Digha Nikāya - Die Längere Sammlung
33. Sangīti Sutta, Übereinkunft (5-7)
Fünf Dinge
«Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem
Heiligen, vollkommen Erwachten fünf Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben
alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für
fünf Dinge?
Fünf Stücke (khandhā):
- ein Stück Form,
- ein Stück Gefühl,
- ein Stück Wahrnehmung,
- ein Stück Unterscheidung,
- ein Stück Bewußtsein.
Fünf Stücke des Anhangens (upādānakkhandhā):
- ein Stück Anhangen an der Form,
- ein Stück Anhangen am Gefühl,
- ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung,
- ein Stück Anhangen an der Unterscheidung,
- ein Stück Anhangen am Bewußtsein.
Fünf Begehrungen (Sinnenfreuden) (kāmaguṇā):
- die durch das Gesicht ins Bewußtsein tretenden Formen, die ersehnten,
geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden;
- die durch das Gehör ins Bewußtsein tretenden Töne, die ersehnten,
geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden;
- die durch den Geruch ins Bewußtsein tretenden Düfte, die ersehnten,
geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden;
- die durch den Geschmack ins Bewußtsein tretenden Säfte, die ersehnten,
geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden;
- die durch das Getast ins Bewußtsein tretenden Tastungen, die ersehnten,
geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
Fünf Daseins-Fährten (gati):
- Unterwelt, (nirayo)
- tierischer Schoß, (tiracchānayoni)
- Gespensterreich, (pettivisayo)
- Menschen, (manussā)
- Götter. (devā)
Fünf Arten der Eigensucht: (macchariya)
- eigensüchtig den Ort lieben,
- eigensüchtig den Stamm lieben,
- eigensüchtig den Besitz lieben,
- eigensüchtig die Schönheit lieben,
- eigensüchtig die Lehre lieben.
Fünf Hemmungen: (nīvaraṇa)
- Hemmung durch Wunscheswillen,
- Hemmung durch Hassensgroll,
- Hemmung durch matte Müde,
- Hemmung durch stolzen Unmut,
- Hemmung durch Schwanken.
Fünf niedere Fesseln (orambhāgiyāni samyojana)
- Persönlichkeitsglaube,
- in Schwanken geraten,
- sich klammern an Regeln und Riten,
- Sinnliches Begehren,
- Hassensgroll.
Fünf höhere Fesseln (uddhambhāgiyāni samyojana)
- Begehren nach Feinkörperlichkeit,
- Begehren nach dem Unkörperlichen,
- Dünkel,
- Aufgeregtheit,
- Unwissenheit.
- Lebendiges umzubringen vermeiden,
- Nichtgegebenes zu nehmen vermeiden,
- Ausschweifung zu begehen vermeiden,
- Lüge zu reden vermeiden,
- berauschende und berückende Getränke, betäubende und betörende Mittel zu
gebrauchen vermeiden (*94).
Fünf unmögliche Fälle:
- es kann nicht, ihr Brüder, der wahnversiegte Mönch mit Absicht ein Wesen
des Lebens berauben;
- es kann nicht der wahnversiegte Mönch Nichtgegebenes, was man Diebstahl
nennt, sich nehmen;
- es kann nicht der wahnversiegte Mönch der Paarung pflegen;
- es kann nicht der wahnversiegte Mönch wissentlich eine Lüge sagen;
- es kann nicht der wahnversiegte Mönch in Überfluß leben wie etwa einst im
Hause.
Fünf Arten von Verlust:
- Verlust von Verwandten,
- Verlust von Besitztum,
- Verlust durch Krankheit,
- Verlust an Tugend, Verlust an Erkenntnis.
Und nicht, ihr Brüder, gelangen die Wesen durch Verlust von Verwandten,
Verlust von Besitztum, Verlust durch Krankheit, bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere
Welt: durch Verlust an Tugend aber, ihr Brüder, oder durch Verlust an Erkenntnis
gelangen die Wesen, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg,
auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt.
Fünf Arten von Gewinn:
- Gewinn von Verwandten,
- Gewinn von Besitztum,
- Gewinn von Gesundheit,
- Gewinn an Tugend,
- Gewinn an Erkenntnis.
Und nicht, ihr Brüder, gelangen die Wesen durch Gewinn von Verwandten, Gewinn
von Besitztum, Gewinn von Gesundheit, bei der Auflösung des Körpers, nach dem
Tode, auf gute Fährte, in selige Welt: durch Gewinn an Tugend aber, ihr Brüder,
oder durch Gewinn an Erkenntnis gelangen die Wesen, bei der Auflösung des
Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in selige Welt.
