Digha Nikaya

1. Der Teil über Moral

2. Der Große Teil

3. Der Teil des Patika

Vorwort

Digha Nikāya - Die Längere Sammlung

23. Pāyāsirājañña Sutta, Pāyāsi - (Pali)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit wanderte der ehrwürdige Kumārakassapo im Lande Kosalo von Ort zu Ort und kam, von vielen Mönchen begleitet, mit einer Schar von etwa fünfhundert Mönchen, gegen Setavyā, wie eine Burgstadt der Kosaler geheißen, da zog er hin.

Bei Setavyā weilte nun der ehrwürdige Kumārakassapo, nördlich der Burg, im Roseneichwalde (*129).

Um diese Zeit aber lebte Pāyāsi der Kriegerfürst zu Setavyā, das, gar heiter anzuschauen, mit Weide-, Wald- und Wasserplätzen, mit Kornkammern, mit königlichem Reichtum begabt, von König Pasenadi von Kosalo als Königsgabe den Priestern zu eigen gegeben war (*130).

Da hatte denn damals Pāyāsi der Kriegerfürst eine solche verderbliche Meinung gefaßt, so zwar: <Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.>

Es kam nun den priesterlichen Hausvätern in Setavyā zu Ohren: 'Ein Asket, und zwar der würdige Kumārakassapo, ein Jünger des Asketen Gotamo, wandert im Lande Kosalo von Ort zu Ort und ist, von vielen Mönchen begleitet, mit einer Schar von etwa fünfhundert Mönchen, bei Setavyā angekommen, weilt bei der Stadt, nördlich der Burg, im Roseneichwalde. Diesem würdigen Kumārakassapo geht aber allenthalben der frohe Ruhmesruf voran: <Gelehrt ist er und weise und tiefsinnig, er hat viel erfahren, ist wohlberedt und weiß was frommt, ist alt und ehrwürdig. Glücklich wer da nun solche Heilige sehn kann!>' Da zogen denn die priesterlichen Hausväter von Setavyā aus der Stadt hinaus, zahlreich, in Scharen zusammengekommen, nach Norden gewandt schritten sie hin, auf dem Wege zum Roseneichwald. Nun hatte gerade damals Pāyāsi der Kriegerfürst oben auf der Zinne seines Palastes Tagesrast genommen, als er sah, wie die priesterlichen Hausväter von Setavyā aus der Stadt hinauszogen, zahlreich, in Scharen zusammengekommen, nach Norden gewandt hinschritten, auf dem Wege zum Roseneichwald. Bei diesem Anblick wandte er sich an seinen Torwart:

«Was gehn nur, lieber Torwart, die priesterlichen Hausväter von Setavyā aus der Stadt hinaus, zahlreich, in Scharen zusammengekommen, nach Norden gewandt, zum Roseneichwald dorthin?»

«Es ist, Herr, der Asket Kumārakassapo, ein Jünger des Asketen Gotamo, der im Lande Kosalo von Ort zu Ort wandert, von vielen Mönchen begleitet, mit einer Schar von etwa fünfhundert Mönchen, bei Setavyā angekommen, weilt in der Nähe der Stadt, nördlich der Burg, im Roseneichwalde. Diesem würdigen Kumārakassapo geht aber allenthalben der frohe Ruhmesruf voran: 'Gelehrt ist er und weise und tiefsinnig, er hat viel erfahren, ist wohlberedt und weiß was frommt, ist alt und ehrwürdig. Glücklich wer da nun solche Heilige sehn kann!' Diesen werden sie, den würdigen Kumārakassapo, besuchen gehn.»

«So geh' nur, lieber Torwart, zu jenen priesterlichen Hausvätern hin und sprich also zu ihnen: <Pāyāsi, ihr Herren, der Kriegerfürst, läßt sagen, es möchten die Herren etwas warten: auch Pāyāsi der Kriegerfürst will sich dem Besuche beim Asketen Kumārakassapo anschließen.> Bevor der Asket Kumārakassapo unsere priesterlichen Hausväter, törichte, ungebildete Leute, unterweisen, etwa sagen wird: 'Es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke', sage ich, lieber Torwart, daß es eben kein Jenseits gibt, keine geistige Geburt, keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Schön, Herr!» entgegnete da gehorsam der Torwart Pāyāsi dem Kriegerfürsten. Dann begab er sich zu den priesterlichen Hausleuten von Setavyā hin und sprach also zu ihnen:

«Pāyāsi, ihr Herren, der Kriegerfürst, läßt sagen, es möchten die Herren etwas warten: auch Pāyāsi der Kriegerfürst will sich dem Besuche beim Asketen Kumārakassapo anschließen.»

Da ist denn nun Pāyāsi der Kriegerfürst, umgeben von den priesterlichen Hausvätern aus Setavyā, nach dem Roseneichwalde, wo sich der ehrwürdige Kumārakassapo aufhielt, hingezogen. Dort angelangt hat er mit dem ehrwürdigen Kumārakassapo höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte gewechselt und dann beiseite Platz genommen. Von den priesterlichen Hausvätern aus Setavyā aber verneigten sich einige vor dem ehrwürdigen Kumārakassapo und setzten sich zur Seite nieder, andere tauschten höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem ehrwürdigen Kumārakassapo und nahmen beiseite Platz, einige wieder falteten die Hände gegen den ehrwürdigen Kumārakassapo und saßen dann seitwärts, andere wieder gaben Namen und Stand zu erkennen und setzten sich beiseite hin, und wieder andere setzten sich still zur Seite nieder. - Zur Seite sitzend wandte sich nun Pāyāsi der Kriegerfürst an den ehrwürdigen Kumārakassapo und sagte:

«Ich also, verehrter Kassapo, habe diesen Glauben, diese Ansicht, und zwar: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wohl hab' ich schon, Kriegerfürst, dergleichen gesehen, dergleichen gehört; aber wie kann man nur solches vermeinen, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke'? Da will ich denn, Kriegerfürst, hier eben an dich eine Frage richten: wie es dir gutdünkt magst du sie beantworten. Was meinst du wohl, Kriegerfürst: Mond und Sonne da, sind die in dieser Welt oder in jener, sind das Götter oder Menschen?»

«Mond und Sonne da, o Kassapo, sind in jener Welt, nicht in dieser, das sind Götter, keine Menschen.»

«Schon das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Gibt es aber, Kriegerfürst, einen Umstand, der dich zu der Meinung veranlaßt: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke?»

«Es gibt, o Kassapo, einen Umstand, der mich zu der Meinung veranlaßt: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da hab' ich, o Kassapo, Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern, die bringen Lebendiges um, nehmen Nichtgegebenes, begehen Ausschweifung, sagen Lüge, verleumden, zanken und schwätzen, sind voller Gier, gehässigen Sinnes, verblendet. Da sind welche eines Tages krank geworden, siech, schwer leidend. Als ich nun erfahren hatte: 'Die werden nicht mehr von dieser Krankheit aufstehen', bin ich zu ihnen gegangen und habe gesagt: <Es gibt, ihr Lieben, manche Asketen und Priester, die da meinen und glauben: 'Leute, die Lebendiges umgebracht, Nichtgegebenes genommen, Ausschweifung begangen, gelogen und verleumdet haben, Zänker und Schwätzer, voller Gier, gehässigen Sinnes, verblendet gewesen sind, die geraten bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf üble Fährte, zur Tiefe hinab, zur Einkehr in höllische Welt.' Ihr Lieben seid aber so gewesen. Wenn das Wort jener Asketen und Priester wahr ist, werdet ihr Lieben bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, dahin gelangen. Wenn ihr Lieben bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, wirklich abwärts geraten seid, auf üble Fährte, zur Tiefe hinab, zur Einkehr in höllische Welt, dann bitte kommt doch zurück und meldet es mir, so zwar: 'Es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser werke.' Ihr Lieben seid mir ja vertrauenswürdig, glaubwürdig: was ihr Lieben gesehn habt ist als ob ich selbst es gesehn hätte, so soll es mir gelten.> Mit dem Worte 'Gewiß' haben sie es mir zugesagt, sind aber nicht zu melden gekommen und haben auch keinen Boten gesandt. Das aber ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Da will ich denn, Kriegerfürst, eben wiederum an dich eine Frage richten: wie es dir gutdünkt magst du sie beantworten. Was meinst du wohl, Kriegerfürst: es sei da von deinen Leuten ein Räuber, ein Verbrecher ergriffen und vorgeführt worden: <Hier, o Herr, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!> Denen würdest du wohl sagen: <Wohlan denn, ihr Leute, ihr sollt diesen Mann mit starkem Stricke, die Hände nach hinten straffaufgebunden, fesseln, den Schädel ihm kahl scheren, unter schrillem Trommelgewirbel von Straße zu Straße, von Platz zu Platz vor euch hertreiben, durch das südliche Tor hinausführen und gegen Süden der Stadt auf der Richtstätte ihm das Haupt abschlagen.> Mit dem Worte 'Sehr wohl' würden sie dir zusagen, jenen Mann mit starkem Stricke, die Hände nach hinten straffaufgebunden, fesseln, den Schädel ihm kahl scheren, unter schrillem Trommelgewirbel von Straße zu Straße, von Platz zu Platz vor sich hertreiben, durch das südliche Tor hinausführen und gegen Süden der Stadt auf der Richtstätte ihn niederknien heißen. Würde da nun der Räuber bei den Henkersknechten Gehör finden: <Wartet doch ein Weilchen, liebe Henkersknechte, dort in dem Dorfe, dort in der Stadt hab' ich Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern: bis ich es denen angezeigt habe, dann kehr' ich zurück>: oder würden ihm, während er eben noch stammelte, die Henkersknechte das Haupt abschlagen?»

«Nicht doch würde, o Kassapo, der Räuber da bei den Henkersknechten Gehör finden: <Wartet doch ein Weilchen, liebe Henkersknechte, dort in dem Dorfe, dort in der Stadt hab' ich Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern: bis ich es denen angezeigt habe, dann kehr' ich zurück>: sondern während er eben noch stammelte, schlügen ihm die Henkersknechte das Haupt ab.»

