Erste vollständige Übersetzung aus dem Pāli von Santuṭṭho Bhikkhu
Buch XV aus dem
Khuddaka-Nikāya des Sutta-Piṭaka
1.
Auflage 2016 – nicht für Kauf und
Verkauf
Gesamtgestaltung:
Santuṭṭho Bhikkhu © 2016 Santuṭṭho
Eigenverlag, Berlin ISBN: 978-3-00-054402-6
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Davon ausgenommen ist in diesem Buch die Übersetzung des Kommentar im Anhang.
Die hier gezeigten Texte sind vom Übersetzer und Autor Santuttho Bhikkhu ausschließlich der Webseite palikanon.com kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Alle Leser verpflichten sich das Urheberrecht zu achten.Für A.G.F. - Möge ihnen das Verdienst aus diesem Buch zugute kommen!
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3. Der Lebenswandel des Kurufürsten
4. Mahāsudassanas Lebenswandel
10. Des weisen Hasen Lebenswandel
2. Abschnitt: Der Elefantenbulle
1. Der Lebenswandel des Mutter-Unterstützers
3. Der Lebenswandel des Nāga Campeyya
5. Der Lebenswandel des Büffelfürsten
8. Göttersohn Dhammas Lebenswandel
4. Ein Lebenswandel mit Lotosstängel
5. Des weisen Soṇa Lebenswandel
7. Der Lebenswandel des Affenkönigs
8. Der Lebenswandel des Asketen Sacca
9. Der Lebenswandel des Wachtelkükens
10. Der Lebenswandel des Fischkönigs
11. Kaṇhadīpāyanas Lebenswandel
15. Der Wandel vom großen Haaresträuben.
AN | = | Aṅguttara Nikāya |
Bv | = | Buddhavaṃsa |
Cp | = | Cariyā Piṭaka |
Cvg | = | Cullavagga |
Dhp | = | Dhammapada |
Dhs | = | Dhammasaṅgaṇī |
DN | = | Dīgha Nikāya |
DPPN | = | Dictionary of Pali Proper Names |
IBH | = | I.B. Horner (engl. Übersetzung) |
Jā | = | Jātaka |
KN | = | Khuddaka Nikāya |
MN | = | Majjhima Nikāya |
Pāc | = | Pācittiya-Vergehen |
PTS | = | Pali Text Society |
Thag | = | Theragāthā |
Ud | = | Udāna |
Vism | = | Visuddhimagga |
Weitere Abkürzungen ergeben sich aus dem Textzusammenhang.
Übersetzt man Cariyā-Piṭaka wortwörtlich, wird sich wohl kaum jemandem der Sinn von "Wandel-Korb" erschließen. "Wandel" bedeutet hier nämlich nicht Veränderung sondern Verhalten, und "Korb" bezeichnet eine Zusammenstellung bzw. "Sammlung".
In dieser "Sammlung" nun sind 35 Stücke zusammengestellt, die in Versform den Lebenswandel des Buddha in früheren Existenzen darstellen, in denen er die jeweiligen Vollkommenheiten (pāramī) entwickelt hat. Allerdings werden hier nur Erzählungen von früheren Existenzen des Buddha Gotama aus dem letzten Weltzeitalter (kalpa), und nicht wie in den Jātakas ("Wiedergeburtserzählungen") aus einigen Äonen, beginnend mit dem, als der Einsiedler Sumedha der Buddha war. Diese Erzählungen wurden auf Anfrage von Sāriputta dargelegt, so besagt es der Kommentar zum Cariyā-Piṭaka, der ein Teil des Paramathadīpanī ist. Es ist erwiesen und allgemein anerkannt, dass der historische Buddha höchstselbst diese Verse nicht gesprochen hat. Denn wenn dem so wäre, hätte man sie beim ersten Konzil in Rājagaha mit rezitiert, d.h. als authentisches Buddhawort kanonisiert. Aber in Cullavagga XI, wo eben jenes erste Konzil behandelt wird, findet sich kein Hinweis darauf. Ebenso wie Buddhavaṃsa, Buch VIX des Khuddaka-Nikāya, ist der Cariyā-Piṭaka eine spätere Eingliederung in den buddhistischen Kanon.
Der offensichtliche Zweck dieser Zusammenstellung ist die Förderung bzw. Stärkung des Vertrauens bzw. Glaubens der Menschen an die verdienstlichen "Vollkommenheiten" (pāramī). Wobei hier im Cariyā-Piṭaka nicht alle zehn Vollkommenheiten beschrieben werden, sondern es wird in den ersten zehn Stücken das Geben (dāna), in den zweiten zehn die Sittlichkeit (sīla) und in den übrigen fünfzehn die Vollkommenheit des Entsagens (nekkhamma), des Entschließens (adhiṭṭhana), der Wahrhaftigkeit (sacca), des Wohlwollens (mettā) und des Gleichmutes (upekkhā) aufgezeigt.
Dringend ist darauf hinzuweisen, dass man die hier zusammengestellten Verse nicht als "Geschichten" bzw. als "Erzählungen" zu betrachten hat, sondern als eine Art Merkverse, die von einem sachkundigen und redegewandten Vortragenden mit der jeweilig dazugehörenden Rahmenerzählung ausgeschmückt wird. Diese zwingend dazu gehörenden Rahmenerzählungen sind im Kommentar enthalten. Ohne die Rahmenerzählung bleibt der Sinn der Verse weitestgehend im Dunkeln. Julius Dutoit hat in seiner Übersetzung der Jātakas, die er 1906-1916 anfertigte, völlig richtig die Rahmenerzählungen mit eingebunden, sodass ein recht gut lesbares und verständliches Gesamtwerk entstand. Die zum Cariyā-Piṭaka gehörenden bzw. gleichlautenden Jātaka stehen online zum Herunterladen bereit[1], da sie aufgrund des Umfanges dieses Buch hier um über 600 Seiten aufblähen würden. Der Kommentar zum Cariyā-Piṭaka (Aṭṭhakathā) wurde von Ācariya Dhammapāla etwa im 5. Jahrhundert unserer Zeit verfasst. Eine selektive Übersetzung dieses Kommentares, d.i. der Teil der Beschreibung der Zehn Vollkommenheiten (pāramī), wurde vom Ehrw. Bhikkhu Bodhi unter dem Titel "A Treatise on the Pāramīs" veröffentlicht, und enthält sehr aufschlussreiche Informationen.[2] Die deutsche Übersetzung findet man hier im Anhang.
Santuṭṭho Bhikkhu
Kathina 20161.
[Seit] ein Äon und hunderttausend,
und [seit] vier Unermesslichen[4],
während jener Lebenswandel,
mir alles zum Erwachen reift.
Die Wandel früh'rer Weltzeitalter,
beiseitelassend diese, jene Daseinsform.
Wie im jetz'gen Äon wandelt',
will ich verkünden, hört mir zu.
Nachdem im dichten Walde ich,
auf [menschen-]leerer Waldeslichtung,
also eingetaucht verweilte,
nannt' man mich Asket Akitti.
Dann hat sich durch mein Asketentum,
Dreihimmelherrschers[5] [Thron] erhitzt,
[und] gekleidet in Brahmanenfarben[6],
kam er zu mir um Brockenspeis'.
Vom Abhang hergeholte Blätter,
ohne Öl und ohne Salz[7],
als ich an meiner Tür ihn stehen hab geseh'n,
mit seinem Topf[8], verstreute
ich.
Nachdem die Blätter ich gegeben hab,
nachdem ich umgedreht[9] hab das Gefäß,
nachdem auf weit're Speis verzichtet,
[mein] Blätterhaus betrat ich dann.
Ein zweites Mal, ein drittes Mal,
kam er zu mir heran.
Unerschüttert, ungehindert[10],
dasselbe nochmals gab ich ihm.
Nicht hat sich bei mir aufgrund dessen,
mein Leib[11] [auch nur] gering entfärbt[12].
Mit Freude, Glück, darüber freuend,
verbrachte ich den Tag sodann.
Wenn ich auch für ein, zwei Monate,
die Gunst eines der Gabe Würd'gen krieg',
Unerschüttert, ungehindert,
würd' geben ich, [solch] vortrefflich Gabe.
Nicht gedacht beim Geben dieser Gabe,
hab an Verdienst ich oder Wunsch.
[Nur] Allwissenheit ersehnend,
verrichtet' jenes Wirken ich.
[Das war] der erste
Lebenswandel,
der des Akitti.
Und weiter noch, als ich da war,
ein Brahmane namens Saṅkha,
das große Meer wollt' queren ich,
um hinzukomm' zur Hafenstadt.
Als ich geseh'n den and'ren Weg,
wurd' selber ich ein Unbesiegbarer.
Ging den Weg durch diese Wildnis,
auf jenem heißen, harten Grund.
Als ich ihn sah auf and'rem Weg,
hab ich gefragt nach dieser Sache:
"Unübertrefflich ist dies Feld,
für Wesen, die Verdienst wünschen.
Grad wie ein Mensch, der Pflüger ist,
ein Feld mit reicher Ernte sah,
hier den Samen nicht lässt wachsen,
der kann Getreide wohl nicht brauchen.
Gleichwie Verdienst sich einer wünscht,
und sah dies unübertrefflich Feld,
wenn ich da nicht Dienste tun würd',
wär' keiner ich, der bräucht' Verdienst.
Wie ein Minister Macht sich wünscht,
im Fürstenhaus über's Gefolge,
und denen nicht gibt Gut, Getreide,
die Macht ihm schwinden würde [bald].
Und so, wie ich Verdienst mir wünsch,
den Großen sehend, der der Gabe würdig,
wenn ihm ich Gab' nicht geben würd',
schwinden mein Verdienst mir würde."
