akzeptanz; ihre Funktion ist es, das Erwünschte und das Unerwünschte zu erdulden; ihre Manifestation ist Toleranz oder Nicht-Gegnerschaft; die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind, ist ihre unmittelbare Ursache.
7. Wahrhaftigkeit hat die Eigenschaft der Nicht-Täuschung beim Sprechen; ihre Funktion ist es, in Übereinstimmung mit den Fakten zu bestätigen; ihre Manifestation ist Vorzüglichkeit; Ehrbarkeit ist ihre unmittelbare Ursache.
8. Entschlossenheit hat die Eigenschaft des Entschlusses auf die Faktoren des Erleuchtens; ihre Funktion ist es, deren Widersacher zu überwinden; ihre Manifestation ist Unerschütterlichkeit bei dieser Aufgabe; die Faktoren der Erleuchtung sind ihre unmittelbare Ursache.
9. Liebende Güte hat die Eigenschaft des Bereitstellens von Wohlergehen (der lebenden Wesen); ihre Funktion ist es, für deren Wohlergehen zu sorgen, oder ihre Funktion ist es, Verbitterung zu entfernen; ihre Manifestation ist Freundlichkeit; die annehmbare Seite der Wesen sehen, ist ihre unmittelbare Ursache.
10. Gleichmut hat die Eigenschaft des Bereitstellens des Aspektes der Neutralität; seine Funktion ist, die Dinge unparteilich zu sehen; seine Manifestation ist das Nachlassen des Anziehens und Abstoßens: Überdenken der Tatsache, dass alle Wesen die Resultate ihres eigenen Kammas als deren unmittelbare Ursache erben.
Und hier sollte erwähnt werden, dass die Zusammengehörigkeit von Mitgefühl und geschickten Mitteln das besondere Merkmal der Eigenschaften der einzelnen Tugend ist – z.B. das Aufgeben im Fall des Gebens usw. Für die Tugend also das Geben usw., was in den geistigen Kontinuitäten der Bodhisattvas aufkommt und immer von Mitgefühl und geschickten Mitteln begleitet ist. Das ist es, was sie zu Pāramīs macht.
Die Bedingung für die Pāramīs ist erstens das große Bestreben (abhinīhāra). Das ist die Bestrebung, die von den acht Voraussetzungen (siehe gleich unten) unterstützt wird, die wie folgt aufkommen: "Überkommen will ich überkommen; befreit will ich befreien; gezähmt will ich bezähmen; beruhigt will ich beruhigen; getröstet will ich trösten; Nibbāna erreicht habend will ich zum Nibbāna führen; geläutert will ich läutern; erleuchtet will ich erleuchten!" Das ist die Bedingung für ausnahmslos alle Pāramīs.
Die acht Voraussetzungen, durch die diese Bestrebung erfolgreich wird, sind: das menschliche Dasein, das männliches Geschlecht, die Ursache, das Sehen des Meisters, das Hinausziehen, das Erreichen der edlen Eigenschaften, völlige Hingabe und starkes Wünschen (Bv. IIA,v.59).
1. Das menschliche Dasein (manussatta): Die Bestrebung nach Buddhaschaft ist nur erfolgreich, wenn sie von jemandem gemacht wird, der das menschliche Dasein erlangt hat, nicht wenn sie von jemandem gemacht wird, der als ein Nāga, Supaṇṇa usw. existiert. Warum? Weil diese anderen Daseinsformen nicht mit dem Zustand eines Buddha zusammenpassen (der immer in menschlicher Welt aufkommt).
2. Das männliche Geschlecht (liṅgasampatti): Für jemanden, der das menschliche Dasein erlangt hat, ist die Bestrebung nur erfolgreich, wenn sie von einem Mann gemacht wurde, und nicht, wenn sie von einer Frau gemacht wird, einem Eunuchen, einem Geschlechtslosen oder einem Hermaphroditen. Warum? Wegen der vorhergenannten Gründe (d.h. weil der Buddha immer männlichen Geschlechts ist) und weil es keine Erfüllung der erforderlichen Eigenschaften gibt (in den anderen Fällen). Wie gesagt wird: "Unmöglich ist es, ihr Bhikkhus, es kann nicht sein, dass eine Frau ein vollkommen erleuchteter Buddha werden könnte." (AN I,25).
3. Die Ursache (hetu): das Erreichen der erforderlichen unterstützenden Bedingungen. Sogar für einen Mann ist die Bestrebung nur erfolgreich, wenn derjenige mit den erforderlichen unterstützenden Bedingungen ausgestattet ist, einer, der die erforderliche ursächliche Bedingung erreicht hat, nicht für irgendeinen sonst.
4. Das Sehen des Meisters (satthāradassana): die persönliche Anwesenheit des Meisters. Die Bestrebung ist nur erfolgreich, wenn sie von einem in der Gegenwart eines lebenden Buddhas gemacht wurde. Wenn sie gemacht wurde, nachdem der Erhabene ins Parinibbāna eingegangen ist – vor einem Schrein, am Fuß des Bodhi-Baumes, vor einem Bild oder in Gegenwart von Paccekabuddhas oder von Anhängern des Buddha – die Bestrebung wird nicht erfolgreich sein. Warum? Weil dem Empfangenden die Kraft fehlt (die notwendig ist, um die Bestrebung zu bestätigen). Die Bestrebung wird nur erfolgreich, wenn sie in Gegenwart eines Buddhas gemacht wird, denn nur sie allein besitzen die spirituelle Kraft, die der Erhabenheit der Bestrebung gleichkommt.
5. Das Hinausziehen (pabbajjā): Die Bestrebung ist nur erfolgreich, wenn sie in der Gegenwart eines Vollendeten Buddha von einem gemacht wird, der hinausgezogen ist (in die Hauslosigkeit eines Mönches), entweder als ein Bhikkhu oder als ein Asket, der die Lehre vom Kamma und die moralische Wirksamkeit der Handlungen pflegt; sie ist nicht erfolgreich für einen, der im Haushälterdasein lebt. Warum? Weil der Haushälterstatus nicht mit dem eines Buddhas zusammenpasst (der selber hinausgezogen ist). Die großen Bodhisattvas (in deren letzten Existenz) erlangten die höchste Erleuchtung nur, nachdem sie in die Hauslosigkeit hinausgezogen sind, nicht während sie noch Haushälter waren. Deshalb ist es nur derjenige, der zur Zeit des Bestrebungmachens hinausgezogen ist, der mit den erforderlichen Eigenschaften und Entschlossenheit ausgestattet ist, der erfolgreich sein kann.
6. Die Erreichung von edlen Eigenschaften (guṇasampatti): die Erreichung von derart edlen Eigenschaften, wie die direkte Erkenntnis (abhiññā) usw. Die Bestrebung ist nur erfolgreich, wenn sie von einem gemacht wird, der hinausgezogen ist und wenn die acht meditativen Erreichungen (samāpatti), sowie die fünf allgemeinen Arten des direkten Erkennens zunehmen[9]; es ist nicht erfolgreich für einen, der ohne diese Eigenschaften ist. Warum? Weil einer ohne sie unfähig ist, die Pāramīs zu ergründen. Es ist so, weil er die erforderlichen unterstützenden Bedingungen und die direkte Erkenntnis besitzt, dass der Große Mensch, nachdem er diese Bestrebung gemacht hat, fähig ist, selber die Pāramīs zu untersuchen.
7. Völlige Hingabe (adhikāra): totale Aufopferung. Die Bestrebung ist nur für einen erfolgreich, der mit den vorgenannten Eigenschaften und der zur Zeit mit einer derart starken Hingabe für die Buddhas ausgestattet ist, dass er darauf vorbereitet ist, sein eigenes Leben für ihn hinzugeben.
8. Starkes Wünschen (chandatā): heilsames Begehren, der Wunsch nach Vollendung. Einer, der die vorgenannten Eigenschaften besitzt, muss den starken Wunsch, die Sehnsucht und das Verlangen haben, die Eigenschaften zu entwickeln, die zur Buddhaschaft führen. Nur dann ist seine Bestrebung erfolgreich, andererseits nicht.
Die folgenden Gleichnisse illustrieren die Großartigkeit des erforderlichen Begehrens. Wenn er gehört hätte: "Der allein kann die Buddhaschaft erlangen, der durch ein ganzes Weltsystem übersetzen kann, das mit Wasser gefüllt ist, und das andere Ufer durch bloße Armkraft erreicht" – er würde sich nicht sicher sein, diese Schwierigkeit zu tun, aber er würde erfüllt sein von dem Wunsch nach dieser Aufgabe und er würde nicht davor zurückschrecken. Wenn er gehört hätte: "Der allein kann die Buddhaschaft erlangen, der in einem Weltsystem herumlaufen kann, das ganz mit flammen- und rauchlosen rotglühenden Kohlen gefüllt ist, der es durchquert und die andere Seite erreichen kann..." usw. Wenn er gehört hätte: "Der allein kann die Buddhaschaft erlangen, der in einem Weltsystem herumlaufen kann, das eine feste Masse von scharfen und spitzen Schwert-Stangen geworden ist, es durchquert und die andere Seite erreichen kann..." usw. Wenn er gehört hätte: "Der allein kann die Buddhaschaft erlangen, der durch ein ganzes Weltsystem schneiden kann, das ein Dschungel aus dornigen Schlingpflanzen, bedeckt von einem massiven Bambusdickicht geworden ist, es durchquert und die andere Seite erreichen kann..." usw. Wenn er gehört hätte: "Buddhaschaft kann nur erlangt werden, nachdem man in der Hölle für vier unermessliche und 100.000 Äonen gefoltert werden würde." – er würde sich nicht sicher sein, diese Schwierigkeit zu tun, aber er würde erfüllt sein vom Wunsch nach dieser Aufgabe und er würde nicht davor zurückschrecken. Solcherart ist die Großartigkeit des erforderlichen Begehrens.
Die Bestrebung, die von einem gemacht wurde, der mit diesen acht Faktoren ausgestattet ist, ist in seiner Bedeutung der Akt des Bewusstseins (cittuppāda), das zusammen mit der Sammlung dieser acht Faktoren aufkommt. Seine Eigenschaft ist rechtes Auflösen, um die höchste Erleuchtung zu erlangen. Seine Funktion ist, sich danach zu sehnen: "Oh, möge ich doch zur höchsten Erleuchtung erwachen und Wohlergehen als auch Glück zu allen Wesen bringen!" Es ist erkennbar als die Wurzel-Ursache für die Erfordernisse der Erleuchtung. Seine unmittelbare Ursache ist großes Mitgefühl oder das Erreichen der erforderlichen unterstützenden Bedingungen. Da es als sein Objekt die unvorstellbare Ebene der Buddhas und das Wohlergehen der ganzen unermesslichen Welt der Wesen hat, sollte es als die höchste, höchst erhabene und herausragendste Bedeutung des Verdienstes betrachtet werden, versehen mit unermesslicher Macht, die Wurzel-Ursache aller Eigenschaften, die in Buddhaschaft münden. Gleichzeitig mit seinem Aufkommen beschreitet der Große Mann die Praxis des Fahrzeuges der großen Erleuchtung (mahābodhiyānapaṭipatti). Er wird in seiner Bestimmung gefestigt, unumkehrbar und deshalb bekommt er zurecht die Bestimmung "Bodhisattva". Sein Geist wird völlig der höchsten Erleuchtung gewidmet sein in seiner Vollständigkeit, und sein Vermögen, die Übung in den Erfordernissen der Erleuchtung zu erfüllen, wird gefestigt. Wenn dann deren Bestrebung erfolgreich wird, diese Großen Männer untersuchen genau all die Pāramīs mit ihrer selbst entwickelten Erkenntnis, die deren zukünftige Erreichung der Allwissenheit ankündigen. Dann nehmen sie ihre Praxis auf und erfüllen diese in rechter Weise, wie es vom weisen Sumedha getan wurde, als er seine große Bestrebung gemacht hatte.
Wie die Bestrebung, so sind großes Mitgefühl (mahākaruṇā) und geschickte Mittel (upāyakosalla) ebenfalls Bedingungen für die Pāramīs. Dabei sind "geschickte Mittel" die Weisheit, die das Geben (und die anderen neun Tugenden) in Erfordernisse zur Erleuchtung transformiert. Durch ihr großes Mitgefühl und die geschickten Mittel widmen sich die Großen Männer selber der ununterbrochenen Arbeit für das Wohlergehen der anderen, ohne irgendeine Sorge um ihr eigenes Glück und ohne irgendwelche Furcht vor dem extrem schwierigen Weg des Verhaltens, das große Bodhisattvas befolgen müssen. Und ihre Natur ist solcherart, dass sie fähig sind, Wohlergehen und Glück der Wesen zu fördern, sogar bei Gelegenheiten, wenn sie nur gesehen, davon gehört oder sich erinnerten, (seit eben der Anblick, die Nachricht oder Gedanke von ihnen) Vertrauen hervorriefen. Durch diese Weisheit vervollkommnet der Bodhisattva in sich selber den Charakter eines Buddha und durch sein Mitgefühl die Fähigkeit, die Arbeit eines Buddhas auszuführen. Durch Weisheit bringt er sich selbst hinüber (über den Strom des Werdens), durch Mitgefühl führt er andere hinüber. Durch Weisheit versteht er das Leiden der anderen, durch Mitgefühl strebt er danach, deren Leiden abzubauen. Durch Weisheit wird er ernüchtert vom Leiden, durch Mitgefühl akzeptiert er das Leiden. Durch Weisheit strebt er nach dem Nibbāna, durch Mitgefühl verweilt er in der Daseinsrunde. Durch Mitgefühl betritt er den Saṃsāra, durch Weisheit ist er darin nicht erfreut. Durch Weisheit zerstört er alle Anhaftungen, aber weil seine Weisheit von Mitgefühl begleitet wird, weicht er niemals vor Handlungen zurück, die anderen nützen. Durch Mitgefühl erbebt er vor Sympathie für alle, aber weil sein Mitgefühl von Weisheit begleitet wird, ist sein Geist nicht anhänglich. Durch Weisheit ist er frei vom "Ich-machen" und vom "Mein-machen", durch Mitgefühl ist er frei von Teilnahmslosigkeit und Niedergeschlagenheit.
Und weiter, durch Weisheit bzw. Mitgefühl wird er sein eigener Beschützer und der Beschützer der anderen, ein Weiser und ein Held, einer, der sich nicht selber quält und einer, der andere nicht quält, einer, der sein eigenes Wohlergehen fördert und der das Wohlergehen der anderen fördert, furchtlos und ein Geber von Furchtlosigkeit, beherrscht aus Rücksicht auf den Dhamma und durch Rücksicht auf die Welt, dankbar für getane Gefallen und vorausschauend beim Tun von Gefälligkeiten für andere, ohne Wahn und ohne Begehren, vollkommen in Erkenntnis und vollkommen im Verhalten, besessen von den Kräften und besessen von den Gründen des Selbstvertrauens. Auf diese Weise sind Weisheit und Mitgefühl das Mittel für das Erreichen der einzelnen spezifischen Früchte der Pāramītas, ist die Bedingung für die Pāramīs. Und das selbe Paar ist ebensogut eine Bedingung für die Bewältigung.
Die vier Faktoren – Eifer, Geschicklichkeit, Beständigkeit und wohltätiges Benehmen – sind gleichermaßen Bedingungen für die Pāramīs. Weil sie als Basis für das Aufkommen der Buddhaschaft dienen, werden diese Faktoren "Grund für Buddhaschaft" (buddhabhūmiyo) genannt. Hierbei meint "Eifer" (ussāha) die Tatkraft beim Streben nach den Erfordernissen der Erleuchtung. "Geschicklichkeit" (ummaṅga) ist Weisheit beim Anwenden der geschickten Mittel bei den Erfordernissen der Erleuchtung. "Beständigkeit" (avatthāna) ist Entschließen, eine unerschütterliche Entschlossenheit des Willens. "Wohltätiges Benehmen" (hitacariyā) ist die Entwicklung von liebender Güte und Mitgefühl.
Eine andere Zusammenstellung von Bedingungen sind die sechs Neigungen – die Neigung zur Zurückgezogenheit, zum Einsiedlertum, zur Gierlosigkeit, zur Hasslosigkeit, zur Unverblendung und zum Entkommen. Bodhisattvas, die den Fehler in Sinnesfreuden und im Haushälterleben sehen, die neigen sich zum Verzichten. Den Fehler in Geselligkeit sehend, neigen sie zum Einsiedlertum. Den Fehler in Gier, Hass und Verblendung sehend, neigen sie sich zur Gierlosigkeit, zur Hasslosigkeit und zur Unverblendung. Den Fehler in all den Bereichen des Daseins sehend, neigen Bodhisattvas zum Entkommen. Deshalb sind diese sechs Neigungen der Bodhisattvas Bedingungen für die Pāramīs. Die Pāramīs kommen nicht auf, ohne die Gefahr in Gier usw. und die Überlegenheit von Gierlosigkeit usw. zu sehen. Die Neigung zu Gierlosigkeit usw. ist das Hinneigen des Geistes in Richtung Verzichten usw., wegen der Überlegenheit von Gierlosigkeit usw.
Und weiter, für Bodhisattvas, die nach Erleuchtung streben, ist die Neigung in Richtung jeder einzelnen der zehn Pāramīs eine Bedingung für die Ausübung der jeweiligen. Bodhisattvas sehen durch ihre Neigung zum Geben den Fehler in dessen Gegenteil, d.h., in Knausrigkeit, und deshalb erfüllen sie die Vollkommenheit des Gebens. Durch ihre Neigung zur Tugend sehen sie den Fehler in moralischer Verdorbenheit, und deshalb erfüllen sie die Vollkommenheit der Tugend. Durch ihre Neigung zur Zurückgezogenheit sehen sie den Fehler in den Sinnesfreuden und im Haushälterleben; durch ihre Neigung zum Wissen, wie die Dinge wirklich sind, sehen sie den Fehler in der Unwissenheit und Verwirrtheit; durch ihre Neigung zur Tatkraft sehen sie den Fehler in der Lässigkeit; durch ihre Neigung zur Geduld sehen sie den Fehler in der Ungeduld; durch ihre Neigung zur Wahrhaftigkeit sehen sie den Fehler im täuschenden Reden; durch ihre Neigung zur Entschlossenheit sehen sie den Fehler im Mangel von Entschlossenheit; durch ihre Neigung zur liebenden Güte sehen sie den Fehler im Übelwollen; und durch ihre Neigung zum Gleichmut sehen sie die Gefahr in den Launen der Welt. So erfüllen sie die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit und die anderen Vollkommenheiten bis hinunter zum Gleichmut. Auf diese Weise dient die Neigung in Richtung Geben und die anderen neun Tugenden als deren Bedingung durch Hervorbringen des Erreichens von allen Pāramīs.
Das Überdenken der Gefahr in deren Gegenteil und des Vorteils in deren Ausübung ist eine weitere Bedingung für die Pāramīs; z.B. im Fall der Vollkommenheit des Gebens, die Gefahr im Nichtaufgeben und der Vorteil im Aufgeben. Das ist die Methode des Überdenkens:
(1) Die Vollkommenheit des Gebens sollte so überdacht werden: "Besitztümer wie Felder, Land, Münzgeld, Gold, Kälber, Büffel, Sklaven, Kinder, Frauen usw. bringen denen gewaltigen Schaden, die davon angezogen werden. Weil sie das Begehren anregen, werden sie von vielen Leuten gewollt; sie können vom König beschlagnahmt werden und von Dieben; sie entzünden Auseinandersetzungen und schaffen Feinde; sie sind im Grunde substanzlos; um sie anzuschaffen und zu beschützen, hat man andere zu belästigen; wenn sie zerstört werden, folgen viele Arten von Unglück, wie Sorgen usw.; und wegen des Anhaftens an diesen Dingen wird der Geist besessen mit dem Fleck der Knausrigkeit, und als ein Ergebnis davon wird man auf einer Ebene des Elends wiedergeboren. In der anderen Hand ist eine Tat des Aufgebens dieser Dinge ein Schritt zur Sicherheit. Daher sollte man sie mit Sorgfalt aufgeben."
Weiter, wenn ein Bedürftiger nach irgendetwas fragt, sollte ein Bodhisattva überlegen: "Er ist mein vertrauter Freund, er enthüllt mir sein Geheimnis. Er ist mein Lehrer, er lehrt mich: 'Wenn du gehst, hast du alles aufzugeben. Gehst du in die jenseitige Welt, kannst du nicht einmal deine eigenen Besitztümer mitnehmen!' Er ist ein Begleiter, der mir hilft, mich der Zugehörigkeit zu dieser Welt zu entfernen, welche wie ein loderndes Haus mit dem Feuer des Todes lodert. Indem er dies entfernt, hilft er mir, die Sorge loszuwerden, was es mich kostet. Er ist mein bester Freund, da er mich dazu bringt, diese edle Tat des Geben auszuführen, hilft er mir, die hervorragendste und schwierigste aller Errungenschaften zu erlangen, das Erreichen der Ebene der Buddhas."