«So kann denn, Kriegerfürst, so ein Räuber als Mensch bei menschlichen Henkersknechten kein Gehör finden: wie sollten da erst deine Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern als Mörder und Diebe, Wüstlinge, Lügner, Verleumder, Zänker und Schwätzer, voller Gier, Haß und Verblendung, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf üble Fährte, zur Tiefe hinab, zur Einkehr in höllische Welt, bei den Höllenwächtern Gehör finden: <Wartet doch ein Weilchen, liebe Höllenwächter, bis wir Pāyāsi dem Kriegerfürsten die Meldung gebracht haben, so zwar: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.> Schon das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da hab' ich, o Kassapo, Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern, die hüten sich Lebendiges umzubringen, hüten sich Nichtgegebenes zu nehmen, begehen keine Ausschweifung, sagen keine Lüge, verleumden, zanken und schwätzen nicht, sind ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt. Da sind welche eines Tages krank geworden, siech, schwer leidend. Als ich nun erfahren hatte: 'Die werden nicht mehr von dieser Krankheit aufstehn', bin ich zu ihnen gegangen und habe gesagt: <Es gibt, ihr Lieben, manche Asketen und Priester, die da meinen und glauben: 'Leute, die kein Lebendiges umbringen, nichts ungegeben nehmen, keine Ausschweifung begehen, keine Lüge sagen, nicht verleumden, zanken und schwätzen, ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt sind, die gelangen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt.' Ihr Lieben seid aber so gewesen. Wenn das Wort jener Asketen und Priester wahr ist, werdet ihr Lieben bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, dahin gelangen. Wenn ihr Lieben bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, wirklich auf gute Fährte geraten seid, zur Einkehr in himmlische Welt, dann bitte kommt doch zurück und meldet es mir, so zwar: 'Es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke'. Ihr Lieben seid mir ja vertrauenswürdig, glaubwürdig: was ihr Lieben gesehen habt ist als ob ich selbst es gesehen hätte, so soll es mir gelten.> Mit dem Worte 'Gewiß' haben sie es mir zugesagt, sind aber nicht zu melden gekommen und haben auch keinen Boten gesandt. Das aber ist, o Kassapo, noch ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wohlan denn, Kriegerfürst, da will ich dir ein Gleichnis geben: auch durch Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn einer Rede klar. Gleichwie etwa, Kriegerfürst, als ob ein Mann in einen Pfuhl voll Jauche bis über den Kopf eingetaucht wäre; du aber würdest deinen Leuten befehlen: <Rasch hin, ihr Lieben, und zieht den Mann aus dem Jauchepfuhl heraus!> <Sogleich>, sagten dir diese und zögen ihn empor. Und nun gäbst du den Auftrag: <Flugs, ihr Lieben, wascht den Schmutz vom Leibe dieses Mannes mit Bambusbast fein säuberlich ab!> - <Sogleich>, sagten dir diese und wüschen ihn fein säuberlich ab. Du aber sprächst weiter: <Jetzt, ihr Lieben, reibt den Leib dieses Mannes mit weißer Lehmsalbe, dreimal wohlaufgesalbt, ein! - <Sogleich>, sagten dir diese und rieben ihn dreimal wohlaufgesalbt ein. Dann aber wünschtest du: <Nun sollt ihr Lieben den Mann mit Öl bestreichen und alsbald mit feinem Sandelpulver dreimal wohlabstäuben.> Das wäre geschehen, und nun sagtest du: <Weiter, ihr Lieben, jetzt macht diesem Manne Haar und Bart zurecht.> Und sie machten ihm Haar und Bart zurecht. Hierauf gäbest du Befehl <Wohlan denn, ihr Lieben, bringt diesem Manne prächtige Blumen, köstliche Riechsalze, reiche Gewänder herbei.> Das würde herbeigeschafft, und du sagtest nun: <Jetzt aber, ihr Lieben, sollt ihr den Mann in den Palast geleiten und mit den fünf Wunschgenüssen versehn.> So würde er denn in den Palast geleitet und mit den fünf Wunschgenüssen versehen. Was meinst du wohl, Kriegerfürst: möchte da etwa diesem Manne, der wohlgebadet, wohlgesalbt, mit gepflegtem Haar und Barte, geschmückt mit einem Juwelenreif, in weiße Gewänder gehüllt, oben auf der Zinne des Palastes ruht, von den fünf Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient, noch einmal in jenen Pfuhl voll Jauche unterzutauchen der Wunsch ankommen?»

«Gewiß nicht, o Kassapo!»

«Und warum nicht?»

«Unrein, o Kassapo, ist ein Pfuhl voll Jauche, gar unrein und als unrein bekannt, übelriechend und als übelriechend bekannt, ekelhaft und als ekelhaft bekannt, abscheulich und als abscheulich bekannt.»

«Ebenso nun auch, Kriegerfürst, sind die Menschen den Göttern gar unrein und als unrein bekannt, übelriechend und als übelriechend bekannt, ekelhaft und als ekelhaft bekannt, abscheulich und als abscheulich bekannt. Hundert Meilen weit, Kriegerfürst, treibt Menschengeruch die Götter hinweg: wie sollten da noch deine Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern, als keine Mörder und Diebe, keine Wüstlinge, Lügner, Verleumder, keine Zänker und Schwätzer, die ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in himmlische Welt empor gelangt sind, mit einer Meldung zu dir herankommen, so zwar: 'Es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke (*131).' Auch das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da hab' ich, o Kassapo, Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern, die hüten sich Lebendiges umzubringen, hüten sich Nichtgegebenes zu nehmen, begehen keine Ausschweifung, sagen keine Lüge, haben berauschende und berückende Getränke, betäubende und betörende Mittel meiden gelernt. Da sind welche eines Tages krank geworden, siech, schwer leidend. Als ich nun erfahren hatte: 'Die werden nicht mehr von dieser Krankheit aufstehen, bin ich zu ihnen gegangen und habe gesagt: <Es gibt, ihr Lieben, manche Asketen und Priester, die da meinen und glauben: 'Leute, die kein Lebendiges umbringen, nichts ungegeben nehmen, keine Ausschweifung begehen, keine Lüge sagen, berauschende und berückende Getränke, betäubende und betörende Mittel zu meiden wissen, die gelangen bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig.' Ihr Lieben seid aber so gewesen. Wenn das Wort jener Asketen und Priester wahr ist, werdet ihr Lieben bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode dahin gelangen. Wenn ihr Lieben bei der Auflösung des Körpers nach dem Tode wirklich auf gute Fährte geraten seid, zur Einkehr in himmlische Welt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig, dann bitte kommt doch zurück und meldet es mir, so zwar: 'Es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.' Ihr Lieben seid mir ja vertrauenswürdig, glaubwürdig: was ihr Lieben gesehen habt, ist als ob ich selbst es gesehen hätte, so soll es mir gelten.> Mit dem Worte 'Gewiß' haben sie es mir zugesagt, sind aber nicht zu melden gekommen und haben auch keinen Boten gesandt. Das ist aber, Kassapo, noch ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wohlan denn, Kriegerfürst, so will ich eben wiederum eine Frage an dich stellen: wie es dir gutdünkt magst du sie beantworten. Was da, Kriegerfürst, bei den Menschen ein Jahrhundert ist, das ist bei den Dreiunddreißig Göttern eine Tagnacht. Dreißig solcher Nächte sind ein Monat, zwölf solcher Monate sind ein Jahr, solcher Jahre ein himmlisches Jahrtausend ist der Dreiunddreißig Götter Lebensdauer. Die nun deine Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern waren, die kein Lebendiges umgebracht, nichts ungegeben genommen, keine Ausschweifung begangen, keine Lüge gesagt hatten, berauschende und berückende Getränke, betäubende und betörende Mittel zu meiden wußten, die sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in himmlische Welt emporgelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig. Wenn nun diese etwa gedächten: 'Nachdem wir da zwei oder drei Tage mit den himmlischen fünf Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient verbracht haben werden, wollen wir alsbald Pāyāsi dem Kriegerfürsten Bericht erstatten, so zwar: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke': könnten wohl die zu dir herankommen und es melden?»

«Freilich nicht, o Kassapo: denn wir würden ja, o Kassapo, lange schon verstorben sein (*132). - Wer aber hat das dem verehrten Kassapo erzählt: 'Es gibt Götter der Dreiunddreißig' oder 'So lange leben die Götter der Dreiunddreißig'? Wir glauben das dem verehrten Kassapo nicht, daß es Götter der Dreiunddreißig gebe, oder daß sie so lange leben.»

«Gleichwie etwa, Kriegerfürst, wenn da ein Blindgeborener wäre: der sähe keine schwarzen und keine weißen Gegenstände, keine blauen und keine gelben, keine roten und keine grünen, er sähe nicht was gleich und was ungleich ist, sähe keine Sterne und nicht Mond und nicht Sonne. Und er spräche also: <Es gibt nichts Schwarzes und Weißes, es gibt keinen, der Schwarzes und Weißes sähe; es gibt nichts Blaues und Gelbes, es gibt keinen, der Blaues und Gelbes sähe; es gibt nichts Rotes und Grünes, es gibt keinen, der Rotes und Grünes sähe; es gibt nichts Gleiches und Ungleiches, es gibt keinen, der Gleiches und Ungleiches sähe; es gibt keine Sterne, es gibt keinen, der Sterne sähe; es gibt weder Mond noch Sonne, es gibt keinen, der Mond und Sonne sähe. Ich selber weiß nichts davon, ich selber seh' nichts davon: darum ist es nicht.> Würde der wohl, Kriegerfürst, also redend recht aussagen?»

«Keineswegs, o Kassapo: es gibt Schwarzes und Weißes, und man sieht es; es gibt Blaues und Gelbes, und man sieht es; es gibt Rotes und Grünes, und man sieht es; es gibt Gleiches und Ungleiches, und man sieht es; es gibt Sterne und Mond und Sonne, und man sieht sie. <Ich selber weiß nichts davon, ich selber seh' nichts davon, darum ist es nicht>: also redend, o Kassapo, würde jener Mann gewiß nicht recht aussagen.»

«Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, einem Blindgeborenen zu gleichen, der du also da gesprochen hast: 'Wer aber hat das dem verehrten Kassapo erzählt: <Es gibt Götter der Dreiunddreißig> oder <So lange leben die Götter der Dreiunddreißig>? Wir glauben das dem verehrten Kassapo nicht, daß es Götter der Dreiunddreißig gebe, oder daß sie so lange leben.' Es ist, Kriegerfürst, das Jenseits nicht so zu betrachten wie du es vermeinst, mit diesem fleischlichen Auge. Die da, Kriegerfürst, als Asketen und Priester im Walde an abgelegenen Orten ein einsames Leben führen, die können dort, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste verweilend, das himmlische Auge sich läutern lassen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, erblicken sie so diese Welt wie auch jene und die geistig Geborenen. So aber, Kriegerfürst, ist das Jenseits zu betrachten, und nicht eben wie du es vermeinst, mit diesem fleischlichen Auge. Auch das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da hab' ich, o Kassapo, Asketen und Priester gesehen, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben, die zu leben begehren, nicht sterben wollen, die Wohlsein wünschen und Wehe verabscheuen. Da hab' ich mir nun, o Kassapo, gedacht: <Wenn diese verehrten Asketen und Priester, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben, etwa wüßten: 'Von hier abgeschieden wird es uns besser gehn', so würden sie da jetzt entweder Gift nehmen, oder zur Waffe greifen, oder den Tod durch Erhängen suchen, oder von einem Felsen sich herabstürzen. Weil nun aber diese verehrten Asketen und Priester, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben, dergleichen nicht wissen: 'Von hier abgeschieden wird es uns besser gehn', darum begehren sie zu leben, wollen nicht sterben, wünschen Wohlsein und verabscheuen Wehe, bringen sich nicht um.> Auch das ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«So will ich denn wieder, Kriegerfürst, ein Gleichnis dir geben: eben durch ein Gleichnis wird da manchem verständigen Manne der Sinn des Gespräches klar. Es war einmal, Kriegerfürst, ein Priester, der hatte zwei Frauen. Die eine hatte einen Sohn, der war ungefähr zehn oder zwölf Jahre alt, die andere war schwanger, kurz vor dem Gebären, als da jener Priester starb. Da hat nun der Knabe dort zur Mitfrau seiner Mutter also gesprochen: <Was da, Verehrte, an Geld und Gut, an Silber und Gold vorhanden ist, das alles gehört mir, dir gehört gar nichts: vom Vater kommt es mir zu, Verehrte, gib die Erbschaft heraus!> Also angesprochen hat jene Priesterfrau zu dem Knaben dort gesagt: <Warte solange, mein Lieber, bis ich geboren habe: wenn es ein Knäblein sein wird, dann muß auch der seinen Teil haben; wenn es aber ein Mägdelein ist, dann wird auch sie dir zufallen.> Aber ein zweites Mal, und ein drittes Mal sprach nun jener Knabe dort also zur Mitfrau seiner Mutter: <Was da, Verehrte, an Geld und Gut, an Silber und Gold vorhanden ist, das alles gehört mir, dir gehört gar nichts: vom Vater kommt es mir zu, Verehrte, gib die Erbschaft heraus!> Da hat denn jene Priesterfrau ein Messer genommen, in das innere Gemach sich zurückgezogen und sich den Bauch aufgeschlitzt: <Ich will doch wissen, ob es ein Knabe oder ein Mädchen ist>, und hat so ihr eigenes Leben und ihre Leibesfrucht und den Anteil verloren, ist wie eine Törin und Unsinnige in Verderben geraten, aus ungehöriger Neugier nach der Erbschaft. Ebenso nun auch, Kriegerfürst, könntest du töricht und unsinnig in Verderben geraten, aus ungehöriger Neugier nach dem Jenseits, gleichwie jene Priesterfrau töricht und unsinnig in Verderben geraten war, aus ungehöriger Neugier nach der Erbschaft. Es treiben da, Kriegerfürst, Asketen und Priester, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben, das Unreife nicht hervor, warten vielmehr die Reife ab, als Weise. Es brauchen, Kriegerfürst, Asketen und Priester, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben, das Leben. Je mehr und mehr, Kriegerfürst, Asketen und Priester, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben, eine geraume, lange Zeit hindurch bestehen, desto mehr und mehr machen sie sich hochverdient: denn sie wandeln vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Mitleid zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen (*133). Auch das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da haben, o Kassapo, meine Leute, einen Räuber, einen Verbrecher ergriffen und mir vorgeführt: <Hier, o Herr, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!> Und ich habe gesagt: <Wohlan, denn, ihr Leute, ihr sollt den Mann noch lebendig in eine Kufe setzen, diese mit dem Deckel verschließen, mit feuchten Fellen überziehen, eine dicke Lehmschicht auftragen und dann in den Backofen einlegen und Feuer anmachen.> So geschah es. Als wir nun wußten <Der Mann ist tot>, wurde die Kufe hervorgeholt, aufgeschlagen, der Deckel entfernt, und wir sahen behutsam hinein, ob wir wohl den entweichenden Lebensgeist wahrzunehmen vermöchten: aber wir haben keinen entweichenden Lebensgeist bemerkt. Auch das ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«So darf ich wohl, Kriegerfürst, eben wieder eine Frage an dich richten: wie es dir gutdünkt magst du sie beantworten. Vielleicht hast du einmal, Kriegerfürst, nachmittags zu schlummern gepflegt und ein Traumbild gesehen, einen schönen Garten, einen freundlichen Hain, eine heitere Landschaft, einen lichten See?»

«Freilich, o Kassapo, hab' ich schon nachmittags zu schlummern gepflegt und ein Traumbild gesehen, einen schönen Garten, einen freundlichen Hain, eine heitere Landschaft, einen lichten See.»

«Behüten dich um diese Zeit Hofnarren und Hofzwerge, Fächelfrauen und Fräulein?»

«Gewiß, o Kassapo, behüten mich um diese Zeit Hofnarren und Hofzwerge, Fächelfrauen und Fräulein.»

«Und sehn die nun wohl deinen Lebensgeist, wie er eintritt und austritt?»

«Das wohl nicht, o Kassapo.»

«Die können also, Kriegerfürst, wo du lebst und sie leben, deinen Lebensgeist nicht sehn, wie er eintritt und austritt: wie solltest erst du bei einem Toten den Lebensgeist eintreten und entweichen sehn! Auch das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da haben, o Kassapo, meine Leute einen Räuber, einen Verbrecher ergriffen und mir vorgeführt: <Hier, o Herr, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!> Und ich habe gesagt: <Wohlan denn, ihr Leute, ihr sollt den Mann noch lebendig auf einer Waage wägen, hierauf mit einem Strange erdrosseln, und ihn dann noch einmal genau abwägen.> So geschah es. Solange er lebte, war er da leichter, geschmeidiger, biegsamer gewesen: dann aber tot, war er schwerer, starrer und steifer geworden. Auch das ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Gestatte denn, Kriegerfürst, daß ich wieder ein Gleichnis dir gebe: auch durch Vergleichung wird ja manchem verständigen Manne der Sinn einer Unterredung begreiflich gemacht. Gleichwie etwa, Kriegerfürst, wenn ein Mann eine tagsüber im Feuer glühende Eisenkugel, eine sprühende, flammende, flackernde, auf einer Waage abwöge, und sie dann später, als erkaltet, erloschen, wiederum auf die Waage brächte; wann wäre da wohl die Eisenkugel leichter, geschmeidiger, biegsamer: solange sie sprühend, flammend und flackernd ist, oder als erkaltet und erloschen?»

«Wenn da, o Kassapo, die Eisenkugel mit Hitze verbunden, mit Luft verbunden, sprühend, flammend und flackernd ist, dann ist sie leichter, geschmeidiger, biegsamer; wenn aber die Eisenkugel nicht mehr mit Hitze und Luft verbunden, erkaltet, erloschen ist, dann ist sie schwerer geworden, starrer und steifer.»

«Ebenso nun auch, Kriegerfürst, ist dieser Körper, wenn er mit Lebenskraft verbunden, Wärme verbunden, Bewußtsein verbunden ist, dabei leichter, geschmeidiger, biegsamer; wenn aber dieser Körper nicht mehr mit Lebenskraft und Wärme und Bewußtsein verbunden ist, dann ist er schwerer geworden, starrer und steifer. Auch das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

 

«Da haben, o Kassapo, meine Leute einen Räuber, einen Verbrecher ergriffen und mir vorgeführt: 

<Hier, o Herr, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!> 

Und ich habe gesagt: <Wohlan denn, ihr Leute, ihr sollt diesen Mann, unverletzt an Haut und Gewebe, Fleisch und Sehne, Knochen und Knochenmark, zu Tode bringen.> So geschah es. 

Nachdem er erstickt worden war, befahl ich alsbald: <Jetzt sollt ihr den Mann auf den Rücken legen, vielleicht werden wir da seinen entweichenden Lebensgeist wahrnehmen.> 

So haben sie ihn auf den Rücken gelegt: aber wir haben keinen entweichenden Lebensgeist bemerkt. 

Dann hab' ich gesagt: <Legt ihn, ihr Leute, nun nach vorne; auf die Seite; auf die andere Seite; stellt ihn aufwärts hin; stellt ihn auf den Kopf; knetet ihn mit Händen; beklopft ihn mit Steinen; streicht ihn mit Ruten; streift ihn mit Säbeln; schwenkt ihn und schüttelt und rüttelt ihn: ob wir vielleicht da seinen entweichenden Lebensgeist wahrnehmen können.> 

Sie schwenkten und schüttelten und rüttelten den Mann: aber wir konnten keinen entweichenden Lebensgeist bemerken. 

Es war wohl noch sein Auge, und die Formen waren da: aber den Eindruck davon empfand er nicht mehr; war wohl noch sein Ohr, und die Töne waren da: aber den Eindruck davon empfand er nicht mehr; war wohl noch seine Nase, und die Düfte waren da: aber den Eindruck davon empfand er nicht mehr; war wohl noch seine Zunge, und die Säfte waren da: aber den Eindruck davon empfand er nicht mehr; war wohl noch sein Leib, und die Berührungen waren da: aber den Eindruck davon empfand er nicht mehr. 

Auch das ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

 

«So will ich denn wieder, Kriegerfürst, ein Gleichnis dir angeben: auch im Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn des Gesagten klar. 

Es war einmal, Kriegerfürst, irgendein Muschelbläser, der nahm seine Muschel und zog in ein fremdes Land. 

So kam er denn nach einem Dorfe hin, gelangte in den Ort, stellte sich mitten da auf, ließ zu dreien Malen seine Muschel spielen, legte sie dann zu Boden und setzte sich nebenbei nieder. 

Alsbald nun, Kriegerfürst, haben dort in dem fremden Lande die Menschen sich gefragt: 

<Ach, woher kommt nur dieser Klang, so entzückend, so berauschend und berückend, so fesselnd und so befreiend?> 

So redend versammelten sie sich und wandten sich dann an jenen Muschelbläser: 

<Ach, wo kam nur der Klang her, der so entzückend war, so berauschend und berückend, so fesselnd und so befreiend?> - 

<Das ist, ihr Lieben, eine Muschel, wie man sagt: die hat diesen Klang, der so entzückend ist, so berauschend und berückend, so fesselnd und so befreiend.> 

Da haben sie die Muschel auf den Rücken gelegt: <O singe, liebe Muschel, o singe, liebe Muschel!>, aber jene Muschel hat keinen Laut gegeben. 