Nachdem ich drüber nachgedacht,
und die Sandalen abgelegt,
dann seine Füße hab verehrt,
gab ich Sandalen und auch Schirm.
Hundertmale mehr als jener,
war ich verwöhnt, komfortbestrebt,
doch vervollkommnet das Geben hab' ich,
als ich ihm jene Dinge gab.
[Das war] der zweite
Lebenswandel,
der des Saṅkha.
Und weiter noch, als ich da war,
in der Hauptstadt[15] Indapatta,
der Fürst Dhanañcaya,
mit den zehn Heilsamen[16] verseh'n.
Aus einem Ort im Reich Kaliṅga,
Brahmanen kamen her zu mir.
Den Elefant erfragten sie,
bekannt[17] für Glücks- und Segensomen.
22.
"Unser Land ist ohne Regen,
hat Nahrungsmangel, große Hungersnot.
Gib uns den besten Elefanten,
den blauschwarzen, Añjana genannt."
Nicht wenn zu mir komm'
Bittende,
das Abweisen mir eigen ist.
'Mag mir nicht der Entschluss zerbrechen,
lass mich den großen Elefanten geben.'
24.
Beim Rüssel Elefant genommen,
aus Wasserkrug[18] mit Edelsteinen,
hab Wasser ich über die Händ' geschütt'[19],
gab [so] Brahman' den Elefant.
Als jenen dargeboten ich den Elefant,
Minister sprachen so zu mir:
"Warum hast Du den besten Elefant,
den Bittstellern gegeben bloß?
Bekannt für Glücks- und Segensomen,
in Kampf und Sieg unübertroffen.
Dieser Elefant ist weggegeben.
Was soll Dein Reich jetzt tun?"
Mein ganzes Reich ich geben würd',
den Körper gäbe ich dahin.
Allwissenheit mir lieber ist,
deshalb den Elefant ich gab hinweg.
[Das war] der dritte
Lebenswandel,
der des Kurufürsten.
Als ich in Kusāvati-Stadt,
damals der Erdenkönig war,
Mahāsudassana genannt,
der Weltbeherrscher[21],
Großmächtiger.
Da ließ am Tage ich drei Mal,
an allen Plätzen ausrufen:
"Wer wünscht etwas, erbittet 'was?
Zu wem ist welcher Wert zu geben?
Wer ist hungrig? Wer ist durstig?
Wer [braucht] Girlanden? Wer [braucht] Salbe?
Und mein vielfarbiges Gewand,
welch' Nacktem kann ich's geben?
Wer mag 'en Schirm mit auf die Straße nehmen?
Wer Sandalen, weich und schön?"
Spätabends, frühmorgens ließ ich's,
an allen Plätzen ausrufen.
Nicht [nur] an zehn Plätzen,
auch nicht an hundert Plätzen,
an vielen hundert Plätzen,
war'n Güter hergericht' für Bittende.
Am Tage als auch in der Nacht,
wann immer ein Bedürft'ger kam,
kriegt' an Gütern was er wünschte,
mit vollen Händen ging er fort.
Solcherart war'n große Gaben,
wie ich sie gab, mein Leben lang.
Nicht gab ich unannehmbar' Werte,
auch nicht, weil ich kein Lager hatt'.
Gleichwie gewisser Siechender,
der Krankheit überwinden will,
den Arzt gesättigt hat mit Gaben,
von seinem Leiden wird befreit.
So hat sich offenbart in mir,
[wie ich] Vollkommenheit perfektionier,
des mangelhaften Geist's Erfülltheit[22],
geb Gaben ich Bedürftigen,
anspruchslos, ohne Erwartung,
für's Erreichen des Erwachens.
[Das war] der vierte
Lebenswandel,
der des Mahāsudassana.
Und weiter noch, als ich da war,
für sieben Fürsten Hofpriester,
verehrt von Menschen, Gottheiten,
der Brahmane Mahāgovinda.
Was aus den sieben Reichen mir,
auch immer man hat offeriert,
damit gab ich große Spenden,
so unerschütterlich wie's große Meer.
Nicht gab ich unannehmbar' Werte,
auch nicht, weil ich kein Lager hatt'.
Allwissenheit mir lieber ist,
deshalb ich gab so große Wert'.
[Das war] der fünfte
Lebenswandel,
der des Mahāgovinda.
Und weiter noch, als ich da war,
in Mithilā, der mächt'gen Stadt,
den Großfürst Nimi nannt' man mich,
den Weisen, Gutes Wünschenden.
Nachdem ich hab' errichten lassen,
vier Hallen mit vier Toren je,
vollbrachte dort das Spenden ich,
an Wild, Geflügel, Menschen usw.
Kleidung als auch Lagerstatt,
Nahrung, Getränke, [and're] Speis',
hab ständig ich gegeben,
hab große Spenden ausgeführt.
Gleichwie der Diener seinen Herrn,
der Güter wegen auch besucht,
in Taten, Worten und im Geist,
er um Zufriedenheit ersucht.
Solcherart in jedem Dasein,
will wünschen ich Erwachen mir,
durch Geben hab' gestärkt die Wesen,
die Allerkenntnis wünsch' ich mir.
[Das war] der sechste
Lebenswandel,
der von Fürst Nimi.
Und weiter noch, als ich da war,
selber Sohn Fürst Ekarājas,
in der Stadt Pupphavatī[26],
Prinz Canda wurde ich genannt.
Dann als ich vom Opfern frei war,
von Opferstätte weggegangen,
aufgewühlt im tiefsten Innern,
ein großes Spenden führt' ich durch.
Nichts trinkend und nichts essend auch,
weder Speise, auch kein Mahl,
ohne einem Würdigen zu geben,
ertrug ich fünf, sechs Nächte.
Gleichwie gewisser Kaufmann,
der Mengen Ware hat gemacht,
grad wo Gewinn am größten ist,
dort bringt er diese Waren hin.
Ebenso vom selbst Benutztem,
and'ren schenken große Frucht bringt,
daher was and'ren man auch geben soll,
der Lohn dafür wird hundertfach.
Auf diese Weise darum gewusst,
gab Spenden ich Dasein für Dasein.
Nicht hab ich im Geben nachgelassen,
für's Erreichen des Erwachens.
[Das war] der
siebente Lebenswandel,
der des Prinzen Canda.
In der Stadt genannt Ariṭṭha,
ein Adliger ich war mit Namen Sivi.
im besten Palast so sitzend,
ich dachte mir dann so etwas:
'Was auch immer menschlich Gabe,
nichts gibt's, was ich [noch] nicht gegeben.
Sogar wenn mein Auge würd' erbeten,
würd' geben ich es, unbewegt.'
Den meinigen Entschluss bedenkend,
hat der Götterherrscher Sakka,
in der Göttergruppe sitzend,
diese Worte ausgesprochen:
"Im besten Palast so sitzend,
der mächt'ge Fürst Sivi,
denkt über Gaben allerlei,
sieht nicht, was er [noch] geben könnt'.
Ob das wohl wahr ist oder nicht,
na los, ich will ihn testen [jetzt],
einen Moment nur wartet noch,
bis seinen Geist ich hab' erkannt."
Als zitternd und mit fahlem Kopf[28],
mit runzlig Gliedern, alt und krank,
auch farbenblind[29] sich gemacht,
gelangte er zum Fürsten.
So die Hände er emporhob,
den linken und den rechten Arm,
am Kopf Añjali[30] hat macht,
und sprach dann diese Worte aus:
"Das erbitte ich, o Großfürst,
gerecht das Land Regierender,
dessen Ruf der Gebefreude,
verbreitet ist bei Göttern, Menschen.
Beide Augen, meine Führer,
erblindet sind sie und kaputt,
gib mir einen Deiner Führer[31],
Dein Leben kannst auch Du[32] mit einem fristen."
Nachdem ich diese Worte hört',
geklatscht hab ich mit Händen[33],
und im Geiste aufgewühlt,
mit zusammengelegten Händen[34]
inbrünstig[35],
diese Worte sprach ich aus:
"Grad als ich hab daran gedacht,
als vom Palast ich hierher kam,
als hätt'st Du meinen Geist erkannt,
und kommst, ein Auge zu erbitten.
Oh, erfolgreich war mein Sinnen,
[mein] Entschluss hat sich erfüllt.
Nie zuvor gegeb'ne große Gabe,
heut gebe ich dem Bittsteller.
Na los, Siva, steh auf vom Sitz,
sei nicht träge, sei nicht wankend!
Gib ihm gleich beide Führer hin,
nachdem du ausgerissen sie[36]
dem Bittsteller [, der um eins bat]."
So hat der von mir Ermahnte,
der Siva, was ich gesagt, gemacht.
hat sie ausgerissen und gegeben,
palmstumpfgleich, dem Bittenden.
Beim Gebewunsch, beim Geben selber,
als dann die Gabe ich gegeben hatte,
der Geist nicht anders wurd',
getan um des Erwachens willen.
Nicht war'n mir beide Augen unannehmbar,
selber war ich mir nicht annehmbar.[37]
Allwissenheit, die war mir's wert,
deshalb die Augen ich gab hin.
[Das war] der achte
Lebenswandel,
der von Fürst Sivi.
Die, welche meine Mutter war,
Phusatī genannt, von Adel,
die in vergang'ner Existenz,
als Sakkas Hauptfrau lieb ihm war.
Als sie ihr Lebensend' erkannt',
der Götterherr sprach dies zu ihr:
"Von zehn der Wünsch', die ich gewähr',
o Teuerste, wähl' dir daraus."
Als dies gesagt, die Gottheit hat
zu Sakka neuerlich gesprochen:
"Wie nun bin ich Fehl-behaftet,
wie unannehmbar dir ich bin,
von freudig Ort vertreibst du mich,
wie der Wind auf Erde wirkt[39]."