Er sollte weiterhin überdenken: "Er ehrt mich mit einer hohen Aufgabe; deshalb sollte ich diese Ehrung vertrauensvoll würdigen." Und: "Da das Leben am Ende begrenzt ist, sollte ich sogar ungefragt geben, um wieviel mehr, wenn danach gefragt." Und: "Jene mit einer hohen Gesinnung suchen nach jemandem, dem sie geben können, aber er ist aus eigenem Antrieb zu mir gekommen wegen meines Verdienstes." Und: "Ein Geschenk dem Bedürftigen übergeben wird verdienstlich sein für mich als auch für ihn." Und: "Gerade wie ich mir selber damit nutze, so sollte ich der ganzen Welt nützen." Und: "Wenn es keine Bedürftigen gäbe, wie könnte ich dann die Vollkommenheit des Gebens erfüllen?" Und: "Alles was ich erlange, sollte nur beschafft werden, um es anderen zu geben." Und: "Wann wollen die Bettler so frei sein, und meine Besitztümer aus eigenem Antrieb nehmen, ohne zu fragen?" Und: "Wie kann ich den Bettlern lieb und wert sein, und wie können sie mir lieb und wert sein? Wie kann ich geben und nach dem Geben hoch erfreut sein, jubelnd, erfüllt mit Entzücken und Freude? Und wie können die Bettler wegen mir so sein? Wie kann meine Neigung zum Geben erhöht sein? Wie kann ich den Bettlern sogar ungefragt geben, deren Herzenswunsch kennend?" Und: "Da sind Götter, und Bettler sind gekommen, ihnen nicht irgendetwas zu geben, würde meinerseits eine große Täuschung sein." Und: "Wie kann ich mein eigenes Leben und Gliedmaßen zu denen dahingeben, die darum bitten?"
Er sollte ein Begehren nach sorglosem Weggeben von Dingen erwecken, indem er überlegt: "Gutes widerfährt demjenigen, der ohne seine Besorgnis gibt, gerade wie der Bumerang[10] zu dem zurückkehrt, der ihn geworfen hat, ohne dessen Sorge." Wenn eine liebe Person um etwas bittet, sollte er Freude erwecken, indem er denkt: "Einer, der mir lieb ist, hat mich um etwas gebeten." Wenn eine neutrale Person um etwas bittet, sollte er Freude erwecken, indem er denkt: "Sicherlich wird er mein Freund werden, da man durch das Geben an jene die bitten, deren Zuneigung gewinnt." Und wenn eine feindselige Person um etwas bittet, sollte er besonders glücklich sein und denken: "Mein Feind bittet mich um etwas; bisher ist er mir gegenüber feindselig gewesen, durch dieses Geschenk will er sicherlich mein lieber Freund werden." Auf diese Weise sollte er zu neutralen und feindseligen Menschen auf dieselbe Art geben, wie er zu lieben Menschen geben würde, nachdem er zuerst liebende Güte und Mitgefühl in sich erweckt hat.
Wenn wegen ihrer gesamten Kraft Zustände der Gier aufkommen sollten nach Dingen, die weggegeben werden können, dann sollte der Bodhisattva-Anwärter bedenken: "In Ordnung, guter Mann, als du die Bestrebung für die volle Erleuchtung gemacht hast, hast du da nicht diesen Körper genauso hingegeben wie das erzielte Verdienst aus deren Aufgeben um des Helfens aller Wesen willen? Anhaftung an äußerliche Dinge ist wie das Baden eines Elefanten; deshalb solltest du nicht an irgendetwas anhaften. Angenommen, da ist ein großer Arznei-Baum, und irgendjemand, der dessen Wurzeln braucht, nimmt seine Wurzeln weg; irgendjemand braucht seine Triebe, Rinde, Stamm, Äste, Kernholz, Zweige, Laub, Blüten oder Früchte, und er nimmt dessen Triebe, Rinde, Stamm usw. weg. Der Baum würde nicht befallen werden von solchen Gedanken wie: 'Die nehmen mir meine Besitztümer weg!' Auf dieselbe Weise, als ich es unternommen habe, mich selber für das Wohlergehen der ganzen Welt anzustrengen, so sollte ich den geringsten üblen Gedanken an diesen elenden, undankbaren und unreinen Körper aufkommen lassen, den ich dem Dienst an den Anderen gewidmet habe. Und nebenbei, welcher Unterschied kann zwischen den innerlichen materiellen Elementen (des Körpers) und den äußerlichen materiellen Elementen (der Welt) gemacht werden? Sie sind beide Gegenstand des unvermeidlichen Zusammenbrechens, Zerfall und Auflösung. Das ist nur wirres Geplapper, dieses Anhaften an diesem Körper wie: 'Das ist meine, das bin ich, das ist mein Selbst.' Ich sollte nicht länger Besorgnis haben wegen meiner eigenen Hände, Füße, Augen und Fleisch als wegen äußerlicher Dinge. Stattdessen sollte ich den Gedanken hervorbringen, ihn den anderen abzutreten: 'Lasst ihn jene, die ihn brauchen, wegnehmen.'"
Sofern er auf diese Weise nachdenkt, zur vollen Erleuchtung entschlossen, ohne sich um Leib und Leben zu sorgen, dann werden seine körperlichen, sprachlichen und geistigen Aktionen ganz einfach völlig rein. Wenn seine körperlichen, sprachlichen und geistigen Aktionen gemeinsam mit seiner Lebensführung rein werden, verweilt er in der Handlungsweise des wahren Weges und durch seine geschickten Mittel hinsichtlich Gewinn und Verlust, ist er fähig, allen Wesen sogar in noch größerem Ausmaß zu nutzen, indem er materielle Dinge aufgibt und indem er das Geschenk der Furchtlosigkeit und auch das Geschenk des wahren Dhamma gibt.
Das ist die Methode des Überdenkens der Vollkommenheit des Gebens.
(2) Die Vollkommenheit der Tugend sollte wie folgt überdacht werden: "Sogar die Wasser des Ganges können nicht die Befleckung des Hasses hinwegwaschen, doch das Wasser der Tugend ist dazu in der Lage. Sogar das gelbe Sandelholz kann nicht das Fieber der Lust kühlen, doch die Tugend ist in der Lage, es zu entfernen. Die Tugend ist die einzigartige Verzierung des Guten, sie übertrifft die Verzierungen, die von den einfachen Menschen in Ehren gehalten werden, wie Halsketten, Diademe und Ohrringe. Sie ist ein süß duftendes Parfum, besser als Weihrauch, weil es alle Richtungen durchdringt und es ist überall angebracht; ein überragender magischer Bann, der die Wertschätzung von Gottheiten und von mächtigen Khattiyas gewinnt usw.; eine Treppe hinauf zu den Götterwelten, zum Himmel der Vier Großkönige[11] usw.; ein Mittel für das Erlangen der Jhānas und für die direkte Erkenntnis; eine Schnellstraße, die zur großartigen Stadt des Nibbāna führt; die Grundlage für die Erleuchtung der Anhänger, Paccekabuddhas und der vollkommen erleuchteten Buddhas. Und als ein Mittel für die Erfüllung aller Wünsche und Absichten, übertrifft es den Baum des Überflusses und das wunscherfüllende Juwel."
Tugend sollte als Basis für Entzücken und Freude überdacht werden; als Immunität gebend gegen die Furcht der Selbstvorwürfe, der Vorwürfe von anderen, zeitweiliger Strafe und einer üblen Bestimmung nach dem Tod; als gepriesen von den Weisen; als die Wurzel-Ursache für die Freiheit von Reue; als die Basis für Sicherheit; und als ein Übertreffen der Erlangung einer hohen Geburt, Reichtum, Unabhängigkeit, langes Leben, Schönheit, Status, Gefolge und Freunde. Großes Entzücken und Freude kommen im tugendhaften Mann auf, wenn er über seine eigene Vervollkommnung der Tugend nachdenkt: "Ich habe getan, was heilsam ist, ich habe getan, was gut ist, ich habe mir selbst eine Zuflucht vor der Furcht errichtet." Der tugendhafte Mann beschimpft sich nicht selber, und andere weise Menschen beschimpfen ihn nicht, und er gerät nicht in die Gefahr zeitweiliger Strafen oder einer üblen Bestimmung nach dem Tod. Im Gegenteil, die Weisen preisen den edlen Charakter des tugendhaften Mannes, und der tugendhafte Mann ist nicht der Reue ausgesetzt, die im unmoralischen Mann aufsteigt, wenn er denkt: "Ich habe Übles begangen, elende, sündhafte Taten." Und Tugend ist die höchste Grundlage für Sicherheit, weil sie das Fundament für die Sorgfalt ist, ein Segen und ein Mittel, um großen Nutzen zu erlangen, wie das Vermeiden des Verlustes von Wohlstand usw.
Vollkommenheit in der Tugend übertrifft Geburt in einer guten Familie, da ein tugendhafter Mann von niedriger Geburt verdient, sogar von großen, mächtigen Khattiyas verehrt zu werden. Tugend übertrifft materiellen Wohlstand, sie kann auch nicht von Dieben weggenommen werden, sie folgt einem in die Welt danach, sie erzeugt große Frucht und fungiert als die Grundlage für solche Eigenschaften wie Gelassenheit usw. Weil es einen befähigt, höchste Obergewalt über den eigenen Geist zu erlangen, übertrifft die Tugend die Souveränität der Khattiyas usw. Und wegen ihrer Tugend erlangen die Wesen die Oberherrschaft in ihren jeweiligen Angelegenheiten. Tugend ist sogar dem Leben übergeordnet, denn es wurde gesagt, dass ein einziger Tag des Lebens eines Tugendhaften besser ist als hundert Jahre eines Lebens ohne Tugend (Dhp. 110); und bei den lebenden Wesen wird die Verleugnung der Übung (im heiligen Leben spiritueller) Tod genannt. Tugend übertrifft die Erlangung von Schönheit, dafür macht es einen schön, sogar gegenüber der Feinde und sie kann nicht durch Missgeschicke des Alterns und der Krankheit bezwungen werden. Als die Grundlage für ausgezeichnete Zustände des Glücklichseins, übertrifft die Tugend solch ausgezeichnete Wohnstätten wie Paläste, Herrenhäuser usw., und solch ausgezeichnete soziale Stellungen wie die eines Königs, Prinzen oder Generals. Weil es das höchste Wohlergehen von einem fördert und einem in die Welt danach folgt, übertrifft die Tugend Gefolge und Freunde, sogar die, die einem nahestehen und liebenswert sind. Nochmals, im Erledigen der schwierigen Aufgabe des Selbstschutzes übertrifft die Tugend Elefanten-Truppen, Pferde, Wagen und Infanterie, und ebenso solche Mittel wie Mantras, Banne und Segnungen, dafür ist sie von sich selber abhängend, ist nicht von anderen abhängig und hat einen großen Einflussbereich. Daher wurde gesagt: "Der Dhamma schützt denjenigen, der durch den Dhamma lebt." (Thag 303).
Wenn einer auf diese Weise über die zahlreichen edlen Eigenschaften der Tugend nachdenkt, wird dessen unerfüllte Erreichung der Tugend erfüllt werden und dessen ungeläuterte Tugend wird geläutert werden.
Wenn wegen ihrer gesamten Kraft von Zeit zu Zeit Zustände aufkommen sollten, die der Tugend entgegengesetzt sind, solche wie Abneigung, dann sollte der Anwärter bedenken: 'Hast du nicht den Entschluss gefasst, die volle Erleuchtung zu erlangen? Einer, der in der Tugend fehlerhaft ist, kann nicht einmal in alltäglichen Angelegenheiten erfolgreich sein, um wieviel weniger erst in übergeordneten Dingen. Du solltest den Gipfel der Tugend erreichen, daher ist die Tugend das Fundament für die höchste Erleuchtung, die vorderste aller Erreichungen. Du solltest dich immer gut benehmen, deine Tugend perfekt beschützen, noch vorsichtiger als eine Henne ihre Eier behütet. Des Weiteren, durch das Lehren des Dhamma solltest du den Wesen helfen, in den drei Fahrzeugen [siehe Einleitung, Seiten 77f] einzutreten und Reife zu erlangen. Aber das Wort eines moralisch zweifelhaften Mannes ist nicht verlässlicher als die Behandlung eines Arztes, der nicht überlegt, was für seine Patienten geeignet ist. Wie kann ich glaubwürdig sein, sodass ich den Wesen helfen kann, in den drei Fahrzeugen einzutreten und Reife zu erlangen? Ich muss rein sein im Charakter und in der Tugend. Wie kann ich solche ausgezeichneten Erreichungen erlangen wie die Jhānas usw., sodass ich fähig bin, anderen zu helfen, und die Vollkommenheit der Weisheit erfüllen kann usw.? Ausgezeichnete Erreichungen wie die Jhānas usw., sind nicht möglich, ohne die Läuterung der Tugend. Deshalb sollte die Tugend vollkommen rein gemacht werden."
(3) Die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit sollte überdacht werden, indem man zuerst über die Gefahren des Haushälterlebens nachsinnt, übereinstimmend mit dem Text: "Das Leben im Haushalt ist beengend, ein Pfad für den Staub der Leidenschaften." usw. (DN 2,41); bei den Sinnesfreuden entsprechend dem Text: "Sinnesfreuden sind wie eine Kette aus Knochen." usw. (MN 54,15); und beim sinnlichen Begehren entsprechend dem Text: "Angenommen, ein Mann würde eine Anleihe aufnehmen und eine Arbeit ausführen." usw. (DN 2,69). Dann sollte er auf umgekehrte Weise über den Nutzen des Hinausziehens nachdenken, entsprechend dem Text: "Das Hinausziehen ist wie der freie Raum." usw. (DN 2, 41). Das ist eine kurze Erklärung. Für Einzelheiten sollte man solche Lehrreden wie "Die große Masse des Leidens" (MN 13) oder "Das Gleichnis von den giftigen Schlangen" nachschlagen (SN IV,35.197).
(4) Für die Vollkommenheit der Weisheit sollten die edlen Eigenschaften der Weisheit wie folgt überdacht werden: "Ohne Weisheit werden solche Tugenden wie das Geben nicht geläutert und können nicht ihre jeweiligen Funktionen ausführen. Gerade wie der körperliche Organismus ohne Leben seinen Glanz verliert und nicht seine Aktivitäten richtig ausführen kann, und wie die Sinnesfähigkeiten ohne Bewusstsein nicht ihre Funktionen in deren jeweiligen Umfeld ausüben können, gerade so können solche Fähigkeiten wie Vertrauen usw. ohne Weisheit nicht ihre Funktionen ausüben. Weisheit ist die leitende Ursache für die Ausübung der anderen Pāramī. Wenn sich also ihre Weisheits-Augen öffnen, dann geben die großen Bodhisattvas sogar ihre eigenen Gliedmaßen und Organe hin, ohne sich selber zu rühmen und andere geringzuschätzen. Wie Arznei-Bäume geben sie, frei von Benachteiligung, erfüllt von Freude während der drei Zeiten. Durch die Mittel der Weisheit erlangt der Akt des Aufgebens, mit geschickten Mitteln untersucht und für das Wohlergehen der anderen ausgeführt, den Status eines Pāramī; aber das Geben zum eigenen Nutzen ist wie eine Investition. Nochmal, ohne Weisheit kann die Tugend nicht von den Befleckungen des Verlangens getrennt werden usw., und sie kann deshalb sogar die Läuterung nicht erreichen, noch weniger als Grundlage für die Eigenschaften eines allwissenden Buddhas dienen. Nur der Mann der Weisheit erkennt klar die Gefahren des Haushälterlebens, in den Strängen der Sinnesfreuden und im Saṃsāra, und sieht den Nutzen des Hinausziehens, im Erreichen der Jhānas und im Verwirklichen des Nibbāna; und er allein geht in die Hauslosigkeit hinaus, entwickelt die Jhāna-Erreichungen, und ausgerichtet auf das Nibbāna, festigt er andere darin.
"Tatkraft ohne Weisheit erfüllt nicht den erwünschten Zweck, denn sie ist falsch erweckt worden, und es ist besser, überhaupt keine Tatkraft zu erwecken, als sie auf die falsche Art zu erwecken. Aber wenn die Tatkraft begleitet ist von Weisheit, gibt es nichts, was nicht erreicht werden könnte, sofern es mit den richtigen Mitteln ausgestattet ist. Noch einmal, nur der Mann mit Weisheit kann geduldig die Fehler der anderen ertragen, nicht der stumpfsinnige Mann. Bei einem Mann, dem die Weisheit mangelt, rufen die Fehler der anderen Ungeduld hervor; aber für den weisen, rufen sie dessen Geduld auf's Spiel und bewirken, dass sie sogar stärker anwächst. Der weise Mann, der die drei edlen Wahrheiten[12] verstanden hat, wie sie wirklich sind, deren Ursachen und Gegensätze, der spricht niemals herablassend zu anderen. Auch so formt der weise Mann, nachdem er sich selber mit der Kraft der Weisheit gerüstet hat, in seiner inneren Kraft einen unerschütterlichen Entschluss, alle Pāramīs zu unternehmen. Nur der Mann der Weisheit ist geschickt beim Besorgtsein um das Wohlergehen aller Wesen, ohne zwischen lieben Menschen, neutralen oder Feinden zu unterscheiden. Und nur durch die Mittel der Weisheit kann er neutral gegenüber solchen Launen der Welt, wie Gewinn und Verlust verweilen, ohne von ihnen berührt zu werden."
Auf diese Weise sollte einer die edlen Eigenschaften der Weisheit überdenken, sie als die Grundlage für die Läuterung aller Pāramīs erkennend.
Mehr noch, ohne Weisheit gibt es keine Erreichung von Weitblick, und ohne die Erreichung von Weitblick, da kann es keine Vollkommenheit in der Tugend geben. Jemand, dem es an Tugend und Weitblick mangelt, kann keine Konzentration erlangen, und ohne Konzentration kann einer nicht einmal sein eigenes Wohlergehen sichern, um wieviel weniger das hohe Ziel des Besorgtseins für das Wohlergehen der anderen. Deshalb sollte ein Bodhisattva, der für das Wohlergehen der anderen praktiziert, sich selber ermahnen: "Hast du auch eine gründliche Anstrengung gemacht, um deine Weisheit zu läutern?" Deshalb ist es so, dass die Großen Wesen durch die spirituelle Kraft der Weisheit und befestigt in den vier Grundlagen, der Welt mit den vier Ausgangspunkten der Mildtätigkeit nutzen, dass sie den Wesen helfen, den Pfad der Befreiung zu betreten und dass sie deren Fähigkeiten zur Reife bringen.[13] Noch einmal, durch die Kraft der Weisheit widmen sie sich der Untersuchung der Daseinsbestandteile, der Sinnesgrundlagen usw., völlig die Prozesse des Entstehens und Vergehens in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit verstehend, entwickeln sie die Eigenschaften des Gebens usw., bis zum Stadium von Unterscheiden und Durchdringen, und vervollkommnen so die Übung der Bodhisattvas. Auf diese Weise sollte die Vervollkommnung der Weisheit durch Bestimmen der edlen Eigenschaften der Weisheit mit deren zahlreichen Erscheinungsformen und Bestandteilen verstärkt werden.
(5) Die Vollkommenheit der Tatkraft sollte so überdacht werden: "Ohne Tatkraft kann ein Mann nicht einmal in weltlichen Arbeiten erfolgreich sein, die auf ein sichtbares Ende gerichtet sind. Aber es gibt nichts, was der energetische, unermüdliche Mann nicht erreichen kann. Jemand, dem es an Tatkraft mangelt, kann nicht unternehmen, alle Wesen von der großen Flut des Saṃsāra zu retten; sogar wenn seine Tatkraft nur angemessen ist, wird er mittendrin aufgeben. Aber einer, der vor Tatkraft strotzt, der kann bei allem was er unternimmt Vollkommenheit erlangen."
Die edlen Eigenschaften der Tatkraft sollten des Weiteren wie folgt überdacht werden: "Einer der geneigt ist, allein sich selber aus dem Sumpf des Saṃsāra zu erretten, kann sein Ideal nicht erfüllen, wenn er in seiner Tatkraft nachlässt; um wieviel weniger einer, der beschlossen hat, die ganze Welt zu retten." Und: "Durch die Kraft der Anstrengung werden solche üblen Gedanken wie die folgenden ferngehalten: 'Es ist ganz recht für dich, aus dem Leiden des Saṃsāra für dich allein zu entkommen; solange wie du ein närrischer Weltling bist, ist die Menge der Befleckungen so schwierig zu zügeln, wie eine Herde verrückter Elefanten, das von ihnen bewirkte Kamma ist wie ein Mörder mit gezogenem Schwert, basierend auf diesen Handlungen steht die üble Bestimmung ständig mit offenen Türen vor dir und üble Freunde sind jederzeit um dich herum, um dich bei diesen Handlungen zu mahnen und um dir zu raten, sie auszuführen.'" Und: "Wenn sogar die volle Erleuchtung erlangt werden kann durch die eigene Tatkraft, was kann da schwierig sein?"