Dann haben sie die Muschel nach vorne gelegt, auf die Seite, auf die andere Seite, haben sie aufwärts hingestellt, auf den Kopf gestellt, haben sie mit Händen geknetet, mit Steinen beklopft, mit Ruten gestrichen, mit Säbeln gestreift, haben sie geschwenkt, geschüttelt und gerüttelt: <O singe, liebe Muschel, o singe, liebe Muschel!>, aber jene Muschel hat keinen Laut gegeben. 

Da hat nun, Kriegerfürst, der Muschelbläser dort sich gedacht: <Wie kindlich sind doch in diesem fremden Lande die Menschen: wie können sie nur so ungehörig der Muschel einen Laut zu entlocken suchen!> 

Während diese nun zusahen, nahm er seine Muschel, ließ sie zu dreien Malen spielen und ging dann mit ihr seiner Wege. 

Da haben denn, Kriegerfürst, die Leute dort in dem fremden Lande sich gesagt: <Jetzt wissen wir's: wenn diese Muschel, wie man sagt, mit einem Manne verbunden ist, bearbeitet wird, geblasen wird, dann kann sie erklingen; wenn aber diese Muschel nicht mehr mit einem Manne verbunden ist und nicht bearbeitet und geblasen wird, kann sie nicht erklingen.> 

Ebenso nun auch, Kriegerfürst, kann dieser Körper, wenn er mit Lebenskraft verbunden, mit Wärme verbunden, mit Bewußtsein verbunden ist, hinschreiten und wegschreiten, stehn, sitzen und liegen, kann mit dem Auge die Form sehn, mit dem Ohre den Ton hören, mit der Nase den Duft riechen, mit der Zunge den Saft schmecken, mit dem Leibe die Berührung empfinden, mit dem Geiste den Gedanken erkennen. 

Sobald aber, Kriegerfürst, dieser Körper nicht mehr mit Lebenskraft verbunden, mit Wärme verbunden, mit Bewußtsein verbunden ist, dann kann er nicht mehr hinschreiten und wegschreiten, nicht stehen, sitzen und liegen, kann mit dem Auge keine Form sehn, mit dem Ohre keinen Ton hören, mit der Nase keinen Duft riechen, mit der Zunge keinen Saft schmecken, mit dem Leibe keine Berührung empfinden, mit dem Geiste keinen Gedanken erkennen. 

Auch das wäre, Kriegerfürst, ein Umstand für dich, daß du meinen solltest: es gibt ein Jenseits, es gibt eine geistige Geburt, es gibt eine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

ENDE DES ERSTEN BERICHTES

 

«WENN auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da haben, o Kassapo, meine Leute einen Räuber, einen Verbrecher ergriffen und mir vorgeführt: <Hier, o Herr, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!> Und ich habe gesagt: <Wohlan denn, ihr Leute, ihr sollt diesem Manne die Haut durchschneiden, vielleicht finden wir da seinen Lebensgeist.> Da haben sie dem Manne die Haut durchschnitten: aber wir haben keinen Lebensgeist bemerkt. Hierauf hab' ich gesagt: <Nun sollt ihr dem Manne das Gewebe durchschneiden - Fleisch - Sehne- Knochen - Knochenmark durchschneiden, vielleicht können wir da seinen Lebensgeist finden.> So haben sie dem Manne das Knochenmark durchschnitten: aber wir haben keinen Lebensgeist gefunden. Auch das ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

 

«So lasse mich, Kriegerfürst, wieder ein Gleichnis dir geben: auch vergleichend kann da mancher verständige Mann über den Sinn einer Rede sich klar werden. 

Es war einmal, Kriegerfürst, ein Feuerpriester, der lebte im Walde zurückgezogen, in einer Laubhütte als Einsiedler. Da war denn, Kriegerfürst, aus irgendeinem Lande ein Karawanenzug aufgebrochen. Nun hatten diese Reisenden bei der Einsiedelei des Feuerpriesters dort über eine Nacht verweilt und waren dann weitergefahren. 

Alsbald aber, Kriegerfürst, hat der Feuerpriester bei sich erwogen: <Wie, wenn ich mich nach jenem Lagerplatz hinbegäbe, vielleicht daß ich dort etwas Brauchbares fände.> 

So begab sich denn der Feuerpriester, schon zeitig aufgestanden, nach dem Lagerplatze hin. Dort angelangt sah er an der Stätte des Lagers einen zarten Knaben, einen unvernünftigen Säugling, verlassen daliegen. 

Als er ihn gesehen, ward ihm also zumute: <Das steht mir nicht an, daß vor meinen Augen ein menschliches Wesen dahinsterben sollte; wie, wenn ich nun dieses Knäblein zur Einsiedelei mitnähme, und es pflegen, ernähren, aufziehen würde?> 

So hat denn der Feuerpriester das Kindlein zur Einsiedelei mitgenommen, und hat es gepflegt, ernährt, aufgezogen. Als nun das Kind etwa zehn oder zwölf Jahre alt geworden war, hatte der Feuerpriester irgendeine Angelegenheit über Land zu besorgen. 

Da hat denn der Feuerpriester dem Knaben gesagt: <Ich wünsche, mein Lieber, über Land zu gehn, du sollst, mein Lieber, das Feuer bedienen, auf daß dir das Feuer nicht ausgehe. Wenn dir aber doch das Feuer ausgehen sollte: hier ist das Beil, hier sind die Scheite, hier ist das Reibzeug; so kannst du Feuer hervorbringen, um dem Feuer zu dienen.> 

Nachdem der Feuerpriester den Knaben so ermahnt hatte, begab er sich über Land. Während der nun mit Spielen sich vergnügte, ging das Feuer aus. Da hat nun dieser Knabe sich gesagt: <Der Vater hat mir befohlen: 'Du sollst, mein Lieber, das Feuer bedienen, auf daß dir das Feuer nicht ausgehe; wenn dir aber doch das Feuer ausgehen sollte: hier ist das Beil, hier sind die Scheite, hier ist das Reibzeug. So kannst du Feuer hervorbringen, um dem Feuer zu dienen.' Wie, wenn ich nun Feuer hervorbrächte, um dem Feuer zu dienen!> 

Alsbald hat nun der Knabe das Reibzeug mit dem Beile angehauen: <Vielleicht kann ich so das Feuer finden >; er hat aber kein Feuer gefunden. Er hat das Reibzeug entzweigespalten, hat es dreifach gespalten, vierfach gespalten, fünffach gespalten, zehnfach gespalten, zwanzigfach gespalten, er hat es zu Splittern und Spänen gemacht. Die Splitter und Späne hat er dann in einem Mörser zerstampft und hat das Zerstampfte in den Sturmwind ausgesät: <Vielleicht daß ich so das Feuer finden kann>; er hat aber kein Feuer gefunden. 

Nachdem nun jener Feuerpriester die Angelegenheit über Land erledigt hatte, kehrte er nach seiner Einsiedelei zurück. Heimgekehrt fragte er den Knaben: <Ist nicht, mein Kind, das Feuer dir ausgegangen?> - 

<Als ich da, Väterchen, mit Spielen mich vergnügte, ging das Feuer aus. Da hab' ich mir gesagt: der Vater hat mir befohlen: 'Du sollst, mein Lieber, das Feuer bedienen, auf daß dir das Feuer nicht ausgehe; wenn dir aber doch das Feuer ausgehen sollte: hier ist das Beil, hier sind die Scheite, hier ist das Reibzeug. So kannst du Feuer hervorbringen, um dem Feuer zu dienen.' Wie, wenn ich nun Feuer hervorbrächte, um dem Feuer zu dienen! Da hab' ich denn, Väterchen, das Reibzeug mit dem Beile angehauen, um vielleicht so das Feuer zu finden: ich habe aber kein Feuer gefunden. Ich habe das Reibzeug entzweigespalten, habe es dreifach gespalten, vierfach gespalten, fünffach gespalten, zehnfach gespalten, zwanzigfach gespalten, ich hab' es zu Splittern und Spänen gemacht. Die Splitter und Späne hab' ich dann in einem Mörser zerstampft und habe das Zerstampfte in den Sturmwind ausgesät, um vielleicht so das Feuer zu finden: ich habe aber kein Feuer gefunden.> 

Da hat nun der Feuerpriester dort sich gedacht: <Wie töricht ist doch dieser Knabe und unsinnig: wie konnte er nur so ungehörig das Feuer suchen!> 

Und vor seinen Augen nahm er ein Reibzeug, brachte Feuer hervor, und sprach nun also zum Knaben: <So, mein Kind, muß Feuer hervorgebracht werden, und nicht eben wie du töricht und unsinnig, auf ungehörige Weise das Feuer gesucht hast.> - 

Ebenso nun auch, Kriegerfürst, glaubst du töricht und unsinnig, auf ungehörige Weise das Jenseits erforschen zu können. Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so vermag ich eben nicht diese verderbliche Ansicht fahren zu lassen. Der König weiß ja von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, diese verderbliche Ansicht fahren ließe, würde man mich tadeln: <wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

 

«Wohlan denn, Kriegerfürst, ich werde dir wieder ein Gleichnis geben: auch durch Gleichnisse kann sich da mancher verständige Mann den Sinn einer Rede aufhellen. 

Es war einmal, Kriegerfürst, eine große Karawane, tausend Wagen, die von den östlichen Ländern nach den westlichen Marken gezogen ist. Wo sie da hinkam, war gar bald aufgebraucht Gras, Holz und Wasser, Heu und Laub. 

Bei diesem Karawanenzuge waren aber zwei Zugführer, der eine mit fünfhundert Wagen und der andere mit fünfhundert Wagen. Da haben denn diese Zugführer sich besprochen: <Das ist eine große Karawane, tausend Wagen. Wo wir da hinkommen, ist gar bald aufgebraucht Gras, Holz und Wasser, Heu und Laub. Wie, wenn wir nun diese Karawane in zwei Hälften zerlegten, die eine zu fünfhundert Wagen und die andere zu fünfhundert Wagen? 

So teilten sie die Karawane in zwei Hälften ab, die eine zu fünfhundert Wagen und die andere zu fünfhundert Wagen. Vorerst ließ der eine Zugführer reichlich Gras, Holz und Wasser aufladen und führte die Karawane weiter. Zwei bis drei Tage nachdem dieser Zugführer aber weitergefahren war, sah er einen Mann, dunkelhäutig, rotäugig, mit herabhängenden Haarsträhnen, von Wasserrosen bekränzt, feucht am Kleide, feucht am Schopfe, auf einem prächtigen Wagen, dessen Räder mit Schlamm bespritzt waren, auf dem Wege ihm entgegenkommen. 