Als dies gesagt, da hat der Sakka,
nun dies zu ihr gesprochen:
"Nicht hast du getan 'was Übles,
nicht weil du mir bist unlieb grad,
Nur wegen deiner Lebenskraft,
Zeit des Vergehens scheint's zu sein.
Nimm an, was ich dir geben tu,
zehn exquisite Segnungen."
Von Sakka solche Gunst gewährt,
erfreut, erhoben, froh gestimmt,
empfangen hat mich innerlich,
samt zehn groß' Segen Phusatī.
Von da verschied die Phusatī,
erschien dann unter Adligen,
in der Stadt Jetuttara[40],
und wurd' Sañjayas Ehefrau.
Wenn ich in den Bauch von Phussatī,
der lieben Mutter, herabgestiegen,
durch meine Glut[41], die
Mutter mein,
gebefreudig stets gewesen.
Besitzlose, Sieche, Altersschwache,
Bittsteller [und] Wandersleut,
Asketen, Brahmanen, Ruinierte[42],
Habenichtse, [allen] gab sie.
Zehn Monate [mich] getragen,
die Stadtumschreitung[43] machte sie,
mitten auf der Vessa[44]-Straße,
hat Phusatī mich dann gebor'n.
Nicht kommt von Muttern her mein Name,
auch stammt er nicht vom Vater ab,
Da ich gebor'n auf Vessa-Straße,
Vessantara hat man gesagt.
Als ich dann ein Knabe war,
acht Jahre war Geburt nun her,
als ich da im Palaste saß,
da dacht' ich über's Geben nach.
'Geben würd' ich Herz und Augen,
mein Fleisch und auch sogar mein Blut,
ließ hören, dass ich den Körper geben würd',
sollt' irgendjemand mich drum bitten.'
Während Charakter-Nachsinnens[45],
[ich] unerschütterlich geblieben,
[jedoch] die feste Erde [bebte][46],
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Halbmonatlich, am fünfzehnten,
am Vollmondtag, am Feiertag[47],
erstieg den Elefanten Paccaya,
ging aus, um Spenden auszuteil'n.
Aus einem Ort im Reich Kaliṅga,
Brahmanen kamen her zu mir.
Den Elefant erfragten sie,
bekannt für Glücks- und Segensomen.[48]
"Unser Land ist ohne Regen,
hat Nahrungsmangel, große Hungersnot.
Gib uns den besten Elefanten,
den ganz weißen, höchsten Elefant."
Da gab ich hin ohne zu wanken,
um was mich baten die Brahmanen.
Was ich besaß, verbarg ich nicht,
gegeben, wurd' mein Geist erfreut.
Nicht [wenn] zu mir komm' Bittende,
das Abweisen mir eigen ist.
'Mag mir nicht der Entschluss zerbrechen,
lass mich den großen Elefanten geben.'
Beim Rüssel Elefant genommen,
aus Wasserkrug mit Edelsteinen,
hab Wasser ich über die Händ' geschütt',
gab [so] Brahman' den Elefant.
Wiederum, bei diesem Geben,
des ganz weißen, höchsten Elefanten,
deshalb die Erd' gebebt hat samt
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Weil ich den Elefanten gab,
die Sivis zornig sich versammelt',
verbannten mich des Saka-Reichs,
"Geh doch in die Krummen Berge!"[49]
Doch während sie mich ausstießen,
[ich] unerschütterlich geblieben,
das Ausführ'n eines großen Spendens,
den einen Wunsch erbat ich mir.
Gebeten drum, die Sivis alle,
den einem Wunsch gewährten sie.
Als die Tromeln war'n geschlagen,
gar große Spenden gab ich hin.
Als diese Sach' sich hat verbreitet,[50]
da war Tumult, war große Furcht;
verstoßen aufgrund früh'rem Gebens,
erneut hab Spenden ich gegeben.
Gegeben Elefanten, Pferde, Wagen,
Sklave, Sklavin, Kälber, Güter;
nachdem ich große Spenden gab,
ging ich von dieser Stadt hinweg.
Als aufgebrochen von der Stadt,
hab ich nochmal zurückgeschaut;
da hat die Erd' gebebt mitsamt
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Den Vierspänner weggegeben,
an großem Kreuzweg stand ich dann;
ganz allein und unbegleitet[51],
zur Herrin Maddī sprach ich so:
"Du, Maddī nimmst [Tochter] Kaṇhā,
sie ist leichter und die Jüng're;
Ich werd' Jāli an mich nehmen,
der ist schwerer und ihr Bruder."
Als wär's ein weißer, roter Lotos,
nahm Maddī [Tochter] Kaṇhā auf.
Als wär's an gold'ne Scharlachfrucht,
nahm ich den Adelsjungen Jāli.
Wohlgebor'ne und Verwöhnte,
vier Leute aus dem Adelsstand,
uneb'nen, eb'nen [Weg] betretend,
wir wanderten zum Vaṅka-Berg.
Wenn immer Menschen kamen,
zu uns aus Gegenrichtung,
die fragten wir aus über'n Weg,
"Wie weit ist's noch zum Vaṅka-Berg?"
Nachdem sie uns gesehen hatten,
mitfühlend Wort sie äußerten,
ihr Leiden teilten sie uns mit,
[so] weit entfernt Berg Vaṅka war.
Und wenn am (Berg-)Hang[52] sahen,
die Kinder einen Früchtebaum,
jener Früchte wegen,
die Kinder [laut] wehklagten.
Die weinend' Kinder sehend,
die Bäume waren sehr bestürzt,
nachdem sie sich herabgebeugt,
die Kinder konnten sie erreichen.
Als dieses Wunder sie gesehen,
das wundersam erstaunliche,
Zustimmung bezeigte sie,
die an allen Gliedern schöne Maddī.
Wahrlich, was für ein Wunder dieser Welt,
wie wundersam, erstaunlich [auch],
ist die Kraft des Vessantara,
dass [sogar] sich Bäume beugen.
Den Weg verkürzten die Yakkhas,
aus Mitgefühl für die Kinder.
Am selben Tag des Aufbrechens
erreichten sie das Ceta-Reich.
[An die] sechzigtausend[53] Fürsten,
damals lebten in Mātula.
Sie alle hoben ihre Hände,
[und] weinend kamen sie heran.
Und sie führten dort Gespräche,
mit Ceti und den Cetaleuten[54].
Nachdem sie von dort aufgebrochen,
erreichten sie den Berg Vaṅka.
Nachdem der Götterherr hat angesprochen,
den gar mächt'gen Vissakamma,
[er soll eine] wohlgebaute,
erfreuliche Einsiedelei,
eine solide Laubhütte bauen.
Als Sakkas Rede er gehört,
der gar mächt'ge Vissakamma,
[hat er eine] wohlgebaute,
erfreuliche Einsiedelei,
eine solide Laubhütte errichtet.
Eingetaucht im Waldesdickicht,
im ruhigen und ungestört,
wir vier Leut' an diesem Ort,
lebten [da] am Rand des Berges[55].
Sowohl ich und Herrin Maddī,
und beide, Jāli und Kaṇhājinā,
gegenseitig Sorg' vertreibend,
lebten dort in der Einsiedelei.
Die Kinder gut beschützend,
nicht leer ward mir die Einsiedelei.
Maddī hat Früchte eingesammelt,
drei Leute hat sie so ernährt.
Im Wald auf diese Weise lebend,
ein Bittsteller kam her zu mir.
Von mir erbat er meine Kinder,
beide, Jāli, Kaṇhājina auch.
Den Bettler kommen sehend,
Heiterkeit kam in mir auf.
Nachdem ich beide Kinder nahm,
gab ich sie dem Brahmanen hin.
Die eig'nen Kinder aufgegeben,
dem bittend Brahmanen geopfert,
da hat die Erd' gebebt mitsamt
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Ein weit'res Mal Sakka herabstieg,
Brahmanen-ähnlich er gemacht,
bat er mich um die Herrin Maddī,
die Tugendhafte, hochverehrt[56].
Maddī an die Hand genommen,
gefüllt erhob'ne Hände[57],
im Geist vertrauend auf die Absicht[58],
gab ich die Maddī ihm dahin.
Als Maddī ihm gegeben ward,
erfreut im Himmel war'n die Götter;
da hat die Erd' gebebt mitsamt
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Jāli, Tochter Kaṇhājina,
die ehrenwerte Herrin Maddī;
sie aufgebend, nicht dachte ich[59],
zum Zwecke des Erwachens tat ich's.
Nicht war'n mir beide Kinder unlieb,
Herrin Maddī unlieb war mir nicht;
Allwissenheit, die war mir lieb,
deshalb gab ich mir Liebes weg.
Des weiteren im einsam Wald,
war ich zusamm' mit Mutter, Vater;
gefühlsbetont sie wehklagten,
schwatzten über Freud und Leid.
Mit Scham und Scheu sie ehrend,
ging ich zu den beiden hin;
da hat die Erd' gebebt mitsamt
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Des weiteren vom einsam Wald,
ich aufgebrochen bin mit Verwandten;
betrat ich die Stadt der Freude,
Jetuttara, der Städte Höchste.
Es regnet' sieben [Arten] Edelsteine,
die große Regenwolke ließ sie regnen;
die Erde hat gebebt mitsamt
Sineru, stirnbekränzt mit Hainen.
Sogar die absichtslose Erde,
die weder Freud' noch Leiden kennt;
Durch diese meine große Spenden,
sieben Mal erbebte sie.
[Das war] der neunte
Lebenswandel,
der des Vessantara.
Und weiter noch, als ich da war,
ein Hase, der im Wald wandelte;
von Gras, Blatt, Gemüse[61],Frucht
sich nährend,
meidend and're zu belästigen.