Fünf Kümmernisse für einen Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend:
- da geht, ihr Brüder, ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, durch seinen
Leichtsinn großem Verlust an Vermögen entgegen; das ist die erste Kümmernis
eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, erfährt ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen,
übelberüchtigte Nachrede; das ist die zweite Bekümmernis eines Untüchtigen
durch sein Abweichen von Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, was
für eine Versammlung er auch aufsuchen mag, sei es die Versammlung von
Kriegern oder von Priestern, sei es die Versammlung von Hausleuten oder von
Asketen, mit unfreiem Antlitz sie aufsuchen, mit gedrückter Miene; das ist die
dritte Bekümmernis eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen,
wirren Geistes sterben; das ist die vierte Bekümmernis eines Untüchtigen durch
sein Abweichen von Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, bei
der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte
Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt; das ist die fünfte Bekümmernis
eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend.
Fünf Fördernisse für einen Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend:
- da geht, ihr Brüder, ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, durch seine
Ausdauer großem Zuwachs an Vermögen entgegen; das ist die erste Fördernis
eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, erfährt ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt,
rühmlich erfreuliche Nachrede; das ist die zweite Fördernis eines Tüchtigen
durch sein Gewöhnen an Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, was für
eine Versammlung er auch aufsuchen mag, sei es die Versammlung von Kriegern
oder von Priestern, sei es die Versammlung von Hausleuten oder von Asketen,
mit freiem Antlitz sie aufsuchen, mit unverlegener Miene; das ist die dritte
Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, nicht
wirren Geistes sterben; das ist die vierte Fördernis eines Tüchtigen durch
sein Gewöhnen an Tugend.
- Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, bei der
Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische
Welt; das ist die fünfte Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an
Tugend.
Beim Ermahnen, ihr Brüder, muß ein Mönch, der einen anderen ermahnen will,
fünf Dinge bei sich beobachten um den anderen ermahnen zu können:
- <Zur Zeit will ich reden, nicht unzeitig;
- zur Sache will ich reden, nicht unsachlich;
- besänftigend will ich reden, nicht verletzend;
- zu Nutzen will ich reden, nicht zu Schaden;
- im Geiste der Liebe will ich reden, ohne heimliche Tücke.>
Beim Ermahnen, ihr Brüder, muß ein Mönch, der einen anderen ermahnen will,
diese fünf Dinge beobachten um den anderen ermahnen zu können.
Fünf Kampfeseigenschaften:
- da hat, ihr Brüder, ein Mönch Zutrauen, er traut der Wachheit des
Vollendeten, so zwar: <Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte,
der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der
unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene.>
- Rüstig ist er und munter, seine Kräfte sind gleichmäßig gemischt, weder zu
kühl noch zu heiß, den mittleren Kampf zu bestehen.
- Ehrlich ist er und offen und gibt sich der Wahrheit gemäß dem Meister oder
erfahrenen Ordensbrüdern zu erkennen.
- Mut hat er und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu
erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht
auf.
- Witzig ist er, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht,
mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt.
- das Reich der Beruhsamen,
- Reich der Befriedsamen,
- Reich der Hehren,
- Reich der Herrlichen,
- Reich der Altvordersten (*95).
Fünf Arten der Nichtwiederkehr:
- nach innen zur Erlöschung gelangen,
- mit Anschlag nach oben zur Erlöschung gelangen,
- ununterschiedlich zur Erlöschung gelangen,
- unterschiedlich zur Erlöschung gelangen,
- aufwärts entströmen zu den Altvordersten.
- da schwankt und zweifelt, ihr Brüder, ein Mönch am Meister, hegt Mißtrauen
und Mißgunst. Ein Mönch, ihr Brüder, der am Meister schwankt und zweifelt,
Mißtrauen und Mißgunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe,
Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe,
Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird also zuerst im Herzen
beklommen.
- Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Satzung,
- schwankt und zweifelt an der Jüngerschaft,
- schwankt und zweifelt an der Ordensregel, und
- er ärgert und kränkt sich über seine Ordensbrüder, ist niedergeschlagen
und beklommen. Wessen Gemüt also der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und
Ausdauer abgeneigt ist, der wird auf solche Weise fünffach im Herzen
beklommen.
- da hat sich, ihr Brüder, ein Mönch beim Wünschen nicht der Begierde
entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert,
nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des
Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Brüder, der sich beim Wünschen nicht der
Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens,
nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der
Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der
Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird also
zuerst im Herzen gefesselt.
- Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich beim Fühlen,
- beim Sehn nicht der Begierde entäußert,
- er hat zur Mahlzeit so viel gegessen, als seinem Magen wohlbekommt, und
gefällt sich in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem
Schlummern, und
- er führt in der Absicht etwelche göttliche Verkörperung zu erlangen ein
Asketenleben: <Durch diese Übungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will
ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!> Wessen Gemüt also der Anstrengung
und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird auf solche Weise
fünffach im Herzen gefesselt.
