in deutscher Sprache - (a few English books)
DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Maller, bei Anupiyam, wie eine Burg in ihrem Gebiete heißt. Da hat denn der Erhabene am Morgen sich gerüstet, Mantel und Schale genommen und ist nach Anupiyam hingeschritten, um Almosenspeise. Nun hat aber der Erhabene sich da gesagt: <Es ist noch zu früh für den Almosengang in Anupiyam; wie, wenn ich jetzt den Bhaggaver Pilgerhain, wo der Bhaggaver Pilger sich aufhält, besuchen würde?> So ist denn der Erhabene zum Bhaggaver Pilgerhain, wo der Bhaggaver Pilger sich aufhielt, hingegangen. Alsbald aber wandte sich der Bhaggaver Pilger mit diesen Worten an den Erhabenen:
«Es komme, o Herr, der Erhabene, gegrüßt sei, o Herr, der Erhabene! Lange schon, o Herr, hat der Erhabene hoffen lassen mich einmal hier zu besuchen. Möge sich, o Herr, der Erhabene setzen: dieser Sitz ist bereit.»
Es setzte sich der Erhabene auf den dargebotenen Sitz. Der Bhaggaver Pilger aber nahm einen von den niederen Stühlen zur Hand und setzte sich an die Seite. An der Seite sitzend sprach nun der Bhaggaver Pilger zum Erhabenen also:
«Die vergangenen Tage, o Herr, vor einiger Zeit, ist Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir gekommen und hat mir gesagt:
<Losgesagt hab' ich mich nunmehr, Bhaggaver, vom Erhabenen: ich bin nun nicht mehr dem Erhabenen zugehörig.> Ist es wohl, o Herr, wirklich so wie Sunakkhatto der junge Licchavier gesagt hat?»
«Wirklich, Bhaggaver, ist es so wie Sunakkhatto der junge Licchavier gesagt hat. Die vergangenen Tage, Bhaggaver, vor einiger Zeit, ist Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir gekommen, hat mich begrüßt und beiseite Platz genommen. Beiseite sitzend, Bhaggaver, hat dann Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir also gesprochen:
<Ich sage mich nunmehr, o Herr, vom Erhabenen los: ich will nun, o Herr, nicht mehr dem Erhabenen zugehörig sein.> Auf diese Worte, Bhaggaver, hab' ich Sunakkhatto dem jungen Licchavier erwidert <Hatte ich etwa, Sunakkhatto, zu dir gesagt: 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig'?> - <Das nicht, o Herr.> - <Oder hattest du vielleicht zu mir gesagt: 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein'?> - <Auch nicht, o Herr.> - <So ist klar, Sunakkhatto, daß weder ich dich gebeten habe 'Komm', o Sunakkhatto; sei mir zugehörig', noch auch du mich gebeten hast 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein': ist es also, eitler Mann, wer bist du und von wem sagst du dich los? Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> -
<Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische Machtbezeugung geschehen lassen.> - <Hatte ich denn, Sunakkhatto, zu dir gesagt: 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen'?> - <Das nicht, o Herr.> - <Oder hattest du etwa zu mir gesagt: 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein, der Erhabene wird mir eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen'?> - <Auch nicht, o Herr.> - <So ist klar, Sunakkhatto, daß weder ich dich gebeten habe 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen', noch auch du mich gebeten hast 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein, der Erhabene wird mir eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen': ist es also, eitler Mann, wer bist du und von wem sagst du dich los?
Wie denkst du darüber, Sunakkhatto: ob eine überirdische Machtbezeugung geschieht, oder ob keine überirdische Machtbezeugung geschieht: weswegen die Satzung von mir gezeigt wird, reicht das dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus?> -
<Ob nun, o Herr, eine überirdische Machtbezeugung geschieht, oder ob keine überirdische Machtbezeugung geschieht: weswegen vom Erhabenen die Satzung gezeigt wird, das reicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus.> -
<So ist klar, Sunakkhatto, ob nun eine überirdische Machtbezeugung geschieht, oder ob keine überirdische Machtbezeugung geschieht: weswegen die Satzung von mir gezeigt wird, das reicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus. Was sollte da, Sunakkhatto, mit einer überirdischen Machtbezeugung bezeugt sein? Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> -
<Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene auch nicht den Voranfang erklärt.> -
<Hatte ich etwa, Sunakkhatto, so zu dir gesprochen: 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir den Voranfang erklären'?> - <Das nicht, o Herr.> - <Oder hattest etwa du zu mir gesagt: 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein, der Erhabene wird mir den Voranfang erklären'?> - <Auch nicht, o Herr.> -
<So ist klar, Sunakkhatto, daß weder ich dir versprochen habe 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir den Voranfang erklären', noch auch du von mir bedungen hast 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein, der Erhabene wird mir den Voranfang erklären': ist es also, eitler Mann, wer bist du und von wem sagst du dich los? Wie denkst du darüber, Sunakkhatto: ob nun ein Voranfang erklärt wird, oder ob kein Voranfang erklärt wird: weswegen die Satzung von mir gezeigt wird, reicht das dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus?> -
<Ob nun, o Herr, ein Voranfang erklärt wird, oder ob kein Voranfang erklärt wird: weswegen vom Erhabenen die Satzung gezeigt wird, das reicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus.> -
<So ist klar, Sunakkhatto, ob nun ein Voranfang erklärt wird, oder ob kein Voranfang erklärt wird: weswegen die Satzung von mir gezeigt wird, das reicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus. Was sollte da, Sunakkhatto, mit einem erklärten Voranfang erklärt sein? Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.
Auf mannigfache Weise hast du, Sunakkhatto, mein Lob gepriesen bei den Vajjīnern, so zwar: 'Das ist der Erhabene, Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene.' So hast du, Sunakkhatto, auf mannigfache Weise mein Lob gepriesen bei den Vajjīnern.
Auf mannigfache Weise hast du, Sunakkhatto, der Satzung Lob gepriesen bei den Vajjīnern: 'Wohl kundgetan ist vom Erhabenen die Satzung, die ersichtliche, zeitlose, anregende, einladende, den Verständigen von selbst verständlich.' So hast du, Sunakkhatto, auf mannigfache Weise der Satzung Lob gepriesen bei den Vajjīnern.
Auf mannigfache Weise hast du, Sunakkhatto, der Jüngerschaft Lob gepriesen bei den Vajjīnern: 'Wohl vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, ehrlich vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, recht vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, geziemend vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, und zwar vier Paare der Menschen, nach acht Arten von Menschen: das ist des Erhabenen Jüngerschar, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, heiligste Stätte der Welt ist.' So hast du, Sunakkhatto, auf mannigfache Weise der Jüngerschaft Lob gepriesen bei den Vajjīnern.
Lasse dir, Sunakkhatto, angekündigt, lasse dir, Sunakkhatto, vorausgesagt sein: es werden dich, Sunakkhatto, die Leute bezichtigen: 'Nicht vermochte Sunakkhatto der junge Licchavier beim Asketen Gotamo das heilige Leben zu führen, aus Unvermögen hat er die Übung aufgegeben und ist zur Gewohnheit zurückgekehrt.' So werden dich, Sunakkhatto, die Leute bezichtigen.> Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger, Abtrünniger.