Bei diesem Anblick fragte er: <Wo bist du, Freund, hergereist?> - <Aus jenem Lande. > - <Wo willst du hinreisen?> - <Nach dem dortigen Lande, natürlich.> - <Es ist wohl, Freund, unlängst auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen?> - <So ist es, Freund: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras, Holz und Wasser ist da; ihr könnt das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen kommt ihr rascher vorwärts, braucht die Zugtiere nicht zu ermüden.> 

Da hat denn jener Zugführer sich an die Kärrner gewandt: <Dieser Mann, ihr Lieben, sagt uns da: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras, Holz und Wasser ist da. Wir sollen das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen rascher vorwärts kommen, brauchen die Zugtiere nicht zu ermüden. Ihr könnt das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen: mit erleichterten Wagen sollt ihr den Zug weiterführen. > - <Gern, Herr>, sagten da gehorsam die Kärrner zu jenem Zugführer; und sie warfen das alte Gras, Holz und Wasser weg und führten mit erleichterten Wagen den Zug weiter. 

Am ersten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am zweiten Tag, am dritten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am vierten Tag, am fünften Tag, am sechsten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am siebenten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser: und alle sind elend zugrunde gegangen. 

Was da bei der Karawane an Menschen und Tieren war, die hat alle jener unmenschliche Geist aufgezehrt: nur die Knochen sind übriggeblieben. - Als der andere Zugführer berechnet hatte: <Es ist nun längere Zeit, daß die Karawane fort ist>, da ließ er reichlich Gras, Holz und Wasser aufladen und führte seinen Zug weiter. 

Zwei bis drei Tage später sah dann auch dieser Karawanenführer auf seinem Zuge einen Mann, dunkelhäutig, rotäugig, mit herabhängenden Haarsträhnen, von Wasserrosen bekränzt, feucht am Kleide, feucht am Schopfe, auf einem prächtigen Wagen, dessen Räder mit Schlamm bespritzt waren, auf dem Wege ihm entgegenkommen. 

Bei diesem Anblick fragte er: <Wo bist du, Freund, hergereist?> - <Aus jenem Bande. > - <Wo willst du hinreisen?> - <Nach dem dortigen Lande, natürlich.> - <Es ist wohl, Freund, unlängst auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen?> - <So ist es, Freund: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras Holz und Wasser ist da; ihr könnt das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen kommt ihr rascher vorwärts, braucht die Zugtiere nicht zu ermüden.> 

Da hat nun jener Zugführer sich an die Kärrner gewandt: <Dieser Mann, ihr Lieben, sagt uns da: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras, Holz und Wasser ist da. Wir sollen das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen rascher vorwärts kommen, brauchen die Zugtiere nicht zu ermüden. 

Dieser Mann, ihr Lieben, ist aber kein Bekannter noch ein Verwandter von uns: wie sollten wir im Vertrauen auf ihn wandern? Wir dürfen das alte Gras, Holz und Wasser nicht wegwerfen: wie der Vorrat aufgeladen war, sollt ihr den Zug weiterführen, wir wollen unser altes nicht wegtun.> 

< Gewiß, Herr>, sagten da gehorsam die Kärrner zu jenem Zugführer und wie der Vorrat aufgeladen war, so führten sie den Zug weiter. Am ersten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am zweiten Tag, am dritten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am vierten Tag, am fünften Tag, am sechsten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am siebenten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser: aber sie trafen auf jene Karawane, die elend umgekommen war. 

Was da bei der Karawane an Menschen und Tieren gewesen, davon haben sie nur die Knochen gesehn, als von jenem unmenschlichen Geiste aufgezehrt. Da hat denn der Zugführer dort zu den Kärrnern gesagt: <Diese Karawane, ihr Lieben, ist elend umgekommen, und zwar durch den törichten Zugführer, der sie geleitet hat. So mögt ihr jetzt was in unseren Wagen an minderer Ware vorhanden ist nunmehr ausräumen, und was in diesen Wagen an besserer Ware sich vorfindet dafür einlegen.> - <Schon recht, Herr>, sagten da gehorsam die Kärrner zu jenem Zugführer; und was in ihren Wagen an minderer Ware vorhanden war, das räumten sie aus, was aber in den anderen Wagen an besserer Ware sich vorfand, das legten sie dafür ein, und gelangten unversehrt an das Ziel der Reise, wie sie da von dem klugen Zugführer geleitet wurden. -

Ebenso nun auch, Kriegerfürst, würdest du töricht und unsinnig elend umkommen, auf ungehöriger Suche nach dem Jenseits, gleichwie etwa jener erstere Zugführer. Die aber auf dich hören, auf dich Vertrauen zu können vermeinten, auch die würden elend zugrunde gehen, gleichwie eben jene Kärrner. Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so vermag ich eben nicht diese verderbliche Ansicht aufzugeben. Weiß doch der König von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, diese verderbliche Ansicht verleugnete, würde man mich rügen: <Wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

 

«So lasse denn, Kriegerfürst, noch ein Gleichnis dir geben: auch im Gleichnisse kann da mancher verständige Mann den Sinn der Worte begreifen lernen. 

Es war einmal, Kriegerfürst, irgendein Schweinezüchter, der ist von seinem Dorfe nach einem anderen Dorfe gegangen. Da hat er eine Menge trockenen Dreck daliegen sehn. Bei diesem Anblick hat er sich gesagt: <Da ist ja eine Menge trockener Dreck weggeworfen, das ist Futter für meine Schweine! Wie, wenn ich nun den trockenen Dreck von hier mitnähme?> 

So hat er denn seinen Mantel ausgebreitet, eine Masse trockenen Dreck aufgehäuft, ein Bündel zurecht gebunden, es auf den Schädel empor genommen und ist fort gegangen. Während er mitten unterwegs war, ist ein gewaltiger Platzregen niedergeprasselt. Tröpfelnd und triefend, bis zu den Nagelspitzen mit Dreck besudelt, ging er mit der Drecklast weiter. 

Als ihn die Leute so gewahrten, sagten sie da: <Du bist wohl, scheint es, verrückt, bist wohl von Sinnen? Wie kannst du nur tröpfelnd und triefend, bis zu den Nagelspitzen mit Dreck besudelt, eine Drecklast herumschleppen!> - <Selber seid ihr hier, scheint es, verrückt, selber von Sinnen: das ist ja doch Speise für meine Schweine!> - 

Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, einem Dreckbelasteten zu gleichen (*134). 

Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so kann ich eben diese verderbliche Ansicht nicht aufgeben. Es weiß ja der König von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, dieser verderblichen Ansicht entsagte, würde man auf mich weisen: <Wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

«So will ich denn, Kriegerfürst, noch ein Gleichnis dir geben: eben durch Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn des Gespräches klar. 

Es waren einmal, Kriegerfürst, ein paar Würfelspieler, die sich mit Würfeln vergnügten. Der eine Würfelspieler hat den Einserwürfel, sobald er ihm zufiel, verschluckt. 

Das hatte der andere Würfelspieler bemerkt, und er sprach also zu ihm: <Du, mein Bester, gewinnst immerzu: gib mir, Freundchen, die Würfel, ich will sie umtauschen.> <Gern, Bester>, sagte da jener zu diesem und gab ihm die Würfel. Da hat denn dieser Würfelspieler die Würfel mit Gift bestrichen und dann den anderen Würfelspieler eingeladen: <Komm', Freundchen, wir wollen Würfel spielen.> - <Gern, Freundchen>, entgegnete ihm jener. 

Wiederum spielten nun die Würfelspieler mit den Würfeln, und wiederum hat da jener den Einserwürfel, sobald er ihm zugefallen war, verschluckt. Dem hatte aber der andere zugesehn und sprach jetzt also:

<Den ein ich beizte mit dem schärfsten Stich, 
Den Würfel schluckt der Mann, ganz unvermerkt: 
Ei wohl bekomm' dir's, böser Spieler du, 
Gar bald wirst bitter haben ausgespielt!> 

Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, einem armen Würfelspieler zu gleichen (*135). Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so bin ich eben nicht imstande diese verderbliche Ansicht zu verwerfen. Es weiß doch der König von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, dieser verderblichen Ansicht entsagte, so würde es von mir heißen: <Wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

«So sei dir denn, Kriegerfürst, noch ein Gleichnis gegeben, weil eben durch Gleichnisse da manchem verständigen Manne der Inhalt eines Gespräches erläutert wird. 

Es war einmal, Kriegerfürst, da ist irgendein Volksstamm ausgewandert. Es hat nun ein Freund zu seinem Freunde gesagt: <Laß' uns, Bester, nach jenem Lande ziehen, dahin soll unser Weg führen: vielleicht daß es uns gelingt, dort etwas von Wert aufzufinden.> - <Gern, Bester>, sagte da zustimmend der Freund zu dem Freunde. 

So begaben sie sich denn auf die Wanderung nach jenem Lande, schritten einen bestimmten Feldpfad entlang. Dort sahen sie eine Masse Hanf weggeworfen daliegen. Bei diesem Anblick wandte sich der Freund zu dem Freunde: <Da liegt ja, Bester, eine Masse Hanf weggeworfen: wohlan denn, Bester, binde du ein Bündel Hanf zusammen, und auch ich will es tun; beide wollen wir mit den Hanfbündeln weiterziehen.> - <So sei es, Bester>, sagte da zustimmend der Freund zu dem Freunde, und er band ein Hanfbündel zurecht. 

So nahmen sie denn beide ihre Hanfbündel auf und schritten den ferneren Feldpfad entlang. Nun sahen sie eine Menge hänfenen Bast am Rain abgeworfen. Als er das erblickt hatte, sagte der Freund zu dem Freunde: <Wozu wir, Bester, den Hanf zu verwenden gedachten, das finden wir hier als eine Menge hänfenen Bast weggeworfen. 