Ein Affe und auch ein Schakal,
ein Fischotter und ich damals,
lebten wir in einer Nachbarschaft,
morgens, abends wir war'n zu seh'n.
Ich habe sie darob belehrt,
die guten, schlechten Taten[62];
"Die schlechten ihr vermeiden tut,
die guten reichlich erzeugen."
Am Tag des Feiertags[63] hab ich,
den vollen Mond gesehen;
dann hab ich ihnen mitgeteilt,
dass heute ist der Feiertag.
Spenden wurden vorbereitet,
zum Geben dene, die der Gabe würdig;
gespendet Würd'gen Gaben dann,
der Feiertag wurd' eingehalten.
Nachdem sie "Sehr gut" sagten mir,
nach Möglichkeit, nach Kräften,
sie Gaben vorbereitet haben,
'nen Gabenwürd'gen suchten sie.
Ich saß dann da und dachte nach,
über würdig, passend Gabe.
Wenn ich bekomme Würdigen,
was meine Gabe dann wohl wär'?
"Nicht hab' ich Sesam, Mungbohn',
Bohnen oder Reis, gar Schmalz.
Ich selbst ernähr' mich nur von Gras,
nicht bin ich fähig, Gras zu spenden.
Wenn irgendwer der Gabe würdig,
um Almosen vor mich tritt[64],
geben würde ich mich selbst,
nicht müsste er mit leeren Händen geh'n."
Meinen Entschluss erkennend,
Sakka als Brahman' verkleidet,
zu meiner Wohnstatt kam heran,
mein Geben auszutesten.
Ihn gesehen, wurd' ich glücklich,
sprach ihn mit den Worten an:
"Wirklich sehr gut, dass du herkamst,
wegen Nahrung vor mich trittst[65].
Nie zuvor gegeb'ne große Gabe,
will ich dir heute geben.
Du bist mit Tugend ausgestattet,
unpassend ist dir and'rer Belästigung.
Wohlan, ein Feuer dir entzünd',
vereint aus manchen Hölzern.
Ich will mich braten lassen,
du magst gebacken mich verzehr'n."
"Sehr gut!" sprach er freud'gen Geistes,
verschied'ne Hölzer er vereinte,
machte großen Scheiterhaufen,
hat ein Glutbett dann gemacht.
Das Feuer, dass er hat entfacht,
das wurde zeimlich schnell recht groß.
Die staub'gen Glieder abgeschüttelt,
setzt' ich mich seitwärts nieder.
Als der große Feueraufen,
in Brand gesteckt, rauchte, qualmte,
da sprang ich auf und fiel hinein,
mitten in das Flammenmeer.
Als wär's für jemand kaltes Wasser,
dies von sich denkend, es bewirkte,
beschwichtigt' Kummer, Fieber,
bekam Genuss und Freude.
Ebenso das brennend Feuer,
selbiges bei mir bewirkt;
Alle Sorg' beschwichtigend,
als wär's nur kaltes Wasser.
Das Fell, die Haut, Fleisch, Sehnen,
Knochen, Herz, Bänder[66];
den ganzen Körper vollständig,
gab ich dem Brahmanen dahin.
[Das war] der zehnte
Lebenswandel, der des weisen Hasen.
[Das war] der erste
Abschnitt, der mit Akitti [begann].
Brahmane Akitti und Saṅkha,
der Kurufürst Dhanañcaya,
Mahāsudassana, Fürsten,
Mahāgovinda der Brahmane.
[Fürst] Nimi und Prinz Canda,
Sivi, Vessantara, der Hase;
die war ich zu jener Zeit gewesen,
als die großen Spenden hab gemacht.
Diese Gebe-Grunderfordernis',
die war'n des Gebens Perfektion;
mein Leben einem Bettler gebend,
erfüllte ich Vollkommenheit.
Einen Bittenden der kam, gesehen,
mich selber habe ich geopfert;
beim Geben war mir keiner gleich,
das war mir Gebeperfektion.
Die Darlegung der
Vollkommenheit im Geben ist beendet.
1.
Als einstmals ich im Wald gelebt,
als Elefant die Mutter unterstützt',
nicht gab's einen hier auf Erden,
der in Tugend mir war gleich.
2.
Der Förster mich im Wald geseh'n,
dem Fürst berichtet' er von mir:
"O Großfürst, ein Euch würdiger,
Elefant, im großen Walde lebt.
3.
Nicht braucht man Grundausstattung,
auch nicht Pfosten oder Grube.
Hat man ihn genomm' am Rüssel,
wird er von selber hierher kommen."
4.
Als er hörte diese Worte,
dem Fürsten Freude kam im Geist.
Beauftragt' Elefantenzähmer,
tüchtig Lehrer, gut Gelernter.
5.
Der hergekomm'ne Zähmer,
der sieht, wie ich im Lotosteich,
die Lotosstängel zieh' heraus,
um meine Mutter zu ernähr'n.
6.
Meiner Tugend sich bewusst,
nahm er meine Zeichen wahr:
Kam heran und sprach dann: "Komm Sohn!",
dann nahm er mich beim Rüssel.
7.
Was einst meine natürlichen,
körpereig'nen Kräfte war'n,
heute tausend Elefanten,
dieselben Kräfte haben.
8.
Wär' ich deretwegen zornig,
die kamen und mich wegführten,
ich wär' ihnen gewachsen[68],
samt Menschen in dem Fürstentum.
9.
Doch zum Schutze meiner Tugend,
erfüllend Tugendperfektion,
ließ ich den Geist sich nicht verändern,
[selbst wenn] sie mich zur Grub' geführt.
10.
Würden sie auf mich einschlagen[69],
mit Äxten oder Spießen gar,
nicht würd' mir deretwegen Zorn aufkommen,
aus Furcht um meine Tugendhaftigkeit.
[Das war] der erste
Lebenswandel,
der des Mutterunterstützers.
11.
Und weiter noch, als ich da war,
der gar mächt'ge Bhūridatta,
Virūpakkha[71],
den Großkönig,
in Götterwelt besuchte ich.
12.
Dort habe Götter ich geseh'n,
einzig dem Glücke ausgesetzt.
Um in jenen Himmel zu gelangen,
die Tugend macht' ich mir zu eigen.
13.
Die Körperpflichten durchgeführt[72],
gegessen [nur] zum Daseinfristen,
vier Dinge als den festen Vorsatz,
auf Ameisenhaufen legt' ich mich.
14.
Das Fell, die Haut und auch das Fleisch,
die Sehnen und die Knochen auch,
Derjenige sollt' machen dies,
er nehme [davon], was er braucht.
15.
So daliegend, ein undankbarer
Trommelschläger[73] nahm mich [hoch],
hat mich geworfen in den Korb,
vergnügt sich hier und da mit mir[74].
16.
In den Korb geworfen werdend,
von seiner Hand zusamm'gepresst,
nicht zürnte ich dem Trommelschläger,
aus Furcht um meine Tugendhaftigkeit.
17.
Die Aufgabe des eig'nen Lebens,
mir war geringer wert als Gras.
Mir schien ein Bruch der Sittlichkeit,
als müsse sich die Erd' umdreh'n.
18.
Immer, [während] hundert Leben,
mein Leben eher opfert' ich
als Tugend, könnt' herrschen
ich auch über die vier Kontinente.
19.
Und auch zum Schutze meiner Tugend,
erfüllt' ich Tugendperfektion;
ich ließ den Geist sich nicht verändern,
auch als ich in den Korb geworfen.
[Das war] der zweite
Lebenswandel,
der des Bhūridatta.
20.
Und weiter noch, als ich da war,
Campeyya[76], der
gar mächtige,
sogar dann war ich gerecht,
war der Tugend hingegeben.
21.
Auch damals war ich Tugendhafter[77],
der die Feiertage einhielt.
Ein Schlang'beschwörer fing mich ein,
ließ mich spiel'n am Königstor.
22.
Je nachdem, welch' Farb' er dachte,
ob dunkelgrün[78], gelb
oder rot,
Nach seinem Geist ich richtet' mich,
sein Denken wurd' mir ähnlich.
23.
Land konnt' ich zu Wasser machen,
Wasser machen auch zu Land.
Wär' in mir aufgestiegen Zorn,
in ein' Moment hätt' ich ihn eingeäschert.
24.
Wenn unter Geisteinfluss ich wär',
in Tugend hätt' ich nachgelassen.
Einer dem die Tugend mangelt,
hat nicht Erfolg beim höchsten Ziel.
25.
Den Körper will ich zerbrechen lassen,
hier und da verstreut sein lassen;
doch Tugend will ich nicht zerbrechen,
wie Abfall man verstreut sein lässt.
[Das war] der dritte
Lebenswandel,
der des Nāga Campeyya.
26.
Und weiter noch, als ich da war,
der tugendhafte Cūḷabodhi,
das Werden als Gefahr sehend,
ich verließ, [übt] die Entsagung[80].
27.
Die, welche die Gefährtin mein,
dem Gold gleichende Brahmanin;
auch sie ohne Erwartungen,
verließ Daseinsrund', Entsagung.[81]
28.
Heimatlos[82], Verwandte
abgeschnitten,
erwartungslos bei Gruppe, Familie,
wir wanderten von Dorf zu Städtchen,
bis angelangt wir in Benares.
29.
Dort lebten wir intelligent,
nicht in Gemeinschaft mit Gruppe, Familie.
Ungestört, [fast] ohne Lärm,
im Fürstenpark wir beide lebten.
30.
Als den Park zu seh'n gegangen,
der Fürst [nun] die Brahmanin sah,
zu mir gekomm', er fragte mich:
"Ist sie deine? Wessen Gattin?"
31.