«Es war einmal, Bhaggaver, da bin ich im Lande der Thūlier (*1) geweilt, bei Hochstadt, wie sie heißt, der Thūlierburg. Da hab' ich denn, Bhaggaver, am Morgen mich gerüstet, Mantel und Schale genommen und bin, gefolgt von Sunakkhatto dem jungen Licchavier als begleitendem Mönche, nach Hochstadt aufgebrochen, um Almosenspeise. Um diese Zeit aber lebte dort der Unbekleidete (*2) Korakkhattiyo, der dem Hundegelübde nachkam, auf allen vieren ging: der nahm auf die Erde vor ihn hingeworfenes Futter nur mit dem Munde zu sich, nur mit dem Munde nahm er es ein. Es sah nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier den Unbekleideten Korakkhattiyo, den Hundelehrling, wie er auf allen vieren ging und auf die Erde vor ihn hingeworfenes Futter nur mit dem Munde zu sich nahm, nur mit dem Munde es einnahm. Als er das gesehen hatte, bedeuchte ihn alsbald: <Der scheint wirklich und wahrhaftig ein heiliger Asket zu sein! Auf allen vieren geht er hin und nimmt das vor ihn am Boden ausgestreute Futter nur mit dem Munde zu sich, nur mit dem Munde nimmt er es ein.>
Aber ich hatte Bhaggaver, im Geiste Geist und Gedanken Sunakkhattos des jungen Licchaviers erkannt und sprach also zu ihm: <Und du magst dich, eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes bekennen?> - <Warum doch, o Herr, fragt mich der Erhabene: 'Und du magst dich, eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes bekennen'?> - <Hat dich denn nicht, Sunakkhatto, als du diesen Unbekleideten Korakkhattiyo gesehn hattest, der dem Hundegelübde nachkommt, auf allen vieren geht, das vor ihn am Boden hingestreute Futter nur mit dem Munde zu sich nimmt, nur mit dem Munde aufliest, alsbald bedeucht: 'Der scheint wirklich und wahrhaftig ein heiliger Asket zu sein! Auf allen vieren geht er hin und nimmt das vor ihn am Boden ausgestreute Futter nur mit dem Munde zu sich, nur mit dem Munde nimmt er es ein'?> - <Allerdings, o Herr: und ist wohl, o Herr, der Erhabene auf die Heiligkeit neidig?> -
<Nicht bin ich, eitler Mann, auf die Heiligkeit neidig: aber du eben bist hier zu einer verderblichen Ansicht gelangt; die lasse fahren, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche. Von dem du ja da, Sunakkhatto, vermeinst: 'Der Unbekleidete Korakkhattiyo, der scheint wirklich ein heiliger Asket zu sein', der wird heut in sieben Tagen unversehns zu Tode kommen und, nach dem Tode, unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, wieder erstehn; seinen Leichnam aber wird man auf dem Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharren. Wenn es dir beliebt, Sunakkhatto, magst du dann an den Unbekleideten Korakkhattiyo herantreten und fragen: 'Weißt du, Bruder Korakkhattiyo, wohin du geraten bist?' Es kann wohl sein, Sunakkhatto, daß dir der Unbekleidete Korakkhattiyo kundtun wird: 'Ich weiß, Brüder Sunakkhatto, wohin ich geraten bin: unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, bin ich nun wiedererstanden.'>
Da ist denn, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier an den Unbekleideten Korakkhattiyo herangetreten und hat also zu ihm gesprochen: <Ausgesagt, Bruder Korakkhattiyo, hat der Asket Gotamo über dich: 'Der Unbekleidete Korakkhattiyo wird heut in sieben Tagen unversehns zu Tode kommen und, nach dem Tode, unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, wieder erstehn; seinen Leichnam aber wird man auf dem Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharren.' Darum sei du, Bruder Korakkhattiyo, vorsichtig, vorsichtig beim Essen von Speise, vorsichtig, vorsichtig beim Trinken von Wasser, damit das Wort des Asketen Gotamo sich falsch erweise.>
Da hat denn, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier einen Tag um den anderen die Woche hindurch gezählt, weil er das dem Vollendeten nicht glauben wollte. Es ist jedoch, Bhaggaver, der Unbekleidete Korakkhattiyo am siebenten Tage unversehns zu Tode gekommen und, nach dem Tode, unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, wiedererstanden; seinen Leichnam aber hat man auf dem Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharrt. Nun hörte, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier reden: <Der Unbekleidete, sagt man, Korakkhattiyo, ist unversehns zu Tode gekommen und auf dem Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharrt worden.>
Alsbald ist nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier nach dem Begräbnisplatz am Schneckengrunde gegangen, wo der Unbekleidete Korakkhattiyo lag, da trat er hin. Dort angelangt, hat er über dem Unbekleideten Korakkhattiyo dreimal mit der Hand geklopft und dabei gesagt: <Weißt du, Bruder Korakkhattiyo, wohin du geraten bist?> Da ist nun, Bhaggaver, der Unbekleidete Korakkhattiyo, mit der Hand über den Rücken gestrichen, aufgefahren: <Ich weiß, Bruder Sunakkhatto, wohin ich geraten bin, unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, bin ich nun wiedererstanden> - sprach's und war im Augenblick zurückgesunken.
Darauf ist nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier dorthin, wo ich weilte, gekommen, hat mich begrüßt und ist beiseite gesessen. Zu Sunakkhatto aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sagte ich sodann: <Was meinst du wohl, Sunakkhatto wie dir eben von mir über den Unbekleideten Korakkhattiyo ausgesagt worden, ist das genau so eingetroffen oder nicht?> - <Wie mir eben, o Herr, vom Erhabenen über den Unbekleideten Korakkhattiyo ausgesagt worden, genau so ist das eingetroffen, nicht anders.> - <Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wenn es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen oder nicht geschehen?> - <Freilich, o Herr, da es sich also verhält, ist eine überirdische Machtbezeugung geschehen, es ist nicht anders.> - <Der ich dir also, eitler Mann, eine überirdische Machtbezeugung geschehen lasse, ich werde von dir bezichtigt: 'Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische Machtbezeugung geschehen lassen.' Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger, Abtrünniger.
«Es war einmal, Bhaggaver, da bin ich bei Vesālī geweilt, im Großen Walde, in der Halle der Einsiedelei. Zur selben Zeit nun hielt sich der Unbekleidete Kalāramajjhako bei Vesālī auf, der eben in höchster Gunst und höchstem Ansehn bei den Vajjīnern stand. Der hatte sieben Gelübde angelobt, auf sich genommen: <Zeitlebens will ich ein Unbekleideter sein, kein Gewand anlegen; zeitlebens will ich keusch wandeln, nicht der Paarung pflegen; zeitlebens will ich nur von Fleisch und Branntwein mich ernähren (*3), nicht Reis und Grütze genießen; östlich Vesali will ich nicht über den Udener Park hinaus wandern; südlich Vesālī will ich nicht über den Garten der Gotamiden hinaus wandern; westlich Vesālī will ich nicht über den Siebenmangohain hinaus wandern; nördlich Vesālī will ich nicht über den Vielblätterlaubhügel hinaus wandern.>
Weil er diese sieben Gelübde angelobt hatte, war er eben in höchster Gunst und höchstem Ansehen bei den Vajjīnern gestanden. Da hat denn, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier den Unbekleideten Kalāramajjhako aufgesucht. Bei ihm angelangt, hat er eine Frage an ihn gerichtet. Auf diese Frage ist der Unbekleidete Kalāramajjhako nicht eingegangen, ohne darauf einzugehen hat er Zorn, Haß und Verdrossenheit an den Tag gelegt.
Da hat es nun, Bhaggaver, Sunakkhatto dem jungen Licchavier also bedeucht: <Der ja wirklich und wahrhaftig wie ein heiliger Asket ist, den haben wir belästigt: o daß uns das nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche!> Alsbald nun, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir herangekommen, hat mich begrüßt und beiseite sich hingesetzt. Zu Sunakkhatto aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sprach ich also: <Und du magst dich, eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes bekennen?> - <Warum doch, o Herr, fragt mich der Erhabene: 'Und du magst dich, eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes bekennen'?> -
<Hast du denn nicht, Sunakkhatto, den Unbekleideten Kalāramajjhako aufgesucht und eine Frage an ihn gerichtet, worauf er nicht eingegangen ist, ohne darauf einzugehen Zorn, Haß und Verdrossenheit an den Tag gelegt hat, während dich da bedeuchte: 'Der ja wirklich und wahrhaftig wie ein heiliger Asket ist, den haben wir belästigt: o daß uns das nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche!'> - <Allerdings, o Herr: und ist wohl, o Herr, der Erhabene auf die Heiligkeit neidig?> -
<Nicht bin ich, eitler Mann, auf die Heiligkeit neidig: aber du eben bist hier zu einer verderblichen Ansicht gelangt; die lasse fahren, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche. Von dem du ja da, Sunakkhatto, vermeinst: 'Der Unbekleidete Kalāramajjhako, der ist wirklich wie ein heiliger Asket', der wird binnen kurzem bewamst und beweibt einhergehn, Reis und Grütze genießen, auch über alle die Gärten um Vesālī hinaus wandern und, seines Ruhms verlustig, zu Tode kommen.>
Es ist aber, Bhaggaver, der Unbekleidete Kalāramajjhako binnen kurzem bewamst und beweibt einhergegangen, hat Reis und Grütze genossen, war auch über alle die Gärten um Vesālī hinaus gewandert, und er ist, seines Ruhms verlustig, zu Tode gekommen. Nun hörte, Bhaggaver, Sunakhatto der junge Licchavier reden: <Der Unbekleidete, sagt man, Kalāramajjhako, ist bewamst und beweibt einhergegangen, hat Reis und Grütze genossen, war auch über alle die Gärten um Vesālī hinaus gewandert, und er ist, seines Ruhms verlustig, zu Tode gekommen.>
Da ist denn, Bhaggaver, Suakkhatto der junge Licchavier zu mir herangetreten, hat mich begrüßt und beiseite sich niedergesetzt. Zu Sunakkhatto aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sagte ich sodann: <Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wie dir eben von mir über den Unbekleideten Kalāramajjhako ausgesagt worden, ist das genau so eingetroffen oder nicht?> - <Wie mir eben, o Herr, vom Erhabenen über den Unbekleideten Kalāramajjhako ausgesagt worden, genau so ist das eingetroffen, nicht anders.> -
<Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wenn es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen oder nicht geschehen?> - <Freilich, o Herr, da es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen, es ist nicht anders.> - <Der ich dir also, eitler Mann, eine überirdische Machtbezeugung geschehen lasse, ich werde von dir bezichtigt: 'Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische Machtbezeugung geschehen lassen.' Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger, Abtrünniger.