Wohlauf, Bester, wirf das Hanfbündel ab, auch ich werf' es hin: beide wollen wir mit einer Last hänfenen Bastes weiterziehen.> - <Mein Hanfbündel hab' ich, Bester, schwer aufgelesen und fest zusammengeschnürt, das genügt mir: du wähle nach Wunsch.> 

Da hat denn der Freund sein Hanfbündel abgelegt und eine Last hänfenen Bastes aufgeladen. So zogen sie auf einem ferneren Feldpfad immer weiter und sahn nun eine Menge härener Hemden daliegen. Wie er die bemerkt hatte, sagte der Freund zum Freunde: <Wozu wir, Bester, den Hanf oder den hänfenen Bast zu verwenden gedachten, das finden wir hier als eine Menge härener Hemden weggeworfen. Wohlauf, Bester, wirf das Hanfbündel ab, auch ich werde die Last von hänfenem Baste abwerfen: beide wollen wir mit einer Last härener Hemden weiterziehen.> - <Mein Hanfbündel hab' ich, Bester, schwer aufgelesen und fest zusammengeschnürt, das genügt mir: du wähle nach Wunsch.> 

Da hat denn der Freund seine Last hänfenen Bastes abgelegt und eine Last härener Hemden aufgeladen. So zogen sie auf einem ferneren Feldpfad immer weiter und sahen eine Menge Linnen daliegen; eine Menge Wolle; eine Menge Eisen; eine Menge Kupfer; eine Menge Zinn; eine Menge Blei; eine Menge Silber; eine Menge Gold sahen sie weggeworfen daliegen. 

Bei diesem Anblick wandte sich der Freund zu dem Freunde: <Wozu wir, Bester, den Hanf zu verwenden gedachten oder den hänfenen Bast oder die härenen Hemden, oder Linnen und Wolle, Eisen, Kupfer, Zinn oder Blei oder Silber: das finden wir hier als eine Menge Goldes weggeworfen. Wohlauf, Bester, wirf das Hanfbündel ab, auch ich werde die Last von Silber abwerfen: beide wollen wir mit einer Last von Golde weiterziehen.> - < Mein Hanfbündel hab' ich, Bester, schwer aufgelesen und fest zusammengeschnürt, das genügt mir: du wähle nach Wunsch.> 

Da hat denn der Freund seine Last von Silber abgelegt und eine Last Goldes aufgeladen. Darauf begaben sie sich nach ihrem heimatlichen Dorfe zurück. 

Als da nun jener Freund mit der Last seines Hanfes angekommen war, haben sich darüber weder Vater und Mutter gefreut, noch Weib und Kind, auch keine Freunde und Genossen haben sich gefreut, und infolge davon hat er sich nicht glücklich und zufrieden gefühlt. 

Als aber der andere Freund mit der Last seines Goldes angekommen war, haben sich darüber Vater und Mutter gefreut, Weib und Kind haben sich gefreut, auch Freunde und Genossen haben sich gefreut, und infolge davon hat er sich glücklich und zufrieden gefühlt. 

Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, dem Träger der Hanfbürde zu gleichen. Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht lange hin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Schon durch das erste Gleichnis hat mich der verehrte Kassapo erfreut, hat mich entzückt: aber ich wollte noch diese reichlichen Fragen und Erklärungen hören; und so dacht' ich mir, ich dürfte dem verehrten Kassapo Gegenrede geben. - Vortrefflich, o Kassapo, vortrefflich, o Kassapo! Gleichwie etwa, o Kassapo, als wenn man Verkehrtes aufkehrte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg zeigte, oder Licht in die Finsternis brächte: <Wer Augen hat wird die Dinge sehn>: ebenso auch hat der verehrte Kassapo die Lehre von vielen Seiten beleuchtet. Und so nehm' ich, o Kassapo, bei Ihm, dem erhabenen Gotamo, Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich der verehrte Kassapo betrachten, von heute an zeitlebens getreu. - Gewillt aber bin ich, o Kassapo, ein großes Opfer darzubringen: anleiten möge mich der verehrte Kassapo, auf daß es mir lange hinaus zum Wohle, zum Heile gereichen kann.»

«Wo es da, Kriegerfürst, ein Opfer ist, bei dem Rinder erschlagen werden, oder Ziegen und Schafe, oder Hühner und Schweine, oder so mancherlei Wesen hingeschlachtet werden, und die Empfänger verkehrte Ansicht haben, verkehrte Gesinnung, verkehrte Rede, verkehrtes Handeln, verkehrtes Wandeln, verkehrtes Mühen, verkehrte Einsicht, verkehrte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann freilich keinen hohen Lohn, keine hohe Förderung verleihen, ist nicht sehr glanzvoll, strahlt nicht weithin. Gleichwie etwa, Kriegerfürst, wenn ein Ackersmann, mit Saatkorn und Pflug versehen, nach der Heide hinzöge. Dort würde er auf schlechtem Grunde, schlechtem Boden, ohne ihn von Stümpfen und Dornen gesäubert zu haben, Saatkörner aussäen, brüchige, angefaulte, von Wind und Sonne ausgedörrte, die keine Feuchte mehr annehmen, unglücklich zu liegen kämen, und keine Wolken würden von Zeit zu Zeit mit einem tüchtigen Gusse darüber hinweg ziehen: könnte nun wohl derlei Saatkorn wachsen, gedeihen, emporblühn, und der Ackersmann reichliche Ernte gewinnen?»

«Nimmermehr, o Kassapo.»

«Ebenso nun auch, Kriegerfürst, wo es da ein Opfer ist, bei dem Rinder erschlagen werden, oder Ziegen und Schafe, oder Hühner und Schweine, oder so mancherlei Wesen hingeschlachtet werden, und die Empfänger verkehrte Ansicht haben, verkehrte Gesinnung, verkehrte Rede, verkehrtes Handeln, verkehrtes Wandeln, verkehrtes Mühn, verkehrte Einsicht, verkehrte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann freilich keinen hohen Lohn, keine hohe Förderung verleihen, ist nicht sehr glanzvoll, strahlt nicht weithin. Wo es aber, Kriegerfürst, ein Opfer ist, bei dem weder Rinder erschlagen werden noch Ziegen und Schafe, keine Hühner und Schweine und keinerlei Wesen hingeschlachtet werden, wo die Empfänger rechte Ansicht haben, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann hohen Lohn, hohe Förderung verleihen, sehr glanzvoll sein, weithin strahlen. Gleichwie etwa, Kriegerfürst, wenn ein Ackersmann, mit Saatkorn und Pflug versehn, nach der Heide hinzöge. Dort würde er auf gutem Grunde, gutem Boden, der von Stümpfen und Dornen wohlgesäubert wurde, Saatkörner aussäen, keine brüchigen, keine angefaulten, keine von Wind und Sonne ausgedörrten, die Feuchte annehmen, glücklich zu liegen kämen, und Wolken würden von Zeit zu Zeit mit einem tüchtigen Gusse darüber hinweg ziehen: könnte nun wohl derlei Saatkorn wachsen, gedeihen, emporblühn, und der Ackersmann reichliche Ernte gewinnen (*136)?»

«Jawohl, o Kassapo.»

«Ebenso nun auch, Kriegerfürst, wo es da ein Opfer ist, bei dem weder Rinder erschlagen werden noch Ziegen und Schafe, keine Hühner und Schweine und keinerlei Wesen hingeschlachtet werden, wo die Empfänger rechte Ansicht haben, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann hohen Lohn, hohe Förderung verleihen, sehr glanzvoll sein, weithin strahlen.»

Da hat denn Pāyāsi der Kriegerfürst Almosen ausgesetzt für Asketen und Priester, Arme und Elende, Bettler und Bittende. Bei dieser Beschenkung wurde aber derlei Speise verteilt: Brocken und Krumen und dazu abgestandener Reisbrei; auch abgetragene Gewänder, lumpig und ausgefranst. Bei dieser Verteilung war dann Uttaro, wie er hieß, ein junger Priester, beschäftigt worden. Der hat die Gaben verteilt und dabei angedeutet: <Mit solcher Spende will ich Pāyāsi dem Kriegerfürsten eben in dieser Welt beistehen, behüte in jener!> Nun hörte Pāyāsi der Kriegerfürst reden: <Uttaro, sagt man, der junge Priester, läßt, so oft er Almosen gibt, dabei gewisse Worte verlauten: 'Mit solcher Spende will ich Pāyāsi dem Kriegerfürsten eben in dieser Welt beistehen, behüte in jener!'> Da hat denn Pāyāsi der Kriegerfürst Uttaro den jungen Priester vor sich beschieden und also gesprochen:

«Ist es wahr, wie man sagt, daß du, mein lieber Uttaro, so oft du Almosen austeilst, dabei gewisse Worte fallen lässest: 'Mit solcher Spende will ich Pāyāsi dem Kriegerfürsten eben in dieser Welt beistehen, behüte in jener'?»

«Allerdings, Herr.»

«Warum aber gibst du, mein lieber Uttaro, wenn du Almosen austeilst, derlei Worte zu verstehen? Sind wir denn nicht, mein lieber Uttaro, auf Verdienst bedacht und dürfen wohl Vergeltung der Spende erwarten?»

«Es wird bei der Spende des Herrn solche Speise verteilt: Brocken und Krumen und dazu abgestandener Reisbrei; das möchte der Herr auch nicht mit dem Fuße anstreifen, geschweige verzehren. Auch abgetragene Gewänder, lumpig und ausgefranst; die möchte der Herr auch nicht mit dem Fuße berühren, geschweige anziehen. Der Herr aber ist uns lieb und gut: wie dürften wir einen Lieben und Guten mit Ungutem in Verbindung bringen?»

«Wohlan denn, mein lieber Uttaro: was für Speise ich genieße, die gleiche speise sollst du vorsetzen; und was für Gewänder ich anlege, die gleichen Gewänder auch sollst du vorsehen.»

«Sehr wohl, Herr», sagte da gehorsam Uttaro der junge Priester zu Pāyāsi dem Kriegerfürsten: und was für Speise Pāyāsi der Kriegerfürst bekam, die gleiche Speise wurde von ihm vorgesetzt; und was für Gewänder Pāyāsi der Kriegerfürst zu tragen pflegte, die gleichen Gewänder auch wurden von ihm vorgesehen.

Da hat denn Pāyāsi der Kriegerfürst ohne zu würdigen Gaben ausgeteilt, nicht eigenhändig, unbedacht, warf sie weg (*137). Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige empor gelangt, hat einen frei gewordenen Prachtakazienhain bezogen. Der aber bei jener Verteilung beschäftigt gewesen war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, der hat in rechter Würdigung die Gaben verteilt, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann auf gute Fährte, in himmlische Welt empor gelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig.

Um diese Zeit nun pflegte der ehrwürdige Gavampati wiederholt den freigewordenen Prachtakazienhain aufzusuchen, über die heiße Tageszeit dort zu verweilen. Da ist denn einmal Pāyāsi der Göttersohn an den ehrwürdigen Gavampati herangekommen, hat ehrerbietigen Gruß dargeboten und ist seitwärts gestanden. Zu Pāyāsi dem Göttersohn, der da beiseite stand, hat nun der ehrwürdige Gavampati also gesprochen:

«Wer bist du, Bruder?»

«Ich, o Herr, war Pāyāsi der Kriegerfürst.»