Fünf Sinneskräfte:
- Gesicht,
- Gehör,
- Geruch,
- Geschmack,
- Getast.
Noch andere fünf Sinneskräfte:
- wohlige Empfindung,
- wehe Empfindung,
- fröhliche Empfindung,
- traurige Empfindung,
- gleichmütige Empfindung.
Noch andere fünf Sinneskräfte:
- fähige Zuversicht,
- fähige Kraft,
- fähige Einsicht,
- fähige Innigkeit,
- fähige Weisheit (*96).
-
Fünffache Art der Entrinnung:
- Während da, ihr Brüder, ein Mönch die Wünsche bedenkt, wendet sich ihm das
Herz nicht den Wünschen zu, erheitert sich nicht daran, beschwichtigt sich
nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann die Entsagung
bedenkt, wendet sich ihm das Herz der Entsagung zu, erheitert sich daran,
beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da
wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig
von Wünschen; was aber aus Wünschen an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon
ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt den
Wünschen entronnen sein.
- Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch die Verbitterung bedenkt,
wendet sich ihm das Herz nicht der Verbitterung zu, erheitert sich nicht
daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber
dann die Versöhnung bedenkt, wendet sich ihm das Herz der Versöhnung zu,
erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein
Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst,
gänzlich abwendig von Verbitterung; was aber aus Verbitterung an Wahn, Qual
und Fieber hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl
empfindet er mehr: und das heißt der Verbitterung entronnen sein.
- Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch den Streit bedenkt, wendet
sich ihm das Herz nicht dem Streite zu, erheitert sich nicht daran,
beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann
den Frieden bedenkt, wendet sich ihm das Herz dem Frieden zu, erheitert sich
daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da
wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig
von Streit; was aber aus Streit an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist
er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt dem
Streit entronnen sein.
- Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch die Formen bedenkt, wendet
sich ihm das Herz nicht den Formen zu, erheitert sich nicht daran,
beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann
was ohne Form ist bedenkt, wendet sich ihm das Herz dem Ungeformten zu,
erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein
Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst,
gänzlich abwendig von Formen; was aber aus Formen an Wahn, Qual und Fieber
hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr:
und das heißt den Formen entronnen sein.
- Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch die Persönlichkeit bedenkt,
wendet sich ihm das Herz nicht der Persönlichkeit zu, erheitert sich nicht
daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber
dann die Auflösung der Persönlichkeit bedenkt, wendet sich ihm das Herz der
Auflösung der Persönlichkeit zu, erheitert sich daran, beschwichtigt sich
dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren,
wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig von Persönlichkeit; was aber
aus Persönlichkeit an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist er frei
geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt der
Persönlichkeit entronnen sein (*97).
Fünf Bereiche der Erlösung:
- da legt, ihr Brüder, einem Mönche der Meister die Lehre dar, oder irgend
ein vollgültiger Ordensbruder. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, dem Mönche
der Meister die Lehre darlegt, oder irgendein vollgültiger Ordensbruder, desto
mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die
Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der
Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren
Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl.
Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein erster Bereich der
Erlösung.
- Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat zwar nicht der Meister die Lehre
dargelegt, auch nicht irgendein vollgültiger Ordensbruder; aber wie sie von
ihm gehört, von ihm aufgefaßt wurde, so legt er die Lehre den anderen
ausführlich dar. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, der Mönch die Lehre, wie er
sie gehört und aufgefaßt hat, den anderen ausführlich darlegt, desto mehr und
mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum
Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre
aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren
Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl.
Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein zweiter Bereich der
Erlösung.
- Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat weder der Meister die Lehre
dargelegt noch irgend ein vollgültiger Ordensbruder, und er trägt auch nicht
den anderen die Lehre ausführlich vor, wie er sie gehört und aufgefaßt hat;
aber wie er sie gehört und aufgefaßt hat, so nimmt er die Lehre bei sich
ausführlich durch. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, der Mönch die Lehre, wie
er sie gehört und aufgefaßt hat, bei sich ausführlich durchnimmt, desto mehr
und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum
Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre
aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren
Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl.
Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein dritter Bereich der
Erlösung.
- Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat weder der Meister die Lehre
dargelegt noch irgend ein vollgültiger Ordensbruder, er trägt auch nicht den
anderen die Lehre ausführlich vor, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, und er
nimmt auch nicht die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, bei sich
ausführlich durch; aber wie er sie gehört und aufgefaßt hat, so sinnt er und
denkt er im Geiste über die Lehre nach, überlegt sie im Herzen. Je mehr und
mehr nun, ihr Brüder, der Mönch über die Lehre, wie er sie gehört und
aufgefaßt hat, im Geiste nachsinnt und nachdenkt, im Herzen sie überlegt,
desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und
die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis
der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter.
Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er
sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein vierter
Bereich der Erlösung.
- Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat weder der Meister die Lehre
dargelegt noch irgend ein vollgültiger Ordensbruder, er trägt auch nicht den
anderen die Lehre ausführlich vor, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, er
nimmt auch nicht die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, bei sich
ausführlich durch, und er sinnt und denkt auch nicht im Geiste über die Lehre
nach, überlegt sie nicht im Herzen, wie er sie gehört und aufgefaßt hat; aber
er hat irgend einen zur Einigung tauglichen Eindruck empfangen, hat ihn
wohlgemerkt, wohlbewahrt, hat ihn gar weise völlig erforscht. Je mehr und mehr
nun, ihr Brüder, der Mönch einen zur Einigung tauglichen Eindruck da wohl zu
fassen, wohl zu merken, wohl zu bewahren, gar weise völlig zu erforschen
vermag, desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum
Verständnis und die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des
Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt
wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt.
Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist
einig. Das ist ein fünfter Bereich der Erlösung.
Fünferlei Wahrnehmung zur erlösenden Reife:
- Wahrnehmung der Vergänglichkeit,
- Wahrnehmung des Leidens der Vergänglichkeit,
- Wahrnehmung der Wesenlosigkeit des Leidens,
- Wahrnehmung der Abkehr,
- Wahrnehmung der Hinwegkunft. -
Das sind, ihr Brüder, fünf Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem
Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir
eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses
Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehen kann, daß es eben vielen zum
Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile
für Götter und Menschen.
Sechs Dinge:
«Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem
Heiligen, vollkommen Erwachten sechs Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben
alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für
sechs Dinge?
Sechs innere Bereiche: |
Sechs äußere Bereiche: |
Sechs Bewußtseinskreise: |
Gesichtbereich |
Formenbereich |
Sehbewußtsein |
Gehörbereich |
Tönebereich |
Hörbewußtsein |
Geruchbereich |
Duftebereich |
Riechbewußtsein |
Geschmackbereich |
Säftebereich |
Schmeckbewußtsein |
Getastbereich |
Tastungenbereich |
Tastbewußtsein |
Gedenkbereich |
Gedankenbereich |
Denkbewußtsein |
Sechs Berührungskreise: |
Sechs Gefühlskreise: |
Sechs Wahrnehmungskreise: |
Sehberührung |
durch Sehberührung entstandenes Gefühl |
Formwahrnehmung |
Hörberührung |
durch Hörberührung entstandenes Gefühl |
Tonwahrnehmung |
Riechberührung |
durch Riechberührung entstandenes Gefühl |
Duftwahrnehmung |
Schmeckberührung |
durch Schmeckberührung entstandenes Gefühl |
Saftwahrnehmung |
Tastberührung |
durch Tastberührung entstandenes Gefühl |
Tastwahrnehmung |
Denkberührung |
durch Denkberührung entstandenes Gefühl |
Gedankenwahrnehmung |
Sechs Vermerkungskreise: |
Sechs Durstkreise: |
|
Formvermerkung |
Formendurst |
|
Tonvermerkung |
Tönedurst |
|
Duftvermerkung |
Düftedurst |
|
Saftvermerkung |
Säftedurst |
|
Tastvermerkung |
Tastungendurst |
|
Gedankenvermerkung |
Gedankendurst (*98) |
|
Sechs Arten von Mißachtung:
- da hat, ihr Brüder, ein Mönch vor dem Meister keine Achtung, keine
Ergebung,
- hat vor der Lehre keine Achtung, keine Ergebung,
- hat vor den Jüngern keine Achtung, keine Ergebung,
- hat vor den Pflichten keine Achtung, keine Ergebung,
- hat vor ernster Arbeit keine Achtung, keine Ergebung,
- hat vor Dienstbereitschaft keine Achtung, keine Ergebung.
Sechs Arten von Achtung:
- da hat, ihr Brüder, ein Mönch, vor dem Meister rechte Achtung, rechte
Ergebung,
- hat vor der Lehre rechte Achtung, rechte Ergebung,
- hat vor den Jüngern rechte Achtung, rechte Ergebung,
- hat vor den Pflichten rechte Achtung, rechte Ergebung,
- hat vor ernster Arbeit rechte Achtung, rechte Ergebung,
- hat vor Dienstbereitschaft rechte Achtung, rechte Ergebung.