«Es war einmal, Bhaggaver, da bin ich wiederum dort bei Vesālī geweilt, im Großen Walde, in der Halle der Einsiedelei. Zu der Zeit aber hielt sich der Unbekleidete Pātikaputto bei Vesālī auf, der damals in höchster Gunst und höchstem Ansehn bei den Vajjīnern stand. Der kündigte nun in ganz Vesālī an (*4):
<Der Asket Gotamo trägt Weistum vor, auch ich trage Weistum vor; einem, der Weistum vorträgt, steht es aber bei seinem Vortrage an, eine überirdische Machtbezeugung sehn zu lassen. Der Asket Gotamo möge mir auf halbem Wege entgegenkommen, auch ich will ihm auf halbem Wege begegnen: da wollen wir denn beide eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen. Wenn der Asket Gotamo eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werde ich zwei ausführen. Wenn der Asket Gotamo zwei überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich vier ausführen. Wenn der Asket Gotamo vier überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich acht ausführen. Soviel auch immer der Asket Gotamo an überirdischen Machtbezeugungen ausführen wird, ich werde da immer das doppelte davon ausführen.>
Alsbald ist nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir herangekommen, hat mich begrüßt und beiseite sich hingesetzt. Beiseite sitzend hat dann, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir also gesprochen: <Der Unbekleidete, o Herr, Pātikaputto, hält sich bei Vesālī auf, er steht eben in höchster Gunst und höchstem Ansehn bei den Vajjīnern. Der kündigt nun in ganz Vesālī an:
'Der Asket Gotamo trägt Weistum vor, auch ich trage Weistum vor; einem, der Weistum vorträgt, steht es aber bei seinem Vortrage an, eine überirdische Machtbezeugung sehn zu lassen. Der Asket Gotamo möge mir auf halbem Wege entgegenkommen, auch ich will ihm auf halbem Wege begegnen: da wollen wir denn beide eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen. Wenn der Asket Gotamo eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werde ich zwei ausführen. Wenn der Asket Gotamo zwei überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich vier ausführen. Wenn der Asket Gotamo vier überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich acht ausführen. So viel auch immer der Asket Gotamo an überirdischen Machtbezeugungen ausführen wird, ich werde da immer das doppelte davon ausführen.'>
Auf diesen Bericht, Bhaggaver, hab' ich zu Sunakkhatto dem jungen Licchavier gesagt: <Unmöglich, Sunakkhatto, kann der Unbekleidete Pātikaputto, ohne dieses Wort widerrufen, diese Gesinnung aufgegeben, diese Ansicht verwunden zu haben, vor mir erscheinen. Wenn er aber etwa vermeinte: 'Ich werde ohne dieses Wort widerrufen, diese Gesinnung aufgegeben, diese Ansicht verwunden zu haben vor dem Asketen Gotamo erscheinen', würde ihm wohl das Haupt zerspringen.> -
<Achthaben sollte, o Herr, der Erhabene vor solch einem Wort, achthaben der Willkommene vor solch einem Wort!> - <Warum denn sprichst du, Sunakkhatto, also zu mir: 'Achthaben sollte, o Herr, der Erhabene vor solch einem Wort, achthaben der Willkommene vor solch einem Wort'?> - <Vom Erhabenen mag eben, o Herr, dieses Wort schlechthin gültig geäußert sein: aber der Unbekleidete, o Herr, Pātikaputto, könnte in schrecklicher Gestalt vor dem Erhabenen erscheinen, und das gereichte dem Erhabenen zur Lüge.> -
<Würde wohl, Sunakkhatto, der Vollendete ein Wort gesagt haben, das da zweideutig wäre?> - <Wie denn, o Herr: hat der Erhabene den Unbekleideten Pātikaputto im Geiste geistig erfassend erkannt, oder aber haben Gottheiten dem Erhabenen diesen Umstand angezeigt?> -
<Im Geiste geistig erfassend hab' ich schon, Sunakkhatto, den Unbekleideten Pātikaputto erkannt, und auch Gottheiten haben mir diesen Umstand angezeigt. Ajito, wie er hieß, ein Feldherr der Licchavier, ist kürzlich gestorben, in den Bereich der Dreiunddreißig Götter eingekehrt. Der aber ist mir genaht, also vernehmbar: 'Ruchlos, o Herr, ist der Unbekleidete Pātikaputto, lügenhaft, o Herr, ist der Unbekleidete Pātikaputto, auch über mich, o Herr, hat der Unbekleidete Pātikaputto bei den Vajjīnern ausgesagt: <Ajito der Licchavier Feldherr ist in die Erzhölle geraten.> Doch bin ich, o Herr, nicht in die Erzhölle geraten, bin in den Kreis der Dreiunddreißig Götter eingekehrt. Ruchlos, o Herr, ist der Unbekleidete Pātikaputto, lügenhaft, o Herr, ist der Unbekleidete Pātikaputto. Unmöglich, o Herr, kann der Unbekleidete Pātikaputto, ohne jenes Wort widerrufen, jene Gesinnung aufgegeben, jene Ansicht verwunden zu haben, vor dem Erhabenen erscheinen. Wenn er aber etwa vermeinte: <Ich werde ohne jenes Wort widerrufen, jene Gesinnung aufgegeben, jene Ansicht verwunden zu haben vor dem Asketen Gotamo erscheinen, würde ihm wohl das Haupt zerspringen.'
So hab' ich denn, Sunakkhatto, im Geiste geistig erfassend den Unbekleideten Pātikaputto eben erkannt, und auch Gottheiten haben mir diesen Umstand angezeigt. Ich denke nun aber, Sunakkhatto, nach dem Almosengang in Vesālī, sobald ich zurückgekehrt sein und die Nahrung eingenommen haben werde, mich dahinzubegeben, wo der Garten Pātikaputtos gelegen ist, und bis Sonnenuntergang dort zu verweilen. Wenn es dir etwa, Sunakkhatto, beliebt, melde ihm das.>
Darauf bin ich, Bhaggaver, beizeiten gerüstet, mit Mantel und Schale versehen, nach Vesālī um Almosenspeise gegangen. Nachdem ich in der Stadt die Brocken erhalten, kehrte ich zurück, nahm das Mahl ein und begab mich sodann nach dem Garten hin, wo der Unbekleidete Pātikaputto sich aufhielt, über den Tag dort zu verweilen. Mittlerweile war nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier eiligen Schrittes in Vesālī umhergegangen, hatte die bekanntesten und genanntesten Licchavier aufgesucht und sie eingeladen: <Da ist, ihr Brüder, der Erhabene in die Stadt um Almosenspeise gekommen, hat nachher Mahlzeit gehalten und alsbald den Garten aufgesucht, wo der Unbekleidete Pātikaputto weilt, und wird bis Sonnenuntergang dort verbleiben: ach bitte kommt mit, Verehrte, ach bitte kommt mit, Verehrte! Man wird eine überirdische Machtbezeugung von wohlberufenen Asketen zu sehn bekommen.>
Nun haben sich, Bhaggaver, jene sehr bekannten und viel genannten Licchavier da besprochen: <Es soll also, wie es heißt, eine überirdische Machtbezeugung von wohlberufenen Asketen vorgeführt werden: da wollen wir doch mal hingehn.> Dann ist er auch an die bekanntesten und genanntesten hochmögenden Priester, an die begüterten Bürger, an die berühmten gefeierten Asketen und Priester der verschiedenen Orden herangetreten, um sie einzuladen, und sie haben sich alle anzuschließen verabredet.
So haben sich denn, Bhaggaver, diese hochansehnlichen Licchavier, hochansehnlichen mächtigen Priester und reichen Bürger sowie die Asketen und Priester der verschiedenen Orden nach dem Garten hinbegeben, wo der Unbekleidete Pātikaputto zu treffen war. Das ist, Bhaggaver, eine Versammlung gewesen, die nach hunderten zählte, nach tausenden zählte. Nun hörte, Bhaggaver, der Unbekleidete Pātikaputto reden, daß all diese hochansehnlichen Scharen herbeigekommen seien, und er sagte sich: <Auch der Asket Gotamo hat in meinem Garten Tagesrast genommen.> Da hat ihn Angst und Zittern befallen und seine Haare sträubten sich: alsogleich hat er sich, Bhaggaver, bebend vor Angst und Schauder, in den Pilgergarten an der Ebenholzlände zurückgezogen.