Als das gesagt wurd', ich zu ihm
hab diese Worte ausgesprochen:
"Nicht ist diese meine Gattin,
[nur] gleicher Wahrheit, einer Lehre."
32.
An ihr er fand Gefallen,
ließ er von Dienern sie ergreifen.
Gepresst durch seine Kräfte,
betrat sie innere Gemächer.
33.
Durch Wasserkrugberührung meine,
gleicher Geburt, einer Lehre,
an sich gezogen, weggeführt,
da stieg mir Ärger auf.
34.
Mit Aufstieg dieses Ärgers,
gedachte ich der Sittlichkeit;
Genau hier den Zorn aufgegeben,
nicht weiterwachsen ließ ich ihn.
35.
Wenn irgendwer die Brahmanin,
mit scharfem Messer würd' zerschneiden,
nicht würd' ich Tugend übertreten,
nur ums Erwachen zu bewirken.
36.
Nicht war mir die Brahmanin unlieb,
noch war mir keine Kraft zueigen,
Allwissenheit, die war mir lieb,
deshalb die Tugend ich beschützt.
[Das war] der vierte
Lebenswandel,
der des Cūḷabodhi.
37.
Und weiter noch, als ich da war,
ein Büffel, der im Wald wanderte;
mit ausgewachs'nem Körper, stark,
groß, furchterregend anzuschaun.
38.
Am Hang, beim Gipfel, schwer zugänglich[84],
an Baumwurzel, im Wasser lebend[85];
da war ein Ort für (Wasser-)Büffel,
der eine da, der eine dort[86].
39.
Umherwandernd im großen Wald,
hab' einen günst'gen Platz geseh'n;
zu diesem Platz hingegangen,
stellt' ich mich hin, dann legt' ich mich.
40.
Da nun war gekomm' ein Affe,
ein böser, übler, leicht(-sinnig),
auf Schulter, Stirn und Augenbrau'n,
ließ er seinen Urin herab.
41.
An einem Tag ein zweites Mal,
ein drittes Mal, ein viertes Mal
beschmutzt' er mich. Die ganze Zeit
war er mir ein Belästiger.
42.
Als mein' Belästigung geseh'n,
ein Yakkha dieses sprach zu mir:
"Töte den Gemeinen, Üblen,
mit Hörnern und mit Hufen."
43.
Als das der Yakkha hat gesagt,
hab' ich zu ihm gesprochen dies:
"Wie? Du willst beschmier'n mit Aas,
mit Bösem, Üblem, mich?
44.
Wenn mir deswegen Zorn aufsteigt,
dann wär' ich niedriger als er.
die Tugend wär' gebrochen mir,
und Weise würden tadeln mich.
45.
Als Kränkender ein Leben führ'n?
Durch Reinheit sterben besser ist.
Wer bin ich, dass aufgrund des Lebens,
and're sollte ich verletzen?"
46.
Der über mich so Denkende,
andern antun wird dasselbe.
Dafür werden sie ihn töten,
das mag für mich Befreiung sein.
47.
Die Hohe, Mittlere, Gemeine,
verachten, ihnen vergebend;
wer gutes Wissen hat erlangt,
erwünscht [nur, was] solch' Geist [entspricht].
[Das war] der fünfte
Lebenswandel,
der des Büffelfürsten.
48.
Und weiter noch, als ich da war,
gleich schön warmem[88] Gold [ausehend],
Gazellenfürst, Ruru genannt,
auf höchste Tugend fokussiert[89].
49.
Schöne Gegend, lieblich auch,
abgeschieden, menschenleer,
erreichte ich und wohnte da,
am Gangesufer, angenehm.
50.
Dann, am Gangesoberlauf,
[da er] von Gläubigern gepresst,
ein Mann fiel[90] in den Ganges, dacht':
'Entweder leb' ich oder sterbe.'
51.
Tag und Nacht er war im Ganges,
schwamm[91] er in diesem großen Wasser.
Stieß einen mitleidigen Ruf aus,
gelangte dann in Flussmitte.
52.
Als ich gehört hab' das Geräusch,
der mitleidigen Wehklare,
da hab' am Gangesufer ich gestanden,
und fragte: "Mann, was tust du da?"
53.
So von mir befragt, erklärte
selber er, was er da tat:
"Von Gläubigern mich fürchtend, zitternd,
sprang ich ins große Wasser."
54.
Für jenen Mitgefühl bekommen,
opfert' ich mein eig'nes Leben,
hineingestiegen, zog ich ihn hoch,
in der Dunkelheit der Nacht.
55.
Das in Erholungszeit Erdachte[92],
zu ihm hab' ich gesprochen dann:
"Einen Wunsch von dir erbitt' ich:
von mir magst niemand du erzähln'[93]."
56.
Zur Stadt gegangen, er berichtet,
als gefragt, aufgrund des Geldes.
Den Fürsten hat er mitgebracht,
kamen sie dicht an mich heran.
57.
Insofern alles Getane,
dem Fürsten habe ich berichtet;
Nachdem der Fürst mein Wort gehört,
hat er 'nen Pfeil[94] zurechtgemacht;
"So lass mich jetzt hier töten,
den unedlen, der Freunde hintergeht[95]."
58.
Daraufhin beschützt' ich ihn,
bot mich selbst für ihn an[96];
"Es sei dahingestellt, o Großfürst,
dein Wunscherfüller werd' ich sein."
59.
Beschützt hab' ich die Tugend mein,
nicht schützte ich mein Leben;
Der Tugendhafte war ich so,
nur um's Erwachen zu bewirken.
[Das war] der sechste
Lebenswandel,
der von Fürst Ruru.
60.
Und weiter noch, als ich da war,
ein Flechtenträger, streng asketisch;
nämlich Mātaṅga mit Namen,
charakterstark, wohl konzentriert.
61.
Ich und ein Brahmane auch,
wir beid' am Gangesufer wohnten.
Ich wohnte weiter oben,
unten wohnte der Brahmane.
62.
Entlangwandernd am Ufer,
sah oben er meine Einsiedelei.
Daraufhin er mich beschimpfte,
fluchte, mir spalten mög' der Kopf.
63.
Wenn wegen ihm mir Zorn aufkäme,
wenn unbeschützt die Tugend wär';
hätt' ich ihn auch nur angeseh'n,
zu Asche machen könnt' ich ihn.
64.
Als er mich solcherart verfluchte,
erzürnt, im Geist verdorben;
dies fällt auf seinen Kopf zurück,
Yoga ich entließ ihn mittels Yoga[98].
65.
Beschützt hab' ich die Tugend mein,
nicht schützte ich mein Leben;
Der Tugendhafte war ich so,
nur um's Erwachen zu bewirken.
[Das war] der
siebente Lebenswandel,
der des Mātaṅga.
66.
Und weiter noch, als ich da war,
großgeflügelt und gar mächtig,
ein großer Geist[100],
Dhamma genannt,
hatt' Mitgefühl für ganze Welt.
67.
Zu den zehn Wegen heilsam' Handlung,
hab angespornt ich Menschenmassen;
wanderte von Dorf zu Kleinstadt,
mit Freunden und mit Dienerschaft.
68.
Ein übler, Dämon, habsüchtig,
erläuterte die üblen Zehn;
Auch er hier wanderte auf Erden,
mit Freunden und mit Dienerschaft.
69.
Lehrverkünder, Falschlehrer auch,
wir beide waren Feinde;
Deichsel an Deichsel stießen wir,
aus Gegenrichtung trafen wir uns beide.
70.
Ein Streit entbrannt', der furchtbar war,
und zwischen Gut und Böse
beim Abstieg auf dem Wege,
der große Kampf stand nun bevor.
71.
Wenn wegen ihm mir Zorn aufkäme,
wenn ich gebrochen hätt' Askententugend,
ihn samt seiner Dienerschaft,
zu Staub hätt' ich sie machen könn'.
72.
Und auch zum Schutze meiner Tugend,
hab abgekühlt ich meinen Geist,
mit [meinen] Leuten abgestiegen,
den Weg dem Bösen überlassend.
73.
Zugleich mit Abstieg von dem Weg,
nachdem den Geist ich abgekühlt;
mit einem Loch verschlang die Erde,
den üblen Dämon auf der Stelle.
[Das war] der achte
Lebenswandel,
der vom Göttersohn Dhamma.
74.
In Hauptstadt vom Pañcāla-Reich,
in Kampilā, der höchsten Stadt,
der Fürst, genannt Jayaddisa,
erlangte Tugendhaftigkeit.
75.
Dieses Fürsten Sohn war ich,
die Lehr' gehört, mit guter Tugend;
der sittliche Alīnasattu,
der stets beschützt die Dienerschaft.
76.
Mein Vater ging auf Wild aus,
traf auf einen Menschenfresser.
Meinen Vater er ergriff, [sprach:]
"Beweg dich nicht, du meine Nahrung."
77.
Als er die Worte hat gehört,
sich fürchtend, zitternd, wankend,
seine Beine sich verkrampften,
als er den Menschenfresser sah.
78.
Genommen das Erjagte, ließ er ihn frei,
macht' er sich wieder auf den Weg zurück,
Güter gab er an Brahmanen,
[dann] der Vater mich ermahnte:
79.
"Das Reich, mein Sohn, bewahre,
nicht die Stadt vernachlässige.
Bewirkte, dass zum Menschenfresser,
ich wieder komm' zurück."
80.
Nachdem die Eltern ich verehrte,
bot ich mich selber dafür an,
hab Schwert und Bogen vorbereitet,
und ging zum Menschenfresser hin.
81.
In den Händen Waffen, hingegangen,
[dacht'] irgendwann, da wird er wanken.
Dadurch meine Tugend wär' gebrochen,
um seiner Qualen wegen.
82.