Sechs erfreuliche Angehungen:
- hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die erfreulich
bestehende Form an,
- hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört,
- hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen,
- hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt,
- hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet,
- hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das erfreulich
bestehende Ding an.
Sechs unerfreuliche Angehungen
- hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die unerfreulich
bestehende Form an,
- hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört,
- hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen,
- hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt,
- hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet,
- hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das unerfreulich
bestehende Ding an.
Sechs gleichgültige Angehungen:
- hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die gleichgültig
bestehende Form an,
- hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört,
- hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen,
- hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt,
- hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet,
- hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das gleichgültig
bestehende Ding an.
-
Sechs nicht zu vergessende Dinge:
- da dient, ihr Brüder, ein Mönch seinen Ordensgenossen mit liebevoller Tat,
so offen als verborgen. Das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr
gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht
führt.
- Weiter sodann, ihr Brüder: der Mönch dient seinen Ordensgenossen mit
liebevollem Worte, so offen als verborgen,
- mit liebevollem Herzen, so offen als verborgen,
- und wenn der Mönch Gaben empfängt, Ordenspenden, so teilt er sie nicht
nach Belieben, sondern bis auf die Brocken in seiner Almosenschale nach dem
Maße der bewährten Brüder des Ordens. Auch das gehört zu den Dingen, die nicht
zu vergessen sind, hoch und hehr gehalten werden, die zum allgemeinen
Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führen.
- Weiter sodann, ihr Brüder: der Mönch bewahrt die Ordenspflichten,
ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse,
als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich, er
übt diese Pflichten gleich seinen Ordensgenossen, so offen als verborgen. Auch
das ist eines der nicht zu vergessenden Dinge, das hoch und hehr gehalten
wird, das zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führt.
- Weiter sodann, ihr Brüder: der Mönch hat jene Ansicht, die heilige,
ausreichende, die dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht, jene
Ansicht hat er mit seinen Ordensgenossen gemeinsam bewahrt, so offen als
verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr
gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht
führt.
Sechs Wurzeln des Haders:
da ist, ihr Brüder, ein Mönch zornig und feindselig. Ein Mönch, ihr Brüder,
der zornig und feindselig ist, der hat vor dem Meister keine Achtung, keine
Ergebung, hat vor der Lehre keine Achtung, keine Ergebung, hat vor den Jüngern
keine Achtung, keine Ergebung, und der Regel kommt er nicht vollkommen nach. Ein
Mönch, ihr Brüder, der vor dem Meister, vor der Lehre, vor den Jüngern keine
Achtung hat, keine Ergebung, und der Regel nicht vollkommen nachkommt, der
stiftet unter den Jüngern Hader an. Gereicht dieser Hader gar vielen zum Unheil
und Unglücke, gar vielen zum Verderben, zum Unheil und Leiden für Götter und
Menschen, und ihr nehmt nun, ihr Brüder, eines solchen Haders Wurzel in euch
oder außer euch wahr, so mögt ihr Brüder darauf hinarbeiten, die Wurzel eben
dieses üblen Haders auszujäten. Nehmt ihr nun, Brüder, eines solchen Haders
Wurzel in euch oder außer euch nicht wahr, so mögt ihr Brüder darauf bedacht
sein, die Wurzel eben dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen zu lassen.
Also jätet man die Wurzel dieses üblen Haders aus, also läßt man die Wurzel
dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen.
Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Mönch heuchlerisch und neidisch, er ist
eifernd und selbstsüchtig, er ist listig und gleisnerisch, er ist boshaft und
falsch, er hat nur für das vor Augen Liegende Sinn, greift mit beiden Händen zu,
läßt sich schwer abweisen. Ein solcher Mönch, ihr Brüder, der hat vor dem
Meister keine Achtung, keine Ergebung, hat vor der Lehre keine Achtung, keine
Ergebung, hat vor den Jüngern keine Achtung, keine Ergebung, und der Regel kommt
er nicht vollkommen nach. Ein Mönch, ihr Brüder, der vor dem Meister, vor der
Lehre, vor den Jüngern keine Achtung hat, keine Ergebung, und der Regel nicht
vollkommen nachkommt, der stiftet unter den Jüngern Hader an. Gereicht dieser
Hader gar vielen zum Unheil und Unglücke, gar vielen zum Verderben, zum Unheil
und Leiden für Götter und Menschen, und ihr nehmt nun, ihr Brüder, eines solchen
Haders Wurzel in euch oder außer euch wahr, so mögt ihr Brüder darauf
hinarbeiten, die Wurzel eben dieses üblen Haders auszujäten. Nehmt ihr nun,
Brüder, eines solchen Haders Wurzel in euch oder außer euch nicht wahr, so mögt
ihr Brüder darauf bedacht sein, die Wurzel eben dieses üblen Haders künftighin
nicht erwachsen zu lassen. Also jätet man die Wurzel dieses üblen Haders aus,
also läßt man die Wurzel dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen (hierzu
die Rede M.104.).