Das kam nun, Bhaggaver, jener Versammlung zu Ohren: <Der Unbekleidete, sagt man, Pātikaputto, ist bebend vor Angst und Schauder nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände geflohn.> Da wurde nun, Bhaggaver, von jener Versammlung ein Mann hingeschickt: <Geh', lieber Mann, nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände hin und suche den Unbekleideten Pātikaputto auf und sprich also zu ihm: 'Komme herbei, Bruder Pātikaputto, schon angelangt sind die bekanntesten und genanntesten Licchavier, schon angelangt die hochansehnlichen mächtigen Priester und reichen Bürger sowie die Asketen und Priester der verschiedenen Orden, und auch der Asket Gotamo hat im Garten des Ehrwürdigen Tagesrast genommen. Verlauten lassen hast du ja wohl, Bruder Pātikaputto, in ganz Vesālī solche Rede: 'Der Asket Gotamo trägt Weistum vor, auch ich trage Weistum vor: einem, der Weistum vorträgt, steht es aber bei seinem Vortrage an, eine überirdische Machtbezeugung sehn zu lassen. Der Asket Gotamo möge mir auf halbem Wege entgegenkommen, auch ich will ihm auf halbem Wege begegnen: da wollen wir denn beide eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen. Wenn der Asket Gotamo eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werde ich zwei ausführen. Wenn der Asket Gotamo zwei überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich vier ausführen. Wenn der Asket Gotamo vier überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich acht ausführen. So viel auch immer der Asket Gotamo an überirdischen Machtbezeugungen ausführen wird, ich werde da immer das doppelte davon ausführen.' Komme doch nur, Bruder Pātikaputto, auf halbem Wege heran: auf dem ganzen ist schon der Asket Gotamo zuerst entgegengekommen und weilt im Garten des Ehrwürdigen über den Tag.'> -
<Sehr wohl, ihr Herren, sagte da, Bhaggaver, der Mann gehorsam zu jener Versammlung; und er begab sich nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände, zum Unbekleideten Pātikaputto hin und meldete Wort um Wort den Auftrag. Also aufgefordert, Bhaggaver, sagte nun der Unbekleidete Pātikaputto: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, aber er rückte nur hin und her und konnte sich gar nicht vom Sitz erheben. Da sagte denn, Bhaggaver, jener Mann zu ihm: <Was ist nur mit dir, Bruder Pātikaputto: hast du wohl etwa das Lendentuch an den Sessel geknüpft, und ist der Sessel so deinem Lendentuch angeknüpft? 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hast du gesagt, rückst aber nur hin und her und kannst dich nicht einmal erheben vom Sitze.>
So zur Rede gestellt, Bhaggaver, hat aber der Unbekleidete Pātikaputto wieder gesagt: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, und ist immer noch hin und her gerückt, ohne vom Sitz auch nur aufstehn zu können. Als endlich, Bhaggaver, jener Mann zu merken anfing: <Für überwunden scheint dieser Unbekleidete Pātikaputto sich zu geben, da er immer nur sagt 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', aber bloß hin und her rückt und gar nicht vom Sitz aufstehn mag>, da kehrte er zur Versammlung zurück und erstattete die Meldung: <Für überwunden, scheint es, gibt sich der Unbekleidete Pātikaputto: 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hat er gesagt, aber er ist immer nur hin und her gerückt und konnte sich nicht einmal vom Sitz erheben.>
Nach dieser Meldung, Bhaggaver, hab' ich zur Versammlung dort also gesprochen: <Unmöglich, ihr Freunde, kann der Unbekleidete Pātikaputto, ohne sein Wort widerrufen, seine Gesinnung aufgegeben, seine Ansicht verwunden zu haben, vor mir erscheinen. Wenn er aber etwa vermeinte: 'Ich werde ohne mein Wort widerrufen, meine Gesinnung aufgegeben, meine Ansicht verwunden zu haben vor dem Asketen Gotamo erscheinen', würde ihm wohl das Haupt zerspringen.>
«ALSBALD nun, Bhaggaver, ist einer von den Großwürdenträgern der Licchavier aufgestanden und hat zur Versammlung dort also gesprochen: <Wohlan denn, ihr Lieben, wartet doch noch ein Weilchen: ich will gehn und versuchen, ob ich selber vielleicht den Unbekleideten Pātikaputto in die Versammlung herbringen kann.>
So ist dann, Bhaggaver, jener Großwürdenträger der Licchavier nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände hingegangen, hat den Unbekleideten Pātikaputto aufgesucht und ihm zugeredet: <Komm, Bruder Pātikaputto, es ist besser wenn du kommst: versammelt sind die bekanntesten und genanntesten Licchavier, versammelt die bekanntesten und genanntesten hochmögenden Priester und wohlhabenden Bürger sowie die Asketen und Priester der verschiedenen Orden, und auch der Asket Gotamo hat im Garten des Ehrwürdigen Tagesrast genommen. Du hast ja wohl, Bruder Pātikaputto, in ganz Vesālī jene gewisse Rede verlauten lassen; komme doch nur, Bruder Pātikaputto, auf halbem Wege heran: auf dem ganzen ist ja schon der Asket Gotamo zuerst entgegengekommen und weilt im Garten des Ehrwürdigen über den Tag. Aber nun, Bruder Pātikaputto, hat der Asket Gotamo vor allen Leuten gesagt, daß du unmöglich vor ihm erscheinen könntest. Komm', Bruder Pātikaputto: wenn du kommst, werden wir es schon so einrichten, daß du siegst und der Asket Gotamo unterliegt.>
Also angeredet, Bhaggaver, sagte der Unbekleidete Pātikaputto: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, rückte aber nur wieder hin und her und mochte sich gar nicht vom Sitz erheben. Da sagte denn, Bhaggaver, jener Großwürdenträger der Licchavier zu ihm: <Was ist nur mit dir, Bruder Pātikaputto, hast du denn etwa das Lendentuch an den Sessel geknüpft, und ist der Sessel so deinem Lendentuch angeknüpft? 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hast du gesagt, und rückst immer nur hin und her und kannst gar nicht vom Sitze dich erheben.>
Auf diese Bemerkung hin, Bhaggaver, hat aber der Unbekleidete Pātikaputto wiederum gesagt: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, und ist ebenso hin und her gerückt, ohne irgend den Sitz zu verlassen. Als daher, Bhaggaver, jenem Großwürdenträger der Licchavier klargeworden war, daß der Unbekleidete Pātikaputto sich überwunden gebe, da ging er wieder zur Versammlung zurück und verständigte sie: <Für überwunden gibt sich, wie es scheint, der Unbekleidete Pātikaputto: 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', sagt er immerzu, rückt aber nur so herum und mag nicht einmal vom Sitz aufstehn.>
Nach diesem Bescheid, Bhaggaver, hab' ich zur Versammlung dort also gesprochen: <Unmöglich, ihr Freunde, kann der Unbekleidete Pātikaputto ohne Widerruf hier erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen. Wenn ihr, geehrte Licchavier, etwa vermeintet: 'Wir werden den Unbekleideten Pātikaputto eigens mit Riemen binden und mit Wagenseilen herbeiziehn', so würden die Riemen abreißen oder Pātikaputto. Unmöglich, ihr Freunde, ist es eben dem Unbekleideten Pātikaputto ohne Widerruf hier zu erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen.»
«Da hat nun, Bhaggaver, Jaliyo, der Jünger des Dārupattiko, sich erhoben und zu jener Versammlung also gesprochen: <Sei es drum, ihr Lieben, wartet nur noch ein Weilchen: ich will doch versuchen, ob ich nicht etwa imstande wäre den Unbekleideten Pātikaputto zur Versammlung herzubringen.>
So ist dann, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände hingegangen, hat den Unbekleideten Pātikaputto aufgesucht und ihm alles genau berichtet und hat ihm versichert, es würde schon dafür gesorgt werden, daß, wenn er käme, der Sieg ihm sicher zufiele.
Also beredet, Bhaggaver, sagte der Unbekleidete Pātikaputto: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, rückte aber wiederum nur hin und her und mochte sich gar nicht vom Sitz erst erheben. Da wußte denn, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko nun auch, daß der Unbekleidete Pātikaputto sich für überwunden gebe, und er sprach jetzt also zu ihm: <Es war einmal, Bruder Pātikaputto, da ist einem Löwen, dem König der Tiere, das in den Sinn gekommen: <Wie, wenn ich nun tief in ein Waldesdickicht verzöge um dort zu lagern, und dieses Lager am Abend verließe, und dann mich reckte und streckte, und hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausblickte, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf (*5) erschallen ließe, und nach dem dreimal erschollenen Löwenruf auf die Beute dahinstürzte: da würd' ich manches gute Stück Wild erlegen, manches zarte Stück Fleisch verzehren, und eben diese Lagerstatt für mich erwählen.'
Da ist denn dieser Löwe, der König der Tiere, tief in ein Waldesdickicht verzogen, um dort zu lagern, hat das Lager am Abend verlassen, sich dann gereckt und gestreckt, hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausgeblickt, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf erschallen lassen, und nach dem dreimal erschollenen Löwenruf ist er auf Beute dahingezogen: und er hat manches gute Stück Wild erlegt, manches zarte Stück Fleisch verzehrt, und ebendiese Lagerstatt für sich erwählt.
Nun war aber, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Löwe, der König der Tiere, da übrig ließ, ein alter Schakal zu schwelgen gekommen, war übermütig und kräftig geworden. Da hat es dann, Bruder Pātikaputto, diesen alten Schakal bedeucht: <Wer bin ich, und wer ist denn der Löwe! Wie, wenn ich nun tief in ein Waldesdickicht verzöge, um dort zu lagern, und dieses Lager am Abend verließe, und dann mich reckte und streckte, und hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausblickte, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf erschallen ließe, und nach dem dreimal erschollenen Löwenruf auf Beute dahinzöge da würd' ich manches gute Stück Wild erlegen, manches zarte Stück Fleisch verzehren, und ebendiese Lagerstatt für mich erwählen.>
So ist denn, Bruder Pātikaputto, der alte Schakal tief in ein Waldesdickicht verzogen, um dort zu lagern, hat das Lager am Abend verlassen, sich dann gereckt und gestreckt, hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausgeblickt, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf erschallen lassen wollen und als Schakal geheult, nur kläglich geheult - wie anders beim schmählichen Schakal, und wie anders beim Löwenruf!