Aus Furcht um meine Sittlichkeit,
Unangenehmes sprach ich nicht.
Mit wohlwollend Geist, guten Worten,
sprach jenes ich zu ihm:
83.
"Entzünd' ein großes Feuer [hier],
vom Baum will ich [hinein-]springen;
Sobald du denkst, die Zeit ist recht,
verzehre
mich, o Großvater[102]."
84.
Daher aufgrund der Sittlichkeit,
nicht schützte ich mein Leben;
Verbannt hab ich in ihm,
für immer das Wesentöten.
[Das war] der neunte
Lebenswandel,
der des Alīnasattu.
85.
Und weiter noch, als ich da war,
Saṅkhapāla, der gar mächt'ge,
Fangzähne als Waffen, tödlich giftig,
zweizüngig, ein Schlangenherrscher.
86.
An großer Straße Wegkreuzung,
mit verschied'nem Volk gefüllt,
die vier Dinge vorgenommen,
nahm dort ich meinen Aufenthalt.
87.
Das Fell, die Haut und auch das Fleisch,
die Sehnen und die Knochen auch,
Derjenige sollt' machen dies,
er nehme [davon], was er braucht.
88.
Als Jägerskinder sahen mich,
die rau, grausam [und] mitleidlos,
dort zu mir herankamen,
Stöcke, Hämmer in den Händen.
89.
Sie durchbohrten mir die Nase,
den Schwanz [und auch] das Rückgrat,
auf ein Tragejoch geladen,
die Jägerskinder trugen mich [weg].
90.
Die Erde samt den Ozeanen,
mit Wäldern und mit Bergen auch,
wenn ich's gewünscht nur hätte,
wär'n sie verbrannt durch Nasenwind[-stoß].
91.
Durchbohrt mit Spießen,
mit Messern auch zerschnitten,
den Jägerskindern war ich nicht zornig.
Das war meine Tugendperfektion.
[Das war] der zehnte
Lebenswandel, der des Saṅkhapāla.
[Das war] der zweite
Abschnitt, der mit dem Elefantenbullen
[begann].
Der Elefantenbulle Bhūridatta,
Campeyya, Bodhi, Büffelfürst,
Ruru, Mātaṅga und Dhamma,
der eig'ne [Sohn] des Jayaddisa.
Diese neun Tugendstarken[104],
war'n teilweise Voraussetzung[105],
das Leben haben sie beschützt,
[doch] Tugend haben sie behütet[106].
Als Saṅkhapāla ich gewesen,
die ganze Zeit lang, mein Leben,
überließ ich wem auch immer.
Daher die Tugendperfektion.
Die Darlegung der
Vollkommenheit der Tugend ist beendet.
1.
Als unermesslich ruhmreich ich war,
der Fürstensohn Yudhañjaya,
hab' Tautropfen in Sonnenglut,
fallen seh'n, bin ich erschrocken.
2.
Nichtsdestotrotz gemacht zum Herrscher,
ich widmet' mich der Aufregung.
Die Eltern habe ich verehrt,
erbat ich das Hinausziehen.
3.
Mit erhob'nen Händen baten sie mich,
mit Städtern, mit Einwohnern:
"Noch heute, Sohn, übernehme,
das reiche, blühend', große Land."
4.
Da Fürst, mit Haremsdamen,
mit Städtern, mit Einwohnern,
mitleidig wehklagten,
ging ich ohne Erlaubnis fort.
5.
Die ganze Erd', das Fürstentum,
Verwandte, Dienerschaft und Ruhm;
nicht dran denkend, ich verließ.
Getan für das Erwachen.
6.
Nicht war'n mir die Eltern unlieb,
noch verhasst der viele Ruhm;
Allwissenheit, die war mir lieb,
drum gab ich auf das Fürstentum.
[Das war] der erste
Lebenswandel,
der des Yudhañjaya.
7.
Und weiter noch, als ich da war,
in der Hauptstadt Indapatta,
gewünschter[110],
[gut] behütet'er[111] Sohn,
Somanassa, der Berühmte.
8.
Gesittet[112],
[und] verseh'n mit Tugend[113],
edle und schlagfertig' Worte sprechend,
besucht' die Ält'ren, war schamhaft,
und kundig bei deren Unterstützung[114].
9.
Des Fürsten eng Vertrauter,
war [nur] ein heuchelnder Asket,
der Freude fand an Zierpflanzen,
die [er] anbaute, wovon [er] lebte.
10.
Als ich diesen Heuchler sah,
ein Haufen Spreu, ohne ein Reiskorn,
wie ein Baum, der innen hohl,
wie Banane(-nbaum), ohne Kern:
11.
'Dies kein Weiser ist, der Wahrheit,
ist abgefallen von Asketentugend,
hat Scham und reine Lehr' verlassen,
aufgrund des Lebensunterhaltes.'
12.
Da wurd' erschüttert Grenzen,
von Waldbewohnern, feindlichen,
um das zu hindern zog er aus,
mein Vater und ermahnte mich:
13.
"Nicht vernachlässige, mein Lieber,
den Flechtenasket, strengen[115].
Was er wünscht, das führe aus,
[denn] alle Wünsch' gewährt er uns."
14.
Ihm aufzuwarten, ging ich hin,
sprach zu ihm diese Worte dann:
"Ich hoff', dem Haushälter ist's wohl?
Was könnte ich ihm bringen?"
15.
Daraufhin er wurde zornig,
der Heuchler, Dünkelhafte[116].
"Schlachten werd' ich dich noch heute,
vom Reich verbannen werd' ich dich!"
16.
Dem Grenzstreit Einhalt geboten,
der Fürst sprach zu dem Heuchler:
"Ich hoff', dem Herrn war's angenehm[117],
und Ehrung wurde ihm zuteil?"
17.
Daraufhin erzählt' der Üble,
warum der Prinz zu büßen hat[118].
Von ihm gehört die Worte,
befahl der Erdenherrscher:
18.
"Wo er auch ist, nachdem geköpft
und viergeteilt er wurde,
Straß' um Straß' stellt ihn zu Schau!
Das erwartet den[119],
der Flechtenasket kränkt."
19.
Da zogen die Vollstrecker los,
wütend, grausam, mitleidlos.
Auf Mutters Schoß hab ich gesessen,
runtergezogen, führten sie mich weg.
20.
Da habe ich gesprochen,
als sie mich banden, fest schnürten:
"Dem Fürsten zeigt mich schnell,
hab' noch mit ihm etwas zu tun."
21.
Sie zeigten mich beim Fürsten vor,
dem üblen, der dem Üblen folgte,
Ihn sehend, überzeugt' ich ihn,
unter meinen Einfluss bracht' ich ihn.
22.
Darauf er bat mich um Vergebung,
das Fürstentum er übergab.
Jene Finsternis[120] zerrissen,
zog fort ich in Hauslosigkeit.
23.
Nicht war mir unlieb großes Reich,
Sinnesgenuss war mir nicht unlieb;
Allwissenheit, die war mir lieb,
drum gab ich auf das Fürstentum.
[Das war] der zweite
Lebenswandel,
der des Somanassa.
24.
Und weiter noch, als ich da war,
des Kāsi-Fürsten eig'ner Sohn,
in eisern' Haus ward aufgezogen,
Ayoghara wurd' ich genannt.
25.
Durch Leid das Leben erhalten,
in Bedrückung aufgewachsen,
an diesem Tag, Sohn, übernimm,
vollständig diese Reichtümer,
26.
mitsamt dem Reich, mitsamt Städten,
mit Volk.[122] Den
Adligen verehrt,
die Händ' ehrfürchtig hochgehoben,
sprach jene Worte ich zu ihm:
27.
"Was auf Erden auch an Wesen,
kleine, große, mittlere,
die völlig unbeschützt in eig'nem Haus,
die wachsen mit Verwandten auf.
28.
Dies ist weltweit unübertroffen,
wie ich aufwuchs in Bedrückung.
Wie ich in eisern' Haus aufwuchs,
fast ohne[123] Mond und Sonne.
29.
Wie aus ekelhaft gefülltem Leichnam,
verließ den Bauch der Mutter ich.
Von dort in grausigeres Leiden,
ins Eisenhaus wurd' ich geworfen.
30.
Als ich angekomm' in derart
höchstem, schrecklich Leiden;
Wenn ich mich hingeb' diesem Reich[124],
wie könnt' ich solch höchst Übler sein?
31.
Ich sehn' mich fort von diesem Körper,
für mich ist's Reich bedeutungslos.
Verlöschen sollt' ich mir wünschen,
sodass mich Sterben nicht bedrückt."
32.
Auf solche Weise nachgedacht,
laut schrie auf die Menschenmenge;
gleich dem Elefant, der Strick zerriss,
betrat ich großen Wald und Hain.
33.
Die Eltern nicht mir
unlieb war'n,
auch großer Ruhm war mir nicht unlieb.
Allwissenheit, die war mir lieb,
deshalb gab ich auf das Reich.
[Das war] der dritte
Lebenswandel,
der des Ayoghara.
34.
Und weiter noch, als ich da war,
in Hauptstadt Kāsī höchster[126],
mit Schwestern und mit sieben Brüdern,
wiedergebor'n in Gelehrtenfamilie[127].
35.
Davon war ich Erstgebor'ner,
hatt' reine (Sitten-)Scham erlangt[128].
Das Werden sehend, wurd ich furchtsam,
fand Aufgeben erfreulicher.
36.
Von Mutter, Vater losgeschickt,
die Freund' im Geist sich einig war'n,
zu Sinneslust mich einluden:
"Bewahr' Familientradition!"
37.
Was auch immer sie mir sagten,
was glückbringend in Hausnerdingen;
für mich klang es so hart,
gleich taglang heiß gemachter Pflugschar.