Sechserlei Artung:
- Art der Erde,
- Art des Wassers,
- Art des Feuers,
- Art der Luft,
- Art des Raumes,
- Art des Bewußtseins.
Sechsfache Art der Entrinnung:
- da mag, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: <In Liebe hab' ich ja wohl die
Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet,
durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Haß
umsponnen.> Darauf hätte man ihm <Das sei ferne> zu erwidern, <möge der
Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut
ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas
gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer
Gemüterlösung, die in Liebe geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet,
angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das
Herz von Haß umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein dem
Hasse, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung in Liebe heißt.>
- Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: <In Erbarmen hab' ich ja
wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet,
durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Ärger
umsponnen.> Darauf hätte man ihm <Das sei ferne> zu erwidern, möge der
Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut
ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas
gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer
Gemüterlösung, die in Erbarmen geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet,
angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das
Herz von Ärger umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein dem
Ärger, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung in Erbarmen heißt.>
- Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: <In Freude hab' ich ja
wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet,
durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Unlust
umsponnen.> Darauf hätte man ihm <Das sei ferne> zu erwidern, <möge der
Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut
ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas
gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer
Gemüterlösung, die in Freude geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet,
angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das
Herz von Unlust umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein
der Unlust, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung in Freude heißt.>
- Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: <In Gleichmut hab' ich ja
wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet,
durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Reizen
umsponnen.> Darauf hätte man ihm <Das sei ferne> zu erwidern, <möge der
Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut
ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas
gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer
Gemüterlösung, die in Gleichmut geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet,
angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das
Herz von Reizen umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein
den Reizen, Bruder, ist es eben was man Gemüterlösung in Gleichmut heißt.>
- Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: <Ohne Vorstellung hab'
ich ja wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet,
angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist dieser
Vorstellung da mein Bewußtsein hingegeben.> Darauf hätte man ihm <Das sei
ferne> zu erwidern, <möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den
Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht
kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann
nicht sein, daß bei einer Gemüterlösung, die ohne Vorstellung geübt, gepflegt,
ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden
ist, immer noch einem das Bewußtsein einer Vorstellung hingegeben sein könnte:
das gibt es nicht. Entronnen sein allen Vorstellungen, Bruder, ist eben was
man Gemüterlösung ohne Vorstellung heißt.>
- Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: <'Ich bin', der Gedanke
ist mir vergangen, daß ich dieser da bin, merke ich nicht mehr: dennoch aber
ist mein Herz von den Stacheln des Zweifels und der Ungewißheit umsponnen.>
Darauf hätte man ihm <Das sei ferne> zu erwidern, <möge der Ehrwürdige nicht
so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine
Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben;
unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß wo der Gedanke 'Ich bin'
vergangen ist und man dieser da zu sein nicht mehr merkt, immer noch einem das
Herz von den Stacheln des Zweifels und der Ungewißheit umsponnen bleiben
könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein den Stacheln des Zweifels und der
Ungewißheit, Bruder, ist eben was man des 'Ich bin'-Dünkels Zerstörung heißt (*99).
Sechserlei Unübertrefflichkeit
- unübertrefflicher Anblick,
- unübertreffliches Zuhören,
- unübertrefflicher Gewinn,
- unübertreffliche Tüchtigkeit,
- unübertreffliche Genossenschaft,
- unübertreffliche Andacht.
Sechserlei Anlaß zur Andacht: (anussati)
- Andacht an den Erwachten,
- Andacht an die Lehre,
- Andacht an den Orden,
- Andacht an die Regel,
- Andacht an Entsagung,
- Andacht an himmlische Wesen.
- hat da, ihr Brüder, ein Mönch mit dem Gesichte eine Form erblickt, so wird
er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar
besonnen;
- hat er mit dem Gehöre einen Ton gehört,
- hat er mit dem Geruche einen Duft gerochen,
- hat er mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt,
- hat er mit dem Getaste eine Tastung getastet,
- hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so wird er weder fröhlich noch
traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen (*100).