(6) Die Vollkommenheit der Geduld sollte als Nächstes bedacht werden: "Geduld ist die hemmungslose Waffe des Guten bei der Entwicklung der edlen Eigenschaften, da es das Gegenteil all jener Eigenschaften, [nämlich] den Ärger, restlos zerstreut. Es ist die Zierde jener, die fähig sind, die Feinde zu bezwingen; die Stärke der Einsiedler und der Brahmanen; ein Wasserstrom, der das Feuer des Ärgers auslöscht; die Grundlage für das Erlangen eines guten Rufes; ein Mantra für das Beschwichtigen giftiger Reden der üblen Menschen; die höchste Quelle von Beständigkeit in jenen, die in Zügelung gefestigt sind. Geduld ist in ihrer Tiefe wie ein Ozean; ein Ufer, der das große Meer des Hassens begrenzt; eine Tafel, die die Tür zu den Ebenen des Unglückes verschließt; eine Treppe, die zu den Welten der Götter und Brahmās hinaufführt; der Boden für die Wohnstätte aller edlen Eigenschaften; die höchste Läuterung von Körper, Sprache und Geist."
Geduld sollte weiterhin gestärkt werden durch nachdenken: "Jene, denen es an Geduld mangelt, sind in dieser Welt geplagt und geben sich Handlungen hin, die zu ihrer Plage im kommenden Leben führen." Und: "Wenn auch dieses Leiden durch die üblen Taten der anderen aufsteigt, dieser mein Körper ist der Schauplatz für das Leiden, und die Handlung, die der Samen dafür ist, wurde durch mich allein ausgesät." Und: "Dieses Leiden wird mich von der Schuld von dem Kamma befreien." Und: "Wenn es da keine Übeltäter gäbe, wie könnte ich dann die Vollkommenheit der Geduld erlangen?" Und: "Wenn er jetzt auch ein Übeltäter ist, in der Vergangenheit war er mein Wohltäter." Und: "Ein Übeltäter ist auch ein Wohltäter, da er ein Grund für die Entwicklung von Geduld ist." Und: "Alle Wesen sind wie meine eigenen Kinder. Wer wird ärgerlich wegen der Missetaten der eigenen Kinder?" Und: "Er tut mir Unrecht wegen einiger Reste von Ärger in mir selber; diese Reste sollte ich entfernen." Und: "Ich bin wie er genausosehr in dem Ausmaß die Ursache des Üblen, wie dieses Leiden aufgestiegen ist." Und: "All diese Erscheinungen, durch die Übles getan wurde, und jene, denen es angetan wurde – all das ist in diesem Moment bereits vergangen. Mit wem sollst du nun ärgerlich sein, und durch wen soll der Ärger aufgekommen sein? Wenn alle Phänomene Nicht-Selbst sind, wer kann da wem Übles tun?"
Wenn wegen ihrer gesamten Kraft Ärger durch die Fehler der anderen hervorgerufen wird und darin fortfahren sollte, den Geist zu überwältigen, sollte man bedenken: "Geduld ist die mitwirkende Ursache zur Darstellung der Hilfe für andere im Gegenzug zu deren Fehler." Und: "Das Üble, was mir Leid verursacht, ist eine Bedingung für Vertrauen, da gesagt wurde, dass Leiden die maßgebliche Unterstützung des Vertrauens ist, und es ist auch eine Bedingung für die Wahrnehmung der Unzulänglichkeit mit allem in der Welt." Und: "Das ist die Natur der Sinnesfähigkeiten – erwünschten und unerwünschten Objekten zu begegnen. Wie sonst ist es möglich, keinen unerwünschten Dingen zu begegnen?" Und: "Unter der Kontrolle von Ärger, wird eine Person verrückt und verzweifelt, warum also zurückschlagen?" Und: "All diese Wesen werden vom Buddha überwacht, als wären sie dessen eigenen lieben Kinder. Deshalb sollte ich nicht ärgerlich mit ihnen sein." Und: "Wenn der Übeltäter versehen ist mit edlen Eigenschaften, sollte ich nicht mit ihm ärgerlich sein. Und wenn er keinerlei edle Eigenschaften hat, dann sollte ich ihn mit Mitgefühl betrachten." Und: "Wegen meines Ärgers schwinden mir Ruhm und edle Eigenschaften, und zur Freude meiner Feinde werde ich hässlich, schlafe in Unbehagen usw." Und: "Ärger ist der einzige wirkliche Feind, daher ist er der Verursacher allen Verletzens und der Zerstörer von allem Guten." Und: "Wenn einer Geduld hat, dann hat einer keine Feinde." Und: "Wegen seiner Fehler wird der Übeltäter in der Zukunft auf Leid treffen, aber nicht ich, solange ich geduldig bleibe." Und: "Feinde sind die Folge meiner ärgerlichen Gedanken. Wenn ich den Ärger durch Geduld überwinde, dann werden auch meine Feinde, die das Nebenprodukt meines Ärgers sind, verschwinden." Und: "Ich sollte nicht die edlen Eigenschaften der Geduld wegen ein wenig Ärger aufgeben. Ärger ist der Gegensatz und das Hindernis für alle edlen Eigenschaften, also wenn ich ärgerlich werde, wie kann meine Tugend usw. Vollkommenheit erlangen? Und wenn diese Eigenschaften abwesend sind, wie kann ich mich selber dem Helfen der anderen Wesen widmen und das letztendliche Ziel in Übereinstimmung mit meinen Gelübden erlangen?" Und: "Wenn da Geduld ist, wird der Geist konzentriert [und] frei von äußerlichen Zerstreuungen. Mit einem konzentrierten Geist, erscheinen alle Formationen beim Überdenken als unbeständig und leidhaft, alle Phänomene als Nicht-Selbst, Nibbāna als unbedingt, totlos, friedvoll und erhaben, auch die Buddha-Eigenschaften als ausgestattet mit unvorstellbarer und unermesslicher Potenz. Dann, gefestigt in Angleichung an Übereinstimmung,[14] wird die Grundlosigkeit allen 'Ich-machens' und 'Mein-machens' so dem Überlegen deutlich: 'Es existieren mehr Phänomene allein, frei von einem Selbst oder von irgendetwas, was zu einem Selbst gehört. Sie kommen und gehen in Übereinstimmung mit ihren Bedingungen. Sie kommen nicht von irgendwoher, sie gehen nicht irgendwohin, sie sind nicht irgendwie befestigt. Da ist keine Organisation in irgendetwas, wo auch immer.' Auf diese Weise wird ein Bodhisattva in seiner Bestimmung gefestigt, [ist] unterwegs zur Erleuchtung, [und das] unumkehrbar."
Das ist die Methode des Nachdenkens über die Vollkommenheit der Geduld.
(7) Die Vollkommenheit der Wahrhaftigkeit sollte so betrachtet werden: "Ohne Wahrhaftigkeit usw. ist Tugend unmöglich, und da kann es keine Ausübung in Übereinstimmung mit den Gelübden von einem geben. Alle üblen Zustände treffen aufgrund der Übertretung von Wahrheit aufeinander. Einer, der nicht der Wahrheit geweiht ist, der ist unglaubwürdig und sein Wort kann in der Zukunft nicht angenommen werden. In der anderen Hand beschützt einer, der der Wahrheit geweiht ist, die Grundlagen aller edlen Eigenschaften. Mit Wahrhaftigkeit als Fundament ist er fähig, alle Erfordernisse der Erleuchtung zu läutern und zu erfüllen. Nicht getäuscht hinsichtlich der wahren Natur der Phänomene, führt er die Funktionen aller Erfordernisse der Erleuchtung aus und vervollständigt so die Ausübung des Bodhisattva-Pfades."
(8) Die Vollkommenheit der Entschlossenheit sollte auf diese Weise betrachtet werden: "Ohne die Praxis des Gebens (und die anderen Pāramīs) entschieden zu unternehmen, eine unerschütterliche Entschlossenheit beim Zusammentreffen mit deren Gegensätzen aufrechtzuerhalten und diese mit Ausdauer und Eifer zu praktizieren, werden die Grundlagen der Erleuchtung – d.h. die Erfordernisse wie das Geben usw. – nicht aufkommen."
(9) Die edlen Eigenschaften der liebenden Güte sollten wie folgt überdacht werden: "Einer, der nur sein eigenes Wohlergehen beschlossen hat, kann keinen Erfolg in dieser Welt oder eine glückliche Wiedergeburt im kommenden Leben erlangen, ohne etwas Interesse am Wohlergehen der anderen; wie kann dann einer ohne liebende Güte wünschen, alle Wesen darin zu bestärken, dass sie beim Erreichen von Nibbāna Erfolg haben? Und wenn du als Fernziel alle Wesen zur überragenden Erreichung des Nibbāna führen willst, dann solltest du mit dem Wunsch nach deren alltäglichen Erfolg hier und jetzt beginnen." Und: "Ich kann mich nicht für das Wohlergehen und Glücklichsein der anderen durch bloßes Wünschen bemühen. Lass mich Anstrengungen unternehmen, das zu schaffen." Und: "Jetzt unterstütze ich sie durch Förderung ihres Wohlergehens und Glückes; nachher werden sie meine Begleiter beim Teilen des Dhamma." Und: "Ohne diese Wesen könnte ich nicht die Erfordernisse der Erleuchtung erlangen. Da sie aber die Ursache für die Manifestation und Vollkommenheit aller Buddha-Eigenschaften sind, sind diese Wesen für mich ein hohes Feld des Verdienstes, die unübertreffliche Basis für das Pflanzen heilsamer Wurzeln, das letztendliche Objekt der Ehrfurcht."
Auf diese Weise sollte einer eine besonders starke Neigung in Richtung Förderung des Wohlergehens aller Wesen erwecken. Und warum sollte liebende Güte gegenüber allen Wesen entwickelt werden? Weil das die Grundlage für das Mitgefühl ist. Denn wenn einer beim Fördern des Wohlergehens und Glückes der anderen Wesen mit einem ungebundenen Herz erfreut ist, wird der Wunsch, ihre Kümmernisse und Leiden zu entfernen kraftvoll und fest verwurzelt. Und Mitgefühl ist die erste von all den Eigenschaften, die in Buddhaschaft münden – ihr Fußen, ihr Fundament, ihre Wurzel, ihr Kopf und ihr Leiter.
(10) Die Vervollkommnung des Gleichmutes sollte auf diese Weise überlegt werden: "Wenn da kein Gleichmut ist, werden die angreiferischen Handlungen, die die Wesen ausführen, im Geist Schwingungen verursachen. Und wenn der Geist in Schwingung gerät, ist es unmöglich, die Erfordernisse der Erleuchtung auszuüben." Und: "Wenn auch der Geist mit der Feuchtigkeit der liebenden Güte besänftigt wurde, ohne Gleichmut kann einer nicht die Erfordernisse der Erleuchtung läutern und kann nicht die erforderlichen Verdienste von einem zusammen mit deren Ergebnissen widmen, um das Wohlergehen der Wesen zu fördern."
Mehr noch, die Ausübung, Entschlossenheit, Erfüllung und Vollständigkeit all jener Erfordernisse der Erleuchtung sind durch die Kraft des Gleichmutes erfolgreich. Da er ohne Gleichmut ist, kann der Anwärter etwas nicht aufgeben, ohne falsche Unterscheidung über Gaben und Empfänger zu machen. Ohne Gleichmut kann er nicht seine Tugend läutern, ohne immerzu über die Hindernisse in seinem Leben und seine Lebensnotwendigkeiten nachzudenken. Gleichmut vervollkommnet die Kraft der Zurückgezogenheit, durch diese Mittel überwindet er Unzufriedenheit und Erfreuen. Sie vervollständigt die Funktionen all der anderen Erfordernisse (durch befähigen der Weisheit), um sie entsprechend ihrer Ursache zu untersuchen. Wenn übermäßig Tatkraft aufgekommen ist, weil das nicht mit Gleichmut untersucht wurde, kann sie nicht ihre richtige Funktion des Strebens erfüllen. Nachsicht und reflektives Nachgeben (die Wirkungsweisen der Geduld) sind nur bei einem möglich, der Gleichmut besitzt. Wegen dieser Eigenschaft spricht er nicht betrügerisch über Wesen oder Formationen. Durch Betrachten der Unbeständigkeiten weltlicher Ereignisse mit einem gleichmütigen Geist, wird sein Entschluss, die Aufgaben zu erfüllen, die er auf sich genommen hat, unerschütterlich. Und weil er wegen der Fehler der anderen nicht besorgt ist, vervollkommnet er das Verweilen in liebender Güte. Auf diese Weise ist der Gleichmut unentbehrlich gegenüber der Ausübung von all den anderen Pāramīs.
Solcherart ist das Nachdenken über die Vollkommenheit des Gleichmutes.
Folglich ist das Bedenken der Gefahren in deren Gegensätzen und der Nutzen in ihrer Ausübung eine Bedingung für die Pāramīs.
Im Allgemeinen, durch Begehren usw. missverstanden sein, ist die Befleckung aller Pāramīs. Einzeln genommen, sind kritische Gedanken (vikappa) über Gaben und Empfänger die Befleckung der Vollkommenheit des Gebens. Kritische Gedanken über Wesen und Zeiten sind die Befleckung der Vollkommenheit der Tugend. Kritische Gedanken des Erfreutseins in Sinnesfreuden und am Dasein, als auch Nichtzufriedensein mit deren Befriedung, sind die Befleckung der Vollkommenheit der Zurückgezogenheit. Kritische Gedanken von "Ich" und "Mein" sind die Befleckung der Vollkommenheit der Weisheit; kritische Gedanken, die zu Lustlosigkeit und Rastlosigkeit neigen, der Vollkommenheit der Tatkraft; kritische Gedanken von sich selber und anderen, der Vollkommenheit der Geduld; kritische Gedanken des Bekennens gesehen zu haben, was nicht zu sehen war usw., der Vollkommenheit der Wahrhaftigkeit; kritische Gedanken des Empfindens von Makeln bei den Erfordernissen der Erleuchtung und Tugenden in deren Gegensätzen, der Vollkommenheit der Entschlossenheit; kritische Gedanken, die verwirren, was schädlich ist und was nützlich ist, der Vollkommenheit der liebenden Güte; und kritische Gedanken über das Begehrenswerte und Nichtbegehrenswerte, der Vollkommenheit des Gleichmutes. Auf diese Weise sollten die Befleckungen verstanden werden.
Deren Läuterung ist das Entfernen der Einflüsse des Begehrens usw. und die Abwesenheit der vorgenannten Unterschiede. Die Pāramīs werden rein und glänzend, wenn sie unbeeinflusst durch solche Befleckungen sind wie Begehren, Einbildung, Ansichten, Ärger, Boshaftigkeit, Verunglimpfung, Beherrschen, Neid, Anhaften, Arglist, Heuchelei, Starrsinn, Überheblichkeit, Eitelkeit und Nachlässigkeit, und wenn sie frei sind von kritischen Gedanken über Gaben und Empfänger usw.
Allgemein sind alle Befleckungen und alle unheilsamen Eigenschaften deren Gegenteil. Einzeln genommen, ist Knausrigkeit das Gegenteil vom Geben, und so weiter, wie früher erwähnt. Des Weiteren, Geben ist entgegengesetzt zu Gier, Hass und Unwissenheit, da es die Eigenschaften von Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Nicht-Unwissenheit beziehungsweise zu Gaben, Empfängern und den Früchten des Gebens gebraucht. Tugend ist entgegengesetzt zu Gier, Hass und Unwissenheit, da sie Krummheit und Korruption des körperlichen Benehmens usw. entfernt. Zurückgezogenheit ist entgegengesetzt zu diesen drei Entstellungen, da sie das Schwelgen in den Sinnesfreuden vermeidet, die Plage anderer und die Selbstquälerei. Weisheit widersetzt sich dem insofern, da Gier usw. Blindheit bewirken, während Erkenntnis die Sichtweise wiederherstellt. Tatkraft widersetzt sich dem durch Hervorbringen des wahren Weges, der frei von beidem ist, der Lustlosigkeit und der Rastlosigkeit. Geduld widersetzt sich dem durch Akzeptieren des Erwünschten, des Unerwünschten und der Leerheit. Wahrhaftigkeit ist deren Gegensatz, weil sie in Übereinstimmung mit den Fakten dazu führt, entweder anderen Hilfe zu leisten oder Schaden zuzufügen. Entschlossenheit ist das Gegenteil dieser drei Befleckungen, da sie nach dem Bezwingen der Unwägbarkeiten der Welt, beim Erfüllen der Erfordernisse der Erleuchtung, in der Weise, wie sie unternommen worden sind, unerschütterlich bleibt. Liebende Güte ist das Gegenteil von Gier, Hass und Unwissenheit wegen ihrer Abgeschiedenheit von den Hindernissen. Und Gleichmut ist deren Gegenteil, da sie Anziehung und Abstoßung hinsichtlich der erwünschten und unerwünschten Dinge zerstreut, beziehungsweise durch ihr Vorgehen, sogar unter verschiedenen Umständen.
(1) Die Vollkommenheit des Gebens, als erstes, ist durch Unterstützen der Wesen auf vielerlei Art auszuüben: durch Aufgeben des eigenen Glücklichseins, Habseligkeiten, Körper und Leben an andere, durch Zerstreuen ihrer Furcht und durch deren Belehrung im Dhamma. Hierbei ist das Geben dreifach auf die Art des Gegenstandes, der gegeben wird: das Geben von materiellen Dingen (āmisadāna), das Geben von Furchtlosigkeit (abhayadāna) und das Geben des Dhamma (dhammadāna). Unter diesen kann der zu gebende Gegenstand zweifach sein: innerlich und äußerlich. Die äußerliche Gabe ist zehnfach: Nahrung, Getränk, Kleidung, Fahrzeuge, Girlanden, Duftstoffe, Salben, Bettzeug, Unterkunft und Lampen. Diese Gaben wiederum werden vervielfältigt durch das Zerlegen in ihre einzelnen Bestandteile; z.B. Nahrung in feste Nahrung, weiche Nahrung usw. Die äußerliche Gabe kann ebenso versechsfacht werden, wenn sie auf die Art des Sinnesobjektes aufgeteilt wird (ārammaṇato): sichtbare Formen, Klänge, Gerüche, Geschmäcker, Berührungen und nicht spürbare Objekte. Die Sinnesobjekte, wie sichtbare Formen, werden vervielfältigt, wenn sie in blaue usw. aufgeteilt werden. Und ebenso wird die äußerliche Gabe durch die Art der unterschiedlichen Werte und Habseligkeiten vielfältig, wie Edelsteine, Gold, Silber, Perlen, Korallen usw.; Felder, Ländereien, Parks usw.; Sklaven, Kühe, Büffel usw.
Wenn der Große Mann ein äußerliches Objekt gibt, dann gibt er was immer gebraucht wird zu dem, der Bedarf daran hat; und selber wissend, dass jemand Bedarf hat an irgendetwas, gibt er es sogar ungefragt, um wieviel mehr, wenn er gefragt wurde. Er gibt großzügig, nicht kleinlich. Er gibt ausreichend, nicht unzureichend, wenn es irgendetwas zu geben gibt. Er gibt nicht, weil er etwas als Gegenleistung erwartet. Und wenn da nicht ausreichend genug ist, um allen zu geben, dann verteilt er gleichmäßig, was auch immer geteilt werden kann. Aber er gibt keine Dinge, die eine Belästigung für andere herbeiführen könnten, wie Waffen, Gifte und Rauschmittel. Noch gibt er Unterhaltungen, die verletzend sind und zu Nachlässigkeit verleiten. Und er gibt keine ungeeigneten Nahrungsmittel oder Getränke zu einer Person, die krank ist, sogar wenn er darum gebeten wurde, und er gibt nicht mehr von dem, was geeignet ist, als die richtige Menge.
Nochmals, wenn gefragt, gibt er an Haushälter Dinge, die für Haushälter angebracht sind und an die Mönche Dinge, die für Mönche angebracht sind. Er gibt an seine Mutter und Vater, Gefolgsleute und Angehörige, Freunde und Gefährten, Kinder, Frau, Sklaven und Arbeiter, ohne irgendwem Mühe zu bereiten. Hat er ein außergewöhnliches Geschenk versprochen, gibt er nicht irgendetwas schäbiges. Er gibt nicht, weil er einen Gewinn erwünscht, Ruhm oder Ehre, oder weil er irgendetwas zurück erwartet oder aus Erwartung von einigen Ergebnissen außer der höchsten Erleuchtung. Er gibt nicht, indem er die Gabe oder den der darum gebeten hat verabscheut. Er gibt keine weggeworfenen Sachen als Gabe, noch nicht einmal an unbeherrschte Bettler, die ihn beschimpfen und ausnutzen. Ausnahmslos gibt er mit Umsicht, mit einem gelassenen Geist, voll von Mitgefühl. Er gibt nicht wegen des Glaubens an abergläubische Vorzeichen; jedoch gibt er im Glauben an das Kamma und dessen Frucht. Wenn er gibt, dann plagt er diejenigen nicht, die gebeten haben, indem er sie dazu veranlasst, ihn zu verehren usw.; aber er gibt, ohne die anderen zu plagen. Er gibt keine Gabe mit der Absicht, andere zu täuschen oder mit der Absicht zu verletzen; er gibt nur mit einem unbefleckten Geist. Er gibt keine Gabe mit barschen Worten oder gerunzelter Stirn, jedoch mit Worten der Zärtlichkeit, angenehmer Sprache und einem Lächeln im Gesicht. Wenn immer die Gier nach einem bestimmten Objekt aufgrund seines hohen Wertes oder Schönheit, seines Altertums oder der persönlichen Anziehung überwältigend wird, dann erkennt der Bodhisattva seine Gier, zerstreut sie schnell, sucht einige Empfänger aus und gibt es weg. Und wenn da ein Objekt von geringem Wert sein sollte, das gegeben werden kann, und ein Bedürftiger erwartet es, dann rafft er sich auf, und ohne einen weiteren Gedanken gibt er es ihm, ehrt ihn, als wäre er ein ungefeierter Weiser. Wenn er um seine eigenen Kinder, Frau, Sklaven, Arbeiter und Diener gebeten wird, dann gibt der Große Mann sie nicht, weil sie bisher nicht willens sind zu gehen und von Kummer geplagt sind. Aber wenn sie willens sind und erfreut, dann gibt er sie. Wenn er aber weiß, dass diejenigen, die um sie gebeten haben, dämonische Wesen sind – Scheusale, Dämonen oder Kobolde – oder Menschen mit grausamer Neigung, dann gibt er sie nicht weg. Und ebenso wird er nicht sein Königreich an solche weggeben, die zum Verletzen, Leiden und Plagen der Welt geneigt sind, jedoch würde er es hingeben an aufrichtige Menschen, die mit dem Dhamma die Welt schützen.