Ebenso nun auch hast du, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Willkommene übrig hat lassen, gelebt, von dem, was der Willkommene liegen hat lassen, dich genährt, und vermeinst die Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten angreifen zu müssen - wie anders beim schmählichen Pātikaputto, und wie anders das Angreifen der Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten!> Als da nun, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko auch durch dieses Gleichnis den Unbekleideten Pātikaputto noch nicht vom Sitze wegzubringen vermochte, wandte er sich derart an ihn:
- <Ein Löwe zu sein, sich wohlgefällig schmeichelnd,
- War Schakals Ernst: 'Ich bin der Tiere Oberherr',
- Und wirklich hub er heulend an zu kläffen:
- Wie schmählich klang es anders da, und wie beim Löwen!
Ebenso nun auch hast du, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Willkommene übrig hat lassen, gelebt, von dem, was der Willkommene liegen hat lassen, dich genährt, und vermeinst die Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten angreifen zu müssen - wie anders beim schmählichen Pātikaputto, und wie anders das Angreifen der Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten !
Ebenso nun auch hast du, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Willkommene übrig hat lassen, gelebt, von dem, was der Willkommene liegen hat lassen, dich genährt, und vermeinst die Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten angreifen zu müssen - wie anders beim schmählichen Pātikaputto, und wie anders das Angreifen der Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten!> Als da nun, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko auch durch dieses Gleichnis den Unbekleideten Pātikaputto noch nicht vom Sitze wegzubringen vermochte, da ist er zu jener Versammlung zurückgekehrt und hat also Bericht erstattet: <Für überwunden, ihr Lieben, scheint sich der Unbekleidete Pātikaputto zu geben: 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hat er immer gesagt, und er ist nur wieder herumgerückt und gar nicht aufgestanden vom Sitze.>
Nach diesem Bescheid, Bhaggaver, hab' ich zur Versammlung dort also gesprochen: <Unmöglich, ihr Freunde, kann der Unbekleidete Pātikaputto ohne Widerruf hier erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen. Wenn ihr, geehrte Licchavier, auch vermeintet: 'Wir werden den Unbekleideten Pātikaputto eigens mit Riemen binden und mir Wagenseilen herbeiziehn', so würden die Riemen abreißen oder Pātikaputto. Unmöglich, ihr Freunde, ist es eben dem Unbekleideten Pātikaputto ohne Widerruf hier zu erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen.>
«Nun hab' ich dann, Bhaggaver, jene Versammlung in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert, und habe dadurch Befreiung von mächtiger Fessel bewirkt, unzählige Wesen aus dem großen Sumpfbereich emporgezogen. Dann bin ich in Feuerart eingegangen, sieben Palmen hoch in die Lüfte geschwebt, habe noch weitere sieben Palmen hoch einen Strahlenglanz ausgesandt, in Flammen sprühend, in Dämpfen wallend, und war alsbald im Großen Walde vor die Halle der Einsiedelei wiedergekehrt.
Da ist denn, Bhaggaver, Sunakkhatto, der junge Licchavier zu mir herangetreten, hat mich begrüßt, und beiseite sich niedergesetzt. Zu Sunakkhatto aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sagte ich sodann: <Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wie dir eben von mir über den Unbekleideten Pātikaputto ausgesagt worden, ist das genau so eingetroffen oder nicht?> - <Wie mir eben, o Herr, vom Erhabenen über den Unbekleideten Pātikaputto ausgesagt worden, genau so ist das eingetroffen, nicht anders.> -
<Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wenn es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen oder nicht geschehen?> - <Freilich, o Herr, da es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen, es ist nicht anders.> - <Der ich dir also, eitler Mann, eine überirdische Machtbezeugung geschehen lasse, ich werde von dir bezichtigt: 'Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische Machtbezeugung geschehen lassen.' Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger, Abtrünniger.
«Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.
«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die einen Herrn als Grundlage, einen Brahmā als Grundlage ihrer Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen einen Herrn als Grundlage, einen Brahmā als Grundlage eurer Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Voranfang mit dem Herrn als Grundlage, mit dem Brahmā als Grundlage, die ihr aufstellt?> Auf diese Frage sind sie nicht eingegangen, ohne darauf einzugehn haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:
<Es kommt wohl, ihr Brüder, eine Zeit vor, wo sich da wieder einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt zusammenballt. Wann die Welt sich zusammenballt, ballen sich die Wesen zumeist als Leuchtende zusammen. Die sind dann geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehen in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.
<Es kommt wohl, ihr Brüder, eine Zeit vor, wo sich da wieder einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt auseinanderballt. Wann die Welt sich auseinanderballt, kommt ein öder Brahmāhimmel zum Vorschein. Aber eines der Wesen, aus Mangel an Kraft oder Mangel an Güte dem Reigen der Leuchtenden entschwunden (*6), sinkt in den öden Brahmāhimmel herab. Auch das ist noch geistförmig, genießt Wonne, kreist selbstleuchtend im Raume, besteht in Schönheit, lange Wandlungen dauert es durch.
<Nach einsam dort lange verlebter Frist erhebt Unbehagen und Unruhe sich in ihm: 'O daß doch andere Wesen noch hier erschienen!' Und andere der Wesen noch, aus Mangel an Kraft oder Mangel an Güte dem Reigen der Leuchtenden entschwunden, sinken in den öden Brahmāhimmel herab, gesellen sich jenem Wesen zu. Auch diese sind noch geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehen in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.
<Da ist, ihr Brüder, jenem Wesen, das zuerst herabgesunken war, also zumute worden: 'Ich bin Brahmā, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird: von mir sind diese Wesen erschaffen. Und woher weiß ich das? Ich habe ja vordem gewünscht <O daß doch andere Wesen noch hier erschienen>: das war mein geistiges Begehren, und diese Wesen sind hier erschienen.' Die Wesen aber, die da später herabgesunken sind, auch diese vermeinen dann: 'Das ist der liebe Brahmā, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird: von ihm, dem lieben Brahmā, sind wir erschaffen. Und woher wissen wir das? Ihn haben wir ja hier schon früher dagesehn, wir aber sind erst später hinzugekommen.'
<Nun hat, ihr Brüder, das Wesen, das zuerst herabgesunken ist, eine längere Lebensdauer, eine höhere Anmut, eine größere Macht; während die Wesen, die später nachgekommen sind, geringere Lebensdauer, geringere Anmut, geringere Macht haben. Es mag aber wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen diesem Reich entschwindet und hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Er, der der liebe Brahmā ist, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird, von dem wir, dem lieben Brahmā, erschaffen sind: er ist unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich wird er immer so bleiben; während wir, die wir von ihm, dem lieben Brahmā, erschaffen wurden, vergänglich sind, unbeständig, kurzlebig, sterben müssen, hienieden zur Welt gekommen.' Ist nicht, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Voranfang mit dem Herrn als Grundlage, mit dem Brahmā als Grundlage, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat.> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.
«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die das Lustig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen das Lustig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Lustig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt?> Auf diese Frage haben sie sich nicht eingelassen, ohne sich darauf einzulassen, haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:
<Es gibt, ihr Brüder, Götter, die heißen Lustig im Dämmerlicht. Sie lassen sich über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen. Weil sie sich über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen lassen, trübt sich ihr Sinn. Trüben Sinnes schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg. Es mag aber wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen, aus diesem Reiche hinweggeschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Sie, jene lieben Götter, die nicht lustig im Dämmerlicht sind, die lassen sich nicht über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen. Weil sie sich nicht über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen lassen, wird ihr Sinn nicht trübe. Weil ihr Sinn nicht trübe wird, schwinden jene Götter nicht aus ihrem Reiche hinweg: sie sind unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich werden sie immer so bleiben; während wir, die wir lustig im Dämmerlicht gewesen, über die Zeit hinaus uns in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen ließen. Weil wir uns über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen haben lassen, ist unser Sinn trübe geworden. Trüben Sinnes aber sind wir aus unserem Reiche hinweg geschwunden, sind vergänglich, unbeständig, kurzlebig worden, müssen sterben, hienieden zur Welt gekommen.' Ist nicht etwa, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Lustig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat.> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.