«So warst du wohl der, Bruder, der da vermeint hatte: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke'?»

«Es ist wahr, o Herr, ich hatte das geglaubt: aber ich bin durch den erlauchten Kumārakassapo von jener verderblichen Ansicht abgebracht worden (*139).»

«Der aber da, Bruder, bei deinem Verspenden beschäftigt war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, wohin ist der gelangt?»

«Der da, o Herr, bei meinem Verspenden beschäftigt war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, der hat in rechter Würdigung die Gaben verteilt, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann auf gute Fährte, in himmlische Welt empor gelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig. Ich aber, o Herr, habe ohne zu würdigen Gaben ausgeteilt, nicht eigenhändig, unbedacht, warf sie weg. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, bin ich dann zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige empor gelangt, habe den freigewordenen Prachtakazienhain bezogen. Darum aber, o werter Gavampati, gehe zu den Menschen hin und künde ihnen das an.»

Alsbald ist dann der ehrwürdige Gavampati zu den Menschen wiedergekehrt und hat es ihnen angekündet:

«In rechter Würdigung mögt ihr Spenden verteilen, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Pāyāsi der Kriegerfürst hat ohne zu würdigen Gaben ausgeteilt, nicht eigenhändig, unbedacht, warf sie weg. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige empor gelangt, hat einen freigewordenen Prachtakazienhain bezogen. Der aber da bei seinem Verspenden beschäftigt war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, der hat in rechter Würdigung die Gaben verteilt, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann auf gute Fährte, in himmlische Welt empor gelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig.»


Fußnoten:

(*129) Kumārakassapo wurde vom Meister als der reichste Redekundige seiner Jünger bezeichnet, Anguttaranikāyo I.24. Auf ihn ist noch die Rede in M.23 zurückzuführen, und unter seinem Namen sind zwei Strophen in den Liedern der Mönche überliefert. Das Beiwort kumāro bedeutet so viel als der jüngere und unterscheidet ihn vom Großen Kassapo, Mahākassapo, dem vorzüglichsten der Waldeinsiedler: vergl. M.32. Zur Zeit dieser Rede war auch der «Jüngere Kassapo» schon hochbejahrt geworden, «alt und ehrwürdig», wie oben alsbald berichtet wird. Die kasuistische Bezugnahme auf das Beiwort im Vinayapitakam, Māhavaggo I.75, zeigt späteres Gepräge.

(*130) Solche königliche Schenkungen an Priestergeschlechter und deren Nachkommen finden sich bekanntlich zu vielen Hunderten über ganz Indien von altersher inschriftlich beglaubigt, meist auf einem paar Kupferplatten, deren urkundlicher Text genau der vedischen Anweisung entsprechend ausgestellt und mit dem königlichen Wappen oder Siegel gezeichnet ist. Zahlreiche Beispiele nach den Indices und Appendices der Epigraphia Indica. 

Auf eine auch für uns interessante Inschrift der Art sei aber hier näher eingegangen. Es sind dies die zwei Kupferplatten von Bālerā bei Satyapuram, dem heutigen Sāñcor, im Gebiet von Jodhpur, Rājputana. Der Gründer der berühmten Caulukyer Dynastie von Anhilvād, Mūlarājā I, läßt da verlautbaren, daß er einem gewissen hochgelehrten und strengbewährten Priester ein Dorf zu eigen gegeben habe, Varanakagrāmo, mit seinem ganzen Umkreis, mit seinem reichen Baumkranze, versehn mit Wald-, Weide- und Wasserplätzen, sakāsthatrnodakopetah; welch letzterer Vermerk also wörtlich unserem obigen satinakatthodakam, «mit Weide-, Wald- und Wasserplätzen», im altüberlieferten Kanzleistil nachfolgt: an sich belanglos ist es wichtig, weil diese Schenkung aus dem Jahre 995 n. Chr. stammt, daher zeigt, wie zähe noch etwa anderthalb Jahrtausende nach unserer obigen Epoche der idiomatische Ausdruck, der sonst nicht vorkommt, standgehalten hatte. Das Plattenpaar ist, nach einem Abdruck D.R. BHANDARKARS, von STEN KONOW im 10. Bande der Epigraphia Indica, p. 76-79, wiedergegeben und erklärt. Vergl. ib. in älteren königlichen Schenkungsurkunden p. 75 l. 13 und p. 881 l. 44 unseren terminus brahmadeyyam und sadhaññam ebenso tadellos als brahmadeyam und sadhānyam bestätigt. Das etwas dunkle Wort sattussado bedeutet nun nicht nach dem Kommentar einmal «sieben Erhöhungen habend», und ein andermal «sieben Getreidesorten tragend», sondern ist an beiden Stellen = sat-tusya-dah, d.i. also eigentlich «wahre Freude gewährend», d.h. so viel als «gar heiter anzuschauen»: cf. Mittlere Sammlung, Anm. 246. Die nepalische Übersetzung saptotsadah im Divyādānam p. 60, worauf RHYS DAVIDS hinweist, Dialogues of the Buddha I p. 108 n. l, ist ebenso mißverständlich wie die glossierende Erklärung im dritten Bande des Dighanikāyo, 30, I 13.

(*131) Auf eine nicht unähnliche Weise hat die Seherin von Prevorst sich JUSTINUS KERNER gegenüber ausgesprochen «Selige Geister», sagte sie einmal, «können sich nicht hörbar machen, spuken nicht. Unselige Geister sind dieß am meisten zu thun fähig.» Ausg. Stuttg. 1832 I 235. KERNER selbst berichtet II 60, es «war der Glaube LUTHERS an die Möglichkeit eines Wiedererscheinens Verstorbener, und selbst an Geisterspuk, sehr groß, wie auch seine Schriften uns mehrere ihm selbst widerfahrene Geistererscheinungen aufbewahren. Auch MELANCHTHON war der vollen Überzeugung, daß Verstorbene sich noch Lebenden zu offenbaren vermögen, wovon er aus seiner eigenen Familie ein auffallendes Beispiel anführt.» Er fährt dann S. 63 fort: «Nicht selige Geister sind es, die aus diesem Zwischenreiche erscheinen, nicht reine, durch himmlisches Licht erleuchtete Geister; nein, es sind Hinübergegangene aus der gemeinen Menschenwelt, denen ihre Werke, ihre Begierden und Gewohnheiten, die Irrtümer, die sie in dieser Welt hatten, nachfolgten.»

(*132) Nach den obigen Angaben beträgt die Lebensdauer im Bereiche der Dreiunddreißig, menschlichen Begriffen angepaßt, 36 Millionen Erdenjahre: das ist also ein Platonisches Jahr plus 10,000 und multipliziert mit 1000. Sie ist geringfügig im Vergleich zur Lebensgrenze höherer Götterwesen. Brahmā z.B. der noch bei weitem nicht zu den höchsten Sphären gehört, besteht 100 Jahre, wo jeder Tag und jede Nacht je ein Kappo (kalpas) ausmacht, darin das Kaliyugam oder Eiserne Zeitalter als Einheit 10 000 mal enthalten ist: eine solche eherne Äon währt aber 432 000 Erdenjahre, das Lebensalter eines Brahmās, selbst wieder geringfügig gegen die zentillionische Maßeinheit (1 000 000100) der ferneren Sphärenläufe, erstreckt sich demnach über 311 Billionen Jahre. Zur Versinnlichung solcher fast undenkbarer Begriffe dient recht gut eine Stelle aus dem 16. der Kosmologischen Briefe von LAMBERT, dem ausgezeichneten Mathematiker und Freunde KANTS. Es hört sich in der Tat wie ein begleitender Kommentar zu unseren indischen Äonen an, wenn da, ungefähr in der Mitte des Briefes, über die Zeitbahnen der Fixsterne gesprochen wird: 

«Auf diese Art», schreibt LAMBERT, «werden Sie Sonnen finden, die ihren Lauf von System zu System, oder gar von Milchstraße zu Milchstraße fortsetzen. - Es wird die Frage seyn, ob ein Platonisches Jahr zureiche, bis unsere Sonne einmal in ihrem Kreyse herum kömmt; oder ob sie in einem solchen Jahre kaum ein Zeichen von ihrem Thierkreyse durchlaufe? Da die Sonne nahe bey dem Mittelpuncte des Systems ist, so mag dieses Jahr noch klein seyn gegen demjenigen, welches die äußersten Sonnen des Systems zu ihrem Umlaufe gebrauchen. Wie wird erst das Jahr aussehen, in welchem ein System herum kömmt; und in welcher Zeit wollen wir die Milchstraße im Kreyse herum führen? Zeiten von dieser Dauer wollen wir Augenblicke der Ewigkeit nennen.» Als Augenblick eines derartigen Augenblicks der Ewigkeit gilt heute die astronomische Einheit des Lichtjahrs mit seiner Neunbillionen Kilometerweite. 

Ein merkwürdig analoges Zeitmaß ist schon bei SEUSE zu finden, im 11. Kapitel des Büchleins von der ewigen Weisheit, in einem Gleichnisse, das ihm irgendwie östlich zugekommen sein mußte und späterhin ziemlich verbreitet war. Es sieht recht indisch aus, fast wie dem Samyuttakanikāyo (vol. II p. 181) entnommen, und besagt: Wenn da ein Mühlstein wäre, so breit wie alles Erdreich und ringsherum so groß, daß er an den Himmel allenthalben heranreichte und es käme ein kleines Vögelein je über hunderttausend Jahre und pickte von dem Stein soviel ab wie der zehnte Teil eines Hirsenkörnleins ist, und wieder über hunderttausend Jahre soviel, daß es alle zehnmal hunderttausend Jahre immer soviel wie ein ganzes Hirsenkörnlein vom Stein abgebröckelt hätte: da würde doch einst des Steines ein Ende sein; aber kein Ende ist der Zeit und Qual - «daz mag nit sin.» - 

Wie der indische Kalender annimmt hat das Kaliyugam, in dem wir uns gegenwärtig befinden, kaum erst zu dämmern begonnen: die Kulmination dieses übelartigen Zeitalters, mit der ihr eigentümlichen fortschreitenden Entartung aller geistigen Kultur wird erst um das Jahrtausend 36 beginnen (= 33. Jahrtausend nach Christus), über 300 000 Jahre andauern, allmählich dann wieder zur Abenddämmerung abflauen, worauf der Turnus der anderen Perioden, des goldenen, silbernen, kupfernen Zeitalters im Kreislaufe wieder aufdämmernd sich weiterwälzt, wieder bis zum folgenden Kaliyugam abdämmernd, und so weiter im Wirbel der Trillionen.