38.
Sie mich dann, den Aufgebenden,
fragten, nach diesem Wünschen:
"Was erwünschst du dir, mein Lieber,
wenn du nicht Sinneslust genießt?"
39.
Zu denen, sprach ich daraufhin,
die mein Wohlergehen wünschten:
"Nicht wünsch ich mir ein Hausnerdasein,
find Aufgeben erfreulicher."
40.
Nachdem sie meine Wort' gehört,
teilten sie's Vater, Mutter mit.
Mutter und Vater sprachen dies:
"Wir ziehen alle fort, ihr Lieben."
41.
Beide Eltern[129] [und auch] ich,
Schwestern und die sieben Brüder,
enormen Reichtum weggeworfen[130],
betraten dann den großen Wald.
[Das war] der vierte
Lebenswandel,
der mit Lotosstängel.
42.
Und weiter noch, wurde ich damals,
in der Stadt zu Brahma's Diensten[132],
dort in hoher Familie, prächt'ger,
sehr reicher wiedergebor'n.
43.
Damals auch die Welt gesehen,
als Blendwerk[133],
Finsternis-umhüllt,
der Geist mir wurde abgewendet,
als wäre er getroffen worden,
von Treibstachel mit Heftigkeit[134].
44.
Das mannigfache Übel sehend,
dies dachte ich mir dann:
'Wann sollt' ich das Haus verlassen,
und gehen in den großen Wald?'
45.
Dann haben mich auch[135] eingeladen,
zu Sinneslust die Anverwandten.
Ihnen die Absicht auch erklärt' ich:
"Zu sowas ladet mich nicht ein."
46.
Welcher war mein jüng'rer Bruder,
den man Nanda den Weisen nannt',
auch er mir [folgt'] beim Üben,
am Fortzieh'n gleich erfreute sich.
47.
Ich, der Soṇa und der Nanda,
und meine beiden Eltern auch,
hier auch3 Besitztum weggeworfen,
wir gingen in den großen Wald.
[Das war] der fünfte
Lebenswandel,
der des weisen Soṇa.
48.
Und weiter noch, als ich da war,
des Kāsi-Fürsten eig'ner Sohn,
Mūgapakkha[138] mit
Namen,
[doch] Temiya[139],
so rief man mich.
49.
Von den sechzigtausend Frauen,
nicht existierte dort ein Sohn[140].
Nach vielen Tagen, Nächten,
wurd' ich gebor'n, der einzige.
50.
Den lieben Sohn mühsam bekomm',
hochwohlgebor'n, herausragend[141],
weißen Schirm hat er gehalten,
über'm Bett, so zog mich auf der Vater.
51.
Geschlafen in dem besten Bett,
nachdem ich darin aufgewacht,
hab ich den bleichen Schirm geseh'n,
als wär' zur Hölle ich gegangen.
52.
Zusammen mit der Schirm-Ansicht,
da stieg mir Angst und Schrecken auf,
geriet in die Betrachtung:
'Wie könnt' ich dies [wohl] aufgeben?'
53.
Eine früh're blutsverwandte
Gottheit, die mir wohlgesonnen,
als sie mein Leid gesehen hatt',
weist [mir] drei Prinzipien[142]:
54.
"Offenbare keine Weisheit,
sei [wie] ein Tor zu all den Wesen.
Lass alle Leute dich verachten,
das wird für dich zum Wohle sein."
55.
Als dies zu mir gesagt wurde,
sprach ich [folgendes] zu ihr:
"Ich werd' deinen Worten folgen,
grad wie du es sagst, o Gottheit;
bist mir wohlgesonnen, Liebe,
wünschst mein Wohlergehen, Gottheit."
56.
Nachdem ich ihre Wort' gehört,
wie Land im Ozean sie nehmend,
freudig im Geiste aufgeregt,
hab' drei Dinge ich beschlossen:
57.
Schweigsam zu sein und nichts zu hör'n,
ein Krüppel, geh-unfähig.
Diesen Dingen hingegeben,
so lebte ich [dann] sechzehn Jahr'.
58.
Sie haben mir Hände, Füße,
die Zunge, auch die Ohr'n massiert;
Mangellosigkeit sie sahen,
als "schwarzohrig" sie schmähten mich.
59.
Dann waren alle Landsleute,
[auch] Generäle, Hofpriester,
darin war'n sich alle einig,
wär'n dankbar losgeworden mich[143].
60.
Als ich von ihrer Absicht hört',
wurd ich freudig aufgeregt,
meiner Asketenpraxis Sinn,
der Zweck mir brachte [nun] Erfolg.
61.
Gebadet und gesalbt habend,
den Fürstenturban mir gewunden[144],
unter'm (Herrscher-)Schirm mich salbten,
dann machten sie die Stadt-Umschreitung.
62.
Als abgehalten sieben Tage,
als der Sonnenkreis erschien,
hat in die Kutsche mich genommen,
der Wagenlenker und zum Wald gebracht.
63.
An freien Platz gebracht den Wagen,
das Pferd umarmt, dann eigenhändig freigelassen,
grub der Kutscher eine Grube,
um mich mit Erde zu bedecken.
64.
Hingegeben an den Entschluss,
um vielerlei Getanes fürchtend,
brach ich nicht meinen Entschluss,
der für's Erwachen ward' gemacht.
65.
Die Eltern war'n nicht abstoßend,
ich selber war nicht abstoßend,
Allwissenheit, die war mir lieb,
deshalb beschloss ich das Gelübde.
66.
Diesen Dingen hingegeben,
so lebte ich [dann] sechzehn Jahr'.
Niemand gleicht mir in Entschlossenheit,
so war meine Perfektion in Entschlossenheit.
[Das war] der sechste
Lebenswandel,
der des Temiya.
67.
Als ich einsmals ein Affe war,
am Flussufer in Höhle wohnt',
ein Krokodil bedrängte mich,
den Übergang erhielt ich nicht.
68.
An dem Platz, an den ich mich stellte,
um von hier auf and're Seite 'rüber (zu gelangen),
hier war der Mörder [und] mein Feind,
das Krokodil, grausig anzuschau'n.
69.
"Komm!" hat es zu mir gesprochen,
"Ich komme." sprach ich dann zu ihm.
Auf seinen Kopf bin ich getreten,
hab's and're Ufer so erreicht.
70.
Nicht hab unwahr ich gesprochen,
nach meinen Worten handelt' ich.
An Wahrheit war mir niemand gleich,
das war der Wahrheit Perfektion.
[Das war] der
siebente Lebenswandel,
er des Affenkönigs.
71.
Und weiter noch, als ich da war,
der Asket, Sacca genannt,
Durch Wahrheit schützte ich die Welt,
die Menschen brachte ich zu Einigkeit.
[Das war] der achte
Lebenswandel,
der des Asketen Sacca.
72.
Und weiter noch, als ich da war,
in Magadhe ein Wachtelküken,
[grad] frisch geschlüpft [und noch ganz] schwach,
als Fleischbröckchen [lag ich] im Nest.
73.
Im Schnabel Nahrung hergebracht,
so fütterte die Mutter mich.
Aufgrund des Kontakts ich lebte,
nicht hatt' ich körperliche Kraft.
74.
Jährlich in der Zeit des Sommers,
hat sich ein Buschfeuer entfacht.
Es kam heran zu uns [ganz nah],
das Flammende, auf schwarzem Weg.
75.
Es blies und röhrte noch und noch[149],
lärmend war das große Feuer.
Nach und nach [alles] verbrennend,
das Feuer kam heran zu mir.
76.
Aus Angst vor'm Ungestüm des Feuers,
die Eltern zitterten mit mir.
Nest sie mich zurückließen,
sie retteten sich selber.
77.
Mit Füßen, Flügeln müht' ich mich[150],
doch hatt' ich keine Körperkraft.
Als ich so nicht gehen konnte,
hab' ich mir dieses überlegt:
78.
'Die zu den' ich gehen könnte,
von Furcht und Zittern befallen,
sie gingen fort, mich aufgebend.
Wie könnt' ich heute handeln?
79.
In dieser Welt gibt's Sittlichkeit,
Wahrheit, Reinheit, Mitgefühl;
Durch diese Wahrheit werd' ich tun,
die höchste Wahrheitsanrufung.'
80.
An die Kraft der Wahrheit denkend,
hab' mich erinnert früh'rer Sieger,
die Wahrheitskraft als Zuflucht [nahm],
den Wahrheitsakt bewirkte ich.
81.
"Da sind Flügel, die nicht fliegen,
da sind Füße, gehunfähig,
und die Eltern weggegangen,
o echtes Wissen[151],
kehr zurück!"
82.
Mit von mir bewirkter Wahrheit,
das große, flammend Feuer,
ließ nach auf sechzehn Hektar[152],
als wär's am Wasser angekommen,
so [verhielt sich] jenes Feuer[153].
An Wahrheit war mir niemand gleich,
das war der Wahrheit Perfektion.[154]
[Das war] der neunte
Lebenswandel,
der des Wachtelkükens.
83.
Und weiter noch, als ich da war,
ein Fischkönig im großen See,
durch Hitze[156] von der Sonnenglut,
im See das Wasser schwand dahin.
84.
Darum Krähen und die Geier,
Reiher auch und Geier-Falken[157];
verzehrten jene Tag und Nacht,
sich bei den Fischen niederlassend.
85.
Dann überlegte ich mir das,
mit Verwandten [arg] bedrückt:
'Durch welches Mittel könnt' ich wohl,
vom Leid befrei'n Verwandte?'
86.
Über'n Sinn der Sitten[158] nachgedacht,
die geseh'ne Wahrheit erkennend[159],
Gefestigt in Wahrheit befreite ich
die Verwandten von Bedrückung.
87.