«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die das Sinnig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen das Sinnig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Sinnig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt?> Dieser Frage sind sie ausgewichen, ihr ausweichend haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:
<Es gibt, ihr Brüder, Götter, die heißen Sinnig im Dämmerlicht. Sie lassen über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen. Weil sie über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen lassen, werden ihre Geister aneinander trübe. Aneinander trüben Geistes geworden ermatten ihre Schwingen, ermatten ihre Geister. So schwinden diese Götter aus ihrem Reiche hinweg. Es mag aber wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen, aus diesem Reiche hinweg geschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Sie, jene lieben Götter, die nicht sinnig im Dämmerlicht sind, die lassen nicht über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen. Weil sie nicht über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen lassen, werden ihre Geister aneinander nicht trübe. Aneinander nicht trüben Geistes geworden, bleiben ihre Schwingen unermattet, unermattet ihre Geister. So schwinden jene Götter nicht aus ihrem Reiche hinweg: sie sind unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich werden sie immer so bleiben; während wir, die wir sinnig im Dämmerlicht gewesen, über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen ließen. Weil wir über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen haben lassen, sind unsere Geister aneinander trübe geworden. Aneinander trüben Geistes geworden sind aber unsere Schwingen ermattet, ermattet unsere Geister, und wir sind aus unserem Reiche hinweg geschwunden, vergänglich, unbeständig, kurzlebig worden, müssen sterben, hienieden zur Welt gekommen.' Ist wohl etwa, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Sinnig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat (hierzu unsere erste Rede).> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.
«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die den Ursprung im Denken als Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen den Ursprung im Denken als Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Ursprung im Denken als Voranfang, die ihr aufstellt?> An dieser Frage sind sie vorbeigegangen, an ihr vorbeigegangen haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:
<Es gibt, ihr Brüder, Götter, die heißen Unbewußt im Wesen. Sobald aber jene Götter bewußt werden, schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg (*7). Es mag nun wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen, aus jenem Reiche hinweg geschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an das Bewußtwerden sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Aus dem Denken entsprossen ist das Selbst und die Welt. Und woher weiß ich das? Ich bin ja ehedem nicht gewesen; da bin ich denn jetzt geworden, zu Dasein umgewandelt.' Ist nun wohl, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Ursprung im Denken als Voranfang, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat.> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.
«Bei solcher Rede nun, Bhaggaver, solcher Aussage werde ich von manchen Asketen und Priestern ohne Grund, nichtiger, fälschlicher Weise, mit Unrecht bezichtigt: <Verdreht ist der Asket Gotamo und die Mönche; der Asket Gotamo lehrt: 'Zu einer Zeit wo man die Freiung der Schönheit erreicht hat, alles hat man zu dieser Zeit eben von Unschönheit gegenwärtig.'> Nicht aber, Bhaggaver, hab' ich dergleichen gesagt, sondern also hab' ich gesprochen: zu einer Zeit wo man die Freiung der Schönheit erreicht hat, Schönheit eben ist einem zu dieser Zeit gegenwärtig (*8).»
«Die sind, o Herr, verdreht, die den Erhabenen für verdreht halten und die Mönche. - So klar geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen: es kann mir der Erhabene die Lehre derart aufweisen, daß ich die Freiung der Schönheit zu erreichen vermag.»
«Schwer zu erfahren ist das, Bhaggaver, für dich ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung, ohne Lenkung, wie die Freiung der Schönheit zu erreichen sei (vergl. die 9. Rede). Gut denn, Bhaggaver: was dir an mir da klar wurde, das eben magst du mit Andacht bewahren.»
«Wenn das, o Herr, für mich schwer zu erfahren ist ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung, ohne Lenkung, wie die Freiung der Schönheit zu erreichen sei: was mir da, o Herr, am Erhabenen klar wurde, das eben werd' ich mit Andacht bewahren.»
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der Pilger vom Bhaggaver Stamme über das Wort des Erhabenen (*9).
Fußnoten:
(*1) Hochstadt, Uttarakā, die Thūlierburg, ist in den Vorbergen des Himālayo, im südöstlichen Nepal, an den Grenzen der kusinarischen Maller und der Licchavier zu suchen. Nicht weit davon war Uccenagaram, Hohenheim, das Uccanagaram des Kalpasūtram der Jainas: jene Stadt, die zugleich mit Rāmagāmo eine der Residenzen der Koliyer war, der nächsten Nachbarn der Thūlier, nach dem Bericht unserer 16. Rede. Waren aber die Koliyer von Rāmagāmo Anhänger Gotamos, so hatte sich die Zweiglinie in Uccenagaram dem Meister der Jainas, Nāthaputto, zugewandt, nach ihren alten Inschriften zu Mathurā, Epigraphia Indica vol. I p. 381-389 Nr. I, IV, V, XIII, XIV, vol. II p. 205-209 Nr. XXIV, XXXIV, XXXVII. -
In Uttaraka waren, kaum anders als gegenwärtig, berühmte Wallfahrtsstätten, wo Büßer der ärgsten und tollsten Gelübde und Kasteiungen beflissen sich quälen. Diese verrückten 'Heiligen', bei denen des Denkens Faden zerrissen ist, sind zumeist bekannt als Pāsupatās, Jünger des Herrn der Herde, nach Siva-Pasupatis, dem göttlich verwilderten Einsiedler, der lange vor Gotamo schon dort oben im Gebirge seine Heimstätte hatte, insbesondere im Tempel zu Pasupatināth, und ebenso auch weit im Nordwesten, auf dem hochgelegenen Felsenheiligtum zu Harasnāth, Haras der Vernichter und Sivas der Beglücker ist ein und derselbe. Wer sich da diesen uralten Zottigen (kesi, Rgv. X 136) zum Vorbild erwählt, muß immer noch, der strengen Observanz gemäß, als catukundiko leben, d.i. wie ein kundo, eine Art Salamander-Reptil, auf allen vieren dahinkriechen, nur auf den Knien und Ellbogen sich weiterbewegend. Solche Selbstquäler heißen dann auch «Krokodilbüßer, Schlangenbüßer», weil sie das Gehaben von Krokodil oder Schlange zeitlebens als Buße bewahren. Das ist die Reptilpönitenz, die ajagaravrtti, genau ausgeführt nach den Regeln der Sannyāsupanisat, II Mitte.
Etwas milder ist das Hunde- und Kuhgelübde, wobei dem Bekenner doch eine größere Freiheit der Bewegung möglich ist, auch getreu nach der Vorschrift übernommen, z.B. wie sie die Paramahamsaparivrājakopanisat gibt; auf allen vieren gehen und auf die Erde hingeworfene Nahrung nur mit dem Munde auflesen ist aber die gleiche Pönitenz. Davon ist denn im Text oben bei uns alsbald die Rede, und in der Mittleren Sammlung Nr. 57 wird von zwei zugehörigen Kastiganten berichtet, die Gotamo auch dort am nepalischen Alpenhang aufsuchen: der eine läßt sich wie eine Kuh seitwärts nieder, während der andere sich wie ein Hund eingerollt hinsetzt. Das Kuhgehaben nachzuahmen mag für Hindus noch hingehn, weil Rinder als reine Tiere gelten. Aber hündische Sitte zu pflegen ist das ärgste an Selbsterniedrigung, weil der Hund zumeist verachtet wird; es sei denn, daß damit auch zugleich die unverbrüchliche Treue, die bis zum Tode währende Anhänglichkeit an das einmal erwählte Gelübde sinnenfällig bezeugt werden sollte.
(*2) Der Unbekleidete, acelo, acelako, gehört mit zur Gesellschaft der Nackten Büßer: er trägt aber noch einen Schurz um die Lenden, während die ājīvikā und die jinistischen digambarā, «die den Himmelskreis zum Gewande haben», auch diese letzte Rücksicht auf bürgerliche Begriffe verworfen, abgetan, die ganz «fessellosen» Nackten Büßer sind.
Eine steinerne Inschrift am hochgelegenen Felsentempel Schivas bei Harasnāth, 100 km nordwestlich von Jaypur, Rājputāna, nennt den also entfesselten nackten Nachfolger «einen Büßer, der in sich gegangen ist, mit dem Himmelskreise fleckenlos bekleidet».
Auf diese Art und Weise hoffen sie dem samsāro oder der Wandelwelt entrinnen zu können: und Schivas wird mit einem seiner tausend Namen gern als der samsārasārathis, der Leiter aus der Wandelwelt, gepriesen, im Sivanāmasahasram überliefert.
Gleiche Genossenschaft haben die christlichen Adamiten gebildet, die wahrscheinlich von den Nackten Büßern erfahren hatten. Denn auch sie wollten durch Überwindung alles Schamgefühls ihre Vollendung bezeugen, berichtet EPIPHANIOS von ihnen und ähnlichen Ordensbrüdern. Später sind ihnen noch manch andere nachgefolgt, bis zu den Picarden, Taboriten usw. herab, die die Meinung hegten «Wer einen Schurz trägt ist sündig», oder wie die ersteren sagten: «Wer Hosen anhat ist nicht frei», nach BAYLES Dictionaire.
Bei den weiblichen Genossenschaften hatte dementsprechend das Tragen der Femoralia zu entfallen. Der Frankfurter hat solche ekstatische Exhibitionisten wohl gekannt; er nennt ihr Betragen «das ruchlos freie Leben», und er sagt von ihnen: «das sind böse, falsche Geister, die wähnen und sprechen, sie seien vollkommen», Deutsche Theologie, Kap. 18 u. 39. Der Anstoß, den diese Sekten in unseren Ländern gegeben, hat ihnen grausame Folter, Galgen und Scheiterhaufen gebracht, den päpstlichen Bann mit der kaiserlichen und königlichen Vertilgung durch Feuer und Schwert: wo hingegen in Indien der Aberwitz eben nur als das was er ist angesehen und beschränkt wurde, ohne irgendwelchen kirchlichen Fanatismus.