(*133) Der vorzeitige, meist durch Verhungern freiwillig herbeigeführte Tod ist nach altüberlieferter Büßerregel, Manus VI 31, bei höheren Asketen beliebt und in Ansehn gewesen, auch im Mahābhāratam gepriesen, ja gilt heute noch vielfach, zumal bei den Jainās, als die strenge Norm. Vergl. BÜHLERS Vortrag «Über die indische Secte der Jaina», Wien 1887, p. 12 und 37 Anm. 10. Genau solchen Grundsätzen entsprechend beenden auch die eifrigen buddhistischen Asketen in Tibet und China ihr Leben: ein jüngster Bericht im Journal of the Royal Asiatic Society 1911 p. 713f., von PERCEVAL YETTS, dem ausgezeichneten Kenner Chinas und insbesondere des chinesischen Buddhismus, beigebracht. Kassapo aber hat schon damals diesen Brauch mit richtiger Begründung abgewiesen. 

Gleichwohl wird das mit Absicht herbeigeführte Ende, der Freitod des Asketen, gelegentlich auch in unseren Texten, und zwar von Gotamo selbst, als untadelhaft dargestellt, so M.144, vergl. auch Samyuttakanikāyo vol. V p. 320. In den Liedern der Mönche kann man einen verwandten Spruch vernehmen, V.20, V.196, V.606, V.1002:

Ich freue mich des Sterbens nicht, 
Ich freue mich des Lebens nicht: 
Geduldig trag' ich ab den Leib, 
Gewitzigt weise, wissensklar. 

Pāyāsi freilich hat zuvor seine unverkennbare Geringschätzung gegen die Asketen und Priester merken lassen, die tugendhaft sind, edle Vorsätze haben und zu leben begehren, nicht sterben wollen, Wohlsein wünschen und Wehe verabscheuen, die zwar von der Nichtigkeit und Flüchtigkeit des Daseins immer brav reden, dabei aber hübsch am Leben bleiben und alt werden, also offenbar im Widerspruch mit ihrer Lehre stehn: bei seiner einseitig gültigen, bloß weltmännischen Erfahrung scheint er ja Recht zu haben, wenn er sie für Leute hält «unbußhaft, die wie Büßer tun». Kassapos Erklärung zeigt jedoch genügend den Unterschied an, auch insofern.

(*134) Die Parabel vom Schweinefutter, oder vielmehr Dreck für Schweine, sieht auf den ersten Blick einer derben Eulenspiegelei zum verwechseln ähnlich. Wenn man aber genauer hinschaut, eröffnet sich, wie so oft bei unseren Gleichnissen, ein arthāntaranyāsas, ein tiefer gegründeter Sinn, der nach innen gelegen den eigentlichen Kern ausmacht, weit gewichtiger als die bloß vermittelnd vorgezeigte Hülle, die an sich freilich nicht minder gültig ist und zu Recht besteht. 

Kassapo kleidet hier, im Gespräch mit einem dilettierenden Hofmanne, den Gedanken ebenso leicht kennbar ein, wie es Gotamo z.B. mit dem schmutzigen Mantel, dem ölrußgeschwärzten Schinderhemde, einem Priester gegenüber getan hat, in der Rede M.75. Auch dort ist das Tertium comparationis die Natur, deren Trug und Ekel vom Blindgebornen nicht wahrgenommen wird, ihm als «gar fein, ohne Flecken und sauber» vorgetäuscht, bis er, durch eine Kur allmählich sehend geworden, alsbald voll Entsetzen den Unrat merkt und den scheußlichen Mantel abwirft: ein wohlbekanntes, berühmtes Gleichnis, auf das Kassapo vorher, jedem Hörer damals sofort verständlich, schon angespielt hatte. 

Die Drecklast sowie das Schinderhemd sind also verwandte Metaphern, geeignet auch ānandapulakadevasenern oder göttlichen Wonnegrunzern ein klein wenig die Augen zu öffnen und den Mund ein Weilchen verhalten zu lassen nach dem sattsam überfließenden und immer fader wiedergekäuten Gefasel über die Weltseele und ihre Herrlichkeiten, wo doch, ernstlich untersucht, selbst der höchste ātmā = gūtho, Kot ist; so daß eben nur Prälaten und Brüllaten mit ihrem Truthahngekoller, oder fools of nature daran Gefallen finden mögen, ohne zu fragen:

Say, why is this? wherefore? what should we do?

(*135) Hiermit hat Kassapo die letzte Stufe geistiger Erniedrigung angedeutet: denn das Elend, in das der Spieler, einmal in die Tiefe gesunken, ohne Rückhalt, ohne Scheu, infolge seiner jämmerlichen Zuversicht auf einen glücklichen Ausgang, wie oben gezeigt, früher oder später gerät, ist grenzenlos um ihn bereitet und führt ihn allmählich oder geradewegs über Verzweiflung, Verbrechen und Mord schon hienieden in höllische Welt, wo es keinen gerechten Wandel, kein hilfreiches Wirken, kein Erbarmen und Mitleid mehr gibt: 

«einer den anderen auffressen ist dort der Brauch, den Schwachen ermorden» nach dem Gesetze des betrogenen Betrügers und seiner teuflischen Rache. 

Was unser Gleichnis oben, zugleich mit der Beziehung auf den geistigen Vabanque Spieler, in meisterlicher Kürze dargestellt hat, ist in einer erstaunlichen Szene des Mrcchakatikam breit ausgeführt, wo der arme Würfler - bekanntlich ein uralter indoeuropäischer Typus - gänzlich entblößt und verkommen, immer mehr Pech und Drangsal, Schimpf und Schmach, Grimm, Wut und Verfolgung erfährt, bis er endlich, in einer entscheidenden Katharsis erschüttert, sich packt und - Bettelmönch wird, von dannen zieht mit dem Siegesruf: 

«Der Würfelspieler ist zum Sakyerasketen geworden», gegen Ende des zweiten Aufzugs; eine Szene, nebenbei gesagt, die da Kenner der Höhen und Tiefen des menschlichen Gemüts in ihrer glühenden Lebenswahrheit nicht minder ergreift als die ganz analoge, wann der unter der Wucht seines Schmerzes völlig niedergebrochene Tannhäuser Ende des zweiten Aktes plötzlich frohlockend zur Pilgerschaft aufbricht. Grundmotiv ist hier wie dort und oben die Verzweiflung als Ausgangspunkt einer Wendung nach faustischer Art, v. 608/II.

(*136) Der Hauptgedanke selbst, vom unblutigen Opfer, ist als Thema unserer fünften Rede, von Gotamo mit aller Ausführlichkeit behandelt, mit vollendeter Meisterschaft entwickelt worden: Kassapo hat nur einen knappen Auszug davon gegeben.

(*137) Die jinistische Sage, verbrämt das Ende Pāyāsis noch mit einigen romanhaften Schnörkeln, die deutlich die spätere Fassung mit ihrer so beliebten, erbaulich angepaßten Form erkennen lassen. Der Kriegerfürst wird nämlich so fromm, daß er alle Freude am Leben verliert, sich um Reich und Herrschaft usw. nicht mehr kümmert. Das behagt nun seiner königlichen Gemahlin ganz und gar nicht, daher sie ihn auf heimtückische Weise vergiftet. Pāyāsi, alsbald von tödlichen Schmerzen gepeinigt, merkt den Verrat: und ohne der schlotternden Königin auch nur in Gedanken zu zürnen, zieht er sich in ein leeres Gemach zurück, um dort noch heiliger Andacht zu pflegen. Mit verschränkten Beinen, das Antlitz gen Osten gewandt, setzt er sich nieder, hat alles freudig verlassen, und gibt auch noch seinen Leib dahin, mit den letzten Atemzügen gesammelten klaren Geistes versterbend - und sogleich in himmlische Welt eingekehrt. - So ergreifend nun auch dieser echte, wirkliche Typus des frommen Jainas hier geschildert ist: dem Charakter Pāyāsis, wie wir ihn kennen, scheint er weniger zu entsprechen als unser kurze, bestimmte, recht allgemein menschliche Bericht.

(*139) Über die Verteilung von Gaben und Spenden und die vier möglichen Arten derselben handelt M.142

Hieran schließt sich auch das Gespräch, das Gotamo mit Sāriputto vor den zu Besuch gekommenen Anhängern aus Campa geführt hat, im Anguttaranikāyo, Sattakanipāto Nr. 49, wo die Art und Weise einer Gabe je nach ihrem Beweggrund und ihrem Erfolg angedeutet wird, und es dann, insgesamt, heißt: 

Mancher spendet da eine Gabe aus Absicht auf Entgelt, oder er gibt sie aus Liebe und Zuneigung, oder um sich öffentlich auszuzeichnen, oder in der Hoffnung auf jenseitigen Lohn, oder auch weil er aus Grundsatz wohltätig ist, oder weil es von Vaters und Großvaters Zeiten her so bei ihm gehalten wurde und nun unschicklich wäre mit dem alten Hausbrauch zu brechen, oder auch weil er sich sagt: «Ich habe Einkünfte, jene haben keine Einkünfte: das steht mir, der ich Einkünfte habe, nicht an, daß ich denen, die keine Einkünfte haben, nichts geben sollte»; oder er gedenkt auch wohl: «Wie da einst bei den Sehern der Vorzeit jene großen Opfer dargebracht wurden, als wie etwa bei Aṭṭhako, Vāmako, Vāmadevo, Vessāmitto, Yamataggi, Aṅgiraso, Bhāradvājo, Vāseṭṭho, Kassapo, Bhagu, so soll nun auch bei mir verschenkt und verspendet werden»; oder auch weil er die Erfahrung gemacht hat: «Wenn ich Gutes tue, wird mein Herz erheitert, und ich fühle mich froh und zufrieden»; und endlich auch spendet wohl mancher, dem es Herzenserfordernis, Herzensbedürfnis ist Gabe zu geben; wer so Gabe gegeben hat, der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, empor zur Einkehr in den Kreis der heiligen Götter: und solche Tat hinter sich lassend, solche Macht, solchen Ruhm, solche Herrlichkeit, kehrt er nicht wieder, nicht mehr zurück in diese Welt. Vergl. noch Bruchstücke der Reden v. 509.

Asoko hat den ganzen, vielseitig ausgeführten Gedankengang solcher und zahlreicher ähnlicher Stellen am Ende des VII. Felsenedikts, nach seiner Art so kurz wie möglich, damit beschlossen: «Denn wer auch eine reiche Gabe nicht geben kann: sich selbst beherrschen, das Herz läutern, erkenntlich und rechtschaffen sein, bleibt immer gültig.»