Welche Beziehung haben die Buddhisten zu Gott?
Ich habe da mal eine Frage. Welche Beziehung haben die Buddhisten zu Gott? Also,
zu ihrem Gott. Da drängt sich dann allerdings auch wieder die Frage auf, ist
Buddha ihr Gott oder gibt es keinen vergleichbaren Gott im Buddhismus wie im
Christentum oder anderen Religionen. Muss man dann vielleicht auch noch zwischen
Mahayana und Hinayana unterscheiden?
Es wäre sehr dringend, da ich und eine Freundin uns schon eingehend mit dem
Buddhismus beschäftigt haben, da wir ein Referat darüber halten müssen und
auch schon ein Ergebnis erzielt haben. Allerdings würden wir gerne wissen ob wir
das so auch richtig rausgearbeitet haben. Es wäre also wirklich nett, wenn sie
mir so schnell wie möglich antworten könnten. Vielen Dank schon mal im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Katrin
Liebe Katrin,
Buddha ist kein Gott! Er war ein Mensch wie Du und Ich, allerdings von dem
Verlangen angetrieben, herauszufinden, was es mit diesem Leben so auf sich hat,
und um einen Ausweg zu finden aus dieser Misere, die dieses Leben so mit sich
bringt.
Und es ist ihm nach langjähriger Suche auch gelungen, den Ausweg, die Erlösung,
das Nibbana zu finden.
Gott, oder Brahma, wie er im Buddhismus und Hinduismus genannt wird, kommt
häufig in den buddhistischen Schriften vor. Buddha selbst hat des Öfteren mit
dem großen Brahma und auch mit anderen Göttern verkehrt, wie in vielen Sutten
überliefert ist, z.B. D.11, D.21, D.23, M.90, M.120, etc.
Es wird auch erwähnt, dass Buddha selbst in seinen früheren Leben bereits
viermal der große Brahma war (siehe Itivuttaka). Im Majjhima Nikaya 49 ist überliefert, dass
Buddha weit über dem Brahma steht.
Gott, und auch die anderen Götter haben, wie wir Menschen, nur ein begrenztes
Dasein und sind dem Untergang, dem Tode unterworfen. Wenn auch ihre Lebensdauer
ein vielfaches unserer Lebenszeit beträgt.
Im Aṅguttara Nikāya A.III.117 und A.III.71 ist nachzulesen, wie lange die
Lebensdauer der verschiedenen Götter beträgt.
Die Verehrung Gottes hat Buddha nicht gelehrt, er hat sogar
Sāriputta, der einem hinduistischen Priester, einem Brahmanen, lehrte, wie man
Gott werden kann, den Vorwurf gemacht (in M.97), dass er ihm nur das vergängliche Gottes-Dasein lehrte und nicht das
Unvergängliche Nibbāna. Auch an anderer
Stelle erwähnt Buddha, dass das Streben zur Gotteswerdung minderwertig ist (D.33).
Die Tempel mit den Buddha Statuen sind erst viele
Jahrhunderte später entstanden sowie auch der Mahayana Buddhismus. Die Buddha-Statue ist ein Symbol für den großen Lehrer, der diese gewaltige Erlösungslehre
verkündet und offenbart hat. Man geht in den Tempel und verbeugt sich dreimal:
für den Buddha, seiner Lehre und der Jüngergemeinde. Vielfach konnte das Wissen
um die Lehre mit der Verehrung des Buddha nicht Schritthalten und es ist nur
noch die Verehrung übrig geblieben.
Es geht bei der Lehre Buddhas
(Theravada) um die Befreiung aus dem Samsara, dem Geburtenkreislauf. Diese Befreiung,
Erlösung oder Heiligkeit kann nur durch Geistesentwicklung, d.h Achtsamkeitsschulung, erreicht werden.
Wie unser Geist entwickelt, geschult, trainiert werden muss, ist an vielen
Stellen im Pali-Kanon beschrieben (z.B. D.22).
Es geht in erster Linie darum sich von allen Dingen
loszulösen, materiell und geistig, und um (Vipassana-)
Meditation (Geistestraining).
Das soll aber jetzt nicht heißen, dass man nicht zu Gott,
zu Göttern, zu Schutzgeistern, zu Schutzengeln, etc. beten soll. Buddha hat es
nicht gelehrt, weil ein Gebet ein Wünschen ist und mit Anhaften verbunden ist.
Jedes Anhaften erzeugt wieder Energie für zukünftige Wiedergeburt und
zukünftiges Leiden.
Aber so einfach und so schnell, vielleicht mit ein paar
Vipassanā Kursen ist die Erlösung oder die Heiligkeit nicht zu erreichen. Es
ist ein langer und mühseliger Weg. Ein gieriger, geiziger, starrer oder zorniger
Geist ist nicht in ein paar Tagen zu bändigen, es ist eine Lebensaufgabe. Wenn wir auf diesem Weg in Gefahr
geraten, ist sicherlich ein Gebet angebracht und kann uns auch helfen.
- Wolfgang
- Chiangmai