Das, zum Ersten, ist die Art, das Geben äußerlicher Gaben auszuüben.
Die innerliche Gabe sollte auf zweierlei Art verstanden werden. Und wie? Gerade wie ein Mann, der um Nahrung und Kleidung willen, sich selber an andere hingibt, und so in ein Dienstverhältnis oder Sklaverei eintritt, auf dieselbe Weise gibt sich der Große Mann den anderen hin und geht in ein Dienstverhältnis, stellt sich selber den anderen zur Verfügung, das höchste Wohlergehen und Glück aller Wesen wünschend, seine eigene Vollkommenheit des Gebens zu erfüllen begehrend, mit einem spirituell ausgerichteten Geist, um der Erleuchtung willen. Was auch immer an Gliedmaßen oder Organen von ihm durch die anderen benötigt werden mag – Hände, Füße, Augen usw. – er gibt es hin an jene, die es brauchen, ohne zu zittern und ohne zu ducken. Er haftet nicht mehr an ihnen, und er schreckt nie wieder zurück (vom Geben jener an andere), als wären es äußerliche Objekte. Auf diese Weise gibt der Große Mann ein innerliches Objekt auf zweierlei Art auf: für das Erfreuen der anderen entsprechend ihrer Vorlieben; oder für seine eigene Selbst-Bemeisterung, während der Erfüllung der Wünsche derer, die bitten. Auf diese Weise ist er völlig großzügig und er denkt: 'Ich will die Erleuchtung erlangen durch Nicht-Anhaftung.' So sollte das Geben von innerlichen Gaben verstanden werden.
Hier, beim Geben einer innerlichen Gabe, da gibt er nur, was zum Wohlergehen des Empfangenden führt und nichts anderes. Der Große Mann gibt wissentlich nicht den eigenen Körper, die Gliedmaßen und die Organe an Māra oder zu den bösartigen Geistern in Māras Gefolgschaft, indem er denkt: "Lass es nicht zu deren Schaden führen." Und gleicherweise gibt er nicht an jene, die von Māra oder seinen Geistern besessen sind oder an Verrückte. Aber wenn er nach diesen Dingen von anderen gefragt wird, dann gibt er sofort, wegen der Seltenheit von solch einer Nachfrage und der Schwierigkeit, solch eine Gabe zu machen.
Das Geben von Furchtlosigkeit ist das Geben von Schutz an die Wesen, wenn sie aufgeschreckt wurden wegen der Könige, Diebe, Feuer, Wasser, Feinde, Löwen, Tiger, andere wilde Bestien, Drachen, Scheusale, Dämonen, Kobolde usw.
Das Geben des Dhamma ist, mit einem unbefleckten Geist einen unverfälschten Lehrvortrag über den Dhamma zu geben; das bedeutet, eine methodische Anleitung, förderlich zum Guten im jetzigen Leben, im kommenden Leben und zur letztendlichen Erlösung. Mittels solcher Lehrvorträge werden diejenigen, die nicht in die Befreiungslehre des Buddha eingetreten sind, in sie eintreten, während jene, die bereits in sie eingetreten sind, darin Reife erlangen. Das ist die Methode: In Kürze, er gibt einen Vortrag über das Geben, über Tugend und über den Himmel, über die unbefriedigende und befleckende Natur der Sinnesfreuden und über den Nutzen von deren Aufgeben. Ausführlich, zu denen, deren Geist auf die Erleuchtung der Schüler gerichtet ist, gibt er einen Lehrvortrag, der sie befestigt und läutert (im Fortschritt auf ihr Ziel) durch Ausarbeiten der edlen Eigenschaften, die wie auch immer unter den folgenden Themen angemessen sind: Zufluchtnahme, Zügelung durch Tugend, Behüten der Sinnesfähigkeiten, beim Essen mäßigen, der Wachheit widmen, die sieben guten Eigenschaften; der Geistesruhe (samatha) widmen durch Ausüben der Meditation von einem der achtunddreißig Objekte (der Geistesruhe-Meditation); der Einsicht (vipassanā) widmen durch kontemplieren der Objekte der Einsichts-Meditation, wie der materielle Körper; die fortgeschrittenen Stufen der Läuterung, das Verständnis des Kurses der Richtigkeit (sammattagahaṇa), die drei Arten der klaren Erkenntnis (vijjā), die sechs direkten Erkenntnisse (abhiññā), die vier analytischen Wissen (paṭisambhidā) und die Erleuchtung eines Anhängers.[15] Und ebenso, für Wesen, deren Geist ausgerichtet ist auf die Erleuchtung von Paccekabuddhas und von vollkommen erleuchteten Buddhas, gibt er einen Lehrvortrag, mit dem er sie festigt und läutert in den zwei Fahrzeugen (die zu diesen zwei Arten der Erleuchtung führen) durch Ausarbeiten der Großartigkeit der spirituellen Stärke dieser Buddhas und durch Erklären der besonderen Natur, Eigenschaften, Funktion usw. der zehn Pāramīs in ihren drei Stufen. Auf diese Weise gibt der Große Mann den Wesen die Gabe des Dhamma.
Wenn er eine materielle Gabe gibt, dann gibt der Große Mann Nahrung, indem er denkt: "Möge ich durch diese Gabe Wesen zu einem langen Leben verhelfen, zu Schönheit, Glück, Stärke, Intelligenz und zur höchsten Frucht der makellosen Glückseligkeit." Er gibt Getränke und wünscht, den Durst der sinnlichen Befleckungen zu stillen; Kleidung, um die Verschönerung der Schamhaftigkeit und moralischen Furcht als auch die goldene Erscheinung (eines Buddha) zu erlangen; Fahrzeuge, um die Arbeitsweisen der psychischen Kräfte und die Seligkeit des Nibbāna zu erlangen; Duftstoffe, um den süßen Duft der Tugend herzustellen; [Blumen-]Girlanden und Salben, um die Schönheit der Buddha-Eigenschaften herzustellen; Sitze, um den Sitzplatz auf der Terrasse der Erleuchtung herzustellen; Bettwaren, um das Bett einer Ruhestätte eines Tathāgata herzustellen; Unterkünfte, sodass er eine Zuflucht für die Wesen werden möge; Lampen, sodass er die fünf Augen erlangen möge.[16] Er gibt sichtbare Formen, um die ausgedehnte Aura (die einen Buddha umgibt) herzustellen; Klänge, um die Brahmā-gleiche Stimme (eines Buddha) herzustellen; Geschmäcker, um sich selber für alle in der Welt angenehm zu machen; und Berührbares, um die Eleganz eines Buddha zu erlangen. Er gibt Arzneien, sodass er später den alters- und todlosen Zustand des Nibbāna erlangen möge. Er gibt den Sklaven das Geschenk der Freiheit, sodass er später Wesen von der Sklaverei der Befleckungen befreien mag. Er gibt tadellose Unterhaltungen und Belustigungen, um entsprechend Freude im wahren Dhamma herzustellen. Er gibt seine eigenen Kinder als Geschenk, damit er alle Wesen als seine Kinder annehmen möge, indem er ihnen eine edle Geburt zukommen lässt. Er gibt seine Frau als Geschenk, damit er der Meister über die ganze Welt werden möge. Er gibt Gaben von Gold, Edelsteinen, Perlen, Korallen usw., um damit die wichtigsten Merkmale körperlicher Schönheit (charakteristisch für den Körper eines Buddha) zu erlangen, und Gaben von verschiedenen Mitteln der Verschönerung, um damit die geringeren Merkmale körperlicher Schönheit zu erlangen.[17] Er gibt seine Schätze als Geschenk, um damit den Schatz des wahren Dhamma zu erlangen; das Geschenk seines Königreiches, um damit der König des Dhamma zu werden; die Gabe von Klöstern, Parks, Teichen und Gärten, um damit die Jhānas usw. zu erlangen; die Gabe seiner Füße aus dem Grund, dass er die Terrasse der Erleuchtung mit Füßen erreichen möge, die mit glückverheißenden Rädern gezeichnet sind; die Gabe seiner Hände, aus dem Grund, dass er den Wesen die rettende Hand des wahren Dhamma reichen möge, um ihnen zu helfen, die vier Fluten zu überkommen;[18] die Gabe seiner Ohren, Nase usw., um dadurch die spirituellen Kräfte des Vertrauens usw. zu erlangen; die Gabe seiner Augen, um dadurch das universelle Auge zu erlangen; die Gabe seines Fleisches und Blutes mit dem Gedanken: "Möge mein Körper das Lebensmittel für alle in der Welt sein! Möge es zu allen Wesen in aller Zeit Wohlergehen und Glück bringen, sogar bei Gelegenheiten, bei denen man mich nur sieht, hört, an mich erinnert oder sich um mich kümmert!" Und er gibt das Geschenk seines Kopfes, um damit in der ganzen Welt erhöht zu werden.
Wenn er das gibt, dann gibt der Große Mann nicht unwillig, noch durch Belästigen der anderen, noch aus Furcht, moralischer Scham oder der Beschimpfung derer, die Gaben benötigen. Wenn etwas Hervorragendes da ist, dann gibt er nicht etwas Minderwertiges. Er gibt nicht, indem er sich selber überhöht und die anderen herabsetzt. Er gibt nicht aus dem Wunsch nach Resultaten, noch mit Abscheu gegenüber denen, die bitten, noch mit mangelhafter Überlegung. Vielmehr gibt er ausgiebig, mit eigenen Händen, zur richtigen Zeit, überlegt, ohne zu unterscheiden, erfüllt mit Freude während der drei Zeiten.[19] Nachdem er gegeben hat, wird er im Nachhinein nicht reuevoll. Er wird nicht eingebildet oder kriecherisch in Bezug auf die Empfangenden, jedoch benimmt er sich freundlich ihnen gegenüber. Freigebig und großzügig gibt er Dinge zusammen mit einer Zugabe (saparivāra). Wenn er Nahrung gibt, denkt er: "Ich will das zusammen mit einer Zugabe geben."; er gibt Kleidung usw. ebenso. Und wenn er Kleidung gibt, dann denkt er: "Ich will das zusammen mit einer Zugabe geben."; er gibt Nahrung usw. ebenso. Dieselbe Methode mit der Gabe von Fahrzeugen usw. Und wenn er die Gabe von einem der Sinnesobjekte gibt, wie ein solches der sichtbaren Formen, dann gibt er welche der anderen Sinnesobjekte als Zugabe noch dazu.
Diese gesamte Vollendung des Gebens widmet er dem Wohlergehen und Glück der ganzen Welt als auch seiner eigenen unerschütterlichen Befreiung durch die höchste Erleuchtung. Er widmet sie dem Erlangen des unauslöschlichen Begehrens (nach Guten), unauslöschlicher Konzentration, Einfallsreichtum, Erkenntnis und Befreiung. Beim Ausüben der Vollkommenheit des Gebens sollte das Große Wesen die Wahrnehmung der Unbeständigkeit des Lebens und der Besitztümer in Anwendung bringen. Er sollte sie als mit der Gemeinschaft geteilt betrachten, und sollte ständig und anhaltend großes Mitgefühl zu den Wesen erwecken. Gerade so, als würde ein Haus in Flammen stehen, und der Besitzer würde all seine wichtigen Habseligkeiten und auch sich selbst daraus entfernen, ohne irgendetwas Wichtiges hinter sich lassen, so gibt der Große Mann ausnahmslos, ohne zu unterscheiden und ohne Besorgnis.
Das ist die Methode des Ausübens der Vollkommenheit des Gebens.
(2) Jetzt kommt die Methode des Ausübens der Vollkommenheit der Tugend. Wenn der Große Mann begehrt, die Wesen mit dem Schmuck der Tugend der Allwissenheit zu verzieren, muss er zu Beginn seine eigene Tugend läutern. Hierbei wird Tugend auf viererlei Art geläutert: (1) durch die Läuterung der Neigungen von einem (ajjhāsayavisuddhi); (2) durch die Ausübung der Vorschriften (samādāna); (3) durch Nichtübertretung (avītikkamana); und (4) durch Wiedergutmachung der Übertretungen (paṭipākatikaraṇa). Mancher, der von persönlichen Idealen beherrscht wird, ist naturgemäß angewidert vom Üblen durch die Reinheit seiner eigenen Neigungen und läutert sein Benehmen durch Erwecken seines inneren Sinnes für Scham. Manch anderer, der von Bedenken für die Welt beherrscht wird, erschrickt vor Üblem, läutert sein Benehmen durch Entgegennehmen von Vorschriften von einer anderen Person und durch Erwecken seines Sinnes der moralischen Furcht. Beide festigen sich in Tugend durch Nicht-Übertretung. Aber wenn sie aus Vergesslichkeit mitunter eine Vorschrift brechen, dann machen sie es wegen ihres Sinnes der Scham bzw. der moralischen Furcht schnell durch die richtigen Mittel der Rehabilitation wieder gut.
Tugend ist zweifach: als Vermeiden (vāritta) und als Ausführen (cāritta). Hierbei ist das die Methode, durch die Tugend als Vermeiden ausgeübt werden sollte. Ein Bodhisattva sollte solch ein Herz der Sympathie für alle Wesen haben, dass er sogar im Traum keinerlei Groll gegen irgendjemanden verspürt. Weil er gewidmet ist, anderen zu helfen, würde er niemals das Eigentum anderer veruntreuen, lieber würde er eine giftige Wasserschlange festhalten. Wenn er ein Mönch ist, sollte er der Unkeuschheit fern bleiben, von den sieben Fesseln der Sexualität abstehen (AN VII,47), ganz zu schweigen von Ehebruch. Wenn er ein Haushälter ist, sollte er niemals auch nur einen üblen Gedanken der Lust nach den Frauen anderer erwecken. Wenn er spricht, sollten seine Erklärungen wahrhaft sein, nutzbringend und erfreulich, auch sollte seine Rede bemessen, zeitgemäß und im Zusammenhang mit dem Dhamma sein. Sein Geist sollte immer von Begierde, Übelwollen und verkehrten Ansichten frei sein. Er sollte die Erkenntnis von der Besitzerschaft des Kamma haben und sich Vertrauen und Zuneigung zu Einsiedlern und Brahmanen angewöhnt haben, die richtig vorgehen und praktizieren.
Weil er sich von unheilsamen Zuständen enthält und von den unheilsamen Wegen des Kamma, die zu den vier Ebenen des Elendes und dem Leiden der [Daseins-]Runde führen, und weil er gefestigt ist in den heilsamen Wegen des Kamma, die zum Himmel und zur Befreiung führen, durch die Reinheit seines Endes und die Reinheit seiner Mittel, sind die Wünsche des Großen Mannes nach Wohlergehen und Glück der Wesen sofort erfolgreich, genau auf die Art, wie sie formuliert wurden, und seine Pāramīs erreichen Vollkommenheit, solcherart ist sein Wesen. Da er vom Verletzen anderer absteht, gibt er das Geschenk der Furchtlosigkeit an alle Wesen. Er vervollkommnet die Meditation der liebenden Güte ohne Schwierigkeiten und genießt die elf Vorteile der liebenden Güte (AN XI,16). Er ist gesund und robust, erlangt Langlebigkeit, reichlich Glück und bemerkenswerte Eigenschaften, auch die geistigen Eindrücke des Hassens entwurzelt er.[20] Und so können seine Besitztümer nicht von Dieben usw. weggenommen werden, weil er sich davon enthält, zu nehmen, was nicht gegeben ist. Er ist den anderen nicht verdächtig, ist ihnen lieb und angenehm, ist glaubhaft, nicht an Wachstum und Erfolg anhaftend, ist zum Aufgeben geneigt, und er entwurzelt die geistigen Eindrücke der Gier.
Durch Enthalten von Unkeuschheit wird er unerregbar, friedvoll in Körper und Geist, lieb und angenehm, den Wesen unverdächtig. Ein guter Ruf macht ihn betreffend die Runde. Er ist ohne Lust oder Anhaftung zu Frauen, ist der Zurückgezogenheit gewidmet, er erlangt bestimmte Eigenschaften und entwurzelt die geistigen Eindrücke der Gier.
Durch Enthalten von falscher Rede wird sein Wort für andere verlässlich. Er ist bekannt als zuverlässig und glaubhaft, als einer, dessen Erklärungen immer angenommen werden. Er ist den Gottheiten lieb und angenehm. Sein Mund verströmt einen süßen Duft und sein körperliches und sprachliches Verhalten sind beherrscht. Er erlangt bestimmte Eigenschaften und entwurzelt die geistigen Eindrücke der Befleckungen.
Durch Enthalten von Verleumdung bekommt er ein Gefolge und eine Anhängerschaft, die nicht durch Angriffe von anderen geteilt werden kann. Er besitzt unzerbrechliches Vertrauen in den wahren Dhamma. Er ist ein starker Freund und den Wesen äußerst lieb, als wären diese mit ihm in der letzten Existenz verbunden gewesen. Und er ist dem Unbeflecktsein gewidmet.
Durch Enthalten von grober Rede wird er den Wesen lieb und angenehm, im Charakter freundlich, süß im Sprechen, in Achtung gehalten. Und er entwickelt eine Stimme, die mit den acht Faktoren versehen ist.[21]
Durch Enthalten von eitlem Geschwätz wird er den Wesen lieb und angenehm, wird geehrt, wird in Ehren gehalten. Seine Äußerungen sind akzeptiert und sein Vortrag angemessen. Er erlangt großen Einfluss und Macht und er wird geschickt im Beantworten der Fragen der anderen [und zwar] mit einem Einfallsreichtum, der Gelegenheiten schafft (zum Nutzen anderer). Und wenn er die Stufe der Buddhaschaft erreicht, wird er fähig, die zahlreichen Fragen der Wesen zu beantworten, wird viele Sprachen sprechen, und alles mit einer einzigen Erwiderung.
Durch sein Freisein von Begehren gewinnt er was er wünscht und erlangt, was auch immer er an außergewöhnlichen Besitztümern braucht. Er wird von mächtigen Khattiyas geehrt. Er kann niemals von seinen Widersachern bezwungen werden, ist niemals in seinen Fähigkeiten fehlerhaft und er wird zur unvergleichlichen Einzelperson.
Durch sein Freisein von Übelwollen gewinnt er ein freundliches Erscheinen. Er wird von anderen geachtet, und weil er am Wohlergehen der Wesen erfreut ist, erweckt er automatisch deren Vertrauen. Er wird charakterlich erhaben, verweilt in liebender Güte und erlangt großen Einfluss und Macht.
Durch sein Freisein von falscher Ansicht gewinnt er gute Kameraden. Sogar wenn er mit einem scharfen Schwert bearbeitet wird, will er keine üble Tat ausführen. Weil er sich an die [Lehre der] Eignerschaft des Kamma hält, glaubt er nicht an abergläubische Vorzeichen. Sein Vertrauen in den wahren Dhamma ist gefestigt und stark verwurzelt. Er hat Vertrauen in die Erleuchtung der Tathāgatas und nie wieder Freude an der Andersartigkeit von Glaubensbekenntnissen außerhalb [des Dhamma], so wie ein königlicher Schwan an einem Misthaufen [keine] Freude hat. Er ist geschickt im vollen Verstehen der drei Merkmale (Unbeständigkeit, Leiden und Nicht-Selbst) und am Ende gewinnt er die uneingeschränkte Erkenntnis der Allwissenheit. Bis er die letztendliche Erleuchtung erreicht, wird er der Vorderste in jeglicher Gesellschaft der Wesen (in der er wiedergeboren wird) und er erlangt die allervorzüglichsten Erreichungen.