Asoko z.B. hatte, wie für all die verschiedenen Ordensgenossenschaften, ausdrücklich auch für den Unterhalt solcher Büßer gesorgt, hat ihnen volle Freiheit gelassen; er wußte, es muß auch solche Käuze geben, die ājīvikā und die niganthā, die Freilebenden und die Fessellosen, wie er sie auf dem VII. Edikt der Säuleninschriften, Delhi Zeile 4f., richtig angibt. Auch hat er ihnen an geeigneten, schön gelegenen Orten im Gebirge sorgsam geglättete geräumige Felsenkammern, zum Aufenthalt herrichten lassen, nach den drei Inschriften zu Barābar. Klausen, die im Wandel zweier Jahrtausende von brahmanischen, buddhistischen und endlich mohammedanischen Einsiedlern bewohnt wurden, und die heute noch alljährlich von vielen Tausenden von Wallfahrern andächtig besucht werden. Der Ruhm dieser unbekleideten Büßer war in der alten Welt weitverbreitet, man hat darüber so gar in Rom gesprochen: CICERO erzählt von ihnen, daß sie ihr Leben nackt zubringen, nudi aetatem agunt; hernach berichtet AUGUSTINUS aus guter Quelle, daß sie in den schattigen Einsamkeiten Indiens nackt philosophieren, per opacas quoque Indiae solitudines, cum quidam nudi philosophentur, etc.
Dem Orden Gotamos, der Anstand und möglichste Unauffälligkeit - daher das fahle Gewand - als Grundlage äußerer Zucht betrachtet, recht wie feine Sitte je schlichter desto besser wählt, konnten und können dergleichen Nackte Büßer, Fessellose, Freie Brüder usw. nur als bemitleidenswerte Schwärmer und Unsinnige gelten. Solche falsche Askese ist es, die der Buddhismus überall abgelehnt hat, als Verblendung und Aftertugend. Der Anstand der äußeren Erscheinung freilich macht es nicht aus. Wer da als Jünger im Orden des Meisters etwa gierig, gehässig, zornig, heuchlerisch, gleisnerisch wäre und nicht den geraden Weg des Asketentums wandelt, der gleicht, sagt Gotamo, «einer Mordwaffe, zur Schlacht geeignet, zweischneidig, blinkend geschliffen und mit einer Kutte umhangen, umhüllt», Mittlere Sammlung 40.
Nur der ist ein Mönch, der da liebreiche Herzensablösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet hat. Und würde er gleich von einem Feinde verfolgt und angegriffen, wenn auch ein noch so gewaltiger Gegner etwa gedächte dessen Gemüt verstören zu können: so viel Mühe und Plage sich der ihm gegenüber auch immer gäbe, es wäre geradeso als wenn ein Mann eine scharfe Messerschneide mit der Handfläche oder mit der geballten Faust abwehren, wegschlagen, zurückstoßen wollte. «Darum aber hat man, ihr Mönche», beschließt Gotamo dieses ergänzende Gleichnis, «sich also zu üben: <Liebreich wird von uns Herzensablösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet werden>: so habt ihr Mönche euch wohl zu üben.» Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. II, pag. 235, PTS 265.
(*3) Nur von Fleisch und Branntwein zu leben ist für einen indischen Selbstquäler natürlich eines der krassesten und widerlichsten Gelübde. Diese absonderliche Art von Kasteiung scheint also damals schon dort oben im Gebirge so gepflegt worden zu sein wie es späterhin die berüchtigte Tantrikī sruti, im Gegensatz zur Vaidikī, allerwärts empfohlen hat und mit besonderem Erfolg in Tibet: der Yogi soll, auf der höchsten Stufe angelangt, die fünf "M" pflegen, und zwar māmsa-matsya-madya-mudrā-maithunam, d.i. Fleisch essen, Fisch essen, Branntwein trinken, Zauberei treiben und mit ausgesucht liebenswerten Jungfrauen Verkehr haben.
Das ist endlich die Fülle der Geheimnisse, die der Guhyasamājas, eines der beliebtesten tantrischen Werke in Nepal, anzugeben weiß. Zur Würze der echten, tief asketischen Lehre, kam also die tantrische Mystik hinzu; und als die sich eingefressen hatte, war eben gleich alles verstunken und verdorben. -
Unter den im Text oben beschriebenen hündischen Büßern gibt es nun aber an den Orten, wo einst der Schauplatz unserer Rede war, auch heute noch solche, die sogar die entsetzliche Kasteiung befolgen, sich von menschlichen Leichenteilen zu ernähren: z.B. den Schädel von einer Verbrennungsstätte aufzulesen, nach und nach zu verzehren und fernerhin die Hirnschale als Almosennapf zu gebrauchen; sie nennen sich Māhesvarakāpālikās, die Hirnschädler des Großen Herrn, des Büßerfürsten Schivas Hirnschädelgetreue, kāpālikavratās.
(*4) Auf ähnliche Weise spricht Saccako der junge Niganther zu den Vajjīnern, in M.35. -
Unsere obige Stelle von Pātikaputto ist mit den gleichen parataktischen Disjunktivsätzen in den nördlichen Kanon übergegangen, bis in das mongolische Ueligerün Dalai, wo im 13. Kapitel die gegnerischen Asketenmeister zu den Fürsten so sprechen: Wenn der Asket Gotamo eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werden wir zwei ausführen. Zeigt er zwei, wir zeigen vier; zeigt er vier, wir zeigen acht; zeigt er acht, wir zeigen sechzehn; zeigt er sechzehn, wir zeigen zweiunddreißig; so viel auch immer der Asket Gotamo an überirdischen Machtbezeugungen ausführen sollte, wir werden da immer das doppelte und dreifache ausführen. -
Gerade an solchen nebensächlichen Zügen ist oft die erstaunlich getreue, wörtlich übereinstimmende Wiedergabe nach dem ursprünglichen Pali-Kanon erwiesen: wobei hier das Mongolische doch nur aus dem Tibetischen, also nicht einmal aus dem sekundären Sanskrit übertragen war. - Die Art wie Pātikaputto, Saccako und Genossen Eindruck zu machen hoffen ist in Indien und anderwärts bei jeder Fakultät wohlbekannt.
(*5) Die Bezeichnung «Löwenruf», sīhanādo, wird gern gebraucht um die Darlegung der Lehre zu kennzeichnen, so in der 11. und 12. Rede der Mittleren Sammlung, insbesondere erklärt in unserer 8. Rede; auch Bruchstücke der Reden v. 684, 1015. Sie gilt zugleich bei hervorragenden Jüngern, bei Sāriputto z.B. in der 16.Rede, Mitte des I. Berichts und in der 28. am Anfang, schön auch bei Lieder der Mönche v. 177. Umfassend ist das Gleichnis im Samyuttakanikāyo angewandt, ed. Siam. vol. III, p.75 (PTS 84):
Wenn der Löwe, der König der Tiere, am Abend das Lager verläßt, reckt er und streckt er sich, blickt ringsum nach den vier Himmelsgegenden aus, läßt dreimal den Löwenruf erschallen und zieht dann auf Beute dahin. Die nun da von den gewöhnlichen Tieren den Ton der Löwenstimme vernehmen, die geraten zumeist in Angst, Aufregung und Entsetzen; sie fliehn von Höhle zu Höhle, von Busch zu Busch, von Wald zu Wald, und die Vögel streichen in den Lüften. Sogar die Elefanten des Königs, die in den Burgen und Schlössern fest angebunden stehen, zerreißen die Riemen und Seile, zerstampfen sie, lassen aus Angst Harn und Kot fallen und suchen dahin und dorthin zu enteilen. So hochmächtig ist der Löwe über die gewöhnlichen Tiere, so hochgewaltig, so hochüberragend.
Ebenso nun auch ist es, wenn da der Vollendete in der Welt erscheint, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene, der die Lehre darlegt: <So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf; so ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so sind die Unterscheidungen, so entstehen sie, so lösen sie sich auf; so ist das Bewusstsein, so entsteht es, so löst es sich auf.> Die nun da etwa Götter sind, von langer Dauer, in Schönheit wonnereich leben, an ihren herrlichen Wohnstätten bis zu fernen Zeiten bestehen, auch diese vernehmen den Ton der Lehre, die der Vollendete darlegt, und geraten zumeist in Angst, Aufregung und Entsetzen: <Vergänglich, ach, sind wir ja doch nur, und hatten uns für unvergänglich gehalten! Unbeständig, ach, sind wir ja doch nur, und hatten uns für beständig gehalten! Nicht ewig, ach, sind wir ja doch nur, und hatten uns für ewig gehalten! Auch wir sogar sind also nur vergänglich, unbeständig, nicht ewig, der Persönlichkeit anheimgefallen.> So hochgewaltig ist der Vollendete über die Welt mit ihren Göttern, so hochmächtig, so hochüberragend. -
Das deutet Jaliyo im Text oben mit an. Denn dieser Jünger des Asketen Dārupattiko, welcher damals in großem Ansehen stand, hatte gelegentlich auch Gespräche mit dem Asketen Gotamo geführt, also schon eine genauere Kenntnis von der Lehre des letzteren sich erworben; er war ihr, wie es scheint, nicht unfreundlich entgegengekommen, nach dem Bericht unserer 7. Rede. - Der Name Jaliyo, «Der mit dem Netz», läßt vermuten, daß er vormals zu einer Laiengenossenschaft der Nāthaptuttiyā niganthā, der Freien Brüder Nāthaputtos, gehörte, da diese nur durch geseihtes Wasser zu trinken pflegen; eine Regel, die bei den ordinierten Jainas unverbrüchlich eingehalten wird.