Sechs Arten der Erzeugung:
- da ist, ihr Brüder, einer von dunkler Herkunft, und dunkle Dinge erzieht
er sich auf;
- da ist, ihr Brüder, einer von dunkler Herkunft, und lichte Dinge erzieht
er sich auf;
- da ist, ihr Brüder, einer von dunkler Herkunft, und die weder dunkle noch
lichte Erlöschung erzieht er sich auf;
- da ist, ihr Brüder, einer von lichter Herkunft, und lichte Dinge erzieht
er sich auf;
- da ist, ihr Brüder, einer von lichter Herkunft, und dunkle Dinge erzieht
er sich auf;
- da ist, ihr Brüder, einer von lichter Herkunft, und die weder dunkle noch
lichte Erlöschung erzieht er sich auf.
Sechserlei Wahrnehmung von durchdringender Schärfe:
- Wahrnehmung der Vergänglichkeit,
- Wahrnehmung des Leidens der Vergänglichkeit,
- Wahrnehmung der Wesenlosigkeit des Leidens,
- Wahrnehmung der Abkehr,
- Wahrnehmung der Hinwegkunft,
- Wahrnehmung der Auflösung (*101).
Das sind, ihr Brüder, sechs Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner,
dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei
wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß
dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehen kann, daß es eben vielen
zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und
Heile für Götter und Menschen.
Sieben Dinge:
«Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem
Heiligen, vollkommen Erwachten sieben Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben
alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für
sieben Dinge?
Sieben heilige Schätze:
- ein Schatz von Zuversicht,
- ein Schatz von Tugend,
- ein Schatz von Demut,
- ein Schatz von Bescheidenheit,
- ein Schatz von Kenntnissen,
- ein Schatz von Entsagung,
- ein Schatz von Weisheit.
Sieben ‘Erwachungsglieder’ (bojjhanga):
- Achtsamkeit (sati-sambojjhanga),
- Gesetzesergründung (dhammavicaya-sambojjhanga),
- Willenskraft (viriya-sambojjhanga),
- Verzückung (pīti-sambojjhanga),
- Gestilltheit (passaddhi-sambojjhanga),
- Sammlung (samādhi-sambojjhanga),
- Gleichmut (upekkhā-sambojjhanga).
Sieben Geräte der Einigung:
- rechte Erkenntnis,
- rechte Gesinnung,
- rechte Rede,
- rechtes Handeln,
- rechtes Wandeln,
- rechtes Mühn,
- rechte Einsicht.
Sieben unrechte Dinge:
da hat, ihr Brüder, ein Mönch
- keine Zuversicht,
- er ist ohne Demut,
- ohne Bescheidenheit,
- er weiß wenig,
- es kümmert ihn wenig,
- trübe sieht er,
- und er versteht nichts.
-
Sieben rechte Dinge:
da hat, ihr Brüder, ein Mönch
- Zuversicht,
- er ist schamhaft,
- bescheiden,
- er weiß viel,
- tapfer harrt er aus,
- klar bewußt,
- witzig erfahren (*102).
Sieben Dinge eines guten Menschen:
- da kennt, ihr Brüder, ein Mönch die Satzung,
- er kennt die Gegenstände und
- kennt sich selbst,
- er weiß Maß zu halten,
- die Zeit zu ermessen,
- er richtet sich nach der Versammlung,
- nach der Person.
Sieben Strecken der Aufklärung:
- da hat, ihr Brüder, ein Mönch zur Erfüllung der Ordenspflichten glühenden
Willen, und zur weiteren Erfüllung dieser Pflichten läßt seine Liebe nicht
nach.
- Daß ihn die Lehre befriedigen kann hat er glühenden Willen, und zum
weiteren befriedigenden Verständnisse läßt seine Liebe nicht nach.
- Der Wünsche sich zu entwöhnen hat er glühenden Willen, und zur weiteren
Wunschentwöhnung läßt seine Liebe nicht nach (*103).
- Einsam auszuharren hat er glühenden Willen, und zum weiteren einsamen
Ausharren läßt seine Liebe nicht nach.
- Kraft zu gewinnen hat er glühenden Willen, und zum weiteren Kraftgewinn
läßt seine Liebe nicht nach.
- Geistesgegenwart zu pflegen hat er glühenden Willen, und zur weiteren
Pflege der Geistesgegenwart läßt seine Liebe nicht nach.
(Mittlere Sammlung 391: «er hat Einsicht, ist mit höchster Geistesgegenwart
begabt: was da einst getan, einst gesagt wurde, daran denkt er, daran erinnert
er sich.»)
- Durchdringende Ansicht zu üben hat er glühenden Willen, und zur weiteren
Übung durchdringender Ansicht läßt seine Liebe nicht nach.
Sieben Wahrnehmungen:
- Wahrnehmung der Vergänglichkeit,
- Wahrnehmung der Nichtigkeit,
- Wahrnehmung der Unsauberkeit,
- Wahrnehmung des Elends,
- Wahrnehmung der Abkehr,
- Wahrnehmung der Hinwegkunft,
- Wahrnehmung der Auflösung.