Auf diese Weise, [indem er] die Tugend als Grundlage aller Erreichungen wertschätzt – als den Grund für die Entstehung aller Buddha-Eigenschaften, den Anfang, das Fußen, den Kopf und den Leiter all der Eigenschaften, die in Buddhaschaft münden – und [indem er] Gewinn, Ruhm und Ehre als Feinde wahrnimmt, die als Freunde verkleidet sind, sollte ein Bodhisattva eifrig und sorgfältig seine Tugend vervollkommnen, so wie eine Henne ihre Eier behütet: durch die Kraft der Achtsamkeit und klares Verständnis bei der Kontrolle von körperlichen und sprachlichen Handlungen, bei der Zügelung der Sinnesfähigkeiten, bei der Läuterung des Lebensunterhaltes und beim Gebrauch der Erfordernisse [dazu].
Das ist zum Ersten die Methode, Tugend als Vermeiden auszuüben.
Die Ausübung der Tugend als Erfüllung sollte wie folgt verstanden werden: Hierbei führt der Bodhisattva zur rechten Zeit die Begrüßung aus, steht auf, grüßt respektvoll und benimmt sich höflich gegenüber guten Freunden, die der Ehre wert sind. Zur passenden Zeit leistet er ihnen Dienste und wartet ihnen auf, wenn sie krank sind. Wenn er wohlgemeinte Ratschläge erhält, dann drückt er [darüber] seine Anerkennung aus. Er preist die edlen Eigenschaften der Tugendhaften und geduldig erträgt er die Beschimpfungen der Gegner. Er erinnert sich an die Hilfen, die ihm von anderen geleistet wurden, hat Mitfreude an ihren Verdiensten, widmet seine eigenen Verdienste der höchsten Erleuchtung und er verweilt ständig eifrig bei der Ausübung heilsamer Zustände. Wenn er eine Übertretung begangen hat, erkennt er diese als solche und gesteht es seinen Mitbrüdern. Danach erfüllt er vollständig die richtige Vorgehensweise.
Er ist geschickt und flink beim Erfüllen seiner Pflichten gegenüber den Wesen, wenn jene ihr Gutes begünstigen. Er dient ihnen als Begleiter. Wenn Wesen mit der Leidhaftigkeit von Krankheiten usw. befallen sind, bereitet er die angemessenen Hilfsmittel zu. Er zerstreut die Sorgen derjenigen, die vom Verlust ihres Besitztums usw. betroffen sind. Aus einer hilfreichen Veranlagung heraus, besänftigt er jene mit dem Dhamma, die Besänftigung brauchen, er holt sie von den unheilsamen Wegen zurück und befestigt sie in den heilsamen Wegen des Verhaltens. Er begeistert jene mit dem Dhamma, die Begeisterung benötigen. Und wenn er von den erhabenen, höchst schwierigen, unvergleichlich mächtigen Taten der großen Bodhisattvas aus der Vergangenheit hört, die in das letztendliche Wohlergehen und Glück der Wesen mündet, [und zwar] durch Mittel, durch die sie vollkommene Reife in den Erfordernissen der Erleuchtung erreichen, [da] wird er nicht aufgeregt und beunruhigt, aber er bedenkt: 'Diese Großen Wesen waren nur menschliche Wesen. Aber indem sie sich selber durch die richtige Erfüllung der Übung entwickelten, erlangten sie die höchste geistige Macht und die höchste Vollkommenheit in den Erfordernissen zur Erleuchtung. Auch ich sollte dieselbe Übung in der Tugend usw. ausführen. Auf diese Weise werde auch ich allmählich die Übung vollenden und am Ende denselben Zustand erlangen.' Und dann, mit unermüdlicher Tatkraft, der sein Vertrauen vorausging, erfüllt er vollkommen die Übung in Tugend usw.
Nochmals, er verbirgt seine Tugenden und gibt seine Fehler zu. Er hat wenig Wünsche, ist bescheiden, mag das Alleinsein, ist zurückhaltend, ist fähig, Leiden zu ertragen und ist frei von Angst. Er ist nicht rastlos, außer Atem, launisch, unflätig oder in Gesprächen zerstreut, jedoch ruhig in seinen Fertigkeiten und im Geist. Indem er solch üblen Lebensunterhalt vermeidet, wie Intrigieren usw., ist er ausgestattet mit dem richtigen Benehmen und der geeigneten Gegend (für Almosen). Er sieht Gefahr in den kleinsten Vergehen, und nachdem er die Übungsvorschriften auf sich genommen hat, übt er sich energetisch und entschlossen darin, ohne Rücksicht auf Körper oder Leben. Er toleriert auch nicht die leichteste Sorge um seinen Körper oder Leben, jedoch gibt er sie auf und zerstreut sie; um wieviel mehr dann erst massive Sorgen? Er zerstreut und gibt all die Unehrenhaftigkeiten auf, wie Ärger, Boshaftigkeit usw., die die Ursache für moralische Verdorbenheit sind. Er wird nicht wegen einiger kleiner Erreichungen von Ehre selbstgefällig werden und schreckt nicht zurück, sondern strebt nach und nach die höheren Erreichungen an. Auf diese Weise nehmen die Erreichungen, die er gewinnt, nicht ab oder kommen zum Stillstand.
Der Große Mann dient als Führer der Blinden, indem er ihnen den rechten Weg aufzeigt. Den Gehörlosen gibt er Signale mit Handzeichen und auf diese Weise unterstützt er sie mit Gutem. Ebenso für die Stummen. Den Krüppeln gibt er einen Stuhl oder ein Fahrzeug oder ein anderes Fortbewegungsmittel. Er strebt an, dass die Vertrauenslosen Vertrauen gewinnen mögen, dass die Nachlässigen Eifer aufbringen, dass die mit verwirrter Aufmerksamkeit Achtsamkeit entwickeln mögen, dass die mit unherwanderndem Geist vollkommen in Konzentration werden, und dass die Stumpfsinnigen Weisheit erlangen mögen. Er strebt an, das Sinneslustbegehren, das Übelwollen, Mattigkeit und Müdigkeit, Rastlosigkeit und Aufgeregtheit und die Verständnislosigkeit bei denen zu zerstreuen, die von diesen Hemmnissen besessen sind, und [er strebt an] üble Gedanken der Sinneslust, der Boshaftigkeit und Aggression bei denen zu zerstreuen, die von solchen Gedanken unterworfen sind. Aus Dankbarkeit zu denen, die ihm geholfen haben, tut er ihnen Gutes und ehrt sie im Gegenzug mit gleichem oder größerem Nutzen, angenehm beim Sprechen und liebevoll mit seinen Worten.
Er ist ein Gefährte im Unglück. Indem er die Natur und den Charakter der Wesen versteht, pflegt er Gemeinschaft mit all den Wesen, die seine Gegenwart brauchen, auf welche Art auch immer sie es brauchen; und er übt zusammen mit den Wesen, die es nötig haben, mit ihm zu üben, [und das] auf welche Art der Übung es auch immer für sie erforderlich ist. Aber er verfährt dabei nur durch deren Zurückhalten vom Unheilsamen und ihr Befestigen im Heilsamen, nicht auf andere Weise. Um den Geist Anderer richtig zu beschützen, verhalten sich die Bodhisattvas nur auf solche Art, die das Heilsame anwachsen lassen. Und ebenso, weil es seine Neigung ist, anderen zu nutzen, sollte er niemals jene verletzen, beschimpfen, erniedrigen, in ihnen Reue erwecken oder sie dazu anstiften, auf eine Art zu handeln, die vermieden werden sollte. Noch sollte er sich selber an eine höhere Stellung bringen als jene, die ein minderwertiges Verhalten haben. Er sollte den anderen weder gänzlich unerreichbar sein, noch zu einfach erreichbar, und er sollte nicht mit anderen zur falschen Zeit zusammen sein.
Er tut sich mit Wesen zusammen, mit denen es richtig ist, zu rechter Zeit und Ort zusammenzusein. Er kritisiert nicht diejenigen, die den anderen lieb sind in deren Anwesenheit, noch rühmt er jene, die von ihnen abgewiesen wurden. Er ist nicht vertraut mit denen, die unglaubwürdig sind. Er weist keine anständige Einladung zurück oder beauftragt mit Überredung oder akzeptiert [welche] übermäßig. Er spornt jene, die Vertrauen haben, mit einem Vortrag über den Nutzen des Vertrauens an; und er spornt ebenso jene, die Tugend, Lernwilligkeit, Großzügigkeit und Weisheit haben, mit einem Vortrag über den Nutzen dieser Eigenschaften an. Wenn der Bodhisattva die direkten Erkenntnisse erlangt hat, dann könnte er ein Gefühl der spirituellen Dringlichkeit (saṃvega) verspüren, wenn er ihnen gegenüber das Aufzeigen des Schicksals derer vernachlässigt, die in der Hölle usw. sind, wie es ihnen zukommt. Dadurch festigt er die Vertrauenslosen (Unmoralischen, Unwissenden, Knausrigen und Stumpfsinnigen) im Vertrauen (Tugend, Lernen, Freigebigkeit und Weisheit). Er bringt sie dazu, in die Befreiungslehre des Buddha einzutreten, und bringt jene zur Reife, die bereits mit diesen Eigenschaften ausgestattet sind. Auf diese Weise, durch sein tugendhaftes Benehmen, übertrifft die unermessliche Flut des Verdienstes und der Güte des Großen Mannes sogar jede erreichbare Höhe.
Die detaillierte Ausführung der Tugend ist auf verschiedene Weise im Visuddhimagga (Kapitel I) gegeben, [und zwar] in der Passage, die beginnt mit: "Tugend ist der Zustand, der mit dem Willen beginnt, der in einem vorhanden ist, der sich vom Zerstören des Lebens enthält usw., oder in einem, der die Praxis der Pflichten erfüllt." All das sollte hier eingebracht werden. Nur darin liegt diese Bestimmung: in dieser Arbeit ist die Diskussion der Tugend für die Wesen überliefert worden, die die Erleuchtung der Schüler suchen; aber hier, weil die Diskussion für die großen Bodhisattvas beabsichtigt ist, sollte es erklärt werden, um Mitgefühl und geschickte Mittel als Vorbedingungen zu schaffen. Gerade wie der Große Mann nicht die Verdienste seiner Tugendübungen seiner eigenen Befreiung vom Leiden in den unglücklichen Bestimmungen widmet, oder dem eigenen Erlangen von Herrschertum in den glücklichen Bestimmungen, oder um ein Weltherrscher zu werden, ein Gott, Sakka, Māra oder Brahmā, so widmet er es auch nicht dem eigenen Erlangen der dreifachen Erkenntnis, der sechs direkten Erkenntnisse, der vier analytischen Wissen, der Erleuchtung eines Schülers oder der Erleuchtung eines Paccekabuddha. Vielmehr widmet er es nur dem Zweck, ein allwissender Buddha zu werden, um so alle Wesen zu befähigen, die unvergleichliche Zierde der Tugend zu erlangen.
Das ist die Methode, die Vollkommenheit der Tugend auszuüben.
(3) Die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit ist der heilsame Bewusstseinsakt, der beim Verlassen der Sinnesfreuden und des Daseins aufkommt, dem die Wahrnehmung der Unzulänglichkeit vorausgeht und der begleitet ist von Mitgefühl und geschickten Mitteln. Der Bodhisattva sollte die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit üben, indem er zuerst die unbefriedigende Natur der Sinnesfreuden usw. entsprechend der folgenden Methode überdenkt: "Für einen, der zuhause wohnt, gibt es keine Gelegenheit, das Glück der Hauslosigkeit zu genießen usw., weil das Hausleben ein Wohnort all der Befleckungen ist, weil Frau und Kinder Beengungen (der Freiheit von einem) auferlegen, und weil die verschiedenen Tätigkeiten und Beschäftigungen, wie Ackerbau und Handel, zu zahllosen Verwicklungen führen. Und Sinnesfreuden geben [nur] begrenzte Zufriedenheit, wie ein Tropfen Honig, der auf eine Schwertklinge gestrichen ist, bringen [jedoch] reichlich Schaden. Sie sind flüchtig wie eine Vorstellung in einem Lichtblitz; nur genießbar durch eine verzerrte Wahrnehmung, ähnlich der Verzierungen eines Verrückten; ein Mittel der Vergeltung wie eine getarnte Dunggrube; unbefriedigend wie ein schales Getränk oder Wasser, das die Finger befeuchtet; plagend wie Nahrung, die innerlich verdorben ist; eine Ursache für Unglück wie ein Köderhaken; die Ursache des Leidens in den drei Zeiten wie ein brennendes Feuer; eine Grundlage der Fesseln wie Affenleim; eine Tarnung der Zerstörung wie die Kleidung eines Mörders; ein Platz der Gefahr wie die Wohnung in einem feindlichen Dorf; Nahrung für den Māra der Befleckungen wie die Unterstützer der Feinde von einem; Ziel des Leidens durch Umwandlung gleich dem Genuss eines Festivals; innerlich brennend wie das Feuer in einer Baumhöhlung; mit Gefahr behaftet wie ein Honigball, der von den Binsen in einer alten Grube herabhängt; den Durst verstärkend wie ein Getränk aus salzigem Wasser; dem Vulgären zugewandt wie Likör und Wein; und gibt wenig Befriedigung wie eine Kette aus Knochen."
Nachdem er in Übereinstimmung mit dieser Methode die unbefriedigende Natur der Sinnesfreuden erkannt hat, sollte er in umgekehrter Weise den Nutzen der Zurückgezogenheit mit einem Geist überdenken, der in Richtung Glückseligkeit der Zurückgezogenheit, Einsamkeit und Frieden abschüssig, abfallend und geneigt ist.
Da die Zurückgezogenheit im Hinausziehen wurzelt (d.h. im hauslosen Leben eines Mönches), sollte das Hinausziehen unternommen werden. Wenn das Große Wesen zu einer Zeit lebt, in der kein Buddha in der Welt erschienen ist, sollte er unter Asketen oder Wanderern hinausziehen, die die Lehre vom Kamma und die moralische Vergeltung der Handlung vertreten. Aber wenn ein vollkommen erleuchteter Buddha in der Welt erscheint, sollte er nur in dessen Befreiungslehre hinausziehen. Nachdem er hinausgezogen ist, sollte er sich selber in der Tugend befestigen, wie es oben beschrieben wurde, und um seine Tugend zu läutern, sollte er die asketischen Übungen aufnehmen. Für Große Männer, die die asketischen Übungen aufgenommen haben und diese richtig pflegen, deren Wünsche werden weniger und bescheidener. Die Verunreinigungen ihrer Befleckungen werden weggewaschen von den Wassern solch edler Eigenschaften wie Zurückhaltung, Einsamkeit, Distanziertheit zur Gesellschaft, Hervorbringung von Tatkraft und einfach zu Unterhaltensein, und all ihr Benehmen wird geläutert durch deren tadellose Regeln, Vorschriften und edle Eigenschaften. Gefestigt in den drei alten Überlieferungen der Arier[22], sind sie fähig, die vierte Arier-Tradition zu erlangen, d.h. das Erfreutsein an Meditation, Eintreten und Verweilen in den Jhānas, beides, Eintritt und Versenkung, durch eines der vierzig Meditationsobjekte, welches auch immer passend ist. Auf diese Weise erfüllen sie vollständig die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit.
An diesem Punkt wäre es richtig, die dreizehn asketischen Übungen und die vierzig Meditationsobjekte für die Entwicklung der Geistessammlung im Einzelnen zu erläutern – d.h. die zehn Kasiṇa-Übungen, die zehn Unreinheiten, die zehn Betrachtungen, die vier Brahmavihāras, die vier unkörperlichen Zustände, die eine Wahrnehmung und die eine Analyse. Aber da sie alle vollständig im Einzelnen im Visuddhimagga erklärt wurden, sollten sie auf die Art verstanden werden wie hier erwähnt. Da ist nur ein Unterschied: in jener Arbeit wird das Thema für Wesen erläutert, die als Schüler nach der Erleuchtung suchen. Aber hier sollte es erklärt werden, weil es für die großen Bodhisattvas bestimmt ist, um Mitgefühl und geschickte Mittel zu deren Vorläufern zu machen.
Das ist die Methode der Ausübung der Vollkommenheit der Zurückgezogenheit.
(4) Gerade wie das Licht nicht mit Dunkelheit zusammen existiert, genauso kann Weisheit nicht mit Unwissenheit zusammen existieren. Deshalb sollte ein Bodhisattva, der die Vollkommenheit der Weisheit zu erlangen wünscht, die Ursachen der Unwissenheit vermeiden. Und das sind die Ursachen der Unwissenheit: Unzufriedenheit, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Antriebslosigkeit, Freude an Geselligkeit, Hang zum Schlafen, Unentschlossenheit, Mangel an Enthusiasmus für Erkenntnisse, falsche Selbstüberschätzung, Nichtnachfragen, den Körper nicht richtig pflegen, Mangel an geistiger Sammlung, Zusammensein mit stumpfsinnigen Menschen, denen nicht dienstbar sein, die Weisheit besitzen, Selbstzufriedenheit, falsche Unterscheidung, anhängen an entstellten Ansichten, Sportlichkeit, Mangel an Sinn für spirituelle Dringlichkeit und die fünf Hemmnisse; oder in Kürze, jeder Zustand, der verhindert, wenn man darin schwelgt, dass die noch nicht aufgekommene Weisheit aufsteigt und der verursacht, dass die aufgestiegene Weisheit schwindet. Diese Ursachen der Verwirrung vermeidend, sollte einer die Anstrengung zum Lernen als auch zu den Jhānas usw. aufbringen.
Das ist eine Analyse der Sphäre des Lernens: die fünf Aggregate, die zwölf Sinnesgrundlagen, die achtzehn Elemente, die vier Wahrheiten, die zweiundzwanzig Fähigkeiten, die zwölf Faktoren des abhängigen Entstehens, die [vier] Grundlagen der Achtsamkeit usw., die verschiedenen Einteilungen der Erscheinungen, wie in Heilsame usw., als auch jeden tadellosen nachrangigen Bereich der Erkenntnis, der für die Unterstützung des Wohlergehens und des Glückes der Wesen angemessen sein mag, besonders Grammatik. Auf diese Weise, mit Weisheit, Achtsamkeit und Tatkraft, denen geschickte Mittel vorausgehen, sollte ein Bodhisattva zuerst sich selber sorgfältig in diesen ganzen Bereich des Lernens vertiefen – durch Studieren, Zuhören, Auswendiglernen, Erlernen und Nachfragen, dann sollte er andere im Lernen festigen. Auf diesem Weg kann die Weisheit, die aus den Lernen entsteht (sutamayī paññā) entwickelt werden. Und ebenso sollte der Bodhisattva, aus seinem Wunsch nach dem Wohlergehen der anderen heraus, die Weisheit des Einfallsreichtums entwickeln, indem er Gelegenheiten schafft, die verschiedenen Pflichten gegenüber seinen Mitwesen als auch die geschickten Mittel beim Verstehen ihres Glückes und Elendes zu erfüllen.
Dann sollte er Weisheit entwickeln, die aus Nachdenken hervorgeht (cintāmayī paññā), indem er zuerst über die spezifische Natur der Erscheinungen, wie die Aggregate nachdenkt, und dann die reflektive Einwilligung in ihnen erzeugen. Als Nächstes sollte er den vorbereitenden Teil der Weisheit, der aus Meditation hervorgeht (pubbabhāgabhāvanāpaññā) vervollkommnen, indem er die alltäglichen Arten des vollen Verständnisses durch die (unterscheidende) Wahrnehmung der allgemeinen und besonderen Merkmale der Aggregate usw. entwickelt.[23] Um das zu tun, sollte er ausnahmslos alle innerlichen und äußerlichen Phänomene wie folgt völlig verstehen: "Das ist nur Geist-körperlichkeit (nāmarūpamatta), die entsprechend ihren Bedingungen entsteht und vergeht. Da ist kein Handelnder oder Macher. Es ist unbeständig im Sinne von nicht (mehr) sein, nachdem es gewesen ist; leidhaft im Sinne der Bedrückung durch das Ansteigen und Abfallen; und Nicht-Selbst im Sinne des Unempfänglichseins für die Ausübung der Meisterschaft." Das auf diese Weise überdenkend, gibt er das Anhaften zu ihnen auf und hilft anderen, das genauso zu tun. Ganz aus Mitgefühl fährt er mit seiner Hilfe fort, bis seine Mitwesen die drei Fahrzeuge betreten und darin Reife erlangt haben, steht ihnen bei, die Meisterschaft über die Jhānas, Befreiungen, Geistessammlung, Erreichungen und die allgemeinen direkten Erkenntnisse zu erlangen, und er hält nicht inne, bevor er den höchsten Gipfel der Weisheit erreicht hat und all die Buddha-Eigenschaften in seine Reichweite gelangt sind.
Die aus der Meditation entstandene Weisheit kann in zwei Gruppen eingeteilt werden. Die erste umfasst die direkten weltlichen Erkenntnisse zusammen mit deren Beteiligten; namentlich: die Erkenntnis der Arten geistiger Macht, die Erkenntnis vom himmlischen Hör-Element, die Erkenntnis vom Durchdringen des Geistes anderer, die Erkenntnis von der Erinnerung an frühere Leben, die Erkenntnis vom himmlischen Auge, die Erkenntnis von der karmischen Vergeltung und die Erkenntnis von der Zukunft.[24] Die zweite [Gruppe] umfasst die fünf Läuterungen: die Läuterung der Ansicht, die Läuterung der Überwindung des (skeptischen) Zweifels, die Läuterung der Erkenntnis und Ansicht von Pfad und Nichtpfad, die Läuterung der Erkenntnis und Ansicht des Weges und die Läuterung der Erkenntnis und Ansicht. Die ersten vier davon sind weltlich, die letzteren sind überweltlich.