Bedacht habend weises Gesetz,
höchste Wahrheit[160] überlegend,
'nen Wahrheitsakt hab ich gemacht,
der in der Welt fortbesteht:
88.
"Solang' ich mich erinnern kann,
seitdem ich bei Bewusstsein bin,
nicht bin ich mir darob bewusst,
dass ich aus freien Stücken hab',[161]
verletzt' ein einz'ges Lebewesen.
89.
Durch diese Wahrheitsworte,
lass die Regenwolke[162] regnen.
Lass es donnern, Regenwolke,
dem Krähenhort bring Untergang!
Die Krähen unterwirf durch Sorgen,
die Fisch' befrei' von Sorgen."
90.
Zeitgleich mit dem Wahrheitsakt,
die Regenwolke donnerte;
Höhen, Senken füllten sich,
in dem Moment, wo's regnete.
91.
Solcherart der Wahrheitsakt,
bewirkt durch höchste Anstrengung,
dass abregnet' die große Wolke,
Kraft der Wahrheit Glut.
An Wahrheit war mir niemand gleich,
das war der Wahrheit Perfektion.
[Das war] der zehnte
Lebenswandel,
der des Fischkönigs.
92.
Und weiter noch, als ich da war,
der Seher Kaṇhadīpāyana[164],
für mehr als fünfzig Jahre,
ich wandelte [recht] unzufrieden[165].
93.
Niemand davon etwas wusste,
von meinem unerfüllten Geist.
Auch habe ich's nicht wem erzählt.
Die Unlust wandelt' mir im Geist.
94.
Maṇḍabya, ein Mitasket,
war Freund mir, großer Seher [auch],
durch früh're Tat verbunden mir,
Gepfähltwerden erlangte er.
95.
Ihm aufgewartet habe ich,
ihn gepflegt, bis er gesund ward.
Ging fort, nachdem ich ihn gefragt,
dahin, was eig'ne Siedelei.
96.
Ein Freund von mir, Brahmane [auch],
bracht' seine Frau und Söhnlein [her];
die drei Leut' gemeinsam kamen,
trafen [hier] ein, kamen als Gäste.
97.
Grußworte mit ihnen tauschend,
sitzend in meiner Einsiedelei,
der Junge, der warf einen Ball[166],
verärgerte die gift'ge Schlange.
98.
Dann hat er den Weg des Balles
verfolgt, der [kleine] Junge;
mit der Hand, der gift'gen Schlange
Oberteil[167] berührte
er.
99.
Erzürnt von dieser Berührung,
die Schlang', Kraft ihres starken Gift's,
verärgert und in höchstem Zorn,
griff den Jungen sofort an[168].
100.
Mit dem Biss der gift'gen Schlange,
fiel der Junge auf die Erde.
Davon ward' ich sehr betroffen
um seines Leidens willen.
101.
Nachdem ich ihn besänftigte,
den Leidenden, sich Sorgenden,
macht' ich[169] zuerst jenes Versprechen[170],
der Wahrheit höchsten, besten Segen[171]:
102.
"Für sieben Tag' ich mit vertrauend Geist,
Verdienst erstrebend pflegt' den Reinheitswandel.
Danach war dies für mich der Wandel,
für fünfzig Jahre und noch mehr[172].
103.
Nur unwillig bin ich ihn gewandelt.
Durch diese Wahrheit werde Heil![173]
Das Gift sei vernichtet!
Leben soll der Yaññadatta[174]!"
104.
Durch Wahrheit(-sakt),
von mir gewirkt,
der von Giftes Kraft Getroff'ne,
nachdem erwacht, erhob er sich,
gesund Brahmanenknabe war.
An Wahrheit war mir niemand gleich,
das war der Wahrheit Perfektion.
[Das war] der elfte
Lebenswandel,
der des Kaṇhadīpāyana.
105.
Und weiter noch, als ich da war,
der Erdenherrscher Sutasoma,
gefangen von 'nem Menschenfresser,
erinnert' mich an Brahman'versprechen.
106.
Einhundert Kriegeradlige,
an Handflächen aufgefädelt,
solcherart getrocknet habend,
als Opfergabe bracht' er mir.
107.
Der Menschenfresser fragte mich:
"Warum fragst du nach Freilassung?
Wunschentsprechend werd' ich sie behandeln,
wenn du zu mir wiederkommst."
108.
Nachdem ich ihm versprochen hab',
auf eig'nen Fersen anzukomm',
die lieblich' Stadt erreicht habend,
das Fürstentum ich übergab.
109.
Erinnert an der Weisen Lehre,
gepflegt von früh'ren Siegern [auch],
Besitztum dem Brahman' gegeben,
ging ich zurück zum Menschenfresser.
110.
Nicht war ich in Ungewissheit,
ob er mich tötet oder nicht.
Um den Wahrheitsspruch zu schützen,
das Leben opfernd, ging ich hin.
An Wahrheit war mir niemand gleich,
das war der Wahrheit Perfektion.
[Das war] der zwölfte
Lebenswandel,
der des Sutasoma.
111.
Als ich einst Sāma
war im Wald,
durch Sakka(-s Wunderkraft) erzeugt[178],
im Dickicht Löwen, Tiger auch,
zu Wohlwollen[179] ich brachte hin.
112.
Löwen, Tiger, Leoparden,
unter deren Augen[180];
von Büffeln
und Fleckwild[181],
Wildschweinebern,
umgeben, lebte ich im Wald.
113.
Nicht erschrak sich jemand wegen mir,
noch fürcht' ich mich vor irgendwem;
gefestigt Kraft des Wohlwollens,
erfreut' ich mich im Walde dort.
[Das war] der
dreizehnte Lebenswandel,
der des Gold-Sāma.
114.
Und weiter noch, als ich da war,
der Ekarāja[183] Genannte,
höchster Tugend hingegeben[184],
beherrschte[185] ich das Erdenreich.
115.
Die zehn Arten heilsam Wirkens,
die pflegte ich vollständig.
Die vier Faktor'n des Unterstützens,
ich förderte bei vielen Leuten.
116.
Auf diese Weise unablässig,
für diese und die nächste Welt,
war Dabbasena angekomm',
hat mir genommen meine Stadt.
117.
Königstreue und Kleinstädter,
mitsamt Armee und mit dem Volk,
als alles in die Händ bekam,
vergrub er mich in einem Loch.
118.
Den Kreis der Reichsminister,
meine blühend' inneren Gemächer[186],
geplündert habend, er ergriff
den lieben Sohn auch, sah ich.[187]
Keiner gleicht in Wohlwoll'n mir,
das war mir Perfektion der Güte.
[Das war] der
vierzehnte Lebenswandel, der des Ekarāja.
119.
Auf Leichenfeld ich legt' mich hin,
nahm ein Skelett mir zum Vergleich[190].
Eine Dörflergruppe[191] kam heran,
zeigt' ungehöriges Benehmen.
120.
And're haben Duftkränze,
Speisen mannigfach und reichlich,
als Gaben dargeboten mir,
freudig erregt, bestürzt im Geist.
121.
Wenn sie mir Leid'ges dargeboten,
und wenn sie Freudiges mir gaben,
zu allen war ich unparteiisch,
Güte, Zorn war'n nicht vorhanden.
122.
Freud und Leid war'n ausbalanciert,
[bezüglich] Ruhm und Nichtruhm.
In allem war ich unparteiisch,
das war mir Gleichmut's Perfektion.
[Das war] der
fünfzehnte Lebenswandel, der vom großen
Haaresträuben.
[Das war] der dritte
Abschnitt,der mit Yudhañjaya
begann.
Yudhañjaya, Somanassa,
Ayoghara, Lotosstängel,
Soṇa und Ānanda[192],
stummer Krüppel[193],
Affenfürst und Sacca Genannter.
Der Wachtel- und der Fischkönig,
der Seher Kaṇhadīpāyana,
Sutasoma früher war ich,
Sāma und auch Ekarāja.
Das war Vollkommenheit im Gleichmut,
so die großen Weisen sprachen.
So mancherlei des Leidhaften,
des Glückhaften mancherlei auch,
von Dasein zu Dasein erfahren habend,
erlangt' ich vollständig' Erwachen.
Gegeben, was an Gaben war zu geben,
vollständig erfüllt die Tugend,
gegangen zur Vollkommenheit des Aufgebens,
erlangt' ich vollständig' Erwachen.
Die Weisen ausgefragt habend,
entwickelt habend höchste Tatkraft,
gegangen zur Gedulds-Vollkommenheit,
erlangt' ich vollständig' Erwachen.
Entschlossenheit gest gegründet habend,
beschützt die wahre Rede,
gegangen zur Vollkommenheit der Güte,
erlangt' ich vollständig' Erwachen.
Erhalt und Nichterhalt
Ruhm und Nichtruhm,
Ehrungen und Missachtung –
in allem war ich unparteiisch,
erlangt' ich vollständig' Erwachen.
Trägheit[195] geseh'n als Schrecken,
als Frieden das Bemüh'n um Tatkraft,
entschlossen bei der Tatkraft sein,
das ist der Buddhas Anweisung[196].
Spaltung geseh'n als Schrecken,
doch Einigkeit geseh'n als Frieden,
vereint und freundlich sein,
das ist der Buddhas Anweisung.
Lässigkeit geseh'n als Schrecken,
Nichtnachlässigsein als Frieden,
den achtspurig' Weg entfalten,
das ist der Buddhas Anweisung.
Auf diese Weise hat wohl der Erhabene seine eigenen früheren
(Lebens-)Wandel dargestellt, "die Buddha-Großtaten" genannt, vollbrachte [so]
die Erörterung (über einen bestimmten Aspekt) der Lehre.[197]
Die Sammlung der Lebenswandel ist beendet.