(*6) Es gibt nun, nach Gotamos Anschauung, unermeßlich viele Welten: wenn auch etwa ein machtbegabter Seher ein Jahrhundert hindurch pfeilschnell dahinzöge und dabei Tritt um Tritt immer einen Raum so weit wie vom östlichen bis zum westlichen Meer zurücklegte, wäre noch kein Ende der Welt abzusehn, und er stürbe darüber hinweg: Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. I, p.83f. (PTS 61f.). «Wo es kein geborenwerden und altern, kein sterben und vergehn und entstehen gibt, dies Ende der Welt, sag' ich, kann durch kein Wandern erforscht, erschaut, erreicht werden; und doch sag' ich, daß ohne das Ende der Welt zu finden dem Leiden kein Ende gemacht werden kann: aber in eben diesem klaftergroßen Leibe da, dem wahrnehmen und denken anhaftet, lass' ich die Welt verstanden sein, die Entwicklung, die Weltauflösung und den zur Weltauflösung führenden Pfad.»
(*7) Ohne Bewußtsein keine Welt... Vergl. Samyuttakanikāyo ed. Siam, vol. IV, p.212f. (PTS 171f.), wo Gotamo also spricht: «Wenn, ihr Mönche, Hände da sind, wird Fassen und Lassen erkannt; wenn Füße da sind, wird Kommen und Gehen erkannt; wenn Glieder da sind, wird Einziehen und Ausstrecken erkannt; wenn ein Bauch da ist, wird Hungern und Dürsten erkannt: ebenso nun auch, ihr Mönche, kommt es, wenn ein Auge da ist, zu einer durch Sehberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh; kommt es, wenn ein Ohr, eine Nase, eine Zunge, ein Tasten, ein Denken da ist, zu einer durch Hörberührung, Riech-, Schmeck-, Tast-, Denkberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh. Wenn, ihr Mönche, keine Hände da sind, wird kein Fassen und Lassen erkannt; wenn keine Füße da sind, wird kein Gehn und Kommen erkannt; wenn keine Glieder da sind, wird kein Einziehen und Ausstrecken erkannt; wenn kein Bauch da ist, wird kein Hungern und Dürsten erkannt: ebenso nun auch, ihr Mönche, kommt es, wenn kein Auge da ist, zu keiner durch Sehberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh; kommt es, wenn kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, kein Tasten, kein Denken da ist, zu keiner durch Hörberührung, Riech-, Schmeck-, Tast-, Denkberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh.» Diese Art von Betrachtung wird uns vom Mönche Khemako durch ein Gleichnis trefflich erläutert, ib. III 117 (PTS 130 falsch pi statt ti, vā zweimal ausgelassen): «Gleichwie etwa, ihr Brüder, eine blaue oder eine rote oder eine weiße Lotusrose Duft hat; wenn da nun jemand sagte: <Im Blatt ist der Duft>, oder <In der Farbe ist der Duft>, oder <Im Staubfaden ist der Duft>: würde der etwa so richtig gesagt haben?» - «Gewiß nicht, Bruder.» - «Wie also, ihr Brüder, müßte er zutreffend sagen?» - «'Die Blume hat den Duft', müßte er, Bruder, zutreffend sagen.» - «Ebenso nun auch, ihr Brüder, sag' ich, daß man an der Form kein <Ich bin> hat, sage aber auch, daß man außer der Form kein <Ich bin> hat; sag' ich, daß man am Gefühl, an der Wahrnehmung, an den Unterscheidungen, am Bewußtsein kein <Ich bin> hat, sage aber auch, daß man außer dem Gefühl, außer der Wahrnehmung, außer den Unterscheidungen, außer dem Bewußtsein kein <Ich bin> hat. Und da hab' ich denn, ihr Brüder, bei den fünf Stücken des Anhangens das <Ich bin> entdeckt: aber daß ich da ein <Ich bin> hätte, ist nicht aufzufinden.» Wenn man nun bei den fünf Stücken des Anhangens ihr Entstehen und Vergehen beobachtet, so schwindet was ihnen anhaftet als Dünkel, als Wille, als Gewohnheit des <Ich bin> allmählich hinweg.
(*8) Siehe die 15. Rede. - Der Begriff «schön», subham, geht allmählich, auf Grundlage der vier Schauungen, in die vollkommene Reine, pārisddhi, über, in jene Lauterkeit wo alles Trübende, Widerwärtige restlos verschwunden ist: daher der Ausdruck «Freiung der Schönheit», d.h. frei werden durch das Mittel des Schönen, den subho vimokho. Die von manchen Asketen und Priestern, wie es oben heißt, fälschlich vorgebrachte Aussage, daß man beim Schönen zugleich auch das Unschöne gegenwärtig habe, war also von Gotamo unzweideutig berichtigt worden. Diese Art Darstellung eines immer höheren, immer reiner befriedigenden Ergebnisses - oben nur angedeutet - ist bekanntlich eines der auszeichnenden Merkmale der Lehre Gotamos. Man kann es durchgängig beobachten, namentlich bei den Reden der Mittleren Sammlung. Das klassische, beste Beispiel hierfür ist aber wohl die zweite Rede unserer Sammlung, das Gespräch mit König Ajātasattu, ganz ohne Mühe verständlich.
Nicht so leicht, nur vertrauten Jüngern zugänglich, sind die mancherlei Stempel, in die Gotamo ein gleiches kurz einbefaßt, wie z.B. «Auf eines gestützt ein anderes abstoßen», Mittlere Sammlung 1004, und viele ähnliche Aussprüche, insbesondere vortrefflich in den Bruchstücken der Reden oft zu finden. Der Art ist auch die Angabe im Khajjaniyavaggo des Samyuttakanikāyo, ed. Siam. III 79 (PTS 89), über den heiligen Jünger, der sich von Form, Gefühl, Wahrnehmung, Unterscheidung, Bewußtsein nicht mehr verzehren lassen mag, auf das vergangene nicht zurückblickt, vom künftigen sich nichts erwartet und des gegenwärtigen überdrüssig, entwöhnt, es zur Auflösung bringt, als etwas vergängliches, leidiges, wandelbares, das ihn nichts angeht, ihm nicht zu- und nicht angehört: «den heißt man», sagt nun Gotamo kurz zusammenfassend, «einen heiligen Jünger, der abschichtet, nicht aufschichtet, der wegzieht, nicht anhangt, der abwickelt, nicht aufwickelt, der abräumt, nicht zuräumt.» Denn hat der Jünger an der Form, am Gefühl, an der Wahrnehmung, an den Unterscheidungen, am Bewußtsein keine Freude mehr, sich dessen entwöhnen, es auflösen gelernt, ohne anzuhangen sich davon befreit, so darf man wohl von ihm sagen: ditthadhammanibbānappatto bhikkhu, «ein Mönch, der bei Lebzeiten die Erlöschung erreicht hat», ib. II 147 (164). Im Orden Gotamos nun haben jene schauenden Vorübungen, die genau so in der Mittleren Sammlung 943-944 gezeigt werden, immer nur den Zweck auf dem kürzesten Wege den Geist zu sammeln und zu einigen: die Gedankenwellen abzuwiegeln, auszugleichen, nach und nach in die Ebbe der inneren Meeresstille übergehn zu lassen.
(*9) Der Bhaggaver, das ist der vom rgvedischen Seher Bhagu, Bhrgus abstammt, ihm als seinem geistigen Ahnherrn zugehört. Sein Andenken ist sichtbar verkörpert als der Abendstern, daher denn auch unter diesem Planeten Geborene Bhaggaver, Bhārgavās, heißen: schon zur Brāhmanazeit, im Satapathā, Aitareyam etc., und der an diese sich anschließenden buddhistischen Kultur. So ein Name bewahrt uns in der Tat ein bedeutsames Kennzeichen für das Alter unserer Texte und deren vorzügliche Überlieferung. Mit Recht hat HILKA auf diesen Umstand ausführlich hingewiesen, in seinen Altindischen Personennamen, Breslau 1910, S. 34, wo er auf Grundlage der Untersuchungen BURNOUFS zeigt, daß die am meisten gebräuchlichen Namen aus der gotamidischen Zeit den vedischen vollkommen entsprechen, ganz verschieden noch von der späteren Namengebung in Smrti und Purānam, wo die theophoren Namen vorwiegen. Auch daraus ergibt sich also, daß unsere Texte die landestümliche Kultur zur Zeit Gotamos treu abspiegeln.