Nachdem er durch Studieren und Untersuchen eine Erkenntnis von den Erscheinungen, wie den Aggregaten usw. [erlangt hat], was den Boden der Weisheit ausmacht, sollte er sich selbst in den zwei Läuterungen festigen, die deren Wurzeln ausmachen: Läuterung der Tugend und Läuterung des Geistes, und dann die fünf gerade erwähnten Läuterungen vollenden, die den Stamm der Weisheit ausmachen. Da die Methode zu deren gemeinsamen Vollendung mit der Analyse ihrer objektiven Sphäre in allen Einzelheiten im Visuddhimagga erklärt wird, sollte es auf die dort gegebene Art verstanden werden.[25] Nur ist in dieser Arbeit die Erläuterung der Weisheit für die Wesen überliefert, die als Schüler Erleuchtung suchen. Doch hier sollte es erklärt werden, weil es für die großen Bodhisattvas bestimmt ist, um Mitgefühl und geschickte Mittel zu deren Vorläufer zu machen. Eine weitere Unterscheidung muss auch gemacht werden: hier sollte Einsicht (vipassanā) nur bis zur Läuterung der Erkenntnis und Ansicht des Pfades entwickelt werden, ohne Erlangung der Läuterung der Erkenntnis und Ansicht.[26]
(Ab hier werden die übrigen Pāramīs eher unsystematisch und zusammenfassend behandelt, statt in systematischen Einzelheiten, wie die ersten vier.)
Ein Großes Wesen, das seine Bestimmung für die höchste Erleuchtung formuliert hat, sollte zum Zweck der Erfüllung seiner Pāramīs immer dem gewidmet sein, was angemessen ist und zum Dienen geneigt. Auf diese Weise sollte er eifrig beim Unterstützen des Wohlergehens der Wesen sein, und von Zeit zu Zeit, Tag für Tag, sollte er bedenken: "Habe ich heute irgendwelche Erfordernisse des Verdienstes und der Erkenntnis angesammelt? Was habe ich für das Wohlergehen der anderen getan?" Um allen Wesen zu helfen, sollte er von sich einigen Besitz mit einem unbekümmerten Geist aufgeben, der unbekümmert über Körper oder Leben ist. Was auch immer er an Handlungen ausführt, ob körperlich oder sprachlich, alles sollte mit einem Geist getan werden, der sich zur vollen Erleuchtung neigt; alles sollte der Erleuchtung gewidmet sein. Er sollte seinen Geist von den höheren und niedrigen Sinnesfreuden wegdrehen, und er sollte die geschickten Mittel zur Erfüllung seiner verschiedenen Pflichten anwenden.
Er sollte tatkräftig für das Wohlergehen der Wesen arbeiten, fähig sein, alles zu ertragen, was erwünscht oder unerwünscht ist, und er sollte ohne Täuschung sprechen.[27] Er sollte alle Wesen mit universeller liebender Güte und Mitgefühl durchfluten. Was auch immer den Wesen Leiden verursacht, all das sollte er bereit sein, auf sich zu nehmen; und er sollte sich am Verdienst aller Wesen erfreuen. Er sollte zeitweilig über die Großartigkeit der Buddhas und die Bedeutsamkeit ihrer geistigen Macht nachdenken. Was auch immer er an Handlungen mit dem Körper oder der Sprache ausführt, allen sollte ein Geist vorausgehen, der zur vollen Erleuchtung geneigt ist. Auf diese Weise sammelt das Große Wesen, der Bodhisattva, dem Richtigen gewidmet, mit Anstrengung ausgestattet, stark im Streben, Tag für Tag durch die Ausübung der Pāramīs unermessliche Erfordernisse für Verdienst und der Erkenntnis an.
Weiterhin, nachdem er seinen eigenen Körper und sein Leben zum Gebrauch und Schutz der Wesen aufgegeben hat, sollte der Bodhisattva die Gegenmittel zu den verschiedenen Arten des Leidens, denen die Wesen ausgesetzt sind, heraussuchen und anwenden – Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Wind, Sonne usw. Und was immer er selber an Glück durch die Linderung dieser Arten des Leidens gewinnt, und das Glück, das er gewinnt, wenn seine eigenen körperlichen und geistigen Kümmernisse in erfreulichen Parks, Gärten, Herrenhäusern, Teichen und wäldlichen Wohnstätten nachlassen, und wenn er vom Glück der seligen Jhāna-Erreichungen hört, die von den Buddhas erfahren wurden, von deren erleuchteten Schülern, von den Paccekabuddhas und großen Bodhisattvas, die gefestigt in der Ausübung der Zurückgezogenheit waren – all das versucht er allgemein für alle Wesen zu bewirken.
Das ist zum Ersten die Methode für einen Bodhisattva, der noch nicht auf der Ebene der Konzentration gefestigt ist. Einer, der auf der Ebene der Konzentration gefestigt ist, überträgt auf die Wesen die Freude, Beruhigung, Glückseligkeit, Konzentration und wahre Erkenntnis, hergestellt in den hochrangigen Erreichungen, wie sie von ihm selber erfahren wurden. Er beschafft sie sich und widmet sie allen. Solch ein Bodhisattva sollte die ganze Welt der fühlenden Wesen überdenken, wie sie im großen Leiden des Saṃsāra und in den Leiden der Befleckungen und Karma-Formationen als deren Basis eingetaucht sind. Er sollte die Wesen in der Hölle sehen, wie sie Gewalt erleiden, Quälereien, ununterbrochen tödliche Schmerzen über lange Zeiträume hinweg, hervorgerufen, indem sie zerhackt werden, verstümmelt, zersplittert, pulverisiert und in sengender Hitze geröstet; das große Leiden der Tiere entsprechend ihrer gegenseitigen Feindseligkeit, wie sie einander plagen, angreifen und sich gegenseitig töten, oder in die Gefangenschaft unter der Gewalt anderer fallen; und das Leiden der verschiedenen Klassen von Geistern, die mit flammendem Körper herumgehen, verzehrt und verdorrt durch Hunger, Durst, Wind und Sonne, klagend und heulend, weil ihre Nahrung sich in Erbrochenes und Spucke verwandelt. Er sollte ebenso das Leiden überdenken, das von menschlichen Wesen erfahren wird, das oft nicht zu unterscheiden ist vom Leiden in den Ebenen des Elends: Wie sie in Not und Ruin geraten, in ihrer Suche (nach Nahrungsmitteln und Erfreulichem); die verschiedenen Strafen, die ihnen widerfahren mögen, wie das Abhacken der Hände usw.; Hässlichkeit, Verkrüppelung und Armut; Bedrängnis durch Hunger und Durst; bezwungen werden von noch Mächtigeren, in den Dienst anderer gepresst und von anderen abhängig gemacht werden; und wie sie beim Sterben in die Hölle gelangen, in den Geisterbereich und ins Tierreich. Er sollte die Götter der Sinnessphäre sehen, wie sie vom Fieber der Lust verzehrt werden, während sie ihre Sinnesobjekte mit zerstreutem Geist genießen; wie sie in ihrem Fieber (der Leidenschaften) leben, ungelöscht gleich einer Masse Feuer, das mit Windstößen aufgefacht wird und mit einem Stock aus trockenem Holz genährt wird; friedlos, niedergeschlagen und von anderen abhängig. Und er sollte die Götter der feinmateriellen und immateriellen Sphären sehen, wie sie nach so langer Lebensspanne am Ende dem Gesetz der Unbeständigkeit unterliegen, wie sie aus ihren Höhen wieder herunterfallen in die Runde von Geburt, Altern und Tod, wie Vögel, die rasch aus dem Himmel herabstürzen oder wie Pfeile, die ein starker Bogenschütze abgeschossen hat, in der Ferne herabfallen. Und nachdem er all das gesehen hat, sollte er einen Sinn nach spiritueller Dringlichkeit erwecken und alle Wesen völlig mit liebender Güte und Mitgefühl durchfluten. Auf diese Weise die Erfordernisse der Erleuchtung durch Körper, Sprache und Geist ohne Unterbrechung ansammelnd, sollte er die Vollkommenheit der Tatkraft erfüllen, Eifer erwecken, während er sorgfältig und ausdauernd arbeitet und ohne zu ducken handelt, damit all die Pāramīs Vollendung erreichen mögen.
Während er nach dem Zustand der Buddhaschaft strebt – der Vorrat und Behälter von unvorstellbaren, unermesslichen, riesigen, höchsten, fleckenlosen, unvergleichlichen, unbefleckten Eigenschaften – sollte er das Aufsteigen von Tatkraft begünstigen; denn solche Energie ist verbunden mit unvorstellbarer geistiger Macht, von der die einfachen Leute nicht einmal etwas hören können, um wieviel weniger dann ausführen. Es ist gänzlich durch die geistige Macht der Tatkraft, dass die Ausführung aller Erfordernisse der Erleuchtung erfolgreich sind – das dreifache Aufkommen der großen Bestimmung, die vier Gründe für Buddhaschaft, die vier Grundlagen der Mildtätigkeit, der eine Geschmack des Mitgefühls, die reflektive Einwilligung, die die besondere Bedingung ist für die Verwirklichung aller Buddha-Eigenschaften, makellos seiend unter all den Dingen, die Wahrnehmung aller Wesen als seine eigenen lieben Kinder, unermüdlich seiend durch all die Leiden des Saṃsāra, das Aufgeben von allem, das weggegeben werden mag, erfreut beim so Geben, die Entschlossenheit zur höheren Tugend usw., Unerschütterlichkeit darin, Freude und Frohlocken bei heilsamen Handlungen, die Neigung zur Abgeschiedenheit, Hinwendung zu den Jhānas, unersättlich sein in tadellosen Zuständen, den Dhamma anderen lehren, wie er es aus dem Wunsch nach deren Wohlergehen gelernt hat, fest [und] eigenständig darin, mit Scharfsinn und Heldentum Wesen auf den rechten Weg zu bringen, unverstörbar sein im Angesicht von beleidigender Rede und den Fehlern der anderen, die Entschlossenheit zur Wahrheit, Meisterung der meditativen Erreichungen, das Erreichen von Macht durch die direkten Erkenntnisse, das Verständnis der drei Merkmale, die Ansammlung der Erfordernisse für den überweltlichen Pfad durch Ausübung von Meditation in den Grundlagen der Achtsamkeit usw. und Übergang zu den neun überweltlichen Zuständen.[28] Auf diese Weise sollte ein Bodhisattva von der Zeit der Formulierung seiner Bestimmung bis zur großen Erleuchtung seine Tatkraft ohne aufzugeben sorgfältig und ununterbrochen vervollkommnen, sodass sie in höheren und höheren Ebenen der Ehre münden möge. Und wenn seine Tatkraft erfolgreich ist, dann werden all die Erfordernisse der Erleuchtung – Geduld, Wahrhaftigkeit, Entschlossenheit usw., ebenso wie das Geben, die Tugend usw. – erfolgreich sein; all diese erscheinen in Abhängigkeit von der Tatkraft.
Die Ausübung der Geduld und der Rest sollte entsprechend derselben Methode verstanden werden.
Auf diese Weise, durch Geben, Aufgeben seines eigenen Glücks und Besitztümer zu anderen, praktiziert er das Unterstützen der anderen auf mancherlei Art; durch Tugend, den Schutz ihres Lebens, Besitzes und Frauen, das Nicht-Brechen seines Wortes, gewinnende und nützliche Rede, Nicht-Verletzen usw.; durch Zurückgezogenheit, viele Arten von segensreichem Verhalten, wie dem Geben der Gabe des Dhamma als Gegenleistung für deren materielle Gaben; durch Weisheit, geschickte Mittel beim Besorgtsein um deren Wohlergehen; durch Tatkraft, dem Aufsteigen von Eifer in seiner Arbeit ohne träge zu werden; durch Geduld, das Erdulden der Fehler anderer; durch Wahrhaftigkeit, ohne zu täuschen, nicht seine Zusage brechend, anderen zu helfen; durch Entschlossenheit unerschütterlich dabei verweilen, ihnen Hilfe zu leisten, sogar wenn man in Schwierigkeiten gerät; durch liebende Güte, Besorgtsein um deren Wohlergehen und Glück; und durch Gleichmut unstörbar verweilend, egal ob andere einem Hilfe leisten oder Schaden zufügen.
Das ist die Praxis, die der große Bodhisattva aus Mitgefühl für alle Wesen, zum Wohl unzähliger Wesen ausübt, [und zwar] durch die Mittel, mit denen er unermessliche Erfordernisse des Verdienstes und Erkenntnisse angesammelt hat, die nicht mit Weltlingen geteilt werden. Deren Bedingung ist [bereits] genannt worden. Sie sollten sorgfältig vervollkommnet werden.
Sie werden eingeteilt in dreißig Pāramīs: zehn (grundlegende) Pāramīs, zehn fortgeschrittene Pāramīs (upapāramī) und zehn unermessliche Pāramīs (paramatthapāramī).
Hierbei sagen einige Lehrer, dass die zehn grundlegenden Pāramīs die vermischten hellen und dunklen Eigenschaften sind, die von einem Bodhisattva ausgeübt wurden, der gerade eben seine Bestimmung formuliert hat, dessen Ende das Wohlergehen der anderen ist und dessen Mittel dahin geneigt sind, für dieses Ende zu arbeiten; die fortgeschrittenen Pāramīs sind die hellen Eigenschaften, die nicht durch Dunkles befleckt sind; und die unermesslichen Pāramīs sind die Eigenschaften, die weder hell noch dunkel sind.
Andere sagen, dass die grundlegenden Pāramīs zu Beginn (seiner Laufbahn) erfüllt sind; die fortgeschrittenen Pāramīs auf der Ebene der Bodhisattvaschaft erfüllt sind; und die unermesslichen Pāramīs ihre vollkommene Erfüllung in all den Arbeitsweisen auf der Ebene der Buddhaschaft erreichen. Oder stattdessen, dass die grundlegenden Pāramīs das Arbeiten für das Wohlergehen der anderen auf der Ebene der Bodhisattvaschaft bewirkt; die fortgeschrittenen Pāramīs das Arbeiten für das eigene Wohlergehen; und die unermesslichen Pāramīs die Erfüllung des Wohlergehens beider sind, der eigenen und der der anderen, mit der Erreichung der Macht eines Tathāgata und Grundlagen des Selbstvertrauens auf der Ebene der Buddhaschaft. Auf diese Weise teilen sie die Pāramīs dementsprechend in Anfang, Mitte und Vollendung (der Bodhisattva-Laufbahn) ein, durch entsprechend der Art des Entschließens (sie zu erfüllen), des Ausführens (ihrer Ausübung) und ihrer Vollendung.
Die grundsätzlichste [Art der] Vollkommenheit des Gebens (dāna-pāramī) ist das Aufgeben der eigenen Kinder, Frauen und Besitztümer, wie Reichtum; die fortgeschrittene Vollkommenheit des Gebens (dāna-upapāramī) ist die Hingabe der eigenen Gliedmaßen; und die unermessliche Vollkommenheit des Gebens (dāna-paramatthapāramī) ist die Hingabe des eigenen Lebens. Die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Tugend sollten als das Nichtübertreten (moralischen Benehmens) in Hinsicht auf die drei verstanden werden – Frau und Kinder, Gliedmaßen, und Leben; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Zurückgezogenheit, als das Verzichten auf jene drei Grundlagen sein, nachdem das Anhaften daran abgeschnitten wurde; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Weisheit, als das (unterscheidende) Wissen zwischen dem, was nützlich und was schädlich für die Wesen ist, nachdem das Begehren nach den eigenen Besitztümern, Gliedmaßen und Leben ausgerodet ist; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Tatkraft, als Streben nach dem Aufgeben der vorhergenannten Dingen; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Geduld, als das Ertragen der Hindernisse der Besitztümer, Gliedmaßen und Leben von einem; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Wahrhaftigkeit, als das Nicht-Aufgeben der Wahrhaftigkeit hinsichtlich der Besitztümer, Gliedmaßen und Leben von einem; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der Entschlossenheit, als der unerschütterliche Entschluss, trotz der Zerstörung der Besitztümer, Gliedmaßen und Leben, im Geist zu behalten, dass die Pāramīs letztendlich durch den unbeirrbaren Entschluss erfolgreich sind; die drei Stufen bei der Vervollkommnung der liebenden Güte, als das Aufrechterhalten der liebenden Güte zu denen, die Besitztümer usw. von einem zerstören; und die drei Stufen der Vollkommenheit des Gleichmutes, wie das Aufrechterhalten einer Einstellung von unparteilicher Neutralität zu den Wesen und Formationen, seien sie entweder hilfreich oder schädlich in Bezug auf die drei vorher genannten Grundlagen (d.h. Besitztümer, Gliedmaßen und Leben).
Auf diese Weise sollte die Untersuchung der Pāramīs verstanden werden.
Gerade wie die zehn Pāramīs durch Untersuchung dreißigfach werden, so werden sie sechsfach durch ihre besondere Natur: als Geben, Tugend, Geduld, Tatkraft, Meditation und Weisheit.[29]
Wenn dieser Satz wohlüberlegt ist, dann ist die Vollkommenheit der Zurückgezogenheit als das Hinausziehen in die Hauslosigkeit in der Vollkommenheit der Tugend enthalten; als Absonderung von den Hindernissen bei der Vollkommenheit der Meditation; und als eine allgemein heilsame Eigenschaft in allen sechs Pāramīs. Ein Teil der Vollkommenheit der Wahrhaftigkeit, d.h. ihr Aspekt des wahrhaften Sprechens oder der Enthaltung von Falschheit, ist in der Vollkommenheit der Tugend enthalten, und ein Teil, d.h. sein Aspekt der wahren Erkenntnis, in der Vollkommenheit der Weisheit. Die Vollkommenheit der liebenden Güte ist in der Vollkommenheit der Meditation enthalten, und die Vollkommenheit des Gleichmutes in der Vollkommenheit der Meditation und der Weisheit. Die Vollkommenheit der Entschlossenheit ist in allen enthalten.
Diese sechs Pāramīs zerfallen in wenigstens fünfzehn Paare (yugala) von ergänzenden Eigenschaften, die fünfzehn andere Paare vervollkommnen. Und wie?
1. Das Paar – Geben und Tugend –
vervollkommnet das Paar des Tuns davon, was nützlich ist für andere und enthalten davon, was für sie schädlich ist.
2. Das Paar – Geben und Geduld –
vervollkommnet das Paar Gierlosigkeit und Nicht-Hass.
3. Das Paar – Geben und Tatkraft –
vervollkommnet das Paar Großzügigkeit und Lernen.
4. Das Paar – Geben und Meditation –
vervollkommnet das Paar Aufgeben von Sinneslustbegehren und Hass;
5. Das Paar – Geben und Weisheit –
das edle Fahrzeug und Belastung;
6. Die Zweiheit von Tugend und Geduld,
die Läuterung der Mittel und die Läuterung des Endes;
7. Die Zweiheit von Tugend und Tatkraft,
die Zweiheit von meditativer Entwicklung (d.h. Geistesruhe und Einsicht);
8. Die Zweiheit von Tugend und Meditation,
das Aufgeben von moralischer Verderbtheit und von geistiger Besessenheit;
9. Die Zweiheit von Tugend und Weisheit,
die Zweiheit des Gebens;[30]
10. Die Zweiheit von Geduld und Tatkraft,
die Zweiheit von Akzeptanz und Inbrunst;
11. Die Zweiheit von Geduld und Meditation,
das Aufgeben von Widersetzlichkeit und Bevorzugen;
12. Die Zweiheit von Geduld und Weisheit,
die Akzeptanz und Durchdringung der Leerheit;
13. Die Zweiheit von Tatkraft und Meditation,
die Zweiheit von Anstrengung und Unzerstreutheit;
14. Die Zweiheit von Tatkraft und Weisheit,
die Zweiheit von Zufluchten;
15. und die Zweiheit von Meditation und Weisheit
vervollkommnet die Zweiheit der Fahrzeuge (d.h. die Fahrzeuge der Geistesruhe und Einsicht).
Die Dreiheit von Geben, Tugend und Geduld vervollkommnet das Aufgeben von Gier, Hass und Verblendung. Die Dreiheit von Geben, Tugend und Tatkraft vervollkommnet das Geben von Besitztümern, Leben und körperlicher Lebenskraft. Die Dreiheit von Geben, Tugend und Meditation vervollkommnet die drei Grundlagen verdienstlichen Handelns. Die Dreiheit von Geben, Tugend und Weisheit vervollkommnet die Dreiheit von Geben materieller Gaben, Furchtlosigkeit und Dhamma. Auf dieselbe Art mag man die anderen Dreiheiten und Vierheiten jeweils zu den einzelnen anderen hinzufügen, wie es in den jeweiligen Fällen angebracht ist.