Sieben Vermögen
- Vermögen an Zuversicht,
- Vermögen an Kraft,
- Vermögen an Demut,
- Vermögen an Bescheidenheit,
- Vermögen an Einsicht,
- Vermögen an Einigung,
- Vermögen an Weisheit.
Sieben Stätten des Bewußtseins:
- es gibt, ihr Brüder, Wesen verschieden an Körperart, verschieden an
Denkart, als wie etwa Menschen, und mancherlei Himmlische und mancherlei
Höllische. Das ist erste Stätte des Bewußtseins.
- Es gibt, ihr Brüder, Wesen verschieden an Körperart, einig an Denkart, als
wie etwa die Götter brahmischer Kreise auf ihrem ersten Grade. Das ist zweite
Stätte des Bewußtseins.
- Es gibt, ihr Brüder, Wesen einig an Körperart, verschieden an Denkart, als
wie etwa die Leuchtenden Götter. Das ist dritte Stätte des Bewußtseins.
- Es gibt, ihr Brüder, Wesen einig an Körperart, einig an Denkart, als wie
etwa die Strahlenden Götter. Das ist vierte Stätte des Bewußtseins.
- Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der
Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der
Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken <Grenzenlos ist der Raum> das Reich des
unbegrenzten Raumes erlangen. Das ist fünfte Stätte des Bewußtseins.
- Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der unbegrenzten
Raumsphäre in dem Gedanken <Grenzenlos ist das Bewußtsein> das Reich des
unbegrenzten Bewußtseins erlangen.
- Das ist sechste Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die
nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre in dem Gedanken
<Nichts ist da> das Reich des Nichtdaseins erlangen. Das ist siebente Stätte
des Bewußtseins.
Sieben der Verehrung würdige Menschen:
- der Beiderseiterlöste,
- der Weisheiterlöste,
- der Körperzeuge,
- der Aufgeklärte,
- der Gläubigerlöste,
- der Wissend-ergebene,
- der Gläubig-ergebene.
[Einzeln erklärt in der 70. Rede der
Mittleren Sammlung. Der Anguttaranikāyo III
No. 21 gibt noch ein Gespräch der Jünger untereinander und dann vor dem
Meister, wobei sich die Begriffe entwickeln, daß beim Körperzeugen die Einigung
vorwiegt, beim Aufgeklärten die Weisheit und beim Gläubigerlösten der Glaube,
das ist die Zuversicht zur Lehre. Man kann aber hierbei nicht wohl, sagt
abschließend Gotamo, einen von diesen Menschen für edler und weiter
vorgeschritten erachten als den anderen: denn jeder von ihnen mag, je nach
seiner Art, schon bei Lebzeiten das letzte Ziel zu erreichen imstande sein, oder
mag auch erst späterhin dazu gelangen. Wir haben da eine Verschiedenheit der
geistlichen Anlagen der Jünger zu merken.]
Sieben Neigungen: (anusaya)
Sieben Fesseln:
- Fessel der Willfährigkeit,
- Fessel der Gehässigkeit,
- Fessel des Vermeinens,
- Fessel des Zweifels,
- Fessel des Dünkels,
- Fessel der Daseinsbegier,
- Fessel des Nichtwissens.
Sieben der Mittel um Streitigkeiten aufzulösen,
um allenfalls aufgestiegene
Mißhelligkeiten auszugleichen, zu schlichten:
- Abweisung durch Gegenüberstellen,
- die Mehrheit,
- Abweisung durch Erinnern,
- Abweisung durch Entblöden,
- Annahme des Geständnisses,
- die schlimmere Weise,
- Gras darüber streuen (*107). -
Das sind, ihr Brüder, sieben Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner,
dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei
wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß
dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehen kann, daß es eben vielen
zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und
Heile für Götter und Menschen.
(*107) Die genaue Ausführung und Erklärung dieser sieben Ordensregeln ist der
Gegenstand der 104. Rede der Mittleren
Sammlung. Wie dort gehört auch hier die yebhuyyasikā vor den sativinayo. Eine Richtschnur, nach der der Mönch sein Betragen der Außenwelt
und ihren zahllosen Mißhelligkeiten gegenüber sich und den anderen heilsam
regeln kann, stellt SEUSE in seiner Lebensbeschreibung am Ende des 14. Kapitels
aus vier gleichartigen Grundsätzen zusammen:
Wenn man ihn zu der Pforte ruft, so befleißige er sich dieser vier Dinge:
zuerst, einen jeglichen Menschen gütig zu empfangen; sodann, sich kurz zu
fassen; das dritte, Trost ihm zu lassen; das vierte, unangehangen
wiedereinzukehren.