Diese sechs Pāramīs sind auch in den vier Grundlagen (cattāri adhiṭṭhānāni) enthalten, die eine Verbindung aller Pāramīs fördert.[31] Welche sind das? Die Grundlage der Wahrheit, die Grundlage des Aufgebens, die Grundlage des Friedens und die Grundlage der Weisheit. Sie darin zuerst ohne Unterscheidung nehmend: nachdem das Große Wesen seine Bestimmung für die überweltlichen Eigenschaften gemacht hat, von Mitgefühl für alle Wesen erfüllt, stärkt er die Grundlagen der Wahrheit durch Erlangen all der Pāramīs entsprechend seines Gelöbnisses; die Grundlage des Aufgebens durch Aufgeben ihrer Gegensätze; die Grundlage des Friedens durch Befriedung ihrer Gegensätze mit all den Eigenschaften der Pāramīs; und die Grundlage der Weisheit durch geschickte Mittel bei der Förderung des Wohlergehens der anderen durch dieselben Eigenschaften.
Einzeln genommen, ist das Geben eine unmittelbare Ursache für die vier Grundlagen der heilsamen Eigenschaften, wie folgt: (1) (für die Grundlage der Wahrheit) wenn da einer gelobt, denen ohne zu täuschen zu geben, die bitten, dann gibt er, ohne sein Gelöbnis zu verletzen und freut sich, ohne sie getäuscht zu haben, über die Gabe; (2) (für die Grundlage des Aufgebens) durch das Aufgeben der gegenteiligen Eigenschaften, wie der Knausrigkeit usw.; (3) (für die Grundlage des Friedens) durch die Befriedung von Gier, Hass, Verblendung und Furcht, in Bezug auf die zu gebenden Gegenstände, den Empfängern, dem Akt des Gebens und dem entsprechenden Verlust des gegebenen Objektes; (4) (und für die Grundlage der Weisheit) durch Geben entsprechend der Mängel, zur rechten Zeit, in gebotener Weise und durch die Überlegenheit der Weisheit. So ist Tugend eine unmittelbare Ursache für die vier Grundlagen: (1) durch Nichtübertreten der auf sich genommenen Zügelung; (2) durch Aufgeben moralischer Verdorbenheit; (3) durch die Befriedung von Fehlverhalten; und (4) durch Überlegenheit der Weisheit. So ist Geduld eine unmittelbare Ursache für die vier Grundlagen: (1) durch geduldiges Akzeptieren entsprechend der Gelübde; (2) durch Aufgeben der Benachteiligung anderer aufgrund deren Fehler; (3) durch die Befriedung der Besessenheit mit Ärger; und (4) durch Überlegenheit der Weisheit.
Tatkraft ist eine unmittelbare Ursache für die vier Grundlagen: (1) durch die Arbeit für das Wohlergehen anderer, entsprechend der Gelübde von einem; (2) durch das Aufgeben von Niedergeschlagenheit; (3) durch die Befriedung unheilsamer Eigenschaften; und (4) durch Überlegenheit der Weisheit. Meditation ist eine unmittelbare Ursache für die vier Grundlagen: (1) durch Besorgnis um das Wohlergehen der Welt entsprechend der Gelübde von einem; (2) durch das Aufgeben der Hemmnisse; (3) durch die Befriedung des Geistes; und (4) durch Überlegenheit der Weisheit. Und Weisheit ist eine unmittelbare Ursache für die vier Grundlagen: (1) durch geschickte Mittel beim Fördern des Wohlergehens der anderen entsprechend der Gelübde von einem; (2) durch Aufgeben ungeschickter Handlungen; (3) durch die Befriedung der Fieber, die aus Verblendung aufspringen; und (4) durch die Erreichung der Allwissenheit.
Die Grundlage der Wahrheit wird durch Handeln entsprechend der Gelübde von einem und Verstehen ausgeübt; die Grundlage des Aufgebens durch Aufgeben von (äußeren) Objekten der Sinnesfreuden und der (inneren) Befleckung der Sinnlichkeit; die Grundlage des Friedens durch die Befriedung von Hass und Leiden; und die Grundlage der Weisheit durch Verstehen und Durchdringen. Die Grundlage der Wahrheit umfasst die dreifache Wahrheit und ist den drei Verderbtheiten (Gier, Hass und Verblendung) entgegengesetzt. Die Grundlage des Aufgebens umfasst das dreifache Aufgeben und ist den drei Verderbtheiten entgegengesetzt. Die Grundlage des Friedens umfasst die dreifache Befriedung und ist den drei Verderbtheiten entgegengesetzt. Und die Grundlage der Weisheit umfasst die dreifache Erkenntnis und ist den drei Verderbtheiten entgegengesetzt.
Die Grundlage der Wahrheit umfasst die Grundlagen des Aufgebens, Frieden und Weisheit durch Nicht-Täuschung und durch Handeln entsprechend der Gelübde von einem. Die Grundlage des Aufgebens umfasst die Grundlagen von Wahrheit, Frieden und Weisheit durch das Aufgeben ihrer Gegensätze und als die Frucht des Aufgebens von allem. Die Grundlage des Friedens umfasst die Grundlagen von Wahrheit, Aufgeben und Weisheit durch die Befriedung des Fiebers der Befleckungen und dem Fieber des Kamma. Und die Grundlage der Weisheit umfasst die Grundlagen von Wahrheit, Aufgeben und Frieden, da ihnen Erkenntnis vorausgeht, die sie auch begleitet. So sind alle Pāramīs gegründet in Wahrheit, geklärt durch Aufgeben, intensiviert durch Frieden und geläutert durch Weisheit. Wahrheit ist die Ursache für ihr Entstehen, Aufgeben die Ursache für ihr Annehmen, Frieden die Ursache für ihr Wachstum und Weisheit die Ursache für ihre Läuterung.
Am Anfang (der Laufbahn eines Bodhisattva) ist Wahrheit die Grundlage, da sein Gelübde in Übereinstimmung mit der Wahrheit gemacht wurde. In der Mitte ist Aufgeben die Grundlage, da der Bodhisattva, nachdem er seine Bestimmung formuliert hat, sich selbst dem Wohlergehen der anderen hingibt. Am Ende ist Frieden die Grundlage, da die Vollendung (der Laufbahn) das Erreichen des vollkommenen Friedens ist. Und in jeder Phase – am Anfang, in der Mitte und am Ende – ist Weisheit die Grundlage, da die gesamte Laufbahn entsteht, wenn Weisheit anwesend ist, sie [die Laufbahn] ist nicht vorhanden, wenn sie [die Weisheit] abwesend ist, und weil die Natur (der Weisheit) seinem Gelübde entspricht.
Auf diese Weise sollte verstanden werden, wie die Ansammlung der Pāramīs in den vier Grundlagen eingeschlossen ist, die mit zahlreichen edlen Eigenschaften verziert sind. Und gerade wie alle Pāramīs in den vier Grundlagen enthalten sind, sind sie ebenso in Weisheit und Mitgefühl enthalten. Alle Erfordernisse der Erleuchtung können in Weisheit und Mitgefühl eingeschlossen werden, und die edlen Eigenschaften, wie das Geben (und die anderen Pāramīs), begleitet von Weisheit und Mitgefühl, sind die Erfordernisse für die große Erleuchtung, die in der Vollkommenheit der Buddhaschaft gipfelt.
Das Mittel, wodurch die Pāramīs vervollkommnet sind, ist die vierfache Methode: (1) die Ansammlung, ohne all die Erfordernisse des Verdienstes usw. auszulassen; zum Zweck der höchsten Erleuchtung; durch deren Ausübung ohne Mängel; (2) deren sorgfältige Ausübung mit Respekt und hoher Wertschätzung; (3) deren ausdauernde Ausübung ohne Unterbrechung; und (4) andauernder Anstrengung über einen langen Zeitraum, ohne auf halbem Wege anzuhalten. Wir wollen die Länge der Zeit später erklären.
Zum Zweck der höchsten Erleuchtung, nach Erleuchtung strebend, sollte sich das Große Wesen zuallererst selber den Buddhas so hingeben: "Ich gebe mich selber den Buddhas hin." Und wann immer er irgendwelchen Besitz erlangt, sollte er zuallererst darüber als potentielle Gabe beschließen: "Was mir auch immer als Lebensgrundlage zukommt, das will ich an die geben, die es brauchen, und selber will ich nur benutzen, was von dieser Gabe übrigbleibt."
Wenn er den geistigen Entschluss gefasst hat, vollständig aufzugeben, was ihm auch immer an Besitztümern zukommt, belebt oder unbelebt, da sind vier Beschränkungen beim Geben (die er überwinden muss), nämlich: in der Vergangenheit nicht an das Geben gewöhnt sein, die Minderwertigkeit des zu gebenden Objekts, die Vorzüglichkeit und Schönheit des Objekts und die Sorge über den Verlust des Objekts.
(1) Wenn der Bodhisattva Dinge besitzt, die gegeben werden können und es sind Bedürftige anwesend, aber sein Geist lässt nicht den Gedanken des Gebens aufkommen und er will es nicht geben, dann sollte er schlussfolgern: "Sicherlich habe ich mich in der Vergangenheit nicht an das Geben gewöhnt, deshalb kam in meinem Geist jetzt kein Begehren zu geben auf. Damit mein Geist in Zukunft am Geben erfreut sein möge, will ich eine Gabe geben. Mit einem Auge auf die Zukunft lass mich das, was ich habe, jetzt denen hingeben, die es brauchen." Auf diese Weise gibt er eine Gabe – großzügig, mit offenen Händen, erfreut im Aufgeben, einer der gibt, wenn gebeten, im Geben und Teilen erfreut. Auf diesem Weg zerstreut, zertrümmert und entwurzelt das Große Wesen die erste Beschränkung des Gebens.
(2) Nochmals, wenn das zu gebende Objekt minderwertig oder fehlerhaft ist, dann bedenkt das Große Wesen: "Weil ich in der Vergangenheit nicht zum Geben geneigt war, sind meine Ausrüstungsgegenstände in der Gegenwart fehlerhaft. Da mich das schmerzt, deshalb lass mich geben, was immer ich als Gabe habe, sogar wenn das Objekt gering und minderwertig ist. Auf diesem Weg will ich in der Zukunft den Gipfel der Vollkommenheit des Gebens erreichen." Und so gibt er, welche Art von Gabe er auch immer geben kann – großzügig, mit offenen Händen, erfreut im Aufgeben, einer der gibt, wenn gebeten, im Geben und Teilen erfreut. Auf diesem Weg zerstreut, zertrümmert und entwurzelt das Große Wesen die zweite Beschränkung des Gebens.
(3) Wenn ein Widerstand beim Geben aufkommt, wegen der Vorzüglichkeit oder Schönheit des zu gebenden Objektes, dann ermahnt sich das Große Wesen selber: "Guter Mann, hast du nicht die Bestreben für die höchste Erleuchtung gemacht, den obersten und höchst erhabensten aller Zustände? Na los dann, zum Zweck der Erleuchtung ist es besser für dich, ausgezeichnete und schöne Objekte als Gaben zu geben." Und so gibt er das, was vorzüglich und schön ist – großzügig, mit offenen Händen, erfreut im Aufgeben, einer der gibt, wenn gebeten, im Geben und Teilen erfreut. Auf diesem Weg zerstreut, zertrümmert und entwurzelt das Große Wesen die dritte Beschränkung des Gebens.
(4) Wenn das Große Wesen eine Gabe gibt, und er sieht den Verlust des gegebenen Objektes, dann bedenkt er so: "Das ist die Natur von materiellen Besitztümern, dass sie zu Verlust und Verschwinden bestimmt sind. Mehr noch, weil ich in der Vergangenheit nicht solche Gaben gegeben habe, sind meine Besitztümer jetzt erschöpft. Lass mich also geben, was immer ich als Gabe habe, entweder begrenzt oder reichlich. Auf diese Weise sollte ich in der Zukunft den Gipfel der Vollkommenheit des Gebens erreichen." Und so gibt er, was auch immer er als Gabe hat – großzügig, mit offenen Händen, erfreut im Aufgeben, einer der gibt, wenn gebeten, im Geben und Teilen erfreut. Auf diesem Weg zerstreut, zertrümmert und entwurzelt das Große Wesen die vierte Beschränkung des Gebens.
Darüber nachdenken, was auf welcherlei Art auch immer ein geeignetes Mittel ist, um die schädlichen Beschränkungen bei der Vollkommenheit des Gebens zu zerstreuen. Dieselbe Methode, die für die Vollkommenheit des Gebens benutzt wurde, trifft ebenso für die Vollkommenheit der Tugend und die anderen Vollkommenheiten zu.
Des Weiteren ist auch die Selbstaufgabe zu den Buddhas ein Mittel dafür, die Vollendung der Pāramīs zu erfüllen. Wenn der Große Mann beim Drängen und Streben nach Erfüllung der Erfordernisse der Erleuchtung auf schwer zu ertragende Schwierigkeiten trifft, die ihn des Glückes und seines Einkommens berauben, oder wenn er Verletzungen durch andere oder Unbilden ausgesetzt ist – schwierig zu überwinden, brutal, die Lebenskraft erschöpfend – dann bedenkt er, da er sich selber den Buddhas hingegeben hat: "Ich habe mein eigenes Selbst den Buddhas hingegeben. Was auch immer kommen mag, lass es kommen." Aus diesem Grund wankt er nicht, erbebt er nicht, betätigt nicht die letzte Unschlüssigkeit, sondern verweilt absolut unerschüttert in seinem Entschluss, das Gute zu unternehmen.
In Kürze sind die Zerstörung der Eigenliebe und die Entwicklung von Nächstenliebe die Mittel für die Vollendung der Pāramīs. Dadurch, dass er alles Dinge in Übereinstimmung mit deren Natur völlig verstanden hat, verweilt das Große Wesen, das den Entschluss formuliert hat, die höchste Erleuchtung zu erlangen, unberührt von ihnen, und seine Selbstliebe wird dadurch beseitigt und ausgelöscht. Weil er durch wiederholtes Ausüben des großen Mitgefühls dahin kam, alle Wesen als seine lieben Kinder zu betrachten, wachsen seine liebende Güte, Mitgefühl und Zuneigung für sie an. In Übereinstimmung mit diesem Zustand, nachdem der Große Mann solche Befleckungen vertrieben hat wie Knausrigkeit usw., die den Erfordernissen der Erleuchtung entgegengesetzt sind, und nachdem er Gier, Hass und Verblendung bezüglich sich selber und anderen zerstreut hat, fährt er damit fort, Menschen dazu zu bringen, die drei Fahrzeuge zu betreten und darin Reife zu erlangen, indem er ihnen bis zum Äußersten nützlich ist mit den vier Grundlagen des Nutzens, die die vier Grundlagen begleiten, nämlich: Geben, liebevolles Reden, nützliches Verhalten und Gleichmäßigkeit des Behandelns.
Das große Mitgefühl und die große Weisheit der Großen Wesen sind verziert durch Geben. Ihr Geben ist verziert und begleitet von liebevoller Rede, liebevolle Rede von nützlichem Verhalten, und nützliches Verhalten von Gleichmäßigkeit des Behandelns. Wenn die Bodhisattvas die Erfordernisse der Erleuchtung ausüben, behandeln sie alle Wesen ausnahmslos wie sich selber und vervollkommnen ihren Sinn der Gleichheit, indem sie unter allen Umständen, erfreulich oder schmerzhaft, die selben bleiben. Und wenn sie zu Buddhas werden, ist deren Fähigkeit Menschen anzuleiten vollkommen, indem sie ihnen bis zum Äußersten mit den selben vier Grundlagen des Nutzens dienlich sind, die sie durch Erfüllung der vier Grundlagen hervorgebracht haben. Für die vollkommen erleuchteten Buddhas wurde die Grundlage des Gebens durch die Grundlage der Zurückgezogenheit zur Erfüllung gebracht, die Grundlage der liebevollen Rede durch die Grundlage der Wahrheit, die Grundlage des nützlichen Verhaltens durch die Grundlage der Weisheit, und die Grundlage der Gleichbehandlung durch die Grundlage des Friedens. In Bezug auf das Parinibbāna sind alle Schüler und Paccekabuddhas den Tathāgatas völlig gleich; sie sind identisch ohne jeden Unterschied. So wurde gesagt: "Da ist kein Unterschied unter denen, in Bezug auf die Befreiung."
Glaubhaft ist er, großzügig und friedvoll,
verseh'n mit Weisheit, Sympathie,
in all'n Erfordernissen vollständig:
Was sollte er an Gutem nicht
erreichen?
Er ist der große Lehrer,
mitfühlend,
ausgeglichen sucht er's
Wohlergehen aller,
frei von Sorgen bei aller Gelegenheit:
Oh, wie wunderbar ist der Eroberer!
Zu allen Dingen dieser Welt
ernüchtert,
und zu allen Wesen mit gleichmütig
Geist,
verweilt er noch, gewidmet deren
Wohlsein:
Oh, wie wunderbar ist der Eroberer!
Immerzu in Arbeit eingebunden,
fördernd,
was Wohlsein, Glück für alle Wesen
ist,
hört wegen Mühsal damit niemals
auf:
Oh, wie wunderbar ist der Eroberer!
Als Minimum, vier unermessliche (asaṅkheyya) und einhunderttausend große Äonen (mahākappa); als mittlerer Wert, acht unermessliche und einhunderttausend große Äonen; und als als Maximum, sechzehn unermessliche und hunderttausend große Äonen.[32] Diese dreifache Einteilung gilt in dieser Weise für die, bei denen Weisheit vorherrschend ist, entsprechend für die, bei denen Vertrauen vorherrschend ist, und für die, bei denen Tatkraft vorherrschend ist. Für jene, bei denen Weisheit vorherrschend, Vertrauen am schwächsten und Weisheit scharf ist; für jene, bei denen Vertrauen vorherrschend, Weisheit mittelmäßig (und Tatkraft am schwächsten) ist; und für jene, bei denen Tatkraft vorherrschend, Weisheit am schwächsten (und Vertrauen mittelmäßig) ist. Aber die höchste Erleuchtung muss durch die Kraft der Weisheit erlangt werden; so wird es in den Kommentaren gesagt.
Jedoch sagen andere, dass die Einteilung der erforderlichen Zeit für Bodhisattvas auf die Art der Stärke, Mittelmaß und Zartheit der Qualität ihrer Tatkraft gilt. Noch andere sagen, dass die drei Zeiteinteilungen ohne Unterschied jener Zeit entsprechen, die für die Erfüllung ihrer Erfordernisse der Erleuchtung benötigt wird, was im Umkehrschluss bestimmt wird durch Stärke, Mittelmaß und Zartheit der Qualität ihrer zur Befreiung reifenden Faktoren (vimuttiparipācaniyā dhammā).
Ebenfalls werden Bodhisattvas dreifach im Moment, wenn sie ihre Bestimmung formulieren, entsprechend ihrer Einteilung in jene, die durch verkürzte Belehrung verstehen (ugghaṭitaññū), jene, die durch ausführliche Belehrung verstehen (vipañcitaññū), und jene, die zum Üben taugen (neyya).[33] Unter diesen hat einer, der durch verkürzte Belehrung versteht, solche unterstützenden Bedingungen wie: wenn er als Schüler zur Erleuchtung geneigt wäre, könnte er Arahatschaft zusammen mit den vier analytischen Wissen (paṭisambhidā) und den sechs direkten Erkenntnissen erlangen, während er einen vierzeiligen Vers von den Lippen eines vollkommen erleuchteten Buddhas vernimmt, sogar wenn die dritte Zeile noch nicht vollendet ist. Der zweite hat solche unterstützenden Bedingungen wie: wenn er als Schüler zur Erleuchtung geneigt wäre, könnte er Arahatschaft zusammen mit den sechs direkten Erkenntnissen erlangen, während er einen vierzeiligen Vers von den Lippen eines vollkommen erleuchteten Buddhas vernimmt, sogar wenn die vierte Zeile noch unvollendet ist. Und der dritte hat die unterstützenden Bedingungen, die Arahatschaft zusammen mit den sechs direkten Erkenntnissen zu erlangen, wenn der vierzeilige Vers, den er vom Erhabenen hört, abgeschlossen ist.
Diese drei Arten, die ihre Bestimmungen ohne jede erforderliche Zeiteinteilung geformt haben, erhalten Vorhersagen (ihrer zukünftigen Buddhaschaft) direkt von den Buddhas. Dann erfüllen sie die Pāramīs der Reihe nach und erreichen die höchste Erleuchtung entsprechend der vorher erwähnten Zeit, die für die jeweiligen Arten erforderlich ist. Aber dass diese Großen Wesen, die Tag für Tag große Gaben geben, wie die, welche durch Vessantara[34] gegeben wurden, die häufen all die anderen Pāramīs auf dieselbe Weise an, machen die fünf großen Weggebungen, erreichen den Gipfel im Verhalten für das Wohl von Gefolgsleuten, führen zum Wohl der Welt und führen zur Entwicklung von Intelligenz – dass sie vollkommen erleuchtete Buddhas werden sollten, bevor die erforderliche Zeit entsprechend ihrer Arten erfüllt ist, das ist unmöglich. Und warum? Weil ihre Erkenntnis noch nicht reif genug und ihre Ansammlung von Faktoren, die in Buddhaschaft münden, noch nicht vollständig sind. Gerade wie Korn nur reift, nachdem die erforderliche Zeit (für das Wachstum) verstrichen ist, ebenso wird die höchste Erleuchtung nur nach dem Verstreichen der vorher erwähnten Zeitabschnitten vervollkommnet. Nicht einmal durch das Streben mit all seiner Macht, kann der Bodhisattva früher Erleuchtung erlangen. Die Pāramīs sind entsprechend der vorher erwähnten Unterscheidung der Zeit erfüllt. Auf diese Weise sollte das verstanden werden.
Der Nutzen, den die Bodhisattvas erlangen, die ihre Bestimmung formuliert haben, wird so erklärt:
Jene, die komplett in all' Faktor'n,
zur voll'n Erleuchtung sind
bestimmt,
obwohl sie wandern durch Geburtenrunden,
für zahllos kommende Äonen.
Niemals sie in Avīci-Höll'
ersteh'n,
noch in zwischenweltlich' Leere.
Niemals als Schwarz-Titanen sie
erscheinen,
als Geist, geplagt von Hunger, Durst.
Obwohl gebor'n in schmerzend' Welt,
ergreifen sie nicht elend Form,
und wenn gebor'n in Menschenwelt,
ersteh'n sie niemals mit geringer Sehkraft.
Intakt ist seit Geburt ihr Hören,
noch sind sie stumm, mit lahmen
Gliedern.
Sie werden niemals weiblich sein,
noch Eunuch, gar Hermaphrodit.
Jene, die bestimmt sind zur
Erleuchtung,
niemals begeh'n fünf schwarze Taten
sie.
Sind immer rein in ihrem Lebenswege,
makellos ist ihr Benehmen.
Sie haben niemals falsche Ansicht,
doch überdenken sie's Gesetz des
Kamma.
Zeitweis' sie werden gebor'n in Himmelswelten,
doch nicht in geistlos oder rein' Gefilden.
Jene Wahren, die geneigt sind zur
Zurückgezogenheit,
abgelöst von all den Ebenen des
Daseins,
zieh'n ihren Kurs für's Gute in
der Welt,
streben, um zu erfüll'n die Pāramīs.
Einige andere Nutzen der Pāramīs sind die folgenden: Die sechzehn wunderbaren und großartigen Eigenschaften, die so beginnen: "Achtsam und klar verstehend, Ānanda, schied der Bodhisattva vom Tusita-Himmel ab und stieg herab in den Leib seiner Mutter." (DN 14.17); die zweiunddreißig Vorzeichen, wie "Kälte verschwand und Hitze ward beschwichtig", und "als der Bodhisattva geboren war, da bebte das zehntausendfache Weltsystem, erschütterte, erzitterte und erbebte." usw. (DN 14.28, 29); und die anderen Eigenschaften, die hier und da in den Jātakas gezeigt werden, im Buddhavaṃsa usw., solche wie die Wunscherfüllung eines Bodhisattva, seine Meisterschaft über das Karma und so weiter. Andere Nutzen sind Paare der ergänzenden Eigenschaften, wie Nicht-Gier und Nicht-Hass, und wurden bereits besprochen.
Mehr noch, ab der Zeit, da er die Bestimmung machte, wird der Bodhisattva wie ein Vater zu allen Wesen, der [nur] ihr Wohlergehen wünscht. Aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften ist er der Gaben wert, der Verehrung wert, der Achtung wert, das höchste Feld für Verdienst. Er ist grundsätzlich den Menschen lieb und gleicherweise den Nichtmenschlichen, und er wird von den Götterwesen beschützt. Weil sein Geist in liebender Güte und Mitgefühl gegründet ist, kann er nicht von wilden Bestien usw. verletzt werden. In welcher Art von Wesen er auch wiedergeboren wird, da übertrifft er dort aufgrund seiner ausgezeichneten Verdienste die anderen Wesen mit seiner überragenden Schönheit, Ruhm, Glückseligkeit, Stärke und Hoheit.
Er ist gesund und widerstandsfähig. Sein Vertrauen ist sehr rein und schimmernd. Seine Tatkraft, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit sind ebenso sehr rein und schimmernd. Seine Befleckungen, Störungen und Leidenschaften sind schwach. Weil seine Befleckungen schwach sind, ist er leicht zu ermahnen, geschickt, geduldig, sanftmütig, umgänglich und gastfreundlich. Er ist frei von Ärger, Boshaftigkeit, Verunglimpfen, Beherrschen, Neid, Knausrigkeit, Gerissenheit, Heuchelei, Widersetzlichkeit, Stolz, Überheblichkeit und Nachlässigkeit. Er erduldet Quälereien von der Hand anderer, aber niemals quält er jemanden selber. Wann immer er ein Dorfareal betritt, dann steigen in ihm nicht die unaufgestiegenen Gefahren und Unglücke auf, die normalerweise den Wesen begegnen, und jene, die aufgestiegen sind, verschwinden. Und wenn immer er in den Ebenen des Elends wiedergeboren wird, ist er nicht wie die anderen Bewohner dort bedrückt von außerordentlichen Leiden, jedoch erlangt er da noch einen größeren Sinn spiritueller Dringlichkeit.
Deshalb sind diese hochrangigen Eigenschaften eines Großen Mannes – solche wie ein Vater sein zu den Wesen, der Gaben würdig sein usw. – der Nutzen der Pāramīs, die man in dieser oder jener Ebene der Existenz findet.
Weiter, die Erfüllung der Lebensspanne, die Erfüllung der Form, die Erfüllung der Familie, die Erfüllung der Souveränität, Glaubhaftigkeit und Bedeutung der geistigen Macht sind auch Nutzen der Pāramīs eines Großen Mannes. Hierbei ist die "Erfüllung der Lebensspanne" (āyusampadā) die Länge des Lebens oder die Langlebigkeit auf welcher Ebene der Existenz er Wiedergeburt nimmt; durch diese Mittel vollendet er, was auch immer er an heilsamen Unternehmen begonnen hat und sammelt viele heilsame Eigenschaften an. Die "Erfüllung der Form" (rūpasampadā) ist Schönheit der Form, Ansehnlichkeit oder Lieblichkeit; durch diese Mittel erweckt er Vertrauen und Ansehen bei den Wesen, die die körperliche Erscheinung als ihren Maßstab nehmen. Die "Erfüllung der Familie" (kulasampadā) ist Geburt in ausgezeichneten Familien; durch dieses Mittel wird er (beurteilt), des Aufsuchens und Bedienung durch andere Wesen wert zu sein, die vergiftet sind von der Eitelkeit der Geburt usw. Die "Erfüllung der Souveränität" (issariyasampadā) ist Bedeutsamkeit der Macht, Bedeutsamkeit des Einflusses und Bedeutsamkeit des Gefolges; durch diese Mittel ist er fähig, mit den vier Grundlagen des Nutzens denen zu nutzen, die einen Nutzen brauchen und die mit dem Dhamma zu zügeln, die es brauchen, gezügelt zu werden. "Glaubhaftigkeit" (ādeyyavacanatā) meint Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit; durch diese Mittel wird er eine Autorität für die Wesen, und seine Ansagen können nicht geringgeschätzt werden. "Bedeutung der geistigen Macht" (mahānubhāvatā) meint Größe der spirituellen Macht; durch diese Mittel kann er nicht von anderen bezwungen werden, aber er selber kann sie immer bezwingen – durch Dhamma, durch Rechtschaffenheit und durch seine natürlichen edlen Eigenschaften.
So ist die Erfüllung der Lebensspanne und so weiter der Nutzen der Pāramīs eines Großen Mannes. Das sind die Ursachen für das Anwachsen seiner eigenen unbegrenzten Erfordernisse des Verdienstes und die Mittel, durch die er andere Wesen dazu bringt, die drei Fahrzeuge zu betreten und darin Reife zu erlangen.
Deren Ergebnis ist in Kürze der Zustand der vollkommenen Buddhaschaft. Im Einzelnen ist es die Erlangung der Körperform (rūpakāya), prachtvoll [ausgestattet] mit der Vielzahl verdienstlicher Eigenschaften, wie solchen der zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes, die achtzig kleineren Merkmale körperlicher Schönheit, der breiten Ausstrahlung usw.; und darauf gegründet, der prächtige Dhamma-Körper (dhammakāya), strahlend mit seiner Ansammlung von unendlichen und grenzenlosen verdienstlichen Eigenschaften – die zehn Kräfte, die vier Fundamente des Selbstvertrauens, die sechs Arten der Erkenntnis, die man nicht mit anderen gemeinsam hat, die achtzehn einzigartigen Buddha-Eigenschaften und so weiter.[35] Und derart zahlreich sind die Buddha-Eigenschaften, dass sogar ein vollkommen erleuchteter Buddha auch nach vielen Äonen nicht fertig werden könnte, sie zu beschreiben. Das ist deren Frucht.
Und es wurde gesagt:
Wenn ein Buddha sprechen würde, um einen Buddha zu preisen,
nichts anderes sprechend für die Länge eines Weltzeitalters,
eher würde die lang anhaltende Äon ihr Ende erreichen,
doch das Preisen des Tathāgata würde nicht sein Ende
finden.
[1] Hier und im Weiteren benutze ich vorzugsweise das Sanskrit-Wort zum weniger bekannten Pāli "Bodhisatta."
[2] Taṇhāmānadiṭṭhīhi anupahatā karuṇūpāyakosallapariggahitā dānādayo guṇā pāramiyo.
[3] In Pāli: dāna, sīla, nekkhamma, paññā, viriya, khanti, sacca, adhiṭṭhāna, mettā, upekkhā. Diese Passage ist unauffindbar, aber siehe Buddhavaṃsa I, v.76.
[4] Eine Anspielung auf die erste Stufe in der aktiven Laufbahn eines Bodhisattva. Nachdem der Bodhisattva seine ursprüngliche Bestrebung zu Füßen eines lebenden Buddhas geäußert hat, und von letzterem die Voraussage seiner Erreichung der Buddhaschaft in dessen Zukunft erhalten hat, geht er in die Einsamkeit und untersucht die einzelnen Pāramīs in Bezug auf ihre spezifischen Eigenschaften. Der Untersuchung folgend, beginnt er mit deren Ausführung. Siehe Buddhavaṃsa II, vv.116-66.
[5] Die Praxis des Gebens bringt als seine karmische Vergeltung das Erlangen von Wohlstand, die Einhaltung der Vorschriften die Erreichung einer glücklichen Wiedergeburt entweder in den Himmeln oder in der Menschenwelt.
[6] Tugend als das Einhalten der Vorschriften verhindert die Übertretung der moralischen Prinzipien durch Körper und Sprache. Zurückgezogenheit als geistige Läuterung entfernt die Besessenheit des Geistes mit unheilsamen Eigenschaften.
[7] Dhammanijjhānakkhanti. Das Wort khanti wird normalerweise benutzt, um Geduld im Sinne von Nachsicht auf die Schlechtigkeiten anderer zu meinen und das Erdulden von Härten, aber manchmal wird es auch benutzt, um die intellektuelle Akzeptanz von Lehrmeinungen zu bezeichnen, die jetzt noch nicht vollständig dem Verständnis klar geworden sind. Die Zusammensetzung dhammanijjhānakkhanti scheint einen Zustand im Wachstum der Weisheit anzuzeigen, wobei der Geist intellektuelle Prinzipien akzeptiert, denen anfänglich im Glauben zugestimmt wird, ohne sie bis dahin durch unmittelbare Einsicht voll erfasst zu haben.
[8] Die Erfordernisse der Erleuchtung sind die Pāramīs selber, geteilt in Zweiergruppen: Erfordernis des Verdienstes (puññasambhāra) und Erfordernis der Erkenntnis (ñāṇasambhāra).
[9] Die acht meditativen Erreichungen sind die vier Jhānas und die vier immateriellen Erreichungen. Die fünf allgemeinen direkten Erkenntnisse sind kurz weiter unten behandelt, im Abschnitt von der Praxis der Vollkommenheit der Weisheit. Siehe S. 132 [Abschnitt X.4].
[10] Kiṭṭaka. Keine der Bedeutungen in den Standard-Wörterbüchern ist in diesem Zusammenhang relevant.
[11] Die erste und unterste der sechs Himmel der Sinnessphäre der buddhistischen Kosmologie.
[12] Die dritte Edle Wahrheit ausgeschlossen, d.h. die Aufhebung des Leidens, die der Bodhisattva nur direkt beim Erlangen der Buddhaschaft verwirklichen wird.
[13] Für die vier Grundlagen, siehe unten Seiten 143ff; für die vier Ausgangspunkte, Seiten 64-65. [Das sind in Ven. Bodhis Übersetzung bereits die Anmerkungen.]
[14] Anulomiyaṃ khantiyaṃ ṭhito. "Zustimmung in Übereinstimmung" zeigt das Stadium in der Entwicklung der Einsicht an, wo der Meditierende die grundlegenden Wahrheiten seiner Betrachtung akzeptieren kann, ohne dass er diese bisher durch reife Weisheit völlig verstanden hat. Siehe S. 83 [d.i. in der Einleitung].
[15] Die sieben Stufen der Läuterung werden im Rathavinīta-Sutta (MN 24) erwähnt und detailliert im Visuddhimagga erläutert. Der "Kurs der Richtigkeit" ist der überweltliche Pfad, der zum Nibbāna führt; nach dem Einschlagen dieses Kurses ist einer unumkehrbar der Erleuchtung und der letztendlichen Erlösung bestimmt. Die drei Arten der klaren Erkenntnis sind die Erinnerung der früheren Leben, die Erkenntnis vom Abscheiden und Wiedererscheinen der Wesen und die Erkenntnis von der Vernichtung der Einflüsse. Die fünf üblichen direkten Erkenntnisse stehen auf S. 134; die sechste ist die Erkenntnis von der Zerstörung der Einflüsse. Die vier analytischen Wissen sind das analytischen Wissen von der Bedeutung, von den Erscheinungen, von der Herleitung und vom Einfallsreichtum (attha, dhamma, nirutti, paṭibhāna).
[16] Die fünf Augen sind: das fleischliche Auge (maṃsacakkhu), das Organ des körperlichen Sehens, das für einen Buddha immernoch viele Male mächtiger ist, als die Augen eines normalen Mannes; das himmlische Auge (dibbacakkhu), durch das er die Wesen durch all die Ebenen der Existenz entsprechend ihres Kamma abscheiden und wiedererscheinen sieht; das Weisheits-Auge (paññācakkhu), durch das er alle Phänomene in ihren besonderen und allgemeinen Eigenschaften sieht, als auch die Arbeitsweisen der Bedingtheit, denen sie unterworfen sind; das Buddha-Auge (buddhacakkhu), durch das er die Neigungen und Veranlagungen der Wesen sieht, als auch die Reife ihrer Fähigkeiten; und das universale Auge (samantacakkhu), seine Erkenntnis der Allwissenheit.
[17] Die zweiunddreißig großen und achtzig kleinen Merkmale des Körpers eines Großen Mannes.
[18] Die vier Fluten: sinnliches Begehrens, Begehren nach Dasein, falsche Ansichten und Unwissenheit. [→ Dhs 1102.]
[19] Die "drei Zeiten" sind: vor dem Überreichen der Gabe, während etwas gegeben wird und nachdem etwas gegeben wurde.
[20] Über den Begriff vāsanā oder "geistige Eindrücke" sagt der Kommentar zum Udāna: "Die vāsanā sind bestimmte Veranlagungen zu Handlungen, die eher als potentielle Kraft existieren, die durch Befleckungen aufgebaut wurden, die im Verlauf anfangsloser Zeiten ins Spiel kamen. Sie sind sogar bei denen im geistigen Kontinuum auffindbar, die frei von Befleckungen sind (d.h. bei Arahats), und fungieren als Quellen für ein Benehmen, sodass jene einem ähnlichen Verhalten folgen, als wären die Befleckungen noch nicht aufgegeben. Im Fall der Erhabenen Buddhas, die durch die Vollkommenheit ihrer ursprünglichen Bestimmung die Befleckungen zusammen mit dem Hemmnis des Erkennbaren aufgegeben haben, verbleibt kein vāsanā in deren geistigem Kontinuum. Aber im Fall von Schüler-Arahats und Paccekabuddhas verbleiben die vāsanā, die die Befleckungen aufgegeben haben ohne das Hemmnis des Erfahrbaren zu entfernen." Das klassische Beispiel dafür ist der Fall des Ehrwürdigen Pilindavaccha, der, obwohl er ein Arahat war, damit fortfuhr, die jüngeren Mönche mit dem Wort vasala anzusprechen, einem abfälligen Begriff, der von Brahmanen benutzt wurde, um auf Niederkastige zu verweisen. Wie auch immer, dieser Bhikkhu verwendete das Wort nicht, weil er eingebildet war oder andere verachtete, jene beiden Befleckungen hat er völlig zerstört, sondern nur wegen der Macht der Gewohnheit früheren Gebrauchens, da er in vielen früheren Leben ein Brahmane war. Siehe Ud III,6 und dessen Kommentar.
[21] Die acht Eigenschaften der Stimme eines Buddha: sie ist deutlich, klar, melodiös, erfreulich, voll, tragend, tief und widerhallend und dringt nicht über seine Zuhörerschaft hinaus.
[22] Die vier Ariya-Traditionen (ariyavaṃsa) sind: Zufriedenheit mit jederart von Robe, Almosenspeise und Unterkunft, als auch Freude an der Meditation.
[23] Für die üblichen Arten des vollen Verständnisses (pariññā) siehe Vism XX,3-5. Die genauen Eigenschaften sind die bestimmenden Zeichen der einzelnen bestimmten Arten der Erscheinungen, die allgemeinen Eigenschaften ihre üblichen Zeichen der Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Selbst. Der vorbereitende Anteil der Weisheit, der aus der Meditation hervorgegangen ist, wird unter die üblichen Arten des vollen Verstehens gefasst. Übereinstimmend mit der Theravāda-Erläuterung kann ein Bodhisattva nicht die überweltliche Weisheit am Vorabend seiner Erleuchtung erlangen, da er warten muss, bis seine Pāramīs das Stadium der Vollständigkeit erreicht haben, das für die Buddhaschaft erforderlich ist, bevor er den Pfad zur letztendlichen Befreiung betritt.
[24] Die Erkenntnis von der karmischen Vergeltung (auch genannt: Erkenntnis des Vergehens und Wiederentstehens der Wesen) und die Erkenntnis von der Zukuft sind zweierlei Zubehör des himmlischen Auges; und so sind folglich sieben Dinge aufgelistet, [und] nur fünf direkte Erkenntnisse sind darin verwickelt. Die sechste ist die Erkenntnis von der Zerstörung der Einflüsse, die Erreichung der Arahatschaft.
[25] Für die fünf abhiññā, siehe Vism XII-XIII; für die Sphäre der Weisheit, XIV-XVII; für die fünf Läuterungen der Weisheit, XVIII-XXII.
[26] Läuterung durch Erkenntnis und Einsicht ist die überweltliche Weisheit der vier edlen Pfade. Weil diese Läuterung in der Verwirklichung des Nibbāna mündet, muss der Bodhisattva-Anwärter kurz in seiner Erreichung innehalten, sodass seine Verwirklichung des Nibbāna mit seiner vollkommenen Erleuchtung zusammenfällt.
[27] Eine Anspielung auf die Pāramīs Tatkraft, Geduld und Wahrhaftigkeit.
[28] Die vier Pfade, die vier Früchte und Nibbāna.
[29] Das ist die Standard-Auflistung der Pāramitās in der Mahāyāna-Literatur, jedoch geht diese Liste vermutlich selber auf die Vor-Mahāyāna-Schulen zurück.
[30] Vielleicht Furchtlosigkeit geben durch das Einhalten der Vorschriften, und den Dhamma geben durch Weisheit.
[32] Die Dauer eines großen Äon wird in den Texten nur mittels Gleichnissen beschrieben; z.B. wenn da ein Berg wäre, ein Felsmassiv aus solidem Granit, ein Yojana (7 Meilen) hoch und ein Yojana im Umfang, und ein Mann, der ein Mal alle hundert Jahre vorüberkäme, würde ihn ein Mal mit einem Seidentuch berühren, auf diese Weise würde er weniger Zeit dafür brauchen, den Berg wegzuwischen, als es bräuchte, um ein Äon vergehen zu lassen. Ein "unermessliches" bedeutet eine unberechenbare Anzahl großer Äonen; das muss unterschieden werden von den vier Unermesslichen, die ein großes Äon ausmachen, die vier Zeitabschnitte der Ausdehnung, Entwicklung, Zusammenziehen und Auflösung.
[34] Die letzte menschliche Existenz des Bodhisattva, welcher der Buddha Gotama wurde, ein Prinz, bekannt für seine Großzügigkeit und Selbstlosigkeit.
[35] Obwohl das Konzept des Dharmakāya im Mahāyāna-Buddhismus aufkam, um dort einen deutlichen ontologischen Sinn als Ausdruck der metaphysischen Identität der wesentlichen Natur des Buddha in der Gesamtheit der einzelnen Existenzen zu erlangen, wird hier der Begriff dhammakāya einfach benutzt, um ohne irgendwelche ontologischen Implikationen die Sammlung der spirituellen Eigenschaften zu kennzeichnen, die die Natur eines Buddha ausmachen.